Akkorde "richtig" spielen?

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Seid gegrüßt liebe Forengemeinde :)

Ich hätte eine kurze Frage da mir auch google nicht wirklich behilflich sein konnte ..
Ich frage mich schon länger, wie eigentlich die Akkordsymbole gespielt werden sollen.
Denn bspw. steht "F-Dur" dran, in den Noten wird aber "a-c-f" gespielt. Das ist natürlich soweit nicht falsch sondern eben die Umkehrung, aber wieso steht die Umkehrung dann auch nicht im Akkordsymbol ? So hatten wir es mal vor langer Zeit noch in der Schule gelernt..

Wie soll man das also vorgehen, wenn man zB keine Noten hat? Dann stimmt es zwar harmonisch (siehe Beispiel oben), aber es hört sich halt doch irgendwie leicht "falsch" an, wenn ich den Akkord in der "normalen" Stellung spiele und nicht so aufgeteilt, wie es in den Noten eigentlich steht.

Danke !! Und einen schönen Sonntag euch.
 
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Wie soll man das also vorgehen, wenn man zB keine Noten hat?
An dieser Stelle ist die Kreativität des Musikers gefragt, ein richtig oder falsch gibt es da nicht. Du kannst die Umkehrungen im Grunde so setzen, wie Du möchtest, solange ein gut klingendes Ergebnis herauskommt: Schöne Fortschreitungen der einzelnen Stimmen im Akkord, eine schöne Bassline, die Intervalle nicht zu tief legen, damit sie nicht beginnen zu "grummeln" etc. Man Akkorde auch auflösen, Akkordbrechungen oder Arpeggien spielen oder das Ganze rhythmisieren. Das ist ein weites Feld. Beginne, es zu erforschen, probiere viel aus, improvisiere! Mit der Zeit und der wachsenden Erfahrung wird das Ergebnis immer besser.

Wenn Du aber ein Stück möglichst original nachspielen willst brauchst Du Noten oder mußt es raushören. Akkordsymbole sind zum raushören dann sehr hilfreich.

Akkordsymbole ermöglichen Dir viel Spielraum zum Improvisieren und selber Gestalten, sie geben ein Stück nicht detailgetreu und Ton für Ton wieder. Dafür sind sie nicht da.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Umkehrungen stehen nicht im Akkordsymbol und es müssen auch nicht unbedingt alle durch ein Akkordsymbol beschriebenen Töne gespielt werden.

...aber es hört sich halt doch irgendwie leicht "falsch" an, wenn ich den Akkord in der "normalen" Stellung spiele...
Es kommt neben den Akkordsymbolen auch auf den musikalischen Stil an, den Du spielen willst und natürlich auf die Besetzung (z.B. Solo oder Combo?).

Wie könnte es anders sein gibt es noch viel mehr zum Spielen nach Akkordsymbolen zu wissen, das ist ein gutes Thema für Unterricht und Kurse (Voicings).
Wenn Du Literatur dazu suchst, kann ich auf die folgenden Werke verweisen, die ich selbst habe. Bei Stretta findet man eine Vorschau mit recht aussagekräftigem Inhalt
Phlipp Moehrke Jazz Piano Voicing Concepts
John Valerio Bebop Jazz Piano

Noch umfassender und wie sein Titel korrekt besagt nicht auf Jazz ausgerichtet ist das dicke Buch von
Mark Harrision The Pop Piano Book

Gruß Claus
 
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hallo SmallPianomann

Das Phänomen welches du beschreibst ist der Unterschied zwischen Voicing und Akkord. Gleiche Akkorde, verschiedene Voicings.

Definition:
Akkord: mehrere Töne erklingen zusammen in einem mehr oder weniger sinnvollen harmonischen Kontext.​

Voicing:
Ein Akkord definiert das Tonmaterial, ein Voicing die genaue Platzierung dieser Töne auf der Tastatur. Es gibt also für einen Akkord immer viele verschiedene Voicingmoglichkeiten.

Verschiedene Voicings für C-Dur
upload_2018-2-20_12-36-36.png

Der Begriff Akkord (im Unterschied zum Begriff Voicing) beschreibt erst einmal

nur ein bestimmtes Tonmaterial. So besteht der von dir erwähnte F-Dur Akkord z.B. aus den
Tonen:
f, a, c

Es ist aber nicht angegeben, wie diese Tone auf der Tastatur verteilt werden.
Wie du schon selber schreibst, existieren die Umkehrungen.

Im Jazz/Rock/Pop werden Umkehrungen oft nicht im Akkordsymbole kodiert. Zumindest nicht wenn der Bassist den Grundton spielt.

Beispiel

upload_2018-2-20_12-38-36.png

Hier ist für den zweiten Akkord angegeben, dass die Terz im Bass liegen soll. (in diesem Fall wird dadurch eine flüssigere/melodischere Basslinie erreicht.)



Akkordsymbole sind ja eine Abkürzung und du hast als Pianist/Keyboarder die freie Wahl ein schönes Voicings aus deinem Repertoire auszuwählen. Dies ist ja auch Teil des kreativen Prozesses.

Denke mal an Künstler wie Jamie Cullum. Z.B. Sein Ed Sheran Cover von Shape of you oder Don´t stop the music. Wäre doch nur halb so schön ohne die anderen Akkorde, Reharmonisationen, Voicings?


Anderes (Extrem)-Beispiel: Dirty Loops

Findest du sicher bei Spotify/Youtube....

Manchmal verbindet man mit einem bestimmten Stück ein bestimmtes Voicing. Ich denke hier z.b. an das Intro von JUMP (Van Halen), der Jazzstandard So-What (Miles Davis) oder Intro von Feel (Robbie Williams)

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Spielt man hier nicht die Originalvoicings, bekommt man wahrscheinlich skeptische Blicke von den Bandkollegen und Zuhörern.


Die Toleranzgrenze ist individuell. Bei einer Top40 Stadtfest-Combo sind andere Maßstäbe anzulegen, als bei einem Tributeprojekt. Da geht es ja nicht nur um die richtigen Voicings sondern zusätzlich um genau die richtigen Soli und Sounds. Frag mal Martmann welchen Aufwand der betreibt um Songs so nahe wie möglich an die originale Vorlage zu bekommen.

Auf der anderen Seite wäre es falsch alle Akkorde und Voicings 100% von einem Jazzstandard rauszuhören und dann auf der nächsten Session diese haargenau so nachzuspielen, ohne auf das gerade gespielte Solo zu achten.

Ansonsten hat McCoy schon vieles gesagt. Die Wahl des richtigen Voicings hängt von verschiedenen Faktoren ab. (Stimmführung, low-intervall-limit)...

In diesem Beispiel ist die Stimmführung deutlich flüssiger. Erreicht wird dies durch die Wahl von Umkehrungen. Die Bassline wurde so gesetzt das Gegenbewegungen zur rechten Hand entstehen, was die Sache nochmal verbessert.
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In diesem Beispiel ist die Stimmführung deutlich flüssiger. Erreicht wird dies durch die Wahl von Umkehrungen. Die Bassline wurde so gesetzt das Gegenbewegungen zur rechten Hand entstehen, was die Sache nochmal verbessert.
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Genauso richtig wäre aber auch:

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Ein weiteres Entscheidungskriterium kann die Melodie sein. Bei Dreiklängen ist das noch nicht so wild. Bei Septakkorden schon. Typisches Beispiel am Ende von Songs.

Die Melodie endet auf dem Grundton. Der Schlussakkord ist ein Maj7-Klang auf der I-Stufe.

Singe erst einmal nur die Melodie. Dann spiele die Klavierstimme. Jetzt probiere beides zusammen. Ganz schön schwierig, oder? Die Sekunde zwischen h und c klingt dissonant. (wenn man als Pianist die Sängerin ärgern will, ein fieser Trick).

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Eine Umkehrung kann hier helfen.

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Noch besser, schmeiße die Major7 aus deinem Voicing raus und ersetze sie durch die 6. Wenn du schon dabei bist, Grundton ebenfalls raus, durch die 9 ersetzen.

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Dritte Lösungsmöglichkeit. Ändere die Melodie. Sing und spiele das Beispiel. Hier hab ich einfach den Ton d zweimal verwendet. Die Melodie endet jetzt auf der None. Machen Jazz/Soulsänger ständig. Gib ihnen ein Bier aus und du kannst dein Cmaj7-Voicings unbesorgt spielen.

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Viel Spaß beim Musik machen.

Gruss aus Darmstadt

Mark


Auf meiner Seite habe ich ein Skripte zu dem Thema Akkorde und Voicings:

http://klavierunterricht-bergstrasse.de/category/harmonielehre/voicings/

Wenn du Lust hast, kannst du ja mal reinschauen. Gibt auch Videotutorials.
 
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Servus zusammen! Erstmal vielen Dank für die beiden Antworten oben, habe vergessen mich zu melden - tatsächlich werde ich eher danach schauen, doch die genauen Noten zu bekommen ^^ Die Akkordsymbole sind als Orientierung aber natürlich doch hilfreich.

Und dann ein großes Danke an Mark, sehr sehr toller Beitrag!! Vielmals Danke, die Videos habe ich direkt mal in meine YT-Liste aufgenommen und werde mir die bei Zeit anschauen. Sehr hilfreich, vielmals Danke! :)
 
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Gern geschehen. Ja wenn du es 100% wie auf der Aufnahme haben willst, musst du die Original-Voicings spielen.
Entweder selber raushören oder die Noten besorgen. musicnotes.com ist dafür ganz praktisch. Die Sachen sind in vielen Fällen recht akurat.

Gruss Mark
 
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Bm7 zb hat als ideale Lage meiner Meinung nach:

Linke Hand B prime und oktave oder prime und Quinte (1 und 8 bzw 1 und 5)

Rechte Hand 7, 3, 5 (as, des, f)

Bei Killing me softly kann man so starten.
 

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