hack_meck
Lounge .&. Backstage
Mein Einstieg in den Fender Tonemaster Pro.
Als Threadtitel auch im Rennen: Tonemaster Pro for Dummies ... und ... Digital Dummies Intro ... Ihr seht wohin die Reise mit diesem Review gehen soll. Seid ihr bereits fit mit digitalen Lösungen, hat dieses Review allenfalls Unterhaltungswert für euch. Vielleicht erinnert ihr euch auch an euren eigenen - holprigen(?) - Einstieg. Dieses Review ist geschrieben für alle anderen User, die bisher ohne digitalen Erstkontakt ausgekommen sind. Dieses Review ist auch für User die eine familientaugliche Lösung suchen, die weder viel Platz braucht, noch viel Lautstärke produzieren muss, um ihre Wirkung zu entfalten.
Ich war mal wieder Opfer meiner Neugierde. Im Rahmen eines Fender Events in Hamburg bekamen wir auch die Chance, uns was für eine temporäre Review Beziehung zu wünschen. Im Sinne 6 Wochen Leihgabe war ich etwas skeptisch, wie weit ich überhaupt kommen kann. Alle Modeler wären auch abendfüllendes Program für einen deutlich längeren Zeitraum. Insofern war ich gespannt, wie sich die Lernkurve entwickeln würde. Da ich bereits recht lange gebraucht habe, um mit meinen Fender Tönen im Helix glücklich zu werden, stand für mich zuerst die Frage im Raum, ob dies bei Fender "Out of the Box" passen könnte. Grade einen Clean/Crunch Ton mit organischem Reverb empfinde ich als schwer zu simulieren, da der Spieler in diesem Bereich Spannung erzeugt, in dem er mit den PU Positionen, der Dynamik, Vol und Tone der Gitarre und der Reaktion des Verstärkers auf sein Spiel arbeitet. Im Vorgriff zu dem was kommt muss ich sagen: "Ja, langsam macht es mir Spaß im Arbeitszimmer zu Üben oder schnell mal was als Vorlage für die Band aufzunehmen. Mein Ohr hat sich an das gewöhnt, was aus den Monitor Boxen kommt und findet es gut, dass der Klang im Raum auch ohne Stress dem entspricht, was die DAW nach der Aufnahme über USB wieder ausspuckt.
Ihr habt jetzt einige Produkte im Warenkorb und überlegt grade zwei Dinge. 1) Traue ich mich? 2) Welches? Dieses Review ist für euch! Spieler für die die "digitale" Welt ein Erstkontakt ist. Ich selbst bin jetzt (immer noch) nicht der ausgewiesene digital Spezialist. Allerdings fühlte ich mich durch die ein oder andere aufgebaute Kette im Helix zumindest auf die Aufgabe vorbereitet.
Ich versuche euch an dieser Stelle ein wenig zu helfen und stelle dabei sowohl auf die Sounds ab die in der Box sind, als auch auf die Bedienung. Mit auf den Weg geben kann ich euch aber schon, dass die "Spätgeburt" - der Fender Tonemaster Pro - eine recht eingängige Bedienung mitbringt. Während ich im letzten Jahr für die Nutzung des Helix immer wieder mal bei YouTube geschaut habe, musste ich für das komplette hier entstandene Review keine Abstecher ins Handbuch oder zu YouTube machen.
noch viel Lautstärke produzieren muss
Und auch diese Info wünscht ihr euch wahrscheinlich ganz vorne im Review: "Der Kopfhörer-Ausgang funktioniert sehr gut und lässt euch noch leiser üben, ohne den Spaß an der Sache zu verlieren. Dies sowohl mit meine Stealth Sonics Inear, als auch mit dem Beyerdynamic DT770Pro."
Liebe Hersteller: Was ich immer schon mal sagen wollte!!! WARUM müssen die Namen so verfremdet sein? Vor 10 Jahren mit Line6 und Kemper kann ich es ja noch verstehen, aber mittlerweile sind praktisch alle Hersteller im digitalen Boot. Macht einfach mal einen Schnitt und erlaubt die Benutzung der "Real Names". Es wird euer aller Umsatz ankurbeln.
Was gilt es noch zu beachten? Alle Hersteller erlauben sich die "Poetic License". Während der richtige Verstärker z.B. keinen Loop besitzt, lassen sich in der digitalen Welt Effekte auch hinter den Amp schieben. Gedanklich also ein Mix aus Studio und Live. Auch relevant ist es aus meiner Sicht "Open Minded" an die Sache ran zu gehen. Übertrage ich einfach nur die Werte meines geliebten Deluxe Reverb 65, so werde ich wahrscheinlich enttäuscht sein. Einerseits haben Potis ja durchaus Toleranzen, der Speaker ist so weich - oder noch so hart, die Röhren ... On Top dürfte ich auch nur den Sound der Aufnahme meines Verstärkers in der DAW, oder dem Signal auf der PA, vergleichen. Ich habe also in der digitalen Welt mein Real Live Setting überholt ...
Daraus folgt - und dies müsst ihr bei eurer Kaufentscheidung berücksichtigen um glücklich zu werden! Trennt euch von der Idee alles 1:1 nachzubauen. Produzierter Sound wird anders klingen und wenn sich unser Ohr dran gewöhnt hat, auch nicht schlechter. Sucht also nicht das was ihr schon habt, sondern seid offen für die Optionen die ihr bekommt!
Da sich dadurch die Geräteklasse/Preisklasse einschränken lässt, ist eine Frage die ihr euch im Vorfeld beantworten solltet: "Will ich simulierte Momentaufnahmen, oder Verstärker die sich über den gesamten Regelweg (versuchen) wie das Original zu verhalten?" Warum die Frage? Es gibt Produkte am Markt (z.B. ToneX), die im wesentlichen mit eingefangenen "Momentaufnahmen" operieren. Dafür gibt es dann mehrere Profile zu einem Verstärker (Clean, Crunch, Lead, Kanal 1, Kanal 2 ...) und bei der Erstellung seiner persönlichen Kette, müsste man den Ausgangspunkt wählen, der zur Aufgabe passt. Bei den Produkten mit Momentaufnahme, ist links und rechts nicht mehr viel sinnvoller Regelweg enthalten. Der Tonemaster Pro hingegen simuliert den kompletten Verstärker und sein Verhalten. Wenn der Spieler an den Reglern dreht, soll genau das passieren, was auch in der realen Vorlage passieren würde. Wie wir wissen funktionieren Verstärker nicht linear. Wird beim Deluxe Reverb der Punkt an dem er nicht mehr Clean sein kann überschritten, dann wird er nicht mehr lauter. Auch in der Simulation gibt es diesen Punkt, er muss aber nicht exakt an der euch vertrauten Stellung der Regler passieren, denn es wurde ja auch nicht euer Verstärker als Vorlage genommen.
Verlassen wir das Vorgeplänkel und drehen eine kurze Runde durch das Datenblatt. Danach geht es ran ans Gerät ...
- simuliert werden nach aktuellem Stand mehr als 100 Verstärker und Effekte
- IR (wie wirkt Lautsprecher und Mikrofonierung auf den Sound)
- ein Farbdisplay mit Touch
- mehrere Ebenen zur Verwaltung der Sounds und zum Live Einsatz
- Real Live FX Loops für externe Pedale
- Fußschalter die je nach Situation mehrere Funktionen erfüllen können - z.B. Drehregler der Amps simulieren
- Eine per USB verbundene Desktop App als "Fernbedienung"
- Bluetooth als weiteren Line Eingang
- +48 VDC am XLR für Mikrofone
.....
Auch - und mehr - nachzulesen auf ==> https://de.fender.com/products/tone-master-pro?variant=50608278274335
Packt man den Tonemaster Pro aus, so kommt ein Gerät zum Vorschein, welches in ungefähr die Abmessungen eines Helix minus Vol/Wah-Pedal hat. Fender hat ein externes Pedal für den Tonemaster (Mission Engineering mit Fender Logo) im Programm, es sollten aber auch die üblichen Verdächtigen gehen. In Verbindung mit einer FRFR (Full Range Flat Response) aktiven Box, würde ICH es am Ende der Kette einsetzen, um die Gesamtlautstärke - für mich auf der Bühne - zu regeln, während der FOH immer noch sein eigenes Line Signal bekommt, mit dem er seine "Tricks" erledigt. (2x Line Stereo, 1x Headphone Stereo, 1x USB Stereo)
Und auch wenn ich bei Gitarre und Digital ein Einsteiger bin, bei Computern kenne ich mich aus. Also erst mal nachschauen, was der aktuelle Softwarestand des gelieferten Gerätes ist und welche Software auf dem Rechner zum Update nötig ist. Da muss man Fender definitiv loben, denn dieser Vorgang funktioniert sehr einfach und überschaubar. Inkl. Installation der Fender Desktop Software (die Fernsteuerung für alle die nicht am Gerät fummeln wollen - via USB-C) und Update für den Tonemaster Pro, war ich weniger als eine Stunde beschäftigt.
Da so ein Tonemaster Pro im Prinzip ein spezialisierter Computer ist, wird das Gerät nicht nur eingeschaltet und ist "da", sondern "hochgefahren" (gebootet). Das dauert ca. 40 Sekunden, womit es auf Augenhöhe zum Helix liegt. Dies bedeutet aber auch, dass der Bandleader sich schon mal 1 Minute Hinhalte-Text hinlegen sollte, falls beim Gig mal kurz eine Unterbrechung in der Stromzufuhr, oder ein Hänger im System auftritt. Im Rahmen meines kompletten Testlaufes, lief die Software jedoch super, super stabil. Den Text sollte die Band aber eh am Start haben, denn auch analog kann ja immer mal was schief gehen.
Eine Erfahrung die ich auch schon mit meinem Helix gemacht habe, ist in anderer Form erneut aufgetreten. Durch die Verbindung Tonemaster Pro mit den auch am Rechner hängenden Studio Monitoren (in meinem Fall schon durch ein ART Dual Transformer Isolator von den heftigsten Brummschleifen befreit) hat man sich eigentlich einen Kreisverkehr gezüchtet. In Zeiten moderner Schaltnetzteile kann das zu unerwünschten Nebeneffekten führen. In meinem Fall geht das Line-Out 1 (XLR) Signal des Tonemaster Pro via ART Isolator direkt an die Monitore. An der Isolator Box kommt über einen zweiten Strang das Ausgangssignal des Interface hinzu. Gleichzeitig hängt das Tonemaster Pro aber auch via USB-C am Rechner, um dort als Aufnahmequelle zu agieren. Und an irgendeiner Stelle schlägt ein Geräusch durch. Beim Helix war es ein "Brummen", beim Tonemaster ist es ein Pulsieren. ABER - Danke Fender! Sie haben ein GND Lift an den Ausgängen und damit ließ sich die gewünschte Ruhe herbei führen.
Fender hat übrigens für die erste Einweisung ein Cheat Sheet beigelegt. Man muss nicht viel Bedienungsanleitung lesen, aber diese zwei Blätter würde ich jedem ans Herz legen. Blatt 1 - das Update ... Blatt 2 - was ist wo am Gerät. Grade wenn er nicht - wie bei mir - auf dem Schreibtisch steht und leicht zugänglich ist, hilft es ungemein beim Einstecken der Kabel, die nicht dauerhaft am Gerät hängen. (z.b. Line Out 2, Kopfhörer ... )
Ok ... mit diesem ersten Part sind wir Up&Running und befinden uns hier ..
Im Bild eine typische Kette - in diesem Fall habe ich einen Boost manuell am Anfang eingefügt. Immerhin haben die Fender Produkte hier den richtigen Namen, bei den anderen simulierten Verstärkern wird das etwas wilder.
An die Stelle sind wir gekommen, indem oben im Bildschirm die Kette durch einen Klick auf die FS Mode Taste dargestellt wird. Direkt beim Einschalten würde auf den unteren Tastern jedoch das typische Bank Up/Down und jeweils der Zugang zu 6 Presets pro Bank stehen. Ich bevorzuge aber den Blick auf die Kette, denn - mein analoges Hirn sagt ich muss das! Ich spiele oft nur einen Verstärker und schalte die Pedale davor an und aus. Eigentlich DOOF, denn warum muss ich versuchen mir vor dem Deluxe Reverb einen Marshall Rock Sound zu bauen, wenn ich diverse Marshall mit an Board habe und diese auch direkt auswählen könnte.

Statt die Kette zu nutzen, könnte ich mir jedoch auch das Preset kopieren und in der V2 den Schaltzustand meiner Wahl hinterlegen. Steigt man in die Kiste ein, sollte man sich nach 4 Wochen einen Kalendereintrag machen! Dieser lautet: "Kette oder PreSet?" Aus meiner Sicht eine Entscheidung, die man recht früh fällen sollte. Beides hat seine Vorteile! Nur sind die Bänke erst mal belegt, so lässt es sich schwerer "umstrukturieren" ... (in der Software wahrscheinlich leichter).
EINSCHUB: An der Stelle waren wir oben schon mal ... lasst ihr euch ein auf die digitale Welt, dann müsst ihr - um das volle Potential zu nutzen - auch immer mal wieder Gewohntes über Board werfen.
Der große Regler oben links bringt einem mit einen Klick in den Gig Mode. Da steht dann nur - auch aus Entfernung gut sichtbar - "Deluxe Reverb" in großen Buchstaben.
Hier die Elemente die ich in der auf dem Schirm sichtbaren Kette schalten mag. Man sieht an den Tastern eine seitliche Riffelung - nicht ohne Grund, wie wir gleich sehen werden.
Tippt man mit dem Finger auf ein Element des Display - hier den Verstärker, dann ändern sich die Taster und werden zu den Reglern des Verstärkers/Pedals. Sie lassen sich also nicht nur drücken, sondern auch drehen.
Tja ... und an der Stelle dann ein herzliches Willkommen in der digitalen Welt! Wenn ihr die Werte im Display mit denen am Amp vergleicht, wird euch auffallen, dass die digitale Welt bis 0 geht, die analoge Welt aber bei erst bei 1 beginnt. Jetzt könnte man ja zumindest darauf hoffen, dass der dann wenigstens bis 11 geht (und vielleicht auch noch ne Cowbell Funktion dazu kommt
Und noch was ... Im Bild sieht es aus wie widersprüchliche Information. Regler auf 1 am Amp, auf 0 beim Fußschalter und im Touch Display unten links steht "AMP Level 100%". Diese 100% beziehen sich auf die Lautstärke des Verstärkers, die in die gesamte Simulation eingebracht wird. In unserem Fall also 0% oder Regler 1 - je nach Sichtweise. Der Deluxe würde in dieser Stellung also 100% von "nichts" in die Kette weiter leiten.
Sinn macht das trotzdem, denn es gibt ja auch die Möglichkeit den Pfad aufzuteilen und durch 2 verschiedene Verstärker (mit unterschiedlichen Sounds und Lautstärken) zu spielen. Dieser AMP LVL %-wert bestimmt dann also den Mix zwischen den beiden Verstärkern. Entweder um durch vorgeschaltete Pedale Unterschiede in der Lautstärke auszugleichen, oder um einen mit einem Teil der Kette erreichten Effekt/Sound nur subtil/prominent beizumischen. Man generiert also über die Amp Einstellungen genau den Sound den man pro Weg braucht und mischt dann das Signal über die AMP LVL Lautstärke. Dies ist auch ein Vorteil der digitalen Welt, denn mit richtigen Verstärkern würde eine solche Abstimmung nur mit viel Glück in einem Raum gelingen. Wir können hier also Dinge Live verwenden, die sonst nur im Monitorraum eines Studios möglich sind.
Aber, es wäre nicht digital, wenn es genau für diesen Mix nicht auch noch einen weiteren Hebel geben würde ... See Ya'll in Part 2
Wrap your brain around it ...
END of Part 1
Gruß
Martin
