Was ist Crooning

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Was ist mit Crooning?
 
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Was ist mit Crooning?

Wie ist die Frage gemeint?

Crooning bedeutet folgendes: weich, schmachtend singen, summen..einen (meist balladesken) Song also möglichst weich, sentimental, fast surrend zu interpretieren. Im Grunde so etwas wie ein "Schnulzensänger", aber verankert in der amerkanischer Swing-Tradition ala Bing Crosby, Nat King Cole usw ...

Die meisten Crooner singen eher baritonesk und da reicht das Brustregister. Belten und soweiter wäre da schon zu laut, zu zickig und zu hart.

Ein paar wir Crosby haben aber auch recht weiches Falsett und setzen dies manchmal auch beim crooning ein.

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Wie ist die Frage gemeint?

Crooning bedeutet folgendes: weich, schmachtend singen, summen..einen (meist balladesken) Song also möglichst weich, sentimental, fast surrend zu interpretieren. Im Grunde so etwas wie ein "Schnulzensänger", aber verankert in der amerkanischer Swing-Tradition ala Bing Crosby, Nat King Cole usw ...

Die meisten Crooner singen eher baritonesk und da reicht das Brustregister. Belten und soweiter wäre da schon zu laut, zu zickig und zu hart.

Ein paar wir Crosby haben aber auch recht weiches Falsett und setzen dies manchmal auch beim crooning ein.

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Ja, sorry, die Frage ist ein bisschen kurz geraten. Aber schon mal vielen Dank für das Material, ich knüpfe daran mal an. Und zwar: Kann mal Croonen als eigenen Gesangstil bezeichen, im Sinne der oben angeführten Kategorien, oder ist es irgendwo dazwischen?
Ich frage so unbekümmert, weil ich mich zur Zeit mit Sinatra, Martin, Crosby, Vallee und den anderen 'Croonern' beschäfitge. Das 'Problem' bei der Nomenklatur "Crooning" ist, dass Sinatra in den 50ern - also der Swing-Sinatra ;) - fast in den Bereich des Belting geht. Die Crooner croonen also nicht unbedingt...
Bei Vallee finde ich das 20er-Jahre typische 'Knödeln und Wimmern' (sorry, aber ich finde das sehr passend), welches so gar nicht in die Gesangslehren unserer Zeit passen will. Ebenso scheint das Belting von Al Jolson ja ein anderes zu sein wie das von Christina Aguilera. Ich drösel diese Sachen gerade aus musikhistorischer Sicht auseinander. Vermutlich ist das Problem einfach auch nur ein begriffsgeschichtliches, man hat das damals so und so genannt, und es muss nichts mit der jetzigen Realität oder Gesangspraxis zu tun haben.
Falls Euch von sängerischer bzw, gesangspraktischer Seite was einfällt, bin ich über jeden Tip froh. (Hab selber keine Gesangsausbildung gehabt, ich schaue da also vom Laienstandpunkt drauf.)

Wenn Euch das alles OT geht, bitte melden, ich mach dann nen neuen Thread auf.


Grüße
Jerzy
 
Ich würde mal sagen: jeder Crooner croont auf seine Art und Weise

Beim Croonen kommt es wohl in erster Linie drauf, mit sanftem, wohlklingenden Gesang die Damenherzen höher schlagen zu lassen. Wie das jeder dann erreicht, bleibt ihm überlassen. Wie im richtigen Leben.

... man kann es eventuell als Stilistik, vielleicht soagtr noch eher als Genre bezeichnen, aber nicht unbedingt als Gesangstechnik.
 
Stilistik.
 
Ich würde es auch als Stilistik sehen, eine eigene Technik ist das nicht. Sie verbinden halt, wie antipasti oben schon aufführt, bestimmte Elemente miteinander, so dass ein schöner schnulziger Song rauskommt. Wobei die natürlich auch schnelle Songs gesungen haben, aber immer mit diesem Schmelz in der Stimme.
Und soweit ich weiß haben die Crooner ja auch dafür gesorgt, dass sich die Mikrofonverstärkung durchsetzte. Einer der ersten Crooner (war es Vallée?) soll ja angeblich mit einem Lungenschaden aus dem 1. WK zurückgekommen sein und konnte deswegen nicht mehr so laut singen... Auf jeden Fall wurde es durch das Mikro erleichtert, leise Töne zu singen, da man sich ja keine Sorgen mehr machen musste, ob am Ende des Saals auch noch was ankommt. Dafür hat ja die Verstärkung gesorgt.
 
Hi Ferushan,
Vallée hatte für seine Auftritte auch eine selbstgebastelte Flüstertüte, durch die er gesungen hat. Ob das mit dem 1. WK stimmt, wage ich zu bezweifeln. Er soll nur 41 Tage im Dienst gewesen sein, weil er sein Alter gefälscht hat ;) (...sagt die engl. Wiki zumindest).
Neben der Mikrofonierung (auf der Bühne) war auch das Radio ein entscheidender Faktor für die Bekanntheit der Crooner. Rudy Vallée hatte recht bald eine eigene Radio-Show, so weit ich weiß, die erste Radio-Variety-Sendung überhaupt (...behauptet seine Witwe zumindest).
Die Sache mit dem Mikro ist immer ein bisschen zweischneidig, einerseits hat es die Stilrichtung gefördert, anderseits den Sängern imagemäßig geschadet. Crosby bspw. ist immer ganz versessen darauf gewesen, zu zeigen, dass er auch ohne Mikro singen kann. Er fand das Label "Crooner" eh doof und wollte lieber mit Jazz in Verbindung gebracht werden.
Warum ich aber eigentlich auf das Croonen als Technik gekommen bin, sind eine Reihe an Büchern, Artikeln und anderen Aussagen aus der Zeit, dass das Croonen der Stimme schaden würde, schlecht für den Charakter wäre usw. Zudem habe ich mich in letzter Zeit mit einer Gesangsprofessorin darüber gestritten, die ganz genau wusste, wie Croonen geht. Max Raabe würde bspw. croonen, naja...

@antipasti: Ich finde Deine Definition in ihrer Einfachheit absolut genial :D Hat mir sehr beim Gedankenordnen geholfen.
 
Ja, das war eh mehr so ein Gerücht. :) Aber ich finde es ein nettes.
Naja, dass die Gesangstechnik/-stilistik der Unterhaltungsmusik gerne mal als stimmschädlich eingeordnet wird (obwohl es ja quatsch ist), davon sind wir ja heute noch nicht befreit. Leider! Aber dass Croonen schlecht für den Charakter sein soll *grins*!
Findest du nicht, dass Max Raade croont? Ich denke schon, dass der auch diesen Schmelz in der Stimme hat. Allerdings gehts mehr so in Richtung Comedian Harmonists als Crosby u. Co. Schon allein, weil er kein so baritonales Timbre hat.
Und mit Gesangsprofessorinnen habe ich auch so meine Erfahrung gemacht - ich habe meine Diplomarbeit über Belten geschrieben. Oberflächlich sind sie alle interessiert und hintenrum unbelehrbar. Und einer sagte: "Wie schön, dass es jetzt in der U-Musik auch etwas gibt, was man unterrichten kann." - Kein Kommentar...
 
Max Raabe -- hmmm.

Für mich ist crooning - wie oben schon erwähnt - eng mit der amerikanischen Unterhaltungsmusik verknüpft und nicht nur anhand bestimmter Klangparameter auf Deutsche Verhältnisse übertragbar.

Würde man Crooner übersetzen, wäre das wohl em ehesten mit "Schnulzensänger" getan. Was aus deutscher (Pop)musiktradition eher in Richtung Schlagersänger ala Roland Kaiser/Howard Carpendale ginge. Was allerdings musikalsch gesehen wiederum was ganz anderes ist.

Max Raabe wäre mir für einen "echten" Schnulzensänger zu speziell, zu schrill und zu selbstironisch. Auch zu feminin.

Zudem sollte ein Crooner nach meiner Definition immer eher natürlich und warm klingen. Wie jemand, dem man - als Frau - in warmer Sommernacht, den Kopf an die Schulter gelehnt, seine intimsten Geheimnisse ausplaudert -während er verständnisvoll den Arm um sie legt und vor sich hinsäuselt ;)

.. während jemand wie Max Rabbe ja doch eher wie ein klassisch ausgebildeter Sänger daherkommt. Auch mit akkurater, steifer und unterkühlter Körpersprache. Fast militärisch.

Klingt alles ein wenig sexistisch und nach klassischen Rollenbildern, was? Aber bedenken wir, dass der Begriff in einer anderen Zeit geprägt wurde. Und soweit ich informiert bin, gibt es den Begriff nicht für weibliche Sängerinnen (korrigiert mich zu Not) ... also erwarte ich bei einem Crooner auch durchaus konventinelle maskuline Attribute, wie beispielsweise einen braitonesken, beruhigenden Stimmklang, die vermittelt: mach dir keine Sorgen, Schatzi, ich hab alles unter Kontrolle, ich beschütze dich und bin trotzdem ein echter Romantiker und voll netter Kerl.
 
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Dem Post von antipasti kann ich mich nur anschließen.

Zu weiblichen Croonern fällt mir momentan nur Marlene Dietrich (mit Burt Bacharach in Las Vegas) ein. Sie geht wohl mehr Richtung Tenor ;)
Interessant ist, dass in manchen Songs das Objekt der Begierde ganz dezidiert die Frauen sind... zumindest in den Songs, keine Ahnung wie sie privat drauf war.

@Ferushan: Tja, wenn Unwissenheit auf Ignoranz stößt. Lehrmeinungen werden ja nicht revidiert, sie sterben aus.
 
Ich habe den Begriff "Crooner" in der Jazzliteratur immer als Gegensatz zum "Shouter" in Erinnerung. Beide Begriffe entstammen der Schlager/Swing/Jazz-Welt der 20er Jahre. "Crooner" sangen eine Melodie sehr gerade, ohne jazztypische Verzierungen, ohne Improvisation, immer hart an der geplanten Melodie. Ein improvisatorischer Personalstil war nicht gefragt.

Die Tin-Pan-Alley-Songs waren das Repertoire der Crooner. Z.B. der frühe George Gershwin arbeitete als Werbepianist für einen Musikverlag auf der Tin Pan Alley; seine frühen Songs sind vom Crooner-Ideal beeinflusst. Der Gegensatz war der "Shouter", der mehr Blues fühlt und singt und dementsprechend freier mit einer Melodie umgeht. Er stellt seinen Personalstil in den Vordergrund.

Soweit zumindest, soweit mich mein Gedächtnis nicht trügt, meine Erinnerungen an diverse jazzhistorische Literatur. Bei Gelegenheit schaue ich noch mal nach bei "Jazz-der Sound des 20.Jahrhunderts", da war AFAIK das ähnliche beschrieben.

Harald
 
Vielen Dank für den Hinweis zum Repertoire. Stimmt, das ist auch wieder ein Aspekt, der die "Crooner" von anderen "Schnulzensängern", anderen europäischen Phänomenen wie dem Chansonnier oder anderen männlichen Sängern abhebt.
Die Anmerkung zum "Shouter" ist interessant, obwohl der Begriff mir bei der Recherche noch nicht über den Weg gelaufen. Kann aber auch sein, dass ich das übersehen habe... Wenn in der Literatur ein Gegenpol hergestellt wird, dann zum Belting, wie Al Jolson. Aber nun wissen wir ja, dass man das gar nicht so recht vergleichen kann: Belten ist ja 'ne Technik und Croonen scheint das gerade nicht zu sein. :gruebel:
 
Einer der Shouter, der sich aus der frühen Zeit "rübergerettet" hat, war Joe Williams in der Count Basie Big Band.


Edit:
Joe Williams wird in der Jazz-Literatur auch als (Blues-)Shouter beschrieben, also den Begriff gibts es sehr wohl.
 
@haraldS


Danke für die Definition. War mir gar nicht klar, dass ausgerechnet der Begriff "Shouter" auch aus der Jazz/Swing/Blueswelt stammt.
 
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