Die Musiklehrerschaft an deutschen Gymnasien

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Es gibt keinen Musiklehrer der die Stufentheorie nach Berkley-Art vernünftig beherrscht,

Woher hast du denn diese Weisheit? Diese Aussage ist unbelegt, überheblich und faktisch falsch.

Als Musiklehrer an einer allgemeinbildenden Schule hat man glaube ich keine Erwartungen.

Quatsch. Als Musiklehrer eines Musik-GK in der Klasse 12 hat man sehr wohl Erwartungen, nämlich daß die Schüler bis dahin was gelernt haben und etwas können. Die gymnasiale Oberstufe ist doch kein Experimentierfeld, in dem auf zufällig vorhandene Fähigkeiten gehofft wird. Da gibt es Lehrpläne und Lernziele. In der Klasse 12 sollte musikalische Analyse grundlegend beherrscht werden. Übrigens auch die deutsche Rechtschreibung.

Harald
 
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Woher hast du denn diese Weisheit? Diese Aussage ist unbelegt, überheblich und faktisch falsch.

Quatsch. Als Musiklehrer eines Musik-GK in der Klasse 12 hat man sehr wohl Erwartungen, nämlich daß die Schüler bis dahin was gelernt haben und etwas können. Die gymnasiale Oberstufe ist doch kein Experimentierfeld, in dem auf zufällig vorhandene Fähigkeiten gehofft wird. Da gibt es Lehrpläne und Lernziele. In der Klasse 12 sollte musikalische Analyse grundlegend beherrscht werden. Übrigens auch die deutsche Rechtschreibung.

Harald

harald,

der Letzte satz Macht es Vollkommen glaubwürdig, dass du lehrer Bist.
 
Quatsch. Als Musiklehrer eines Musik-GK in der Klasse 12 hat man sehr wohl Erwartungen, nämlich daß die Schüler bis dahin was gelernt haben und etwas können.
In meinen Fall: gelernt wann Beethoven, Mozart, Hans Wurst und Lutz Schmidt geboren und gestorben sind, was sie in ihrer Kindheit gemacht haben und wie das soziale und gesellschaftliche Umfeld war. Achja, da gabs auch mal die Notenlehre. Das Wissen aus der 5. Klasse reicht euch da. Einmal pro halbes Jahr singen, dass wir noch Bezug zur Musik haben.
Das ist keineswegs eine Übertreibung, sondern genau so stattgefunden. Ich bin jetzt knapp 1,5 Jahre aus dem Gymnasium raus...
Da gibt es Lehrpläne und Lernziele. In der Klasse 12 sollte musikalische Analyse grundlegend beherrscht werden.
Ich habe weder etwas über musikalische Analyse gehört, noch wüsste ich was es ist. Mein musikalisches Wissen habe ich mir selbst durch Bücher, Zeitschriften und diesem Forum angeeignet, und zu maximal 1% in der Schule gelernt. Ich hatte übrigens 12 Jahre Musikunterricht in der Schule und war mehr oder weniger immer anwesend.
Lehrpläne sind hier in Thüringen übrigens auch so nen Thema... Ich glaube nicht dass es etwas verbindliches gibt, was ich so aus Gesprächen mit Schülern anderer Gymnasien mitbekommen habe...
 
Woher hast du denn diese Weisheit? Diese Aussage ist unbelegt, überheblich und faktisch falsch.

Aus meiner eigenen Erfahrung. Ich habe in der Oberstufe Themen wie: Sonatenhauptsatzform, Liedanalyse mit Textbezug (z.b. Lieder von Schubert etc.), absolut Sinnfrei: Filmmusik bearbeitet. An den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern.

In meinem 12er-Kurs konnten ganze 3 Leute Noten lesen, ganze 2 konnten Akkorde erkennen. Das ganze war also mehr oder weniger für 20 Leute reine Zeitverschwendung, weil sie nur ihre Zeit abgesessen haben.

Alle meine Musiklehrer haben die klassische Harmonielehre gelernt. Ich weiß nicht wie oft wir uns gestritten haben, ob C6 eine Umkehrung oder ein C-Dur Akkord mit einem zusätzlichen A ist. Das ganze ist ja nicht schlecht, die klassische Harmonielehre ist ja wesentlich strenger als die Jazz-Variante, aber es entstehen einfach an vielen Stellen unterschiedliche Auslegungen der gleichen Sache.

Mit Sicherheit wissen alle Lehrer was eine Zwischendominante oder eine Tritonussubstitution ist. Aber ob sie auch schwerere Jazzstandarts ohne weiteres analysieren können wage ich zu bezweifeln. Das fällt ja den meisten Jazzern (vor allem Sängern und Schlagzeugern) bei mir im Jazz-Studium schon schwer, und die Lehramtsleute haben ja noch mehr zu pauken als nur harmonische Analysen.

Ich behaupte also keineswegs, dass Schulmusiker (wie man die bei uns nennt ;-)) in irgendeiner Weise unfähig sind. Ich glaube viel eher, dass die Schwerpunkte in der Ausbildung sowie im Lehrplan einfach falsch liegen. Ein wenig mehr Popularmusik würde dem Unterricht evtl. sehr zugute kommen, wobei ich mir auch durchaus vorstellen kann, dass es an der grundsätzlichen Null-Bock-Einstellung der Schüler bezüglich des Musikunterrichts nichts ändert.
 
Aus meiner eigenen Erfahrung.

Aber du kannst doch nicht aus deiner eigenen Erfahrung auf alle Musiklehrer schließen! Oder kennst du alle?

In meinem 12er-Kurs konnten ganze 3 Leute Noten lesen, ganze 2 konnten Akkorde erkennen. Das ganze war also mehr oder weniger für 20 Leute reine Zeitverschwendung, weil sie nur ihre Zeit abgesessen haben.

Wenn das so war, dann haben Lehrer und Schüler sicher in den Jahren vorher Fehler gemacht. Vielleicht die Schulplaner in der Unterrichtsplanung, wenn z.B. jahrelang kein Musikunterricht erteilt wurde, vielleicht die Schüler, weil sie in den Klassen 5 und 6 nicht aufgepasst haben, wenn Notenlehre auf dem Lehrplan stand.

ob [alle Lehrer] auch schwerere Jazzstandarts ohne weiteres analysieren können wage ich zu bezweifeln.

Zu Recht. Das ist ein bisher vernachlässigter möglicher Teil im Lehramtsstudium. Man müßte aber erst mal darüber reden, ob solche Fähigkeiten überhaupt wünschenswert sind - oder allgemeiner: welche Inhalte sollte ein Lehramtsstudium überhaupt vermitteln? Man muß bedenken, daß Jazzanalyse (ebenso wie andere Fächer) nur einen extrem weiten Bezug zur Unterrichtspraxis und zum Lehrplan hat.

Ich behaupte also keineswegs, dass Schulmusiker [...] in irgendeiner Weise unfähig sind.

"Es gibt keinen Musiklehrer der die Stufentheorie nach Berkley-Art vernünftig beherrscht" klingt aber anders. Laß uns lieber sachlich diskutieren, das wird dem Thema eher gerecht.

[...]dass es an der grundsätzlichen Null-Bock-Einstellung der Schüler bezüglich des Musikunterrichts nichts ändert.

Eine Null-Bock-Einstellung kann ich so nicht sehen. Ich bin allerdings nur an Musikschulen tätig und nicht an Gymnasien, erlebe also den gymnasialen Musikunterricht nur durch Berichte meiner Schüler. Die berichten mir, daß auch Mitschüler, die kein Instrument spielen, oft gerne mitmachen, wenn vernünftiger Unterricht gemacht wird. Der schulische Musikunterricht ist halt von sehr vielen Rahmenbedingungen abhängig (Lehrerpersönlichkeit, Raumsituation, verfügbare Instrumente/Technik, Zeitpunkt des Unterrichts, Vorkenntnisse der Schüler, Bereitschaft zum Singen, etc.), sodaß eine erfolgreiche Stunde viel schwerer planbar ist als in den wissensbasierten Fächern.

Eine Null-Bock-Einstellung sollte sich auf Dauer sowieso kein Schüler in der Oberstufe leisten (können und dürfen), gerade nicht unter den Bedingungen des Abiturs nach 12 Jahren.

Harald
 
Wenn das so war, dann haben Lehrer und Schüler sicher in den Jahren vorher Fehler gemacht. Vielleicht die Schulplaner in der Unterrichtsplanung, wenn z.B. jahrelang kein Musikunterricht erteilt wurde, vielleicht die Schüler, weil sie in den Klassen 5 und 6 nicht aufgepasst haben, wenn Notenlehre auf dem Lehrplan stand.
Vielmehr der ganze Lehrplan macht Fehler. In Thüringen zumindest. Hierzulande ist Musik eher ein erweiterter Geschichtsunterricht. Zusätzlich haben wir noch zichtausend Musicals und Operetten vorgesetzt bekommen, deren Inhalt wir in den Klausuren wiedergeben sollten.

Hätte ich nicht meinen gesamten Musikhefter verbrannt könnte ich nen paar Netten arbeiten vorlegen, jede meinerseits versehen mit der Überschrift "Leistungskontrolle - Geschichte" :D

Notenlehre in der 5. Klasse war bei uns vorhanden, und auch ganz cool. Aber das musikalische Interesse vieler bildet sich meiner Einschätzung nach viel später aus. Außerdem fehlten Wiederholungen zur Notenlehre.

Warum bekommt man nicht gelehrt wie Musik arbeitet, warum ein A wie ein A klingt und nicht wie ein D? Dinge wie Akkordbildung, Tonarten und Komposition kommen viel zu kurz.
Wir haben zur Akkordbildung genau eine Unterrichtsstunde verwendet. In der Zeit lernt man nicht wie man Akkorde bildet... Hab da nen lustiges Zitat noch aus unsrem Unterricht 7. Klasse: Lehrer:"Diese Arie ist in G-Moll geschrieben" Schüler:"Woran sehe ich das?" Lehrer:"Uffz... Das kann ich dir jetzt auch nicht so genau beantworten"
 
In der Tat gibt es im Fach Musik in Niedersachsen für die Klassen 7-10 veraltete Lehrpläne aus dem Jahre 1986, womit ja auch etwas über den Stellenwert des Faches im Fächerkanon der Schule ausgesagt ist. Die Kultusbehörde sieht es offensichtlich als nicht nötig an, hier aktiv zu werden.
Das ist aber nicht das zentrale Problem des Musikunterrichts, sondern darin liegt meines Erachtens sogar eine Chance.
HaraldS hat bereits die Rahmenbedingungen genannt, die hier eine Rolle spielen. Ein wichtiges Kriterium will ich noch ergänzen: Musikunterricht muss zensiert werden, d.h. der Musiklehrer trägt per Zeugniszensur dazu bei, ob ein Schüler einen guten oder weniger guten Abschluss bekommt, ob er das Jahr zu wiederholen hat etc... So erklärt sich auch ein Problem, das hier angesprochen wird: Da die Zensurengebung nun mal ein unumstößliches Faktum ist, stellt sich die Frage, wie man denn am besten die Leistung der Schüler bewerten kann. Dabei wird auch abfragbares Wissen, das man relativ leicht messen und beurteilen kann, unterrichtet. Zu Recht kritisierbar ist ein Musikunterricht, der ausschließlich "Geschichtsunterricht" vermittelt und rein lexikalisches Wissen erfragt. Es gab mal eine Zeit in den 70er Jahren, als in der Musikdidaktik die sogenannte "auditive Wahrnehmungserziehung" als Nonplusultra galt. Es hat immer bestimmte Trends in den Zeiten gegeben, auch in der Musikdidaktik, die sich auf schulischen Unterricht auswirken. Nur spielen die eigentlich weniger bei den länger tätigen Lehrern eine Rolle, sondern eher für die Studenten und Referendare, die sich zwangsweise solchen modischen Entwicklungen anpassen müssen, wenn sie denn erfolgreich sein wollen.
Musikunterricht sollte einen hohen praktischen Anteil haben, womit ich nicht nur das Singen meine(was ja selbstverständlich dazugehört), sondern auch das Einbeziehen von Instrumenten. Und hier stößt man häufig schnell an eine Grenze, nicht nur der Lehrer, sondern auch die Schüler, die selbst keinen Instrumentalunterricht genossen haben. Alle wollen, dass es perfekt klingt wie bei der Tonkonserve, weil man ja heute so überfüttert ist mit dem Musikhören und unsere Hörgewohnheiten ja auch in diese Richtung gelenkt sind. Das kann gar nicht funktionieren und ist nach meiner Meinung auch der falsche Weg.
Improvisieren auf Instrumenten, neue, nicht vorgegebene kleine Musikstücke entstehen lassen(auch wenn sie noch so simpel sind), rhythmische Übungen, Spiel mit der Stimme, das alles ausprobieren und dabei auch die Bereitschaft und Fähigkeit der Schüler zu beobachten(und zu bewerten), das sehe ich als wichtige Inhalte des Musikunterrichts an.
Natürlich ist es umso erfreulicher, wenn in einer Klasse Schüler ein Instrument spielen, das kann man immer irgendwie mit einbeziehen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass Schule und Musikschule möglichst eng zusammenarbeiten. Der Musiklehrer an der allgemeinbildenden Schule profitiert ja davon, wenn Schüler in der Klasse sind, die an der Musikschule instrumentale Fähigkeiten erlernen.
Dass auch Vermittlung von Musikwerken auf dem Lehrplan stehen sollte, ist für mich unzweifelhaft. Ich habe nun allerdings eher auf den Bereich der Sekundarstufe 1 abgehoben, weil das mein Gebiet ist, weiß aber auch, dass es ähnlich in der gymnasialen Oberstufe machbar ist.
Die Erwartungshaltung von Schülern an den Musikunterricht ist sehr unterschiedlich und dass im LK Klasse 12 bestimmte Kenntnisse in der Musiktheorie vorausgesetzt werden, ist doch unumgänglich. Hier wird der Schüler nicht nur einfordern können, dass er z.B. Harmonielehre und Komposition(wie unten geschrieben) lernen will, sondern er muss vorher auch etwas dafür tun. Ein Schüler, der nicht weiß, was das Hebelgesetz meint, wird nicht als LK Physik wählen.
Schule kann nur funktionieren, wenn alle Beteiligten sich anstrengen und engagieren, vor allem im Bereich der Oberstufe.
 
Vielmehr der ganze Lehrplan macht Fehler. In Thüringen zumindest. Hierzulande ist Musik eher ein erweiterter Geschichtsunterricht.

So ist es aber nicht geplant, wie hier nachzulesen ist. Wenn das bei dir so war, wurde der Lehrplan nicht wie vorgesehen umgesetzt. Allerdings ist es natürlich so, daß gerade in Thüringen die Musikgeschichte allgemein eine große Rolle spielt, denn sehr viele wichtige barocke und klassische Komponisten haben in Thüringen gelebt und gewirkt. Wer also in Thüringen lebt, kann besser am kulturellen Leben teilnehmen, wenn er einen guten Einblick in die Musikgeschichte hat. Das ist Stoff der Klasse 9:
Klassenstufe 9
Thema: Musikreise durch Thüringen
Ziele: - Vertrautwerden mit den reichen Musiktraditionen Thüringens
- Selbstständigkeit im Erwerb von Informationen über das Musikleben in der Region
- selbstbestimmte Teilnahme am Musikleben der Region
Warum bekommt man nicht gelehrt wie Musik arbeitet

"Wie Musik arbeitet" soll ja durchaus vermittelt werden, auch wenn das so natürlich noch zu pauschal ist. Analyse und Komposition kommen doch im Thüringer Gymnasiumslehrplan ständig vor, hier drei Beispiele:

Klassenstufe 5
Thema: Musikalisches Variieren - Einführung
Ziele: - Spielerische Umgestaltung einfachen musikalischen Materials
- Bewusstwerden vielfältiger Varationsmöglichkeiten
- Anwenden von Fachtermini im entsprechenden Sachzusammenhang

Klassenstufe 7
Thema: Kontrastgestaltung in der Musik
Ziele: - Der Kontrast als grundlegendes künstlerisches Gestaltungsmittel
- Möglichkeiten musikalischer Kontrastgestaltung

Klassenstufe 10
Thema: Musik im 20. Jahrhundert
Ziele: - Erweiterung der Hörerfahrungen durch neue Stilrichtungen und Kompositionstechniken
Warum bekommt man nicht gelehrt [...] warum ein A wie ein A klingt und nicht wie ein D?

Ist der Vorschlag ernst gemeint? Kann ja wohl kaum sein. Die Begründung von Benennungen (wenn sie überhaupt möglich sein sollten) haben doch kaum Erkenntniswert für Schüler. Im Deutschunterricht wird ja auch nicht vermittelt, warum ein X kein U ist. Interessant wird es doch erst, was man mit den Tönen A und D machen kann und welchen Stellenwert sie haben können.

Dinge wie Akkordbildung, Tonarten und Komposition kommen viel zu kurz.

Das kannst du aber nicht dem Lehrplan anlasten ("Der Lehrplan in Thüringen [...] macht Fehler"), denn da wird es gefordert. Aus den Defiziten deines Unterrichts auf Mißstände im System zu schließen ist zu kurzsichtig.

Harald
 
Vieles hängt auch von den Möglichkeiten der Schule ab und dem persönlichen (unbezahlten) Engagement der Musiklehrer, Schüler, Eltern und Sponsoren. HIer mal ein Beispiel der IGS Roderbruch (Hannover)

http://www.igs-roderbruch.de/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=85&Itemid=94 schrieb:
Außerdem gibt es in den Wahlbereichskursen an unserer Schule eine langjährige Musicaltradition. Bisher wurden folgende Musicals aufgeführt:

* "Yellow submarine" (1992, 1996)
* "Einmal Rio und zurück" (1993)
* "Viel Lärm um Liebe - Traum einer Sommernacht (1997)
* "Faust und Grete" (1998)
* "Orpheus und Eurydike" (2000)
* "Lysistrata" (2002)
* "Die Drei-Euro-Oper" (2003)
* "Gib´s mir - das blutige Geschäft" (2204)
* "Der Sommernachtstraum" (2005)
* "Transylvanian Tales" (2006)

Folgende weiteren Musicals wurden von Musikklassen oder Wahlpflicht-Musikprojektkursen erfolgreich aufgeführt:

* "Tabaluga - oder die Reise zur Vernunft" (1997)
* "Gefährliche Liebe im Roderbruch" (1999)
* "Linie 1" (2001)
* "Müll - der Countdown läuft" (2001/2002)
* "Die Zauberflöte" (2006)

http://www.igs-roderbruch.de/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=85&Itemid=94
 
gut, HaraldS, der Lehrplan war mir nicht bekannt. Unser Lehrer meinte nur ständig "Ich kann doch auch nichts machen, der Lehrplan fordert es", also ging ich davon aus dass er Recht hat.
Trotzdem wenn ich ihn mir so angucke, sind das alles Themen die man in viel zu wenigen Unterrichtsstunden abarbeiten kann.
Und wie gesagt, mein Empfinden hat sich gestärkt nachdem mir Schüler anderer Gymnasien in Thüringen ähnliche Dinge erzählt haben.
Übrigens, das mit dem "Warum ein A wie ein A klingt" meinte ich anders. Hier wollte ich mich viel mehr auf physikalische Grundlagen berufen, die in der Tonbildung sowie in der aktuellen Musik bzw deren "drumherum" doch eine sehr große Rolle spielen. Ich denke in der 11. Klasse kann man dem Schüler des Musikunterrichts abverlangen, dass er weiß wie eine Sinuswelle aussieht, dass er weiß dass man auf diese Welle weitere Wellen modulieren kann usw. Man soll ja gar keine Formeln lernen oder so, aber ein grundlegendes Verständnis der physikalischen Musik gehört meiner Meinung nach in den Lehrplan genauso hinein.

Im übrigen haben wir öfters mal Werke kennengelernt, auch Opern. Aber aus vollkommen falschen Gesichtspunkten. Wir beschränkten uns soweit ich mich erinnern kann immer auf den Inhalt, welchen wir dann detailgetreu in den Klausuren wiedergeben durften.

Es gibt halt ein ganz Grundlegendes Problem: Kaum eine andere Wissenschaft hat sich in den letzten paar Jahrzehnten so weiterentwickelt wie die Musik, (Höchstens die Informatik) und es ist wohl für die Lehrer schwer immer aktuell zu bleiben. Ich weiß jetzt nicht was zwischen den von dir geschriebenen Lehrinhalten noch steht, doch gefühlt kommt moderne Musik viel zu kurz ;)
 
Unser Lehrer meinte nur ständig "Ich kann doch auch nichts machen, der Lehrplan fordert es", also ging ich davon aus dass er Recht hat.

Dann wirfst du damit deinem Lehrer vor, er hätte mit dem Lehrplan seinen schlechten Unterricht gerechtfertigt. Das ist ein harter Vorwurf, der in deiner Schulzeit durchaus zu Konsequenzen für den Lehrer hätte führen müssen, wenn er berechtigt gewesen wäre.

Trotzdem wenn ich ihn mir so angucke, sind das alles Themen die man in viel zu wenigen Unterrichtsstunden abarbeiten kann.

Na, dann ist doch alles in Ordnung, wenn man alle im Lehrplan geforderte Themen trotz weniger Unterrichtsstunden schaffen kann. War dein Unterricht entsprechend locker organisiert?

Hier wollte ich mich viel mehr auf physikalische Grundlagen berufen, die in der Tonbildung sowie in der aktuellen Musik bzw deren "drumherum" doch eine sehr große Rolle spielen. Ich denke in der 11. Klasse kann man dem Schüler des Musikunterrichts abverlangen, dass er weiß wie eine Sinuswelle aussieht, dass er weiß dass man auf diese Welle weitere Wellen modulieren kann usw. Man soll ja gar keine Formeln lernen oder so, aber ein grundlegendes Verständnis der physikalischen Musik gehört meiner Meinung nach in den Lehrplan genauso hinein.

Das Teilgebiet heißt "Akustik". Und ja, in Grenzen hat es durchaus seine Berechtigung in der Schule - wenn auch eher im Physikunterricht. Der schulische Musikunterricht soll das kulturelle Bewußtsein stärken, zu einer kritischen Teilhabe am Musikleben befähigen, die ästhetische Urteilskraft fördern und eine Offenheit für künstlerische Aussagen entwickeln. Wenn man dann noch über Akustik Bescheid weiß ist das gut, aber letztlich vor allem für Musiker interessant. Musikunterricht richtet sich aber an alle, nicht nur an die Musiker unter den Schülern.

Im übrigen haben wir öfters mal Werke kennengelernt, auch Opern. Aber aus vollkommen falschen Gesichtspunkten. Wir beschränkten uns soweit ich mich erinnern kann immer auf den Inhalt, welchen wir dann detailgetreu in den Klausuren wiedergeben durften.

Warum ist denn der Inhalt einer Oper ein vollkommen falscher Gesichtspunkt an der Oper?

Kaum eine andere Wissenschaft hat sich in den letzten paar Jahrzehnten so weiterentwickelt wie die Musik, (Höchstens die Informatik) und es ist wohl für die Lehrer schwer immer aktuell zu bleiben.

Musik ist keine Wissenschaft, weder allgemein noch speziell als Schulfach. Es gibt zwar die Musikwissenschaft, aber diese Wissenschaft liefert Erkenntnisse für Lehrer und Schüler, ist aber keinesfalls die Musik selbst.

Und: muß ein Lehrer aktuell bleiben?
Ich stell die Frage mal ganz anspielungsfrei und möglichst objektiv hierher. Wenn du sie ernsthaft und objektiv beantworten kannst, würde ich mich freuen.

gefühlt kommt moderne Musik viel zu kurz ;)

In der Schule wird ja keine "Musik" als klingende Kunst gelehrt, sondern es werden Aspekte von Musik behandelt. Früher wurde Unterricht "an, in und um" Musik gemacht (so ein Konzept aus den 70ern) - nicht mehr ganz aktuell, aber vom Grundsatz her auch nicht falsch. Wie sollte denn ein sinnvoller Umgang mit moderner Musik aussehen?

Ich stimme dir in der Einschätzung, moderne Musik komme zu kurz zu, aber: was ist für dich "moderne Musik"?

Harald
 
Mit Sicherheit wissen alle Lehrer was eine Zwischendominante oder eine Tritonussubstitution ist. Aber ob sie auch schwerere Jazzstandarts ohne weiteres analysieren können wage ich zu bezweifeln. Das fällt ja den meisten Jazzern (vor allem Sängern und Schlagzeugern) bei mir im Jazz-Studium schon schwer, und die Lehramtsleute haben ja noch mehr zu pauken als nur harmonische Analysen.


wozu sollten musiklehrer das können müssen? damit sie mit den schülern schwere standards harmonisch analysieren? ergibt für mich keinen sinn bzw frage ich mich wozu das gut sein sollte..
 
Hallo zusammen,

Mein persönliches Bild von Musiklehrern an allgemeinbildenden Schulen setzt sich aus zwei zentralen, interessanterweise grundverschiedenen Erfahrungen zusammen:

1. 12 Jahre mäßig interessanter bis kotzlangweiliger Musikunterricht, dargeboten von unmotivierten und inkompetenten "Pädagogen" (klingt hart, trifft es aber ganz gut), denen es lediglich zugute zu halten ist, dass sie mein Musikverständnis um einige wenige Werke der populären Klassik erweitert haben. Dabei wurde allerdings kaum Wert auf wiederverwendbares hörendes Erkennen bzw. auch mal theoretisches Erlernen elementarer musikalischer Mittel und stilistischer Eigenarten, als vielmehr auf auswendig gelernte Biographien (ist ja ganz interessant dass Mozart alles genagelt hat was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, aber für mein weiteres Dasein als umfassend gebildeter, humanistisch erzogener Erdenbürger nicht so hilfreich) und Libretti verschiedener Musiktheaterwerke gelegt.
Eine sinnvolle Rezeption zeitgenössischer "E-Musik" haben wir ebensowenig gelernt wie einen sensiblen Umgang mit Alter Musik oder hinreichende Kenntnisse über den Jazz (die ganze Jazzthematik hörte bei Bebop auf (sic!))
Hier kann man zusammendfassend sagen, dass der schulische Musikunterricht meine Aufnahmefähigkeit und Begeisterung für Musik eher gebremst, denn gefördert hat.

2. Das Befreundetsein mit zahlreichen Schulmusikern, die ich durchweg als unglaublich sicher im Umgang mit Musiktheorie und Musikgeschichte, als auch mit ihrem jeweiligen Instrument kennengelernt habe. Natürlich wird im musikpraktischen Unterricht in der Schulmusik weniger Wert auf die Ausbildung einer individuellen Künstlerpersönlichkeit gelegt - wie auch - als auf das handwerkliche Beherrschen des Instruments.
Nichtsdestotrotz sind die meisten Lehrämtler sowohl im klassischen wie auch im popmusikalischen Terrain aktiv und erfahren.
Das die meisten von ihnen die Berklee-Stufentheorie (oder Jazztheorie im allgemeinen) nur unzureichend kennen kann ich bestätigen, ist jedoch ebenso zu verstehen (sie haben nunmal klassischen Theorieunterricht) wie auch nicht weiter schlimm; dann wird der Standard eben funktionsharmonisch gedeutet.

Ein wesenlich größeres Problem als fehlende Kenntnisse in der Jazz/Popmusik (denn das stimmt heutzutage definitiv nicht mehr!) sehe ich in der mangelhaften Aubildung zu echten Pädagogen, denn das ist es doch, worauf es in der Schule wirklich ankommt. Die Schulmusik bildet heute eher Musiker aus denn Lehrer, aber nachdem erst gegen Ende des Studiums unterrichtspraktische Übungen durchgeführt werden, werden auch pädagogisch unzureichende, musikalisch aber talentierte Studenten durch das Examen und in die Schule geschleift.
 

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