Wie greife ich Jazz Akkorde auf dem Klavier/Keyboard

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Mekisteus
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Hallo an Alle.
Ich bin Student und habe nach längerer Pause wieder angefangen Klavier zu spielen. Besonders Jazz Piano interessiert mich. Ich habe mir dazu auch 2 Bücher gekauft, das "Jazz Theorie Buch" von Marc Levine und die "Neue Jazz Harmonielehre" von Frank Sikora.

Zu meinem Problem: Ich habe absolut keine Ahnung wie man denn nun diese Jazz Akkorde auf dem Klavier eigentlich greift, z. B. Dmaj7 oder C7. Gibt es da genaue Fingersätze? :confused:
Beim Akkord Cadd9 müsste ich zum Beispiel C E G und das darüberliegende D anschlagen, habe keine Ahnung wie ich das greifen soll. Ich weiß noch nicht einmal ob man Jazz Akkorde mit der linken oder rechten Hand greift, aber ich nehme an, dass es wohl eine Kombination aus beiden Händen sein muss, da manche Akkorde in dem Buch 5 Töne haben.

Einen Lehrer kann ich mir leider nicht leisten, bin sehr Dankbar für eure Antworten.
Viele Grüße
 
Eigenschaft
 
Hi, ich wünscht ich könnte Jazz gut spielen, aber so viel kann ich annehmen:
Bist du in einer Combo und begleitest du eher durch Harmonien, dann kannst du die Grundtöne, 1. Stufe,3. Stufe etc., mit der linken und die markanten mit der rechten ausführen(bspw. 9., 6. oder die typische 7.)
Wenn du gleichzeitig solierst, ist's klar, dass die Harmonien fast nur in der linken sind(was mir schwer zu schaffen macht) und da muss man eben entscheiden welche der Töne mit einnimmt. Wenn der Bass bspw. sehr Grundtonbezogen ist kannst du meist die 1. Stufe weglassen und dich eben mit der linken auf die anderen Stufen konzentrieren; denn da hast du ja recht: Einen C13 oder schon 11 zu greifen ist mit einer Hand eben unmöglich.
So denk ich es mir zumindest.
Have fun
 
Wenn du dich weiter mit Jazz beschäftigst, wirst du bald draufkommen, dass es viele verschiedene Varianten gibt, einen Akkord zu spielen bzw. zu greifen. Du betrittst dann die wunderbare Welt der Voicings.

Zu deiner konkreten Frage: die 9 im Cadd9 musst du ja nicht wirklich eine None über dem Grundton spielen. Du kannst sie auch z.B. zwischen C und E spielen - die Töne verlieren ja durch Oktavierung nicht ihre Funktion, d.h. das D hat trotzdem noch die Funktion der 9 im Cadd9, obwohl es nur eine Sekund über dem Grundton liegt.

Es gibt wie gesagt viele Möglichkeiten, einen Akkord zu spielen (eine andere Möglichkeit hat ja z.B. Böhmorgler beschrieben). Fortgeschrittene Jazzer lassen auch Töne, die theoretisch in einen Akkord gehören weg und nehmen andere dazu (Tensions), teils aus klanglichen, teils aus spieltechnischen Gründen.

Das Thema Voicing ist sehr, sehr umfangreich, aber ich denke bei Marc Levine wirst du an sich noch genug darüber finden.
 
Schonmal vielen Dank für Eure Antworten! :)

Es gibt also keinen festen Standart, wie man Akkorde greift. Ich werde mich dann mal mit Voicings und Tensions beschäftigen, habe einiges bei Levine gefunden.
Viele Grüße
meki
 
Es gibt also keinen festen Standart, wie man Akkorde greift.
Naja, irgendwie schon, aber auch nicht :rolleyes: Es kommt ja auch drauf an, was als nächstes folgt....

Einige Beispiele für linke Hand:
C-Dur: G - C - E
C7: G - Bb - C - E (ggf. auch ohne G)
F-Dur: A - C - F
F7: A - C - Es - F (ggf. auch ohne C)
G-Dur: G - H - D
G7: G - H - D - F (ggf. auch ohne D)

etc
 
Böhmorgler;1684870 schrieb:
Naja, irgendwie schon, aber auch nicht :rolleyes: Es kommt ja auch drauf an, was als nächstes folgt....

Einige Beispiele für linke Hand:
C-Dur: G - C - E
C7: G - Bb - C - E (ggf. auch ohne G)
F-Dur: A - C - F
F7: A - C - Es - F (ggf. auch ohne C)
G-Dur: G - H - D
G7: G - H - D - F (ggf. auch ohne D)

etc

wenn du allerdings mit bassist im jazzkontext spielst, wuerde man das alles mit der linken hand eher folgendermassen spielen:

C-Dur: H-D-E-A
C7: Bb-D-E-A
F-Dur: A-D-E-G
F7: A-D-Eb-G
G-Dur: H-D-E-A
G7: H-E-F-A

charakteristisch bei diesen voicings ist der fehlende grundton. desweiteren wird bei dominant-sept-akkorden eigentlich immer die quinte weggelassen. essentiell sind terz und septime, dazu dann noch tredezime und none.

durch das weglassen des grundtones schaffst du dem bassisten freiraum fuer substitutionen, wenn er z.b. unter dein C7(9)(13)-voicing ein F# als basston spielt, dann funktioniert das C7(9)(13)-voicing als voicing fuer F#-alteriert:

die toene: Bb-D-E-A bezogen auf C als grundton:

Bb = kleine septime = b7
D = grosse none = 9
E = grosse terz = 3
A = grosse tredezime = 13

die toene: Bb-D-E-A bezogen auf F# als grundton:

Bb = A# = grosse terz = 3
D = kleine tredezime = b13
E = kleine septime = b7
A = G## = uebermaessige none = #9

in levine's jazz piano buch wird das konzept ganz gut erklärt.

gruss, alex
 
ich arbeite auch gerade das levine buch durch ... hatte allerdings schon vorher ein gutes grundgerüst in harmonielehre (was die sache etwas einfacher macht). das buch ist absolut genial, aber erfordert höchst aufmerksames durcharbeiten, da ein unglaublicher wissensschatz auf nur etwas über 300 seiten gepackt ist! :) die art, wie er einem jazz näher bringt ist wahnsinn (ich kenne übrigens einige jazzer, die sich jazz-piano auch so nebenbei mit dem levine-buch beigebracht haben...)
 
Ähm, ihr schreibt immer schön von linker Hand. Wenn man begleitet, dann wird man in der linken Hand kaum solche engen Türme spielen, wie ihr sie hier raushaut.
Im Solo oder mit Singlenotemelodie in der rechten, oke, da braucht man natürlich das Gerüst in der linken Hand, da kann man schon mal etwas dichter spielen.
Aber sonst lieber schöne spreadvoicings machen, einen F7 z.B. F-Eb links, A-D-G rechts, das lässt viel mehr Raum. Oder eben ganz reduziert, eher mein Stil, Eb-F lins, G-A rechts. Bißchen Geschmackssache, aber ich mag's;)
 
grob gesagt: Du musst schauen dass du alle wichtigen Töne des accords hast, kannst natürlich auch mal welche weglassen/auf die Linke Hand legen...

-> Es komt auch immer darauf an, wie es klingt/klingen soll!
Ein bestimmter Ton als höchsten gespielt (egal welcher, 6, 7, b9, #9, uswusw) gibt der Sache einen ganz anderen Charakter als wenn du ihn zwischen den anderen Tönen spielst!

cheers
 
wenn du allerdings mit bassist im jazzkontext spielst, wuerde man das alles mit der linken hand eher folgendermassen spielen:

C-Dur: H-D-E-A
C7: Bb-D-E-A
F-Dur: A-D-E-G
F7: A-D-Eb-G
G-Dur: H-D-E-A
G7: H-E-F-A

charakteristisch bei diesen voicings ist der fehlende grundton. desweiteren wird bei dominant-sept-akkorden eigentlich immer die quinte weggelassen. essentiell sind terz und septime, dazu dann noch tredezime und none.

durch das weglassen des grundtones schaffst du dem bassisten freiraum fuer substitutionen, wenn er z.b. unter dein C7(9)(13)-voicing ein F# als basston spielt, dann funktioniert das C7(9)(13)-voicing als voicing fuer F#-alteriert:

die toene: Bb-D-E-A bezogen auf C als grundton:

Bb = kleine septime = b7
D = grosse none = 9
E = grosse terz = 3
A = grosse tredezime = 13

die toene: Bb-D-E-A bezogen auf F# als grundton:

Bb = A# = grosse terz = 3
D = kleine tredezime = b13
E = kleine septime = b7
A = G## = uebermaessige none = #9

in levine's jazz piano buch wird das konzept ganz gut erklärt.

gruss, alex

Das Buch klingt ja interessant. Handelt es sich dabei um dieses hier?
http://www.amazon.de/Das-Jazz-Piano...bs_sr_1?ie=UTF8&s=books&qid=1203420380&sr=8-1
 
So Akkordnotationen wie Cadd9 tauchen in der Jazz-Literatur an sich so gut wie nie auf, da dem Interpreten meistens selbst überlassen bleibt, welche Tensions er spielt. Im Realbook steht statt Cadd9 dann meistens Cmaj7 oder nur C. Da kann man dann im Prinzip alle Voicings drüberlegen, die mit der Skala (in dem Fall C dur oder oft auch C dur #11) übereinstimmen.

Eine Ausnhame sind Bigband-Stücke, wo Gebläse und Begleitung natürlich miteinander kompatible Tensions spielen müssen, sonst klingts eklig. Da ist dann aber auch meist ein Vorschlag ausnotiert.
 
da möchte ich auch mal fragen, wieso im realbook denn nicht gleich anstelle eines c-durs, ein C9/13 steht? ich besitze das buch von levine auch gut seit 3 tagen (wirklich feines buch), nur das überfordert mich ein wenig.

Gruß
 
Sein Ziel ist, mit möglichst wenig Zeichen möglichst unmissverständlich das Nötige zu sagen, um den Kopf fürs Spielen freizuhalten.
"C" impliziert also schon die möglichen Erweiterungen durch 9 und 13.
Ob mans mag ist eine andere Frage :)
 
da möchte ich auch mal fragen, wieso im realbook denn nicht gleich anstelle eines c-durs, ein C9/13 steht?
Wie Andi schon gesagt hat, ist das eine Interpretationsfrage. Je nach Stück, Stil und dem, was die Mitmusiker spielen, kann das erheblich variieren. Ein C7 über einem Smooth-Latin-Jazz-Stück kannst du z.B. nur mit den Tönen 1-3-(5)-7 als Drop-2-Voicing spielen, was dann sehr entspannt und "soft" klingt. Wenn aber die Bläser bei einer modernen Nummer Vollgas geben, ist genauso legitim, nach Gutdünken (und Gehör) zu alterieren, also z.B. ein Upper-Structure-Voicing mit #9 und b13. Erklärungen dazu siehe auch Levine. ;)

Diese ganze Was-spiele-ich-wann-Problematik ist ziemlich komplex, also wenn du nach drei Tagen oder drei Monaten oder drei Jahren das Gefühl hast, nix zu verstehen: Bloß nicht aufgeben. Das wichtigste ist, dass du für dich einen spielbaren Weg findest. Wer die Wahl hat, hat halt auch die Qual. Andererseits, mit fortschreitendem Können lernt man, die spielerische Freiheit immer mehr zu genießen. :great:

ich besitze das buch von levine auch gut seit 3 tagen (wirklich feines buch), nur das überfordert mich ein wenig.
Ich hab das Buch jetzt seit drei Jahren, schon zig mal von allen Seiten durch, und ich finde trotzdem jedesmal wieder was neues. Zum besseren Verständnis hilft übrigens ein guter Lehrer ungemein.
 
da möchte ich auch mal fragen, wieso im realbook denn nicht gleich anstelle eines c-durs, ein C9/13 steht?

Ergänzend zu dem, was Jay richtigerweise geschrieben hat, sollte man vielleicht noch ein möööögliches Mißverständnis ausräumen: Wenn Dir im Real Book ein "C" und sonst nix über den Weg läuft, würde ich in den meisten Fällen (außer bei ganz klaren Blues-Geschichten) erst mal auf was in der Richtung Cmaj7 oder C6 bzw. C6/9 tippen - also etwas mit großer Septime. (Während ein mit "C9/13" betiteltes Etwas aus der C7-Ecke kommt, also kleine Septime.)
Mit welcher der beiden Möglichkeiten man's zu tun hat, kriegt man dann aber aus dem Kontext des Stücks ziemlich zuverlässig raus. (Z.B. aus Melodietönen, Höreindruck, Kadenzen etc.)
Grundsätzlich werden die Real-Book-Schreiber ähnlich faul sein wie jeder andere normale Mensch, und deshalb schreiben sie halt nur das, was ihre Spezies braucht, um sich in den Stücken zurechtzufinden.

Michael
 
Schonmal vielen Dank für Eure Antworten! :)

Es gibt also keinen festen Standart, wie man Akkorde greift. Ich werde mich dann mal mit Voicings und Tensions beschäftigen, habe einiges bei Levine gefunden.

Wie deine Antwort zeigt, liegt dein Problem nicht beim Nichtspielenkönnen, sondern beim Nichtverstehen...

Es nutzt dir nichts, wenn dir hier 300.567.792.200.134 Versionen eines Akkordes gezeigt werden. Du wirst sie dir nicht merken können. Zumal du in jeder musikalischen Situation in der Lage sein mußt, die richtige Entscheidung für das Voicing zu treffen.

Das nutzt dir aber erst, wenn du die Theorie noch etwas weiter ausgearbeitet hast - ohne das grundlegende Verständnis der Musiktheorie wirst du mit einer Akkordbibel ausgestattet auf den Schlachtfeld Bühne jämmerlich untergehen.

Drum - du mußt verstehen, daß:
- wir 12 Töne haben
- aus einer Auswahl aus diesen 12 Tönen Tonleitern gebildet werden
- Akkorde nichts anderes sind als eine Tonleiter "mit Sprossen", jeder 2. Ton wird um eine
Oktave nach oben geschoben.
- Ein Akkord aufgrund seiner Struktur (!!!) so klingt wie er klingt. Die Tonleiter, die mit diesem Akkord zusammenhängt, solltest du auch kennen, auch die Struktur.
- Funktionsharmonielehre, damit du weißt, welche Akkorde überhaupt in welchem Zusammenhang gut klingen bzw. das Gegenteil, was genausowichtig ist zu wissen.
u.v.m.

Akkorde kannst du also drehen und wenden, wie du willst. Jedoch haben sie je nach Dreh/Umbaurichtung z.T. eine fundamental andere musikalisch/psychische Wirkung.
Als Beispiel sei hier nur die Umkehrung des Dur-Akkordes genannt: Ein Quartsextakkord, der wie eine Dominante wirkt, wenn er an entsprechender Stelle verwendet wird, und das ist kein Akkord mit irgendwelchen Erweiterungen...

Du hast ja bereits Bücher, arbeite die gut!!! durch. Und glaube nicht, daß du mit diesem Thema die nächsten zehn Jahre fertig wirst, aber nach einigen Wochen wirst du eine deutliche Besserung feststellen können. Auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel.
 
Gehe doch einige Male zu einem Lehrer...
Nebenher lernst du viel dazu und kannst sofort fragen.
PS:Jeder Akkord kann umgekehrt werden...Die Größe der Hand ist auch entscheidend!
 

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