Metalcaster: Bau meiner ersten E-Gitarre

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Guten Abend werte Kollegen der Gitarrenbauleidenschaft!

Ich bin zwar neu registriert im Forum, doch beginnt mein Abenteuer des Gitarrenbaus bereits vor ca. 1 1/2 Jahren als stiller Teilhaber des Forums. Damals war ich am Ende meines Studiums angelangt und als echter Student habe ich mich vor dem Schreiben meiner Abschlussarbeit gedrückt, indem ich hier das Forum durchstöbert habe. Tags zuvor habe ich einen Youtubekanal eines Gitarrenbauers entdeckt und dachte mir, dass das doch ein sehr schönes Hobby ist. Also habe ich mir alle notwendigen Grundlagen hier angelesen und seither diverse Gitarrenbauprojekte verfolgt.

Als erste Amtshandlung habe ich zunächst mal Holz bei Espen bestellt. Damit ich das Hobby nicht wieder vorschnell verwerfe, habe ich direkt Material für mehrere Gitarren geordert ;) Als erste Gitarre habe ich mir vorgestellt, eine moderne Metalcaster mit 26,5" Mensur, einem Bridge Humbucker oder P90 Pickup und lediglich einem Volume Poti zu bauen - inspiriert durch Gitarren von Skervesen und Vola Guitars. Da ich eine entsprechend hohe Präzision beim Hals prognostiziert habe, habe ich mir direkt mal ein 3er Set Ahornhalsrohlinge B-Ware für wenig Geld bestellt. Den Korpus sollte Padoukholz bilden und mit Ebenholzgriffbrettern habe ich bereits gute Erfahrungen auf meinen gekauften Gitarren gemacht.

Doch zunächst entstand eine erste Skizze auf MDF Platte, die als Frässchablonen dienen sollte. Der Korpus war recht zügig bei einem Bekannten zurechtgesägt und gehobelt sowie verleimt. Da ich zuvor eher wenig Erfahrungen in der Handwerkskunst der Holzbearbeitung gesammelt habe, habe ich auch direkt fast alle Fehler gemacht, die man sich vorstellen kann. Aber daraus lernt man schließlich und glücklicherweise konnte ich noch (fast) alles retten.

In der Zwischenzeit habe ich mein Studium abgeschlossen und fiel in ein kleines Motivationsloch, da ich mich erstmal auf meinen Lorbeeren ausgeruht habe. Wenige Monate später habe ich dann angefangen zu arbeiten und als Berufseinsteiger brauchte ich erstmal einige Zeit mich zu "aklimatisieren".
Ende letzten Jahres habe ich dann meine vielen Überstunden für einen zusätzlichen Urlaub verwendet (Gleitzeit sei Dank) und mich wieder meinem Projekt gewidmet. Der Korpus war schon grob ausgefräst. Bevor ich die Halstasche fräse und die Brücke installiere etc. dachte ich mir, wäre es gar nicht dumm, erstmal den Bau des Halses zu beginnen. Den ersten Rohling habe ich in wenigen Minuten zu Brennholz substituiert, weil ich mit der Kreissäge vorschnell zu weit quer in den Hals gesägt habe. Blieben noch zwei Versuche.

Den zweiten Hals habe ich dann mit der zuvor angefertigten Schablone ausgefräst - leider wurde der nicht besonders eben entlang der Kontur und leider etwas schmaler als geplant. Mit zu wenig Werkzeug konnte ich erstmal nicht weitermachen, also habe ich den dritten Versuch gewagt :)
Um die Aufgabe unnötig zu erschweren habe ich also einen Scarfjoint gewagt, der überraschenderweise sogar halbwegs hingehauen hat. Leider war der Fräskanal für den Halsspannstab sehr unsauber.
Weil ich keine Lust hatte, neues Holz zu ordern habe ich mich nach und nach mit vernünftigen Werkzeug eingedeckt - schön, wenn man nach 6 Jahren Studium endlich Geld für soetwas übrig hat ;)
Weiterhin habe ich eine Hobelbank gekauft und habe dann den zweiten Hals weiter bearbeitet. Der Fräskanal für den Halsspannstab ist dieses Mal sehr gut geworden und übereifrig habe ich direkt das Griffbrett verleimt. Ich habe nur hinter dem 24. Bund etwas Luft zwischen Hals und Griffbrett, das fülle ich dann mit Ebenholsstaub vom Schleifen und Sekundenkleber. Wird schon hinhauen.

Vor dem Formen des Halses habe ich zunächst Schablonen für diskrete Bundstabpositionen von meiner Jackson HT 6 angefertigt und diese am 1. und 12. Bund mit einer japanischen Raspsaw (ein geiles Werkzeug) präzise das Profil geformt. Von da an einfach mit der Raspel gleichmäßig Material zwischen diesen Position abgetragen und direkt mein Lieblingswerkzeug zerstört. Naja was solls, das Werkzeug hat noch für diesen Hals gehalten.
Der Hals ist nun nahezu fertig, die Bundschlitze vorgesägt und die Kerbe für den Sattel vorgesägt.

Nun habe ich mich wieder dem Korpus gewidmet und die Halstasche gefräst. Beim ausstemmen habe ich direkt die Halstasche verhunzt. Naja egal, muss ich jetzt halt sehr präzise bohren und verschrauben :)
Der Korpus ist ziemlich dünn geworden. Es wird also ein Leichtgewicht.

Der aktuelle Stand ist also folgender:

Ein letzter Schlefiuvorgang mit 320er/400er Papier für den Korpus und den Hals ist notwendig, die Halstasche muss noch vertieft werden und die Brücke installiert werden. Das Elektronikfach werde ich sehr klein halten und versuchen aus den ausgesägten Resten eine passende Abdeckplatte herauszuarbeiten.

Inspiriert durch weitere Artikel hier im Forum und Verweise auf ein englischsprachiges Bassbauforum habe ich den dritten Halsversuch gerettet, indem ich den unförmigen Fräskanal mit Carbonfasern und Epoxidharz gefüllt habe und ein Stück holz darauf geklebt habe. Demnächst gibt es also auch noch eine zweite Gitarre. Und das Abenteuer geht wetier, da ich inzwischen mein hart verdientes Geld in Material für mindestens drei weitere gekauft habe.

Im folgenden noch ein paar Bilder der bisherigen Arbeitsschritte (ich bin leider immer zu vertieft in die Arbeit, sodass es viel weniger sind, als mir lieb sind. Man sollte es jedoch erkennen können).

Ziel ist es nun dieses Wochenende, das Holz fertig zu schleifen, die Bohrungen für die Brücke, die Halsverbindung und das Poti vorzunehmen, die Bünde zu installieren und mit den Imprägniergrund aufzutragen. Hier im Forum habe ich den Tipp, Auro Imprägniergrund und Hartöl zu verwenden (Nr. 121 und Nr. 126?). Das Ölen dauert dann entsprechend.

Mit dem bisherigen Ergebnis bin ich für meinen ersten Versuch durchaus zufrieden und freue mich auf die Fertigstellung meiner Metalcaster und den Bau der nächsten Gitarren.

Ich hoffe dem Einen oder Anderen gefällt diese Dokumentation. Ich hatte große Freude bei dem Bau und habe noch mehr Spaß an diesem tollen Hobby.

Beste Grüße

User mit völlig absurdem Namen

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Hallo miteinander,

ich habe inzwischen zweimal gebeizt und stehe vor der Ölungsphase.
Angestrebt war ein dunkles grün innen mit einem Burst Effekt nach schwarz außen. Hat nicht ganu geklappt, aber ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Ich denke nach der Ölung wirkt die Farbe ganz gut.

Die Brücke sowie die Halsverschraubung habe ich bereits installiert, es fehlen noch die Saitendurchführungen und die Ausgangsbuchse. Da ich nur ein Poti an einem P90 anschließe, habe ich mich dazu entschlossen nur um den Bereich des Potis eine Fräsung für die Verdrahung vorzunehmen. Aus Resten des Korpusmaterials habe ich die optisch am Besten passende Maserung gewählt und eine Abdeckung gebaut. Muss ausreichen. Die Rückseite und die Seiten bleiben ungefärbt.



Ich hatte bisher Schwierigkeiten die Bundstäbe zu installieren. Ich weiß auch nicht genau, was mich dazu bewogen hat Edelstalbünde zu verwenden. Ich habe zwar eine entsprechende Biegungsmechanik von Crimson Guitars genutzt, aber dennoch stehen die Bundstäbe an den Seiten über, haben also Luft zum Griffbrett.
Hat jemand bereits mit Edelstahlbünden gearbeitet und hat ein paar Tipps, wie man diese am einfachsten und genau biegt?
Denkbar wäre ein Holzblock auf den Schleifradius zu bearbeiten mit entsprechender Kerbung und die Bundstäbe für die "Feinjustierung" passend hämmert.
Ich hatte mich vorab im Internet informiert und versucht an den Rändern mit einem engeren Radius zu biegen.
Ich vermute mal, die Mechanik ist für so kleine Bundstäbe und dem Radius von 16" nicht wirklich geeignet.

Mal schauen wann es weitergeht.

Grüße
Sir Mistersen

Probebeize_2.jpg Vorbau_1.jpg Vorbau_2 (2).jpg Vorbau_3.jpg BeizungA_1.jpg BeizungA_2.jpg BeizungA_3.jpg BeizungA_4.jpg BeizungB_1.jpg BeizungB_2.jpg Probebeize_1.jpg
 
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Ich habe die Bundstäbchen mit zwei Kombizangen gebogen.
Verwendet habe ich die Edelstahlbünde von Wagner, die es z.b. bei Thomann zugeschnitten in diesen kleinen Döschen gibt. Die haben ausreichend Fleisch, sprich: sie sind ausreichend länger, als der Hals breit ist.
Dadurch lassen sie sich gut händeln.
Mit der Kombizange den Draht "von unten" so greifen, dass die flache Spitze so "press" wie möglich an der Unterseite der Krone anliegt. Die Zange greift also von unten den Teil des Bunddrahtes, der in den Bundschlitz "gekloppt" wird.
Auf diese Weise den Draht so weit an den Enden wie möglich mit den Zangen greifen, dass sie noch einen guten Halt haben.
Und dann biegen.
Nicht zuviel auf einmal und mit einer ausgedruckten Schablone den Radius kontrollieren!
Da ich keine passende Schneidezange habe, die die Bearbeitung des Edelstahls unbeschadet überlebt hätte, hatte ich den gebogenen Draht provisorisch in den Bundschlitz gelegt und die exakte Länge mit einem Marker eingezeichnet.
Dann mit der Trennscheibe des Dremels auf die richtige Länge gekürzt, wobei ich ihn hier minimal länger gehalten hatte, als der Hals breit ist. Die minimal überstehenden Enden wurden beim Abrichten bündig zum Hals weggeschliffen.
 
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Hast du etwas um den Griffbrettradius zu kontrollieren??
 
meinst Du mich, oder den TE?
 
Den TE.
Vielleicht liegts ja garnicht am Bunddraht...
 
Danke für die Tipps brennbaer, ich versuche für die beiden Enden mal mit dieser Methode die Biegung anzupassen.

Ich habe ein 16" Radiusblock von Rockinger verwenet, um den Radius zu übertragen. Zur Kontrolle habe ich die übliche Radienschablone verwendet - der Radius passt. Mit der Biegevorrichtung kann man die Bundstäbe (ich nutze die gleichen Bundstäbe von Wagner) jedoch nicht bis zum Ende vernünftig durchbiegen.

Ich versuche am Wochenende nochmal mein Glück.

Danke für Eure Anmerkungen!
 
Also ich weiß ja nicht, ob ich da etwas überempfindlich bin, aber die Oberfräse in den Schraubstock eingeklemmt?!?...ahhh...:fear:
Wobei es von Idee eigentlich nicht schlecht ist...
 
Wobei es von Idee eigentlich nicht schlecht ist...

Doch, es ist eine schlechte Idee. Eine Vorderzange spannt so weit außerhalb der Spindel nicht parallel und somit kann die Fräse nicht zuverlässig gehalten werden.

Ich würde von Nachahmung dringend abraten!
 
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Doch, es ist eine schlechte Idee. Eine Vorderzange spannt so weit außerhalb der Spindel nicht parallel und somit kann die Fräse nicht zuverlässig gehalten werden.

Ich würde von Nachahmung dringend abraten!
xD Hi wollt auch mein Senf abgeben ..

Zu der Idee mit der OF ..ja .. wuerd Ich auch sein lassen ..glaub Ich ..`` Nicht machen, das ist Mist !

Inlays/Dots bieten sich vor dem Bundschlitzen an
Nach dem Einsaegen der Bundschlitze, kann der gewuenschte Radius, mit einem Putz,. oder Doppelhobl sehr genau zugehobelt werden .
Hinterher muss hier und da nachgesaegt werden. Vor dem Bundieren schleifen.

Mit 3 Kugellager( zb. Skateboard) kannst du dein Bunddraht in Form bringen, Ist er bereits grob gekappt wird es schwierig.

Viel spass und max Erfolge !
 
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Hallo miteinander,

im Urlaub habe ich mich nochmal rangewagt und die Gitarre soweit fertiggestellt.
Zwischendurch sind mir ein paar Fehler unterlaufen. Einmal habe ich zu weit gebohrt und hatte ein Loch vorne im Korpus - das habe ich gekonnt mit einem angepannsten Kronkorken des Getränks meiner Wahl verdeckt.
Am Ende habe ich nochmal etwas mit der OF danebengefräst - sei's drum. Sie lässt sich ganz gut spielen und mit dem Bareknuckle P90 klingt die Gitarre so wie gewünscht - ordentlich fett und dennoch offen/dynamisch.
Ein Bekannter hat mir freundlicherweise noch einen passenden Potiknopf aus den Resten des Korpusholzes gedrechselt.
Somit hat der Bericht nun sein Ende gefunden. Ich denke ich habe einiges bei dem Bau dieser Gitarre gelernt und wage mich zwischen Weihnachten und Neujahr an das nächste Projekt.

Danke an die Anmerkungen und Tipps. Am Ende habe ich die Edelstahlbünde mit einem passenden Werkzeug gebogen und mit Sekundenkleber eingeklebt. Hat ganz gut funktioniert.

In dem Sinne: Frohe Weihnachten - der nächste Bericht folgt.
 

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Die Farbgebung gefällt mir gut – sehr interessant.
 
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