Bassventile flattern

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Es handelt sich in der Regel um Spaltleder ohne "Hautstruktur". Die Häute von Rindern z.B. sind bis zu 8mm dick und erhalten durch Spalten in mindestens zwei aber auch mehrere Schichten ihre gewünschte Stärke. Die Oberseite = Haarseite
ist für Akkordeonventile nicht geeignet weil die Festigkeit und die Dichte nicht auf ober- und Unterseite gleich ist. Das heißt es nimmt beim Rückfetten nach dem Gerben das Fett nicht gleichmäßig auf und trocknet beim Altern an Ober/Haarseite stärker, was zum AufwerfenAufbiegen führt. Was du (und andere)als Hautstruktur wahrnimmst ist wahrscheinlich die übliche künstliche Narbung/Prägung die erzeugt wird um dem Leder die gewünschte Optik zu geben, zusätzlich wird es noch gefärbt bzw. lackiert. Lackierte und geprägte Leder sind ungeeignet weil auch sie sich durch Alterung/Austrocknung aufwerfen.
Ein Akkordeonventil sollte idealerweise aus dem Chromgegerbten Mittelspalt bestehen wo Ober-und Unterseite identisch aussehen.
Und ja, da ist immer viel Chemie im Spiel, das Ausgangsmaterial Tierhaut erhält seine gewünschten Eigenschaften erst durch den Einsatz von Chemie.
 
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Hallo,

ich denke seit einigen Tagen über das Thema nach und möchte nun noch ein paar Kommentare abgeben.

Basierend auf einem Vergleich des Fotos von @polifonico s Instrument mit den originalen (blasseren, helleren) Lederventilen und dem aktuellen Zustand sowie @maxito s Argumentation denke ich, dass es sich bei den aktuellen Ventilen um Kunstleder handelt. Ein Vergleich des Sortiments unseres slowakischen Händlers an Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien für Akkordeons meine Annahme eher bestätigte: Synthetische Ventile (und auch Federfolien für Lederventile) haben fast ausschließlich eine weiße Farbe. Das ist übrigens auch in Deutschland Mode (bitte Quelle: Vor der Reparatur, nach der Reparatur). Echtes Leder ist heller (beige) und hier in der Slowakei auch am teuersten. Kunstleder ist preislich deutlich höher als synthetische Ventile, aber günstiger als echtes Leder (und Lederventile) und ähnelt in der Farbe dem Material des Akkordeons von @polifonico .

Meine Schlussfolgerungen zum besprochenen Akkordeon:
  • Es ist mMn kein echtes Leder, jedoch Kunstleder, aber
  • das bedeutet nicht, dass es ein minderwertiges Material ist! Ganz im Gegenteil:
  • Die Werkstatt versuchte, sein Bestes zu geben, wobei er einen wichtigen Punkt berücksichtigte:
  • Mir ist aufgefallen, dass die Messing-Gewichte auf den Stimmzungen sehr schwer und im Verhältnis zur Länge der Zungen relativ lang und massiver sind. Vergleichen Sie dies mit dem Kontra-E auf meinem Instrument und der Kontra-Oktave eines Morino VIN-Modells (die Messing-Gewichte sind im Verhältnis zur Federlänge relativ kürzer...):
1742501904199.png

  • Die Werkstatt suchte wohl offenbar nach einem Kompromiss, der eine sofortige Tonansprache der Stimmzungen ermöglicht.
  • Wahrscheinlich wurde deshalb auch keine etwas "klobigere" (d.h. schwerfälligere) Echtlederventile verwendet.
  • Die Werkstatt hat also mMn alles nach bestem Wissen, Gewissen und Erfahrung getan.
  • Allerdings macht es vermutlich einen Unterschied, ob bei gleicher Frequenz eine längere Stimmzunge mit einem geringeren Gewicht aus Messing schwingt oder eine kürzere Stimmzunge mit einem größeren Messinggewicht... Und nach vier Jahren führte es zu diesem interessanten und lehrreichen Faden...
Ich kann mich irren, aber das ist bei solchen Überlegungen üblich. :engel:

Gruß, Vladimir
 
Grund: Grammatikkorrektur (der Faden)
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Hab' soeben mal einen einfachen Test mit den , bei der Generalüberholung verwendeten Ventilen gemacht ,
die gute alte Brandprobe : Es ist eindeutig Leder , die Flamme stinkt nach verbranntem Haar und das Material brennt
ohne zu schmelzen oder zu kleben . Allerdings ist da auf der Außenseite eine Folienschicht fest verklebt .
Sie läßt sich nur mit einem Cuttermesser entfernen. Ich glaube , dieses modernere Material ist einfacher zu verarbeiten
und billiger in der Herstellung.

Lederventile wurden ja lange verwendet . Und auch in ganz erschiedenen Qualitäten.
Ich hatte viele alte Akkordeons in der Hand und hab so einiges gesehen.
Bei manchen Instrumenten, auch aus Italien , waren die kleinen Ventilleder so vertrocknet und verzogen , daß sie aussahen, wie tote Würmchen , ich hatte aber auch mal eine Fratelli Crosio aus den 30 Jahren , da waren die Leder von so ausgesuchter Qualität, daß sie nach so langer Zeit immer noch perfekt deckten .
Die Fertigung von Echtlederventilen bedarf einer langen Erfahrung , es reicht nicht Streifen aus
einer Lederhaut zu schnippeln . Der natürliche Wuchs , die Dicke , die Gerbung , all das sind Parameter die es da wohl zu beachten gilt.
Ich hatte mal eine Abbildung eines Tierkörpers gesehen, wo nicht, wie bei einem Metzger die Lage der Bratenstücke eingezeichnet war,
sondern die Lage und Laufrichtung der geeigneten Hautpartien zur Gewinnung von Ventilleder . Wie überall sterben da wohl die Fachleute aus und Wissen wird durch Technologie ersetzt.

Meine Victoria hat fast 40 Jahre ungespielt gut gelagert gestanden , bevor ich sie gekauft habe.
Die damals verwendeten Echtlederventile mit den Stahlfedern waren in einem Topzustand .
Es gab auch schon leichte Nebengeräusche in den Bässen , die aber so im Vergleich 4Jahre /40Jahre erträglich waren.
Grund für die Generalüberholung war auch nicht der Zustand der Leder, sondern des Ventilklebers, der nicht mehr hielt.
Bei dem nötigen Stimmvorgang war zu befürchten, daß sich Ventile lockern und abfallen könnten.

I
 
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