Musikgeschichte - berechtigter Mythos oder bedeutungsschwanger?

  • Ersteller sweet nuthin'
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Ich habe mich jetzt mühevoll durch die letzten Seiten gequält und muss zugeben, dass ich mich über so einiges wundern muss, was ich hier so lese!
Der eine haut Thesen zur Geschichte der populären Musik 'raus, hat aber noch nie was von Buddy Guy :)eek:) gehört!

Andere sind der Meinung, eine Band, die seit fast 50 Jahren weltweit Millionen und Abermillionen von Fans hat, ist eigentlich nur eine Riege von Dillettanten, die von der Plattenindustrie gehypt wird., und die noch nie aber auch nur einen vernünftigen Song herausgebracht hat.

Wieder andere behaupten, Leute wie z.B. Madonna, Alicia Keys oder auch Beyonce seien ja eigentlich schon wieder vergessen, ein Schicksal, das Lady Gaga (offensichtlich das Role-Model für die moderne Popwelt) in absehbar sehr kurzer Zeit auch ereilen wird.

Brian Wilson hat seine psychischen Probleme bekommen, als er Sgt. Pepper gehört hat, Mick Jagger singt konsequent immer einen halben Ton zu hoch oder zu tief, große Konzerte wurden nicht angekündigt, sondern nur wie in einem Geheimbund per Mund zu Mund-Propaganda kommuniziert, die Beatles waren eigentlich nur eine bis heute überschätzte Pop - Band usw. usw. usw. .

Leute, ein solcher Austausch von "Tatsachen" ist das, was man hier unter Musikern (!) als ernsthafte Diskussion über die Geschichte der populären Musik anbietet?
Das kann doch nicht Euer Ernst sein, oder?
 
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Das kann doch nicht Euer Ernst sein, oder?

Schön. Und was war jetzt genau dein Beitrag zum Thema?
Wie du schon richtig bemerkt hast, wird hier über alle Maßen generalisiert, mit Elan an der Oberfläche gekratzt, werden subjektive Vorlieben angegriffen, verteidigt usw.
Ich denke, es ist sinnlos, sich an dieser "Diskussion" zu beteiligen, weil eine solche irgendwie nicht zustande kommt.
Solang sich Leute persönlich angegriffen fühlen, sobald man ihre über alle Zweifel erhabenen Ikonen hinterfragt, ist eine weitere Beschäftigung mit solchen durchaus interessanten Fragen auf dieser Plattform imho Zeitverschwendung.

Auf der anderen Seite sind wir wohl alle mehr oder weniger engagierte Laien. Demzufolge sollte man vielleicht seine Erwartungen an die Gewichtigkeit einer solchen Diskussion im angemessenen Rahmen halten.
 
Auf der anderen Seite sind wir wohl alle mehr oder weniger engagierte Laien...
Das ist doch überhaupt nicht schlimm. Dafür sind hier zur Zeit einige User unterwegs, die aus unterschiedlichen musikalischen Umgebungen kommen. Eigntlich ideal für eine Diskussion. Aber anstatt die jeweiligen Fakten und Tatsachen zusammenzutragen, sie gegenüberstellen und gegebenenfalls zu analysieren, wird mehr Energie darauf ver(sch)wendet das jeweils andere musikalische Umfeld zu diskreditieren. Was einige hier immer noch nicht verstehen ist, dass es hier nicht um "besser oder schlechter" geht, sondern um die Musikgeschichte ansich.
Das ist wie mit dem Schulfach Geschichte. 1789 war die franzöische und 1848 die deutsche Revolution. Das sind Fakten. Jetzt könnte man anfangen mit dem Bewerten, Vergleichen und Analysieren. Keiner würde sich ernsthaft hinstellen und sagen: Die französchiche Revolution kenne ich nicht so gut, außerdem mag ich deren Sprache und Essen nicht und deswegen hat diese Revolution für mich keine Bedeutung.
Aber genauso wird hier "argumentiert". Und da gebe ich emptypockets auf ganzer Linie recht mit dem was er in seinem letzten Post geschrieben hat.
Es gab hier in diesem Thread schon einige gute Diskussionsansätze, die leider nicht weiter verfolgt wurden. Wenn wir es nicht schaffen sollten diese Ansätze weiterzuverfolgen, dann können wir diesen Thread hier auch schließen lassen. Das wäre allerdings ein Armutszeugnis für ein Musikerforum. Ansonsten bliebe dann noch die Alternative den Threadtitel umändern zu lassen.
 
Ich glaube, die Diskussion über die Bedeutung von verschiedener/n Musik/Musikepochen/Musikstilen wird darauf hinauslaufen, dass man sich auf ein Qualitätskriterium einigen muss; warum ist Musik gut. Wenn jeder sein eigenes hat ("muss grooven", "muss den Zeitgeist widerspiegeln", "muss cool sein", "muss zeitlos sein", "muss handgemacht sein", "muss an min. einem Instrument virtuos spielen können", "muss mit Gefüüühl spielen", etc. pp. usw. ...), kommen halt solche Diskussionen zustande, in denen jeder seine Favourites verteidigt mit mehr oder weniger behaupteten Begründungen.

Da man sich aber kaum über solche Kriterien wird einigen können, sollte man sich vielleicht darauf konzentrieren, welche Bedeutung welche Bands/Komponisten für wen haben. Es gibt Bands, die waren Massenphänomene und haben ganze Generationen geprägt. Es gibt wiederum andere, die hatten einen Rieseneinfluss auf die Musikerszene/musikinteressierte Bevölkerung/bestimmte Instrumentalisten. Die Diskussion um Buddy Guy ist das beste Beispiel. Man muss nicht von Buddy Guy gehört haben. Punkt. Ich wage sogar zu behaupten, dass 2/3 der Weltbevölkerung das Crossroads-Festival nicht kennen. Oder diverse wegweisende Blueser. Wer einen großen Bekanntheitsgrad erlangt hat, muss nicht zwangsweise "gut" gewesen sein (was auch immer das jetzt heißen mag, bzw. welches Kriterium angelegt wird). Aber es gibt durchaus eine Schnittmenge zwischen einen wie auch immer gearteteten "gut" und großer Bekanntheit bzw. prägender Einflüsse auf Generationen und damit auch auf die "Musikgeschichte" (was auch immer das wiederum ist). Wahrscheinlich muss man da auch nochmal unterscheiden zwischen sowas wieder einer soziologisch betrachteten Musikgeschichte und einer anderen, die ich aber nicht wirklich benennen könnte :confused:
 
Natürlich habe ich auch überlegt, ob ich irgendetwas erhellendes zu diesem Thema beitragen könnte, was noch nicht angesprochen wurde, ob ich konkret irgendeiner These widersprechen müsste. Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass zu einem Thema noch gar nichts gesagt wurde. Das möchte ich jetzt nachholen:
Es wird immer wieder darauf hingewiesen, was für eine Aufbruchsstimmung in den 60ern herrschte, wie wichtig die ganze Musikszene war, wie sehr sich die Musikindustrie ins Zeug legte. Aber wie war es denn wirklich? Was ich jetzt schildere, wird vielleicht nicht die Frage beantworten, ob die Musikgeschichte wichtig ist, aber vielleicht zeigt sie dem einen oder anderen doch einen Aspekt, den er bisher noch nicht bedacht hat.
Vielleicht dient es aber auch nur der Belustigung und Entspannung zwischendurch.

Dier 60er waren, was immer wieder vergessen wird, ein Jahrzehnt, wo nicht alles und jederzeit zur Verfügung stand. Heute ist man es gewohnt, immer und überall Zugriff auf alle Arten von Unterhaltung zu haben. Handys, PCs, IPods. In den 60ern war das anders.

Als es zum Beispiel den legendären "Beat -Club" noch nicht gab, war die einzige Fernsehsendung, in der ab und zu "Beat -Musik" gebracht wurde, "Musik aus Studio B" mit Chris Howland. Wenn man sich dann durch die Rita Pavones, Gerhard Wendlands oder Dorthes dieser Welt gequält hatte, hatte man vielleicht das Glück, kurz "Casey Jones and the Governors" mit "Don't Haha" zu sehen. Darauf freute man sich dann schon Tage vorher und bearbeitete seine Eltern, damit man aufbleiben durfte! Denn unter anderem, wie der Typ überhaupt aussah, wusste man nicht, Bilder gab es nirgends zu sehen.

Pop - Musik im Radio? Null. Einmal die Woche gab die "Bravo -Hitparade" mit "Thomas" auf Radio Luxemburg! Da lag man dann auf dem Fussboden und hörte "auf dem 49 - Band", ob die Beatles es wieder auf den ersten Platz geschafft hatten. Wenn man neben dem Rauschen überhaupt etwas hörte!

Die 60er waren, was viele vergessen, das Jahrzehnt der Single - Schallplatte. Da es damals nicht üblich war, dass man in einem Laden auf dem Plattentisch 'rümwühlte, ging man an die jeweilige Theke, die meistens tatsächlich aussah wie eine Kneipentheke und bat darum, dass einem "Die neue von den Rolling Stones" vorgespielt wurde. (Die man bis dahin noch nicht gehört hatte, denn s.o.) Wenn sie einem gefiel, kaufte man sie sich für DM 4,50. Das war dann auch der Moment, wo man das Cover (wenn es denn eins gab) das erste Mal sah. Soviel auch zu dem Argument, dass es unbedingt immer bunter Bildchen bedarf, um Musik zu verkaufen! Und auch dazu, dass die Stones gnadenlos gehypt wurden! Damals entschied man noch, was man haben wollte, nachdem man es geprüft hatte!

Interessant ist auch, finde ich,eine andere Tatsache. Natürlich kann ich nur für mich reden, aber (bis auf die schon damals existierende Gang -Problematik) gab es dieses extreme Schubladendenken beim normalen Musikkonsumenten damals definitiv noch nicht. Ich erinnere mich zum Beispiel, wie ich mir von meinem Geburtstagsgeld von meinem Bruder zwei Singles aus der Stadt mitbringen liess (und jetzt festhalten):
"Like a Rolling Stone" von Bob Dylan und .... "Mit 'nem Teelöffel Zucker" von Rex Gildo!

Natürlich bin ich auch insofern eine Ausnahme, dass ich schon sehr früh, so mit 8 oder 9 Jahren begann, mich für diese Art Musik zu interessieren, insofern muss man das alles nicht verallgemeinern.
Ich glaube aber, dass diese wenigen Geschichten eines deutlich zeigen. Die heute für selbstverständlich erachteten Mechanismen des Marketing, des Hypens usw. galten damals noch nicht! Oder sie wurden zumindest anders angewendet. Insofern sollte man vorsichtig sein, wenn man versucht, die Entstehung der modernen Pop -Musik von heute her erklären zu wollen.

Ich wollte daher nur 'mal kurz die damalige Ausgangslage schildern. Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr gelangweilt.
 
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Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr gelangweilt.

Definitiv nicht. Sehr unterhaltsam und anschaulich. Mehr davon :great:

Die heute für selbstverständlich erachteten Mechanismen des Marketing, des Hypens usw. galten damals noch nicht! Oder sie wurden zumindest anders angewendet. Insofern sollte man vorsichtig sein, wenn man versucht, die Entstehung der modernen Pop -Musik von heute her erklären zu wollen.

Ich wollte daher nur 'mal kurz die damalige Ausgangslage schildern.

Nur der geringere Teil hier dürfte die Zeit persönlich erlebt haben.
Insofern sind solche Erfahrungsberichte Gold wert.

Meine persönliche Zeitrechnung fängt erst mit The Sweet an, die ich halbwegs bewusst wahrgenommen habe. Alles andere vorher war da schon Geschichte.

Leider können wir immer nur hier auf die deutschen Verhältnisse schauen.
Grade was den Hype um die britischen Invasionen betrifft, wäre es noch wichtig, je einen Blick über den Kanal und natürlich auch über den großen Teich zu werfen.
 
Ich kann nachvollziehen, was emptypockets in seinem ersten Beitrag zum Ausdruck brachte.

Es ist schwierig sich über Musik zu unterhalten und seine persönliche, subjektive Meinung dabei weniger Bedeutung zu geben.
Die vergangene Musikgeschichte ist in diesem Kontext etwas Objektives. Egal ob wir am Geschehen von vor 10, 30 oder 50 Jahren Gefallen finden, es ist etwas Passiertes. Mod-Paul sprach von Fakten. Natürlich hat die subjektive Meinung auch darauf Einfluss genommen, aber es war die subjektive Meinung von früher. Die Bedeutung und die Wichtigkeit der früheren Musik auf die frühere musikalische und gesellschaftliche Entwicklung verliert somit keinerlei Wert bei heutigem Nichtmögen. Worauf jedoch unsere persönliche Meinung Einfluss nehmen kann, ist die Musikgeschichte von heute. Auf alles, was heute passiert, könnne wir mehr oder weniger direkt oder indirekt Einfluss nehmen und ausüben.


Da schon viel über die 60er geschrieben wurde, lasst uns kurz ein Jahrzehnt weitergehen. Ich würde bahaupten, dass Krautrock eine recht verkannte, aber enorm einflussreiche Musikrichtung war und auch noch ist.
 
Schön. Und was war jetzt genau dein Beitrag zum Thema?
Wie du schon richtig bemerkt hast, wird hier über alle Maßen generalisiert, mit Elan an der Oberfläche gekratzt, werden subjektive Vorlieben angegriffen, verteidigt usw.
Ich denke, es ist sinnlos, sich an dieser "Diskussion" zu beteiligen, weil eine solche irgendwie nicht zustande kommt.
Solang sich Leute persönlich angegriffen fühlen, sobald man ihre über alle Zweifel erhabenen Ikonen hinterfragt, ist eine weitere Beschäftigung mit solchen durchaus interessanten Fragen auf dieser Plattform imho Zeitverschwendung.

Auf der anderen Seite sind wir wohl alle mehr oder weniger engagierte Laien. Demzufolge sollte man vielleicht seine Erwartungen an die Gewichtigkeit einer solchen Diskussion im angemessenen Rahmen halten.


Das Forum hier heißt Musikwissenschaft und Wissenschaft ist anders. Wenngleich auch meines Erachtens unter Einhaltung einschlägiger Standards von Nichtmusikwissenschaftern machbar. Daher auch meine Frage nach Büchern. Die "klassische" Musikgeschichte existiert auch nur - und wird ständig weiterentwickelt - weil sich Menschen die Mühe mach(t)en, alle Quellen zu suchen, zu bewerten und dann die oft widersprüchlichen Aussagen zu einem möglichst objektiven Bild eines Gegenstands zusammenführen. Wenn das erfolgt, haben wir auch eine verlässliche Rock/Pop undwasweißichnoch-Geschichte und können wir uns Mythen, Halb- und Unwahrheiten ersparen.
Hat da jemand Buchtipps? Was ich kenne, sind eher kultursoziologische Abhandlungen, aber eher wenig Bücher über die Musik selbst.

Danke
holdsvai
 
Es ist wohl auch so, dass die kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen im Fokus stehen. Bei der hier besprochenen Musik handelt es sich ja ausnahmslos um Popmusik der jeweiligen Dekaden. Die wird aus musikwissenschaftlicher Sicht nicht allzu viel hergeben, da sie in ihrer Einfachheit (verglichen mit "E-Musik", also ernsthafter - gemeint ist damit klassische - Musik) mehr vom Zeitgeist lebt als von musikalischer Substanz.

Meine anfänglichen Versuche, am Beispiel der Beatles etwas mehr Substanz raus zu kitzeln, waren ja nicht gerade von Erfolg gekrönt. Der Grund wird die obige Tatsache sein.
 
Solange man versucht, Popmusik mit denselben Methoden zu analysieren wie europäische Kunstmusik, bin ich ganz bei dir: das gibt in den meisten Fällen wenig her.
Allerdings besitzt diese Musik mit dem Sound eine Komponente, die erstens den jeweiligen Stil auszeichnet und zweitens noch nicht ausreichend erforscht ist. Da müssen noch neue Methoden her, oder vielleicht gibt's die ja schon. Nimm mal zB die Stones aus harmonietheoretischer Sicht und dann nimm den Sound als Komponente dazu.
Dass die kulturellen Aspekte berücksichtigt werden, ist ganz wichtig. Die Jugendkulturen in dieser Form sind erst seit den 50ern möglich und gehören untrennbar dazu, aber die Musik sollte nicht außer acht gelassen werden.

Holdsvai
 
Das stimmt.
Ist dann wohl aber wiederum eine Sache, die man eher ton- und aufnahmetechnisch betrachten würde, oder?
Mhm, wie bei vielen anderen Fachgebieten krankt die Wissenschaft daran, dass eine ganzheitliche Beschäftigung mit den einzelnen Themen (noch) nicht so recht zur herkömmlichen Selbstdefinition der Wissenschaften und ihrer Fachgebiete passt. Auch eine Sache, die grundlegend reformiert gehört, man stößt vielerorts auf das selbe Problem. Es gibt aber durchaus einige Ansätze...
 
was wurde für ein Tamtam gemacht um Beyonce um Alicia Keys, Christina Aguilera, Shakira usw mir fallen gerade nicht mal alle ein....man vergisst sie einfach mit der Zeit wieder....die Stones oder Buddy Guy , Elvis oder Paul McCartney oder Aretha Franklin, Tina Turner sicher nicht.

Ich arbeite mit jungen Menschen zusammen. Ich wäre mir da nicht so sicher. Ich würde schätzen das kaum 50% der 7. Klässler mit denen ich zusammenarbeite Aretha Franklin oder Buddy Guy kennen. Die anderen werden auch noch in Vergessenheit geraten.

Klar haben sie dennoch eine längere Lebensdauer, aber man kann es auch nicht recht vergleichen. Welche erfolgreiche Rock- oder Metalband kann sich heute noch einen solchen Status erarbeiten? Oder sonstwas? Das hat wenig mit der Qualität zu tun, viel mehr mit der heutigen Musiklandschaft.

Ich finds außerdem gefährlich irgendwelchen Leuten, dessen Werke man nicht sehr gut kennt ihre künstlerischen Fähigkeiten abzusprechen. Bei Alicia Keys wars bei mir ähnlich. Aber nachdem ich ein bisschen mal diese Musik gespielt habe, habe ich sie gerne gemocht. Es ist vielleicht nicht dein Geschmack - 100% ok. Aber es ist trotzdem sehr gut gemacht Musik.
 
Das Forum hier heißt Musikwissenschaft

Ja, aber den Wissenschaftsanspruch hängen wir hier nicht maximal hoch, das würde keinen Sinn machen. Der Thread startete bei den Gitarristen, aber da das Thema nicht gitarristisch ist, habe ich ihn hier ins MuWi-Forum verschoben, weil hier Musikgeschichte on topic ist. Wenn hier eine lockere Diskussion über persönliche Zugänge zur Musikgeschichte entsteht, ist das IMHO okay. Wenn wissenschaftliche Einflüsse in die Diskussion hinkommen, ebenso - aber Musikwissenschaft im akademischen Sinne soll und kann das hier nicht werden.

Harald
 
Auch nicht schlecht! Jetzt entspinnt sich schon eine Kontroverse darüber, ob wir unwürdigen Gitarristen überhaupt intellektuell in der Lage sind, eine so hehre Wissenschaftsdiskussion mit zu gestalten. Vielleicht war diese Diskussion doch besser im Biergarten aufgehoben, Stammtischniveau schaffen sogar wir Gitarristen ab und an!
 
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wenn du es extra falsch verstanden hast, ist es lustig :D
 
Was ich damit sagen will: was wirklich über die Jahrhunderte nicht vergessen wird, was "populär" (=bekannt) ist, ist schwierig zu beurteilen. So war auch ein Johann Sebastian Bach bis ins 19. Jahrhundert hinein eher unbekannt, weil er den meisten zu "mathematische" Musik machte. ;) Er beeinflußt dann andere Große wie Mozart, Beethoven, Chopin - letzterer überdenkt nach der Analyse eines Bachwerkes sein Schaffen, wird selbstkritischer und plant alles noch akribischer durch, nachdem er sieht, dass Bach leichthändig komplizierteste Zusammenhänge zu Papier brachte.
Stichwort überschätzt: Bach und Mozart werden in den Himmel gelobt. Das hat in Deutschland u.a. seine Gründe im Nationalismus des 19. Jahrhunderts. Bach z.B. hat manche Kantaten von Telemann abgeschrieben. Teilweise sind herausragende Werke von Zeitgenossen Bachs und Mozarts völlig unbekannt und werden erst in jüngerer Zeit wiederentdeckt. In Frankreich hat man in etwa ab den 80er Jahren gemerkt, dass man genügend eigene musikalische Genies wie Rameau, Charpentier, Couperin, Royer, Rebel, Lully und Marin Marais hatte. Das waren Komponisten die zu Bachs Zeiten deutlich erfolgreicher waren als Bach und das durchaus zu recht.
 
Tja,es geht auch in der Musik manchmal darum, Interessen zu verbreiten um Profit zu ernten. Nur war das damals leichter, weil die Vielfalt der Musik noch nicht so weit verbreitet war, und weniger gehört wurde. Das weckt immer Aufmerksamkeit und Interesse.

Man konnte auch Dinge erfinden und den Menschen das ganze, als etwas ganz besonderes einsuggestieren ...

Ein paar haben nunmal den Anfang gemacht,ob man sie deshalb zu Genies macht oder Übermenschlich darstellen muss ,darüber kann man durchaus diskutieren.

Es gibt auch heute noch solche Genies,nur schenkt man ihnen eine völlig andere Beachtung als damals.
Bei allem Respekt aber die Stones sind doch nun wirklich das beste Beispiel,wie chaotisch,normal und unwichtig man sein kann um dann trotzdem Erfolg zu haben.

Was die Klassik angeht,hatte man auch ziemlich viel Freiraum,heute ist man so überladen das man sich ganz anders mit dem Stil auseinandersetzt.
 
Bei aller fülle der literatur über die letzten jahrzehnte, kommt die musik zu kurz: biografisches, musikernamen, bands und stilrichtungen zuhauf, über struktur ihrer musik so gut wie nichts. Nach langem suchen fand ich eine skizze von Pink Floyd.
Das mag daran liegen, dass ein großer teil improvisiert wird/wurde, aber in bestimmten mustern, die ich gern kennenlernen würde. Ich habe den eindruck, dass ein song oft auf wenigen(bevorzugt plagalen) harmoniefolgen aufgebaut ist. Rap-gesang entzieht sich jeder notierung, er kann nur rhythmisch dargestellt werden.
Im übrigen findet neben der musik viel "performance" statt, die jeder band ihr unverwechselbares gepräge gibt.
Ich lasse mich gern unterrichten und belehren, da ich den einstieg verpasst habe, aber an musikalisch/historischen strukturen und formen interessiert bin.
Entzieht sich die musik außerhalb der klassik wissenschaftlicher untersuchung, kümmert sich die wissenschaft nicht um sie, oder fehlen ihr die nötigen informationen ?
 
Die Grundlagen sind seit Tausenden von Jahren dokumentiert. Deshalb kann ich auch nicht nachvollziehen weshalb man fast schon so tut als hätten Gitarristen der 50er und 60er die Pentatonik erfunden.
Sie mögen im Bereich der Rockmusik die ersten Autodidakten am Griffbrett gewesen sein. Davon gab es aber Tausende.

Das ein paar Namen hängen bleiben und wir damit aufgewachsen sind mag ja sein. Man soll sie auch nicht ignorieren,
aber man muss aus ihnen nicht immer gleich Halbgötter machen , dies entzieht sich jedem Verständis von Musik.

Den Grundstein haben musikalisch immer andere gelegt.

Künstler und Mythos in Szene gesetzt haben die Musik von heute "leider" auch geprägt.

Da in der Gitarren/Musikgeschichte auch davon auszugehen ist, dass es aussergewöhnliche Saz und Sitar spieler gegeben haben muss,
will ich garnicht erst wissen wieviel geniale Vihuela spieler es in der Renaissance gegeben haben muss.

Die meisten Aufzeichnungen der Vergangenheit handeln aber noch über die Musik ,und weniger von Künstlernamen ...
Es liegt also nahe,dass der Fokus auf die Musik immer mehr nachlässt ,und sich mehr mit den Künstlern beschäftigt wird.

Wenn sich heute einige Anhänger mehr mit Musiktheorie und dem Wissen der letzten 10.000 Jahren auseinandersetzen würden,dann würde das der Musikgeschichte sicher ganz gut tun.
 

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