Stereo Aufnahmen mit 2 Mikrofonen

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michaman
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Hallo,

noch eine Anfänger-Frage: Ich hatte mit einem Kollegen überlegt, mit zwei Kleinmembran Mikros eine Stereo-Aufnahme vom Raum mit Geräuschen und Stimmen zu machen.

Wie müsste ich die beiden Mikros dann am Recorder anschließen ? Was mache ich dann mit den Spuren ?
 
Was habt ihr denn für kleinmembraner? Oder meinst du die vom zoom selbst?
 
Hallo,

es gibt verschiedene Möglichkeiten, zwei Mikrofone für eine Stereoaufnahme anzuordnen. Zu den bekanntesten gehören AB, XY und ORTF - es gibt aber noch viele mehr (M/S, NOS, EBS, DIN, Faulkner, Blumlein, Stereo 180... usw.)
Abbildungen zu AB, XY und ORTF mit den wichtigsten Daten kannst Du bei Eberhard Sengpiel finden: KLICK

Bei AB zeigen die Mikrofone parallel nach vorne, der mögliche Kapselabstand beginnt bei 17 cm (Klein-AB), gängig sind 40 cm, es kann auch größer werden. Sengpiel schreibt hier "meist Kugeln" - was aber nicht heißt, daß das mit einer Nierencharakteristik nicht klappt! AB gewinnt die Richtungsinformation "rechts/links" aus den Laufzeitunterschieden der Signale zum rechten und linken Mikrofon (Laufzeitstereofonie).

Bei XY müssen die Kapseln unbedingt übereinander angebracht sein, sonst ist es, wie leider bei vielen Mobilrecordern, eine falsche Anordnung! Hier wird nämlich "rechts/links" aus dem Pegelunterschied zwischen beiden Kapseln gewonnen und nicht durch die Laufzeit (ein Signal z. B. von rechts trifft voll auf die empfindlichste Seite des Mics für den rechten Kanal, ist zwar praktisch genausoschnell am "linken" Mic, aber das schaut ja woanders hin. Ergo ist das Signal dort leiser - man ortet es rechts (Intensitätsstereofonie).
Meist benutzt man einen 90-Grad-Winkel zwischen beiden Mics, man kann ihn aber auch variieren.

ORTF nutzt beide Wege, hier sind die Kapseln im Originalfall 17 cm auseinander und die Mics auf 110 ° gewinkelt. Das nennt man dann "Äquivalenzstereofonie" ;). Interessant ist, daß Sengpiel auf dieser Seite einen sehr weiten Anwinkelungsbereich nennt - das Original hat jedoch tatsächlich 110 °.

Nur zur Vollständigkeit halber: Aus der Tabelle geht nicht hervor, daß eines der beiden Mics für die M/S-Anordnung zwingend eine Achtercharakteristik haben muß...

Viele Grüße
Klaus
 
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Wie sähe das denn z.B. beim Zoom H5 aus ?
Den Zoom H5 musst Du auf den Multitrack-Modus stellen. Dann nimmt er bis zu vier Spuren auf - 2 davon sind die internen XY-Mics, die auf der SD Karte als Stereo-Wavedatei erscheinen. Die beiden XLR-Eingönge aktivierst Du für die Aufnahme mit den Track 3-4 Tastern, die müssen rot leuchten, dann sind sie aktiv für die Aufnahme. Wenn Du Kondensatormikrofone anschließt, musst Du über das Menü/Input die 48V Phantomspannung aktivieren. Bedenke, dass diese die Batterie-/Akkulaufzeit drastisch reduziert - aus diesem Grund schließe ich mein H5 immer mit einem USB-Kabel an eine Powerbank an für solche Aufnahmen.
Nein, ist ein Paar einzelne Mikrofone. Ich glaube, die sind von t-bone
Die möglichen Stereoanordnungen sind oben schon beschrieben worden - ich nutze meistens ORTF, weil es relativ vorhersehbar gute Ergebnisse liefert. Das Stereobild der eingebauten Mics ist durch XY halt immer sehr eng und wenig räumlich - das können externe Mics meist besser. Ob die t-bones besser klingen, musst Du probieren.
 
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ORTF nutzt beide Wege, hier sind die Kapseln im Originalfall 17 cm auseinander und die Mics auf 110 ° gewinkelt. Das nennt man dann "Äquivalenzstereofonie" ;). Interessant ist, daß Sengpiel auf dieser Seite einen sehr weiten Anwinkelungsbereich nennt - das Original hat jedoch tatsächlich 110 °.
Auf dieser Seite von Sengpiel sind die Angaben zu den Stereo-Mikrofonanordnungen ganz präzise: http://www.sengpielaudio.com/HejiaD.htm
... eine Stereo-Aufnahme vom Raum mit Geräuschen und Stimmen ...
Soll die Aufnahme z.B. über Kopfhörer einen möglichst realistisch wirkenden Eindruck hervorrufen? Dann wäre das eine typische Aufgabe für einen "Kunstkopf" [siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Kunstkopf]. Ganz gut schlägt sich da auch die "Jecklin-Scheibe" [https://de.wikipedia.org/wiki/Jecklin-Scheibe]. Bei der Scheibe werden normalerweise Kugelmikrofone benutzt, die generell den Raum insgesamt abbilden, weil sie auch nach hinten ´hören´ (nicht ganz zu 100%, vor allem bei hohen Frequenzen, aber praktisch spielt das keine Rolle).
Da du, @michaman, sicher weder auf einen Kunstkopf noch auf eine Jecklin-Scheibe zurückgeifen können wirst, und sicher auch "Nieren" und keine "Kugeln" hast, bleiben natürlich nur andere Ausrichtungen wie die schon erwähnten ORTF, XY, AB, EBS usw. übrig. Insofern sollte die Erwähnung nicht als Ratschlag verstanden wissen, sondern eher ein Hinweis, wie man eine sehr gute Raumillusion aufnahmetechnisch erreichen kann, und warum andere Systeme/Anordnungen diese Wirkung weniger gut erreichen. Generell ist die Raumillusion über Kopfhörer intensiver und ´realistischer´ als über Lautsprecher.

Von XY und MS würde ich auch eher abraten, weil beide keine Laufzeitunterschiede produzieren, die für eine intensivere Räumlichkeit sorgen.
Meine Empfehlung wäre AB, wobei du mit den Abständen ein wenig experimentieren musst. Ich würde größere Abstände empfehlen, mindestens 40cm, ggf. auch 1m, 60cm könnten aber ideal sein. In der weiter oben im Post verlinkten Visualisierung kannst du dir vorab einen Eindruck über die Abbildung bei der Wiedergabe verschaffen.
 
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Danke für Eure Antworten, das ist ja schon eine ganze Menge an Infos.

Es kam noch eine Frage auf:

Wenn man möchte, dass man über Kopfhörer den eindruck erhält, eine Person stände einem z.B. gegenüber und man würde die Sprache so hören, welche Anordnung würde man dann am besten nehmen ? XY ?
 
... und man würde die Sprache so hören ...
Wie ist das genau gemeint?
Stimmt, in Mono hört man einen Sprecher immer direkt mittig vor einem, vor allem im Kopfhörer.
XY kommt da schon ziemlich nah dran, denn durch das Fehlen jeglicher Laufzeitunterschiede ist der Raumeindruck zwar sehr mager, aber die Lokalisation gilt als sehr gut. Ein mittig vor der XY-Anordnung stehender Sprecher wird daher mit dieser Technik auch gut mittig abgebildet.

Dennoch würde ich nach wie vor auch mit anderen Anordnungen experimentieren, denn eigentlich bilden alle korrekt eingerichteten Stereo-Anordnungen mittige Schallquellen auch mehr oder weniger gut mittig im Kopfhörer ab. Allenfalls bei AB gibt es das gefürchtete "Loch in der Mitte", wenn die Mikrofone zu weit auseinander stehen. Aber auch hier gilt es, zu testen.
 

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