Die recording Situation

  • Ersteller Sterntanz
  • Erstellt am
Sterntanz
Sterntanz
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
07.09.11
Registriert
27.05.11
BeitrÀge
112
Kekse
78
N'Abend.

Langsam gehts mir auf den Zeiger dass ich beim Aufnehmen immer anders singe ;) Es geht darum, dass wenn ich meinen Gesang aufnehme, ich ja logischer Weise weiß, dass ich mich gerade aufnehme. Und da mir das dann bewusst ist, dass ich mich aufnehme, neige ich dann dazu, ernst & verbissen zu werden & es perfekt machen zu wollen -weil, ich nehme mich ja gerade auf und das muss dann ja dolle klingen! (so denke ich nicht, aber so ist dann ungefĂ€hr meine Einstellung)

Was mich beruhigt ist die Vermutung, dass ich damit sicher nicht die einzige bin^^ Lange dachte ich, mein Gesang wĂ€re allgemein so, wie ich es bei der Aufnahme höre. Das hat mich immer runter gemacht, weil durch das ernste und verbissene hab ich dann nicht mehr locker gesungen, nix mehr fließen lassen. So hats sich dann auch angehört! Mich hat aber gewundert, dass mich Leute die mich live gehört haben widerum ganz anders beschrieben, vom Gesang.

Ich bin da lange Zeit dran verzweifelt, weil ich dadurch, dass ich mich beim Aufnehmen im Grunde immer ein Wenig "verstellt" hatte, meine Fortschritte auch gar nicht so merkte. Bis ich vor ein paar Tagen angefangen hab, das Aufnahme Gedöns weg zu lassen und zu versuchen, mir selbst live zuzuhören. Da ist mir dann auch aufgefallen, was ich technisch und gesanglich beim Aufnehmen unbewusst anders mache, was sich widerum auf den Klang auswirkt. Lol, ich hab wohl lange Zeit viel schöner Gesungen, wie ich durch die Aufnahmen vermittelt bekam.

Was ich nun fragen möchte, was kann ich tun, um auch bei der recording Situation trotzdem natĂŒrlich zu singen -so wie ich ohne Aufnahme auch singen wĂŒrde? Weil, ich sehe wenig Sinn dahinter, wenn ich mich als persönliche RĂŒckmeldung aufnehme, dies dann aber gar nicht dem entspricht, wie ich eigentlich klinge! Auch wenn ich die Aufnahme lĂ€ngere Zeit durchlaufen lasse, ich bin mir trotzdem bewusst, dass ich mich aufnehme. Im Bad beim Duschen oder beim Kochen etc. wenn es einfach ganz spontan und locker ist, singe ich am schönsten. Da denke ich dann einfach nicht drĂŒber nach irgendwas umbedingt richtig machen zu wollen.

Nun, kann mir bitte jemand weiter helfen? Gruß an die NachtschwĂ€rmer :) Lg Sterntanz.
 
Eigenschaft
 
Aloha Sterntanz,


Bis ich vor ein paar Tagen angefangen hab, das Aufnahme Gedöns weg zu lassen und zu versuchen, mir selbst live zuzuhören.

Das ist genau der Punkt! Das ist was ich immer sage. Merkst du, wie komisch das klingt? Man sollte sich schon zuhören, wenn man besser werden will :D
Ich wette: wenn du es schaffst ein Bewusstsein dafĂŒr zu entwickeln, wirst du schnell Fortschritte machen :)

Was ich nun fragen möchte, was kann ich tun, um auch bei der recording Situation trotzdem natĂŒrlich zu singen -so wie ich ohne Aufnahme auch singen wĂŒrde? Weil, ich sehe wenig Sinn dahinter, wenn ich mich als persönliche RĂŒckmeldung aufnehme, dies dann aber gar nicht dem entspricht, wie ich eigentlich klinge! Auch wenn ich die Aufnahme lĂ€ngere Zeit durchlaufen lasse, ich bin mir trotzdem bewusst, dass ich mich aufnehme. Im Bad beim Duschen oder beim Kochen etc. wenn es einfach ganz spontan und locker ist, singe ich am schönsten. Da denke ich dann einfach nicht drĂŒber nach irgendwas umbedingt richtig machen zu wollen.

Das ist schwer zu sagen. Ich neige dazu, immer mal wieder herumzudrĂŒcken, wenn ich nicht recht fit bin. Sich dann zu disziplinieren ist sehr schwer. Wenn ich merke was ich da tue, breche ich normalerweise die Singerei ab und fange mit dem AufwĂ€rmen bei Null an. Üblicherweise tritt das nur bei Kaltstarts auf und gibt sich dann nach so 10-15 Minuten und ich singe ganz normal, ohne angespannt zu sein.
Praktische Erfahrung sagt mir: Mach dir ein Bild davon, wie du ganz entspannt und glĂŒcklich vor dich hin singst. Dieses GefĂŒhl musst du verinnerlichen, dann kannst du es auf Knopfdruck reproduzieren. So klappt es fĂŒr mich wirklich gut, normalerweise singe ich zwar durchaus mit Körperspannung, aber eben nicht ĂŒberspannt wie eine Sehne kurz vor dem Reißen und auch nicht schlaff wie ein nasser Sack. Ich schreibe mir bei Texten beim Aufnehmen auch durchaus mal ein paar Wörter an den Rand, die mich dran erinnern wie es klingen soll. Vielleicht hilft dir auch eine wirkliche entspannte Erinnerung, z.B. indem du an einen Urlaub denkst. Ein Urlaubsfoto als GedankenstĂŒtze wĂ€re vielleicht eine Idee! Das klingt jetzt zwar nach der Harry Potter Patronus-Methode, aber bei mir klappt das :D
Du kannst natĂŒrlich auch versuchen, dich abzulenken indem du einen Punkt in der Ferne ansingst (aus dem Fenster schauen z.B.), aber nicht jeder Aufnahmeraum hat ein Fenster XD

Ich hoffe mal, du kannst damit was anfangen. Ich habe jedenfalls bei den letzten Aufnahmen die besten Ergebnisse herausgekriegt, die ich jemals erreicht habe und bin grĂ¶ĂŸtenteils mit mir zufrieden. Und dabei hab ich einfach drauflosgesungen! :)
 
Hmmm... ich kenne das auch. Ich bin nicht recording-ĂŒbererfahren, habe aber folgendes festgestellt: Ich darf mir den Spaß nicht nehmen lassen. NIEMANDEN interessieren drei gigantische hohe Töne, wenn der Rest klingt wie eingeschlafene FĂŒĂŸe. Und NIEMANDEN interessieren zwei etwas scheppe Töne (und ich wette, die sind mit Spaß LANGE nicht so schepp und vor allem nicht so schlapp wie mit Druck und Panik), wenn man dem Song anhört, WIESO du ihn singst.
Du musst einfach lernen, dich selbst auszutricksen. Dahingehend, dass du lernst, dich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist, nÀmlich die musik und wieso du sie machst.
ich denke, dass macht in einem falle wie deinem vor allem die erfahrung. Du musst in solchen Situationen einfach die Routine zum "Spaßbehalten" entwickeln. Also je öfter du es machst, desto besser.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das ist Übungssache. Es ist ganz normal, dass die aufgenommenen Sachen nicht gleich super klingen. Im Studio singst du auch in der Regel nicht einfach mal einen Song ein, sondern machst mehrere takes. Es steckt also meist Arbeit hinter einer guten Aufnahme.

Sich live selbst zuzuhören ist leider meist trĂŒgerisch, denn deine Stimme klingt fĂŒr andere ganz anders als fĂŒr dich. Da kann man sich schön in die Tasche lĂŒgen. Ich rate dir dich weiter aufzunehmen und an deiner AufnahmeprĂ€senz zu feilen.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo, Sterntanz,

ich schließe mich dem allgemeinen Tenor an, der da sagt "schaff' Dir eine angenehme AtmosphĂ€re!". Und wenn das auch mal "Kerzenlicht" bedeutet - das ist mir mal bei einer SĂ€ngerin passiert, die zwar wunderschöne Töne machte, aber das GefĂŒhl ihres Songs nicht 'rĂŒberbringen konnte. Die habe ich dann mal fĂŒr 15 Minuten in Pause geschickt, zwei große Kerzenleuchter montiert und die Leuchtstoffröhre ausgemacht. Ein Unterschied wie Tag und Nacht... ;)

Viele GrĂŒĂŸe
Klaus
 
Im Studio singst du auch in der Regel nicht einfach mal einen Song ein, sondern machst mehrere takes. Es steckt also meist Arbeit hinter einer guten Aufnahme.

Dem wĂŒrde ich nur bedingt zustimmen. Nach mehreren takes sinken meist das Energielevel und die Konzentration und auch die Stimmung des Songs kann man oft nicht mehr so gut rĂŒberbringen.
Deshalb lösche ich nie den ersten take - und oft wird der auch genommen.
Es gibt natĂŒrlich Tage, da geht irgendwie gar nichts so recht voran. Aber anstatt einen take nach dem anderen aufzunehmen (und sie werden nicht besser :rolleyes:), empfiehlt es sich, die Sache abzubrechen, was ganz anderes zu machen und es ein, zwei Tage spĂ€ter noch einmal zu versuchen.
Wenn keine Inspiration da ist, hört man das. Egal wie sauber die Töne sind.... es fehlt dann einfach etwas.
 
Du musst fĂŒr die Aufnahmesituation ein anderes Bewusstsein schaffen.

Nicht wie bisher: ich nehme mich auf, bin aber unzufrieden, weil ich nicht so locker klinge

Sondern: ich nehme mich mit dem gleichen Songs so oft und immer wieder auf, bis es gut klingt und ich das Bestmögliche aus der Situation herausgeholt habe. Denn das ist der Vorteil des Aufnehmens: Du kannst es wiederholen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi :) Dankeschön!

Das mit der AtmosphĂ€re hab ich soweit verstanden und das ist fĂŒr mich auch nachvollziehbar. Wenn ich beim Kochen oder unter der Dusche singe (wie in meinen Beispielen erwĂ€hnt) dann bin ich ja auch entsptann und versteife mich nicht darauf, sondern ich machs einfach. Wenn ich das nun richtig verstanden habe, diese AtmosphĂ€re und dieses "selbstverstĂ€ndliche" dann bestmöglich auf das Aufnehmen ĂŒbertragen bzw mit dort hin nehmen, richtig? (aber nicht dass ich auf die Idee komme, bei der nĂ€chsten Aufnahme zu meinen, ich mĂŒsse mich nun sofort entspannen!) :D

Heute frĂŒh kam mir was in den Sinn, vielleicht trifft das ja auch zu. Ich habe mir gedacht, vielleicht ist nun nach fast 2 Jahren Singen einfach die Zeit gekommen, das Nest zu verlassen. Ich hab mich stĂ€ndig nur an meinen Aufnahmen (und Bewertungen anderer wenn sie mich live hörten) orientiert und dabei ĂŒberhaupt nicht gelernt, mir und meinem Geseang auch ohne permanente externe RĂŒckmeldung zu vertrauen.

Irgendwann wird es wohl frĂŒher oder spĂ€ter automatisch so weit kommen, mich gesanglich auch mal selbstbewusster und mit mehr Selbstvertrauen weiter nach vorne wagen zu sollten, wenn ich weiter kommen möchte. Das sichere Neste mit permanenter RĂŒckmeldung verlassen und flĂŒgge werden, so zusagen. Schließlich kann ich nicht ewig in einer Kiste sitzen und den Deckel zu machen. Das ist zwar Sicherheit pur, aber nicht frei. Und zum Singen gehört fĂŒr mich einfach Freiheit, los lassen und sich vollkommen seinem Gesang hingeben.

Nun habe ich die Vermutung, dass diese "Phase" des Ablösesns und selbststÀndiger werden, langsam aber sicher bei mir eintreffen könnte.. oder was meint ihr, ist das plausibel? Lg Sterntanz.
 
Hi.

Meine Frage war eher generell gemeint, ob das was mir da in den Sinn kam, plausibel wÀre. :) Lg
 
Wenn du damit meinst: An die Öffentlichkeit gehen, mit anderen Leuten Musik machen, Konzerte spielen, dann stimme ich dir zu. Diese Erfahrungen sind fĂŒr mich die wertvollsten, die ich habe. Die kann man durch nichts ersetzen. Und live sorgt man normalerweise vor allem bei Unplugged-Geschichten auch immer fĂŒr eine schöne, gediegene AtmosphĂ€re. Von daher wĂŒrde ich jetzt einfach mal Musik machen und das Aufnehmen erst mal sein lassen. NatĂŒrlich braucht man wie der Don sagt Erfahrung, um etwas auf Band zu kriegen. Aber ich singe wie Bell ganz oft 1st und 2nd takes, wenn es um "richtige" Aufnahmen geht (Bei Vorproduktionen bastel ich schon lĂ€nger herum und probiere aus, so wie Antipasti das beschreibt). Alles was danach kommt klingt einfach weniger frisch.
 
Schön, dann red nicht lÀnger und such dir ne Band oder Ensemble, hauptsache raus aus dem heimischen Wohnzimmer und den stets wohlgemeinten Meinungen der Familie und Freunde.
Ansonsten stimme ich Don Onkelai zu, dass das Übungssache ist. Wenn du hĂ€ufig ins Studio gehst, wirkt die Situation nicht mehr so befremdlich und auch das Tragen von Kopfhörern und dass man sich nur durch die Kopfhörer hört, fĂŒhlt sich nicht mehr so befremdlich an. Wenn es in ein neues, fremdes Studio geht, lohnt es sich auch mal einen Tag oder mehr vorher ins Studio zu gehen, sich die RĂ€ume anzugucken und den Toni kennenzulernen, dass man nicht am Aufnahme Tag mit Herzklopfen dortin fĂ€hrt, weil man nicht weiß, was da einen erwartet. Sonst hilft es auch, wenn das Studio es erlaubt, sich selbst eine gemĂŒtlich, heimische AtmosphĂ€re in der Kabine aufzubauen. Soll ja manche geben, die Kerzen, Fotos und GlĂŒcksplĂŒschtiere mitbringen. Das sind einfach Tricks um seinem Kopf klar zu machen, dass das nichts anderes ist als wie zu Hause singen, nur mit Kopfhörern auf und Mikro vor der Nase. Wenn du selbst Homerecordingequipment hast, trainiert das natĂŒrlich auch die Recordingsituation, weil du es schon gewöhnt bist, Kopfhörer zu tragen und dich nur darĂŒber zu hören.
Und ĂŒbrigens, soll man beim Aufnehmen sich auf keinen Fall auf die Gesangstechnik versteifen und sogar gerade stehend mit Hand auf dem Bauch und sonst unbeweglich ins Mikro reproduzieren. Gerade beim Aufnehmen, ist GefĂŒhl A und O und davon kommt nichts rĂŒber, wenn man im Kopf nur "StĂŒtze, Weite, Maske, Vokalausgleich" drin hat. Deswegen darf man durchaus vor dem Mikro mit den Armen rumfuchteln, Grimassen schneiden und große Gesten machen. Man muss sich in den Song einfĂŒhlen und die Geschichte erzĂ€hlen. Klar, kann man sich bei schwierigen Stellen auch mal wieder an die Technik erinnern, aber dass man den Song singt, um eine Geschichte zu erzĂ€hlen, darf da nicht in den Hintergrund rĂŒcken. Letztendlich ist das, was man an Technik auch in Stressituationen abrufen kann, der wirkliche Könnensstand. Das was nur in Übungen und in perfekten Situationen und mit grĂ¶ĂŸter Konzentration funktioniert, gehört da noch nicht dazu.

Wenn ich was aufnehme wird auch meist der erste oder zweite Take genommen und dann nur Abschnitte zur Korrektur aufgenommen, die ich versemmelt habe. Wenn nach spĂ€testens vier Takes immer noch Unbrauchbares rauskommt (weil zum Beispiel hölzern, kein GefĂŒhl), dann ist Schluss mit dem Song, weil es garantiert nur noch schlimmer wird. Dann versucht man nen anderen Song oder es ist Schluss fĂŒr heute.
 
Irgendwann wird es wohl frĂŒher oder spĂ€ter automatisch so weit kommen, mich gesanglich auch mal selbstbewusster und mit mehr Selbstvertrauen weiter nach vorne wagen zu sollten, wenn ich weiter kommen möchte.
Ich denke, genau das könnte dein Aufnahmeproblem bisher gewesen sein. Selbstbewußter und mit Selbstvertrauen singen, egal wer oder was "zuhört" oder nicht zuhört. Aber da du es nicht gewohnt bist, hast du sofort verkrampft, wenn selbst der Rec-Button gedrĂŒckt wurde und eigentlich nur eine Maschine "zuhört", es plötzlich "ernst" wurde.
 
Daß man sich selbst anders hört als es andere tun und als es auf einer Aufnahme klingt, dĂŒrfte mittlerweile wohl hinreichend bekannt sein. Daß jegliche Urteile darĂŒber, wie jemand singt, subjektiv sind, wohl auch. D.h. Du kannst nix auf das geben, was andere Leute ĂŒber Deinen Gesang sagen. Wenn es den Zuhörern gefĂ€llt, ist das zwar nett, aber keine hilfreiche Bewertung im Hinblick auf's Vorankommen. Genausowenig nĂŒtzt es Dir, wenn Du Dir beim Singen selbst zuhörst und das objektiv zu beurteilen versuchst. Mal ganz davon abgesehen, daß Du Dich ohnehin anders hörst (Knochenleitung) und deswegen ĂŒber den Klang nur sehr bedingt urteilen kannst, mĂŒĂŸtest Du Dein Bewußtsein quasi abkoppeln, um Dir das Außenstehen vorzugaukeln, wĂ€hrend der Körper die Technik abspult. Dann bist Du aber nicht bei der Sache, versetzt Dich nicht in den Song hinein (weil's Bewußtsein mit pseudo-objektivem Zuhören beschĂ€ftigt ist) und singst auch wieder anders. Keine Ahnung, ob wer versteht was ich meine - klingt ein wenig vonhintendurchdieBrustinsAuge :gruebel:

Ich kenne zwei bewĂ€hrte Methoden, um diese Problematik - mit der sich wahrscheinlich die meisten irgendwann rumschlagen mußten/mĂŒssen - in den Griff zu kriegen. Beide wurden auch schon angesprochen.
1. Du nimmst Dich selbst immer auf, stĂ€ndig, laufend, pausenlos. Eben auch beim Duschen, Kochen, Wasauchimmern. Das hat zwei Effekte: zum einen gewöhnst Du Dich irgendwann dran, daß das rote LĂ€mpchen brennt und es verliert seinen Schrecken, wird zum alten Hut. Zum andern gibt man sich automatisch etwas mehr MĂŒhe, performt also immer, anstatt einfach nur zu ĂŒben. Nicht mit Druck und "muß-unbedingt-Einstellung", dafĂŒr sorgen die Dusche bzw. der Herd. Da muß man auch gar nicht drĂŒber nachdenken, passiert in der Regel von ganz alleine.
2. Sobald Du beim Singen in die "Zone" kommst, das ist der Bereich wenn Du denkst "wow, yeah, das isses, jetzt lĂ€uft's, cooooool", machst Du mentale SchnappschĂŒsse, d.h. Du hĂ€ltst verschiedene Dinge fest wie z.B. "wie stehe ich gerade da", "wie halte ich meinen Kopf", "was machen Mund und Zunge", "wie sieht's mit der StĂŒtze aus" usw. usw. Wichtig ist, daß es nur SchnappschĂŒsse sind - kein Video drehen. Sobald Du lĂ€nger (mental) hinsiehst oder zu analysieren versuchst, ist der Moment dahin. Einfach mal hier und mal da kurz "Klick" machen. Irgendwann fĂŒgen sich diese SchnappschĂŒsse zu einem Bild zusammen, das mit der Zeit immer detailreicher wird. Was das bringt? Ganz einfach, spĂ€ter kannst Du den Spieß umdrehen. Wenn Du weißt, daß Du, sobald Du im gesanglichen Nirvana schwebst, den Arm soundso hĂ€ltst, einen Fuß leicht nach vorne nimmst, die Lippen auf bestimmte Art bewegst etc., dann kannst Du diese Bedingungen herstellen, damit Du in die Zone kommst. Nach dem Motto "Wenn es sich gut anfĂŒhlt, hab' ich den Fuß vorne. Also nehm' ich den Fuß nach vorne und es fĂŒhlt sich gut an."
Gute Redner machen ĂŒbrigens ganz Ă€hnliche Sachen. Sie stellen die Bedingungen, die beim Auftritt herrschen, so gut wie möglich beim Üben her, d.h. ein Pult hinstellen, im Stehen Üben, den Anzug anziehen (auch wenn's nur im Wohnzimmer ist). Oder bei der eigentlichen Rede dann die Brille genauso halten wie zu Hause, den Kuli und die Uhr so hinlegen wie daheim etc.

Daß man möglichst bald nach draußen gehen und mit anderen musizieren sollte, um Erfahrungen zu sammeln und sich die Hörner abzustoßen, wie's Herr Polly gesagt hat, steht natĂŒrlich völlig außer Frage.
 
Was du da unter 2. beschreibst ist das was ich oben meinte mit der entspannten Erinnerung. Ich habe aber auch immer ganz viel aufgenommen. Beides zusammen funktioniert denke ich ziemlich gut.
Das sich selbst zuhören meine ich ĂŒbrigens absolut nicht in dem Sinne, dass man seine Technik stĂ€ndig ĂŒberprĂŒfen soll. Dann KANN es nach nichts klingen. Aber man bekommt ein GefĂŒhl dafĂŒr, an welchen Stellen man nochmal nachhaken muss wenn man mal in sich reinhört.
Ich hab fĂŒr meinen Stil immer spezielle Bilder, die mir helfen: Ein Springteufelchen, das "nana na NA NA NA!" macht, ein oder zwei blöde Witze, die mich immer zum schmunzeln bringen, das GefĂŒhl auf der BĂŒhne, wenn man Augenkontakt mit dem Publikum sucht und sie anfeuert und auch ein Urlaubsfoto. Das muss halt auf deine Persönlichkeit abgestimmt sein und ich benutze es auch nur beim Aufnehmen - live werden die Erinnerungen "gemacht".
 
Hi. Aber soll ich meine ganze gesangliche Zeit lang immer nur am AufnahmegerÀt kleben? Irgendwie nicht wirklich, finde ich. Wenn ich irgendwann vor habe, meinen Gesang nicht nur auf meine eigenen 4 WÀnde oder den Unterricht zu beschrÀnken (und das habe ich vor!) sondern damit raus in die Welt zu gehen, Auftritte zu haben, Solos und Duette zu singen;

setzt dies aus meiner Sicht voraus, dass ich mir und meinem Gesang vertraue. (das soll kein "aber..." zu euren Antworten sein, sondern nur meine Empfindung schildern) Ich weiß, jeder SĂ€nger hat mal von null angefangen und man wird in der Regel nicht ĂŒber Nacht zum Profi. Nur, jeder heutige Profi kam irgendwann in seinem Leben mal an den Punkt, wo er einfach sein sicheres Nest verlassen musste, um weiter voran kommen zu können.

Ich will nicht mein ganzes Gesangsleben lang auf die RĂŒckmeldung von einem AufnahmegerĂ€t angewiesen sein. Man wird doch sicher auch lernen können, sich richtig wahrzunehmen und zu beurteilen, wenn man sich selbst live hört? Ich glaube nicht dass die vielen Profis auch einfach blind drauflos singen; aber mit nem AufnahmegerĂ€t lĂ€uft auch niemand von denen rum.

Das Eine muss das Andere ja nicht ausschließen. Erstmal weg von der permanenten RĂŒckmeldung der Aufnahme zu kommen und zu lernen auf seinen eigenen Geseang zu vertrauen; kann das nicht widerum hilfreich fĂŒr Aufnahmen sein? Wenn man weiß, man braucht die Aufnahme als RĂŒckmeldung im Grunde nicht, braucht man sich beim Aufnehmen auch keinen Kopf drum zu machen, umbedingt alles richtig machen zu wollen. So denke ich zumindest. Aber vielleicht denke ich da auch total falsch, deswegen hab ich euch gefragt :)

Lg Sterntanz.
 
Hi. Aber soll ich meine ganze gesangliche Zeit lang immer nur am AufnahmegerÀt kleben?

Wie kommstdu darauf? Das hat doch niemand gesagt, oder?

Du sollst Musik machen. Am AufnahmegerĂ€t, auf der BĂŒhne, mit anderen Leuten. Wie auch immer.

Wichtig ist, dass man nicht ausschließlich nur ĂŒbt und sich kontrolliert - sondern eben ab und zu auch einfach nur singt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne das Problem des zuhause Aufnehmens auch! Man ĂŒbt eine Phrase x-mal, dann wenn sie so richtig gut sitzt, stellt man den Recorder an und plop! schon wĂ€hrend dem singen merkt man, das wird nix :mad: Handbremse angezogen, Durchgang versiebt!

Meine Konsequenz: ich nehme zuhause grundsĂ€tzlich nicht mehr auf, dafĂŒr aber jede Gesangsstunde bis auf die letzte Sekunde! So habe ich jede Woche eine Kontrolle wo ich mich von aussen höre. Und im GU ist das AufnahmegerĂ€t kein Problem, da wird so intensiv gearbeitet, dass ich das kleine Dinge das da steht, völlig vergesse. Und da ich in der Stunde i.d.R. sowieso meine besten Leistungen bringe, ist auch das anhören danach relativ entspannt möglich ;)

Seltsamerweise habe ich bei Auftritten kein Problem, die Leistung auf den Punkt genau abzurufen (denn darum geht es ja eigentlich!). Vermutlich ist es das Publikum und/oder die gute Akustik, die enthemmend wirkt oder das Quentchen Lampenfieber, das, in diesem gerade noch erwĂŒnschten Ausmass, antreibend wirkt.

Man wird doch sicher auch lernen können, sich richtig wahrzunehmen und zu beurteilen, wenn man sich selbst live hört?

Klar kann man das! Mit der Zeit weiss man, wenn ich mich selber so und so höre, wenn es sich so und so anfĂŒhlt, tönt es "von aussen" so und so. DafĂŒr braucht es aber eben zuerst mal Aufnahmen, die man sich anhört, damit man sich sozusagen "eichen" kann.

...aber mit nem AufnahmegerÀt lÀuft auch niemand von denen rum.

TĂ€usch dich da mal nicht. Zumindest in der Klassik wird das sehr wohl gemacht. Die anderen SchĂŒler meiner GL sind fast ausschliesslich fertige (sprich bereits diplomierte) oder angehende Profis und ganz viele von denen nehmen ihre Stunden auch auf! Auch bei Konzertproben habe ich schon öfter gesehen, dass BerufssĂ€nger (und ĂŒbrigens auch Instrumentalisten) aufnehmen.
Und bei den AuffĂŒhrungen wird ja sowieso oft eine Aufnahme gemacht. Ich persönlich höre mir die allerdings kaum je an (egal wies gelaufen ist) weil da fĂŒr mich dann nur noch die Reaktion des Publikums entscheidend ist und Ă€ndern könntest du dann ja eh nichts mehr.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
ZurĂŒck
Oben