Der "richtige" Akkord zur Melodie auf der Gitarre

  • Ersteller Akkopit
  • Erstellt am
A
Akkopit
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
25.08.07
Registriert
18.08.07
Beiträge
7
Kekse
0
Als Akkordeonist habe ich ein eigentlich simples Verständnis von Harmonik.
Ich liebe Melodien, die nicht einfach mit 4 Begleitakkorden auskommen, z.B. C, G, F, Am,
sondern Melodien, die sich eigentlich erst durch ein weites Spektrum aller möglichen Begleit-Akkorde "richtig" anhören. Sowas gibt es auch reichlich in der Popmusik.
Eigentlich fällt es mir leicht, die richtigen Begleitakkorde selbst herauszuhören.
Bei manchen Melodien ist es allerdings schwierig. Es scheint die richtigen Begleitakkorde zu geben, aber es gibt auch "bessere", die die Melodie erst zur richtigen Geltung bringen.
Nehmen wir ein Beispiel: Can you feel the love tonight (Elton John), eine preisgekrönte einfache Melodie, die meiner Auffassung auch durch ihre "besondere" Harmonik so gut ist.
Nun stößt man im Netz nach einigem Suchen auf "tabs", - und ist bei den Gitarristen gelandet.
Eigentlich interessieren mich nicht die "Fingersätze", auch nicht der Grundton des Akkords, sondern nur der richtige Akkord für jeden Ton der Melodie an sich.

Und diese Akkorde sind bei den veröffentlichten Tabs unterschiedlich!
Mehr oder weniger gut. Und meines Erachtens teilsweise eben sogar grauenhaft suboptimal, weil simplifizierend. Man kann viel mehr Töne dieser Melodie mit anderen, besseren, richtigeren Akkorden unterlegen. Manchmal ist man für eine Schlüsselstelle auf der (vergeblichen) Suche nach dem richtigen Akkord.
Als Akkordeonist bin ich auf Dur, Moll, Septime, und verm. Septime beschränkt.
Aber selbst bei dieser limierten Möglichkeit scheint es mir bei Popsongs oftmals so, dass in der Welt der Gitarrentabs die Töne von Melodien haufenweise mit "suboptimalen" Akkorden unterlegt wird.
Selbst "Beatles-Songs" "leben" von den "richtigen" Akkorden und können "verhunzt" werden.
Können "Gitarren-Leute" was mit meiner "Beobachtung" anfangen?
fragt sich
Akkopit
 
Eigenschaft
 
Meine Meinung zu dem Thema:
"Gitarren-Leute" sind ja Musiker wie alle anderen auch (naja die meisten), und ob ein Akkord nun optimal oder "suboptimal" ist entscheided ja nun jeder nach seinem Geschmack. Das Internet-Tabs manchmal von minderwertiger Qualität sind lässt sich nicht leugnen, auch wenn man sehr oft exzellente Transkriptionen finden kann.
Weil du die Beatles ansprichst: Ich denke dass man auf viele Seiten Chords und Tabs zu ihren Liedern findet, die von hoher Qualität sind, das kann ich mir bei einer Band mit solcher Anhängerschaft nicht anders vorstellen.

Vielleicht beziehst du dich auch auf Voicings, ich konnte das jetzt nicht herauslesen, das ist eine andere Geschichte. Voicings werden vielleicht von einem größeren Teil der Gitarristen vernachlässigt (am Lagerfeuer sind die ja auch mehr oder weniger vernachlässigbar) aber das Gitarristen grundsätzlich die falschen Akkorde spielen würd ich nicht sagen. Geh vielleicht noch etwas genauer darauf ein was du damit meinst dass Gitarristen oft suboptimale Akkorde spielen würden.
 
Tabs geben oft nur einen kleinen Ausschnitt aus dem gesamten Stück wieder. Es gibt ja nicht nur eine Gitarre sondern auch Bass, Keyboard, Bläser etc. und möglicherweise zwei oder drei Gitarren insgesamt in einer Band. Deswegen klingt es nicht immer berauschend, wenn man nur die Gitarre hört.

Außerdem sind längst nicht alle Tabs das Gelbe vom Ei. Selbst gekaufte "Arrangements" sind manchmal entsetzlich. Als ich gitarre gelernt habe, gab es noch kein Internet und 99% der Tabs und Noten für Popmusik war absoluter Müll.

Dritter Grund: Es gibt auch Leute, die zwar Musik machen, eigentlich aber überhaupt nicht musikalisch sind.

Vierter Grund: Alles ist Geschmackssache. Suboptimal oder ideal gibt es in der Musik sowieso nicht.

Nun zu Deiner Frage: Die Leute, die mit Deiner Feststellung etwas anfangen können, sind vermutlich schon zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen. Über die anderen solltest Du Dir keine Sorgen machen weil es sich nicht lohnt.

Kurz zu Rainaaa: Voicings sind Umkehrungen und andere Umstellungen der Töne von Akkorden. Dafür gilt natürlich das gleiche. Das kann man glaube ich am Akkordeon nicht so gut, höchstens mal A-Moll spielen, wenn C6 gemeint ist...
 
Raushören von Harmonien klappt ganz gut (in 99% aller Fälle) wenn man in Harmonielehre bei "turnarounds" aufgepasst hat. Das sind nämlich "Akkordsysteme", welche im Wesentlichen im Jazz gelehrt werden, aber auf sämtliches Songwriting passen (auf das meisste jedenfalls). Schaut man sich die C-Dur-Tonleiter an (CDEFGAHC ist das beim Akkordeon auch so *hihi* SPASS^^), so entstehen auf den Einzeltönen der Leiter sog. Dreiklänge (wenn man 2 Töne harmonisiert) und sog. Vierklänge (wenn man 3 Töne harmonisiert).

auf C -> Cmaj7 (I. Stufe)
auf D -> Dm7 (II. STufe)
auf E -> Em7 (III. Stufe)
auf F-> Fmaj7 (IV. Stufe)
auf G -> G7 (V. Stufe)
auf A -> Am7 (VI. Stufe)
auf H -> Hm7b5 (VII. Stufe)

Bekannter Vertreter ist die sog. I - IV -V Verbindung. C - F - G // A - D - E // etc. diese findest Du vor Allem in Volksmucke, Weihnachtsliedern, Schlagern etc etc

Weiterer Vertreter ist die sog. II - V - I Verbindung (in Dur; es gibt sie auch in Moll soll hier aber ausgespart bleiben). In Jazzkreisen auch IIm7-V7-Imaj7 genannt (Akkordgeschlechter stehen hinter den Stufen sonst nix) das wäre am Beispiel C-Dur Dm7 - G7 - Cma7. Auch dieser Turnarround ist aus dem Jazz und findet in der Popularmusik häufig Anwendung.

I - VI - II - V ( 16 Mark 25 Verbindung :) )

Cmaj7 (Tonika)
Am7 ( Tonikaparallele)
Dm7 (Subdominantenparallele)
G7 (Dominante)

Unter Hinzuziehung tonalitätsfremder Akkorde als Zwischendominante zB erreicht man abwechslungsreiche Musik mit genügend Spannung.

Hier ein Beispiel einer solchen Zwischendominante (erhöhung der terz)

Cma7 A7 Dm7 G7

Im jazz kann man diese Akkkordverbndung noch spannungsreicher gestalten. Es können die in dieser Kadenz existierenden Dominanten (G7 und A7) (also A7 als zwischendominante) als alterierte Dominanten aufgefasst werden. Dann hat man den im Jazz denk ich am weitesten verbreiteten Turnarround nämlich (am Beispiel von C-Dur)

Cma7 A7 (b9/#9/b5/b13) Dm7 G7(b9/#9/b5/b13)

Was will ich DIr sagen? Gitarrenspieler sind Harmonielehre-Cracks, sogenannte Harmonie-Bots. Sie spucken für geeigente Gelder solche Texte aus. Spass :))

Teste mal die Turnarrounds beim raushören, will heissen, untersuche ob ein Song mit einem der oben genannten Turnarrounds geschrieben ist (Vorsicht Tonarten!). So mach ich das und es klappt immer. Also ich habe diese Dinge im Kopf und rufe sie unbewusst ab, habe sie sozusagen in mein Hörsystem eingeschlossen.

LG Nico

P.S.: Um den Anfragen vorzubeugen, ja das schreib ich aus dem Kopf :)
 
ich würde das ganze ein bischen anders angehen...

wenn man es mal genau betrachtet, dann gibt es eigentlich keine richtigen akkorde zur melodie - einerseit auf grund der tatsache, dass die meisten akkorde ersetzt werden können (mit mehr oder weniger anders oder ähnlich klingenden akkorden) und andererseits deswegen, weil das ganze unmittelbar verknüpft ist.

du könntest zum beispiel eine melodie haben die mit d - dorischem (2.te stufe) gefühl behaftet ist.
wenn du diese melodie nun aber nicht mit einem d moll (+ zusatztönen) unterlegst, sondern beispielsweise mit mit dem aeolischen moll akkord (siehe kazaam und die akkordstufen), dann wirst du mit ziemlicher sicherheit eine, durch diesen neuen akkord gefühlmäßig völlig andere, melodie hören.

das wird im free jazz dann teilweise soweit getrieben, dass der urheber der melodie es dem rhythmusinstrumentalisten überlässt, die akkorde zu spielen die er gerade zu dieser melodie hört, selbst wenn diese überhaupt nichts mit den ursprünglichen akkorden zu tuen haben.

aus diesem blickwinkel gesehen gibt es also gar kein wirklich "richtig" oder "falsch"

selbst mit den krichentonleitern kannst du dir nicht die nach der theorie richtigen(meistens in posongs gebräuchlichen) akkorde "ausrechnen", auch wenn du die melodie kennst, da lieder durchaus auch mal in 2, 3, 4, 5 oder 6 tonarten spielen können.

allerdings dürfte dir das bei den meisten popsongs nicht passieren, und so ist das system der kirchentonletern schon ganz hilfreich, aber darüber nachzudenken ob und wie das mit dem und dem akkord anders klingen würde ist denke ich mal auch mal ganz interessant.:great:
 
Sicherlich kann man in Amoll auch mit D-Dorisch improvisieren und sicher auch in Emoll. Um was es hier eigendlich geht, ist das Grundgerüst von 90% aller Songs und die bestehen nunmal aus Kadenzen, die dem System der Kirchentonarten folgend als Turnarrounds zu verstehen sind. Es ist, ich gebe es zu ;) , eine sehr theoretische Herangehensweise, doch ich denke Theorie schadet nicht. Was soll ich machen, hätte ich mal bloß was richtiges gelernt.

Und zum "Fühlen": Es gibt Leute die Spielen nen B° und jammen in A-Dur drüber und fühlen es geil ;) Ich denke das Gefühl kommt mit der Arbeit am Stoff und die beginnt eben mit Theorie.

LG
 
Das Gefühl, daß man Theorie braucht, kommt eigentlich ganz automatisch, wenn man einigermaßen musikalisch ist und sich öfters mal aufnimmt ;)
 
Na ja, der richtige Akkord ist doch, unabhängig von aller guten und richtigen Theorie IMMER der, der geil und gut klingt. Ich denke, dass die meisten Titel (im Original) nach Gefühl entstehen. Klar folgt das dann irgendwann (unterschiedlichen) Hörgewohnheiten und lässt sich logischerweise in bestimmte Systeme/Kadenzen/Squenzen etc. einordnen.

Natürlich wird ein Titel anders, wenn eine Melodie mit zwar passenden aber anderen Akkorden unterlegt wird. Das ist doch ganz logisch. Aber wenn ich einen Titel nachspiele, dann kann er sich doch nur original anhören, wenn die Akkorde stimmen. Das ist doch nicht viel was anderes, als wenn ich plötzlich die Taktart ändere, was es ja bei bestimmten covern durchaus gegeben hat (z. B. die Toten Hosen haben auf ihrer Weihnachts-CD "Stille Nach" im Punkmäßigem 4/4 eingespielt.
_________

Unterm Strich, ich sehe da kein Problem. Erlaubt sollte sein, was geil macht ähh ist.
 
Ich vermute ja, daß Akkopit der Meinung ist, viele Gitarristen spielen eben einfach E-A-D-E-E-A etc. und kümmern sich nicht um Details. Ich muß zugeben, wenn die meisten Gitarristen dieses Forums sich um Details kümmern würden, hätten sie ihn schon zerrissen. Aber viele Gitarristen wissen sehr wohl, daß man nicht immer alle 6 Saiten auf einmal spielen müssen und betreiben ernsthafte musikalische Arbeit - gerade an der Rhythmusgitarre.
 
Unter Hinzuziehung tonalitätsfremder Akkorde als Zwischendominante zB erreicht man abwechslungsreiche Musik mit genügend Spannung.

Hier ein Beispiel einer solchen Zwischendominante (erhöhung der terz)

Cma7 A7 Dm7 G7

Gibt es für diesen Sachverhalt eigentlich auch theoretischen Hintergrund, mit dem ich dann das ganze selbst anwenden kann? (Von dem Try&Error-Verfahren mal abgesehen).


Gruß,
David
 
Gibt es für diesen Sachverhalt eigentlich auch theoretischen Hintergrund, mit dem ich dann das ganze selbst anwenden kann? (Von dem Try&Error-Verfahren mal abgesehen).


Gruß,
David


Lieber David!

Wenn Dich das Vorgehen interessiert lege ich Dir Michael Sagmeisters Jazzgitarre an Herz, denn das kann ich Dir in ein paar Zeilen nicht erklären und würde den Rahmen eines Forum sprengen, wenn Du deine Frage etwas genauer stellst kannst Du sie mir gerne nochmals per Email schicken und ich versuche so gut es geht zu antworten. Sry für die späte Antwort, ich war gestern betrunken :eek:
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben