Tonleitern und Gehörbildung

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Moin,

seit einigen Wochen beschäftige ich mich, da ich Klavier spiele, so langsam mal mit der Harmonielehre. Ich hab oft das Bedürfnis gehabt Songs nach Gehör nach zu spielen, aber irgendwie lief es immer nur nach try and error.
Nachdem ich mich etwas mit den Tonleiter beschäftigt habe, merkte ich das es eine große Hilfe ist.
Jedoch frage ich mich wie ich am besten die Tonart eines Stückes finde. Bei mir läuft es meist so ab, das ich rumprobiere, und irgendwann das anhand der Töne die ich bisher gefunden habe auf die Tonart komme.
Gibt es eine bessere Methode?

Zudem frage ich mich, ob ein Stück was z.B in C Dur ist auch Töne beinhalten kann, welche nicht in der Tonleiter vorhanden sind. (z.B Cis)
Ich weiß mittlerweile das ein Song mehrere Tonarten haben kann, aber ob es möglich ist eine Tonart zu haben, aber tonartfremde Töne zu nutzen eben nicht.

Ansonsten hätte ich noch eine wichtige Verständisfrage:

C Dur und die Mollparallele A moll haben ja beide keine Vorzeichen und die selben Töne.
Heißt das ich kann anhand der Töne, wenn ich sie in zufälliger Reihenfolge sehen würde, nicht die Tonart bestimmen?

Ich hab gelesen das jede Tonart 3 Hauptakkorde (1,4,5 Stufe) hat, und der Rest nebenakkorde sind.
Diese sind ja bei C Dur und A moll dann unterschiedlich. Erkennt man den Unterschied dann eben an der Nutzung dieser Akkorde und stellt fest das die Hauptakkorde x,y,z sind und zu C Dur oder eben A moll gehören?



Ich möchte mich in Zukunft mehr mit dem Thema der Harmonielehre beschäftigen, um damit in der Lage zu sein Stücke besser zu verstehen, und vorallem Stücke die ich nach Gehör spiele aufzupeppen. Also sprich sie klingen zwar wie das Lied, aber eben langweilig. Die Tonarten haben mir dabei schon geholfen, da ich damit dann besser Akkorde etc bilden konnte, aber es gibt bestimmt noch mehr was mir helfen würde.
Leider ist das Problem das mir Schlagwörter fehlen, nach denen ich suchen kann. Zudem wäre es nett wenn jemand mir beschreiben könnte in welchere Reihenfolge man sich mit was beschäftigen sollte.
Obwohl ich im Internet viel finde, ist es meistens eher wirr und schwer mittendrinn einzusteigen.
 
Eigenschaft
 
Nachdem ich mich etwas mit den Tonleiter beschäftigt habe, merkte ich das es eine große Hilfe ist.

Im Prinzip liegt das daran, daß die meisten Melodien - von gelegentlichen "Ausreißern" abgesehen, mit tonleitereigenen Tönen auskommen. Wenn man also die Tonleiter kennt (d. h. eigentlich: die Vorzeichen der Tonart), trifft man seltener daneben. :)


Jedoch frage ich mich wie ich am besten die Tonart eines Stückes finde.
[...]
C Dur und die Mollparallele A moll haben ja beide keine Vorzeichen und die selben Töne.
Heißt das ich kann anhand der Töne, wenn ich sie in zufälliger Reihenfolge sehen würde, nicht die Tonart bestimmen?

Das ist eine ebenso wichtige wie grundlegende Frage. Nein, man kann nur anhand der vorkommenden Töne nicht die Tonart bestimmen.
Es kommt abgesehen von den Tönen eigentlich viel mehr auf die Harmonien (d. h. Akkorde) an und auch auf deren "Schwerpunkte". Die vorkommenden Töne zu analysieren oder die vorkommenden Akkorde, kann sehr leicht in die Irre führen.
Der Hauptakkord, die Tonika, ist der Akkord, den man als harmonisches Ziel, als Ruhepunkt, empfindet. Es ist der Akkord, mit dem man das Stück beenden würde...
Alles recht schwammig und schlecht zu erklären, das muß man erfahren und ausprobieren.


Zudem frage ich mich, ob ein Stück was z.B in C Dur ist auch Töne beinhalten kann, welche nicht in der Tonleiter vorhanden sind. (z.B Cis)

Nein, das wäre ja langweilig. Ein Stück kann - unabhängig von der Tonart - jeden beliebigen Ton oder Akkord enthalten, es gibt da keinen Zwang. Aber es gibt Wahrscheinlichkeiten. ;)
Prominentes Beispiel für tonleiterfremde Töne in einem Stück ist das beliebte "Für Elise" von Beethoven, das beginnt in a-Moll (also ohne Vorzeichen) und hat gleich zu Anfang den charakterischen Wechsel zwischen e und dis in der Melodie, obwohl dis nicht in der a-Moll-Tonleiter vorkommt.


Ich hab gelesen das jede Tonart 3 Hauptakkorde (1,4,5 Stufe) hat, und der Rest nebenakkorde sind.
[...]
Diese sind ja bei C Dur und A moll dann unterschiedlich. Erkennt man den Unterschied dann eben an der Nutzung dieser Akkorde

Im Prinzip: ja, fast.

Dann hätte man in C-Dur die Akkorde C, F und G.
In a-Moll hingegen die Akkorde Am, Dm und E (die Dominante wird meist verdurt, siehe Leitton usw. - da hätte man schon einen tonleiterfremden Ton dabei).

Aber all diese Akkorde können sowohl in C-Dur als auch in a-Moll vorkommen. Gewißheit geben Dir die harmonischen Ziel- und Ruhepunkte. Wenn das eher Am ist, steht das Stück in a-Moll, wenn es C ist, dann in C-Dur.

Der Schlußakkord ist meistens die Tonika, der letzte Baßton markiert den Grundton. Mit diesem einfachen Rezept kommt man sehr weit, obwohl es natürlich Ausnahmen gibt.
Schwierig wird es oft dann, wenn ein Stück in einer Art Endlos-Tretmühle schließt, bei der nur langsames Ausblenden als einziger Ausweg aus diesem Teufelskreis bleibt - dann ist es nicht einfach, einen eindeutigen harmonischen Schwerpunkt oder Zielpunkt zu empfinden.

Viele Grüße
Torsten
 
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Im Prinzip liegt das daran, daß die meisten Melodien - von gelegentlichen "Ausreißern" abgesehen, mit tonleitereigenen Tönen auskommen.

So hab ich mir das auch gedacht. Ich kann mich nämlich grob an einige klassische Stücke erinnern wo es mir tonleiterfremd vorkam, aber dennoch irgendwie passte. Auch in einigen Etüden hab ich das öfter gemerkt. Jedoch hab ich mir damals das ganze nicht so bewusst gemacht, weshalb ich mich auch hätte irren können. Deshalb dachte ich mir lieber nochmal nachfragen.

Der Hauptakkord, die Tonika, ist der Akkord, den man als harmonisches Ziel, als Ruhepunkt, empfindet.

Ich hab öfter auch gehört, dass ein Stück meist mit der Tonika anfängt und auf ihr endet. Kommt dann scheinbar von diesem "Ruhepunkt" und man hört ja irgendwie auch das die Melodie zu Ende meist zur Tonika möchte. War anfangs nur verwirrt, weil ich auch da schon einige Ausnahmen hatte, wo dies nicht ganz passte.

Prominentes Beispiel für tonleiterfremde Töne in einem Stück ist das beliebte "Für Elise"

Da triffste den Nagel auf den Kopf. Für Elise war eines der Stücke wo es mir aufgefallen ist.




Hättest du vielleicht für mich einige Links bzw. einige Schlagwörter nach denen ich zu diesem Thema suchen kann?
Gibt es irgendwelche "Akkordarten" die man unbedingt kennen sollte?


Nebenbei habe ich mir vor einigen Tagen das Programm Earmaster 6 gekauft. Das scheint ja hier auch bekannt zu sein.
Derzeit versuche ich Stück für Stück die Intervalle zu unterscheiden. (Also z.B erst nur große Sekunde, kleine Sekunde und dann immer mehr dazu)
ISt dies sinnvoll um sein Gehör zu trainieren? Oder sollte ich lieber anders vorgehen?


Vielen Dank für deine Antwort bisher :)
 
Ich kann mich nämlich grob an einige klassische Stücke erinnern wo es mir tonleiterfremd vorkam, aber dennoch irgendwie passte.
Im Notentext ist das immer ganz einfach zu erkennen: überall, wo man Versetzungszeichen braucht, weicht man vom Standard-Tonvorrat der Tonart ab, denn sonst würden ja die Vorzeichen am Anfang der Zeile ausreichen.
Eine gewisse Grauzone gibt es bei Stücken in Moll, (Stichworte: natürlich/harmonisch/melodisch Moll), wo teilweise je nach Situation die 6. und 7. Stufe erhöht sein können. Da würde ich dann nicht unbedingt von "tonleiterfremd" sprechen.


Gibt es irgendwelche "Akkordarten" die man unbedingt kennen sollte?

Die Grunddreiklänge Dur, Moll, vermindert und übermäßig beim Hören zu erkennen ist eine Grundlage.
Dominant-Septakkorde auch, und später (vor allem im Jazz) Vierklänge aufwärts mit allen möglichen Optionstönen (Stichwort: Terzschichtung). Die haben alle ihren eigenen speziellen Charakter.
Manche Leute hören da eher die Einzeltöne heraus, andere erkennen am Gesamtklang den Akkord, eher unabhängig vom speziellen Voicing oder der Umkehrung.


Derzeit versuche ich Stück für Stück die Intervalle zu unterscheiden.

Intervalle erkennen und bewußt singen (!) zu können gehört zum guten Handwerkszeug.
Es ist gut, nicht alles auf einmal lernen zu wollen, sonst verzettelt man sich und es prägt sich nicht richtig ein.
Ein guter Trick zur Vorstellung von Intervallen ist es, sich diese anhand von bekannten Liedanfängen zu merken. Beispiel: Oktave am Anfang von "Over the Rainbow", kleine Terz (abwärts) bei "Kuckuck, Kuckuck", Reine Quinte aufwärts bei "Also sprach Zarathustra", reine Quarte beim "Bumm-däää"-Tusch in der Karnevalssitzung usw.
Diese Liedanfang-Technik kann sehr hilfreich sein, wenn man sich ohne Hilfsmittel ein Intervall vorstellen will, auch, wenn man gerade etwas desorientiert ist.

Bewußte Vorstellung und/oder singen/summen kann man auch auf Autofahrten o. ä. üben, je öfter, desto besser.
Earmaster ist gut, aber auch die umgekehrte Aufgabenstellung, auf Kommando ein bestimmtes Intervall singen zu können (also aktiv zu produzieren statt hörend zu erkennen) ist eine gute Übung.

Viele Grüße
Torsten
 
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Im Notentext ist das immer ganz einfach zu erkennen: überall, wo man Versetzungszeichen braucht, weicht man vom Standard-Tonvorrat der Tonart ab, denn sonst würden ja die Vorzeichen am Anfang der Zeile ausreichen.

Da hatte ich wohl einen geistigen Aussetzer :D
Ganz zu Beginn war ich mit dem Thema Tonarten nicht vertraut, aber das hätte mir spätestens jetzt 100% bewusst sein sollen.



Dann werd ich in den nächsten Monaten ja genug zu tun haben.


Vielen Dank Torsten :)
 
Alles klar werde ich tun. Viele Sachen kenn ich zwar in der Tat schon, vorallem dinge wie Legato, Staccato und die Notenschlüssel etc. , aber dennoch ist dort einiges was ich mir genauer anschauen sollte.

Danke
 

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