Music College Hannover

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Gast182827
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Liebe Leute,

nach der Aufnahmeprüfung und dem Ausbildungsstart wollte ich euch jetzt wie versprochen mal einen ersten Erfahrungs- beziehungsweise Zwischenbericht geben, was ich so vom Music College Hannover halte. Ich besuche diese "Berufsfachschule für Musik" jetzt seit etwa zwei Wochen und möchte schon mal vorneweg verraten, dass ich bis jetzt ziemlich begeistert bin.

Wir sind der dritte Jahrgang an der Schule und insgesamt 18 Schüler. Das ist eine sehr angenehme Größe, weil so auch der Gruppenunterricht überschaubar bleibt und alle aktiv mitwirken können. Dass ich einige, die ich während der Aufnahmeprüfung kennen gelernt habe, zum Start der Ausbildung nicht wieder gesehen, zeigt mir, dass es dieser Schule nicht nur ums Geld geht, sondern um das Können der Schüler und deren professionelle Ausbildung. 500€ im Monat sind nicht wenig - aber es lohnt sich allemal.

In den Fächern Musikgeschichte, Musiktheorie, Improvisation, Kommunikationstraining, Music Listening, Rhythmik, Songwriting, Recording und Music Business werden wir im Klassenverband unterrichtet. Im Hauptinstrument bekommt man eine Stunde mit dem Dozenten allein. Begleitend dazu gibt es noch die zweistündige Hauptfachmethodik, die sich aus Gruppen mit allen Schülern des selben Hauptfaches zusammensetzt. Ich werde also zB. zusammen mit den drei anderen Sängern/innen unterrichtet. Zwei Stunden pro Woche singen alle Schüler aus allen Jahrgängen zusammen im Chor. Zwei Stunden in der Woche (und wenn man will freiwillig natürlich mehr, da die Schule für die College Schüler rund um die Uhr betretbar ist) werden dem Band-Unterricht gewidmet. Hier kommen die verschieden Musiker mit ihren Instrumenten zusammen und proben Songs aus verschiedenen Stilen. Im ersten Semester handelt es sich hierbei um Rock/Pop. Dazu kommt noch der Unterricht im Pflichtnebenfach Klavier. Dafür gab es am ersten Tag einen kleinen Klaviertest, um zu schauen, wer spieltechnisch wo steht. Dann bekommt man einen Partner, der etwa auf dem gleichen Niveau ist und mit dem zusammen verbringt man dann die Stunde Klavier. Über den normalen Unterricht hinaus gibt es dann noch regelmäßige Workshops oder Masterclasses, in denen bekannte Profimusiker ihr Wissen gebündelt weitergeben. Bei uns steht zum Beispiel am Sonntag der erste Songwriting und Producing - Workshop auf dem Plan.

Die Ausbildung ist jetzt ganz frisch auch staatlich anerkannt worden und am Ende der zwei Jahre darf man sich dann (staatl.) geprüfter Musiker und Musikpädagoge nennen. Das staatlich steht hier in Klammern, da diese Bezeichnung im Land Niedersachsen für diesen Ausbildungsgang noch nicht geführt werden darf. Betrachtet man aber das gesamte Land, so sind die Titel "geprüfter ..." und "staatl. geprüfter ..." gleichwertig. Ich bin mir aber auch relativ sicher, dass auch Niedersachsen irgendwann einsehen wird, dass man auch als Musiker staatlich geprüft werden kann ;).

Die Dozenten sind ausnahmslos alle super. Sehr dynamisch, sehr jung, gut drauf, die haben Lust den Schülern was beizubringen und machen das nicht nur, um ihr Geld zu verdienen. Es sind alles Profimusiker, die auch regelmäßig auf Tour gehen und wichtige Gigs spielen. Leider fällt dadurch hin und wieder der Unterricht aus und das wäre vielleicht ein kleines Makel. Andererseits merkt man dadurch aber auch, dass die Dozenten direkt aus der Szene kommen und wichtiges Know-How mitbringen, was man gut gebrauchen kann. Es ist wirklich eine sehr familiäre Atmosphäre unter Schülern und Dozenten - man duzt sich, man raucht auch mal zusammen oder addet sich bei Facebook ;).

Die Räumlichkeiten sind sehr gut. Natürlich sieht das dort nicht aus wie auf einer Designer-Schule - macht ja im Bereich Musik auch keinen Sinn. Die großen Proberäume sind in einem Untergeschoss und gut gedämmt, sodass man auch mal die Sau rauslassen kann, ohne das irgendwer meckert. Dann gibt es noch eine relativ großzügige Probebühne, größere Klassenräume für den Gruppenunterricht und kleinere Räume mit Klavieren zum Üben in den Freistunden oder eben für den Klavierunterricht.

Womit wohlmöglich zu rechnen war, was mich bis jetzt aber etwas gestört hat, ist die Tatsache, dass anfangs noch ein paar weitere Kosten auf einen zukommen. Jeder muss sein Hauptinstrument selber mitbringen (bis auf die Drummer), was ja auch an sich ok ist. Auch die Sänger müssen sich ein Mikro und Kabel besorgen. Um effektiv üben zu können, wird noch empfohlen sich ein E-Piano anzuschaffen. Wenn man jetzt nicht das Glück hat, wie ich ein Klavier zu besitzen, dann sind das sicherlich noch mal um die 300€. Dann kommen noch die Bücher dazu, ca. 150€ für alle Fächer und ein paar Kleinigkeiten, wie professionelles Notenpapier, Stifte und all so ein Zeugs. Man kann also im ersten Monat noch mal locker 400-500€ drauf rechnen (wenn man nicht schon komplett ausgestattet ist). Dafür ist man dann aber auch fürs erste Jahr bzw. bei einigen Fächer sogar für zwei Jahre komplett ausgestattet.

Die Leuten holen dich da ab, wo du bist und gehen auf dich ein. Sie arbeiten entspannt, freundlich aber effektiv, sodass man tatsächlich ein Gefühl der Lernfreude verspürt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann noch mal gerne zur Schule gehen würde :D
Insgesamt spricht hier nicht die Anfangseuphorie aus mir. Ich gehe solche Sachen immer sehr nüchtern und kritisch an und muss sagen, dass das College wirklich zu empfehlen ist. Wenn Fragen da sind: ich antworte gerne. Ansonsten würde ich mich dann gegen Anfang der Herbstferien wieder melden, um die neuen Erfahrungen und einen gefestigten Eindruck mit euch zu teilen ;)

Einen schönen Abend und viele Grüße aufs Land verteilt an euch,

Gast182827
 
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Danke für den Beitrag. Ich finde es zwar immernoch einfach zu teuer aber ich denke die Ausbildung ist ganz gut. Wieviele Studenten gibt es denn insgesamt und habt ihr Zugriff auf die Unibibliothek Hanover?
 
Hallo Gast182827!

Mich würde interessieren, gibt es einen Grund, warum du aufs Music College statt in die HMTM gehst? Dort gibt es den Studiengang "popular music", der vom Inhalt her sehr ähnlich scheint (aberzusätzlich noch günstiger ist)
 
Wir haben 24 Stunden Unterricht in der Woche und dann noch unregelmäßig Workshops auf Wochenenden verteilt. Ob wir auf die Uni-Bibliothek zugreifen können, weiß ich leider nicht. Aber in Richtung Musik gibt es da eh nicht so viel. Da würde ich dann schon eher in der Musikhochschule suchen.

@SequireKBD
Dass ich aufs College gegangen bin, hat mehrere Gründe. Zum einen ist das der wesentlich bessere Kontakt zu den Dozenten in Kombination mit der sehr geringen Schüleranzahl. Man lernt viel mehr, viel schneller. Zum anderen bin ich mir nicht so sicher, ob es in der Musikbranche einen großen Unterschied macht, ob du von einer Hochschule kommst oder aus dem privaten Bereich. Wenn du was kannst, dann wirst du auch was - egal ob als Pädagoge, Studiomusiker oder Rockstar :D Dadurch, dass die Dozenten alle direkt aus der Branche kommen und sich selbst auch nicht zu Ernst nehmen, wie das so bei manchem Prof ist, bist du relativ schnell in der ganzen Geschichte drin. Wenn du gut bist und bei irgendeinem Dozenten in der Band mal wer fehlt, dann wirst du sofort angesprochen, ob du mal bei dem und dem Gig aushelfen kannst. Dadurch lernst du neue Leute kenne, die dich weiterempfehlen und du kannst dir relativ schnell ein Standbein und eben vor allem Kontakte aufbauen.
Abgesehen davon mag ich die Hochschule in Hannover nicht so gern und Studium an sich auch nicht. Dazu kommt dann noch die unheimlich geringe Chance im Bereich Popular Music genommen zu werden. Soweit ich weiß werden von bis zu 400 Bewerbern vielleicht rund 30-40 pro Jahr aufgenommen. Wenn man das dann noch mal in die unterschiedlichen Hauptinstrumente aufteilt, kannst du von großem Glück reden, wenn du zB. einer von den 5 Sängern bist. Deshalb das College ;)
 
Soso... und mit den eventuell höheren Aufnahmebedingungen hat das nichts zu tun was? ;)
 
ich glaube du hast ein komplett falsches Bild von der Hochschule (ausser optisch, denn die ist wirklich wirkich hässlich! :D )

Ich habe vom music college bisher noch nie etwas gehört, klingt aber recht interessant und ist wirklich fast genau das gleiche vom Inhalt her, hab ich so das Gefühl.

Dozenten aus der Branche, die sehr locker und gut drauf sind, ein eigenes Tonstudio, kleine Gruppen (pro Jahr werden insgesamt ca. 10 Studenten genommen) und gute connections mit anderen studenten und dozenten. Interessant, dass du den Studiengang nicht magst, wenn du ihn scheinbar nicht richtig kennst ;)

Bezüglich der wenigen Zusagen: Du hast doch selbst gesagt, dass es dir Spaß macht, in kleinen Gruppen zu lernen. Bei 10 Leuten pro Jahrgang (macht bei 8 Semestern 40 Leute) müsste es rein, vom prinzip her, dich auch irgendwie ansprechen. Würde man die doppelte Anzahl der Studenten haben, wären die kleinen effektiven Gruppen nicht mehr gegeben
 
Das Music College Hannover ist eine Berufsfachschule und damit eine Stufe unter der Hochschule.
Die Aufnahmevoraussetzungen sind hier in der Regell niedriger, ebenso geht es vom Niveau her in vielen Fächern, insbesondere im Hauptfach und im Pflichtfach nicht so in die Tiefe wie an der Hochschule. (laut Plan) Allerdings hängt dies auch immer vom jeweiligen Dozenten und dem Studenten ab, daher kann es durchaus vorkommen, dass es Studenten oder Absolventen von Berufsfachschulen gibt, die sich vom Niveau her kaum von ihren Kollegen der Hochschule unterscheiden.
 
Habe gerade eine private Nachricht bezüglich des College bekommen und mich dann wieder an diesen Thread erinnert. Da dachte ich mir, ich erstatte noch mal Bericht und fälle mein letztes Urteil bezüglich des Music College Hannover ;) Könnte für kommende Leute, die sich dort bewerben wollen vielleicht interessant sein.

Direkt vorne weg: ich bin nicht mehr am College. Glücklicherweise konnte ich meine Meinung bezüglich Musikhochschulen noch mal ändern und habe es dann tatsächlich dieses Jahr zum ersten Mal in Hannover für Popular Music probiert und es hat, was ich noch immer nicht ganz glauben kann, geklappt, sodass ich zum kommenden WS an der Hochschule studieren darf.

Meine Bewerbung hatte auch einen Grund. Ich war schlichtweg nicht mehr mit den Umständen am College zufrieden. Das größte Problem ist das unterschiedliche Niveau der Schüler. Da sind ein paar wenige dabei, die Studenten der Hochschule in nicht vielen Dingen nachstehen, dafür aber umso mehr, die irgendwo auf dem Niveau zwischen Schulband und Hobbymusiker schwanken. Das wird dann vor allem in Fächern wie dem Bandcoaching zum großen Problem, weil es einfach keinen Spaß macht mit Leuten zu spielen, die es nicht so sehr drauf haben. [...] Im Endeffekt habe ich dann angefangen, selbstständig mehr zu arbeiten, um nicht zu viel Zeit zu verlieren.

Ich muss dazu sagen, dass ich aber auch Leute kenne, die ich für sehr gut halte und die mit dem College nicht unzufrieden sind. Das hängt vor allem mit dem jeweiligen Hauptfach zusammen, in dem man unterrichtet wird. Die Drum-Section am College ist definitiv nicht zu verachten. Die Dozenten sollen klasse sein und es gibt massig Workshops und Clinics. [...]

Trotz allem gibt es auch Lichtblicke unter den Dozenten. Vor allem der Impro-Unterricht bei Jäger und die Musiktheorie und Gehörbildung bei Pöschko sind wirklich gut. Auch da aber wieder das Problem, dass sie nicht so viel lehren können, wie sie gerne würden, weil der Großteil der Schüler nicht mitkommt.
Man sollte sich, wenn man sich für das College interessiert, vorher fragen, wo genau man hin will und welche Ambitionen man für die Zukunft verfolgt.
Wenn man schon weiß, dass man später vor allem selbst als Musiker aktiv sein will oder auch vor allem kreativ arbeiten möchte, dann sollte man das College meiden und es an den Hochschulen probieren. Hat man aber nicht dieses Ziel und möchte zB. lieber als Lehrer in Musikschulen oder mit Kindern und Alten arbeiten, kann man durchaus die Ausbildung am College in Betracht ziehen. Ich persönlich habe dieses eine Jahr am College gut als Vorbereitung für die Prüfung an der MuHo nutzen können. Das hatte aber nicht zwingend mit dem Unterricht zu tun, sondern viel mehr mit meiner selbstständigen Arbeit und die Zeit, die ich einfach ein Jahr lang mit Musik verbringen konnte.

Abschließend muss ich auch sagen, dass das natürlich eine subjektive Wahrnehmung und Beurteilung ist. Aber viele Leute, darunter auch aktuelle und ehemalige Schüler der College, sehen das sehr ähnlich, wie ich. Sollten Fragen aufkommen, gerne stellen.

Beste Grüße
 
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Finde, das ist eine krasse Fehleinschätzung vom Music College, das Niveau im Unterricht ist mindestens auf Hochschulniveau (ich kenne einige Studenten an der Hochschule in meinem Alter, das ist teilweise erschreckend) und das tolle hier ist, dass man wirklich Business-orientiert ausgebildet wird. Das sehen die meisten Studenten am College genauso wie ich. Lustig ist auch, dass diese Einschätzungen ausgerechnet von blindsit kommen, der jetzt an der Musikhochschule rumkrebst und ich stark bezweifle, dass ihm die Dozenten da besser gefallen, wenn er mal ehrlich ist.
Das College hat wirklich gute Leute (gerade auch im Bereich Gesang, reicht ja schon, wenn man mal Schönleiter und Weiss (bzw. von Dombois) googlet - vielleicht war Sit ja etwas "blind" in seiner Ausbildungszeit, auf jeden Fall besser als taub ;)
 
Hallo AWarthner - willkommen im Musiker-Board!

Finde, das ist eine krasse Fehleinschätzung vom Music College,

Hast du mal auf das Datum der letzten Beiträge geschaut? Du antwortest gerade auf einen Beitrag vom 3.8.2012, der also älter als ein Jahr ist. In diesem Jahr kann sich durchaus einiges geändert haben. Wahrscheinlich hast du erwartet, hier einen aktuellen Lagebericht zu lesen - dem ist nicht so. Hier wird von Erfahrungen der Jahre 2011-2012 berichtet. Das solltest du bei deiner Kritik berücksichtigen, sonst ist sie verfehlt.

das tolle hier ist, dass man wirklich Business-orientiert ausgebildet wird. Das sehen die meisten Studenten am College genauso wie ich.

Wie kommst du zu dieser repräsentativen Meinung? Hast du mit allen oder den meisten Studenten dort darüber gesprochen?

Lustig ist auch, dass diese Einschätzungen ausgerechnet von blindsit kommen, der jetzt an der Musikhochschule rumkrebst und ich stark bezweifle, dass ihm die Dozenten da besser gefallen, wenn er mal ehrlich ist.
Das College hat wirklich gute Leute (gerade auch im Bereich Gesang, reicht ja schon, wenn man mal Schönleiter und Weiss (bzw. von Dombois) googlet - vielleicht war Sit ja etwas "blind" in seiner Ausbildungszeit, auf jeden Fall besser als taub ;)

Das sind starke Angriffe auf den User Gast182827, die deinen Einstand hier im Board nicht sehr glaubwürdig und aufrichtig erscheinen lassen. Du unterstellst ihm Unehrlichkeit und Blindheit. Was soll das? Hast du ein persönliches Problem mit ihm? Dann kläre das bitte per PM oder außerhalb des Boards - danke.

Harald
 
Hi Harald,

sorry, wenn das zu harsch rübergekommen ist. Ich habe kein Problem mit blindsit, aber ich habe ein Problem damit, wenn auf einer häufig aufgerufenen Plattform eine einzige Erfahrung eines Schülers von vor ein-zwei Jahren steht, die auch noch negativ ist.

Man kann als Gast bei Workshops teilnehmen, da hab ich das Music College kennengelernt. Auf dem Tag der offenen Tür konnte ich auch mit einigen Schülern sprechen, mich interessierte das nämlich auch, wie zufrieden sie mit der Ausbildung da sind. Die Meinungen waren alle positiv, einer sagte als kritischen Punkt, dass es sehr viel Stoff auf einmal ist, den man in den zwei Jahren auf die Reihe kriegen muss. Er hatte Hauptfach Gitarre. (Aber eigentlich macht man dafür ja auch sone Ausbildung, oder). Was alle erwähnten, war das unmittelbare Vorbereiten aufs Musikbusiness, also sowohl als Musiker als auch mit dem ganzen Selbstvermarktungs-zeug, das mir ja überhaupt nicht liegt. Gehört aber wohl heutzutage einfach dazu.


Repräsentativ ist das natürlich überhaupt nicht, also hoffen wir einfach mal, dass sich hier auch Leute zu Wort melden, die gerade am Music College die Ausbildung machen.
 
Freunde der gepflegten U-Musik,


schon lange ist es mir ein Bedürfnis, mal meine Meinung bzgl. der Diskussion um Music College / Musikhochschule etc. kund zu tun. Bisher fehlte die Zeit, nun sind Semesterferien, drum kann ich die ein oder andere Minute aufbringen.

Wer mitgedacht hat (Stichwort "Semesterferien") wird gemerkt haben, ich studiere derzeit staatlich und zwar "Jazz und jazzverwandte Musik (B.Mus)" an der HMTM Hannover und habe (im Gegensatz zu Gast182827 - das möchte ich übrigens völlig wertfrei verstanden haben) die vollen zwei Jahre (exklusive dem möglichen "Aufbaujahr") am Music College studiert / Ausbildung absolviert (wie auch immer man es nennen mag).

Rückblickend kann ich ohne Zweifel sagen, dass die Ausbildung am MCH für mich das beste war, das ich hätte tun können. Ich denke aber auch, wenn man über Bildung, grade im Bereich Musik, spricht, ist in erster Linie man selbst entscheidend - niemand wird einen bilden. Institutionen können diesbezüglich bloß entsprechende Lehrangebote und ein passendes Lernumfeld bieten. Um mein Fazit im Vergleich zur HMTMH direkt vorweg zu nehmen: Für mich (!) steht das Lehrangebot des MCHs dem der Hochschule (bis jetzt) in nichts nach. Im Gegenteil - in dem ein oder anderen Fach an der HMT würde ich mir wünschen, dass da eine Landesschulbehörde (wie es am MCH der Fall ist) mal genauer über die Schulter des jeweiligen Dozenten schauen würde. Das "stärkere" Lernumfeld, damit meine ich vor Allem die Mitstudierenden, findet man generell wohl eher an der HMTMH, wobei ich damit nicht sagen will, dass nicht vereinzelnd auch sehr gute Leute am College studieren / anfangen, während ich mich wundere, wie der ein oder andere eine Aufnahmeprüfung an der Hochschule überhaupt bestanden haben will, geschweige denn zugelassen werden konnte, der dort rumläuft.

Nun mal ein bisschen detailierter:
Ich bin Gitarrist, das heißt, mein Hauptfachdozent am MCH war über zwei Jahre Andreas Jäger. Die Fachmethodik teilten sich Andreas (v.A. künstlerischer/materialbezogener Aspekt) und Florian Pöschko (v.A. technischer Aspekt), der am MCH auch Theorie, Gehörbildung, Methodik des Übens und diverse Pädagogik Kurse anleitet (bei weitem nicht alle diese Bereiche sind an der HMT qualitativ ebenso stark vertreten).
Mein Nebenfach am MCH war, wie für alle erstmal vorgeschrieben, das Klavier im Zweier-Unterricht. Für den allgemeinen Gitarristen wohl weniger wichtig als für Sänger oder Drummer. Großer +-Punkt für die HMTMH: Hier kann ich mein Nebenfach auch als Gitarrist frei wählen, außerdem gibt es zwei Jahre klassischen Gitarrenunterricht zusätzlich. Beides im Einzelunterricht. Weder klassischer Unterricht noch das für Gitarristen frei wählbare Nebenfach ist an anderen Hochschulen ebenso üblich...
Bis jetzt würde ich sagen, war Andreas Jäger wohl derjenige, bei dem ich mit Abstand am meisten habe lernen können, alle meine bisherigen Hauptfachdozenten einbezogen. Nahezu jede Unterrichtsstunde habe ich mit dem Gefühl von "Du kannst gar nichts" verlassen, was er mir aber nicht durch verbale Kritik sondern durch das ständige Öffnen neuer riesiger Tore und Zugänge zur Musik deutlich machte. Ich empfand dies als äußerst motivierend und anspornend. So hatte ich nach jedem Unterricht eine Woche Zeit, mich intensiv (so weit das innerhalb einer Woche möglich ist) mit dem Material aus dem Unterricht zu beschäftigen, um in der nächsten Woche wieder eine neue und komplett andere Sicht auf die Musik zu erhalten. Selbstverständlich wiederholten sich die verschiedenen Themen in regelmäßigen Abständen. Als Andreas (so in etwa zum zweiten Jahr) zu merken schien, dass nun die meisten Basics gut vorhanden und anwendbar waren, hörte ich immer häufiger zur Eröffnung des Unterrichts die Frage: "Was kann ich heute für dich tun?" - Und es gab immer etwas zu tun, etwas das mir auf dem Herzen lag, was nicht so richtig klappen wollte, worüber ich nachdachte o.ä., oft nahezu philosophischer Art. Irgendwie schaffte er es aber jedes Mal, das Thema der Stunde insofern zu meiner Zufriedenheit zu lenken, dass er letztendlich sowohl meine direkten Bedürfnisse und Fragen beantwortete und es dennoch schaffte, das von ihm geplante Material zu bearbeiten.
Auch über Florian Pöschko kann ich nur in positivsten Tönen berichten. Ein Gitarrist, der musikalisch wohl so strukturiert ist, wie ich es bisher bei niemandem anders erlebt habe, für mich die perfekte Ergänzung zu Andreas Jäger. Zum Ende meiner Ausbildung im Herbst 2013 nahm ich noch einige Privatstunden bei Florian und tue dies bis heute mit gutem Grund immer noch in unregelmäßigen Abständen.

Die beiden sind sehr Jazz-spezialisierte Gitarristen und waren somit für mich die perfekten Ansprechpartner. (Zum Music College bin ich mit einigen Vorkenntnissen im Bereich Jazz gekommen, meine "Freizeit" und meine Leidenschaft, sowie meine Einflüsse lagen bis dahin aber vor Allem irgendwo im Bereich von melodischen Metal bis Rock, so war ich aber nie der Flitzefinger-Metal-Gitarrist wie man ihn kennt, sondern improvisierte schon immer meine Soli, suchte Melodien und versuchte, Musik aus dem Moment zu erschaffen - zum großen Leidwesen damaliger Bandmitglieder. Es hat kaum 3 Monate gedauert und es gab nur noch Jazz für mich. Ich würde es den Andreas Jäger-Effekt nennen. ;-) )

So weit ich weiß hat es in der Gitarren-Ausbildung am MCH allerdings schon einige Umstrukturierungen gegeben. Andreas unterrichtet inzwischen bloß noch das zweite Jahr, der meines Wissens nach Pop-orientiertere Niklas Turmann unterrichtet im ersten Jahr. Qualitativ kann ich dazu leider nichts sagen, da ich ihn nie im Unterricht kennen gelernt habe. Auch Florian unterrichtet meines Wissens nach keine Fachmethodik mehr.
Wer Genaueres über die Ausbildung und deren Ablauf etc. wissen will, das er nicht ohnehin auf der Website des MCH findet, dem empfehle ich sehr (neben den Infoveranstaltungen des MCHs) mal einen Termin mit Andreas Hentschel, dem Leiter des Colleges zu vereinbaren.

Und damit kommen wir schon zum nächsten Punkt: Andreas Hentschel, Kopf des Colleges. Generell kann man sagen, dass man mit ihm wohl über alles sprechen kann. Im Gegensatz zur HMTMH ist es durchaus denkbar, die ein oder andere individuelle Regelung den Unterricht, Dozenten, die Wahl des Nebenfaches oder andere Kleinigkeiten betreffend mit der Schulleitung zu vereinbaren. Natürlich muss alles im Rahmen des Programms bleiben und soweit vertretbar sein, dass es auch mit der Landesschulbehörde keine Schwierigkeiten gibt, aber insgesamt habe ich die Leitung und Organisation des Colleges immer als wesentlich freier und flexibler (und somit z.B. schneller auf Probleme eingehend) empfunden als es im zähen Bürokratiedschungel der Hochschullandschaft der Fall ist (ja, auch dort habe ich schon die ein oder andere Erfahrung machen dürfen. ;-) Nicht dass es an der HMT nicht genauso engagierte Menschen gäbe, die sich für einen einsetzen - sie scheinen es jedoch auf Grund der vorgegebenen Strukturen wesentlich schwerer zu haben, effektiv und zeitnah etwas zu bewirken).

Wie bin ich mit dem Lernumfeld umgegangen?
Neben der wirklich hohen Anzahl an Wochenstunden, die es am MCH zu absolvieren gilt (die genaue möge man bitte der Website entnehmen) und dem noch einmal mindestens genauso hohen Übeaufwand, den man alleine für's Hauptfach betreiben sollte, habe ich mir diverse Bands gesucht, sowie noch nebenher in Hannover an der studienvorbereitenden Combo (II) der Musikschule Hannover unter der Leitung von Achim Kück teilgenommen. Diese kann ich sehr empfehlen. Grade in den zwei Jahren am MCH sollte die Musik nicht mit Verlassen des College-Geländes enden. Die Musikhochschule ist mit dem Rad auch kaum 5 Minuten entfernt - wenn das nicht mal eine optimale Möglichkeit zum institutsübergreifenden Lernen und Musizieren ist, dann weiß ich auch nicht. So habe zumindest ich es gemacht. Vom Programm des Colleges wird man pro Semester in lediglich eine Combo eingeteilt, die sich im ersten Jahr auf Pop/Rock (1. Semester) und Funk/Soul (2. Semester) beschränkt. Im 3. Semester gibt's dann endlich Jazz (nicht aber so richtig, wenn die Mitstudenten sich bis dahin nicht im geringsten damit beschäftigt haben) und im 4. Semester Latin (without horns). Man bekommt einen recht guten Überblick, aber wirklich lernen tut man's dadurch nicht, da gehört ein bisschen mehr Engagement aus eigener Richtung dazu. Aber da wären wir wieder beim Thema "Bildung passiert aktiv, man wird von niemandem gebildet".

Zum Workshopangebot: Hier sind meiner Meinung sowohl die HMTMH (bekannt für die sehr guten und häufigen Workshops - alleine im letzten Semester u.a. Yellowjackets, Magnus Öström Quartett, Nils Wogram, John Stowell) als auch das MCH sehr gut vertreten. Am MCH ist wohl dazu zu sagen, dass die Workshops im Bereich Schlagzeug bei Weitem die Oberhand zu haben scheinen, was wohl nicht zuletzt an den sehr ausgeprägten Kontakten des Stephan Emig, sowie der Überzahl der Schlagzeuger pro Semester (zumindest in meinem Jahrgang) liegen mag.

Warum war ich am MCH?
Die Frage ist schnell und einfach beantwortet. Ich war mein Hauptfach betreffend zum Zeitpunkt der Aufnahmeprüfungen nicht auf dem Niveau als dass ich mich an einer Hochschule (damals hatte ich außer am MCH nur in Osnabrück vorgespielt) gegen die Menge an Konkurrenz hätte durchsetzen können. Letztendlich habe ich mich auf das vom College ausgeschriebene Stipendium beworben und tatsächlich auch über die gesamte Zeit einen Nachlass auf meine Ausbildungsgebühr bekommen, der sich grob Überschlagen auf einen nicht ganz kleinen vierstelligen Betrag zusammenrechnet. - Dank noch einmal dafür!
Das MCH diente mir als Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfungen, das war mir von Anfang an klar, wobei ich mich im Nachhinein schon das ein oder andere Mal ärgere, dass ich mich, nicht zuletzt aus Bequemlichkeit, nun nur an zwei Hochschulen bewarb und letztlich in Hannover geblieben bin. Etwas, das vielleicht für viele auch interessant sein mag: Nein, ich bekomme nichts der Ausbildung an der Hochschule anerkannt - so ist es zumindest in Hannover. Glück hatte ich insofern als dass die Einstufungsklausur (nicht die Klausur zur Aufnahmeprüfung) im Theorieunterricht meines Studiengangs gleichzeitig für alle, die sie mit 1,6 oder besser bestehen als Abschlussklausur des 1. Semesters gewertet werden darf und ich somit zumindest dort keine Anwesenheitspflicht hatte. Auch viele andere Bereiche wie Gehörbildung entfallen für mich insofern als dass ich mich nicht explizit darauf vorbereiten muss, sondern lediglich im Unterricht anwesend sein muss. Somit habe ich eine Menge Zeit für mein Hauptfach, was der Plan war. Es lässt sich sicher drüber streiten, ob ich nicht besser fahren würde, wenn ich schon jetzt nur noch freiberuflich unterwegs wäre und mich privat bei diversen Dozenten und Professoren weiterbilden würde (was ich ohnehin auch neben dem Hochschulstudium tue) - möglich wäre mir dies nach der Ausbildung am MCH definitiv - jedoch möchte ich (zumindest bis jetzt noch) einen Bachelor als Berufsabschluss und etwas "Schonzeit" haben, in der ich nicht darauf angewiesen bin, Betrag XXXX pro Monat einzunehmen. Die Ausbildung am MCH ist ihr Geld (auch ohne Stipendium) definitiv wert, wenn man ihre Möglichkeiten und Angebote anständig nutzt. Bis jetzt muss ich auch sagen, dass ich die Ausbildung am MCH als wesentlich praxisnäher empfand als ich es an der Hochschule tue. Ein weiser Mann, der mir inzwischen sehr vertraut ist, beschrieb die Hochschule mal, wie ich finde sehr passend, als "Elfenbeinturm", aus dem man höchstens einmal herausschaut, aber eigentlich auch lieber nicht. Zugegeben, auch an der HMT gibt es Module wie "Markt / Recht / Studio", diese stehen meiner bisherigen Erfahrung nach aber in keinem Verhältnis zum am MCH angebotenen Musikmanagementunterricht (zu meiner Zeit gab es die Möglichkeit, diesen durch zwei Wochenenden zum IHK-zertifizierten Abschluss "Musikmanager" - dann insgesamt ein knapp 100-Stunden Kurs, wie viele genau weiß ich grade nicht - auszuweiten, die ich wahrnahm). Workshops und Fortbildungen zu Konzepten und Themen wie "1st Class Rock", Drumcircles oder Umgang mit und Konzepte für Orff-Instrumente, wie sie am MCH z.T. jährlich (also durchaus auch mehrmals während der Ausbildungsregelzeit) angeboten und teils zum festen Pflichtprogramm der Ausbildung gehören, suche ich an der HMT bisher vergeblich. Nun muss ich sagen, ist mir das inzwischen auch sehr recht, denn wie realitätsnahes Arbeiten als Musiker und Musikpädagoge funktioniert, weiß ich dank des Music Colleges sehr gut und meine Zeit an der Hochschule nutze ich bewusst um mich auf künstlerische Aspekte zu fokussieren. Inwiefern das umgekehrt möglich wäre will ich nicht mutmaßen, allerdings kenne ich neben einigen positiven und nach der Hochschullaufbahn erfolgreichen Musikern auch genügend, deren künstlerisches Niveau nicht ausreicht, um den "Praxisnah"-Vorteil auszugleichen. Und das obwohl grade die Workshop Angebote zumindest zum Teil offen für externe Teilnehmer sind (natürlich gegen Gebühr). Hochschulstudenten habe ich bei den Pädagogik-Workshops damals keine gesehen.

Zum Abschluss noch einmal: Letztendlich liegt es bei einem selbst, was man aus den entsprechenden Angeboten macht! Und hier stellt sich im Grunde ja nicht die Frage, ob die Hochschule nun "besser" ist als das College oder umgekehrt (auch wenn der ein oder andere - in welcher Art auch immer - Hochschul-Verworrene gerne mal versucht zu Unrecht nach unten zu schauen, obgleich es doch noch so viel Luft nach Oben gibt - man betrachte z.B. Hochschulbigband-Wettbewerbe), sondern ob das Music College Hannover empfehlenswert, bzw. sein Geld wert ist. Und dazu sage ich: Definitiv ja! Für Leute, die keinen anderen Studienplatz bekommen haben ohnehin aber auch für solche, die eine schnelle und sehr praxisnahe Ausbildung mit staatlicher Anerkennung suchen (und das nötige Kleingeld irgendwie aufbringen können). Würde ich mich rückblickend für eine der beiden Ausbildungen entscheiden müssen (um doch noch mal auf der "vs."-Aspekt zurück zu kommen) wie ich sie beide bisher kennen gelernt habe, würde ich mich ohne langes Zögern für das College entscheiden.

In dem Sinne, man möge gerne Fragen stellen, Anregungen und Meinungen vielleicht weiterer Absolventen (vielleicht auch solcher, die nun nicht noch einmal studieren, sondern als Musiker unterwegs sind oder vielleicht auch was ganz anderes machen) fänd' ich äußerst interessant. Ich werde versuchen, im späteren Verlauf meines Studiums oder vielleicht danach oder wenn ich dann doch abgebrochen haben sollte - man weiß es nicht - weiter zu berichten und womöglich werde ich mich ja im ein oder anderen Punkt korrigieren.


Und vergesst bei dem ganzen in Foren über Musik Lesen nicht die Musik selbst!
 

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