Wann hat man angefangen, mit verzerrten Gitarren zu spielen? Früher als man denkt.

  • Ersteller Brazolino
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Hat vielleicht was mit dem Wirkungsgrad zu tun, was da letztlich an Schall rauskommt? Bin da nicht der Techniker, mich interessiert da mehr das Geschichtliche ...
Aber zwischen dem 5 W Röhrenradio mit dem ich in den 60ern mal eine Weile verstärkt habe und einem richtigen 5 W Gitarrenverstäker liegen Welten … :)
 
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das tun sie natürlich, aber um 5 Watt hinten zu bekommen muss man vorne entsprechend füttern

ok, aber da ist dann die Frage, in wie weit sich damalige Pickups ( in Jazzgitarren ) vom Output unterscheiden. Ich meine, selbst wenn ich in einen 5W Amp einen leistungsschwachen SingleCoil mit 5kO reingebe, sind die 5 Watt am Amp immer noch sehr laut, wenn ich ihn voll aufdrehe. Soviel weniger sollten damalige PUs ja auch nicht gehabt haben (???)
 
Früher war man bemüht möglichst lineare und verzerrungsfreie Verstärker zu bauen soweit das mit dem alten Röhrengeraffel überhaupt
möglich war. Da war Verzerrung auch bei Musikern eher ungewollt die ihre Instrumente unverfälscht wiedergeben wollten.
 
sind die 5 Watt am Amp immer noch sehr laut,
ich glaube du verwechselst Leistung mit Lautstärke
Leistung (hier die 5 Watt als Beispiel) ist eine physikalische Größe die man messen kann und auch soll um eine Aussage zu treffen
Lautstärke kann man zwar auch messen ist aber subjektiv, jeder empfindet sie anders
 
...und da sind wir wieder im üblichen Kreis aus "habe mal gehört" und "könnte mir vorstellen" und "was sind 5 Watt eigentlich" :D

naja, was heißt "habe mal gehört" ?
Ich weiß ja wie laut 5 W bei mir zuhause sein können. Ich weiß nur nicht, ob die damals betriebenen Verstärker von der Leistung vergleichbar waren. Deswegen die Frage. Und die Lesitung des Amps ( Headroom) ist ja auch maßgeblich verantwortlich für den Zeitpunkt des Zerrens - womit wir wieder bei der Ursprungsfrage wären.
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ich glaube du verwechselst Leistung mit Lautstärke
Leistung (hier die 5 Watt als Beispiel) ist eine physikalische Größe die man messen kann und auch soll um eine Aussage zu treffen
Lautstärke kann man zwar auch messen ist aber subjektiv, jeder empfindet sie anders

Das ist richtig. Leistung / Lautstärke im Bassbereich wird anders wahrgenommen als bei Höhen.
Insofern müsste man die Frage umformulieren:
Ist die Leistung, gemessen in Watt, damals wie heute ähnlich effektiv oder aufgrund der Bauart anders als heute ?
 



Hier mit Beispielen verschiedener Pedale:

 
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an der Physik hat sich nicht geändert, damals wie heute :D

Das glaube ich Dir aufs Wort.
Interessant ist aber, wie waren die Verstärker damals überhaupt ausgestattet ? Wie viel Leistung war damals üblich ? Wie laut konnte man damals so ein Radio drehen, was ja gerne missbraucht wurde.

Ich bin überhaupt kein Techniker, desegen auch die laienhaften Fragen.

Zudem habe ich null Ahnung, wie gerade erwähnt, auf was die Dinger damals ausgelegt waren ? Auf Zimmerlautstärke ? Ein paar historische Amp Beispiele wurden ja schon mit Watt Angabe genannt. Irgendwann kam dann der Bassman bzw. der JTM 45 - und das war dann schon richtig laut. Eigentlich auch laut genug, um im Bandgefüge noch einen mehr oder weniger Cleanen Ton zu erreichen. Bei allem davor habe ich keine Ahnung.
 
Interessant!
Endlich mal ein Link, wo man auch mal auf die ANFÄNGE eingeht, nicht immer erst ab den richtigen E-Gitarren und Gitarrenverstärkern ...
 
Was neben den "Watt" (die ja auch heute nicht unbedingt eindeutig bestimmbar sind, oder wer zeigt mir einen Tube-Amp mit z.B. 2 x 6V6, der immer und jederzeit genau 12 Watt liefert?) gerne vergessen wird, wenn es um "LAUT" geht, ist der Lautsprecher.

Die Wahl des Speakers, dessen Frequenz-Betonung, Zerr-Verhalten, und Effizienzgrad waren damals - und sind heute - ein gerne vergessener Bestandteil zwischen "leise" und "laut".

Wenn man sich die Artikel so anschaut (danke, @Dr_Martin, den kannte ich noch nicht) und die einschlägigen YouTube-Kanäle, dann findet man schon sehr oft was in Richtung Gleichrichter/Vorstufe/Endstufe, und das halt mit dem was die Röhren damals hergaben. Die 12AX7 gibt's "erst" seit 1947, die 6V6 "schon" seit Mitte der 1930er Jahre, daher gibt's eben auch zum Teil "lustige" (und z.T. nicht mehr verfügbare) Röhren da drin.

(Übrigens wissen wir über viele Musiker aus dieser Zeit fast genausowenig wie über Verstärker, aber das ist ein anderes Thema, hier im Forum ist das Interesse an Technik immer höher gewesen als an alter Musik)
 
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Was das verzerren anbelangt, um vom Thema Watt zum Titel zurückzukehren: es wird schon stimmen, dass sich Gitarristen da teilweise an "röhrenden" Saxofonen orientiert haben. Ist ja auch auf seine Weise ein zerrender Klang. Und die Mundharmonika ist als solches nicht wirklich clean. Von dem her wäre es für mich nur logisch, dass auch Gitarristen diesen aufgedrehten Sound wollten in ihren Soli.
Das Wah ist ja auch in der Imitation des Schalldämpfer-Einsatz bei der Trompete entstanden - Clyde McCoy, dessen Name für das Pedal verwendet wurde - war schliesslich Trompeter, kein Gitarrist.
 
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Ich denke es ist eine wieder typisch menschliche Vorstellung, dass da irgend jemand bestimmtes, als erster die Verzerrrung "erfunden" hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine eher fließende, ganz allmähliche Entwicklung war. Einige der frühen Röhrenamps blieben halt mehr oder weniger clean, wenn sie entsprechend aufgedreht wurden. Einige Gitarristen fanden das mehr oder wenig gut oder auch nicht gar nicht gut. So haben einige das einfach als gegeben hingenommen oder eben schon da, diesen besonderen Sound und die Kompression, die mit Verzerrung einher geht, als musikalisch dienlich empfunden und dann auch (mehr und mehr) gezielt genutzt.

Ein Meilenstein war dann gewiss der Wunsch, nach und dann die Umsetzung des Fuzzpedal, dass diesen Overdrive/Sustain Sound ganz gezielt und "künstlich" unabhängig von der Amp Lautstärke erzeugen kann.

Ähnlich unscharf ist wahrscheinlich auch die "Erfindung" des Metal-High-Gain-Sounds. Oder war der nicht schon längst da, aber das Genre muss erst noch entwickelt werden?
 
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Ich wollte mich mal ganz herzlich für die vielen "Likes" und Kekse bedanken - vielen Dank! :)

Und hier habe ich noch einen frühen "Lauten", den ich total vergessen habe (vielleicht, weil ich ihn eher aus seinen späteren Funk-Zeiten kenne und sehr mag): Johnny Guitar Watson. Hier ist ein Song von 1954, wo er ganz heftig - und für uns sehr ungewohnt - mit dem Reverb spielt (übrigens alles ohne Plektrum):



Und hier sind wir im Jahr 1955 - na also mal ehrlich, wenn das nicht schon richtig anständig verzerrt ist:



Wow ... die 1950er waren offensichtlich wilder als ich vorher gedacht hatte. :redface:
 
Das ist mir bekannt. Ich dachte allerdings dass z.B. 5W auch 5W entsprechen, unabhängig von des ehemals angedachten Verwendungszweckes. Ist dem nicht so ?
Wie ist das eigentlich mit der sogenannten "gefühlten Lautstärke"
Ich ärgere mich manchmal , wenn ich mich an mein Elternhaus erinnere und an die beiden alten Röhrenradios denke , die wir noch irgendwo rumstehen hatten und die vor allem noch Funktionierten .. (Sogar ein Braun war dabei)
Sicher bin ich nichtmehr , aber die dürften so um die 5 Watt gehabt haben und mit den alten Dingern haben wir noch Radio gehört in ende 70er anfangs 80er , wie gesagt gefühlt waren die halt lauter und vor allem durch die röhrentechnik einfach TOLLER klang
Als Schüler in den 50er/50er Jahren haben wir als Verstärker auch die damaligen Röhrenradios benutzt, mit einem selbstgebauten Vorverstärker reichte das locker um Eltern und Nachbarn auf die Palme zu bringen … da haben wir diesen Effekt auch sofort bemerkt und benutzt …
das ist ein noch besserer erfahrungsbericht ..ach hätte ich damals doch schon gewusst was eine E-gitarre ist :)(stimmt ...war ja noch in flüssiger form vorhanden :D)
Als sich die Verzerrung als Werkzeug etabliert hatte, wurde ja der Wunsch nach immer mehr Gain bis heute weiter angepasst. Aber damals ? Ich meine, dass war ja quasi ein Kulturschock. EIn Instrument klang plötzlich komplett anders als vorher. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Ja , die Jugend hat wohl noch nie Probleme gehabt neues Anzunehmen , dementsprechend auch Bands wie The Kinks Abgefeiert

Die Akzeptanz und Etablierung des Overdrive/Gain Sounds lief einfach fliessend , man hörte schon noch dass da Gitarren am Werk waren und ..es Klingt ja auch Cool :cool:..

Der Obermeister des Verzerrten Sounds ..Ich mein er hat ja das "Marshall" schon im Namen (James Marshall Hendrix)

30 /40 Jahre später hören sich die Gitarren an wie Bulldozer , nicht negativ gemeint , so ist eben die Entwicklung ..und Metallica sind ja nicht das ende der fahnenstange gewesen was Verzerrungsgrad/Sound betrifft ..
 
Und hier habe ich noch einen frühen "Lauten", den ich total vergessen habe
Da hast Du aber nochmal Glück gehabt, den wollte ich Dir gerade um die Ohren hauen :D

Zum Thema Distortion: nebst aufgerissenen amps und zerschlitzten Lautsprechern gab es noch einen anderen Vorfall. So weit ich mich erinnere war die "erste" Aufnahme mit distortion in den 40ern, bei der Gitarrenaufnahme fing ein Mischpult durch einen defekt plötzlich an zu clippen an und man hat sich dann entschieden die Aufnahme so zu belassen. Weiss aber nicht mehr genau wann und welcher Künstler/song.

/edit: evtl verwechsle ich grad auch was siehe erster video link in Beitrag #29 ab 5:20
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessanter Thread und interessante Links teilweise … danke dafür!
Für mich bestätigt das meine schon geäußerte Vermutung … es hat niemand als erster angewendet oder gar erfunden … es ergab sich zunächst unbeabsichtigt aus den Eigenheiten der damals neuen Technik, wurde erkannt, der Sound kam an und wurde dann zunehmend gezielt eingesetzt. Es war eine Entwicklung … von der wir bis heute profitieren ...
Muss ein tolle Zeit gewesen sein, damals als alles anfing mit der Verstärkerei … :)
 
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Muss ein tolle Zeit gewesen sein, damals als alles anfing mit der Verstärkerei … :)
ist das nicht jedes Mal so, wenn es etwas neues gibt ?
in den 60/70ern waren es dann die großen Hiwatts / Marshalls.
in den 80ern waren es die Hotrod Marshalls und Racksystems
in den 90ern war es die Rückbesinnung auf alte, kaputt klingende Amps und Pedals
ab den 2000ern fing dann langsam das "Modelling" an
und heute gibt es Modelling und Profiling sowie so gut wie alles was man braucht zu sehr erschwinglichem Kurs

Selbst wenn es damals bestimmt aufregend neu war für alle Beteiligten, möchte ich aber nicht tauschen was das Equipment betrifft. Da ist man heute vielseitiger aufgestellt. In Bezug auf die Musik finde ich, dass es damals bestimmt "einfacher" war etwas neues zu kreieren - es gab ja in die Rockrichtung so gut wie nichts. Heute gibt es gefühlt alles schon 1000000 mal. Die einzigen Neuerungen ( m.M.n.) war Hip Hop und Drum n Bass. Beides vollkommen neu - und auch hier wieder der Technologie geschuldet. Im Rockbereich gab es nicht wirklich neues. Ok, es wurde ggf. schneller, härter, mehr Verzerrung etc. Aber im Grunde alles auf Basis von altem Zeug.
 

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