Stimmbänder erleiden durch falsches Training keine ernsthaften Schäden

  • Ersteller Gast244955
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Ich würde da nicht unbedingt nur die Häufigkeit nennen, sondern vor allem auch die Tatsache, daß Profis eben singen müssen, auch wenn sie z.B. angeschlagen sind. Ein Amateur würde dann halt mal die Probe absagen und sich 'nen lecker Tee zubereiten - der Profi muß aber den Gig bestreiten, egal wie. Ich habe schon Gigs unter erheblichem Medikamenteneinfluß gemacht, und da bin ich sicher nicht der einzige. Manchmal muß man halt einfach funktionieren. Das ist wohl mit dem Handwerker im eigenen Betrieb zu vergleichen, der trotz Krankheit schuften geht, um Verträge zu erfüllen, während sich ein Angestellter einer größeren Firma krank melden würde.
Bei den Coverbands möchte ich noch die unausrottbare Falschmeinung anfügen, nach derer die Sänger/innen wie das Original zu klingen haben. Mein Stimme ist mehr oder weniger unbeschadet durch den Coverunfug durchgekommen, aber wenn sie etwas übel geschädigt hätte, dann dieses ewige Original-Nachäffen. Irgendwann kapiert man's und läßt sich nicht mehr vor diesen Karren spannen, aber bei manchen kommt das eben zu spät oder die Stimme ist einfach nicht robust genug. Schlechter Sound in Proberäumen und das Sich-selbst-nicht-richtig-hören tun dann ihr übriges.
 
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gehört dieser Thread nicht ins Unterforum "Grober Unfug" ???? :ugly:
 
nicht mehr ;)
 
Selbst mit Stimmbildung kann es zu Problemen kommen. Sich selbst nicht zu hören und mehr oder weniger nach Gefühl zu singen, muss man nämlich auch erst einmal abkönnen. Viele drücken dann trotz Stimmbildung doch wieder auf die Tube, was weder ihren Stimmen noch dem Gesamtergebnis wirklich gut tut.

Das kann ich nur unterstreichen! Ich merke das zB. bei uns im Chor, dass einige über Heiserkeit oder - bei längeren Koloraturen oder Messen, die eine gewisse "Grundhöhe" erfordern - immer wieder über Hustenreiz klagen.

Mir passiert das auch noch ab und an, vor allen Dingen, wenn man mit einem Orchester und/oder in einer etwas "größeren" Kirche singt, wo man sich stellenweise wirklich gar (!) nicht mehr hört und sich ausschließlich aufs Körpergefühl verlassen muss.

Ich würde es deshalb auch wichtig finden, auch und grade bei Hobbychören, mit Stimmbildern zusammenzuarbeiten und/oder immer wieder mal kleinere Gesangsworkshops miteinzubauen. UND: als Sänger/Sängerin auch den Mut haben, sich zu Wort zu melden, wenn etwas (noch) zu schwierig ist und/oder Überforderung da ist.

Mal ne Frage: hört man eine unsaubere Technik (zu viel Gedrücke, falsche Stütze) IMMER im Gesang oder gibt es auch Sänger, die eine wunderbare, frei schwingende Stimme haben und trotzdem "ungesund" singen? Oder, anders formuliert: kann man "seine Technik" nur über den Klang der Stimme bewerten und beurteilen?
 
Ich bin nicht deshalb so der Freund von Hobbychören ohne vernünftige Stimmbildung.

Da sagst du was! Aber leider scheinen das diverse Chorleiter, und noch viel mehr Chorsänger, bis heute nicht wirklich kapiert zu haben: Stimmbildung??!! So was haben wir doch nicht nötig. Hatten wir nie, brauchen wir nicht, Ende der Diskussion!

Und dann drücken die einen, was das Zeug hält und wundern sich, wenn sie bereits nach einer Stunde eine belegte Stimme haben. Und die andern säuseln emotionslos vor sich hin, was ja auch viel stimmbelastender ist, als wenn man so richtig aufs Ganze geht. Problem aber: aus voller Emotion zu singen, ohne die technischen Grundlagen zu haben ist halt auch wieder schlecht! Was also bleibt ist eigentlich nur noch die Hoffnung, wenigsten einen Chorleiter zu haben, der den Chor nicht auch noch literaturmässig vollkommen überfordert, weil er meint, auch Hintertupfingen habe jedes Jahr mindestens das Recht auf 1x h-moll-Messe :rolleyes:

Aber was moniaqua sagt, stimmt natürlich auch: auch wenn Chorstimmbildung stattfindet, ist diese oft viel zu wenig intensiv, um die Chorsänger von allen Sing-Sünden abzuhalten. Einzig wirklich gute Lösung wäre wohl: alle Chorsänger besuchen eine Zeit lang Einzel-GU. Wenn jemand Tennis spielt oder reitet, ist es völlig klar, dass er zumindest am Anfang etwas Stunden nimmt um die Technik einigermassen zu erlernen. Nur beim Singen denken alle, das kann man auch so. Das Resultat ist leider in vielen Chören zu hören. Aber jetzt höre ich damit auf (ist total ein rotes Tuch für mich!) sonst versaut es mir noch das ganze WE :mad:

Ansonsten kenne ich halt eher Sänger/innen aus dem Profilager, die Stimmschäden erlitten haben, und hier besonders viele Musicalsängerinnen.

Klar Profis singen im Normalfall natürlich viel mehr als Laien. Auch bei den Klassikern ist das Problem ja bekannt. Längere Auszeiten, die mit "familiären Gründen", "Schaffenspausen" "leichter wiederholter Indisponiertheit" begründet werden, totgeschwiegene Knötchen, heimlich durchgeführte OP's usw. Aus Angst vor Karriereknicks geben nur die wenigsten Sänger stimmliche Probleme offen zu. Respekt vor all jenen die es trotzdem tun!

oder gibt es auch Sänger, die eine wunderbare, frei schwingende Stimme haben und trotzdem "ungesund" singen?

Ja, gibt es, siehe oben. Zumindest jedenfalls, dass die Stimme trotz mangelhafter Technik gut tönt. Und nicht immer kommen die Probleme bei Profis nur von mengenmässiger Überlastung. Und es betrifft nicht nur Sänger der 2. oder 3. Garde!
Ich kann mich erinnern, in einem Interview mit Jonas Kaufmann gelesen zu haben, dass er während seiner Ausbildung mal eine zeitlang grosse Probleme hatte und schon nach kurzer Zeit heiser wurde. Und ich wette, er hat schon damals toll getönt.

Ich kann mir vorstellen, gerade Sänger mit Super Material können Gefahr laufen, technisch mal etwas zu pfuschen: es tönt ja trotzdem gut!

So gesehen, ist es dann ja schon fast ein Vorteil, wenn man eben nicht solches Material hat ;) Damit das Resultat nicht allzu bescheiden ausfällt, sind wir minderbemittelten gezwungen, technisch möglichst sauber zu singen, was für die Stimmgesundheit sicher kein Nachteil ist :)
 
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Ich würde da nicht unbedingt nur die Häufigkeit nennen, sondern vor allem auch die Tatsache, daß Profis eben singen müssen, auch wenn sie z.B. angeschlagen sind. Ein Amateur würde dann halt mal die Probe absagen und sich 'nen lecker Tee zubereiten - der Profi muß aber den Gig bestreiten, egal wie. Ich habe schon Gigs unter erheblichem Medikamenteneinfluß gemacht, und da bin ich sicher nicht der einzige. Manchmal muß man halt einfach funktionieren. Das ist wohl mit dem Handwerker im eigenen Betrieb zu vergleichen, der trotz Krankheit schuften geht, um Verträge zu erfüllen, während sich ein Angestellter einer größeren Firma krank melden würde.
Bei den Coverbands möchte ich noch die unausrottbare Falschmeinung anfügen, nach derer die Sänger/innen wie das Original zu klingen haben. Mein Stimme ist mehr oder weniger unbeschadet durch den Coverunfug durchgekommen, aber wenn sie etwas übel geschädigt hätte, dann dieses ewige Original-Nachäffen. Irgendwann kapiert man's und läßt sich nicht mehr vor diesen Karren spannen, aber bei manchen kommt das eben zu spät oder die Stimme ist einfach nicht robust genug. Schlechter Sound in Proberäumen und das Sich-selbst-nicht-richtig-hören tun dann ihr übriges.

Wahr gesprochen!
Gute Sängerinnen gibt es ja nun auch wie Sand am Meer... und wenn ich einen Job wegen Indisponiertheit absage, zum verständlichen Ärger der Band vielleicht sogar kurzfristig (und der womöglich Presse und Folgegigs eingebracht hätte), dann steht ganz schnell eine andere auf der Bühne und tut dies vielleicht auch in Zukunft. Das ist das Los der Freiberufler. Die gehen darum auch eher an ihre Grenzen und auch mal darüber hinaus.

Aus dem Festzelt/Coverband-Business bin ich Gottseidank schon lange raus, aber du hast sooo recht. Was hat mich das früher angenervt, wie das Origínal klingen bzw. wie das Original herumröhren zu müssen. Und wehe, man hat gewagt, die Original-Melodie oder -phrasierung abzuwandeln, damit es nicht so langweilig wird, zum hundersten Mal die ewig gleiche Kopie abzuliefern.... manchmal wundere ich mich, daß meine Stimme diese Jahre unbeschadet überstanden hat. Letztens hörte ich von einer Kollegin, ich hätte eine präzise Technik. Vielleicht war es ja das, gepaart mit einem robusten Naturell.
 
Hallo,

nach dem kurzen Einwurf in grün auch mal ein regulärer Beitrag von mir... der Sache mit den Chören und der Stimmbildung stimme ich hundertprozentig zu. Das fängt ja sogar schon bei den Kinderchören an... hier in der Umgegend gibt es Kinderchöre, die kann ich mir einfach nicht anhören, weil sie von den Chorleiterinnen/-leitern vorwiegend nur zum Brüllen angehalten werden ("ihr müßt lauter singen"). Das tut mir beim Hören in den Ohren weh und für die Kinder leid. Die trauen sich mit Sicherheit nicht, dagegen aufzubegehren.

Gegenbeispiele gibt's allerdings auch - demnächst habe ich wieder einen Kinderchor aufnahmetechnisch zu betreuen, in dem die Kinder wirklich nur das geben, was ihre Stimme zu der Zeit eben kann. Die Chorleiterin ist nicht vom Fach, nimmt aber an Fortbildungen über Kinderstimmen mit, was sie nur kriegen kann und läßt vorwiegend einstimmig singen - eventuelle Mehrstimmigkeiten erledigen die etwas älteren Stimmen. Ihr Hauptgewicht liegt auf guter Intonation in der Einstimmigkeit und eben darauf, daß die Stimmen keinesfalls überlastet werden. Da gibt's dann eben auch mal wirklich "kleine" Stimmen - aber die eben sehr sauber.

Unsere ländlichen Kirchenchöre lasse ich mal außen vor... da gibt es einfach Schwierigkeiten, engagierte Chorleiter zu finden, die auch "auf dem Dorf" intensiv mit den oft überalterten Stimmen arbeiten. Im weitläufigen Bekanntenkreis höre ich des öfteren, daß ein junger Chorleiter nach drei Monaten schon wieder weg ist, weil er eine reguläre Kantorenstelle gefunden hat - da kann es natürlich keine Kontinuität geben. Unser hiesiger Kirchenchor hat vor vielen Jahren mal unheimlich von einer gelernten Sängerin aus Weißrußland profitiert, die für zwei Jahre die Leitung übernahm. Die Übungen sind wohl für die bereits damals älteren Herrschaften anfangs ungewohnt gewesen, aber nach vier Wochen waren alle begeistert und der Chor klanglich nicht mehr wiederzuerkennen...

Viele Grüße
Klaus
 
Einzig wirklich gute Lösung wäre wohl: alle Chorsänger besuchen eine Zeit lang Einzel-GU. Wenn jemand Tennis spielt oder reitet, ist es völlig klar, dass er zumindest am Anfang etwas Stunden nimmt um die Technik einigermassen zu erlernen. Nur beim Singen denken alle, das kann man auch so. Das Resultat ist leider in vielen Chören zu hören.

In meinem Unterricht waren und sind einige Chorsängerinnen, alles Hobbysängerinnen, und ich staune nicht schlecht über die schwere Literatur. Carmina Burana! Händel! Beethoven! Und was-weiß-ich-noch-alles...... ich frage oft, geht´s nicht eine Nummer kleiner, wie wollt ihr das bewältigen? Aber dann heißt es, der Chorleiter will das so.
Und dann höre ich heisere, überluftete Stimmen, die schon mit dem fis" kämpfen, und dann heißt es: ich singe im Sopran 1. Das kann einfach nicht gutgehen.
 
ich frage oft, geht´s nicht eine Nummer kleiner, wie wollt ihr das bewältigen? Aber dann heißt es, der Chorleiter will das so.

Das ist oft genug tatsächlich ein Problem. Gesang ist auch bei "studierten" Kirchenmusikern Nebenfach, bei einigen vermutlich recht unbeliebt, vielleicht wurden gesangliche Veranstaltungen auch noch geschwänzt. Da fehlt es dann mitunter an Gefühl für machbare Werke und Wissen über wirksame Stimmbildung. Und obendrein habe ich manchmal den Eindruck, je kleiner der Ort, desto größer müssen die Messen sein.

Dann kommt mitunter noch durch die natürliche Fluktuation, die es in Chören nun einmal auch gibt, der Umstand dazu, dass fähige Stimmen abwandern. Das Werk ist im Prinzip einstudiert, die, die bisher auf die hohen Töne vielleicht verzichtet haben, was weiter nicht aufgefallen war, weil die anderen laut genug waren, sind plötzlich gezwungen, zu singen, weil sonst halt nichts kommt. Und schon ist der Schaden da.

Oft genug kann auch der Chorleiter gar nichts dazu. Normalerweise wissen zwar die SängerInnen ganz gut, wo sie sich wohlfühlen und das passt dann auch. Aber manchmal setzen sich welche, die eigentlich in den Alt gehören, in den Sopran, weil sie schlicht die Harmonien nicht hören (oder meinen, nicht zu hören) und im Sopran ja "immer Melodie gesungen wird". Das klappt halt dann nur bedingt.

Basselch, die Frau ist lobenswert. Gehörbildung finde ich bei Kindern eh viel wichtiger als lautes Singen. Dafür hat man doch Kinderchöre, dass die sauber an das Singen herangeführt werden. Und wenn die Stimmen zarter sind, ja dann ist das halt so. Kirchen tragen doch eh so wunderbar, da muss man doch nicht laut schreien.
 
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In meinem Unterricht waren und sind einige Chorsängerinnen, alles Hobbysängerinnen, und ich staune nicht schlecht über die schwere Literatur. Carmina Burana! Händel! Beethoven! Und was-weiß-ich-noch-alles...... ich frage oft, geht´s nicht eine Nummer kleiner, wie wollt ihr das bewältigen? Aber dann heißt es, der Chorleiter will das so.
Und dann höre ich heisere, überluftete Stimmen, die schon mit dem fis" kämpfen, und dann heißt es: ich singe im Sopran 1. Das kann einfach nicht gutgehen.

Auch das kann ich nur unterstreichen!

Ich finde, es sollte eine gesunde Mischung vorhanden sein.

A) Der Dirigent sollte seinen Chor sehr (!) gut kennen und wissen, auf welchem Stand sich alle Sänger befinden. Dementsprechend sollte dann auch die Literatur ausgesucht werden.

B) Jeder Sänger sollte auch eigenverantwortlich an sein Hobby herangehen. Sprich: sich und seine Stimme ernst nehmen, üben und sich weiterbilden. Und nicht alles auf die Verantwortung des Chorleiters schieben.

Ich kenne das aber auch: das gedrückt oder unsauber gesungen wird. Emotionslos und alles in derselben Lautstärke. Der Dirigent 5x erwähnen muss "da steht ein PIANO" und manche Sänger es beim 10x immer noch stur im forte singen. Da wunder ich mich dann auch nicht, dass man irgendwann heiser wird.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob man Einzel-Stimmbildung immer zwangsläufig fordern sollte. Ich sehe immer wieder, dass man auch in der chorischen Stimmbildung (also wenn der Stimmbildner nur mit den einzelnen Stimmfächern arbeitet) individuell sehr viel machen kann.

Gesetzt dem Fall, man möchte einen schön klingenden Konzertchor haben, dann würde ich Einzelstimmbildung allerdings auch voraussetzen, sowie ein immer wieder in Abständen durchgeführtes Einzelvorsingen der entsprechenden Literatur. In solchen Dingen bin ich mittlerweile sehr sehr pingelig geworden. Ein Chor muss sich sauber und schön anhören. Das ist man einerseits sich selbst schuldig, dann auch der Musik und letztenendes auch jeder einzelnen Stimme!
 
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B) Jeder Sänger sollte auch eigenverantwortlich an sein Hobby herangehen. Sprich: sich und seine Stimme ernst nehmen, üben und sich weiterbilden. Und nicht alles auf die Verantwortung des Chorleiters schieben.

Da sagste was. Wie oft trauen sich Chorsänger, die eigentlich gut singen, etwas nicht zu und warten, ob nicht der "Leithammel" der Stimme anfängt, z.B. bei einem kritischeren Einsatz. Zählen? Muss man das? Ehrlich? Der Chorleiter gibt doch den Einsatz - vielleicht :D Irgendwie sind die aber auch nur Menschen ;)
 
Zu Anfang saß ich im Chor im Alt neben den Männern und habe wohl versucht in der Stimme mitzusingen. Danach habe ich im Sopran 2 gesungen. Aber da ich immer öfter das Gefühl hatte heiser zu sein und kratzen im Hals hatte, bin ich wieder zum Alt gewechselt, saß aber nah am Sopran. Da war die "Gefahr" schon groß wieder im Sopran zu singen. Nu sitze ich weiter weg vom Sopran. Nu habe ich keine Probleme mehr mit Heiserkeit und Kratzen im Hals.

Zum Glück macht unsere Chorleiterin Stimmbildung mit uns. Wenn ich das hier so lese, wie es teilweise in anderen Chören läuft, haben wir echt Glück mit ihr.
 
Zum Glück macht unsere Chorleiterin Stimmbildung mit uns. Wenn ich das hier so lese, wie es teilweise in anderen Chören läuft, haben wir echt Glück mit ihr.

Nicht, dass noch ein falscher Eindruck entsteht: das hier fasst alles zusammen, was schief laufen kann. Die weitaus meisten Chorleiter sind engagiert. Manchmal sind sie sich einfach gewisser Problematiken nicht bewusst, wie auch, wenn die SängerInnen zwar z.B. heiser werden, aber es nicht sagen? Wie Tonja schon geschrieben hat, man hört es nicht unbedingt, wenn jemand Stimm-schädlich singt. Schon gar nicht, wenn man eine ganze Stimmgruppe vor sich hat. Und die Forderung nach Einzelstimmbildung ist durchaus berechtigt, aber in vielen Fällen einfach unrealistisch. Da halte ich es wie devasya - die SängerInnen sollten durchaus Eigenverantwortung für ihre Stimme übernehmen. In dem einen Chor, in dem ich singe, wurde z.B. letztens das Geld für den Chorausflug in Stimmbildungstage gesteckt. Auf den Wunsch der Chormitglieder hin.

Ich kenne bisher nur einen Chor, von mehreren, in dem bei Literatur, bei der es eigentlich nötig gewesen wäre, weder eingesungen wurde noch Stimmbildung angeboten wurde. Das ist aber schon lange her und den Chorleiter gibt es schon gar nicht mehr.
 
Manchmal bringt die chorische Stimmbildung aber auch nix ! Beispiel Atemübungen. Ich erlebe immer wieder, daß Chorsängerinnen die Atemübungen, die ich ihnen zeige, zwar schon kennen, aber a) falsch ausführen (zu lasch, oder mit fest angespannten Bauchmuskeln) und b) nicht wissen, wofür genau die gut sein sollten, weil der Chorleiter das gar nicht erklärt. Dann bringen sie natürlich nicht viel oder sind sogar kontraproduktiv.
Insofern sind ein paar Einzelstunden mit jemandem, der sich auf eine Person konzentrieren und genau hinschauen und hinhören kann, gar nicht verkehrt.
 
Hallo,

bei "meinem" Kammerchor haben wir eine sehr gute Balance, was das Machbare anbelangt. Unser Chorleiter (neu seit Herbst 2012) hat Komposition, Gesang, Orchesterleitung und Musiktheorie studiert und kann in sofern sehr gut beurteilen, was bei uns "geht". Wir haben alle Gesangsunterricht, entweder bei ihm oder bei einer Gesangslehrerin, die intensiv mit ihm zusammenarbeitet, was die Stimmen selbst angeht.

Mit diesem Wechsel haben wir ungeheures Glück gehabt - ein sehr guter Chorleiter folgte einem sehr guten Vorgänger. Er ist zudem ein Motivationskünstler - Kritik, auch richtig harte, kann er so verpacken, daß sie zum "besser-werden" anstachelt. Die Vorbereitung zuhause läuft bei allen sehr gut - wir proben halt nur alle zwei Wochen.
Allerdings stoßen wir als Amateure mittlerweile fast an unsere Grenzen, seit letztem Oktober haben wir die Petite messe solennelle von Rossini, das Wiehnachtsoratorium (Bach, IV-VI), Mozarts Spatzenmesse, Buxtehudes Membra Jesu Nostri und diverse Schütz-Motetten im Programm gehabt, derzeit erproben wir uns ein Konzertprogramm mit Mendelssohn (Kirchenmusik op.23), Pärt, Whitacre, Herzog und Debussy, im November gibt es das Mozart-Requiem und zu Weihnachten das komplette Weihnachtsoratorium mit allen 6 Kantaten. Dazu kommt pro Monat eine Matinee, in der wir als Solisten oder im Kleinensemble eine halbe Stunde Programm bieten.
Seit längerem komme ich mir ein wenig wie im chorsängerischen Paradies vor... ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Seit längerem komme ich mir ein wenig wie im chorsängerischen Paradies vor... ;)

Es klingt so :)

Das müssen die Mitglieder aber erst einmal mitmachen. Einzelstimmbildung ist wunderbar, keine Frage und ich denke auch, dass sie am effektivsten ist. Nur müssen die einzelnen SängerInnen dafür auch die Bereitschaft haben. Und schon da hakt es oft, aus den unterschiedlichsten Gründen. Oft reicht es für das Niveau eines Chores aber auch schon, wenn einige Mitglieder Stimmbildung machen. Die stecken die anderen dann irgendwie an.
 
Seit längerem komme ich mir ein wenig wie im chorsängerischen Paradies vor... ;)

Wo ist dein Chor? Ich kooooommmmeeee :D

Ernsthaft: ist mir durchaus klar, dass es auch Laienchöre gibt, die auf sehr sehr gutem Niveau Musik machen! Aber ihr habt, wenn ich dich richtig verstanden habe, alle Einzelstimmbildung resp. GU. Und das ist eben meiner Ansicht nach das weitaus beste.

Ich habe nämlich das Gefühl: dass gewisse Chorsänger so permanent gegen Stimmbildung sind, kommt manchmal zwar schon aus einer gewissen Arroganz ("ich habe sowas nicht nötig!"), aber ev. genau so oft ist es auch nur die Angst, plötzlich beim Singen so viel exponierter zu sein als in der Masse des Chors (ausser die Stimmbildung findet nur registerweise statt, das ist dann aber meist grad ganz für die Füchs). Oft wird chorische Stimmbildung in Kleingruppen gemacht (2-4 Leute) und wenn man in dieser Gruppe dann allein singen muss, tut man das nicht nur vor dem Stimmbildner, sondern auch vor den Chor(Zicken-)Kollegen ;) Und das ist ev. nicht so ganz ohne :twisted: ("ja kann die das nicht besser? deshalb hört man sie im Chor nie!" "uih dieses g'' war nicht sauber, vllt solltest du doch besser ihn den Alt wechseln!!!") :D:D

Bei Einzelunterricht müssten sich viele bis anhin nur in der Gruppe Singende zwar vermutlich zuerst auch stark überwinden, aber wenn dann mal das Vertrauen in den GL da ist, ist es wahrscheinlich einfacher als in einer Gruppe mit Chorkollegen. Vom sängerischen Fortschritt gar nicht zu sprechen. Man vergleiche: alle 4-6 Wochen 20-30min Chorstimmbildung in einer 2-4er-Gruppe bei einem Stimmbildner den man nicht auslesen konnte versus alle 1-2 Wo 50-60min GU beim GL seiner Wahl. Ist ja logisch was mehr bringt.

Ein Gegenargument ist dabei natürlich das Finanzielle. Wenn man nur in einem Chor singen will, hat man andere Vorstellungen was das Hobby kosten darf, als wenn man ernsthaft seine Stimme ausbilden will. Aber: dieser Einzelunterricht muss ja nicht ewig dauern. Es geht bei einem Sänger aus einem durchschnittlichen Laienchor ja nicht darum, solistische Resonanzen in der Stimme zu wecken. Es sollen nur die schlimmsten Fehler und sängerischen Unsitten gemildert werden. Zum Vergleich nochmal das Reiten: auch wenn ich mit dem Hottehüh in Zukunft nur gemütlich durch den Wald gondeln will, nehme ich trotzdem vorher ein bisschen Reitstunden, damit ich das Rösslein nachher nicht bei jedem Schritt kartoffelsackmässig ins Kreuz boxe. Und was dem Pferdchen sein Rücken, das sind die Ohren der Zuhörer beim Chorkonzert ;)
 
Ich habe nämlich das Gefühl: dass gewisse Chorsänger so permanent gegen Stimmbildung sind, kommt manchmal zwar schon aus einer gewissen Arroganz ("ich habe sowas nicht nötig!"), aber ev. genau so oft ist es auch nur die Angst, plötzlich beim Singen so viel exponierter zu sein als in der Masse des Chors (ausser die Stimmbildung findet nur registerweise statt, das ist dann aber meist grad ganz für die Füchs). Oft wird chorische Stimmbildung in Kleingruppen gemacht (2-4 Leute) und wenn man in dieser Gruppe dann allein singen muss, tut man das nicht nur vor dem Stimmbildner, sondern auch vor den Chor(Zicken-)Kollegen ;) Und das ist ev. nicht so ganz ohne :twisted: ("ja kann die das nicht besser? deshalb hört man sie im Chor nie!" "uih dieses g'' war nicht sauber, vllt solltest du doch besser ihn den Alt wechseln!!!") :D:D

Die mit der Arroganz gibt es auf alle Fälle auch. In den meisten Fällen wird aber eher die Angst zuschlagen. Da können Kleingruppen sogar hilfreich sein, wenn die Zicken in der absoluten Unterzahl sind. Bei uns hat das jedenfalls ganz gut geklappt - wir hatten Dreiergruppen, aber es wurde jede/r aufgefordert, auch einzeln zu singen. War es jemandem unangenehm vor der Gruppe, blieben die halt einfach länger, während die anderen schon wieder gingen. Es haben aber fast alle in der Gruppe auch einzeln gesungen und ich glaube, für manche war es leichter, wenn die Mutigeren es vorgemacht haben :) Man hört doch die Nachbarn eh immer. Im Chor stimmt aber auch das Klima und Zicken haben wenig Chancen. Das Schöne ist ja, dass jede Zicke auch so ihre Schwächen hat, notfalls ;)

Ein Gegenargument ist dabei natürlich das Finanzielle. Wenn man nur in einem Chor singen will, hat man andere Vorstellungen was das Hobby kosten darf, als wenn man ernsthaft seine Stimme ausbilden will. Aber: dieser Einzelunterricht muss ja nicht ewig dauern.

Da gibt es auch z.B. die Möglichkeit, dass der Chor zuschießt. Selbst dann ist es halt manchen noch zu teuer.

Zum Vergleich nochmal das Reiten: auch wenn ich mit dem Hottehüh in Zukunft nur gemütlich durch den Wald gondeln will, nehme ich trotzdem vorher ein bisschen Reitstunden, damit ich das Rösslein nachher nicht bei jedem Schritt kartoffelsackmässig ins Kreuz boxe. Und was dem Pferdchen sein Rücken, das sind die Ohren der Zuhörer beim Chorkonzert ;)

Ähm, wenn man ausreitet, sollte man das Pferd schon einigermaßen beherrschen. Ich wüsste keine Reitschule, die nicht erst auf dem Platz oder in der Halle arbeitet :) Das ist dann im Chor der Probenbetrieb ;)
 
Hm, ich glaub nicht mal, dass es immer nur mit "Arroganz" zu tun hat, so nach dem Motto: "das brauch ich nicht" . Zumindest hab ich die Erfahrung nicht gemacht.

Ich sehe zB. dass für viele das Singen ein wunderbarer Ausgleich zum Arbeitsalltag darstellt. Da wird dann nicht nur das Singen "zelebriert" (also die Proben, Messen und vielleicht auch kleineren Konzerte, die ab und an gegeben werden), sondern auch die Ausflüge und vielen Kaffees vor und nach der Probe ;) Ich sehe, dass einige Sänger bei uns zB. doch recht stark beruflich eingebunden und deswegen froh sind, das Wochenende ganz für sich zu haben.

Deswegen glaube ich, dass es bei einigen vielleicht auch der Zeitfaktor ist. Wenn man von 8 Uhr morgens bis 19 Uhr seiner Arbeit nachgeht, dann sind 2x in der Woche Chorprobe "eh schon viel".

Bei reinen Konzertchören oder Chören, die eine größere Gemeinde zu beglücken haben, sehe ich es auch etwas anders. Da würde ich Einzelstimmbildung auch einfordern. Die muss dann auch nicht regelmäßig sein und im Endeffekt muss auch dann jeder einzelne Sänger selbst entscheiden, "wie" er zu seiner guten Stimme kommt. Es zählt das Ergebnis, welches im Vorsingen abgeprüft wird.

Bei kleineren Chören reicht es aber grundlegend finde ich, wenn man Gruppenstimmbildung anbietet und dann auch einzeln auf die Sänger eingeht. Auch Atemübungen wurden bei uns zB. einzeln durchgeführt und auch kontrolliert. Zickenkrieg habe ich bei uns eher weniger bis gar nicht (?) erlebt. Wenn dann unter den Solisten, die immer singen wollen, und es gar nicht schön finden, wenn dann mal ein Solo an eine andere Sängerin/einen anderen Sänger vergeben wird ;)

Was ich aber gar nicht mag, ist: Faulheit und Trägheit. Leider gibt es auch das in so manchnen Chören. Sei es beim Dirigenten, als auch bei den Sängern.

Ich habe zB. einmal die Erfahrung gemacht, dass eine etwas schwierigere Messe gesungen wurde. Ein leises Stöhnen geht durch die Sitzreihen… manche husten oder lutschen im Sekundentakt irgendwelche Halspastillen, weil die Stimme belegt wird… "nein, die Koloraturen gehen zu schnell, ich kann das so nicht"… usw. Aber wird, im Umkehrschluss, etwas dagegen unternommen? Nein! Ich habe auch so meine Baustellen im Gesang, wenn es um die freie Schwingung des Klanges geht, oder um plötzliche Tempiwechsel… dann nehme ich aber die Noten mit und übe das zu Hause.

Im Chor passiert so etwas aber ganz selten und ich kann die Sänger, welche die Noten mit nach Hause nehmen, an einer Hand abzählen. So etwas fördert dann natürlich weder einen schönen Chorklang, noch ein gesundes Singen. Denn wenn man sich einer Messe nicht absolut sicher ist, dann singt man zwangsläufig "ungesund" (also "hinten"), weil man zurückhält und/oder im schlimmstenfall einzelne Töne ganz weglässt.
 
Hier mal ein Video, das Stimmschäden aufgrund von durch Überbeanspruchung entstandenen Stimmbandknötchen an Praxisfällen zeigt, inklusive der Operation zur Entfernung:

 
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