[Workshop] MD-Umschaltpedale für dynamische und Kondensator-Mikrofone

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[Workshop] MD-Umschaltpedale für dynamische und Kondensator-Mikrofone​

NEU - Ihr könnt hier den kompletten Workshop als Podcast anhören:


Vorgeschichte​

Ich bin ja als Musiker und Techniker in meiner Gemeinde aktiv und beschäftige mich seit unserer Umstellung auf "In-Ear Monitoring" 2018 unter anderem mit dem Thema MD-Umschalter.

MD steht für Music Director​

Music Director, wer, oder was ist das denn?
Im Prinzip ist "MD" nur eine andere Bezeichnung für einen "Bandleiter", welcher durch Ansagen über ein Mikrofon auf den InEars die Band durch das Set leitet. Dieses Mikrofon ist nur auf den Monitorwegen, aber nicht auf der PA aufgedreht. Die Ansagen werden also von allen Musikern, aber nicht vom Publikum gehört. Idealerweise ist das einer der Instrumentalisten. Für Bandleiter wie mich, die z.B. zweite Stimme singen und ein Instrument spielen, wird dann ein Taster benötigt, welcher beim Drauftreten das Mikrofon vom Gesangskanal auf einen eigenen MD-Kanal schaltet.
Solche Taster gibt es natürlich zu kaufen. Sie funktionieren aber nur mit dynamischen Mikrofonen ohne 48V-Phantomspeisung.

Wofür braucht man das?​

Der eine oder andere wird sich nun natürlich fragen: Wozu braucht man das denn? Soviel ist klar: Es braucht sicherlich nicht jede Band. Wenn man immer in der selben Besetzung spielt, die Lieder hinreichend geübt hat und der Ablauf allen bekannt ist und sich wenig ändert, kann jeder die Songs und das Set "im Schlaf" und man kann einfach durchspielen. Es bleibt natürlich die Frage: Will man spontane Änderungen mit einbauen? Sehen sich alle gut genug um das per Zeichen, oder sonstiger Gestik zu machen? Gibt es vielleicht neue Bandmitglieder, denen Ansagen hilfreich durch die Auftritte helfen könnten? Kommt es vielleicht vor, dass ihr immer wieder zu einem eurer Mitspieler hingeht um ihm Dinge so zu sagen, dass es das Publikum nicht hört? Wenn ja, ist das vielleicht ein Grund über die Möglichkeit von MD-Ansagen nachzudenken. Solange noch herkömmliche Monitorboxen für's Monitoring verwendet werden und die Musiker keine InEar-Kopfhörer, oder keinen sonstigen Gehörschutz im Ohr haben, kann man sich sicherlich noch mal schnell was "in's Ohr" sagen. Mit InEar, oder Gehörschutz, muss man den aber vielleicht dazu erstmal rausnehmen um die Ansage zu verstehen.
Wir haben all diese Dinge durchgemacht und festgestellt, dass die Möglichkeit solcher Ansagen für uns sehr hilfreich wäre! Wir haben einen gewissen Pool an Musikern und spielen jeden Sonntag mit unterschiedlichen Zusammenstellungen mit meist zwei Sänger*Innen, Keyboard, zwei E-Gitarren (oder A- & E-Gitarre), E-Bass und Schlagzeug im Gottesdienst um die 7 Songs mit einer vorherigen Probe. Dazu kommen instrumental begleitete Gebete, Predigtteile und Übergänge die eben variabel sind und mit entsprechenden Ansagen koordiniert werden.
In diesem Thread möchte ich euch unsere Erfahrungen mit den verschiedenen Tastern, sowie mehrere DiY-Lösungen vorstellen und hoffe, dass das für manche von euch interessant ist.
Es folgt also in den folgenden Beiträgen eine Mischung aus diversen Reviews und Workshops.
 
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1. Möglichkeit: Palmer - MI DMS​

Palmer MI DMS

Wir hatten diesen Taster seit 2018 bei uns im Einsatz. Er war eine Dauerleihgabe unseres Schlagzeugers, dem auch die restliche In-Ear-Anlage gehört.

Im Einsatz​

Er hatte ein stabiles und schweres Metallgehäuse und stand sehr gut auf dem Boden. Der Eingang und die beiden Ausgänge waren nebeneinander auf der Rückseite angebracht. Er war komplett passiv aufgebaut und benötigte deshalb auch kein Netzteil. Der Taster auf der Oberseite war aus Metal und sehr stabil. Ebenfalls auf der Oberseite war ein Groundlift-Schiebeschalter positioniert. Er lies sich relativ leicht umschalten und es ist bei mir tatsächlich mehrmals passiert, dass ich ihn beim Drauftreten versehentlich mit umgeschaltet hatte, was ich am leichten Brummen meines Mikrofones erkennen konnte. ich fixierte ihn deshalb mit einem Stück Gaffa-Tape um das zukünftig zu vermeiden. ;)

Erste Aussetzer​

Nach etwa vier Jahren startete ein schleichender Prozess. Es begann Anfangs mit leichten Knackgeräuschen beim Umschalten, die jedoch nach mehrmaliger Betätigung leiser wurden und wieder verschwanden. Dann wurden die Geräusche ab und zu lauter. Schließlich blieb ab und zu mein Gesangsmikro gemutet, auch wenn ich den Taster wieder freigegeben hatte und ich musste erneut drauftreten um es wieder aktiv zu bekommen. Wie gesagt, es war ein schleichender Prozess, aber er endete damit, dass der Taster nur noch unzuverlässig schaltete.

In Reparatur​

Momentan ist das Pedal wieder bei unserem Schlagzeuger. Er hat es geöffnet und gesehen, dass eine Platine verbaut ist. Möglicherweise passt dieser Print-Taster mit THT-Pins: Thomann Fußschalter SW45PC

Fazit​

Ein wirklich stabiler Taster mit guten Buchsen, der seinen Dienst lange Zeit klaglos tun kann. Dass der Taster bei uns nach langem Einsatz Kontaktprobleme bekommen hat, ist wahrscheinlich ein Einzelfall und nicht die Regel.

2. Möglichkeit: DiY-Umschalter​

Da ich Anfangs noch dachte, das Umschalten müsste doch auch irgendwie mit aktivierten 48V gehen und um mich genauer mit dem Thema und dessen Möglichkeiten zu beschäftigen, baute ich mir damals einen kleinen Umschalter, welcher schon die Anschlußkabel in den passenden Längen beinhaltete. Ich versprach mir davon eine kürzere Auf- und Abbauzeit als bei der Palmer MI DMS. Er hatte Anfangs auch einen Schalter und keinen Taster verbaut, da ich dachte das wäre sinnvoller, damit ich ihn schnell einschalten, Dinge sagen, währenddessen meine Sounds umstellen und eventuell auf einen neuen Song wechseln und dann wieder umschalten konnte.
Es zeigte sich aber in der Praxis, dass ein Taster an der Stelle sinnvoller ist.
Ihr könnt euch seinen Bau und Modifizierungsprozess bei Interesse gerne hier anschauen:
Thema '[WORKSHOP] DiY-Mikrofon-Umschaltbox mit Thomann SW1045 (Schalter und Taster)'
diy-mikrofon-umschaltbox-jpg.633076
 
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Ergänzung um 48V-Phantomspeisung: Millennium Pocket Phantom​

Millenium Pocket Phantom

Da ich natürlich nicht auf Dauer mit dem Rückschritt zu einem Beta 58a, bzw. zum modifizierten 865er, zufrieden war und wieder mein AT2010 verwenden wollte :engel:, kaufte ich am 30.07.2019 die Millenium Pocket Phantom um beide MD-Umschalter auch mit Kondensator-Mikrofonen betreiben zu können.
Diese Box konnte zwei Mikrofone mit 12V-, oder 48V-Phantomspeisung versorgen.

Erster Eindruck​

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Der erste Eindruck war sehr positiv! Das Alu-Gehäuse war sehr stabil, hatte gute Buchsen und Stecker verbaut, die Schalter schalteten gut und die gummierten Ecken schützten bei Abstürzen und sorgten für einen rutschfesten Stand. Das Steckernetzteil war ebenfalls gut zu gebrauchen und hatte ein langes Kabel.

Der erste Test​

Ich testete die Box mit meinem AT2035 und AT2010 vor meinem Cakewalk by Roland UA-25EX-Interface und konnte keinen Klangunterschied zwischen externer und interner Phantomspeisung feststellen. Somit stand dem ersten Test auf der Bühne nichts mehr im Wege.

Auf der Bühne​

Nun ging es also daran die Geräte zu kombinieren. Ich schloss ein Kondensatormikro an die Millenium Pocket Phantom an und versorgte es über sie mit der nötigen Phantomspannung. Dann ging es in die Palmer MI DMS, welche wiederum an zwei separate Eingänge des Mischpultes angeschlossen wurde. Bei beiden Kanälen blieb die Phantomspeisung natürlich ausgeschaltet!
Das funktionierte einwandfrei und das Umschalten zwischen den Kanälen war knackfrei und nicht zu hören!
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Fazit​

Die Millenium Pocket Phantom war absolut bühnentauglich und versorgte zwei Mikrofone mit der nötigen Phantomspeisung. Dadurch konnten sie ebenfalls mit einem MD-Taster zwischen zwei Eingängen umgeschaltet werden und waren somit genauso problemlos verwendbar wie dynamische Mikrofone.
Leider waren eben zwei Geräte dafür notwendig.
 
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Aus zwei mach eins? Ist eine Kombination möglich?​

Wir verwendeten die Palmer MI DMS wegen ihrer höheren Standfestigkeit am "Haupt-MD-Platz" im Dauer-Einsatz. Der von mir gebaute DiY-Taster wurde nur bei Bedarf an einer zweiten Stelle zusätzlich verwendet. Um an dieser Stelle dann jedoch z.B. mein AT2010 verwenden zu können, musste ich erst mit einem XLR-Kabel von Stelle 2 zu Stelle 1, dort durch den zweiten Kanal des Millenium Pocket Phantom und mit einem zweiten XLR-Kabel wieder zurück zu Stelle 2 zu meinem MD-Umschalter und dann in die Mischpult-Eingänge. Das war mir auf Dauer einfach zu aufwändig, deshalb überlegte ich, ob ich nicht eine zweite Phantomspeisungs-Box für Stelle 2 beschaffen sollte. :unsure:
Natürlich hätte ich einfach eine zweite Millenium Pocket Phantom kaufen können, aber mich störte ja eigentlich schon die erste, da sie doch einiges an Platz im Bodentank der Bühne einnahm. Ich schaute also nochmal, ob es mittlerweile vielleicht auch schon MD-Schalter mit integrierte Phantomspeisung für Kondensatormikrofone auf dem Markt gäbe, aber ich fand leider keine. :nix:

Die Idee​

Also schaute ich, welche Phantomspeise-Boxen es denn auf dem Markt so gäbe und bekam dabei die Eingebung, ob es vielleicht auch eine geben könnte, welche in etwa die Größe der Palmer MI DMS hat, deren Anschlüsse ebenfalls alle von einer Seite zu- und abgeführt wären, die eventuell intern noch so viel Platz hätte, dass man den Thomann Fußtaster noch zusätzlich einbauen könnte?

Die passende Box: Millenium PP2B​

Millenium PP2B Phantom Power Supply


Ich fand dann die Millenium PP2B Phantom Power Supply welche mir groß genug und passend erschien, also bestellte ich sie am 23.04.2023 und bekam sie am 25.04.2023 geliefert.

Unboxing​

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Am 25. April 2023 kam die Millenium PP2B in einem großen Thomann-Karton mit einigen anderen Dingen an. Sie ist in einem praktischen Karton verpackt, der auch durchaus stabil ist und eine ganze Weile als Transportverpackung verwendet werden könnte. Das Metallgehäuse ist sauber verarbeitet und stabil. Einziges Manko: Das Batteriefach ist mit einer Schraube zugeschraubt. Man braucht also zum Batteriewechsel einen Kreuzschlitz, kann dann den Deckel abnehmen, die Kabelclips rausziehen, zwei 9V-Block-Batterien anclipsen und die Batterien dann mit Clip wieder in das Gehäuse legen und den Deckel wieder reinfummeln und festschrauben. Die Batterien liegen nur lose innerhalb eines Abtrennkartons und können sich beim Transport und sonstigen Bewegungen ein ganzes Stück bewegen.
Alle Buchsen und Schalter sind qualitativ einwandfrei und das XLR-Phantomspeisegerät macht wirklich einen guten Eindruck!

Der erste Test​

Um die Funktion und eine eventuelle Klangbeeinflussung zu prüfen, schaltete ich mehrmals die 48V-Phantomspeisung an meinem Cakewalk by Roland UA25-EX aus, steckte in dessen Eingänge die PP2B und in deren Eingänge mein AT2010, sowie das Lewitt MTP W950. Ich konnte im direkten Vergleich weder eine Lautstärkeänderung, noch ein stärkeres Rauschen, oder sonstige Nebengeräusche, oder eine Klangänderung feststellen. Das PP2B funktioniert einwandfrei und tut was es soll!

Der erste Einsatz auf der Bühne​

Um das PP2B nochmals unter Livebedingungen zu testen, tauschte ich das seit 2019 bewährte Millennium Pocket Phantom vor dem Palmer MI DMS gegen die PP2B aus und testete sie bei unserer nächsten Bandprobe. Sie funktionierte problemlos und war ein vollwertiger Ersatz für die Pocket Phantom.

Fazit​

Die Millenium PP2B Phantom Power Supply war absolut bühnentauglich und versorgte zwei Mikrofone mit der nötigen Phantomspeisung. Im Gegensatz zur Millenium Pocket Phantom geht das bei ihr nicht nur per Netzteil, sondern auch mit zwei 9V-Blockbatterien. Der Batteriefachdecke wird durch eine Schraube gehalten und ist etwas fummelig beim Einsetzen. Das Batteriefach selbst hält die Batterien nicht wirklich in Position. sie können im zu großen Fach sehr weit bewegen. Durch die Phantomspeisung VOR dem MD-Schalter konnten die angeschlossenen Kondensatormikrofone mit ihm ebenfalls knackfrei zwischen zwei Mischpult-Eingängen umgeschaltet werden und waren somit genauso problemlos verwendbar wie dynamische Mikrofone.
Leider waren eben weiterhin zwei Geräte dafür notwendig, aber die Lösung lag nur eine DiY-Modifikation entfernt! :unsure:
 
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3. Möglichkeit: Millenium - PP2B Phantom Power Supply mit zusätzlichem MD-Taster und -Ausgang​

Nun ging es also an die ersehnte Modifikation "aus zwei mach eins". Während die Millenium Pocket Phantom wieder ihren Platz einnahm, durfte die PP2B am 29. April 2023 auf meinen Schreibtisch und wurde geöffnet um die internen Platzverhältnisse zu prüfen. Durch das hohe Batteriefach war für den Thomann SW1045M Push Fußtaster ausreichend Platz vorhanden:

Thomann - SW1045M Push Fußtaster​

Thomann SW1045M momentary Footswitch


Der Taster ist sehr stabil ausgeführt und schaltet mit einem hörbaren Klicken. Die Lötösen sind ausreichend groß und lassen sich gut verzinnen. Trotzdem muss man beim Löten schnell sein, da zu lange Hitze das Kunstoffgehäuse schmelzen lassen. Er hat zwei Umschalter. Ich hatte ihn ja schon mal in meinen DiY-Taster verwendet: DiY-Mikrofon-Umschaltbox mit Thomann SW1045

Der Einbau​

Ich definierte die gewünschte Stelle im Bereich des Batteriefaches auf dem Gehäusedeckel für den Taster und bohrte dort dann mit einem Stufenbohrer ein passendes Loch und entgratete es. Der Taster passte einwandfrei in das Loch und konnte beim Probe-Einbau auch problemlos mit wenig Gehäuseüberstand montiert werden, da im Batteriefach-Bereich die komplette Gehäusetiefe zur Verfügung stand und es keinerlei Kollisionsgefahr gab.

Passender Einbaustecker aus der Reste-Schublade​

Ich hatte noch einen alten No-Name-Einbaustecker in meiner Reste-Schublade mit ähnlicher Bauform und Größe wie der Neutrik NC3 MP liegen. Als ich ihn testhalber in die Öffnung des Batteriefachdeckels hielt, stellte ich fest, dass ich ihn da ohne Bohren provisorisch einfach mal montieren konnte, da die Schrauben genau an den Kanten der Öffnung endeten. Also lötete ich die Ausgangsbuchse der Milennium PP2B aus deren Platine, drehte dann das Pin 3 zur Seite und lötete sie nur mit Pin1, Pin2 und Masse wieder in die Platine. Dann nahm ich meinen Schaltplan aus meinem DiY-Thread als Vorlage und schloss den Taster und die Ausgangsbuchsen so an, dass das phantomgespeiste Mikro ohne Druck auf den Taster aus der Original-Ausgangsbuchse vom Kanal 1 der PP2B kam und die zusätzliche Buchse mit den 150 Ohm zwischen Pin 2 und Pin 3 kurzgeschlossen und damit gemutet wurde. Mit Druck auf den Taster wechselten dann die Stecker ihre Rollen und der Originalstecker wurde gemutet und das phantomgespeiste Mikro kam aus dem zusätzlichen Stecker raus.

Bilder​

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Testeinsatz auf der Bühne​

Nun ging es an den Praxistest auf der Bühne. Ich tauschte die Millenium Pocket Phantom und den Palmer MI DMS gegen die modifizierte PP2B aus und testete sie als MD-Schalter bei der Bandprobe und dem darauf folgenden Gottesdienst. Ich stellte die PP2B links neben meinen Line 6 POD HD500. Ich konnte den Taster sehr gut sehen und treffen und somit problemlos zwischen meinem für alle hörbaren Gesangsmikro über diesen Taster auf den MD-Kanal umschalten und war somit nur noch in den InEars der Mitmusiker hörbar. Also konnte ich z.B. meine zweite Stimme singen und kurz vor Ende des Verses den Taster drücken, "Chorus" ansagen und gleich wieder weiter singen. Das klappte sehr gut, war absolut knackfrei und damit praxistauglich!

Fazit​

Der Thomann SW1045M Fußtaster ist ein sehr stabiler und praxistauglicher Fußtaster für verschiedenste Anwendungen. Er ist nicht leise, bewegt sich aber dabei im absolut üblichen Rahmen. Sein stabiles Plastikgehäuse verträgt keine exzessiven Lötarbeiten, hält aber "normalen" Lötarbeiten absolut stand! Man kann Kabel in die Lötösen löten und auch wieder entfernen und das Zinn in den Lötösen erhitzen und per Lötsaugpumpe absaugen. Das geht alles problemlos, keine Angst! Absolute Kaufempfehlung!
 
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Weitere Modifikation​

Trotzdem nahm ich den PP2B nochmal mit, da ja die Öffnung des Batteriefachs noch nicht komplett verschlossen war.
Als ich dann so darüber nachdachte, ob ich den Einbaustecker in den Batteriefachdeckel einbauen, oder einen neuen anfertigen sollte, kam mir die Idee, ihn vielleicht auf der anderen Seite einzubauen und das Batteriefach wieder als solches verwendbar zu machen? :unsure:
Also kontrollierte ich, ob für die 9V-Block-Batterien noch genügend Platz im Batteriefach wäre, wenn ich den Taster direkt am Gehäusedeckel montiere und oben weit herausschauen lasse?
Und wäre das Gehäuse breit genug um den Einbaustecker und zwei 9V-Block-Batterien nebeneinander zu beherbergen?
Da beide Fragen von mir positiv beantwortet werden konnten, entschied ich mich dafür das Batteriefach wieder benutzbar und damit den Betrieb mit 9V-Batterien wieder möglich zu machen.
Außerdem konnten so die anderen Gitarristen die PP2B näher an ihr jeweiliges Effektboard stellen. Ich war der Einzige, der sie auf die linke Seite stellt. Bei allen anderen steht sie rechts und wird mit dem rechten Fuß bedient.
Also bohrte ich ein passendes Loch in die Seite des Gehäuses und schraubte den Einbaustecker darin fest. Den Taster schraubte ich ohne Mutter und Unterlagscheiben auf der Innenseite mit seinem Gehäuse direkt aufsitzend in das Loch. Dadurch stand das Gewinde natürlich auf der Oberseite deutlich weiter raus. Das sah im ersten Moment zwar ungewohnt aus, erwies sich aber in der Praxis als gut, da man so den Taster noch besser trifft. Natürlich musste ich jetzt den Karton etwas anders falten, welcher das Batteriefach im inneren des Gehäuses begrenzt und verhindert, dass das Metallgehäuse der Batterien, oder einer der 9V-Clips die Platine berühren könnte. Die Kontakte des Einbausteckers schützte ich mit Schrumpfschlauch und durch Einklappen einer Kartonseite vor Berührung. Wahrscheinlich wird das Pedal nie mit Batterien betrieben, aber wer weiß? Die Möglichkeit dafür ist nun zumindest gegeben.
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Einsatz auf der Gemeindefreizeit​

Anfang Juni '23 war auch diese Modifikation fertig und ich nahm die PP2B mit auf unsere Gemeindefreizeit. Dort stellte ich sie bei mir an den Platz. Da ich nicht jede Session leitete und einen MD auch an einen weiteren Platz haben wollte, baute ich dort die Palmer MI DMS auf und schleifte deren Mikrofoneingang durch den zweiten Phantomspeisungs-Anschluss der PP2B. Das funktionierte einwandfrei. Allerdings war das dann auch der Punkt, an dem ich beim Soundcheck feststellte, dass der Taster der Palmer MI DMS nun ganz kaputt war und einen der beiden Kanäle nicht mehr zuverlässig abschaltete. Gott sei Dank hatte unser Schlagzeuger noch eine zweite Palmer MI DMS dabei, welche dann einwandfrei funktionierte.

Dauer-Einsatz am "Haupt-MD-Platz" auf unsere Bühne im Gemeindesaal​

Nach der Gemeindefreizeit ersetzte ich die Kombination aus Palmer MI DMS und Millenium Pocket Phantom am "Haupt-MD-Platz" durch die modifizierte Millenium PP2B. Um sie dann auch etwas näher an meinen Line 6 POD HD500 stellen zu können, lötete einen XLR-Winkelstecker statt dem geraden XLR-Stecker an das Anschlusskabel. So tut sie seit dem ihren Dienst und wir sind sehr zufrieden damit!

Bilder im Einsatz​

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Wie ging's weiter?​

Eigentlich hätte ich an der Stelle das Projekt auch beenden können. Der "Haupt-MD-Platz" war nun gut versorgt und die nun frei gewordene Millenium Pocket Phantom wäre in Kombination mit meinem DiY-Taster eine gute Lösung für den zweiten MD-Platz gewesen. Natürlich hätte ich auch eine zweite Millenium PP2B kaufen und modifizieren können, aber ich hatte eine andere Idee...
 
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4. Möglichkeit: Millenium Pocket Phantom "in Mono" mit zusätzlichem MD-Taster​

Während die Millenium PP2B nun ihren festen Platz einnahm, durfte die frei gewordene Millenium Pocket Phantom auf meinen Schreibtisch und wurde für weitere Pläne geöffnet.
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Im Gegensatz zur PP2B war sie ja kleiner und hatte auch kein Batteriefach. Außerdem waren die Anschlüsse auch nicht alle auf einer Seite, sondern gegenüber liegend angeordnet. Das Gehäuse war auch nicht aus gefalztem Stahl, sondern aus einem Stück Alu-Strangprofil und zwei Deckeln. Ich schraubte die vier gummierten Ecken und einen der Deckel ab und konnte dann die Platine mit dem anderen Deckel aus dem Profil ziehen. Die Platine war relativ flach bestückt. Das einzige was etwas hoch stand waren einige THT-Kondensatoren, aber die lagen auch schon etwas abgewinkelt nebeneinander. So wie es aussah wäre es zwar eng, aber der Platz wäre ausreichend um auch in diese Box einen Thomann SW1045M-Taster einzubauen. Rein theoretisch hätte ich auch im Bereich der Rundung einen zusätzlichen Einbaustecker verbauen können, wenn ich die Stromversorgungsbuchse versetzen würde. Allerdings wäre dann der Zusammenbau nahezu unmöglich, da ich ja dann zwei Buchsen unter dem im Profil verbauten Taster durchfädeln müsste.

Umbau von zwei- auf einkanalig​

Außerdem wäre die Anordnung der Buchsen auch nicht so, wie ich mir das vorstellte. Also entschloss ich mich dazu einen der beiden Phantomspeisungs-Kanäle zu deaktivieren, dessen Eingangsbuchse zu entfernen und dessen Ausgangsbuchse als zweite Ausgangsbuchse für den MD-Ausgang zu verwenden.
Um einen eventuellen späteren Rückbau einfacher möglich und eine Beschriftung für den Umbau einfacher zu machen, entschloss ich mich dazu das Alu-Profil so zu drehen, dass die bisherige Oberseite die neue Unterseite werden würde. Somit wanderte die bisherige Beschriftung mit dem schematischen Schaltplan auf die Unterseite.
Als erstes lötete ich die Eingangsbuchse von Kanal 2 und beide Ausgangsstecker aus der Platine. Dafür verwendete ich wieder meine Entlötsaugpumpe. Dann drehte ich Pin 2 und Pin 3 des Ausgangssteckers von Kanal 2 und Pin2 des Ausgangssteckers von Kanal 1 um 90° zur Seite und lötete daran passende Kabel, verschrumpfte die Lötstellen und lötete die Ausgangsstecker wieder auf die Platine. Dann lötete ich die 150 Ohm Widerstände und Kabel seitlich an den Taster und verschrumpfte die Widerstände mit Schrumpfschläuchen.
Dann schnitt ich ein Blech zu, bohrte passende Löcher rein und schraubte es provisorisch als Verschlussblende hinter das Loch der fehlenden Eingangsbuchse von Kanal 2. Als es passte, schraubte ich es wieder raus und lackierte es einseitig schwarz. Dann legte ich die Kondensatoren noch etwas flacher, bohrte ein Loch an der passenden Stelle in das Gehäuseprofil, montierte den Taster in das Loch und fädelte die Platine an ihm vorbei in das Gehäuseprofil. Nun sah ich bestätigt, dass der Platz zwischen Taster und flacher gelegten Kondensatoren zwar nicht üppig, aber ausreichend war. Ich klebte die LEDs wieder in den Gehäusedeckel und schraubte den Deckel und die Gummiecken wieder auf und das Gerät damit zu.
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Funktionstest an Cakewalk by Roland UA25EX​

Dann testete ich den MD-Taster und dessen Phantomspeisung mit meinem Audio Technica AT2035 an den beiden Eingängen meines Cakewalk by Roland UA25EX Interfaces. Natürlich schaltete ich dessen Phantomspeisung vorher ab.
Die Umschaltung funktionierte auch bei diesem Umbau absolut Knackfrei und einem Test auf der Bühne stand nichts mehr im Wege.

Verkabelung am zweiten MD-Platz auf der Bühne unseres Gemeindesaales​

Nun schloss ich das modifizierte Millenium Pocket Phantom am zweiten MD-Platz auf der Bühne unseres Gemeindesaales an zwei Eingangskanäle des Bodentanks, die unter der Bühne an einer der zwei Stageboxen unseres Allen&Heath GLD-112 angeschlossen war. Seine Kabel kamen aus dem Bodentank und es lag nun anschlußbereit auf der Bühne in der Nähe des Keyboards. Es konnte nun sowohl am Keyboard, am Bass, oder an der zweiten Gitarre als MD-und Gesangsmikro-Anschluss verwendet werden. Man musste nur ein Mikro per XLR-Kabel in die Buchse vorne einstecken und schon konnte es los gehen. Das verkürzte den Aufbau für Probe und Gottesdienst erheblich und erweiterte die Möglichkeiten um einen variablen zweiten MD-/Gesangsplatz.
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Gesamtfazit​

Das Projekt brauchte zwar etwas Zeit für die Konzeption, konnte aber am Ende relativ schnell umgesetzt werden und ersetzte den defekten Palmer MI DMS-Taster "genau rechtzeitig". Es vereinfachte den Aufbau auf der Bühne, schaffte Platz in den Bodentanks und vereinfachte das Kabelgeflecht. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis und setzen die MD-Taster sehr gerne in der Worship-Zeit unserer Gottesdienste mit verschiedenen dynamischen und Kondensator- Mikrofonen ein!
(y):love:

Ich hoffe euch hat der Bericht gefallen! Vielen Dank für Euer Interesse! Wenn ihr Fragen dazu habt, dürft ihr sie mir gerne hier im Thread stellen!

Ich wünsche ich euch weiterhin viel Spaß hier im Musiker-Board!
Seid gesegnet und bis bald! Euer GeiGit

...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern. :coffee:
 
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Toller Bericht. Hast du aber auch mal über ein zweites Mikro mit einem Optogate, so wie das da, nachgedacht?
 
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Dankeschön @Mfk0815 !
Ja, ich weiß, dass das Optogate immer wieder auf lauten Bühnen eingesetzt wird und es wäre als MD-Schalter für einen reinen Instrumentalisten, der sich für die Ansagen dann bewusst zum Mikro hin und danach wieder weg bewegt, sicherlich eine Lösung um die Bühnengeräusch-Einstreuung in den Ansagenpause auszublenden. Im Normalfall bleibt auf Silent-Stages in Gemeinden solch ein MD-Mikro jedoch eher dauerhaft aktiv.
Für unsere Anwendung mit dem ständigen Wechsel zwischen Singen und Ansagen, müsste ich ja zwei Mikros irgendwie mit etwas Abstand nebeneinander aufbauen, beide mit einem Optogate versehen und dann zwischen ihnen hin und her wechseln.
Das fände ich eher unpraktisch und auch optisch nicht wirklich schön. Außerdem funktioniert das Optogate auch nur mit dynamischen Mikrofonen und der ganze Aufbau wäre nicht ganz billig und relativ aufwändig.
Das wäre für mich persönlich keine Alternative zur beschriebenen Umschaltung per Fuß.
 
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Tolle Beschreibung!
Danke dafür.
 
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Kleines Update​

Es ist mittlerweile tatsächlich so, dass alle drei von mir gebauten/modifizierten MD-Umschaltpedale im häufigem Einsatz sind.

Der umgebaute Milennium PP2B ist im Dauer-Einsatz auf der großen Bühne im Saal.

Der umgebaute Millenium Pocket Phantom ist nun in unser Bistro auf die kleinere Bühne gewandert und wird dort immer wieder verwendet wenn Proben für den Gottesdienst am neu gegründeten Standort in Neckarsulm mit InEar stattfinden. Wahrscheinlich wird er dort zukünftig auch für weitere Veranstaltungen verwendet, falls MD-Ansagen, und/oder Klick hilfreich sind und man dann InEar statt der Monitorlautsprecher verwendet.

Und mein DiY-Taster wird auf der Bühne bei den Gottesdiensten am neuen Standort mit einem Beta58a verwendet. Dafür braucht er ja keine Phantomspeisung.

Somit sind tatsächlich nun alle drei in häufiger Benutzung.
Das freut mich total! :juhuu::m_sing:
 
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Ich hätte stumpf auf eine Lösung gesetzt, wo eins das Mikrofon zum mitsingen ist, das andere für Durchsagen. Zwei Mikros, zwei Kabel. Wenn es luxuriös sein soll, beide oder zumindest das eine mit Schalter am Mikrofon, hängt davon ab ob man in der Situation eine Hand frei hat.
 
Nee, da ist definitiv keine Hand frei, da ich non stop Gitarre spiele und die zwei Mikros nebeneinander müssten vom Abstand so weit auseinander sein, dass man im Gesangsmikro keine Ansagen mehr hören kann.
Dann würde ich allerdings am Ende jedes Verses, jedes Choruses, Solos, usw. zwischen den Mikros hin und her schwenken.
Da ist der Taster deutlich angenehmer, viel unauffälliger und praktikabler.
 
Coole Sache! Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wenn Leute in eine Sache Gehirnschmalz stecken und dies dann netterweise mit der Community teilen. Dafür kann es gar nicht genug Kekse regnen. aber leider...
1710604345358.png


Dies ist ja mehr oder weniger die Analog Lösung. Bei nem Digitalpult könnte man das ja auch über MIDI steuern, in dem man ein Snippet erstellt und über Midi aufruft, das genau das macht. Da könnte man auch ein einfaches Arduino Projekt nutzen, wie es @Harle für das X32 als Effekt Mute hier mal vorgestellt hat. Nur mal laut gedacht...
 
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