KI als Komponist?

Kann KI den Komponisten ersetzen?

  • Ja

    Stimmen: 2 7,1%
  • Nein

    Stimmen: 13 46,4%
  • Bedingt

    Stimmen: 13 46,4%

  • Umfrageteilnehmer
    28
losch
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Man nennt es Startup und schon ist das Rad neu erfunden...:evil:
Das Ganze ist eine uralte Kamelle und wird seit 20 Jahren von PG Music mit Band-in-Box exerziert.
Zu dem Thema gab es Jahre vor der aktuellen KI-Welle Kommentare von Fachleuten, die entweder mit dem Programm Routineaufgaben erledigten, oder es als kreativen Ideen-Lieferant einsetzten.
(sinngemässes Zitat: auf 20 Vorschläge mit banalem Charakter, kam aber auch einer, auf den ich nicht gekommen wäre und der echten Ansprüchen genügte)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
oh, mein Kurzzeitgedächtnis... da hab' ich denselben Senf schon mal geschrieben... :D
 
Gemessen an den Steigerungen der Rechenleistung der letzten Jahre und der Anzahl an Möglichkeiten die das Notensystem bietet ist das für einen entsprechenden Rechner ein Klacks.
Die damit verbunden Emotionen rechnet er aus den Charts, Likes usw. raus und fertig ist ein hitverdächtiges Stück.

Zur Zeit sicher noch nicht in vollem Umfang machbar. Aber an der Art und Weise des heutigen Musikkonsums kann man sehen, daß die Ursache eines Hits schon lange nicht mehr die Musik (alleine) ist. Ohne Video geht so gut wie nix mehr und das macht dann den wesentlichen Anteil am Verkauf aus. Das damit verkaufte "Gefühl".

Reichte vor etlichen Jahren für einen Interpreten noch ein hohes Maß an Können für ausreichend Publikum muss heute zusätzlich noch Selbstsicherheit, Auftreten, Persönlichkeit, Aussehen etc stimmen. Sonst wirds nix mit "world wide" Bekanntheit. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Qualität hat nur noch einen prozentuellen Anteil (m.M.N 50%). Die Grundqualität wird ja ohnehin schon von Rechner erzeugt.

Ja selbst bei Live-Auftritten wird so gut wie nie alles "echt" gespielt. Von TV und Co. ganz zu schweigen. Da macht man sich nicht einmal mehr die Mühe so zu tun als ob (Stichwort: Kein Kabel/Stecker in der Gitarre oder ein Flötensolo ohne Mikro in einer 10.000-Besucher Halle).

Den einzigen (schwachen) Trend den ich feststelle sehe ich bei kleineren Ivents. Da werden die billigen (im Sinn von wenig Kosten) Alleinunterhalter mit Ihren vollautomatischen Geräten zunehmend von "echt" gespielten Gruppen verdrängt. Die verwenden zwar da und dort zusätzlich auch Backingtracks sind aber keine Karaoke-Show mit fertigen, gekauften Backingtracks. Transponieren mittels "rauf" und "runter" Taste inklusive.
 
Wenn ich den aktuellen Stand der KI richtig verstanden habe, arbeitet sie aber wohl gerade nicht nach dem Prinzip „Kopiere, mische mit Riesenrechenpower und spucke neue Kombi nach vorgegebenen Algorithmen aus“ sondern z.B. dem letzten Go-Spiel-Akteur via KI wurden lediglich die Go-Regeln zugeführt. Diese Regeln spielte die KI mit sich selbst auf seine Weise einige Zeit durch. Danach hat sie den bis dahin führenden Gegner geschlagen. https://www.heise.de/newsticker/mel...haGo-ohne-menschliches-Vorwissen-3865120.html

Analog dazu könnte ich mir vorstellen (und auch wieder nicht?), dass einer KI lediglich die musiktheoretischen Regeln zuzuführen wären, die ja ohnehin weitgehend mathematischen Zusammenhängen folgen, um letztlich daraus eigene Werke zu kreieren.
 
Analog dazu könnte ich mir vorstellen (und auch wieder nicht?), dass einer KI lediglich die musiktheoretischen Regeln zuzuführen wären, die ja ohnehin weitgehend mathematischen Zusammenhängen folgen...
Die mathematischen Zusammenhänge sind allerdings loser, als es gerne angeführt wird und Widerspruch zu "musiktheoretischen Regeln" findet sich in unzähligen als bedeutend eingeschätzten Kompositionen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine KI jemals z.B. auf den Tristan-Akkord kommen und ihn dort einsetzen würde, wo er in Wagners Oper eingeführt wird.
Denn dazu müsste die KI schließlich bis ins Mark gehende Konflikte erfahren, Leidenschaften erleben und verarbeiten.
Und man KIs eine emotionale Entwicklung zugestehen will, dann kann man sich im Film "Ex Machina" von 2014 sehr eindrucksvoll anschauen, was Menschen durch eine Gefühle ansprechende KI blüht.
Der Bezug auf regelbasierte Brettspiele greift meines Erachtens nicht, weil künstlerische Kreativität eine ganz andere Sache ist, bei der Regelverständnis nur eine der Grundlagen des Schaffens ist.

Musiktheoretische Regelanwendung, wie Du sie beschreibst, macht vom Grundsatz her schon seit über 20 Jahren Band in A Box.
Mit den vor vielen Jahren eingeführten Melodist und Soloist kann man vom Programm Melodien über die eingegebenen Akkordfolgen erschaffen lassen.
Dabei kann man sowohl stilistische Vorwahlen treffen als auch verschiedene Parameter der angewandten Algorithmen einstellen.
http://www.bandinabox.com/bb.php?os=win&lang=de

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Gruß Claus
 
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Die mathematischen Zusammenhänge sind allerdings loser, als es gerne angeführt wird und Widerspruch zu "musiktheoretischen Regeln" findet sich in unzähligen als bedeutend eingeschätzten Kompositionen.
Das überrascht mich jetzt. Ist das so?

Davon unabhängig meine ich, dass KI eine grundsätzlich andere Arbeitsweise hat als die von dir genannten Tools, die ja genau dem von mir oben genannten hergebrachten Prinzip folgen. Ich besitze selbst einen Digitech Trio+ Band Creator und freue mich über seine hilfreichen Möglichkeiten. Jedoch ist völlig klar, dass das Teil ebenso wie die von dir aufgeführten Geräte immer quasi fest verdrahteten Anweisungen innerhalb definierter Grenzen folgen.

Das ist bei KI insofern anders, als sie sich sozusagen ihre Grenzen selbst stecken kann. Das ist es wohl, was sie bei anderen Anwendungen so beängstigend macht.
 
Wenn man die KI auf die relativ eng umrissenen Formen, stereotypen Floskeln und begrenzten Ausdrucksformen der Popmusik loslässt, kann ich mir durchaus mehr als nur brauchbare Ergebnisse, ja sogar den einen oder anderen Hit dabei vorstellen. Wobei ich das in diesem Bereich als nicht allzu schwer empfinde, da sich dieses Genre seit langem praktisch nur im Kreis dreht und kaum mehr als Stereotype Sachen hervorbringt. Eine Helene Fischer ist als Performerin sicher durch und durch professionell, ihre Songs sind aber maximal unoriginell (und dennoch oder wahrscheinlich sogar deshalb Hits).
Über die Begrenztheit dieses Genres kann man auch hier einiges nachlesen: https://www.amazon.de/Das-Ende-Pop-Musik-Sackgasse/dp/3933060478

Ob aber KI jemals das kreative Niveau erreichen wird, das Gershwin mit "Summertime" (bzw. mit der ganzen Oper "Porgy and Bess" und seinen vielen anderen Werken), das Bernstein mit "West Side Story" (und ebenfalls eigentlich seinem ganzen Oeuvre), Bernd Alois Zimmermann mit "Die Soldaten" (und auch bei ihm sehr, sehr vieles mehr), Messiaen mit seinen umfangreichen Schaffen (um nur einige wenige der von mir höchst bewunderten Komponisten der jüngeren Vergangenheit zu nennen, von anderen ganz zu schweigen) erreichten, das wage ich stark zu bezweifeln.

Man könnte jetzt lange darüber reden, inwiefern jeder der Genannten nicht nur eine höchst umfassende Kenntnis der Regeln musikalischen Schaffens hatten, sondern auch darüber, wie sie diese Regeln neu anwendeten, änderten und/oder wo sie sie brachen.
Mir ist nicht bekannt, wie diese Phänomene menschlicher Kreativität durch KI ebenso hervorgebracht werden sollen.
 
Es ist tatsächlich kein Kunststück, ein Programm zu schreiben, was sich später anhand von 'Erfahrungen' selbst umschreibt. Es könnte auch schizophren, dh zwischen 'Persönlichkeiten' wechseln.
Ich nutze solche Systeme seit Jahrzehnten, habe aber auf derartige Ausflüge immer verzichtet, weil es wirtschaftlich nicht unbedingt interessant ist. Die Leute sind halt mehr an konkreten Zahlen interessiert ;)
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine KI jemals z.B. auf den Tristan-Akkord kommen und ihn dort einsetzen würde, wo er in Wagners Oper eingeführt wird.
Denn dazu müsste die KI schließlich bis ins Mark gehende Konflikte erfahren, Leidenschaften erleben und verarbeiten.
Das ist genau ein Beispiel von vielen dafür, was ich mit Empfindungen und Gefühlen meinte und was mich daran zweifeln lässt, dass KI gänzlich menschliches Schaffen ersetzen kann.
 
Die Frage, die man sich stellen muss, ist doch: "Wieso wird überhaupt neue Musik geschrieben?" - unser Chor hat jahrelang (bis ich daher kam) immer nur schon vorhandene Stücke gesungen, in der Cover-band spielen wir überhaupt nichts Neues, manche Dirigenten spielen in ihrem Leben keine Uraufführung. Es gibt, soweit ich's sehe, zwei Gründe, wieso neue Musik entsteht: (a) manche Leute tun das halt gern (und suchen sich "mit Gewalt" die Nischen, wo ihre Musik gespielt wird); (b) in manchen Bereichen (der U-Musik, in Film und TV, seltener in E-Musik-Ecken) gibt es Leute, die glauben, dass ihr Auftritt, Film, Festival durch neu erstellte Musik "besser" wird.

Für (a) ist KI irrelevant (außer, dass diese Leute selber vielleicht für sie interessante KI mitverwenden). Es würde zwar bei guter KI-Musik noch enger für die Komponist*en werden - aber das ist es sowieso schon: Wieviele engagierte Film-Komposition-Abschluss-Erreicht-Habende verdienen damit wirklich ihr Geld?

Für (b) wird natürlich KI-Musik das erwartete "besser" an manchen Stellen ausfüllen - genau an denen nämlich, wo der Beauftragende das so sieht - genauso, wie dort schon lange menschliche Instrumentalisten in weiten Strecken ihr Brot verloren haben. An anderen Stellen wird aber das "von Menschen gemacht" (und, bei Überlappung von (a) und (b), vor allem "von mir [dem Auftretenden] gemacht") ein wichtiges Kriterium bleiben, und dann ist KI-Musik uninteressant.

Das Nachkomponieren von gerade noch nicht Rechte verletzender, aber an XY erinnernder Musik für TV-Werbung wird sich aufhören - aber warum auch nicht? Auch Trickfilme werden nicht mehr von Hand gezeichnet. Den Jubiläumsmarsch für die Stadtkapelle wird immer ein Mensch komponieren*, weil nur dem der Bürgermeister vor allen dazu gratulieren kann.

H.M.

// Edit:
* ... sagt er. Vielleicht hat der Mensch das eine KI machen lassen. Aber vielleicht hat er vorgestern den Marsch auch abgeschrieben - von einem unbekannten Marsch seines Urgroßvaters, der auch die Stadtkapelle dirigiert hat, oder aus dreizehn Stücken von italienschen Märschen auf youtube und einem von Robert Stolz, an dessen 1600 Kompositionen sich eh kein Mensch erinnert -; und dann ist der "neue" Marsch genausowenig oder genausoviel vom "Komponisten", wie wenn eine KI auch was zusammenklaubt. Vielleicht erkennt man den KI-Marsch vor allem daran, dass er fehlerfrei(er) ist ... aber wahrscheinlich kann eine KI auch bald haarsträubende Fehlmodulationen und unausgewogene Instrumentierungen produzieren, wenn man ihr das nur sagt ... und dann kann man's nicht unterscheiden. Die Hand schüttelt der Bürgermeister trotzdem dem "Komponisten".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, daß KI einfach falsch eingeschätzt wird und dadurch Hoffnungen aber auch Ängste erzeugt werden.

Wenn ich davon aus gehe, daß mittels KI irgendwer viel Geld verdienen kann/wird dann ist klar: KI wird nicht nur Gutes bringen.

Aber man sollte nicht vergessen, daß KI ALLE Musikstücke der Welt, aller Kulturen und Genres lernt und erforscht. Parallel dazu alle Studien bez. menschlicher Emotionen, Konzerten, Nachrichten, sozialen Medien, Videos usw. in diesem Zusammenhang ebenso lernt und mit diesem "Wissen" Schlüsse in Anzahl und Präzision ziehen kann die ein Mensch nicht annähernd erreichen kann.

Man hat vor wenigen Jahren noch behauptet, daß es niemals möglich sein wird einen Computer dazu zu bringen einen Schachgroßmeister zu schlagen. War auch eine Fehleinschätzung.

Wie Murphy schon sagte: Was schief gehen kann, wird schief gehen.
 
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Mein Grossvater hat mir Schach beigebracht. Ich hab' gern mal eine Partie gespielt (nicht nur mit ihm)...
in der festen Überzeugung, dass es in dem Spiel um Strategie, Intelligenz, Kombinatorik geht.
Tatsächlich waren/sind alle Grossmeister personifizierte Maschinen mit ausserordentlichen Fähigkeiten bei der Mustererkennung. Das 'Spiel' erfolgt ohne Nachdenken (schon zeitlich nicht machbar) rein aus der Intuitition heraus. Ab da war's für mich abgehakt...

Dass ein Computer ab einer bestimmten Geschwindigkeit/Speichertiefe gewinnen muss, ist absolut folgerichtig, bzw es erklärt den relativ späten Erfolg der Maschinen. Biochemisch wird nicht mit nur 2 Zuständen 'codiert', sondern mit einer Anzahl von x Proteinen. Das 'Auslesen' erfolgt parallel/vernetzt und nicht sequentiell.
Mit KI hat das nur am Rande zu tun - Mustererkennung ist ein häufiges Element in der Aufbereitung von Information.

Es sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass der 'fachlich-qualitative' Aspekt mit dem Erfolg von Musik praktisch nichts zu tun hat.
Ein 'Tristan-Akkord' konnte nur von Wagner kommen - nur eine derartige Persönlichkeit hat auch die Autorität, so etwas durchzusetzen.
Publicity und Medien Management sind keine Erfindungen der Neuzeit ;)

Die einen schreien: unerhört, eine Frechheit... die anderen applaudieren: der traut sich was. Genial.
Ist Bob Dylan bekanntlich mit der Telecaster genauso gegangen.
Debbie Harry würde heute nie in den Recall kommen, wenn's nach dem Gesang ginge - als Persönlichkeit: ohne Frage (und keineswegs beschränkt auf optische Attribute).
Ob nun Franz Liszt einen Konzertflügel zerlegt oder Pete Townsend einen Verstärkerturm - die gleiche Wirkung.
Mozart machte Mammut-Tourneen und war angeblich kein Kind von Traurigkeit ;)

Dass sich mit KI Methoden) effizient wie auch originell Musik 'erzeugen' lässt steht imho eindeutig fest.
Ob sie Anerkennung findet... siehe oben, da liegen einige Faktoren weit jenseits des 'fachlichen' ;)
 
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Wenn hier schon Stichwörter wie Schach oder Computer-Musik fallen, dann dürfte eine Software nicht vergessen werden (auch wenn es in letzter Zeit extrem ruhig um das seinerzeit als "revolutionär" gehandelte Programm geworden ist):
Die Music Software Ludwig der Hamburger Schach-Firma Chessbase.

Angeblich soll der komponierende und arrangierende "Ludwig" analog zu den Algorithmen von starker Schach-Software aufgebaut sein.

Lädt man die Demo-Version runter und probiert etwas rum, kann einem schon mal ein "Wow" entfahren. Da hat man schon viel schlechtere menschliche Kompositionen gehört...
Obwohl natürlich immer mal wieder ein bisschen stereotype Synthetik durchtönt.

Sicher einer der vielversprechendsten Ansätze in Sachen Computer-Musik (allerdings weit entfernt von KI-Programmierung).
Jedenfalls schade, dass Chessbase offenbar beschlossen hat, das Ding nicht mehr weiter zu entwickelen. (Am Programm-Handling wäre noch einiges zu verbessern). Der Absatzmarkt war wohl zu klein...

Gruss: Glareanus
 
Hallo

Soll KI den KomponistIn ersetzen? wäre ein Ansatz der Ethik. Was ist mit KomponistIn gemeint? Der Beruf, die Tätigkeit oder der Mensch? Die Beantwortung der Frage führt unweigerlich zu einer Entscheidungsfindung, ob das Reproduzierbare oder Vergängliche primär beachtet wird.

Wie lang ist KI noch ein Produkt des Menschen? . Vom Aufstellen der Windräder, das Nutzen und Warten der Wasserkraftanlagen, das Anfordern der Solarenergie, das Austauschen fehlerbehafteter Teile, es sind so viele Details. Schön, das die Technik den Taschenrechner zu mehr als nur Addition weiterentwickelt hat.

Das Speichern der Sinneseindrücke, denn das war ja das primäre Anliegen des Erfinders der Schallplatte vor rund 150Jahren , wurde über Magnetbänder, CDs, DVDs zum Internetdownloadfile. Selbst das Speichermedium wurde entfernt. Spekulativ könnte man argumentieren, dass es eine Fehlerquelle ist. Marxistisch, kapitalistisch könnte man darauf vertrauen, das die Industrie schon Gründe hatte, hat und finden wird. Darwinistisch wäre zu befürchten, dass die bevölkerungsreichen Länder mehr qualitativ bessere Produkte liefern können, die dann die schwächeren Länder versklaven.

Aber da gibt es doch noch andere KI-Probleme. Nicht dazu in der Lage zu seien allen ´Menschen die Fingernägel zu schneiden aber ihn ersetzen sollen ist wie Kaugummiautomaten zu entwickeln um Kaugummi abzuschaffen. So grossartig die Leistungen in der Kybernetik und Prothesenentwicklung auch seien mögen, sie führen aber immer zwangsläufig zu dem traurigen Umstand, dass der Mensch Fehler macht,

Wer kann sich KI leisten? Es ist doch vielmehr ein Spielzeug weniger, elitärerer Gruppen, die die eigenen Grenzen ausloten. Den an/aus Knopf wird die KI nur im Horrorscenario bedienen. Schach ist an ein Spielfeld definierter Größe gebunden. Jegliche mögliche Variationen können berechnet werden. Wenn die KI erkannt hat, das Musik demgenüber viel mehr freie, willkürlichere Parameter verlangt, bleibt der KI nur der Weg sich selbst als Fehlerquelle auszuschliessen, oder?

Vielleicht ist das der Grund, warum Softwarefirmen zwar Ton-Studios nachbilden, Puzzlekästen für Kompositionsmöglichkeiten sind, aber keine ausserordentliche Einnahmequelle für die breite Masse darstellen. Dafür müsste die KI aus dem Bezahlvorgang selbst ein Vorteil erkennen, den Absatzmarkt begreifen. Und Märkte, die den Zufall zur Finanzierung nutzen können, haben eben nur dann Erfolg, wenn sie eine hohe Gewinnausschüttung garantieren können - siehe Lotto. Geld ja, Musik wohl eher weniger. Wie hätte sich die TV-Landschaft ohne massive GEZ-Einnahmen in Deutschland entwickelt? Hätte die Gesellschaft an der KI-Komposition denn ausser für MarketingmanagerIn und PlatzanweiserIn eine Vorteil ? Wohl kaum.

Die Filmindustrie mag dieses Phänomen ja vielleicht verkaufen können, in einem Land, dass u.a. mit Migration, Arbeitslosigkeit und Handelskriege beschäftigt ist, bleibt die bisherige Software für wenige eine beachtenswerte Leistung, aber sie wird sich keine signifikanten Märkte erschaffen können. So wie Raumschiff Enterprise zwar schon Jahrzehnte durchs Film-All fliegt, der Mensch aber noch auf der Erde an der Biogastankstelle verweilt.

Das PC-Software inzwischen vielen einen Lebensunterhalt im Musikbusiness beschert, indem es z.B. Schlagersongs und Rappen ermöglicht, günstiger als es sperrige, klobige Synthies erlauben, sei mal unbeachtet auch wenn es inzwischen schon von vielen hier im Forum erwähnt wurde. Es sind immer noch vom KünstlerIn arrangierte Stücke und vom Marketingmensch verbreitete Werke. Wieviel KI darf es denn seien?.

Gruss
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine KI jemals z.B. auf den Tristan-Akkord kommen und ihn dort einsetzen würde, wo er in Wagners Oper eingeführt wird.
Denn dazu müsste die KI schließlich bis ins Mark gehende Konflikte erfahren, Leidenschaften erleben und verarbeiten.

So eine weitverbreitete Hypothese. Zur Überprüfung wäre ein KI-System vom Etat und Aufwand wie "Watson" (IBM) oder "AlphaGo Zero" (Google) schon aufschlussreich. Würde das System tatsächlich originell komponieren und die Hypothese widerlegen, stellt sich gleich anschließend die Frage, ob wir diese Originalität von einem Artefakt akzeptieren würden. Als Kunst könnten wir sie mitunter per definitionem nicht zulassen. Aber als "ästhetisches Ereignis", das für sich steht und Geschmackssache ist?

Für jede Form kommerzieller Musik steht für mich völlig außer Frage, dass diese in naher Zukunft von KI-Systemen komponiert werden wird. Und absolut niemand wird durch bloßes Hören herausfinden können, ob der Urheber Mensch oder Maschine war.
 
Ich überlege gerade, ob die o.a. These so wirklich aussagekräftig ist. Wie wahrscheinlich wäre es denn, dass irgendein anderer menschlicher Komponist auf gerade den Tristan-Akkord kommen würde und ihn so einsetzen würde - sei esauch, dass er bis ins Mark gehende ... erfahren hätte?
 
Wie wahrscheinlich wäre es denn, dass irgendein anderer menschlicher Komponist auf gerade den Tristan-Akkord kommen würde...
Man könnte auch ein beliebiges anderes Beispiel für eine einzigartige kreative Schöpung nennen, die jeder musikalisch gebildete Mensch kennt - nur darum ging es mir.

Für jede Form kommerzieller Musik steht für mich völlig außer Frage...
Naja "jede Form kommerzieller Musik" ist ein weites Feld (Beatles, Police, Burt Bacharach, Chet Baker, Miles Davis...).

Ich stimme aber zu, soweit es sich auf den grausam stereotypen Müll bezieht, den die öffentlich-rechtlichen Anstalten jeden Sonntag Morgen dank der Milliardeneinkünfte aus unseren Zwangsabgaben ausstrahlen.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh - mir fällt gerade auf, dass ich keinerlei Unterscheidungskriterium zu meiner impliziten Trennung von Kunst und Kommerz gegeben habe, nicht mal ein unscharfes - und Du hast mich doch genau verstanden! :)
 
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Beim wiederholten Durchlesen dieses Freds komme ich mehr und mehr zum Eindruck, dass kaum die eigentliche Frage "Kann uns der Computer mittels KI kreative Teile des menschlichen Denkens abnehmen?" diskutiert wird.

Stattdessen werden eher qualitative und kommerzielle Aspekte derzeitigen (hauptsächlich menschlichen) musikalischen Schaffens bewertet, was sicher interessant ist, jedoch auch völlig losgelöst von irgendeiner KI.

Auch dass KI teilweise als jahrzehntealter Hut gesehen wird, den manch einer hier schon längst selbst aufgehabt haben will, finde ich mindestens erstaunlich angesichts der überaus rasanten Entwickling auf diesem Gebiet in den letzten Jahren.

Auch wenn erste Überlegungen zur künstlichen Intelligenz bereits aus den 1950er Jahren bekannt sind, die zunächst hauptsächlich zu noch regelbasierten Expertensystemen führten, kann man wohl erst in jüngster Vergangenheit vom tatsächlichen Einsatz von KI auf immer mehr Gebieten und immer größerem Umfang sprechen.

Genau diese Entwicklung der jüngsten Vergangenheit hätte nach meinem Eindruck das Potential, sich von den Fesseln vorgegebener Regeln zu emanzipieren und tatsächlich auch solche überaus kreativen Tätigkeiten menschlichen Schaffens zu übernehmen, wie es die Komposition von Musik ist - zunächst einmal unabhängig einer qualitativen Bewertung des Ergebnisses.

Eng damit verbunden ist für mich die Frage, welche Rolle dabei das menschliche Empfinden, das Feeling spielt und ob das wiederum von einer KI nachempfunden werden muss bzw. könnte.
 
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