Ältere Moeck Rottenburgh Altflöte pflegen/ölen

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Hallo in die Runde, normalerweise habe ich mit Flöten wenig zu tun, bin daher unwissend…
Ich habe hier eine ältere Moeck Rottenburgh Altflöte, augenscheinlich aus Rosenholz, die ich gerne für meine Tochter aufbereiten würde. Das Instrument liegt seit 30 Jahren im Schrank und wurde vermutlich nie oder nur sehr wenig gespielt. Das Instrument kommt mir sehr ausgetrocknet vor und ich werde aus meinen Recherchen nicht ganz schlau, wie sie am besten zu pflegen ist. Nach den Hinweisen auf der Moeck Seite kommt Mandelöl oder Leinöl in Frage, bevor ich sie zum Einspielen an eine erfahrene Flötistin gebe.
Ich bin recht geübt im Ölen von Holz, traue mir also zu, das ordentlich zu machen, wenn Moeck schreibt, Leinöl sei eher etwas für Profis.
Bin ich da auf dem richtigen Weg und welches Leinöl wäre das geeignete? Der Schrank gibt her: Leinölfirnis, Leinöl-Standöl und frisches Lebensmittel-Leinöl.
 
Ich würde Leinölfirnis empfehlen, aber als Halböl mit mindestens der gleichen Menge Terpentin verdünnt, da ein zu reichhaltiger Auftrag unbedingt zu vermeiden ist. Am besten echtes Balsam-Terpentin verwenden.

*
 
Balsam-Terpentin finde ich absolut ungeeignet für etwas, das man in den Mund nimmt, auch wenn man nicht direkt damit in Kontakt kommt.

Toxikologie
Terpentinöle sind ätherische Öle, die einen MAK-Wert (max. Arbeits-
platzkonzentration) von 100 ml / m² haben. Es besteht die Gefahr
der Sensibilisierung. Terpentinöl wirkt hautreizend, narkotisierend
und nierenreizend. Die sog. Terpentinölallergie wird mit dem Gehalt
an delta-3-Caren in Verbindung gebracht, dem eine ekzemauslö-

sende Wirkung zugeschrieben wird.
Quelle: https://www.biofarben.de/media/wysiwyg/biofarben/Merkblaetter/TM_Kreidezeit-Balsamterpentin-ol.pdf



Auch Leinöl ist nicht unbedingt die beste Wahl.
Hier gibt es eine gute Anleitung zum Ölen der Blockflöte von dem renommierten Blockflötenbauer Stephan Blezinger:

 
@funstrumentalist war schneller. Den Link wollte ich auch gerade teilen.

Ölen hatten wir 2015 in mehreren Threads besprochen.

Seitdem verwende ich das Rezept aus dem Mozarteum (Mandelöl, Orangenöl, Paraffinum Liquidum zu je gleichen Teilen), oder abgewandelt Mandelöl und etwas Bio Orangenöl. Das Orangenöl bringt noch einen angenehmen Geruch dazu.
 
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ist oberlecker, und ich mag es alleine schon vom traumhaften Geruch her, nur reagiere ich leider leider allergisch darauf, auch in Spuren. Ätherische Öle sind wunderbar, aber Allergiker sollten vorsichtig damit umgehen. Manche bekommen mir gut, manche absolut nicht.
 
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Ätherische Öle sind wunderbar, aber Allergiker sollten vorsichtig damit umgehen. Manche bekommen mir gut, manche absolut nicht.

Ja, auch Balsamterpentin hat ja einen sehr angenehmen Geruch, vor allem im Vergleich zu Terpentinersatz. Ich denke bei Verwendung auf einer Flöte sollte man besonders auf vollständige Trocknung achten.

Leinöl wird ja auch von Stephan Blezinger verwendet wie in dem von Dir verlinkten Artikel zu lesen ist.

Vielen Dank jedenfalls für die zusätzlichen interessanten Informationen!

*
 
Aus 2015: https://www.musiker-board.de/threads/blockfloete-oelen.629480/page-2

S. Blezinger:
Welches Öl ist das beste?
Ich benutze während des Baues meiner Flöten, so wie viele andere Flötenbauer auch, Leinöl zu Imprägnierung des Holzes. Dieses bietet einen optimalen und langfristigen Schutz für das Material, vor allem, da es nach einiger Zeit aushärtet.
Dies ist zugleich der Grund, warum ich Leinöl nicht zur alltäglichen Pflege Ihrer Instrumente empfehle. Je nach Material, vorheriger Oberflächenbehandlung, ja sogar je nach der aktuellen Witterung härtet Leinöl mehr oder weniger schnell aus, in für Sie möglicherweise völlig unkalkulierbaren Zeiträumen. Das Ergebnis ist nur allzu schnell eine mit Ölresten verklebte Innenbohrong oder durch Öl verkleinerte Tonlöcher. Ich habe in meiner Werkstatt Mittel und Wege, solche Instrumente wieder zu reinigen - Sie haben sie meist nicht.
Wesentlich angenehmer in der Handhabung ist Mandelöl, genauer gesagt: Süßmandelöl. Man bekommt es mittlerweile als Blockflötenöl im Fachhandel, ebenso wie in jederApotheke. Es bietet einen praktisch genauso guten Schutz wie Leinöl, wird jedoch nicht so schnell fest und ist daher nicht so tückisch in der Handhabung.
Das sogenannte Holzblasinstrumentenöl, dass vor allem für „klassische“ Instrumente mit aufwändigen Mechaniken verwandt wird, ist hingegen weniger geeignet. Jenes dient vor allem zum Ölen der Mechanik; es handelt sich in der Regel um mineralische Öle, die zur Pflege von Holz nicht geeignet sind.

Durchweg empfehlen sämtliche Blockflötenbauer für das Ölen Nicht Leinöl - in die Werkstätten kommen immer wieder Flöten mit ausgehärtetem Leinöl, wo es nicht hingehört.
 
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Durchweg empfehlen sämtliche Blockflötenbauer für das Ölen Nicht Leinöl - in die Werkstätten kommen immer wieder Flöten mit ausgehärtetem Leinöl, wo es nicht hingehört.

Ich bin ja nun nicht der Flötenspezialist, aber mir scheint es so als würden diese Empfehlungen für Laien gelten und nicht unbedingt gegen das Leinöl sprechen.

Wenn ausgehärtetes Leinöl irgendwo ist wo es nicht hingehört spricht das ja eindeutig für falsche Anwendung.

Nicht härtende Öle wie das schon erwähnte Mandelöl sind in der Hinsicht natürlich wesentlich unbedenklicher, aber sie haben ja auch völlig andere Eigenschaften insbesondere auf die Dauerhaftigkeit bezogen.

Mein Metier ist ja der Gitarrenbau und da gibt es auch umfangreiche Diskussionen bezüglich zu verwendender Öle.

Ich lerne sehr gerne dazu und würde mich insofern auch hier über fachliche Hinweise freuen...

Danke fürs wiederholen, vielleicht kommts jetzt an...

Ist angekommen.

Aber in meinem Alter vergisst man so etwas schnell mal wieder.

Ich hätte geschrieben: "man lernt nie aus", aber im Alter ist es leider so dass gerade gelerntes morgen schon vergessen ist...

Gute Nacht!

*
 
Mein Metier ist ja der Gitarrenbau und da gibt es auch umfangreiche Diskussionen bezüglich zu verwendender Öle.

Ok, das wusste ich nicht, dass du Fachmann bist. Aber hier wo eigentlich überwiegend Laien hereinschauen, um sich Tipps zu holen, ist es wohl besser, wenn man zu einfachen Mitteln tendiert, welche ja auch durchaus ihre Berechtigung haben.

Zum Leinöl speziell, man muss erstens damit umgehen können und zweitens ist es nicht wirklich nötig bei einer Blockflöte, eher sogar schwierig auf Dauer, wenn man sie öfters damit behandelt. Das dürfte ja auch aus Blezingers Anleitung hervorgehen. Die Innenbohrung der Flöte sollte ja nicht völlig dicht werden, damit das Holz noch etwas atmen kann. Die Innenbohrung und die Tonlöcher sollten auch keine Schichten aufbauen, das wäre für die Intonierung eventuell von Nachteil. Das Tonlochnetz ist sehr empfindlich und kleinste Schwankungen im Durchmesser könnten eventuell die Intonation beeinflussen und nachstimmen ist nicht so einfach mehr möglich, für den Laien erst recht nicht.

Ich habe z.B. eine Altflöte von ca. 1940 welche wohl innen sehr gründlich und mehrmals mit Leinöl behandelt wurde, die hat eine verharzte Innenbohrung und die Schicht ist inzwischen rissig und blättert. Die lässt sich leider nicht mehr so einfach behandeln und ausschleifen wäre auch kontraproduktiv. Bei meinen anderen ca. 350 alten Blockflöten aus meiner Sammlung, z.T. über 100 Jahre alt, habe ich dies sonst nie so erlebt. Die kann man einfach mit einem schlichten Öl wieder fit und spielbereit machen ohne solche Probleme.

Nicht härtende Öle wie das schon erwähnte Mandelöl sind in der Hinsicht natürlich wesentlich unbedenklicher, aber sie haben ja auch völlig andere Eigenschaften insbesondere auf die Dauerhaftigkeit bezogen.

Blockflöten benötigen innen keine dauerhafte Ölung, sondern wirklich nur ab und an, je nach Gebrauch eine einfache Ölung mit nicht härtenden Ölen.
 
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