Tonmeister nur als Aufbaustudium?

karlohnec
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Hallo,
ich habe letztes Schuljahr mein Abitur gemacht und bereite mich gerade auf die Aufnahmeprüfung im Studiengang Tonmeister vor (nächstes Wintersemester), welche ja bekanntermaßen sehr schwer ist. Klavier spiele ich schon seit meiner Einschulung aber bei Gehörbildung und Tontechnik hatte ich wenig Vorwissen, dementsprechend bin ich rund um die Uhr mit Lernen beschäftigt. Nun höre ich immer wieder, dass solche Studiengänge mit besonders schwerer Aufnahmeprüfung, wie Dirigieren und Tonmeister häufig von Leuten studiert werden die die vorher Schulmusik, KA o.ä. studiert haben. Nun frage ich mich, selbst wenn ich mühelos dreistimmige Diktate schreiben könnte, ob es nicht doch aussichtslos ist, weil die Konkurrenz zu stark sein könnte. Ist dem so? Weiß da jemand mehr?
Danke im Voraus für Antworten
 
Hallo karlohnec - willkommen im Forum.

Wenn du mühelos dreistimmige Diktate schreiben kannst, hast du als Studieneinsteiger die gleichen guten Chancen wie ein Bewerber mit vorausgegangenem Musikstudium. Bei der Aufnahmeprüfung wird die Vorbildung abgeprüft und es spielt keine Rolle, woher du diese hast. Aber natürlich ist die Wahrscheinlichkeit für eine gute Vorbildung mit einem vorausgegangenen anderen Musikstudium größer.

Wir reden über Detmold und die Aufnahmeprüfung B.M. Musikübertragung/Tonmeister, Musikregie, dessen Gehörbildungs-Musteraufnahmeprüfung hier steht https://www.hfm-detmold.de/fileadmi...ustertest_Hoerfaehigkeit_BM_KiMu_usw_2018.pdf , richtig?

Wenn dein Wille und deine Begabung stark sind und du eine gute Vorbildung erkennen lässt, solltest du realistische Chancen haben, auch wenn die Konkurrenz stark ist. Du solltest überlegen, im Vorfeld eine Studienberatung da in Anspruch zu nehmen. Auf https://www.eti.hfm-detmold.de/de/kontakt/ steht übrigens eine Telefonnummer für „Studentischer Kontakt“, da würde ich an deiner Stelle mal anrufen und die Lage schildern.

Ich habe es selbst nicht studiert, bereite aber angehende Musikstudenten auf Aufnahmeprüfungen vor.
 
Ich glaube nicht, daß zu meiner Zeit in DT viele Tonmeisterstudenten vorher anderes studiert haben - tatsächlich kenne ich mehr umgekehrte Fälle.
Ich habe ganz großen Respekt vor jedem, der sich dieser Aufnahmeprüfung stellt und sie besteht, und dann auch das Studium durchzieht!
Ich glaube aber auch, viele sind letztlich nicht dort gelandet, wo sie sich zu Anfang hin erträumt haben, viele machen was ganz anderes oder backen im Verhältnis zum Anspruch des Studiums sehr sehr kleine Brötchen bei einem Job.
Jetzt hab ich drei Sätze mit "Ich" begonnen und grusle mich...
Was die Aussichten bzgl. Konkurrenz nach einer Aufnahmeprüfung betrifft: Da wäre ich entspannt. Da beginnt sicher für jeden Studenten eine ganz neue Sache, jeder muss sich seinen Weg, seine Ideen, Connections, Vorlieben und Talente ausarbeiten.
Einen Plan B solltest Du aber vielleicht trotzdem pflegen - vielleicht nicht aktiv verfolgen, aber immer aufgeschlossen sein für einen Richtungswechsel.
 
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Karl - ich fände es interessant, wenn du etwas mehr zu deinen Hintergründen schreiben könntest, also z.B. welcher Weg dich dahin geführt hat, ein Jahr nach dem Abi eine Ausbildung anzustreben, die ja quasi den schwarzen Gürtel in Sachen Tontechnik darstellt.
Hast du aktuell Unterricht, der dich auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet?
Und es wäre sicher für viele hier sehr interessant, wenn du nach den Aufnahmeprüfungen mal über deine Erfahrungen berichtest.
 
Nun höre ich immer wieder, dass solche Studiengänge mit besonders schwerer Aufnahmeprüfung, wie Dirigieren und Tonmeister häufig von Leuten studiert werden die die vorher Schulmusik, KA o.ä. studiert haben. Nun frage ich mich, selbst wenn ich mühelos dreistimmige Diktate schreiben könnte, ob es nicht doch aussichtslos ist, weil die Konkurrenz zu stark sein könnte. Ist dem so? Weiß da jemand mehr?
Bei mir ist es zwar schon lange her, aber ich hatte die Dirigieren- und die Tonmeisteraufnahmeprüfung in Berlin (Eisler) gemacht (u bestanden).
Ich kam direkt von der Schule, also kein Studium. Dreistimmige Diktate konnte ich da noch nicht schreiben. War allerdings ziemlich gut auf dem Klavier.
Wahrscheinlich braucht man heute mehr Vorwissen, was Tontechnik angeht.

Ich würde es auf jeden Fall probieren und nicht zu sehr über die Konkurrenz nachdenken. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Die wollen ja keine fertig ausgebildeten Leute, sondern suchen nach Leuten mit Potential. Gehörbildung ist dabei wahrscheinlich ziemlich wichtig. Aber da scheinst Du ja gut zu sein.

Hast du vielleicht die Chance, jemanden von der Hochschule zu kontaktieren, wenn Du genaueres wissen willst? Ne Lehrkraft (unter Kontakte auf der Homepage) oder eine(n) Studi?

Ansonsten mach auf jeden Fall die Prüfung, und notfalls kannst Du es ja im nächsten Jahr auch nochmal probieren.
 
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Karl - ich fände es interessant, wenn du etwas mehr zu deinen Hintergründen schreiben könntest, also z.B. welcher Weg dich dahin geführt hat, ein Jahr nach dem Abi eine Ausbildung anzustreben, die ja quasi den schwarzen Gürtel in Sachen Tontechnik darstellt.
Hast du aktuell Unterricht, der dich auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet?
Und es wäre sicher für viele hier sehr interessant, wenn du nach den Aufnahmeprüfungen mal über deine Erfahrungen berichtest.
Ich stand einem Instrumentalstudium (Klavier in meinem Fall) skeptisch gegenüber, da es auf mich zu einseitig wirkt. (Es wäre aber wahrscheinlich einfacher als Tonmeister). Meine musikalischen Interessen beschränken sich nicht nur auf klassische Klaviermusik. Tonmeister wirkt da auf mich deutlich abwechslungsreicher und spannender und ich hatte schon seit längerer Zeit ein Interesse für Tonstudiotechnik. Ich hatte mir einen Beruf auf diesem Gebiet allerdings nicht zugetraut, weil ich die meiste Zeit nicht das größte Mathe- und Physikgenie war, was sich erst in der 12. etwas änderte. Allerdings legten mir Studienberatungen nahe, dass ich mit ordentlicher Vorbereitung diesem Studium durchaus gewachsen wäre. Außerdem habe ich den Eindruck, dass mich ein solches Studium an einer staatlichen Musikhochschule mich eher für den Beruf qualifiziert und seriöser ist als Privatinstitutionen in diesem Bereich. Diese wären trotzdem mein Plan B, falls ich bei den Aufnahmeprüfungen durchfallen sollte. Wenn es soweit ist, werde ich auch davon berichten. Ich besuche momentan Vorbereitungskurse in Musiktheorie, Gehörbildung und Aufnahmetechnik, ich habe weiter Instrumentalunterricht. Ich habe mich übrigens anscheinend falsch ausgedrückt, noch bereiten mir mehrstimmige Diktate immer noch Schwierigkeiten, aber es wird besser.
 
Ich stand einem Instrumentalstudium (Klavier in meinem Fall) skeptisch gegenüber, da es auf mich zu einseitig wirkt.
Das ging mir genauso.

Es wäre aber wahrscheinlich einfacher als Tonmeister
Das kommt drauf an, was du mit "einfacher" meinst und was Du damit willst. Solist? Lehrer? Korre?
Beim Klavierstudium kann es Dir auch passieren, dass Du einfach nicht gut genug bist.

Wenn Du Dich für Ma/Phy und Aufnahmetechnik interessierst, dann passt das doch.
Klavier hast Du ja weiterhin, und das kannst Du auch intensiver betreiben und dann ggf. noch die Pädagogik hinterherschieben oder ähnliches.

Solltest Du noch Zweifel haben, versuch doch mal mit ner Lehrkraft von der HS zu sprechen. Ansonsten klingt Dein Plan gut.

noch bereiten mir mehrstimmige Diktate immer noch Schwierigkeiten, aber es wird besser.
Bleib dran. Bei mir war damals glaub ich nur kurz eine zweistimmige Sache dran, wenn überhaupt.
Was ich noch machen würde:
Auch Akkorde hören ist wichtig (Dur/Moll/Umkehrungen/Sept/ enge, weite Lagen)
Und Instrumente am Klang erkennen. Geht ja heute alles mit youtube und Co viiiiel einfacher als vor 30 Jahren.
 
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// ungeordnete Gedanken zum Thema:
Vielleicht ein Bachelor Physik Studium mit ein bisschen Schwerpuntk auf Akustik? Während des Studiums weiter vorbereiten um dann mit etwas schulischem "Abstand" den Tonmeister zu machen?

Ich weiß es nicht aus eigener Erfahrung aber ams Tonmeister ist man dann schon in einer "gehobenen" Stellung. Das ist mit 22 vielleicht gar nicht immer so einfach.

Dass es eine harte Aufnahmeprüfung ist kommt mir plausibel vor, seit ich mit Tonmeistern und erstklassigen Musikern zu tun hatte. Tonmeister können nicht nur das technische Drumherum und das Hören, von dem immer die Rede ist bei solchen Diskussionen.
Sondern sie können vor allem Produktionsprozesse BEGLEITEN. Ein Aufnahmetag mit einem Bläserquartett? Man sollte nicht unterschätzen wie wertvoll es ist, wenn Tonmeister diese Aufnahmen an den richtigen Stellen auch leiten und sich gegen den Quartett-Chef (Professor mit Orchesterstelle) mit den besseren Argumenten behaupten muss, damit das Endergebnis besser wird. Da geht es nicht nur darum Fehler zu hören (machen die Musiker eh kaum) sondern darum, eine Bereicherung für die Produktionsprozesse zu sein.
In einer Situation hatte mal ein Tonmeister die Gruppe im Aufnahmeraum etwas umpositioniert.
Musiker: "So haben wir nicht geprobt, so können wir nicht arbeiten. Geht gar nicht!"
Tonm: "Ja ich verstehe das, ich brauche aber den Bass auf der Seite. Versucht es mal nur für 15 Minuten, die schenk ich euch oben drauf!" - (Er wusste natürlich, dass gute Musiker sich entgegen ihrer eigenen Meinung schnell auf eine neue Situation einschießen können und alles OK wird).

Einmal musste ein Tonmeister kurz behelfsmäßig dirigieren, weil die Gruppe es im Studio nicht so gut hinbekommen hat. Der Tonmeister hat denen den Aufnahmetag quasi gerettet.

Anderer Dialog (so ähnlich):
Tonm: "Leute das war ein sehr guter Durchlauf aber das Tempo ab Takt 151 hat mich verwirrt, das habt ihr vorher anders gemacht. Vielleicht 5bpm schneller"
Gemurmel im Raum: ".... können wir nur diese Stelle nochmal machen?"
2 Sekunden später Tonm: "Takt 151 mit Auftakt läuft"
- es sind diese klaren Ansagen (auch mal an Konzertmeister, an Hochschulprofessoren oder andere Alphatiere) die so wertvoll sind. Hätte er gesagt "Ich glaube vielleicht könnte da was nicht so ganz... hmm gewesen sein"... hätten alle nochmal 10 Minuten lang die Aufnahme hören müssen um dann gemeinsam zu entscheiden. Das muss nicht immer sein, wenn ein Tonmeister diese Sicherheit und Erfahrung ausstrahlt, aktiv und hellwach ist, die Marker sofort setzen um 2 Sekunden nach Ansage die richtige Stelle zu finden (und es vorraussehen ;) ) - die Musiker können sofort losspielen ohne lange Pausen, in denen die Spannung abfällt. Super!

Von Igor Stravinsky gibt es eine mitgeschnittene Aufnahmesession mit einem großen Orchester, bei der der Tonmeister aus dem Off dem Kompositions- und Dirigiermeister empfiehlt, an einer Stelle die Trompete anders (ich glaube Dynamik) anzuweisen. Da gehören schon dicke Klöten dazu muss ich sagen.

Ich gebe ja zu, das ist das langfristige Ziel. Nichts was man von einem Absolventen erwartet. Ich will nur darauf Hinweisen, dass diese ganzen lehrbuchartigen Übungen vom gute Hören einen in das Studium bringen können - aber in der realen Arbeit gibt es noch mehr Sachen die wichtig sind, für die man auch ein bisschen der Typ sein muss um sich abzusetzen und die gut bezahlten, festangestellten Jobs zu bekommen.

Die Zeit im (Tonmeister-)studium ist sehr wichtig um Kontakte zu bekommen. Ihr nehmt die studentischen Ensembles auf und schon dort kann man sich das unfassbar wichtige Netzwerk für die ersten Berufsjahre aufbauen. Die Musiker interessieren sich i.d.R. nicht für alle tonmeisterlichen Hintergründe. Sie haben ihren Shit drauf, setzen sich hin und fragen "wann gehts los?" und "haben wir jetzt alles? brauchen wir noch was?" ... und hinterher bekommen sie eine Datei zugeschickt die ihnen gefällt oder nicht. Und auch wenn sie in der Aufnahme nicht gut spielen, dann fällt das auf dich zurück. "Nein Leute wir haben NICHT alles." / "Leute wir sitzen hier jetzt seit 7 Stunden - ich glaube heute geht nichts mehr." / "Klingt super, ich hätte gerne zur Sicherheit nochmal die Repriese, dann schau ich hinterher mal was ich zusammenmische" usw...

Die Zusammenarbeit mit dir können sie auch mangels Erfahrung nicht wirklich direkt bewerten, haben aber ein indirektes Gefühl dafür, ob es flutscht oder nicht, ob mehr oder weniger Hindernisse (welcher Art auch immer) aufgetreten sind. Vielleicht nicht schlecht, wenn man sowas mit 25 und nicht mit 19 Jahren macht ;)

// ungeordnete Gedanke zum Thema Ende //
 
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Da ist was dran. Der Tonmeister beeinflusst das Endergebnis einer Aufnahme sehr. Meistens geht es dabei um den Klang, aber Fastel hat ja schon ein paar Beispiele gebracht, wo er auch musikalisch eingreifen kann. Vielleicht nicht bei Karajan und Co., aber bei normalen Ensembles auf jeden Fall.
Von daher war die Aufnahmeprüfung früher 95% Musik und 5% Technik. Weiß nicht, wie das heute ist.
Aber es ist bestimmt ein tolles Studium.
Vielleicht ein Bachelor Physik Studium mit ein bisschen Schwerpuntk auf Akustik?
Kann man machen. Physik ist für alles gut ;) Aber E-Technik wäre hier wohl passender, und die Akustik ist an einigen Unis bei der E-Technik.

Auch gut wäre, zB bis Vordiplom studieren und dann ein Praxissemester / -Jahr einschieben.
 
Vielleicht ein Bachelor Physik Studium mit ein bisschen Schwerpuntk auf Akustik? Während des Studiums weiter vorbereiten um dann mit etwas schulischem "Abstand" den Tonmeister zu machen?
Davon würde ich abraten wenn Tonmeister der Traumjob ist. Tonmeister ist in erster Linie ein musikalischer Beruf, keine technischer. Ja, im Studium gibt es Elekrtotechnik und Akustik, allerdings braucht man das wenn man wirklich als Tonmeister arbeiten möchte nach dem 4. Semester nie wieder in seinem Leben. Die paar relevanten Inhalte kann man sich selber auch noch aneignen.
Ich weiß es nicht aus eigener Erfahrung aber ams Tonmeister ist man dann schon in einer "gehobenen" Stellung. Das ist mit 22 vielleicht gar nicht immer so einfach.

Mit 22 ist noch keiner fertig mit dem Tonmeisterstudium. Das Studium ist eines der Anspruchsvollsten die es gibt und die Regelstudienzeit fast nicht machbar. In der Regel studiert man mindestens 10 Semester für den Bachelor und dann kommen da auch ein paar Semester für den Master drauf. In der Zeit hat man dann schon kleinere Aufträge aber noch nichts größeres. Selbst wenn man mit 18 anfängt ist man frühestens mit 25 wirklich fertig. Und ehrlich gesagt selbst mit Mitte 30 ist es alles Andere als einfach einem gestandenen älteren Musiker oder Dirigenten bei einer Aufnahme beizustehen.

und seriöser ist als Privatinstitutionen in diesem Bereich. Diese wären trotzdem mein Plan B, falls ich bei den Aufnahmeprüfungen durchfallen sollte.

Das sehe ich sehr kritisch. Der Tonmeisterberuf ist sehr hart - es gibt viel Konkurrenz, wenig stellen und nur die besten schaffen es sich durchzusetzen. Wenn Du die Aufnahmeprüfungen nicht auf Anhieb bestehst könntest du ein paar Semester Musik studieren und es dann nochmal versuchen. Bei den privaten Instituten geht es nur um Technik, die musikalische Seite geht da ganz unter. Bei einem privaten Institut könnte man höchstens ein Aufbaustudium nach einem fertigen Musikstudium machen.
Ich denke da muss man auch ehrlich zu sich selbst sein. Wenn es nicht zum Tonmeisterstudium reicht ist man vielleicht auch einfach nicht gut genug. Das Tonmeisterstudium ist keine Voraussetzung aber wenn man die Aufnahmeprüfung nicht schafft hat man meiner Meinung nach auch nicht die nötigen Voraussetzungen um im klassischen Sinn als Tonmeister zu arbeiten. Auch nicht alle Absolventen der Tonmeisterstudiengänge machen dann die großen Aufnahmen mit denen sie jedes Jahr einen Grammy gewinnen. Sehr viele arbeiten dann an Theatern oder Musikhochschulen (wo sie Aufnahmen für Studierende machen) oder machen dann doch noch was anderes (z.B. Musik auf Lehramt).

Meistens geht es dabei um den Klang, aber Fastel hat ja schon ein paar Beispiele gebracht, wo er auch musikalisch eingreifen kann. Vielleicht nicht bei Karajan und Co., aber bei normalen Ensembles auf jeden Fall.

Ich würde fast schon sagen es geht fast immer um die Musik und nicht um den Klang - zumindest in der klassischen Musik. Bei einer typischen CD Produktion hat man einen Soundcheck von maximal einer Stunde und dann hat sich das mit dem Klang weitestgehend erledigt. Die nächsten 3 Tage wird dann mit den Musikern musikalisch gearbeitet. Und das ist selbst bei Karajan und Co. der Fall. Ich glaube in der Digital Concert Hall gibt es eine Doku zu Karajan und seinen Aufnahmen wo man ein paar Kommentare der Aufnahmeleiter hört und dies beobachten kann.
In der Popmusik wird natürlich wesentlich mehr gemischt und mit Effekten gearbeitet, aber auch da ist es sehr viel Wert wenn man musikalisch arbeiten kann und z.B. mit den Musikern am Arrangement feilen kann.
 
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Hallo, ich habe jetzt alle Prüfungen gemacht und wurde überall abgelehnt. Ich schreibe hier jetzt etwas dazu, wie die Prüfungen an den jeweiligen Unis abgelaufen sind, vielleicht hilft das ja anderen dabei, die Prüfungen besser einzuschätzen.

HfM Detmold: Die Prüfung ging über 3 Tage, ich konnte an 2 teilnehmen. Am ersten Tag wurden Musikübertragung und Musikliteratur abgefragt. Die Klausuren gingen jeweils etwa 90 Minuten lang. Bei Musikübertragung wurde Grundwissen zu Tontechnik abgefragt und wir sollten Instrumente aus Hörbeispielen erkennen. Danach kam Musikliteratur, was mich echt kalt erwischt hat. Im ersten Teil gab es vier Sonaten aus vier verschiedenen Epochen, die Komponisten waren angegeben und wir bekamen Hörbeispiele. Die Aufgabe war, zu zeigen inwieweit die Werke ihre Epochen repräsentieren. Im zweiten Teil war der Aufgabentyp derselbe, doch diesmal gab es Orchesterwerke ohne Komponisten und Namen und die Besetzung in der Partitur mussten wir erraten. Auch hier anhand von Harmonik, Melodik, Satztechnik usw. das Werk einer Epoche und einem Komponisten zuordnen.
Am zweiten Tag kamen Musiktheorie und Gehörbildung dran, da gingen die Klausuren etwas kürzer. Hier muss ich nicht so viel zu sagen, da es Musterklausuren der Hochschule gibt, die sehr ähnlich wie die tatsächlichen Klausuren sind.
Noch am selben Tag wurde korrigiert und am Abend hing eine Liste aus wer für das persönliche Gespräch und den Instrumentalvortrag zugelassen wurde. Ich habe es nicht in diese Runde geschafft.

mdw (Wien): Meiner Meinung nach die härteste Prüfung von den dreien. Die Prüfung ging am ersten Tag auch echt lang, von 9:00 bis 18:00. Dabei müssten wir in der ersten Hälfte Gehörtests und der zweiten Hälfte schriftliche Tests absolvieren, jeweils einmal musikalisch und einmal technisch. Der musikalische Teil bei Gehörbildung war echt brutal: Einstimmiges atonales Diktat, zweistimmiges polyphones Diktat mit relativ komplexen Rhythmen, also man kam leicht aus dem Takt und ein harmonisches Diktat, was momentan meine größte Schwachstelle ist. Der technische Teil war wesentlich leichter, da ging es mehr darum z.B. welcher Ton von zwei abgespielten Tönen länger ist, höher ist, usw. Nach diesen Tests wurde in der Mittagspause korrigiert und es wurde angekündigt, wer an den schriftlichen Tests am Nachmittag teilnehmen konnte, ich habe es da noch weitergeschafft. Der musikalische Teil war eine nicht sonderlich außergewöhnliche Tonsatzklausur, das ging einigermaßen in Ordnung. Der schriftliche technische Test hat mich aber komplett überrascht. In der Musterklausur gab es Fragen zu Audiotechnik, aber dieser Test hatte wirklich gar nichts mit Audiotechnik zu tun. Stattdessen gab es Fragen zu Mathe und allgemeiner Physik, also Känguru-Test Aufgaben und Sachen, die man halt vor Jahren mal in der Schule gemacht hat und seitdem nie wieder gebraucht hat. Am Abend wurde uns dann mitgeteilt, ob man zur mündlichen Prüfung am nächsten Tag zugelassen wurde, ich wurde nicht zugelassen. Den Instrumentalvortrag nimmt man vorher als Video auf, außerdem wird ein zweiminütiges Motivationsvideo verlangt.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass Wien deutlich mehr Wert auf die technischen Aspekte legt als Detmold und Berlin.

UdK Berlin: Etwas einfacher. Die Melodien bei Gehörbildung wurden häufiger wiederholt und die Tonsatzklausur war auch in Ordnung. Beim Tonmeistertest wurden Fragen zu Tontechnik und Musikgeschichte gestellt und beim Hörtest mussten wir beim Partiturlesen Fehler heraushören. Dieser Test war auch der schwerste und ein Grund, warum ich es nicht geschafft habe. Auf der Website der UdK findet man zu allen Prüfungsteilen Musterklausuren, teilweise sogar ein Archiv.
Am zweiten Tag musste man zur mündlichen Prüfung antreten, an welcher man teilnimmt, egal wie man in den theoretischen Teilen abgeschnitten hat. Ich habe Klavier gespielt und es gab ein paar Aufgaben zu Gehörbildung, wie Rhythmus vom Blatt klatschen, Akkordstellungen erkennen, welcher Ton bleibt lieben, usw. Was mich aus der Bahn geworfen hat, war dass ich vom Blatt spielen musste. Das hatte ich einfach nicht gelernt und ich war einfach richtig nervös, weshalb mein Klaviervortrag auch nicht das Wahre war.

Soweit zu den Prüfungen. Ich werde es nächstes Jahr nochmal versuchen. Kaum jemand schafft diese Prüfungen im ersten Durchgang.
 
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Sehr aufschlussreich, danke für den Bericht und dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg!
 
Das klingt wirklich hart. Ich habe die Prüfung 1987 gemacht (und bestanden), damals war es aus meiner Sicht deutlich einfacher.
Tontechnik wurde noch nicht so viel gefragt, da setzt man heutzutage wahrscheinlich voraus, dass man schon Erfahrung und Wissen hat.
Ich vermute mal, es gibt sehr viele Bewerber, so dass sie einfach schwere Tests machen, um von den Guten die Besten herauszufinden.

Nach dem was Du schreibts, bin ich nicht sicher, ob ich das bestehen würde ;)

Ich werde es nächstes Jahr nochmal versuchen. Kaum jemand schafft diese Prüfungen im ersten Durchgang.
Wenn das Dein Traumjob ist, dann mach das. Du weißt jetzt, was Du vertiefen musst. Ich finde es gut, dass man eine persönliche Rückmeldung bekommt, was nicht so gut war.

Vielleicht kannst Du auch an einer von den HS nochmal mit einem Dozenten/in sprechen, was und wie Du in dem Jahr am besten vorankommst. Ich wünsche Dir viel Energie, bleib dran, alles Gute.
 
Sehr interessanter Bericht.
Für so ein Studium braucht man wirklich "Dedication".
 

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