Ist ausdrucksstarker Gesang überhaupt erlernbar oder Teil der Persönlichkeit?

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Dave1978
Dave1978
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EDIT by antipasti: dies ist ein OT-Teil eines anderen Threads ("wie klinge ich interssanter"). DA das Thema an sich aber nicht uninteressant ist, kann hier weiter diskutiert werden

Nette Anleitung für Schauspieler. Einfacher und wertvoller wäre es, man drücke sich einfach so aus wie man sich fühle und gebe den Leuten etwas echtes von sich.

Ich muss an dieser Stelle auch nochmal weiter ausholen. Ich hab mich hier ein wenig durch das Forum gelesen und finde es erschreckend und erstaunlich, wieviel Anleitung und Hilfestellung manche Leute für soetwas einfaches wie singen benötigen.

Da wird der Schlüssel zum Gesang in der Gesangstechnik gesucht, Gefühle sollen durch Autosuggestion erzeugt werden und es wird nicht mit einer Silbe erwähnt, dass der beste Lehrer das Leben selbst ist.

Und seine Stimme solle man zwar verschenken, aber gleichzeitig alles tun sie zu behalten. Hallo?
Wenn ich an einem Abend meine Stimme verschenke (!), dann in dem Wissen darum, dass sie vielleicht nicht mehr zurückkommt. Das ist die Bedeutung von schenken! Kunst ist an Leidenschaft gekoppelt! Und Gesang ist trotz Casting-bedingter Verwässerung in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch eines der direktesten und wertvollsten Mittel des künstlerischen Ausdruckes.

Solche Dinge über ein Forum lernen zu wollen ist so statisch, unangemessen rational und diletantisch wie nur irgendwas. Ich versteh das alles nicht. Wieso nicht den PC ausmachen und selber machen? Selbstreflektion statt Google und Musiker Board!

Ich werde in diesen Abschnitt des Forums auch nicht mehr reinschauen ...mich macht sowas krank...
 
Eigenschaft
 
Nette Anleitung für Schauspieler. Einfacher und wertvoller wäre es, man drücke sich einfach so aus wie man sich fühle und gebe den Leuten etwas echtes von sich.
Wohl dem, der das kann. Je nach dem, als welche Art von Sänger man tätig ist, sollte man aber auch in der Lage sein, Gefühle auszudrücken, die man selbst nicht gerade fühlt.

Ich muss an dieser Stelle auch nochmal weiter ausholen. Ich hab mich hier ein wenig durch das Forum gelesen und finde es erschreckend und erstaunlich, wieviel Anleitung und Hilfestellung manche Leute für soetwas einfaches wie singen benötigen.
Singen ist also einfach. Das ist also der Grund dafür, dass man hier immer wieder liest "bei uns kann keiner Singen, ich musste daher, klingt es arg scheiße?", dass die besten 10 aus 30 000 DSDS-Teilnehmern immer noch nicht die Töne treffen, dass die Sänger/innen immer die Stars sind, während der Rest austauschbar ist?

Da wird der Schlüssel zum Gesang in der Gesangstechnik gesucht, Gefühle sollen durch Autosuggestion erzeugt werden und es wird nicht mit einer Silbe erwähnt, dass der beste Lehrer das Leben selbst ist.
Gesangstechnik ist kein Selbstzweck, sollte es einem aber ermöglichen, das auszudrücken, was man ausdrücken will. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und seine Stimme solle man zwar verschenken, aber gleichzeitig alles tun sie zu behalten. Hallo?
Wenn ich an einem Abend meine Stimme verschenke (!), dann in dem Wissen darum, dass sie vielleicht nicht mehr zurückkommt. Das ist die Bedeutung von schenken! Kunst ist an Leidenschaft gekoppelt! Und Gesang ist trotz Casting-bedingter Verwässerung in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch eines der direktesten und wertvollsten Mittel des künstlerischen Ausdruckes.
Das ist doch eine völlig verantwortungslose Aussage. Hier gibt es doch jede menge Jugendliche, die eine Band machen wollen und sich hier Rat suchen. Die sollen ihre Stimme also verschenken und sich den Rest ihres Lebens versauen? Sich jede Menge Berufs- und Lebenschancen selbst nehmen? Was will man denn im Leben machen, ohne Stimme?
Solche Dinge über ein Forum lernen zu wollen ist so statisch, unangemessen rational und diletantisch wie nur irgendwas. Ich versteh das alles nicht. Wieso nicht den PC ausmachen und selber machen? Selbstreflektion statt Google und Musiker Board!
Das ist der einzig vernünftige Teil des Postings. Ich verstehe aber nicht, warum bei jedem Instrument anerkannt wird, dass man da üben muss und Technik braucht, bei Gesang soll alles so gehen.

Gruß,

SingSangSung
 
1. Ja, singen ist einfach. Aber die meisten Leute wollen klingen wie irgendwer, anstatt sich selbst erstmal ausreichend kennenzulernen.
Imitation ist hingegen ein schweres Gebiet, wird aber meist bevorzugt.

2. Zum Thema Gesangstechnik bin ich zwiegespalten. Manchem mag es nützen, einigen - vor allem Individualisten - schadet es gar, die meisten aber bewerten es über. Gesangstraining kann nichts neues erschaffen, sondern nur auf das vorhandene einwirken. In welcher Form auch immer...

3. Verantwortung und Vernunft sind wunderschöne Tugenden, haben aber in der Kunst nichts verloren. Kunst ist ohne Leidenschaft, Grenzüberschreitung und Opferbereitschaft nichts wert. Diese Ansicht vertrete ich vor einem 40jährigen, wie vor einem 14jährigen, weil es meine absolute Überzeugung ist. Ob die Zeitgeistmoral das nun gutheissen mag, oder nicht.

4. Wie gesagt vertrete ich die Ansicht, dass in jedem Menschen das Potential steckt, seine Stimme künstlerisch einzusetzen. Nicht jeder ist hingegen für wohlklingenden Gesang geschaffen. Warum auch? Ein dissonanter Mensch kann seiner Stimme schlecht offenen Herzens Harmonie entlocken (höchstenfalls als Ausdruck der Sehnsucht), aber es mag durchaus interessant - wenn auch polarisierend - sein, die persönliche Ausdrucksform eines solchen Menschen kennenzulernen.

Wichtig ist - und das möchte ich als Merksatz verstanden wissen - dass eine Person, die am Mikro steht, einen Grund dafür haben sollte. Und wer so leer ist, dass er im Forum fragen muss, was er da oben auf der Bühne nun machen soll, der braucht kein Gesangstraining, sondern eine aufrichtige Grundlage für sein Schaffen.
 
Und wer so leer ist, dass er im Forum fragen muss, was er da oben auf der Bühne nun machen soll, der braucht kein Gesangstraining, sondern eine aufrichtige Grundlage für sein Schaffen.

Deine Ansichten teile ich tendenziell durchaus und finde sie ansatzweise klug und richtig.
Manche möchten aber gerne einfach nur Sänger sein, keine Künstler, keine Persönlichkeiten... und dennoch Ausdruck haben... und das kann man tatsächlich auch lernen. Auch wenn das nie authentisch wird, kann man damit Karriere machen.

Ansonsten: könntest Du Dir in Zukunft sparen - ähnlich wie Du es auch schon im "Performance-Thread" getan hast - Menschen, die in ihrer persönlichen Entwicklung und ihrer künstlerischen Identität noch nicht so gefestigt sind wie Du, den Wind aus den Segeln zu nehmen?

Scheinbar gibt es ja für manche Fragen einen Klärungbedarf. Das musst Du nicht mögen, aber Dein Unverständnis auch nicht an jeder Ecke ablassen. Dafür muss tatsächlich niemand Lebenszweit vorm PC verschwenden.

... sonst wird Dich hier niemand vermissen. Was schade wäre, da Du ja eigentlich schon was zu sagen hast....
 
Wieso soll ich die Entwicklung von Auch-Sängern fördern? Damit die uns am Ende vom TV entgegengrinsen und von der Öffentlichkeit als die vokalakrobatische Elite angesehen werden? (letztens habe ich eine wundervolle Künstlerin in der Kölner Innenstadt singen sehen, welche nach einem Song von 2 Bauern dazu "ermutigt" wurde mit ihrer Stimme doch zu "Deutschland sucht den Superstar" zu gehen)?

Damit später irgendwelche seelenlosen Platten von Leuten veröffentlicht werden, die besser Fan als Musiker bleiben hätten sollen und den Wert der Musik im allgemeinen durch unrelevanten, den Markt überschwemmenden Output hinunterziehen?

Damit ich fassungslos mitansehen muss, dass irgendwann eine zweite Sarah Connor im TV zum besten gibt, das Original(!) von Guns 'N Roses ("Knocking On Heavens Door") sei unerreichbar?

Du sagst es ginge um Leute die menschlich und künstlerisch "nicht so gefestigt" sein. Sorry... aber hier stehen Fragen, die ich selbst mit 14 nie gestellt hätte. Musik hat soviel damit zu tun, Dinge instinktiv "richtig" zu machen. Egal in welcher Entwicklungphase.

Wenn hier stünde "wie kontrolliere ich die überschwenglichen Gefühle beim Musik machen", wäre das ein Thema gewesen, bei dem ich mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätte. Aber bitteschön... nicht "wie bekomme ich Gefühl in die Stimme". Das ist doch fürchterlich...
Und nur weil es ebensoviel Leute gibt, die sich derlei Bedürfnissen "professionell" annehmen (ich hab schon Gesangslehrer gehört, wo sich einem die Nackenhaare aufstellen) wie es Nachfrage gibt, macht den ganzen Vorgang nicht besser.

Niemand, wirklich niemand, erzählt angehenden Sängern Dinge, die wirklich wichtig sind. Wenn gefragt wird, wie man die Stimme "rauh" bekommt wird von gesangstechnischen Ideen bis hin zum Einsatz von VST-Plugins alles in Erwägung gezogen, aber nicht vermittelt, dass eine rauhe Stimme meist ein rauhes Leben zur Grundlage hat.

Es soll Gefühl in der Stimme sein? Herrgott...dann geht raus in die Welt und erlebt was! Macht euer Leben zum grossen Kino, dann kommt die Mitteilsamkeit von ganz alleine!

Und wenn der Wunsch nach grossem leben und erleben nicht von entsprechender Dimension ist, dann ist der Wunsch nach kreativem Schaffen von falschen Motiven geprägt! Wo soll denn die Inspiration herkommen? Vom Musik hören alleine? Von irgendeinem diffusen Wunsch auch mal im Rampenlicht zu stehen (meist ohne die Folgen konsequent zu Ende zu denken)?

Es gibt soviel gross produzierte Musik da draussen, die in ihrem Wesen klein ist. Soweit kann man es als talent- und kunstfreier Mensch druchaus bringen. Es gibt auch Leute die sowas toll finden. Low Life unter sich. Aber ohne meine Zustimmung und diese Meinungsäusserung nehme ich mr heraus. Ihr werdet ja trotzdem alle brav zum Gesangsunterricht gehen, lernen schlecht zu schauspielen und auf der Bühne mit grossartigem Entertainment wie "jetzt mal nur die linke Seite und jetzt die rechte Seite" begeistern. Ich freu mich schon darauf...
 
Hallo Dave,
ich habe am Wochenende einen Gesangsworkshop für Anfänger gegeben. Nein, da waren keine Möchtegern-Castingstars, sondern gestandene Leute jenseits der 30, auch nicht unbedingt mehr auf eine Bühne erpicht. Sie wllten einfach ihre Stimme verbessern. Weil sie gerne singen, aber nicht wissen, was man mit seiner Stimme alles machen kann. Und natürlich ging es auch um die Frage: "Wie bringe ich Ausdruck und Lebendigkeit in meinen Vortrag?" Und selbstverständlich gibt es technische Tricks und Tipps auf dem Weg dahin. Fühlen und interpretieren muss letztendlich jeder selber seinen Song - aber auf dem Weg dahin kann man unerfahrenen Sängern so einiges zeigen. Und, nein, schön muss es nicht klingen, aber lebendig und nicht heruntergeleiert.
Es ist ja schön für Dich, wenn Du eine Naturbegabung bist, und ich glaube auch nachvollziehen zu können, was Du meinst. Verstehen tu ich´s trotzdem nicht .... ;)
schöne Grüße
Bell
 
Du sagst es ginge um Leute die menschlich und künstlerisch "nicht so gefestigt" sein. Sorry... aber hier stehen Fragen, die ich selbst mit 14 nie gestellt hätte. Musik hat soviel damit zu tun, Dinge instinktiv "richtig" zu machen. Egal in welcher Entwicklungphase.

Es geht hier einfach nicht um die Definition dessen, was Kunst ist, was Ausdruck ist, was gut ist und was schlecht ist. Das ist ein Thema fürs Off-Topic-Forum. Es geht lediglich um, die Frage, ob es auch technische Ansätze gibt, seine Stimme zu gestalten.


Wenn jemand eine Technik lernen will, mit der er jemanden anders imititiert, dann darf er in einem Forum für Gesangtechik gefälligst auch fragen, wie man das eventuell hinkriegen kann. Es muss nicht jeder Sänger und Musiker ein unverwechselbares Original sein.

Mit 14 hätte ich jeden Satz von Dir unterschrieben und gefeiert. Mittlerweile weiß ich , dass Kunst auch von Können kommt und nicht nur Expressionismus der eigenen Egozentrik sein muss. Anfang der Achtziger durfte jeder Kunst machen, was uns so glorreiche Erscheinungen wie die Einstürzenden Neubauten bescherte. Wir durften teilhaben an ihrer Definition von Kunst und ihrer Gefühlswelt - und ihrer Talentfreiheit. Ist aber OK... darf es geben, aber:

Manchmal bzw manchen macht es Freude und berührt, jemanden einfach nur gut singen zu hören. Seine Seele und was er dabei fühlt und was für ein Leben er hatte ist mir dabei kackegal. Deswegen sehe ich übrigens sehr gerne DSDS :)

Du hast Deine Ansichten zu Kunst, Ausdruck, Performance und Gesang nun mehrfach geäußert und jeder kann sie nachlesen. Obwohl Du selbst dabei immer wieder anmerken musstest, dass diese Diskussion in einem Forum Quatsch sei, hast Du Dich gerne immer wieder eingebracht.

Da wäre es doch eigentlich jetzt nur konsequent, wenn Du folgende Ankündigung von Dir selbst mal umsetztest. Das würde sowohl Deine eigene Glaubwürdigkeit unterstützen - und alle anderen können wieder Topic werden:

Ich werde in diesen Abschnitt des Forums auch nicht mehr reinschauen ...mich macht sowas krank...
 
Anfang der Achtziger durfte jeder Kunst machen, was uns so glorreiche Erscheinungen wie die Einstürzenden Neubauten bescherte. Wir durften teilhaben an ihrer Definition von Kunst und ihrer Gefühlswelt - und ihrer Talentfreiheit.

Ist zwar wieder off topic, aber: :great:
Und das Schlimmste war, dass man die Neubauten damals auch noch gut finden MUSSTE.
 
Meine Ankündigung setze ich in die Tat um, wenn ich das Gefühl habe hier fertig zu sein.

Obwohl Du selbst dabei immer wieder anmerken musstest, dass diese Diskussion in einem Forum Quatsch sei, hast Du Dich gerne immer wieder eingebracht.

Hier lieferst du mir gerade einen weiteren Grund Internetdiskussionen scheisse zu finden. Jetzt versuchst du daraus einen Widerspruch zu stricken, obwohl ich mich über euere Art und Weise euch hier auszutauschen von einem distanziertem Standpunkt aus betrachtet habe, während dir dabei sehr bewusst ist, dass du dich hiermit eines rein rethorischen Mittels bedienst.

Mittlerweile weiß ich , dass Kunst auch von Können kommt und nicht nur Expressionismus der eigenen Egozentrik sein muss.

Was du nicht alles weisst. Vermutlich erkennst du Haikus somit auch nicht als Gedichteform an und verstehst nicht warum Fotografie Kunst sein kann, wenn doch jeder auf seiner Digitalkamera abknipsen kann, nicht wahr?


Manchmal bzw manchen macht es Freude und berührt, jemanden einfach nur gut singen zu hören. Seine Seele und was er dabei fühlt und was für ein Leben er hatte ist mir dabei kackegal. Deswegen sehe ich übrigens sehr gerne DSDS

Ja, es ist schon wirklich grossartig und sehr bewegend, wenn naive Dorftrottel und halbfertige Sänger mit kapitalistischen Beweggründen Gesang als Volkssport präsentieren und unter Leistungsdruck irgendwelche Songs verhunzen, die zumeist im Original schon nicht viel besser waren.
Gut, dass wir da derselben Meinung sind.



Und das Schlimmste war, dass man die Neubauten damals auch noch gut finden MUSSTE.

Das is auch so ein Ding. Wie kann man sich sozial nur so vereinnahmen lassen etwas gut finden zu "müssen"? Entweder du magst es oder du magst es nicht. Punkt. Speziell als Musiker sollte man in der Hinsicht konsequent sein.


Abschliessend eine kleine Gute-Nacht Lektüre für die noch nicht komplett vergifteten:

Was es mit dem "Künstlerblick" auf sich hat

Der "Künstlerblick" ist eine spezielle Sichtweise, ein spezielles erleben und verwerten von Eindrücken. Es ist ein zusätzlicher Sinn, dessen Aktivierung massgeblich von Charakter, Lebensweise und Erfahrungen abhängt.

In sämtlichen Bereichen der Kunst bewegen sich eine Menge Leute, denen dieser spezielle Blick fehlt. Diese tun sich dann meist auch sehr schwer die Nuancen herauszufiltern, was ein Bild; ein Lied oder ein Gedicht speziell macht. Sie hören sehr wohl die Spieltechnik eines Gitarristen, aber nicht den Ton. Sie interessieren sich für die Metrik eines Gedichtes, finden aber keinen emotionalen Zugang zum Inhalt. Kunst spielt sich für solche Menschen auf einer rationalen und greifbaren Ebene ab.

Wer nun brav aus dem Fundus des erlernbaren schöpft, ist mit Sicherheit ein fleissiger Mensch, aber das macht ihn lange noch nicht zum Künstler.
Mag sein, dass es Leute gibt die lieber auf analytischem Wege Zugang zu künstlerischen Ausdrucksformen suchen, für die Kunst ein spielen mit erlernbaren Mittel ist, aber letztlich ist das eine unbeholfene und mühevolle Art und Weise mit der Unzulänglichkeit umzugehen, Talent nicht in die Wiege gelegt bekommen zu haben und Unfähigkeit zur Kreativität sowie Inspirationslosigkeit zu kompensieren.

Das enorme Fachwissen eines Kunstschaffenden ohne Künstlerblick ist sein Kapital. Man findet ihn allerorts wo es was zum quatschen - oder besser - kritisieren gibt. Mancher schafft es durch Fleiss und unermüdlichen Perfektionismus gar zu einer gewissen Reife in seinen Werken. Dieser Perfektionismus ist quasi die Rache des arbeitenden Kunstschaffenden am Künstler und findet durchaus seine Liebhaber, da Handwerk ja ein leicht zu beurteilendes Kriterium für Kunst ist, während die allgegenwärtige Frage, was Kunst denn nun noch ausmache, weiterhin in der Philosophie beheimatet bleibt.

D.I.A.T.
 
Was du nicht alles weisst. Vermutlich erkennst du Haikus somit auch nicht als Gedichteform an und verstehst nicht warum Fotografie Kunst sein kann, wenn doch jeder auf seiner Digitalkamera abknipsen kann, nicht wahr?

Bleib bitte ähnlich sachlich, wie Du es zu Beginn auch warst, dadurch wirkst Du überzeugender. Argumente und Ansichten zu einem Thema zu äußern, ist eine Sache. Spekulationen über eine Person anzuführen, eine andere.

Aber dennoch zu Deiner Vermutung:

Nein, ganz anders: Um es auf das alte Thema zu beziehen, könntest Du genauso fragen:

"Du verstehst bestimmt nicht, warum Musik Kunst sein kann, wo doch jeder mit ner billigen Gitarre und drei Akkorden einen Song schreiben kann, oder? "

Kunst ist - wie Du selbst sagst - an Leidenschaft gekoppelt. Daher sollte es wurst sein, welchen Mediums man sich dabei bedient und auf welche Art man sich ihr nähert.... du drückst es in Deiner Signatur sehr treffend aus:

Musik ist mehr als Handwerk ("mehr" schließt nicht aus, dass Handwerk zumindest ein Teil davon ist), Equipment aber nicht mehr als Werkzeug (haargenau)

Die billige Digitalfotografie gibt theoretisch jedem die Möglichkeit, ein Foto-Künstler zu sein - ohne lang erworbenes Handwerk und teures Equipment. Sie ist der Rock n Roll, der Punkrock der Bildkunst. Man muss nicht studiert haben, es kommt nicht auf die Technik und Theorie an, sondern nur auf das, was der Künstler sieht und festhalten möchte. Die klassische Fotokunst dagegen setzt ein enormes Wissen voraus, genau wie die klassische Gesangstechnik. Unerfahrene Fotografen fragen deswegen bestimmt auch gerne mal: "wie bringe ich mehr Ausdruck in meine Fotos, wie mache ich sie interessanter?" Was würdest Du ihnen antworten?

Dennoch möchte ich Dich bitten, Dich noch mal auf ein Argument zu beziehen, was öfter schon genannt wurde. Ansonsten bleibt die Diskussion festgefahren und eingleisig. Zumal ich Dir in den Grundgedanken zum Tema ja gar nicht widerspreche.

In den Diskussionen geht es aber eher um was anderes:

Du äußerst Dich im Wesentlichen immer wieder über Deine Ansicht zu Kunst und wie man sie zu erlernen hat. Nicht jeder Sänger aber möchte ein Künstler sein, und manch ein Fotograf will einfach nur ansprechende, handwerklich solide Hochzeits- oder Konfirmationporträts machen. Soche darf es auch geben. Denn nicht für jeden Anlass brauche ich einen Künstler. Oft tuts ein reiner Dienstleister.... wie schrecklich wäre es, wenn jede Tanz- und Hochzeitsband ihren eigenen Kunstauftrag erfüllen wollten...

Du hast zwar erwähnt, dass Du solche Sachen nicht unbedingt unterstützt. ABer wie kann man so ein Problem damit haben? Die neurotischen 80er und 90er waren voll mit Künstlern. Jede Thekenbedienung war eigentlich Künstller. Jeder auf der Suche nach sich selbst - bisse dann 40 sind und schnell ein paar Bälger zeugen, weil s mit der Kunst dann doch nicht geklappt hat. Schön doch, dass es jetzt wieder Leute gibt , die einfach nur was richtig können und sich damit durchsetzen wollen. Scheiß auf die Kunst - von irgendwas muss man heutzutage wieder leben... übergangsweise studieren bis 50 ist ja doch teurer geworden...

Was ist nun Dein Problem damit? Dass nur Menschen sich mit Musik, Malerei, Fotos etc. beschäftigen dürfen, die damit ein rein künstlerisches Ziel verfolgen? Ist es so schlimm, in einem Forum nach den rein technischen und handwerklichen Aspekten, die es neben dem Talent und dem Ausruck seiner selbst nunmnal gibt, zu fragen?
 
Ich weiss gar nicht, ob ich mich an dieser Diskussion wirklich noch beteiligen will bzw. ich kann den Sinn darin nicht so ganz erkennen.... ich bin nicht so elitär eingestellt wie Dave1978, und außerdem weiss ich, dass man einen emotionalen Zugang zum Gesang sehr wohl lernen kann - mit Hilfe bestimmter Techniken und Bilder zum Beispiel, die einem dabei helfen, Blockaden aufzuspüren, mit Stimmfarben zu experimentieren etc . Und jeden, der lernen möchte, seinen Gesang lebendiger zu gestalten, als untalentieretn Deppen hinzustellen, der kein Recht hat, an der echten, wilden Kunst teilzuhaben, das ist ... na ja... ich find´s etwas gymnasialschülermäßig-überheblich.
Bei meinen Schülern geht es zum Beispiel überhaupt nicht um Imitation oder Abklatsch. Und ich lege Wert darauf, dass die Leute klingen wie sie selbst. Aber viele Menschen sind emotional gehemmt, oder sie haben ihre Gesangsstimme seit Jahren nicht mehr gebraucht, kennen sie vielleicht überhaupt nicht. Oder sie singen öffentlich, brauchen aber eine bessere Technik, damit sie dies auch in Zukunft tun können.
Ich habe übrigens während meiner eigenen Gesangsausbildung so einiges Wertvolles bezüglich Ausdruck und Emotion gelernt.
Es geht doch auch gar nicht darum, dass jeder, der singen will, ein geborener Künstler oder ein herausragendes Talent sein muss. Lernen kann er trotzdem eine Menge - mitunter so viel, dass er/sie Geld dafür bekommt. Und es nicht schlechter macht als so mancher selbst ernannte Künstler.
schöne Grüße
Bell
 
Moin,

wow... da bin ich doch mal wieder klüger geworden [zweiten Teil des Satzes habe ich nach ein bisschen Überlegen editiert, falls sich jemand wundern sollte, dass der auf einmal fehlt]. Denn ich bin dann wohl auch eine Nicht-Künstlerin, da ich der Meinung bin, dass erstmal die Technik da sein muss und man dann am Ausdruck von Emotionen, am Einbringen der Persönlichkeit arbeitet. Dass sich das natürlich überschneidet und zum großen Teil parallel läuft, liegt wohl in der Natur der Sache. Ich will mich auch nicht auf irgendwelchen Bühnen tummeln, ich habe einfach Spaß an Musik und wollte wissen, was man mittels Technik aus einer leidlich gute Stimme und einem einigermaßen ausgeprägten musikalischen Gehör machen kann.

Der Ausdruck von Emotionen ist m. E. eine Sache, die man nicht schematisieren kann. Manche Leute können von jetzt auf gleich aus sich heraus gehen, andere (zu denen ich wohl gehöre), brauchen ein Weilchen und ein bisschen festen Boden unter den Füßen. Soll heißen: jetzt, wo mittlerweile die Technik besser wird, schaffe ich es auch eher, meine Emotionen in ein Lied einzubringen. Von daher finde ich es auch absolut legitim nach Möglichkeiten zu fragen, wie man sich den Schritt, in die Emotionalität erleichtern kann.

Gleiches gilt für Kunst. Gibt es denn einen klaren Punkt, wo Kunst anfängt? Ich bin der Meinung, dass Kunst ebenso individuell ist, wie der Ausdruck von Emotionen. Der eine findet ewas absolut dämlich, ein anderer jedoch ganz super.

Du sagst, das Leben sei der beste Lehrer und da gebe ich dir auch Recht. Nur ist es immer die Frage, was es einen lehrt bzw., wo und wie man das Gelernte auch um- und einsetzen kann.
 
Ich versuch es nochmal andersum:

Mit Unterricht und Übungen verliert man seine vom Leben vorgebene Stimme nicht automatisch.

Hör Dir doch mal den Boarduser Whych und seine Gothic-Band Crystal Crow an: Er ist durch Gesangsunterricht auch nicht zu einem Alexander Klaws mutiert.... er hat sein naturgegebenes Spektrum einfach nur erweitert...
 
Mir fällt da noch ein Zitat aus "Wilhelm Meisters Lehrjahre" ein:

Goethe schrieb:
Die Höhe reizt uns, nicht die Stufen. Den Gipfel im Auge, wandeln wir gerne in der Ebene.

Wenn Kunst mehr als ein Handwerk ist, ist das Handwerk, das Erlernbare, immer noch ein unverzichtbarer Bestandteil. Das Können sollte den Ansprüchen angepaßt werden, und wenn man an seine Grenzen stößt, müssen gegebenfalls die Ansprüche dem Können angepaßt werden.

Ob nun Wunsch und Talent dahin gehen, kommerziellen Erfolg, künstlerische Bedeutung oder einfach nur Spaß zu haben, bleibt jedem selbst überlassen. Auch unaufdringlicher Dilettantismus kann eine Bereicherung sein, während verkannte Genies selten glücklich werden.
 
Hallo,

Technik in jedem Sinne, also Gesangstechnik, Instrumentale Technik oder eben auch "Equipment" sollten dazu dienen, das auszudrücken, was man ausdrücken will.

Wenn man genau weiß, was man ausdrücken will und wie man es will, aber es einfach nicht kann, dann muss man an seiner Technik etwas ändern.

Wirkliche Originalität erreicht man durch Technik alleine natürlich nicht. Dennoch ist es sogar so, dass eine gewisse Technik durchaus auch für sich genommen ihren Reiz hat. Immer schon hat es Technische "Bravourstücke" gegeben (z.B. Chopin-Etüden, Pagannini-Carpicen), die einfach beeindrucken sollen. Das ist zwar keine Kunst, aber solides Handwerk, und daran kann man sich auch erfreuen.

Mal ein einfaches Beispiel: Wenn man singenderweise den Ausdruck "schön, stark, energiegeladen, positiv, Nackenkribbeln" ausdrücken will, dann wird man wohl dafür einen hohen, lauten, klaren, schönen Ton nehmen. Wenn man den nicht singen kann, dann kann man dies nicht ausdrücken, zumindest nicht auf diese Weise.

Wenn man singenderweise ausdrücken will, wie beschissen es einem geht, dann kann man natürlich rumbrüllen, und es wird um so überzeugender sein, je weniger man daran denkt, ob das evtl. der Stimme schadet, und je mehr man wirklich mit Überzeugung dahinter steht. Man kann das aber auch ohne rumbrüllen ausdrücken - auf eine andere Art und Weise natürlich.

Man kann aber auch so viel Technik haben, dass man diese in den Vordergrund stellt und den "richtigen" Audruck darüber vergisst. Dann kann es immer noch solides Handwerk sein, aber das gewisse Etwas fehlt dann.

Ich klammere mal den ganzen Bereich Shouten & Growlen aus, davon habe ich keine Ahnung. Abgesehen davon wollen ganz viele, die hier nachfragen, ganz "normale" Melodien singen können. Bei dem Status, die viele Darbietungen zunächst haben, braucht es zunächst mal Technik. Erst wenn die da ist, lohnt es sich, sich über die "große Kusnt" Gedanken zu machen.

Viele Grüße,

SingSangSung
 
Die gesamte Argumentation von Dave1978 ist in sich schlüssig, durchdacht und es ist auch viel Wahres dran.
Aber: nicht jeder, der individuell, wild und echt ist (oder zu sein glaubt, denn was soll das heutzutage überhaupt noch bedeuten?) und dies als Legitimation dafür hernimmt, von seiner Kunst das gleiche zu behaupten, befindet sich damit auf dem Boden der Tatsachen.
Ich hab sehr viele "Künstler" gekannt, kenne auch heute noch einige. Mit wildem Leben, sehr wildem sogar, inklusive Globetrotterreisen, Drogenexzessen, Psychiatrie, Orgien, Todeserfahrungen und so weiter... also, was zu erzählen hätten sie nun wirklich, aber trotzdem bleibt es bei so einigen nur bei mittelmäßigem Herumdilettieren, das jedoch aufgrund von übersteigertem Narzissmus, Egozentrik (oder schlichtem Realitätsverlust ?) zu hoher Kunst (v)erklärt wird - auch und gerade beim Gesang ! Das ist also wirklich kein Rezept fürs Künstler-Sein, auch wenn es ich mitunter so anfühlen mag.
Sich wie Klaus Kinski fühlen heisst noch lange nicht, dass man es ist -ja, ich habe hier ein Beispiel angegeben und meine doch nicht, X oder Y zu kopieren - aber sooooo einzigartig ist kein Mensch auf diesem Planeten, und ein großer, wirklich einzigartiger Künstler wird doch nur etwa alle 500 Jahre geboren.... machen wir uns nichts vor ;)
schöne Grüße
Bell
 
Alla...da iss mene Meinung ganz präziese....wenn man mit ausdruck singen möchte...muss man die entsprechende Persönlichkeit haben..!!!!!!!!!!!!!!!!!!!XXDD
 
Lol
Dieses Thema finde ich ja echt zum lachen... eine so gute Unterhaltung am Samstag Vormittag...

Musik hat soviel damit zu tun, Dinge instinktiv "richtig" zu machen.

Ja... schön wärs... Ich hab leider hier noch keinen getroffen, der instinktiv ein Oratorium singt, aber wenn mir jemand begegnet werde ich der Person einen Keks schenken.


Und wer so leer ist, dass er im Forum fragen muss, was er da oben auf der Bühne nun machen soll, der braucht kein Gesangstraining, sondern eine aufrichtige Grundlage für sein Schaffen.

Wow da muss wohl einer ein ganz toller Hecht sein...

Es soll Gefühl in der Stimme sein? Herrgott...dann geht raus in die Welt und erlebt was! Macht euer Leben zum grossen Kino, dann kommt die Mitteilsamkeit von ganz alleine!

Das klingt hier nach Motivationsseminar oder so. Aber so lernt man leider nicht singen. So hat auch noch keiner singen gelernt. Gefühle kann man auch ohne "in die Welt zugehen" erzeugen. Schließlich ist man ja Mensch und kann gefühle übertragen. Ich muss das nicht erlebt haben um zu wissen, wie Violetta sich fühlt, als sie einen Brief an ihren Geliebten geschrieben hat, dass sie ihn nicht liebt und ihn somit glaubt zu verlieren. Sicher kann man es nicht lernen so etwas zu fühlen und es zu zeigen, aber man kann lernen Gefühle es so darzustellen, dass es auch der Zuschauer in der 60. Reihe fühlen kann.


Du verstehst bestimmt nicht, warum Musik Kunst sein kann, wo doch jeder mit ner billigen Gitarre und drei Akkorden einen Song schreiben kann, oder? "

Und was für tolle Lieder man mit T-S-D schreiben kann... Das geht sogar ohne Gitarre...
ganze Choräle kann man da schreiben...


Also für mich gibt es allesdings auch kein Zweifel daran, dass man Technik braucht um gut zu singen. Da schließe ich mich SingSangSung an. Man muss eben Technik haben um z.B. leiser aber trotzdem noch scharf zu singen oder betroffen oder fröhlich. Ich glaube nicht, dass es naturtalente gibt, die sowas können. Mozart konnte es vll und unter umständen gibt es eine Hand voll Menschen auf der Welt, die das kann. Wir normalen Leute müssen aber üben üben üben und das mussten sie bis jetzt alle..
 
Gebe Dir in allen Punkten recht... ich fürchte allerdings dave1978 hat sich schon vor langer Zeit der Diskussion entzogen, als es ihm langweilig wurde.... schade...

Ich glaube nicht, dass es naturtalente gibt, die sowas können. Mozart konnte es vll und unter umständen gibt es eine Hand voll Menschen auf der Welt, die das kann. .

Hmmm - nur mal so: eigentlich war Morzart auch kein Naturtalent - er hat seine ersten Musiklektionen halt schon im Mutterleib bekommen und wurde von vornherein dazu erzogen. Sein ehrgeiziger Vater Leopold hatte ihm - so ists überliefert - bereits vor der Geburt ständig Klavier-und Violinkonzerte vorgespielt. Früh übt sich - und bei ihm war es besonders früh...
 

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