Aktive Systeme für E-Gitarre - warum ist der Markt da so unterentwickelt?

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Seit der Erfindung von Fuzz und Booster vor einem halben Jahrhundert sind inflationäre Mengen von Effektgeräten auf dem Markt gekommen. Nur in der Gitarre ist alles so rudimentär wie vor 70 Jahren: Volume plus "Tone" (was nichts weiter ist als eine primitive Höhenbeschneidung).

Abgesehen von einigen EMG-Systemen und einem ebenso überschaubaren Mischmasch an Midboosts, Afterburnern, XYZ-Control weniger Anbieter gibt es bis heute nichts auf dem Markt, was die Regelmöglichkeiten der Gitarre systematisch so erweitert, wie es den heutigen technischen Möglichkeiten eigentlich entspricht.

Das finde ich sehr verwunderlich. Denn mich nervt es schon seit langem, auf Bodentreter angewiesen zu sein. Da kann man für 20 oder 200 Euro auf der Bühne eine einzige voreingestellte Boost- oder Frequenzeinstellung an- oder abschalten. Wie arm ist das? Regeln während des Spiels? Pustekuchen.

Sinnvoll wäre für mich neben Volume: Tiefen, Mitten, Höhen - um einen Nullpunkt herum aktiv anheb(boost)bar und absenkbar um jeweils diverse Dezibel. All in my Hands. dazu viellicht noch einen übergreifenden Gainboost ...

Das Hauptproblem, was solche Entwicklungen u.a. wohl behindert: So ein System zu bauen, ist technisch heute ein Klacks. Nur halt vier bis fünf Regler passen nicht die beliebten klassischen Gitarrenformen: Strat, Tele, LesPaul etc. Die dominieren den Markt seit Opas Zeiten, inklusive standardisierter Ausfräsungen für die "Elektronik", weswegen sich "Klangkontrolle in der Gitarre" sich noch immer in technisch steinzeitlichen Diskussionen um den "richtigen Kondensator" zu Tode kreiselt.

Meine Diskussionsfragen vor allem:

1. Habe nur ich das Verlangen nach viel mehr aktiver Kontrolle an der Gitarre?
2. Wie seht ihr die These, dass die traditionellen Bauformen mit "Schuld" daran haben, dass sich aktivere Möglichkeiten nicht entwickeln können?
 
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Ich für meinen Teil möchte sowas nicht. Das hat den einfachen Grund, dass dies vom eigentlichen spielen abhält. Ich käme wohl in den absoluten Durcheinander, wenn ich während des Spielens noch an einer Klangregelung rumfummeln soll. ( Oh, Höhenregler mit Boost verwechselt, scheisse laut hier :D).
Dann doch lieber auf einen Fussschalter treten und gut ist.
 
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Ich sehe das ähnlich.

Den Sound vorher einstellen, paar alternativen per Fuß und gut ist.

Nicht das ich mehr wollte, aber während des spielens bin ich einfach zu sehr damit beschäftigt. Da würde mich solch eine Klangreglung ausm Konzept bringen.

Also nennen wir es mal Unvermögen meinerseits. :_)
 
Nur halt vier bis fünf Regler passen nicht die beliebten klassischen Gitarrenformen: Strat, Tele, LesPaul etc.

passt schon rein - aber kein Mensch will (oder wollte) das Zeug

gibson-firebird-x-LE-features.jpg
 
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Schließe mich den Vorrednern (-schreibern) an. Ich brauche und will sowas nicht. Ich würde so eine Gitarre nicht kaufen. Da die überwältigende Mehrheit der Gitarristen da sehr konservativ sind und eher traditionell ausgerichtet sind, besteht keine Nachfrage. Das wissen auch die Hersteller und bauen das nicht.
Jetzt kann man sagen, das es ja genug Beispiele gibt wo die Industrie eine Nachfrage erst geweckt hat, indem sie solche Produkte auf den Markt geworfen haben. Das stimmt und es gab in den letzten Jahrzenten genug Ideen, die von einigen Herstellern umgesetzt wurden, aber die sind alle wieder verschwunden - warum wohl?

Gruß
 
Naja, ich bin eigentlich Purist, wollte hier aber bewusst eine eierlegenede Wollmilchsau bauen. 
aktive EMGs, Diy Linearboost, Piezo mit aktivem Preamp und 3-Band Klangregelung, separate Ausgänge,... 
Für mich die perfekte Coverband-Gitarre. 

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Leo Fender hat ähnliche Gedanken gehabt. Bei den G&L Gitarren gibt es (zumindest bei der legacy und der s500) passive treble und bass Regler anstatt zweier tone Regler, die bei Standartstrats meiner Meinung nach etwas merkwürdig verkabelt sind...
 
Schliesse mich auch an: gab diverse Versuche von diversen Herstellern aktive Elektronik in der Gitarre an den Mann/die Frau zu bringen, ob es an der schlechten Umsetzung lag oder daran dass es keiner gebraucht hat kann ich aber nicht sagen.
Da hilft wohl nur selbstbau, bei Helmuth Lemme kann man aktive Elektronik für die Klampfe bestellen, z.B. eine aktive 2Band Klangregelung:
https://www.gitarrenelektronik.de/produkte/aktive-elektronik
 
Das gleiche bei mir: Alles was aktiv ist, kann auch auf dem Boden liegen, was den Vorteil hat, dass man die Hände frei hat. Ich glaube zudem, dass es nur begrenzte Möglichkeiten gibt eine Schwingung in einen Wechselstrom zu verwandeln. Neben den traditionellen Tonabnehmern (in verschiedenen Formen) sind ja mitlerweile Piezos recht verbreitet, aber da hört die Vielfalt schon auf, da andere Systeme, die denkbar wären, einfach zu große Nachteile haben. Man stelle sich doch mal zum Beispiel eine Gitarre vor, die die Saiten per einzelner Mikros abnimmt...
Alles was nach der Wandlung in Strom geschieht ist ja nur Verbiegerei des Vorhandenen.
 
2 Herzen schlagen in meiner Brust. Auf der einen Seite sehe ich durchaus die Möglichkeiten einer Gitarre mit aktiver Klangregelung. Ist ja nicht so, dass das bei Bässen nicht schon seit längerer Zeit ein Standard wäre, neben den normalen passiven Bässen. Inwieweit die angebotenen E-GItarren mit aktiven PUs auch eine Klangregelung eingebaut haben, weiß ich nicht, ist nicht mein Metier.
Und dann bin ich halt auch, wie so viele Gitarristen, ein Traditionalist. Ich hab gern ein eher puristisches Setup, brauch auch keine vielen Bodentreter um meinen Sound zu verbiegen. Ein Overdrive als Boost für Soli, dazu die richtigen Effekte Wah, Flanger und Phaser. Und in meiner Strat hab ich 3 PUs mit 5 Schalterstellungen, die auch eine gewisse Soundvielfalt bieten.

Am Markt sind die aktiven Gitarren oder Konzepte wie die JVT von Line 6 Nischenprodukte. Mag sein, dass die in den nächsten Jahren noch etwas mehr Verbreitung finden werden, am Anfang hat ja auch jeder über den Kemper gelächelt. Aber ich glaub die meisten von uns sind glücklich mit einer bewährten, jahrzehntealten Technik zu spielen. Es ist ja in der Musik nicht so wie beim Automobil oder von mir aus Haushaltselektronik, wo der technische Fortschritt entscheidende Vorteile bringt. Musik wandelt sich eher langsam, selbst wenn einem die Entwicklung der Rock- und Popmusik in den vergangenen 60 Jahren wie ein stetiger Wandel vorkommt. Aber hier hat die elektronische Revolution vor allem bei den Keyboards und in der Studiotechnik stattgefunden. Gerade da ist die gute alte "ehrliche" E-Gitarre für viele eine Wohltat.
 
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Es scheint tatsächlich einfach nicht die Nachfrage zu geben, sieht man hier im Thread ja sehr gut. :) Bei Bässen ist eine aktive 3-Band-Elektronik mittlerweile völlig normal, mittels Stacked Knobs passt die auch auf eine normale Kontrollplatte.

Was ich bei Gitarristen oft erlebe, ist, dass beim Wunsch nach einem anderen Sound einfach ein weiteres Instrument ausgepackt wird. Den "echten" Stratsound erzeugt nur die und den "originalen" Les-Paul-Sound eben nur die - und wer beides will, muss halt beide kaufen. :D Dass eine Gitarre beides authentisch rüberbringen kann (am Ende noch mittels aktiver Elektronik :eek:), wurde 1956 auf dem Großen Gitarristenkonzil von Antiochia als Irrlehre verurteilt.
 
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(Gott sei Dank ist das Musiker-Board so weit entwickelt, dass ein geschlossenes Fenster nicht zu einem gelöschten Text führt)

Ich schließe mich komplett an.
Ich brauche auch eigentlich so gut wie gar nichts in meiner Gitarre. Ich bin froh wenn ich meinen Switch und ein Volume Poti habe, der Rest kann raus. Die Gitarre soll von sich aus nach Gitarre klingen und ist dazu da sich gut zu spielen und gut auszusehen. Aller unnötiger und hässlicher Ballast wird abgeworfen.
Ich finde ein Pedalboard da definitiv sinnvoller, man ist flexibel, es verfälscht nur auf Wunsch den eigenen Sound und es ist austauschbar. Zudem macht es die Gitarre an sich nicht zu einer unnötigen Raketenwissenschaft. Allein wenn ich an das neueingeführte Evertune oder die Gibson G-Force Tuner denke kriege ich schon Kopfschmerzen. Am Ende will man das Instrument doch selbst spielen, einstellen und auch "fühlen", aller unnötige Schnickschnack erschwert das Ganze.
Aber ich denke in Zukunft wird es durchaus sowas wie eine "Modelling Gitarre" geben, welche ein eingebautes Multieffektgerät hat. Durchaus sinnvoll für alle, die gerne und viel Effekte nutzen. Die größten Hindernisse wurden aber schon bei der Threaderöffnung genannt: Die Haptik, die Optik, die Tradition.
 
was macht den unterschied zwischen gitarren und bässen? in bässen haben sich aktive klangregelungen als selbstverständlich etabliert.
 
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Ich finde es auch geschickter, wenn man die klangformenden Geschichten aufs Pedalboard auslagert, das hat für mich drei Hauptgründe:

1. Solange ich Boooster, Fuzz, EQ etc. pp. auf dem Pedalboard hab bin ich relativ flexibel und kann die einzelnen Komponenten jederzeit ohne viel Stress ausbauen. Wäre das in ner Gitarre verbaut ginge das nicht so schnell. Worst Case: bei meiner Strat müssen immer alle Saiten runter bevor ich das Schlagbrett wegmontieren kann. Da kann man nicht mal schnell was ändern.

2. Finde ich es sehr beruhigend wenn mein Grundsetup so simpel wie möglich ist. 1-Kanal Amp und ne Gitarre. Letztens ist mir kurz vorm Gig das Pedalboard abgeschmiert. Da ich da aber eher wenig Wobble-wobble und überwiegend Booster und Fuzze drauf hab, bin ich einfach mit der Gitarre in den aufgerissenen Amp und hab den Gig mit dem Volumepoti gespielt, ging auch. Wenn ich jetzt noch Schnick Schnack in der Gitarre drin hab und da wieder die Batterie leer gehen kann, dann hab ich ein volatiles Teil mehr in meinem Setup und das will ich nicht. Auch wieder worst Case meine Strat: die hatte mal aktive Tonabnehmer drin und da musste ich auch immer alle Saiten runter machen um die Batterie zu wechseln.

3. Kann ich so mit verschiedenen Gitarren durch mein Pedalboard in meinen Amp. Angenommen ich spiele zwei Hauptgitarren sollten die ja wiederum gleich onboard ausgestattet sein. Reißt mir bei einer ne Saite und ich nehm die zweite in die Hand sollten ja trotzdem die selben Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Unterm Strich wäre die vermeintlich einfachere Lösung also eher mit mehr Aufwand und Unsicherheit verbunden und ist deshalb unattraktiv für mich.
 
was macht den unterschied zwischen gitarren und bässen? i

Die Musiker? Bassisten waren meiner Meinung nach überwiegend schon immer ein wenig fortschrittlicher/experimentierfreudiger als die doch eher puritanischen Gitarristen. Für mich wäre zuviel Elektronik und Schalter in der Gitarre jedenfalls nichts, weil ich bei jedem Gitarrenwechsel "umlernen" müsste, was bei einem 3 Weg Toggle und 4 Potis noch relativ einfach ist. Wenn dann noch Dinge wie Effekte in die Elektronik kommen (gab auch schon solche Ansätze) würde ich zusätzlich ohne Verzerrer/Delay wasweißich dastehen, weil das Ding nicht vor mir am Boden liegt, sondern in der anderen Gitarre ist.
 
wurde 1956 auf dem Großen Gitarristenkonzil von Antiochia als Irrlehre verurteilt
:rofl: made my day! Aber sicher, dass das Gitarrenkonzil nicht Anaheim war? :gruebel:

Wie gesagt, es gibt ja Ansätze, wie die Line6 Variax - und frag nach bei zB @GeiGit, ich glaube er ist sehr zufrieden mit der Gitarre und ihren Möglichkeiten. Aber es ist nichts für jeden.
 
Die Musiker? Bassisten waren meiner Meinung nach überwiegend schon immer ein wenig fortschrittlicher/experimentierfreudiger als die doch eher puritanischen Gitarristen.
Kann sehr gut sein. Muss aber sagen das mir ein Großteil der Bässe auch zu konservativ ist :D Einzig die Maruszczyk wecken mein aktuelles Interesse.
Ich spiele an sich Bass, will aber jetzt in ner Band Gitarre spielen. Konnte mich aber noch auf kein Modell festlegen (bevorzugt Tele), da ich die klassischen Gitarren super langweilig finde. Momentan hat es mir die Squier Modern Player Tele Plus/Thinline angetan. Einach weil es mal ne interessante Alternative ist. Die einzige Tele mit aktiven Pickups die ich finde ist die Jim Root Gitarre. Aber die ist mir mit 1100€ zu teuer und eh zu Metal...
 
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OT
Einzig die Maruszczyk wecken mein aktuelles Interesse.
das hier ist meiner :) , aber auch der läßt sich komplett passiv spielen



OT modus wieder aus:
als gitarre hab' ich unter anderem eine hagström swede, und da komme ich mit den vier potis überhaupt nicht klar. OK, im prinzip zwei mal volume und zwei mal tonblende, aber alle beeinflussen sich irgendwie gegenseitig, und das macht mich so meschugge, daß ich sie im prinzip nicht benutze.
da wünschte ich mir schon eine schaltung, elektronik: jeder PickUp eindeutig volume regelbar und jeder PickUp eindeutig höhenregelbar.
so wie bei meinen bässen.
 
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Ich schliesse mich dem Grossteil der Vorredner an:

Wenn ich einen Haufen Schalter zum rumdrehen brauche kaufe ich mir einen Synthesizer.

Alle Versuche aus einer Gitarre Sounds rauszubringen die nicht unbedingt nach Gitarre klingen werden schlichtweg nicht gekauft. Zumindest nicht in grossen Mengen. Der Rest kann mit den bekanten Bordmitteln erledigt werden.
Das leidige Thema der Batterien in der Gitarre würde mich auch stören.

Wie @Paruwi schon angemerkt hat gab/gibt es ja auch einiges. Aber es wird nicht gekauft.

Bestes Beispiel ist der elektronische Automatic-Tuner. Eigentlich recht praktisch. Aber (fast) keiner will ihn.

Eine "Weiterentwicklung" einer Gitarre ist meiner Meinung nach weder sinnvoll noch erwünscht. Wozu auch.
Was soll dadurch besser werden?
Wenn es Sinn macht würde es schon passiert sein.

So gut wie jeder E-Gitarrist geht den Weg des "das muss ich haben"-Zubehörs um dann nach den "Lehrjahren" eine meist einfacher Variante zu verwenden. Da ist dann (zumindest für mich) der Weg über die "Zweitgitarre" der sinnvollere/schönere.

Ich will mit einer Strat den Stratsound, mit der Tele den Telesound und mit der Paula den Humbucker-Sound usw.
Ich will keine "All In One" Gitarre (oder Sax, oder Geige oder sonstwas). Das kann der Synthi besser.

Natürlich gibt es ab und an Neuigkeiten wie den Kemper. Aber was ist die Folge?
Wer kauft einen sauteuren Mesa Boogie wenn er den und alle anderen für ein paar Euro "geprofilet" kriegt?
Wer entwickelt und baut dann noch so ein zukünftig unverkäufliches Teil?
Muss da überhaupt noch was entwickelt werden?
Oder kommt da schon lange nichts mehr Neues (nicht nur rund um Gitarren)?
Oder anders rum: Was ausser vielleicht "Vintage" bewegt die Branche noch?

Kann man ein Wasserglas noch verbessern?
Einen Hammer "neu" Entwickeln?

So gut wie nicht. Von optischen Veränderungen abgesehen.
 

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