Wie 5-String-Banjo beginnen, als "Profi"

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shakerunner
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Hallo zusammen,
ich hab mir vor ein paar Wochen ein 5-String Banjo gekauft (wollte es schon immer mal lernen, v.a. im Bluegrass Stil). Ich bin Berufsmusiker (Klavier) und genieße es einerseits, mal wieder ganz unbedarft als Anfänger in sowas einsteigen zu können, gleichzeitig hat der Musiker in mir auch ein bisschen den Anspruch, das Instrument möglichst schnell auf einer "Metaebene" begreifen zu können; Also als Neuling am Klavier beginnts ja z.B. erstmal damit, eine kleine Melodie zu spielen, ein bisschen die Motorik zu entwickeln etc. etc., und erst nach einiger Zeit beginnt man zu verstehen, was man da eigentlich tut und wie die Musik funktioniert, also dass es Melodien gibt, die sich in Tonleitern bewegen, dass die Töne unter diesen Melodien i.d.R. Akkordtöne sind und wie man die auf dem Klavier umsetzt usw. usf.

Jetzt habe ich aber noch ganz wenig Vorstellung davon, wie Banjospieler eigentlich denken. Sehen sie beim Spielen die Skalen auf dem Griffbrett, in welcher Form sehen sie diese, wie weben sie Melodien in Rolls ein usw.? Meine Frage ist also: Wenn ihr als fortgeschrittene/professionelle Banjospieler dieses Instrument neu lernen würdet und auch keine Angst vor stupiden Übungen hättet; wie/welche Dinge würdet ihr neben den ersten kleinen Liedchen üben, um möglichst bald so eine "Metaebene" zu entwickeln?
Bin dankbar für jede Antwort und hoffe, dass ich das nicht zu kompliziert umschrieben habe... :D

Schon einmal viele Grüße
Shakerunner
 
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Ich hab das vor Jahren aucg gemacht/probiert ... hier meine Erfahrungen dazu:
 
Bin zwar kein Banjospieler, aber ich würde erstmal die wichtigsten Akkordgriffe lernen und mir von den Akkordgriffen aus die anderen Töne erschließen.

Willst Du denn gleich Melodien spielen, weil Du von Skalen schreibst?
 
Hier stehen einige Banjolehrer. Kommt natürlich drauf an, wo Du zu Hause bist. Anrufen und fragen.

Link
 
Von der Denke her ist es eher Akkord-orientiert als an Skalen, zumindest im Bluegrass-Stil, der ja aus Akkord-Arpeggios mit eingearbeiteten Melodienoten besteht. Für einen Dur-Akkord gibt es drei verschiedene Inversionen, die kennt man und ausgehend von deren Griffbild lernt man, wo sich die anderen passenden Noten, die nicht zum Akkord gehören (2, 4, 6, 7b und 7) relativ dazu befinden. Dieses Schema funktioniert überall am Hals.

Also so denke ich zumindet und ich vermute viele erfahrene 5-String-Bluegrasser. Bezeichnungen von Noten auf dem Griffbrett auswenig zu lernen oder alle 12 Dur-Tonleitern führt eher nicht zum Ziel.

Am Anfang startet man aber eher mit einfachen Akkorden in der untersten Lage mit offenen Saiten dabei.

Das Wichtigste ist sowieso nicht die Greifhand, sondern die Zupfhand. Ich kann Dir nur raten, Dich darauf zu konzentrieren, die verschiedenen Zupfmuster ("Rolls") sauber und rhythmisch wie von der Lautstärke her gleichmäßig hin zu bringen. Ansonsten wird es nie nach Bluegrass klingen. Widerstehe der Versuchung, komplizierte Dinge zu lernen, bevor die Basics absolut sicher sitzen.

Mit ein paar einfachen Akkorden in der unteren Lage und sauber gezupften Rolls stellt sich irgendwann das Bluegrass-Feeling ein.

Banjo
 
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Hi

Ich spiele selber nur (ein bisschen) das unvergleichlich simplere irische Melodiebanjo. Da sind eigentlich nur Tempo und Feeling anspruchsvoll.

Würde allerdings gern einen Aspekt einbringen und obwohl das Ziel Bluegrassbanjo ist evtl. Clawhammer-Technik und Oldtime einstreuen da dies ebenfalls ein sehr idiomatischer Stil ist und ein bisschen schematischer. Oldtime Banjo ist melodiebasiert und zu der Melodie wird Begleitung gezupft/gerissen. Du hast mit der Melodie immerhin einen festen Ankerpunkt, den du außerdem mitsingen kannst was spaßig plus (also genau das Melodie singen und gleichzeitig spielen) nicht extrem schwer ist.

Ich denke diese Musik hilft extrem dabei "wie ein Banjospieler zu denken" nicht wie ein Gitarrist selbst wenn man nicht dabei bleibt.

Guck dazu ggf. mal den youtube Kanal von Clifton Hicks an.
 
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Von der Denke her ist es eher Akkord-orientiert als an Skalen, zumindest im Bluegrass-Stil, der ja aus Akkord-Arpeggios mit eingearbeiteten Melodienoten besteht.
Also so denke ich zumindet und ich vermute viele erfahrene 5-String-Bluegrasser. Bezeichnungen von Noten auf dem Griffbrett auswenig zu lernen oder alle 12 Dur-Tonleitern führt eher nicht zum Ziel.
Das sehe ich auch so!
Das Wichtigste ist sowieso nicht die Greifhand, sondern die Zupfhand. Ich kann Dir nur raten, Dich darauf zu konzentrieren, die verschiedenen Zupfmuster ("Rolls") sauber und rhythmisch wie von der Lautstärke her gleichmäßig hin zu bringen. Ansonsten wird es nie nach Bluegrass klingen.
Auch das stimmt! Allerdings sollte man, wenn man die Rolls und die Akkordgriffe sicher intus hat, doch an die Greifhand denken. Typisch für mehrere Banjostile, vor allem Bluegrass, sind die "Hammer-ons" und "Pull-offs". Das sind typische Verzierungen. Beim Hammer-on greift man den gewünschten Akkord nicht komplett. Erst wenn man die leere Saite (Meist 4. oder 3.) gezupft hat, "hämmert" man den Finger darauf. Das ergibt einen "Vorhalt" - eine leichte Dissonanz, die sich aber sofort auflöst. Beim "Pull-off" wird eine Gegriffene Saite gezupft und sofort den Greiffinger von der Saite abgezogen, um den tieferen Ton zu erzeugen. Das sollte man schon im "zweiten Semester" lernen!
Cheers,
Jed
 
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Vom Klavier zum Banjo? Schon ein gewagter Schritt. Von der Gitarre aus wär's recht simpel - sofern die Gitarrenkenntnisse gut sind. Aber Klavier ist eine andere Baustelle. Wollte ursprünglich Klavier lernen, hab aber schnell aufgegeben und erst etliche Jahre später wieder ein Musikinstrument angefangen. Erst war's die Ukulele, doch dann die Gitarre, und da bin ich auch geblieben. Dasselbe gilt für die Mundharmonika. Beides Sachen, bei denen ich den Fortschritt spüre. Banjo interessiert mich auch, vielleicht in ein, zwei Jahren, erst habe ich mit der Gitarre noch einiges vor. Nö, nicht dass ich dann vorhätte, damit aufzuhören, aber es geht um Verbesserungen an die Gitarre. Sonst würde es (noch) keinen Sinn machen, auch noch Banjo zu üben.
 
Gitarre und Mundharmonika sind aber jetzt auch nicht das Gleiche ;)

Ich denke nicht, dass vom Klavier zum Banjo ein Problem ist. Klar ist das Prinzip ein anderes, aber vieles, was man als totaler Anfänger erst lernen muss, kann man übertragen.
Solange Motivation da ist und er weiß, was und wie er üben soll, geht das bestimmt erstmal schnell vorwärts.

Dann kommt natürlich irgendwann mal ein Plateau, aber das ist normal.
 
Gitarre und Mundharmonika sind aber jetzt auch nicht das Gleiche ;)
Natürlich nicht. Das eine ist für die Finger, das andere für den Mund. Und nein, ich spiele nicht beides gleichzeitig.

Solange Motivation da ist und er weiß, was und wie er üben soll, geht das bestimmt erstmal schnell vorwärts.

Das ist klar. Ich könnte auch Klavier oder Percussion lernen, hab aber null Bock dazu. Die Baustellen Gitarre und Mundharmonika sind ohnehin lange noch nicht abgeschlossen, ich seh bei mir noch viel Luft nach oben. Banjo vielleicht in ein paar Jahren mal.
 
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Ich verstehe das Problem nicht, es ist doch nicht so, dass man nur eine Sorte von Instrument spielen könnte. Wer vom Klavier zum Banjo kommt, ist jedenfalls deutlich besser dran als jemand, der vorher gar kein Instrument gespielt hat. Also besser dran als alle bei ihrem ersten Isntrument und sogar das sollen manche schon geschafft haben:)

Banjo
 
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Dann sollte wohl doch mal eines ausprobieren. Meine Akustikgitarren und meine Mandoline verkaufe ich jedenfalls demnächst, um stattdessen eine Resonatorgitarre zusätzlich zu meiner E-Gitarre (Stratocaster) zu kaufen. Meine Hohner und Lee Oskar Mundharmonikas spiele ich ebenfalls täglich.

Trotzdem, Multiinstrumentalist ist vielleicht auch nicht immer gut.
 
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Trotzdem, Multiinstrumentalist ist vielleicht auch nicht immer gut.

Multiinstrumentalist ist schon gut, Multidilettant gilt es zu vermeiden:)

Dass man sich mit Gitarrenvorkenntnissen noch leichter tut als als Pianist, wollte ich übrigens gar nicht abstreiten, das liegt auf der Hand. Man sollte sich trotzdem wirklich viel Zeit nehmen, um ein neues Instrument anzufangen, denn trotz der Ähnlichkeiten ist ein Banjo doch ein ganz anderes Biest als eine Gitarre,

Banjo
 
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Dann vielleicht in ein paar Jahren nochmal. Gitarre und Mundharmonika reichen mir eh.
 
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Dann lass es dabei ... hier geht es weder um das eine noch um das andere ;)
 
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Also als Neuling am Klavier beginnts ja z.B. erstmal damit, eine kleine Melodie zu spielen, ein bisschen die Motorik zu entwickeln etc. etc., und erst nach einiger Zeit beginnt man zu verstehen, was man da eigentlich tut und wie die Musik funktioniert, also dass es Melodien gibt, die sich in Tonleitern bewegen,
Was dem Anfänger am Klavier die "kleine Melodie" ist, wären für den Banjoanfänger die ersten drei oder vier Akkorde. Das wären im Falle des Bluegrass-Banjo-Anfängers die Akkorde G-Dur, C-Dur, D-Septim und E-Moll. Dann sucht man in einem Liederbuch o.ä. ein einfaches Lied, das man kennt und das in G-Dur steht, und versucht beim Singen oder Summen die angegebenen Akkorde zu greifen. Bald merkt man, dass die Akkordwechsel in einer Beziehung zum Verlauf der Meldie stehen - also "wie die Musik funktioniert!"

Ein Beispiel dafür, wie Pianisten bzw. Banjoisten denken, ist die Art, eine Tonart zu definieren. Für den Pianisten ist z.B. G-Dur die Tonart, die die Töne g, a, h, c, d, e und fis verwendet, um Melodien und Harmonien zu erzeugen. Für den Bluegrass-Banjoisten ist G-Dur die Tonart, die man mit den Akkorden G, C, D7, Em, Am und Hm begleiten kann.
Will man dann nach D-dur modulieren, fügt der Pianist eine cis hinzu; der Banjoist greift ein A7-Akkord.

Das Gefühl für Akkordwechsel und Modulationen müssen beide mit der Zeit entwickeln! ;)
Cheers,
Jed
 
Ich spiele selber nur (ein bisschen) das unvergleichlich simplere irische Melodiebanjo. Da sind eigentlich nur Tempo und Feeling anspruchsvoll.

Würde allerdings gern einen Aspekt einbringen und obwohl das Ziel Bluegrassbanjo ist evtl. Clawhammer-Technik und Oldtime einstreuen da dies ebenfalls ein sehr idiomatischer Stil ist und ein bisschen schematischer. Oldtime Banjo ist melodiebasiert und zu der Melodie wird Begleitung gezupft/gerissen.
Da sprichst du ein wichtiges Thema an: Banjo ist nicht gleich Banjo!

Neben dem "eigentlichen" 5-string-Banjo gibt's auch das Tenor Banjo (4 saiten in Quinten gestimmt) und das Plectrum Banjo (4 Saiten, gestimmt wie ein 5-string ohne 5. Saite), und dann auch noch Banjo-Mandoline (doppel-chörig, Mandolinenstimmung), Banjolin (4 Saiten, Violinenstimmung), Banjolele (Ukulelestimmung) und sogar das Gitarren-Banjo (für Gitarristen, die andere Zupfinstrumente eh bloß als Varianten der Gitarre betrachten:devilish:).
Dein "irisches Melodiebanjo", @Zuchtkasper , ist wohl ein Tenor Banjo, welches standardmäßig die Bratschenstimmung CGDA hat aber in Irland oft nach GDAE umgestimmt wird, um leichter mit den von der Geige dominierten Tanzmelodien zurecht zu kommen.

Aber auch das 5-string-Banjo hat variante Stimmungen. Die ursprüngliche oder "klassische" Stimmung ist gCGHD. Diese ist für das Spielen von Melodien mit Harmonien gedacht und bevorzugt die Tonarten C (Dur oder Moll), F und G.
Die Bluegrass-Stimmung ist gDGHD, also eine offene Stimmung in G-Dur, die das Spiel in G noch leichter macht, dafür aber die Akkorde für C und F etwas schwieriger.
Das Plektrum Banjo wird meist im Jazz zusammen mit Bläsern gespielt, also ist eine freie wahl der Tonarten wichtig. Deshalb wird die CGHD des "klassischen" Banjo verwendet.
Beim Clawhammer Banjo dagegen wird die Stimmung verändert, je nach der gewünschten Tonart.

Klar, dass jeder Banjoist - je nach seinem Genre - anders über ein bestimmtes Musikstück denkt!
Interessant ist auch, wie die verschiedenen Spieler die 5. Saite des Banjos betrachten. Für mich als klassischen, melodieorientierten Spieler, bietet die 5. Saite eine willkommene offene Note zwischen den Noten der offenen Position und denen in den höheren Bünden. Für den Clawhammerer ist die 5. Saite dagegen ein hohes Bordun, das hauptsächlich rhythmsch von Bedeutung ist. Beim Bluegrass, soweit ich feststellen kann, ist die offene g praktischer als eine gegriffene g, wenn der jeweilige Akkord eine g verlangt.

Und manchmal denke ich wie ein Pianist, wenn ich die Begleitung für ein neues Lied erarbeite. Als gelernter Sänger kenne ich natürlich Franz Schubert und seine Kunstlieder. Und Schuberts Klavierbegleitungen sind so genial - und dabei oft so minimalistisch - dass ich oft mein Banjo zur Hand nehme und denke: "Was hätte der Schubert zu dieser Melodie und Text geschrieben?"

Cheers,
Jed
 
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