Ab ca. €1.600: Markengitarre von der Stange oder hiesiger Gitarrenbauer?

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Wampler
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Nachdem im "ist eine Epi so gut wie eine Gibson"-Thread die Diskussion teilweise auch darum ging, ob es nicht sinnvoller ist, ab einer bestimmten Höhe lieber einen der kompetenten Gitarrenbauer aus der Region zu beauftragen, befrage ich einfach mal das Forum zum Thema.

Ich persönlich habe zwei Gitarrenbauer in meiner Region kennengelernt und ihre Instrumente angespielt und war schlicht begeistert. Ich werde nicht zögern, wenn's finanziell mal passt, bei einem von ihnen einen Auftrag loszuwerden.

Gründe:
- Fachkenntnis und umfangreiche Beratung in punkto Klanghölzer, PU, Beschlagteile - eigentlich alles
- Die Möglichkeit, sich kompromisslos das Wunschinstrument fertigen zu lassen
- Saubere (Sauberste) Verarbeitung, für die etablierte Marken ein Mehrfaches verlangen
- guter Sound (zumindest meine Erfahrung)
- guter Service, viel Kulanz auch noch lange nach dem Kauf

Nachteil/Risiko:
- eine Sonderanfertigung kann man nicht schon vorher hören; dieses Manko kann aufgefangen werden, falls der Gitarrenbauer Modelle seiner Gitarren anspielbereit hat, so dass man sich über diese dem Wunschinstrument nähert
- die Absprache kann mit Missverständnissen behaftet sein, sofern nicht genau darauf geachtet wird, dass beide mit dem gleichen Wort auch den gleichen Inhalt meinen. Ich erinnere mich an einen Thread hier, wo jemand sich über einen georderten Body beschwerte. Er hatte ihn mit den "üblichen" Fräsungen bestellt - woher soll der Lieferant wissen, was genau nun "üblich" zu bedeuten hat?
- osborne hatte den interessanten Gedanken, dass eine Custom-Gitarre an Wiederverkaufswert einbüßt. Möchte ich nicht von der Hand weisen. Eine Strat oder Paula - original - verkaufen sich wegen des Images sicher leichter.

Eure Erfahrungen und Meinungen hierzu?
 
Eigenschaft
 
Eigentlich hast du schon alle Punkte aufgezählt die mir auch einfallen. Wie man die nun gewichtet um zu einer Entscheidung zu kommen ist aber sehr individuell. Ich bin auch ein Wandler zwischen den Welten, meine beiden teuersten Gitarren von der Stange waren mit 2000€ und 3500€ auch nicht preiswert, genau soviel habe ich auch schon beim Gitarrenbauer ausgegeben. Allerdings habe ich mir dort keine anfertigen lassen sondern ein bereits fertige Exemplare aus dem Showroom gekauft. Auch wenn ich schon ein paar Dutzend Gitarren besaß wäre ich mit der Festlegung aller Details für einen Bau heillos überfordert: Holz, Mensur, Griffbrettradius, Bünde, Tonabnehmer, Fräsungen, Lackierungen... Ehrlich gesagt gibts da einfach zu viel unterschiedliche Spezifikationen die mir alle gut gefallen, alleine schon bei der Mensur kann ich mich nicht festlegen. Vielleicht wäre es ja auch bei dir möglich dir ein Showroomexemplar zu kaufen wenn es dir gut gefällt? Dann baut der Gitarrenbauer halt ein neues Exemplar und stellt es aus, das sollte für ihn ja fast aufs gleiche rauskommen falls er denn nicht nur eines hat und täglich Kunden zeigen will.

Ich muss aber auch sagen dass neben dem Satz "Wer billig kauft kauft zweimal" auch gut "Wer teuer kauft kauft zweimal" stehen kann. Es kann immer sein dass sich der eigene Geschmack oder der Musikstil ändert, deswegen sollte man meiner Meinung nach schon auf den Wiederverkaufswert achten, gerade wenn man sich unsicher ist. Und der ist bei einer 1500€ Gibson oder Fender einfach ungleich höher als bei eine 2500€ von einem guten Gitarrenbauer, selbst wenn er einen großen Namen trägt. Da musst dann schnell mal 1000€ oder mehr mit dem Preis runtergehen bis sich ein Käufer findet.

Aus dem Bauch heraus würde ich dir eher einen Kauf von der Stange empfehlen, wenn du dich mal in einen guten Laden mit großer Auswahl begibst - möglichst zu einer Zeit wo nicht viel los ist, also nicht gerade an einem Samstag- und dort ein paar Gitarren in deinem Preisrahmen anspielst wirst du bestimmt eine tolle finden.
 
Ich finde auch, dass der Wiederverkaufswert, wie Xanadu schon sagte, ein kritischer Faktor ist.
Wie oft kauft man sich eine Gitarre oder einen Amp und denkt sich "Die ist die richtige fürs Leben!" und nach einiger Zeit merkt man dann doch, dass es vielleicht nicht 100%ig passt (Parallelen zu anderen Aspekten des Lebens sind natürlich rein zufälliger Natur ;) ).

Ich persönlich habe auch deshalb das Thema Customshop als "nichts für mich" abgetan; zudem existiert eine so breite Masse an unterschiedlichen Gitarrenkonfigurationen, dass für jeden etwas dabei ist.
Man kann sich an so vieles gewöhnen, da braucht man in meinen Augen keinen Customshop.
 
Ich find das ist ne ganz schwere Frage wo ich auch schon oft drüber mir den Kopf zerbrochen haben.

Der große Vorteil ist eben bei einem Gitarrenbauer exakt die Gitarre zu bekommen , die ich ich will mit meiner Lieblingsform , bevorzugetem Halsprofil , Farbe , Pus, Mechaniken etc .ff.
Auch ist die Qualität der verwendeten Hölzer sicher immer Top.

Aber du sprichst von " sauberster " Verarbeitung und das ist schwierig zu unterschreiben. Der Mensch macht halt Fehler und in einem Gitarrenbauprozess ( Schreinerarbeiten , Lackierarbeiten , Bundierarbeiten, Elektroarbeiten) gibt es viele Möglichkeiten etwas Falsch zu machen. Als erfahrener Gitarrenbauer sollte einem das selten passieren, aber es kann passieren und passiert ehr als in einem Unternehmen mit standardisierten Prozessen . Kein Mensch kann es mit der Genauigkeit einer CNC-Fräse oder einer Lackierstraße aufnehmen.
Selbst Unternehmen wie FGN ( bauen wirklich sehr geile Gitarren) werben mit der Fertigung per CNC -Fräse . http://www.fgnguitars.de/specials.html

Ich sage damit nicht das Gitarrenbauer unsaubere Instrumente zusammenbauen und auch die großen Liefern gerne mal Murks aus, aber wenn ich anspielen gehe k
kaufe ich nicht die Katze im Sack
 
Ein Gitarrenbauer ist dann für mich interessant, wenn ich etwas ganz besonderes haben will, was es sonst nicht gibt. Zum Beispiel eine besondere Optik, die für mich was ganz persönliches ist.
Wenn es nur um Klangliche Eigenschaften geht, kann der Gitarrenbauer mir sicher was anderes bieten als die gängigen Marken, aber nicht zwangsläufig besser.
Das ist dann Geschmackssache.
 
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Hi,

es ist schon so wie aufgeführt, es gibt so viel, eigentlich müsste da für jeden was dabei sein.
Daneben ist der Preis der Markenware wie Gibson auch relativ. Klar kostet ne gute Gibson 2 k aufwärts, aber als Bsp.
ne Standard, heute vielleicht für um die 1800 eingekauft, wird gebraucht nicht viel weniger als um die 1500 bringen in nem annhembaren Zustand.
Sind also 300 Euro im Wind, das geht, ist der Preis einer billigen Epi, für die man nach nen paar Jahren auch nicht mehr viel bekommt. Also
es ist über die Zeit zwar etwas teurer nen Gibson zu spielen z. B. aber am Ende doch marginal. Das ist bei ner Sonderanfertigung gerne mal
deutlich anders.

Ich denke es macht dann Sinn, wenn man nun was ganz ganz spezielles haben möchte, z. B. ne komplett andere Form o,ä. klanglich kann man
mit ner Serienware immer glücklich werden, das gibt es genug.

Verarbeitung muss bei ner Customanfertigung auch nicht zwingend besser sein, ne Gibson Custom wird händisch mit Maschinen gefertigt und ne Anfertigung
genauso. Kommt halt drauf an ob alle nen guten Tag haben. Bei ner Seriencustom kannst allerdings aus mehreren aussuchen, da ist dann auf jeden Fall
ne Mangelfreie dabei. bei der Anfertigung musst ggf. nachbessern lassen. Ich wüsst nicht was besser ist;). Doch schon, die die von vornherein fertig war.
Nachbessern ist eigentlich nie auf dem Niveau wie direkt richtig gemacht, wird halt immer was improvisiert, damit es wird.
Imho.

VG
Frank
 
Ich hab zwar keine Erfahrung dazu, aber immer eine Meinung ;)

Ich glaube, wirtschaftliche Überlegungen sind bei dem Thema fehl am Platz.
Man kann aller erdenklichen Arten von Gitarren "von der Stange" bekommen, und was es noch nicht fertig gibt, lässt sich mit ein paar Modifikationen bewerkstelligen.
Der Grund, sich ein Instrument vom Gitarrenbauer herstellen zu lassen, ist doch immer ein emotionaler.
Wir wollen alle irgendwas besonderes, eigenes haben, was es sonst nirgends gibt. Normale Menschen :)D) bedrucken sich T-Shirts mit eigenen Motiven, wir lassen uns eben Gitarren bauen.

Geld sollte dabei keine Rolle spielen - wenn mein Trauminstrument für mein Budget nicht zu bauen ist, sollte ich es nicht bauen lassen. Kompromisse eingehen kann ich auch bei Serienfertigungen.
Und außerdem, wer weiß schon, wie seine Traumgitarre aussieht? Hände hoch? Ich nicht.
 
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Geht ja nicht drum das das wirtschaftliche im Vordergrund steht, man darf auch gerne Geld in seinem Hobby versenken.
Mach ich bei vielen anderen Sachen ja auch, hier ging es ja mehr um die Wertigkeit generell, also das es sich lohnt ab 1600 aufwärts was bauen
zu lassen und zur Wertigkeit und zum Preis einer Gitarre gehört halt auch immer der evtl. Wiederverkauf. Und der ist bei ner Gibson halt besser,
als beim Gitarrenbauer. Wenn man das berücksichtigt kann man auch ne Customshop oder ne Anfertigung auf der Bühne kleinhauen,
minimiert man halt den Verkaufswert auf 0. Ist dann auch o.k. man weiss ja was man tut, aber berücksichtigen sollte derjenige der sich
mit dem Gedanken trägt schon alles Aspekte die das so mit sich bringt.

Und ich glaube halt das ne Customshoppaula im guten Trimm es locker mit einer massgefertigten Gitarre mithalten kann, vorausgestzt
man sucht einen Klang der in Richtung Paula geht.

VG

Frank
 
- eine Sonderanfertigung kann man nicht schon vorher hören; dieses Manko kann aufgefangen werden, falls der Gitarrenbauer Modelle seiner Gitarren anspielbereit hat, so dass man sich über diese dem Wunschinstrument nähert

Und dann kommt hinzu dass gerade bei Fertigung von Hand sich der Klang derselben Modelle stärker unterscheiden kann als bei Stangenfertigung.
Und ich bin überzeugt davon, dass ein Meister Eder des Gitarrenbaus nicht bessere Qualität liefern kann als eine 1000€ teure asiatische Lady.
Die Wiederverkaufswert-Diskussion ist ebenfalls nicht ohne.. Wie oft lest ihr bei ebay "vom Gitarrenbauer customgefertigt" und die Klampfen gehen für 300€ weg.. Das passiert mir bei einer US-Strat nicht. Nicht in 20 Jahren.
Einziger sinnvoller Grund also für Gitarrenbauer ist die Individualität, von der man sich sicher ist, dass man sie niemals verkauft.
UND: Das ganze trifft nur auf die elektrischen Instrumente zu, bei Akustikgitarren verhält sich ALLES bis auf den Wiederverkaufswert etwas anders.
 
Also ich bin auf der Suche nach einer Strat, einer gescheiten bei der ich mich auf anhieb wohl fühle.
Beim Gitarrenlehrer steht eine Customshop Fender (nicht relic), ich habe diverse FGN und diverse Thorndal strats beim hiesigen Gitarrenladen getestet und komme zu dem Fazit:
- für das selbe Geld bekommt man beim Gitarrenbauer ein besseres P/L Verhältnis
- der Wiederverkaufswert der vom Gitarrenbauer gebauten Strat würde mich abschrecken dieGitarre zu kaufen - es sei denn es macht wirklcih sofort klick, hat es jedenfalls noch nicht
- der Preis sagt ab einer bestimmten Kategorie nichts über das Instrument aus. Thorndal z.B.: 1.700€ Strat hat mir wesentlich besser gefallen als die 2.7k€ Strat obwohl oder warscheinlich wegen des bei der günstigeren nicht vorhandenen Relics/Nitrolacks.
- Die FGN und Thorndal Modelle waren alle besser als die Customshopstrat obwohl diese für ihren Preis auch wirklich astrein war.
- Das Risiko, dass die Gitarre trotz der mir im Lastenheft genannten Specs und Wünsche mir nicht zusagt wäre mir zu groß.

Ich würde mir nie eine Gitarre auf Anfrage bauen lassen. Ich würde, wenn es Liebe auf den ersten Blick ist (...wie war das mit Parallelen zum wirklichen Leben...), eine vom Gitarrenbauer gebaute mir anspielbare Gitarre kaufen.

edit: Ups, gerade nach der Antwort den Post über mir gelesen und mir gedacht: steht schon alles drin, deinen Text hättest du dir auch sparen können :D
 
Hier mal nen kleiner Erfahrungsbericht von meiner Seite:
Ich war auf der Suche nach einer für mich optimal bespielbaren und gut klingenden HSS-Strat in Fiesta Red mit rot lakierter Kopfplatte.
Gut, die HSS-Bestückung war werkseitig erstmal kein Muss, denn Pickguard und Tonabnehmer kann man ja später immer noch tauschen. Die Farbe war mir aber schon wichtig.
In der gewünschten Farbe gab es zu der Zeit von Fender mal so eine Limited American Serie in vermeintlichem Fiesta Red. Diese Gitarre habe ich mir daraufhin angesehen und gemerkt: Ist nicht der Farbton den ich suche: kein echtes, knalliges Fiesta-Red, sondern eher ein dunkles Weinrot.
Nach einem ersten Blick auf die Preise des örtlichen Gitarrenbauers habe ich dann gemerkt, dass eine Custom-Shop Strat auch nicht so viel mehr kostet, als eine normale Fender American Standard. Vor allem, wenn ich bei der Fender noch einen kompletten Pickup-Tausch einkalkulierte. :gruebel:Also fiel die Wahl somit auf die Custom-Strat. Auch die Nitro-Lackierung fand ich sehr reizvoll. Ob diese zu einem besseren Sound/Schwingungsverhalten beiträgt, KA - ist ne andere Diskussion. Aber definitiv bringt sie das Fiesta-Red sehr gut zur Geltung. Ich habe zu dieser Zeit Ahorn-Hälse bevorzugt, also wurde die Gitarre mit einem solchen gebaut. Im Nachhinein hat sich meine Vorliebe aber zu Palisander gewandelt (sowohl optisch, als auch vom Sound her). Also mußte nochmal ein neuer Hals her (der alte verstaubt jetzt leider auf dem Dachboden). Der neue Hals wurde dann nochmal individuell angefertigt, so dass man das Stück Holz vorher begutachten konnte. Hinzu kam ein toll bespielbarer Compound-Radius. Erstmal dünn lackiert, habe ich den Lack vor kurzem abschleifen lassen, so dass der Hals nun nur noch leicht gewachst und geölt ist, um die Bespielbarkeit zu verbessern (erheblich weniger Reibungswiderstand). Endergebnis: Eine individuelle Gitarre, die hervorragend schwingt und klingt. Dazu kommen ausgewählte Pickups in einer speziellen Schaltung von ACY. Und dann eben alles in genau der Optik, die ich wollte (ist mir persönlich ziemlich wichtig).

Dennoch ist das Thema natürlich immer mit einem Risiko behaftet. Jede Gitarre, selbst die von der Stange, sind am Ende Einzelstücke. Und wenn man eine Gitarre wirklich vorher in die Hand nehmen und testen kann, ist das einfach ein Riesenvorteil. Eine klarer Vorstellung davon, was man möchte sowie ein sorgfältige Absprache der Spezifikationen mit dem Gitarrenbauer sind sicherlich ein Muss. Trotzdem: Wenn ich irgendwann mal zu viel Geld habe, kommt bei mir noch eine zweite Custom-Strat in Nitro Surf-Green dazu. ;)

Gruß
 
Hallo alle,

danke erst ein Mal vorab für die rege Beteiligung!
Ich lese für mich zwei Dinge heraus:
1.) Das Wiederverkaufswert-Argument ist für mich neu, hatte ich bislang nicht berücksichtigt, finde ich aber stichhaltig
2.) Das Wiederverkaufswert-Argument wird ein Stück weit entkräftet, wenn die Gitarre letztlich gar nicht verkauft, sondern sukzessive modifiziert wird. Ich denke weniger an die Behebung eines Mangels, sondern an die uns eigene ewige Suche nach dem *noch besseren* Ton. Und das mache ich am liebsten in Absprache mit dem Gitarrenbauer unter Rückgriff auf dessen Erfahrungen. Und ich mache es am besten mit der mir bereits bekannten Gitarre, weil ich dann die Abweichungen und deren Ursache besser beurteilen kann. Mein Kopfnicken ging darum spontan an MoCos Beitrag mit der Ahorn/Palisander-Erfahrung.
Demgegenüber stehen bei der Mehrzahl der Beiträge doch gewissen Bedenken, ob eine Bestell-Gitarre denn auch wirklich das wird, was sie werden soll. Für mich was das offen gestanden nie ein Argument. Das Vertrauen (die Naivität?) war groß, die Erfahrungen sind bislang durchweg positiv, das Vertrauen ist somit noch da und eher gefestigt.
Meine Erfahrung ist, dass mein Gitarrenbauer (bei dem ich übrigens noch nie gekauft habe, sondern lediglich meine Billig-90er-Squier, ein Hopf Saturn 63 sowie eine 80er MM Sabre habe restaurieren/warten lassen) sein Handwerk versteht und weiß, wie er dran gehen muss, um das besprochene Ergebnis zu bekommen. Ist allerdings seit 1984 dabei, da sollte man eine gewisse Berufserfahrung in punkto Ton-Reproduzierbarkeit erwarten können...
 
Hallo an alle,

sehr interessante Diskussion, die sich hier entwickelt hat.
Überrascht war ich, dass Wiederverkaufswert und Klang gegen einander abgewogen werden.

1. Bin ich bereit für eine Custom vom E-Gitarrenbauer? Warum eine Custom?
Schon länger denke auch ich über eine Sonderanfertigung nach meinen Wünschen nach, was mich dazu geführt hat, darüber nachzudenken, was genau ich mir an meinem Trauminstrument wünschen würde. Oft höre/lese ich, wie Gitarristen gerne versuchen ihre Lieblingsgitarren in einer zu vereinen. Was legitim ist, denn wer wünscht sich nicht, alle seine Lieblingssounds verschiedener Gitarren mit einer abrufen zu können. Oder Dinge wie die Bespielbarkeit der einen mit dem Klang der anderen zu verbinden etc.
Ich persönlich bin zu dem Schluss gekommen, dass man sich vielleicht an seine Lieblinge mit einer Custom annähern kann, aber dennoch nie das Original erreichen wird. Eine Gitarre kann nicht exakt wie ein Strat und wie eine Les Paul klingen! Natürlich kann man sich auf ein arbeitstaugliches Niveau annähern. Eine Allrounderin quasi. Man könnte jetzt fragen, ob das Publikum nach Kabel, Effekten, Amp, Mikro, Mischpult, PA überhaupt den unterschied hören würde, aber ich denke darum geht es nicht, denn seien wir ehrlich, wir tun das doch nur für uns. :)
Eine Custom kann also der Versuch sein Lieblingssounds mit dem gleichen Instrument abrufen zu können. Andererseits könnte man mit einer Custom auch versuchen seinem ganz eigenen Sound zu noch mehr Ausdruck zu verhelfen. Das schließt ersteres nicht aus, erweitert aber das Spektrum auch um ein Gitarrenmodel/-sound, den es so noch gar nicht gibt.

Ich persönlich denke, dass ich noch nicht bereit bin für eine Custom Gitarre. Momentan würde vielleicht eine Standardgitarre entstehen z.B. eine Strat, die mir in der Bespielbarkeit her angepasst wäre, aber eine genaue Soundvorstellung könnte ich meinen Modifizierungswünschen nicht zu Grunde legen.

Es sollte einem also absolut klar sein, was man von einer Custom erwartet und vor allem durch welche Maßnahmen man was erreichen möchte! (ein erfahrener E-Gitarrenbauer steht hier mit Rat und Tat zur Seite, aber am Ende wird er das Instrument nicht spiele ;)

2. Wiederverkaufswert, Preis/Leistung
Eine Custom ist in erster Linie nur auf einen Menschen zugeschnitten. Vielleicht gibt es Menschen mit ähnlichen Vorstellungen von der Traumgitarre (Tausende spielen ja auch die gleichen Serienmodelle...), aber ganz klar, bei einem Serienmodell weiß man ungefähr, was einen erwartet. Man hat im weitesten Sinne eine Vergleichbarkeit. Eine Custom hat eine schlechtere Position bei einem Verkauf.
Ich persönlich denke, das man sich egal ob teueres Serienmodell oder Custom einen Traum erfüllen möchte. Bei einem Serienmodell würde ich nicht "zuschlagen", wenn es nicht klick macht und eine Custom würde ich nicht ordern, wenn ich nicht genau wüsste, was ich möchte. Solange man hier unsicher ist, wird man zweifeln, zaudern und mit dem Endergebnis nicht zufrieden sein.
Was spielt Geld schon für eine Rolle, wenn man sich damit einen Traum erfüllt? Natürlich steht es auf einem anderen Blatt, ob und welche Möglichkeiten man hat, selbiges zu sparen um es für solche Dinge zu investieren.
Für mich ziehe ich das Fazit, dass ich mir keine Custom kaufen würde, ohne die nötige inner Überzeugung, genau zu wissen, was ich will. Für mich ist eine Custom eine Gitarre, die nicht nur meinen jetzigen Geschmack trifft, sondern mit der ich auch weiter wachsen werde. Ein Instrument, dass ich vielleicht auch mal nach Jahren intensivsten Spiels links liegen lasse, aber das mich doch nie wirklich los lässt!
Ich möchte jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber so ähnlich muss es David Gilmour ergangen sein, der seine stark modifizierte schwarze Strat auch für ein paar Jahre nicht gespielt hat und sie wiederentdeckt hat.

Eine angefertigte Gitarre, die dann wiederum aber alle meine Wünsche erfüllt, wird ein Serienmodell, an dem mir zwar vieles, aber nicht alles gefällt, immer übertreffen. Da stimmt das Preis/Leistungsverhältnis!
Auf der anderen Seite hege ich auch zu meiner aller ersten E-Gitarre eine starke Bindung. Sie kostet heute (neu) ca 230€. Ich hole sie immer wieder raus und irgendwie hat sich auch ihr klang verändert oder ich werde nur geschickter darin, sie so zu bedienen, dass sie nach mehr klingt, als sie eigentlich ist. Was ich damit sagen möchte, auch eine billige Seriengitarre, kann zu einem echten Schatz werden. Ich würde sie für kein Geld hergeben. Vor dem Kauf habe ich weder über Wiederverkaufswert oder Preisleistungsverhältnis nachgedacht.

Ich denke das sind Punkte die man nicht an erste Stellen setzen sollte, denn wie sich der Wert einer Sache für uns im persönlichen Sinne entwickelt und wie das Interesse der anderen daran ist, sind doch völlig verschiedene dinge.

3. Wahrnehmung / Bedürfnisse
kurzer Exkurs: Ein Freund von mir lacht darüber, dass ich mir einen Tubescreamer selbst zusammengelötet habe. "Wie soll das ohne den originalen Chip, ohne die originalen Teile denn so wie der echte Tubescreamer klingen? Da kannst du es auch gleich lassen..." Die Wahrheit ist doch, ich besitze keinen originalen Tubescreamer und weiß gar nicht, wie er klingt. Dennoch schwärmen so viele Menschen von DEM TS-Sound... Fakt ist aber auch, mein Selbstbau gefällt mir. mir. Die produzierten Klänge sind viell. 100% wie das original, vielleicht 0%, ich weiß es nicht. Es spielt aber auch keine Rolle.
Wir wollen unseren Ton finden, uns Ausdrücken und in unserem kreativen Freiraum ausleben. Wir vergessen dabei oft jedoch, dass die Art und Weise, wie etwas wahrgenommen wird, über das Maß der Vergleichbarkeit hinaus geht.
Eine Custom ist nur für den Auftraggeber gemacht, was aber nicht heißt, das man nicht auch mit einer Seriengitarre den heiligen Gral finden kann.
Es ist eine Sache der Wahrnehmung. Auch ein Serienmodell kann alles haben was man sich wünscht. Die eigenen Bedürfnisse voll befriedigen. Die Wahrheit ist etwas sehr subjektives.
Wir suchen/finden unseren Ton nicht, indem wir bei Produkten auf den Wiederverkaufswert oder das Preis/Leistungsverhältnis achten, sondern in dem wir in uns hinein horchen und dabei unsere ganz persönliche Wahrheit entdecken.
Entschuldigung, dass das alles etwas esoterisch klingt. :-D

4. Um zur Ursprünglichen Frage dieses Threads zurück zu kommen. Ich kann dir nur den Rat geben, heraus zu finden, was du für Wünsche, Bedürfnisse in Bezug auf dein Instrument hast. Dann kannst du dich auf die Suche machen und in einem Serienmodell fündig werden oder ohne Sorge zu einem Gitarrenbauer gehen und deine Wünsche darlegen.
Das entscheidende ist, dass du weißt, was du willst.

Was das nötige Kleingeld angeht, so ist es etwas sehr persönliches, wie viel man investieren möchte oder kann. Ich halte es jedoch für sinnvoll nur Geld zu investieren, dass man nicht zum Leben braucht. Und lieber länger zu sparen um alle Wünsche zu erfüllen, als etwas zu bekommen, bei dem einen ein einziger Zweifel nicht los lässt.

Den Maßstab legst du fest!
 
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Das mit dem geld ist richtig, klar nur was man hat sollte man ausgeben. Wiederverkauf und Klang werden ja gar nicht gge. abgewogen,
viel mehr sollte man sich das nur beim Kauf oder Bau klarmachen. Weil eins ist auch klar, Jetzt ist immer nur eine momentane Situation
und natürlich geht man davon aus man behält die Gitarre ein Leben lang, andersrum wie oft dreht sich das Leben, oder auch der persönliche
Geschmack. Da brauchst nur mal nen 55 jährigen Arbeitslosen fragen, der sein Leben lang gut verdient hat, was glaubst was der im Laufe
der Zeit alles verkaufen muss, wovon er glaubte es nie mehr hergeben zu müssen. Entscheiden sollte man nicht allein danach und auch
nicht immer den Worst Case sehen, aber eben auch nicht so blauäugig sein und sich dann wundern.

Grüsse
Frank
 
Das war vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt von mir, du hast recht, man sollte bescheid wissen über die Wertentwicklung eines angefertigten Instruments. Mir ist aufgefallen, dass die Wertenwicklungskurve bei angefertigten E-Gitarren sich völlig anders verhält als die Kurve bei angefertigten Blasinstrumenten zum Beispiel. Dort ist der Wertverlust deutlich geringer als bei E-Gitarren. Diese Information habe ich allerdings nicht selbst recherchiert, sondern von befreundeten Blasmusikern.

Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass diese Entscheidung etwas sehr persönliches ist. Auch die persönliche Einstellung zur Gegenwart und Zukunft spielt dabei eine Rolle. Manch einer wird eher weitsichtig / vorausschauend die eigenen Wünsche abwägen (auch das ist im eigentlich Sinne natürlich momentgebunden ;), anderer eher Wünsche im Hinblick auf die Gegenwart bewerten.
Es gibt ja auch entscheidungsfreudige Menschen und andere die ewig grübeln. Da unterscheidet sich die Erwartungshaltung ebenfalls.

Arbeitslosigkeit ist nichts schönes, auch hier ist der Umgang mit der Situation etwas sehr intimes. Für mich kann ich jedoch sagen, dass ich lieber meinen Fernseher, Computer, Handy etc verkaufen würde als ein Instrument, dass ich liebe und mit dem sich für mich einst ein Traum erfüllt hat. Leider gibt es bestimmt auch Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, eine Wahl zu treffen.
 
Bei letzterem sind wir def. d`accord, wäre ich in so einer Sit. würden die Gitarren auch zuletzt gehen.
Und ich hoffe mal ich hab auch immer die Wahl.

VG

Frank
 
Ein sehr interessantes Thema! Ich habe auch die ganze Zeit mitgelesen. Allerdings kann ich die Dinge auch etwas von der anderen Seite beobachten, da ich seit einigen Jahren selbst E-Gitarren baue. Nicht professionell sondern nur für mich selbst mit aller Zeit der Welt, viel Geduld und Liebe zum Detail. Kein Zeitdruck sondern lieber etwas mehr Zufriedenheit.

Was ich ein bißchen klären möchte ist der Begriff "Custom". Natürlich ist es für den zukünftigen Besitzer genial eine maßgeschneiderte Gitarre zu haben. Es gibt auch wirklich unzählige Möglichkeiten und Varianten die man bei einem Bau auswählen könnte. Aber es ist nicht das Rad neu erfunden. Ich meine damit das es wahrscheinlich alles schon mal gegeben hat. Oft auch in Serienfertigungen. Der Reiz ist eben nur das man die Kombination auswählen kann die einem am besten liegt. Daher finde ich das mit dem Begriff Custom oftmals etwas überzogen umgegangen wird. Ist nichtmal böse gemeint sondern es ist mir einfach nur aufgefallen.

Was mich wiederrum etwas aufregt ist der Wiederverkaufswert. Mal ganz ehrlich - wenn ich jetzt morgen eine von mir gebaute E-Gitarre, die weitestgehend von Hand gefertigt wurde und in der viel Mühe und jede menge Stunden an Arbeit drinsteckt zum Verkauf anbiete dann erhalte ich wahrscheinlich nicht mal richtig Aufmerksamkeit - geschweige denn das Geld das sie wert ist!
Eine solche Gitarre hat oft die gleichen Hölzer, Hardware und Elektronik verbaut wie die großen Markenhersteller und wird trotzdem preislich gesehen "verschleudert". Es tut mir in der Seele weh wenn ich schon Gitarren in Auktionen erlebt habe die für Preise weggegangen sind wo noch nichtmal der reine Materialwert erreicht wurde...
Natürlich verstehe ich auch die Käufer die sagen das Produkt von dem XY kenne ich nicht also bezahle ich auch nix dafür. Aber das widerrum erklärt auch die Haltung von mir und den meisten mir bekannten Gitarren- und Bassbauern aus meinem Bekanntenkreis die sagen das sie entweder nur für sich oder maximal ihren Bekanntenkreis Instrumente bauen. Und da sind Instrumente dabei die sich vor keiner bekannten Marke dieser Welt verstecken müssen!
Es fehlt halt nur der bekannte Name und der Bekanntheitsgrad der den Preis in schwindelerregende Höhen schießen lässt.

Aber wie bereits erwähnt es ist sich für den einen oder anderen interessant mal beide Seiten gehört zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Inzwischen - nach intensivem Thread-Studium und reiflicher Überlegung...
Nachdem ich bislang pauschal gesagt habe "Wenn Du 1.6k+ übrig hast, geh zum Gitarrenbauer Deiner Wahl" würde ich die Empfehlung jetzt so ausdrücken:

"Wenn Du 1.6k+ ausgeben kannst und willst und weißt, dass Du das Instrument behältst, bzw. langfristig daran schrauben möchtest um Deinen eigenen Erkenntnisstand zu erweitern - hier mal einen anderen Hals, dort mal einen anderen Steg - dann geh zum Gitarrenbauer.
Wenn Du 1.6k+ übrig hast, Dir aber nicht sicher bist, ob die Gitarre in Notzeiten für einen Kartoffelacker getauscht werden soll, dann kauf einen der (insbesondere beiden großen) Klassiker - wegen des Wiederverkaufswertes."

Im Übrigen ist der Wiederverkaufswert direkt proportional zum Voodoo-Anteil des Produkts. Wie Sveenie schon angedeutet hat, muss die markenbefreite Gitarre ja gar nicht schlecht sein, kann sogar erheblich besser sein, da ohne Zeitdruck/Gewinnmaximierung im Hinterkopf gefertigt.

Freut mich, dass doch recht viele "meinen" Thread mit Interesse verfolgen. Ein erhebendes Gefühl für einen bislang eher Anfänger / Forumsfremden / Karteileiche... und gut, dass nicht 1.000 Leute gesagt haben "Ey, das gab's schon fuffzig Mal, bitte Suchfunktion...."
 
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Zitat B-H-Hämmerling: Eine angefertigte Gitarre, die dann wiederum aber alle meine Wünsche erfüllt, wird ein Serienmodell, an dem mir zwar vieles, aber nicht alles gefällt, immer übertreffen. Da stimmt das Preis/Leistungsverhältnis!

Hi,

interessanter Satz, hat jedoch einen Haken:
Wie die Gitarre klingt oder wie sie letztlich rüberkommt, stellt sich ja erst dach der Fertigstellung heraus. Und warum sollte das Preis-/Leistungsverhältnis bei den Markengitarren nicht stimmen?

In meinen Augen ist eine "Gitarrenbauergitarre" nicht automatisch besser, nur weil sie ein Gitarrenbauer gefertigt hat. Mit Sicherheit gibt es da auch genügend Pfusch, wie überall im Leben. Mit dem Unterschied, dass man die Mängel erst sieht wenn das Teil fertig ist und die Hälfte schon angezahlt wurde:)

Ein guter Gitarrenbauer müßte m.M. nach eine gewisse Anzahl an Instrumenten vorrätig haben. So kann man auswählen..und entweder gefällt einem das Instrument oder man hat auf die Weise wenigstens eine Vorstellung.
Die Referenzen spielen sowieso eine Rolle, finde ich.

Ich habe nur Stangenware bzw. einen selbstgebauten Bass und eine "Frankensteingitarre", also kein Kunstwerk eines Gitarrenbauers.
Bei keiner einzigen Gitarre habe ich das Gefühl eines schlechten P/L- Verhältnisses und wenn bestimmte Dinge stören sollten (Potis, PUs, Mechaniken, Sättel usw.) macht eine Optimierung bei dem riesigen Ersatzteilangebot sogar noch Spaß.

Zum Glück gibt es aber Gitarrenbauer, die mit Sicherheit tolle Instrumente bauen, ihre eigenen Ideen umsetzen (und nicht nur bekannte Formen nachbauen) und sich sogar Marktanteile erschließen konnten. Bei solchen Leuten würde ich auch nachsehen.

Gibt ja irgendwo einen Thread über deutsche Hesteller, o.ä.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein guter Gitarrenbauer müßte m.M. nach eine gewisse Anzahl an Instrumenten vorrätig haben. So kann man auswählen [...]

Dies wäre mir auf jeden Fall auch wichtig, und dann noch die Berufserfahrung.
Ein alter Sack, dessen Gitarren schon 1928 in Gitarre&Bass positiv getestet wurden, kann eigentlich nichts falsch machen. Der riecht am Holz und erkennt daran die Anzahl der Jahresringe...

Das vorausgesetzt hätte ich persönlich null Schwierigkeiten, meinen Auftrag einem Gitarrenbauer hier anzuvertrauen.
 

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