Sprache verändert sich im Laufe der Zeit. Niemand würde mehr wie der „große Barde“ Englisch sprechen und die Menschen, denen Rilke‘s Ausdruck des Deutschen wirklich im Tagesgebrauch naheliegt, sterben aus.
Allerdings habe auch ich von meinem Großvater eine Liebe zu Rilke „geerbt“. Und gerade bei solchen Vorlagen, wie z.B. dem Panther, entzieht es sich mir, wie man nicht von einem guten Flow begeistert sein kann.
Das hier
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
ist ja praktisch ein wunderbarer Rap-Rhyme der „klassischen Moderne“. Rilke hat, um bei der heutigen Sprache zu bleiben, in seinem Werk ziemliche lässige und krasse Lines gedropped.
Rap ist moderner Umgang mit Deutsch.
Ich bin wahrlich kein Fan - meine Tochter hingegen schon, die trotz Studium der Rechtswissenschaften 187 und die Einzelprotagonisten genauso mag, wie viele andere Künstler. Man sollte nicht tendieren, Rap immer in Richtung Gangster- und Ghetto- zu schieben. Obwohl auch dort ein unglaublich interessanter Umgang mit Sprache vorherrscht, den viele „Liedermacher“ qualitativ nicht erreichen. Und man sollte sich vor allem bei einer Sache nicht täuschen lassen: das ist bewusster Umgang mit Sprache von teilweise Einser-Abiturienten, die sich durch nicht ganz triviale universitäre Studiengänge gearbeitet haben und ganz genau wissen, wie fehlerfreie Sprache funktioniert.
Es ist wie überall bei großer Musik: nur wenn Du wirklich die Regeln kennst und beherrschst, kannst du sie auch brechen, sodass es sich gut anhört.