Akkordeonbau wohin soll die Reise gehen?

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Max, Du rennst offene Türen ein!

Odenwald schrieb: wir können, aber wollen nicht
und ich schrieb: wenn es sich lohnt, sprich die Arbeit voll + ganz bezahlt wird, dann MUSS man.

Wenn er nicht kann, dann soll er keine pseudo-sozialen Gründe vorschieben...:cool:


@Klangbutter:
Uwe, ich komme aus dem Sondermaschinenbau, da gibt es fast nur Einzelstücke, warum um alles in der Welt sollte es keine Sonderfertigung für Akkordeons geben.
Du bestellst nicht aus dem Katalog, sonders formulierst ein Pflichtenheft, was das Instrument min. können muß, wie es min. aussehen muß, etc.
Der Hersteller sagt dann, er kann oder er kann nicht. Wenn er kann, dann sagt er Dir was es kostet, wenn es Dir das dann wert ist, dann bekommst Du Dein absolutes Unikat.
Nachteil: es ist hinter relativ schwierig das für angemessenes Geld wieder zu verkaufen, je spezieller die Ausführung, desto unverkäuflicher.
 
Hallo, WilliamBasie,

Du bestellst nicht aus dem Katalog, sonders formulierst ein Pflichtenheft, was das Instrument min. können muß, wie es min. aussehen muß, etc.

Das funktioniert bei einem Musikinstrument nicht so wie im Maschinenbau. Im Maschinenbau legt der Kunde objektiv nachmessbare Kriterien fest. Bevor die Maschine dann ausgeliefert wird, prüfe ich gemeinsam mit dem Kunden ob dieser Kriterienkatalog eingehalten wird. Da passiert es uns oft genug, daß der Kunde Kriterien nachschiebt, weil er deren Relevanz nicht von vorneherein bedacht hat. Da kann ich mich dann als Maschinenhersteller auf das Pflichtenhaft berufen und nachweisen, daß ich gemäß dem Pflichtenheft alle Kriterien erfüllt habe.
Bei einem Instrument ist das ungleich schwerer: Der Kunde möchte ein leichtes, warm klingendes und sehr dynamisch zu spielendes Akkordeon kaufen. Das sind lauter Kriterien, die objektiv nicht zu fassen sind. Alle Kriterien entspringen subjektiven Empfindungen.
In sofern wird es schwierig ein verbindliches Pflichtenheft zu erstellen. Wirkliche Spitzeninstrumente entstehen, wenn sich Instrumentenbauer und Musiker kennen, in ständigem Kontakt das Instrument entwickeln und beide eine unendliche Geduld miteinander haben. Wie schwierig es ist, mag man an meinem Beispiel ermessen: mein Akkordeon habe ich gekauft, nachdem ich etliche verschiedene Instrumente zur Probe gespielt habe. Zum Schluß habe ich nur noch bei verschiedenen Händlern das Akkordon verglichen, das ich schlußendlich gekauft habe. Bei allen Händlern das gleiche Instrument kang bei jedem anders. Und ich kann beim besten Willen nicht sagen, ob das Instrument, das ich dann erstanden habe wirklich für mich besser klingt, weil der Klang "besser" ist oder ob das nur an der anderen Umgebung oder dem freundlichen Händler lag.

Gruß
Reinhard
 
Argumenten, denen ich leider nicht folgen werde!
Klang ist z.B. in großem Maße vom Raum abhängig...

Hier reden ja nicht ein Mauerer und ein Akkordeonist miteinander, sondern zwei sich ergänzende Berufsgruppen, die über die gleiche Kommunikationsschiene laufen.
Problem ist immer nur, wenn einer von beiden nicht weiß was er wirklich will.
 
Hier reden ja nicht ein Mauerer und ein Akkordeonist miteinander, sondern zwei sich ergänzende Berufsgruppen, die über die gleiche Kommunikationsschiene laufen. Problem ist immer nur, wenn einer von beiden nicht weiß was er wirklich will.

Nicht mal das!

Stellt dir vor, du nimmst dem Verdeck (die Fassade) einem Akkordeon weg, und da siehst du dass ganz anderes als es bisher immer war, sind die Umschläge (Klappen) im Diskant nicht mehr identisch: Mal sind die klein, mal groß, mal sogar sehr groß, usw. Beim Zerteilung dieses Akkordeon erkennst Du kurz danach etwa perplex, das jede Klappe, an eine bestimmte, maßgeschnittene Kanzelle, selbe Grosse, gekoppelt ist, die ihre Seite ganz genau für eine bestimmte Tonhöhe konstruiert würde. Dazu erkennst du das eine bestimmte Stimmplatte ganz exakt darauf montiert ist, und das alle Töne rein, und in selbe Lautstärke heraus kommen (bei Spielen): Jeder Ton klingt naturell, es gibt gar keine Ansprache Probleme mehr, keine Register Probleme, jeder Ton ist gleich stärk wie alle andere, usw.

Das möchte ich haben.

Ich denke, es ist nicht mal ein "Luxus", sondern es ist notwendig, ein solche Akkordeon endlich zu haben.

Und nun kann der normale Akkordeonist solche Instrument sich nicht mal vorstellen. Entfehlt die Kenntnisse, was und wie viele Fehler beherbergt unserer heutigen Kisten in sich.

Gruß,

Mkl.454
 
Offenbar erfordert hohe Qualität bei vielen Musikinstrumenten viel Handarbeit. Ausnahmen sind sicher die elektronischen Instrumente, bei denen erst eine hohe Stückzahl die notwendigen Entwicklungskosten wieder einspielen. Dort gilt: je grösser die Serienproduktion, desto besser das Ergebnis. Die Entwicklung des elektronischen Pianos zeigt das deutlich.

Im Unterschied zum Geigenbau, wo der Geigenbauer den Baumstamm im Wald für das Deckblatt aussucht und den Wirbel schnitzt, ist beim Akkordeon eine ganze Industrie beteiligt: Balgbauer, Zungenherstellung, Tastatur, Gehäuse, all das bedingt spezielle Maschinen und Fertigungstechniken.

Die Handarbeit hat dabei den Zweck, Fertigungstoleranzen und Materialunterschiede zu minimieren und macht so den Unterschied vom schnöden Serieninstrument zum Meisterwerk.

Da frage ich mich, ob bei der Produktion nicht Verbesserungen möglich sind, die diese Toleranzen und Unterschiede verringern und so auch normale und bezahlbare Serieninstrumente verbessern, ohne grosse Revolutionen anzuzetteln. Also z.B: bessere Ansprache, Stimmstabilität, Gewichtsreduktion etc. Denn die Akkordeonisten (eine tendenziell schrumpfende Gattung) hat sich mit den Eigenheiten des Instrumentes abgefunden und suchen wohl eher keine grundlegenden Veränderungen, eher Komfortverbesserungen.

Wenn das alles zu einem günstigen Preis zu haben ist, werden viele Akkordeonisten einen Neukauf ins Auge fassen. Denn die grösste Konkurrenz für Akkordeonfirmen ist die riesige Masse von gebrauchten Instrumenten, die den Markt fluten.
 
... Und nun kann der normale Akkordeonist solche Instrument sich nicht mal vorstellen. Entfehlt die Kenntnisse, was und wie viele Fehler beherbergt unserer heutigen Kisten in sich ...
Wir reden hier momentan auch nicht von "normalen" Akkordeonisten - zumindest ich nicht - sondern von Musikern wie z.B. Klangbutter.
...und ja, ich traue Uwe zu, daß er die Schwachstellen der Akkordeons sehr wohl kennt, diese auch benennen kann und die Imagination besitzt sich vorzustellen, was wäre wenn - und ich bin mir sicher, daß er ein Pflichtenheft zu stande bringt auf deren Grundlage ein fähiger Akkordeonbauer (natürlich in vielfacher Diskussion und viel gemeinsamem Weg!) ein Instrument baut, daß seinen Wünschen sehr sehr nahe kommt.
Natürlich kann man die Physik nicht bescheißen, eine Wunderkiste "mit viel drin" kann zwangsläufig nicht mit Gewicht gegen Null aufwarten. Soviel Realität hat wohl jeder...
 
Klar bringen alle Hersteller regelmäßig was neues raus und verkaufen dies marketingmäßig auch sehr gut, wie im Beispiel der Poeta Holzserie. Die sind hünsch anzuschauen, gefallen mir auch sehr gut und die haben damit auch sozusagen einen Trend gesetzt, wenn man sich auf der diesjährigen Musikmesse bei den Herstellern umgeschaut hat, aber eine wirkliche (technische) Innovation sind die nicht!
Auch wenn die im Prospekt als "Accoustic wood" Serie bezeichnet werden. Es stimmt zwar, dass Ahorn oftmals als Klangholz verwendet wird aber beim Akkordeongehäuse bringt das rein gar nichts außer zugegeben sehr schöner Optik. Das Akkordeongehäuse ist resonanzmäßig leider überhaupt nicht an der Klangbildung mitbeteiligt. - Das war eine reine Werbeformel!:redface:

Hallo maxito!

Leider hast Du bzgl. des Klangs der Akustikholz-Akkordeons recht.
Der Anteil des Akkordeongehäuses am Klang ist gering, da kein "Klangkörper".
Eines hat es aber wirklich gebracht - die Instrumente sind leichter als die normalen.

VLG
Accord
 
Hallo Wiliam,

wie ich schon schrieb: immer wieder als Musiker zum Instrumentenbauer zu fahren und ihm zu sagen, was er machen soll ist eigentlich überflüssig. Wenn Theo Anzellotti bestellt kann man sich darauf verlassen, dass es gut wird. Da bräuchte man als Kunde, der danach ein "Anzellotti-Serieninstrument" bestellt, überhaupt nichts mehr zu sagen. Das bedeutet doch, dass die Firmen eigentlich genau wissen, wie es sein muß.
Leider gelingen dann in der Serie eben nur noch schätzungsweise 5 % in ähnlicher Qualität. Alle anderen haben große Macken.

Bei einer Zusammenarbeit mit einer Forschungsabteilung (höhö) könnte ich auch nur an mir vorgesetzten Prototypen herum meckern, wie jeder andere auch. Eigentlich wäre ich dann Tester und Kritiker, der keine konkreten technischen Vorschläge machen kann. Das einzige ist nur, dass ich bestimmte Schwächen sofort aufdecke, wohingegen andere Spieler an diese Grenzen nicht stossen.

So. Nun verkauft die Firma aber hoffentlich massenhaft und nicht nur an Virtuosen. D.h. sie müssen ja den Markt der Akkordeonorchester und Hausmusiker und und und ... viel mehr berücksichtigen, denn das ist ihr täglich Brot!
Auch diese Spieler setzen das Akkordeon auf und meckern. Zuerst mal aber über die Farbe, dann übers Gewicht, dann über den zu fetten Balgriemen, dann passt ihnen die Tasche nicht oder die Knöpfe sind ihnen zu weiß, die Mensur zu eng und so weiter. Diese eher unwichtigen Dinge bekommt ein jeder Händler und Hersteller durch sein demokratisch geöffnetes Ohr zu hören. DAS ist der MARKT! Das ist Marktwirtschaft. Also stellt er sich darauf ein. Er kann einigermaßen sicher sein, dass diese Spieler den Unterschied zu den 5 Jahrzehnt-Instrumenten nicht erkennt. Daher ist der Spieler auch nach Änderung seiner Kundenwünsche zufrieden.
Schöne Tasche, Strassbesatz, ganz aus Holz, mit sechsfachen Resonanzboden und Klebstoff aus südafrikanischen Dominosteinen... KLASSE!

Ich kann eigentlich nicht helfen, sondern nur auf anderem Niveau (an anderen Dingen) kritisieren.
Wenn man eine schnelle Leiter spielt und es kommt die Hälfte der Töne nicht zusammen oder manche Passagen kommen schnell die anderen Passagen spät oder garnicht, dann muß ich dass doch dem Hersteller nicht vorführen...
Wenn man mit 5000 pond (?) am Riemen zieht und es kommt bei einem Instrument im Tutti 90 db und beim anderen nur 70 db, das muß man doch auch ohne Musiker merken...

Wenn ich einen Forschungsauftrag erteilen dürfte, dann wäre das die eierlegende Wollmilchsau zu entwickeln, nach der hier auch oft gefragt wird. Ein Instrument, das irisch, russisch, deutsch usw. klingen kann zudem klein und leicht ist, sich ganz leicht spielt, leise und laut ohne Ende und auch noch bezahlbar ist. Das ist natürlich Quatsch.
 
... Das einzige ist nur, dass ich bestimmte Schwächen sofort aufdecke, wohingegen andere Spieler an diese Grenzen nicht stossen. ...

Hallo Klangbutter,

genau diesen Effekt scheint es nur beim Akkordeon zu geben.
Bei den klassischen Instrumenten (Streicher/Klaviere/Holz- und Blechbläser/...) gibt es doch auch auch enorme Qualitäts- und Preisunterschiede bei den Instrumenten.
Es gibt aber auch immer "Spitzeninstrumente", die jeden noch so virtuosen Virtuosen zufriedenstellen und alles können was sie sollen.

Beim Akkordeon ist man jedoch gezwungen, immer einen Kompromiss einzugehen.

Liegt das daran, dass es so wenige Akkordeonisten (und noch viel weniger virtuose) gibt?

VLG
Accord
 
Pseudosoziale Gründe - so so...:

Wir haben 85 Mitarbeiter, die hier in Klingenthal mittlerweile - vorsichtig geschätzt - in einem Jahr genauso viele Akkordeons bauen, wie die ganze berühmte Ortschaft in Italien zusammen in einem Jahr produziert. Und das bei gleichbleibend hoher Qualität und zu nach wie vor bezahlbaren Preisen. Wir bilden darüber hinaus jedes Jahr mindestens 5 neue Handzuginstrumentenmacher in unserem Unternehmen aus. Und das nicht für die Welt, sondern für uns, damit das Handwerk weitergegeben wird. In Italien wird nicht mehr ausgebildet. Deshalb stehen Klingenthaler Instrumentenbauer dort hoch im Kurs.

Wir hatten jetzt den Neuzugang einer deutschen Fachkraft in unserem Haus, die jahrelang in Italien gearbeitet hat und nun zurückgekommen ist. Sie muss jetzt nicht mehr Fließband schaffen, sondern ist in der Entwicklungsabteilung und im Sonderinstrumentenbau mit anderen Kollegen tätig. Wir bauen diese Schiene aus, daran besteht kein Zweifel. Man wird die Ergebnisse bald zu sehen bekommen.

Wir kaufen weder Baugruppen, noch Instrumente in China. Wir kaufen auch keine Tasten, Schieber, Knöpfe, Embleme usw. in China, um sie in unseren Instrumenten massenhaft zu verbauen. Wir fertigen das alles selber. Darüber hinaus leben einige Familienbetriebe hier im Vogtland von unseren Aufträgen. Wir entwickeln in Kooperation mit europäischen Herstellern wieder unsere eigenen Stimmplatten. LEIDER müssen wir unser Zelluloid in China kaufen, da es mittlerweile keinen leistungsfähigen Produzenten in Europa mehr gibt, da haben wir keine andere Wahl. Aber: Wir arbeiten in Zusammenarbeit mit verschiedenen deutschen Forschungsinstituten und Universitäten an Alternativen.

UND: Hin und wieder bauen wir auch elitäre Instrumente. Ein aktuelles Beispiel gebe ich hier mal zum Besten. Aber nur dann, wenn die Zeit und die Manpower dafür vorhanden ist. Und wir machen kein Aufhebens davon. So einfach ist das. Und bis dahin ist unsere oberste Priorität die Herstellung sehr gut klingender, verlässlicher Serieninstrumente für die Welt und das mit unseren Mitarbeitern hier in Deutschland.

Beste Grüße
Andreas Heine alias Odenwald

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odenwald
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Hallo accord,

Ich weiß nur, dass man bei anderen Instrumenten einfach sagen kann, ich investiere so und so viel und bekomme das und das. Das kann man planen.
Bei Trompeten ist es wirklich in viel höherem Masse ausschlaggebend, wer spielt, nicht auf was.
Die Virtuosität und auch der Klang hängen massgeblich vom Mund ab. Die Trompete macht nur die Lautstärke und die Strahlcharakteristik.

Beim Akkordeon klingen aber z.B. Fehler auf einer präzisen Mechanik trotzdem brilliant und auf einer klebrigen Tastatur klingt der selbe Fehler plump und eben klebrig. Ein Virtuose kann auf einer schlechten Tastatur oder mit schlechten Stimmen seine Feinheiten nicht präsentieren. Man kann dann nur in gewissen musikalischen Grenzen spielen.
 
Hallo zusammen!

genau diesen Effekt scheint es nur beim Akkordeon zu geben.
Bei den klassischen Instrumenten (Streicher/Klaviere/Holz- und Blechbläser/...) gibt es doch auch auch enorme Qualitäts- und Preisunterschiede bei den Instrumenten.
Es gibt aber auch immer "Spitzeninstrumente", die jeden noch so virtuosen Virtuosen zufriedenstellen und alles können was sie sollen.

Ein bisschen muss man das relativieren: Auch bei den klassischen Instrumenten versuchen professionelle Spieler ihr Instrument noch weiter zu optimieren. So suchen sich viele Pianisten ihren Steinway unter mehreren Instrumenten aus. Denn auch hier gibt es eine Streuung in der Fertigung. Man kann sich wohl immer ein noch besseres Instrument vorstellen.

Beim Akkordeon ist man jedoch gezwungen, immer einen Kompromiss einzugehen.

Zumindest ist der Kompromiss beim Akkordeon besonders groß. So empfinde ich das Gefälle von Mittelklasse-Instrumenten zu den Top-Instrumenten beim Akkordeon als besonders groß. Insbesondere was den technischen Aspekt betrifft. Klanglich gibt es da bei allen Instrumentengruppen entsprechende Unterschiede. Aber technisch ausgereift ist dort auch die Mittelklasse. Beim Akkordeon empfinde ich das aber anders.

Obwohl ich "nur" fortgeschrittener Laie bin, habe ich meine Morino als Begrenzung meiner Möglichkeiten empfunden (insbes. beim MIII). Beim Umstieg auf eine Gola hat sich mir eine neue Welt eröffnet. Ich habe es vorher nicht glauben wollen, wie groß der Unterschied zwischen diesen Instrumenten ist. Wie ergeht es dann erst den Profis? Bei vielen (klassischen) Akkordeonaufnahmen habe ich auch den Eindruck, dass das Instrument das "schwächste Glied der Kette" ist.
Anders beim Klavier: Obwohl ich glaube, auf dem Klavier noch besser zu sein, habe ich mein Mittelklasse-Klavier nie als Einschränkung empfunden. Klar hätte ich gern einen Steinway-Flügel (und glaube auch, dass ich auf diesem mehr "rausholen" könnte als auf meinem Klavier), aber richtig eingeschränkt in meinem Möglichkeiten hat mich mein Klavier nie.

Liegt das daran, dass es so wenige Akkordeonisten (und noch viel weniger virtuose) gibt?

Ein Punkt mag tatsächlich sein, dass es zu wenig wirklich gute Akkordeonisten gibt. Die Akkordeon-Hersteller konzentrieren sich verständlicherweise mit ihren begrenzten Resourcen auf den Massenmarkt. Die Spitzen-Akkordeonisten können (noch) über besonders qualitative Arbeit (und nicht über technische Neuerungen) zufrieden gestellt werden. Meiner Meinung sind viele Profi-Akkordeonisten bei ihren Instrumenten auch nicht anspruchsvoll genug. Was man auf so manchen Aufnahmen hört, wäre im herkömmlichen klassischen Bereich undenkbar.

Die folgenden Punkte halte ich aber mindestens für genauso wichtig:

  • Das Akkordeon ist ja eigentlich "viele" Instrumente. Für jeden eingesetzten Bereich, wie z.B. Volksmusik, Balkan, Musette, Tango, Klassik (von der ich hier vor allem rede), gibt es eigene Anforderungen, die sich zum Teil widersprechen. Somit gibt es auch keine einheitliche Richtung, in der die Entwicklung voranschreiten soll. Und in einigen der aufgezählten Bereichen ist das Akkordeon ja durchaus ein ausgereiftes Instrument.
  • Das Akkordeon ist ein noch sehr junges Instrument. Dies betrifft insbesondere das MIII-Akkordeon, das ja gerade mal 60 Jahre alt ist. Wenn man mal betrachtet, wo das (Hammer-)Klavier nach 60 Jahren stand, kann man also für das Akkordeon noch so einiges erwarten.
  • Die Tonerzeugung des Akkordeons halte ich für besonders problematisch. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass man es hier mit einem mobilen Instrument zu tun hat. Denn man versucht ja hier die Möglichkeiten einer Orgel in einem halbwegs kleinen, mobilen Instrument unterzubringen. Dass das nicht ohne Probleme funktionieren kann, ist nicht so unverständlich.

Viele Grüße
Wolf
 
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Hallo zusammen!

Beim Akkordeon klingen aber z.B. Fehler auf einer präzisen Mechanik trotzdem brilliant und auf einer klebrigen Tastatur klingt der selbe Fehler plump und eben klebrig. Ein Virtuose kann auf einer schlechten Tastatur oder mit schlechten Stimmen seine Feinheiten nicht präsentieren. Man kann dann nur in gewissen musikalischen Grenzen spielen.

... Zumindest ist der Kompromiss beim Akkordeon besonders groß. So empfinde ich das Gefälle von Mittelklasse-Instrumenten zu den Top-Instrumenten beim Akkordeon als besonders groß. Insbesondere was den technischen Aspekt betrifft. Klanglich gibt es da bei allen Instrumentengruppen entsprechende Unterschiede. Aber technisch ausgereift ist dort auch die Mittelklasse. Beim Akkordeon empfinde ich das aber anders.

Obwohl ich "nur" fortgeschrittener Laie bin, habe ich meine Morino als Begrenzung meiner Möglichkeiten empfunden (insbes. beim MIII). Beim Umstieg auf eine Gola hat sich mir eine neue Welt eröffnet. Ich habe es vorher nicht glauben wollen, wie groß der Unterschied zwischen diesen Instrumenten ist. Wie ergeht es dann erst den Profis? Bei vielen (klassischen) Akkordeonaufnahmen habe ich auch den Eindruck, dass das Instrument das "schwächste Glied der Kette" ist. ...

Vielen Dank, dass ich mit der Ansicht anscheinend doch nicht alleine dastehe!
Ich habe selbst wegen der mechanischen Unzulänglichkeiten des Instruments vor vielen Jahren das Akkordeonspiel komplett aufgegeben!

Es ist einfach unbefriedigend, wenn man solistische Ambitionen als junger Erwachsener hat und (freiwillig und aus Spaß daran) 6 bis 7 Stunden pro Tag Akkordeon spielt und dann einen einfachen Lauf nicht richtig schnell spielen kann, weil dann nur jede 3. Stimmplatte es schafft in der Kürze der Zeit anzusprechen ... (Damals eine Atlantik)

Leider gab es damals "kein Budget" für ein entsprechendes Instrument. Ich habe dann schließlich aufgegeben.

---

10 Jahre später kam ich dann durch eine kleine Zeitungsanzeige zu meiner ersten Morino VI M. Die Atlantik war schnell verkauft!
In einem kleine Orchester konnte ich mich langsam wieder eingewöhnen und habe dann nochmal die Morino VI M gegen eine bessere VI M getauscht ohne viel draufzahlen zu müssen.

Einen richtigen Sprung hat dann einige Jahe danach erst die Symphony Gold gebracht - und an deren technisches "Ende" werde ich wohl zu Lebzeiten nicht mehr gelangen.

Früher interessierte mich "Technik" - heute nur noch "Sound" und Ton...

VLG
Accord

P.S. Die Morino habe ich noch - fachgerecht "eingemottet" aber jederzeit spielbereit - wenn ich mal richtig LAUT brauche!
 
Der Titel des Fadens heisst ja: Akkordeonbau wohin soll die Reise gehen?

Offenbar gibt es da 2 Reiserouten: die Meisterroute und die Massenroute.

Solange die Streubreite bei der Produktion der Instrumente auch innerhalb einer Modelllinie so gross ist und nur mit viel Handarbeit ein Instrument zu einem Meisterakkordeon wird, werden die Profis weiterhin ihr Instrument in alchimistischen Geheimlabors suchen müssen.

Die breite Masse wird sich entweder risikofreudig in der riesigen Halde der Gebrauchtinstrumente bedienen oder auf Nummer sicher gehen und ein neues Instrument kaufen. In beiden Fällen kann man eine Niete ziehen, dann ist der nächste Schritt wohl ein elektronisches Instrument. Diesen Weg ist ja auch die Klavierindustrie gegangen, wieso sollte das beim Akkordeon anders sein?

Natürlich hat die Klangerzeugung beim Akkordeon viele heikle Punkte: Stimmzungen rosten, sprechen schlecht an, können die Stimmung nicht halten etc., aber es ist genau das, was das Akkordeon und sein Klang ausmacht. Diese Unzulänglichkeiten finden sich bei vielen Instrumenten: Gamben werden mit Darmsaiten gespielt, Krummhörner aus der Mottenkiste gepackt, nicht zuletzt auch, weil der Klang und die Performance auf dem Instrument eine Einheit bildet, die das Publikum sehen und hören will. Profis werden dem sicher Rechnung tragen wollen.

Amateuere werden hingegen abwägen, wieviel Spass ein akustisches Instrument bietet und wieviele Möglichkeiten ein elektronisches Instrument hat (und wieviel Aerger man sich damit sparen kann).

Die Probleme des Akkordeons liegen meiner Meinung nach nicht darin, dass es ein relativ junges Instrument ist, wie mehrfach schon erwähnt wurde. Andere Instrumente, Saxofone, Sousafone, sind etwa gleich alt und haben ihre Form gefunden. Elektrische und elektronische Instrumente erleben stürmische Entwicklungen und sind wesentlich jünger. Das Akkordeon hat aber seinen Zenith in der Popularität überschritten und fristet jetzt ein Nischendasein. Die Leute, die sich für diese Nische interessieren, sollten allerdings nicht mit unzuverlässigen und fehlerhaften Instrumenten abgeschreckt werden.
 
Und wenn ich jetzt DAS Akkordeon bauen würde, das in seiner Ansprache besser als Uwes Roland ist, so gäbe es genügend, die sich am Klang stören und es deshalb nicht kaufen würden. Man wird es nie allen recht machen und hier komme ich zum ersten Problem:

Jeder von uns entscheidet zuallererst aufgrund des Klanges. An zweiter Stelle kommen Ansprache und Handling. Jede Firma sucht deshalb zuerst "ihren Klang", mit dem sich Spieler identifizieren. Wenn ich unsere Golaspieler reden höre, so ist es der Klang, der sie fasziniert, dann auch die leichtgängigen Mechaniken etc...

Aufgrunddessen, daß niemand Geld ausgeben will, müssen die Firmen bezahlbare Serieninstrumente anbieten können, zugleich aber für den kleinen Teil der Leute, die Individualisten sind, ebenfalls Möglichkeiten haben. Ihr glaubt nicht, was für Uraltkrücken öfter in die Reparatur zur Überholung kommen, die den heutigen Einstiegsinstrumenten nicht das Wasser reichen können und trotzdem sind die Leute damit zufrieden und wollen ihr Instrument wiederhaben.
Bei einer normalen Balg-Kratzer-Stimmung im Instrument ist es schwierig, die Zungen nach dem Tieferstimmen wieder korrekt zu legen, zumal das Legen ebenfalls eine Tonhöhenänderung hervorrufen kann und man dann wieder von vorne anfängt. Daher wird bei günstigeren Instrumenten mehr Toleranz zugelassen, solange es nicht nur rauscht und die Zunge in einem vernünftigen Maß anspricht. Je nach Firmenphilosophie sind bei kleinen wie großen Instrumenten die Toleranzen entsprechend weit oder eng abgesteckt.
Wenn ich stimme, lege ich danach die Zungen noch so, daß sie möglichst im Optimum der Ansprache sind. Während ich dahingehend an meiner Cantus den 16er so gut als möglich optimiert habe, bin ich das den anderen Chören mehr oder weniger noch schuldig geblieben (als ich sie gestimmt hatte, hatte ich den Dreh noch nicht ganz raus). Natürlich gibt es auch da keine wesentlich schlecht ansprechende Zunge, aber man merkt den Unterschied und es liegt bei mir einerseits daran, daß ich mir die Stimmung nicht wieder versauen will als auch, daß das Zungenlegen mit zunehmender Höhe auch akribischer wird und man sich irgendwann im 10tel-mm Bereich bewegt. Das kostet Zeit und Zeit ist Geld. Jede Firma wird das Instrument so gut als möglich optimieren, wenn der Kunde das Geld auf den Tisch legt. Aber wer ist bereit, allein 1000 Euro extra für die Stimmung hinzulegen? Je nach Firma sind die Spitzenmodelle schon sehr gut bzw. decken die meisten Spielwünsche der Profis ab. Aber wie heißt es so schön? Die ersten 90 % sind schnell erreicht, aber die letzten 10 % bedeuten Arbeit.

Mein Klavierbauer hatte viele Jahre eine mittelmäßige Gitarre. Dann kaufte er sich eine neue für 1500 Euro, was im Gitarrenbereich schon einiges an Geld ist. Und dennoch hatte er noch nicht seine Freude an dem Instrument, bis er sie bei einem Gitarrenbauer optimieren lies. Das kostete ihm nochmal eine Stange Geld aber seitdem macht ihm das Instrument richtig Spaß, weil es ganz anders abgeht.

Akkordeonbau, wohin soll die Reise gehen?: Wie wäre es mit vernünftigen Instrumenten mit vernünftigen Mechaniken, Materialien und einer guten Stimmung für das Gros der Spieler, damit sie nicht die Freude am Instrument wegen des Instrumentes verlieren? Die, die dann die 100 % wollen, werden sich mit den Firmen auseinandersetzen und für die 100 % auch entsprechend bezahlen.
 
ich laß da trotzdem nicht locker...

Daß sich die Firmen auf einem passenden Standard für die Serien-Produktion entscheiden ist doch vollkommen richtig und wirtschaftlich gar nicht anders möglich.
ABER, es muß Ausnahmen geben und wenn die großen Firmen nicht mögen oder können, dann sind eben Spezialisten gefragt für Einzelanfertigungen.


Schönes Vergleichsbeispiel, niemand käme auf die Idee, daß Formel-1-Rennwägen auf den Serienbändern der Automobilindustrie entstehen, auch nicht bei Rennställen, die an große Automarken gebunden sind. Zudem gibt es aber immer wieder kleine Firmen, die pro Jahr einige wenige Rennwagen bauen und ansonsten keine Serienfertigung haben.
Es wird mir niemand begreiflich machen können, warum das beim Akkordeon nicht gehen sollte - das einzige Problem ist der Preis, aber wenn es dafür DAS EINE Instrument gibt...??!!
 
Jede Firma wird Dir DAS Instrument bauen, wenn Du sie dafür entsprechend bezahlst. Hohner hat für seine Gola entsprechende Mitarbeiter, Weltmeister hat seine Sonderwerkstatt, die Italiener werden auch adäquates haben... aber die Physik läßt sich nicht überlisten.

Beispiel: Manfreds Cantus hat durch die veränderten Stimmstöcke eine ganz andere Klangcharakteristik. Wer diesen Klang nicht mag, muß auf auf die Stimmstöcke verzichten, da sich der Klang nicht durch einfache Diskantverdeckänderungen hinbiegen läßt.

Grüße

Ippenstein
 
Früher interessierte mich "Technik" - heute nur noch "Sound" und Ton...
Solange das Akkordeon die falsche Technik besitzt (sehe u.a. die von mir vorher beschriebenen grundliegende Fehler im Aufbau), kann und wird den Sound nicht zu Prachtentfaltung kommen. Das hat insbesondere mit die Zungen- und Kanzellenbau zu tun.

Und wenn ich jetzt DAS Akkordeon bauen würde, das in seiner Ansprache besser als Uwes Roland ist, so gäbe es genügend, die sich am Klang stören und es deshalb nicht kaufen würden. Man wird es nie allen recht machen und hier komme ich zum ersten Problem:
Jeder von uns entscheidet zuallererst aufgrund des Klanges. An zweiter Stelle kommen Ansprache und Handling. Jede Firma sucht deshalb zuerst "ihren Klang", mit dem sich Spieler identifizieren. Wenn ich unsere Golaspieler reden höre, so ist es der Klang, der sie fasziniert, dann auch die leichtgängigen Mechaniken etc...

So dachte auch ich – zumal bis ich sehr tief in die Kiste der möglichen Lösungen (technische) gelandet bin. So z.B. fand ich, sehr überraschend, das unsere Klangvorstellung und Geschmack, zu 100% von die uns bis jetzt bekannte Instrumente, geprägt sind. Unser Klangvorstellung ist nicht als Absolut zu nennen. das ändert sich nach Möglichkeiten und Erfahrungen.

Zumal laut meinen Erfahrungen, wird einem Akkordeon der nach den erwähnten mechanischen Kriterien aufgebaut, grundsätzlich gut klingen. So z.B. konnte ich bei Manfred (Balg) erst auf einige original Morinos und Cantus, die mir klanglich fast nicht bewegt habe, spielen. Danach kam die modifizierten - und nun klang jeden modifizierte Instrumente (von die gleiche oder ähnliche o.g. Model und Serie) – wesentlich besser als der Original. Noch „erschreckend“ dazu: Bei diesen modifizierten Akkordeons gab es kein erkennbarer Nachteil im Klang – die klangen ALLE einfach super.

Und gerade deshalb glaube ich das die Typische Klänge bei den verschiedenen Herstellern - eine Mischung von "Klangvorstellung" und noch viel mehr - ein traurige Versuch die Fehler zu verstecken, ohne das „know how“ zu besitzen, ist. Gewiss, alles ist mit gute Willen und Muhe, leider aber auch mit groben Fehlern, wegen einer Mischung von Mangel an Anpassungs-Fähigkeiten, Tradition (in ihre nicht ideal Form) und Marktstrategien, gemacht.

Einige einfache Beispiele: Die Töne sollen stimmen. Z.B. : 80 oder 90db laut bei alle Chöre, egal ob in Cassotto oder draußen, egal ob in Fagott oder Piccolo. 0.3 Bar das minimal Ansprache beim Tastendruck; Korrekte Relationen zwischen Zungen und Stimmplatten (die sollen also neue definiert), usw. usw.

Erst dann klingt ein Akkordeon wie einer vollständige Instrument. Erst dann darf man über Geschmack sprechen.

Ja, für manche Leute mag das unerfreulich Nachrichten sein, und trotzdem: Akkordeon-Klang ist kein Voodoo. Es ist beweisbar.

Gruß,

Mkl.454
 
Könnte das endlich mal aufhören, alle Akkordeonbauer als Dumme hinzustellen?! Die ganzen Optimierungsmöglichkeiten sind bekannt. Gotthard Richter hatte z.B. 1980 ein Patent zu verschiedenen Kanzellentypen beantragt, ebenso wird das Problem der Kanzellen auf Seite 204f. (5 2008) erörtert. Dr. Dörner hatte auch in den 60ern in seiner Imperator veränderte Kanzellen testweise eingebaut. Ebenso sind bei den Stimmplatten schon lange alle Parameter bekannt. Die Timbre Russian Accordion Group hat spezielle Instrumente mit Kanzellen, die die Klangcharakterristik für jede Stimmplatte berücksichtigen. Dafür hat jedes Instrument auch nur 1 Klangfarbe, da das ansonsten platztechnisch nicht unterzubringen wäre.

Jedoch müssen diese Erkenntnisse der Wirtschaftlichkeit und den physikalischen Möglichkeiten gerecht werden. Manfred hat seine Kanzellen optimiert, stößt aber bei den tiefen auf die Platzprobleme im Akkordeon.
Wenn wir wollen, daß auch die tiefen Töne bei hohem Druck nicht weglaufen, müssen wir sie zum Fuß hin dicker machen. Das geht aber auf Kosten der Ansprache. Genauso müssten wir die hohen Töne dünner machen, damit sie schneller ansprechen, was aber zu Lasten der Materialbeständigkeit und Erhöhung der Gefahr des Zungenbruches geht. Längsschliffzungen hatte schon Dix in den 20er Jahren, die auch ihre Probleme und Vorzüge hatten.
Gleiche Lautstärke bei allen Tönen ist nur möglich, wenn die tiefen den hohen angepaßt, also abgewürgt werden. Je größer die Zunge, um so mehr Luftdurchsatz und damit mehr Lautstärke. Man kann bei den Stimmplatten ansetzen und da tricksen, um die kleinen noch lauter zu bekommen, was sich aber auf die Klangfarbe auswirkt und zusätzlicher Produktionsaufwand ist, man kann die großen in ihrer Lautstärke drosseln, indem man ihnen Luft durch kleinere Öffnungen nimmt, was den kleineren Zungen auch in Bezug auf die Ansprache zugute kommt. Man kann das alles zusammen mit dem Fertigungsaufwand auf die Spitze treiben... Ich habe das Gefühl, daß bei Uwes neuem Akkordeon genau so etwas versucht worden ist. Zumindest wirkten die tiefen Zungen im Baß sehr verhalten und mir kam es vor, als ob sie gedrosselt seien. Das tat aber auch der Ansprache dieser Zungen Abbruch... Kein Vorteil ohne Nachteil.

Ebenso ist eine geringe Federspannung zwar wünschenswert, aber die Klappen müssen auch bei hohem Druck noch dichten und die Tasten müssen (bei schnellem Spiel) schnell genug in die Ruhelage zurückgedrückt werden, ansonsten Staccati nicht möglich sind.

Wenn ich mein Klavier spiele und bedenke, was da für ein Tastendruck bei 1 cm Hub herrscht und ich sehe, was die Virtuosen auf den Flügeln leisten, wundere ich mich über die Leute, die heulen, daß das Akkordeon so schlecht sei und man nicht darauf spielen könne, wenn es nicht 3 mm Hub bei null Tastendruck habe. Die Alten, die auf ihren Vorkriegsgurken virtuos gespielt haben, würden mit dem Kopf schütteln, wenn sie mitbekommen würden, wie hier über die ach so schlechten modernen Instrumente lamentiert wird. Sieht man sich die Akkordeonentwicklung über die 200 Jahre an, so dürfte nur die Orgel noch eine größere Entwicklung haben.
 
Könnte das endlich mal aufhören, alle Akkordeonbauer als Dumme hinzustellen?!

Leider noch nicht.

Die ganzen Optimierungsmöglichkeiten sind bekannt. Gotthard Richter hatte z.B. 1980 ein Patent zu verschiedenen Kanzellentypen beantragt, ebenso wird das Problem der Kanzellen auf Seite 204f. (5 2008) erörtert. Dr. Dörner hatte auch in den 60ern in seiner Imperator veränderte Kanzellen testweise eingebaut.

Wie schön! Und was ist seit dem damit passiert, bitteschön? Da sind immerhin 50 Jahre dazwischen gelaufen. Wo sind die Erkenntnisse geblieben?

Ebenso sind bei den Stimmplatten schon lange alle Parameter bekannt. Die Timbre Russian Accordion Group hat spezielle Instrumente mit Kanzellen, die die Klangcharakterristik für jede Stimmplatte berücksichtigen. Dafür hat jedes Instrument auch nur 1 Klangfarbe, da das ansonsten platztechnisch nicht unterzubringen wäre.
Es soll und darf einem Kompromisse sein, aber wir sind nicht mal da. Man kann der heutigen Akkordeons Grundlage verbessern und die Erfindungen cleverer nützen, ohne alles von vorne zu starten. 1 Klangfarbe reicht nicht; dadurch wird das Akkordeon auch einen Langweiliger Instrument.

Jedoch müssen diese Erkenntnisse der Wirtschaftlichkeit und den physikalischen Möglichkeiten gerecht werden. Manfred hat seine Kanzellen optimiert, stößt aber bei den tiefen auf die Platzprobleme im Akkordeon.

Jawohl! Ist allerdings gar nicht so tragisch, denn insgesamt klingt sein Akkordeon schon jetzt ausgeglichener. Also die Tiefen dürfen so wie sie sind bleiben, anderes kommen wir sehr schnell auf dem Orgel zu – das wollen wir wieder nicht.

Wenn wir wollen, daß auch die tiefen Töne bei hohem Druck nicht weglaufen, müssen wir sie zum Fuß hin dicker machen. Das geht aber auf Kosten der Ansprache.

Ich denke, die aktuelle Erkenntnisse lösen dieses Problem auf ganze.

Genauso müssten wir die hohen Töne dünner machen, damit sie schneller ansprechen, was aber zu Lasten der Materialbeständigkeit und Erhöhung der Gefahr des Zungenbruches geht.

Stimmt einfach nicht. Gerade hier , beim hohen Töne, sollen die Kanzellen grossere sein. Das Platz dafür kann man vom Umgebung nehmen, ohne spürbare Verlust. Natürlich, man braucht dafür ein Spitzengefühl.

Längsschliffzungen hatte schon Dix in den 20er Jahren, die auch ihre Probleme und Vorzüge hatten.
Kann man auch anderes machen, nämlich beim Längsschliffzunge investieren + das allmählich Änderung des Zungen-Dicke und ihre Befestigung.

Gleiche Lautstärke bei allen Tönen ist nur möglich, wenn die tiefen den hohen angepaßt, also abgewürgt werden

Umgekehrt (die hohen die tiefen angepaßt) ist eventuell einfacher, auch besser.

Je größer die Zunge, um so mehr Luftdurchsatz und damit mehr Lautstärke

Hat das nur mit den Zunge-Grosse zu tun? Das stimmt nicht, denn wenn es so wäre, dann werden die Zungen in die Kanzellen genau so Laut wie daraussen klingen. Ich kenne aber ein ganz andere Realität.

Man kann bei den Stimmplatten ansetzen und da tricksen, um die kleinen noch lauter zu bekommen, was sich aber auf die Klangfarbe auswirkt und zusätzlicher Produktionsaufwand ist, man kann die großen in ihrer Lautstärke drosseln, indem man ihnen Luft durch kleinere Öffnungen nimmt, was den kleineren Zungen auch in Bezug auf die Ansprache zugute kommt. Man kann das alles zusammen mit dem Fertigungsaufwand auf die Spitze treiben... Ich habe das Gefühl, daß bei Uwes neuem Akkordeon genau so etwas versucht worden ist. Zumindest wirkten die tiefen Zungen im Baß sehr verhalten und mir kam es vor, als ob sie gedrosselt seien. Das tat aber auch der Ansprache dieser Zungen Abbruch... Kein Vorteil ohne Nachteil
.

Warum sollen dadurch die Klang-Farben verschwinden, oder schlechter werden? Das stimmt wirklich nicht. Übrgens, man versucht die hohen nicht „noch lauter zu machen“, sondern an die andere Zunge zu vergleichen. Es ist keine Verschlechterung- sondern ein Verbesserungsakt.

Ebenso ist eine geringe Federspannung zwar wünschenswert, aber die Klappen müssen auch bei hohem Druck noch dichten und die Tasten müssen (bei schnellem Spiel) schnell genug in die Ruhelage zurückgedrückt werden, ansonsten Staccati nicht möglich sind

Stimmt! Ist aber unproblematisch und leicht erreichbar. Wie wäre es für Dich mit 80 gram beim 4-Chörige Instrument? Übrigens, die Tasten kommen dabei noch schneller in die Ruhelage und die Dichtigkeit ist immer noch perfekt. Machbar auf jedem Fall.

Wenn ich mein Klavier spiele und bedenke, was da für ein Tastendruck bei 1 cm Hub herrscht und ich sehe, was die Virtuosen auf den Flügeln leisten, wundere ich mich über die Leute, die heulen, daß das Akkordeon so schlecht sei und man nicht darauf spielen könne, wenn es nicht 3 mm Hub bei null Tastendruck habe

Was haben hier Äpfeln mit Birnen zu tun?? Das Akkordeon ist kein Seiteninstrument. Die Klappen-Öffnung ist wichtig für das ppp-fff Lautstärke-Relationen, und die Mechanik braucht etwa 0.3 BAR Touch beim ppp, also das richtige Luftdruck für die Zungen.

Die Alten, die auf ihren Vorkriegsgurken virtuos gespielt haben, würden mit dem Kopf schütteln, wenn sie mitbekommen würden, wie hier über die ach so schlechten modernen Instrumente lamentiert wird. Sieht man sich die Akkordeonentwicklung über die 200 Jahre an, so dürfte nur die Orgel noch eine größere Entwicklung haben.

Es ist sehr fraglich, mit verlaub :)

Gruß,

Mkl.454
 

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