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Hans_3
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Dieser Beitrag setzt voraus, dass ihr euch mit den Stufenharmonien auskennt. Von entsprechenden Fragen bitte ich in diesem Thread abzusehen, man kann nicht immer und überall bei Null anfangen.
Unsere Basis bestaht also (in C) aus den Stufenakkorden C Dm Em F G Am H7/b5. Damit lassen sich in zig Kombinationen bekanntermaßen ja schon mal massenhaft Hits schreiben
Nun erlebt man auch in der Rockmusik (im Jazz sowieso) immer wieder, dass Akkorde verwendet werden, die scheinbar nichts mit der Tonart zu tun haben und trotzdem irgendwie in den Song passen.
Beispielsweise beim Herrn Clapton. Da finden wir in der Strophe von "Rain" die Folge C Gm Bb C.
Setzt euch ans Instrument und spielt die ein paar Mal durch. Klingt schlüssig, oder? Obwohl auf den ersten Blick Gm und Bb da gar nicht reinpassen, denn schließlich befinden wir uns in C-Dur. Und da passt G-Dur und nicht G-moll. Und Bb gehört schon mal gar nicht dazu.
Aber was hat Herr Clapton (der sich in seinen jungen Jahren eher mit Sex, Drugs & Rock'n'Roll beschäftigt hat als mit Harmonielehre) hier intuitiv spannend dargebracht?
Antwort: Er hat - ohne es theoretisch zu wissen und aufgrund von Phantasie und Erfahrung - Akkorde aus dem Modal Interchange verwendet. Hinter diesem Begriff, der schwer nach Theorie und Arbeit aussieht, steckt zunächst Wahrheit ein einfaches Prinzip:
Man bereichere ("changiere") ein Stück in C (Stufenakkorde C Dm Em F G Am H7/b5) durch diejenigen von c-moll: Ddim7 Eb(maj7) Fm Gm Ab(maj7) Bb7.
Voila, und schon tauchen da plötzlich die Akkorde von "Rain" (C Gm Bb C / fett) auf.
*Denkpause*
Hier nochmal die Übersicht des gesamten Materials:
C Dm Em F G Am H7/b5
Ddim7 Eb(maj7) Fm Gm Ab(maj7) Bb7
Nun ist es an euch, diese Möglichkeiten nach Lust und Laune zu probieren. Je nachdem, ob man Jazzer oder Rocker ist, wird man mit maj7 arbeiten oder mit 1/5 Powerchords oder mit beidem.
Einige Beispiele:
C Eb Ab G
C Eb Ab Bb
C F Bb C
C Bb Am Bb C
C Ab Bb C
Cmaj7 Ebmaj7 Abmaj7 Fm Gm Cmaj7
Cmaj7 Ebmaj7 Dm7 G7 Cmaj7
Cmaj7 Abmaj7 Fm Bb7 Cmaj7
Fm Gm Abmaj7 Gm C
Nochmal zurück zu E. Clapton: In Layla (Zusammenarbeit mit dem ebenfalls theorieunverdächtigen Greg Alllman) wird der Interchange verwendet, aber die theoretisch enstehenden Akkordeweiterungen kackfrech ingnoriert (transponiert in Tonart C):
Am Ab7 Bb7 C7 (Am wird zur Durparallele C hingeführt)
Die "theoretisch richtige" 1. Tauschgeneration Abmaj7 wird hier als Durchgangsakkord erneut gewandelt in ein Ab7.
Kurzum: Sinn dieses kleinen Ausflugs sollte sein, Zusammenhänge aufzuzeigen und Möglichkeiten anzuregen.
Selbst in den Millionen- und Milliardenhits der Beatles finden sich zahlreiche Beispiele von Modal Interchanges. Die wurden nicht mit Theorie komponiert, sondern verinnerlicht und intuitiv verwendet, indem sie vor ihrem Durchbruch rund 600 Covertitel jahrelang schlafwandlerisch im Repertiore hatten. Wer diese umfangreiche und heute kaum mögliche "musikalische Sozialsation" nicht selbst durchmachen kann, dem kann ein bisschen Theorie helfen, die eine oder andere Möglichkeit zu erkennen, auszuprobieren und in sein Spiel und sein Gefühl dauerhaft aufzunehmen.
Unsere Basis bestaht also (in C) aus den Stufenakkorden C Dm Em F G Am H7/b5. Damit lassen sich in zig Kombinationen bekanntermaßen ja schon mal massenhaft Hits schreiben

Nun erlebt man auch in der Rockmusik (im Jazz sowieso) immer wieder, dass Akkorde verwendet werden, die scheinbar nichts mit der Tonart zu tun haben und trotzdem irgendwie in den Song passen.
Beispielsweise beim Herrn Clapton. Da finden wir in der Strophe von "Rain" die Folge C Gm Bb C.
Setzt euch ans Instrument und spielt die ein paar Mal durch. Klingt schlüssig, oder? Obwohl auf den ersten Blick Gm und Bb da gar nicht reinpassen, denn schließlich befinden wir uns in C-Dur. Und da passt G-Dur und nicht G-moll. Und Bb gehört schon mal gar nicht dazu.
Aber was hat Herr Clapton (der sich in seinen jungen Jahren eher mit Sex, Drugs & Rock'n'Roll beschäftigt hat als mit Harmonielehre) hier intuitiv spannend dargebracht?
Antwort: Er hat - ohne es theoretisch zu wissen und aufgrund von Phantasie und Erfahrung - Akkorde aus dem Modal Interchange verwendet. Hinter diesem Begriff, der schwer nach Theorie und Arbeit aussieht, steckt zunächst Wahrheit ein einfaches Prinzip:
Man bereichere ("changiere") ein Stück in C (Stufenakkorde C Dm Em F G Am H7/b5) durch diejenigen von c-moll: Ddim7 Eb(maj7) Fm Gm Ab(maj7) Bb7.
Voila, und schon tauchen da plötzlich die Akkorde von "Rain" (C Gm Bb C / fett) auf.
*Denkpause*
Hier nochmal die Übersicht des gesamten Materials:
C Dm Em F G Am H7/b5
Ddim7 Eb(maj7) Fm Gm Ab(maj7) Bb7
Nun ist es an euch, diese Möglichkeiten nach Lust und Laune zu probieren. Je nachdem, ob man Jazzer oder Rocker ist, wird man mit maj7 arbeiten oder mit 1/5 Powerchords oder mit beidem.
Einige Beispiele:
C Eb Ab G
C Eb Ab Bb
C F Bb C
C Bb Am Bb C
C Ab Bb C
Cmaj7 Ebmaj7 Abmaj7 Fm Gm Cmaj7
Cmaj7 Ebmaj7 Dm7 G7 Cmaj7
Cmaj7 Abmaj7 Fm Bb7 Cmaj7
Fm Gm Abmaj7 Gm C
Nochmal zurück zu E. Clapton: In Layla (Zusammenarbeit mit dem ebenfalls theorieunverdächtigen Greg Alllman) wird der Interchange verwendet, aber die theoretisch enstehenden Akkordeweiterungen kackfrech ingnoriert (transponiert in Tonart C):
Am Ab7 Bb7 C7 (Am wird zur Durparallele C hingeführt)
Die "theoretisch richtige" 1. Tauschgeneration Abmaj7 wird hier als Durchgangsakkord erneut gewandelt in ein Ab7.
Kurzum: Sinn dieses kleinen Ausflugs sollte sein, Zusammenhänge aufzuzeigen und Möglichkeiten anzuregen.
Selbst in den Millionen- und Milliardenhits der Beatles finden sich zahlreiche Beispiele von Modal Interchanges. Die wurden nicht mit Theorie komponiert, sondern verinnerlicht und intuitiv verwendet, indem sie vor ihrem Durchbruch rund 600 Covertitel jahrelang schlafwandlerisch im Repertiore hatten. Wer diese umfangreiche und heute kaum mögliche "musikalische Sozialsation" nicht selbst durchmachen kann, dem kann ein bisschen Theorie helfen, die eine oder andere Möglichkeit zu erkennen, auszuprobieren und in sein Spiel und sein Gefühl dauerhaft aufzunehmen.
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