[Amp]Acoustic G100T Topteil

Mr.513
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Als Subheadline: "Warum es sich vielleicht lohnt, nach einem Acoustic Ausschau zu halten." oder "Gut, dass es Amp-Docs und ebay gibt!"

Kein klassisches Review der Marke "Hey, supergeil!" ist intendiert, sondern eine Präsentation einer Marke anhand eines Produkts, was eben nicht allzu bekannt ist.

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Ein wirklich überschaubarer Abriss über die Firma

1967 startete Steve Marks sein Unternehmen Acoustic Control Corporation in einer Baracke auf dem Sunset Boulevard in Los Angeles, Kalifornien, USA. Sein Vater werkelte im Hintergrund. Später zog die Firma nach Van Nuys, ebenfalls in Kalifornien, um.

Neben dem Kerngeschäft, Verstärker für E- oder Bass-Gitarren zu bauen, hatte man zwischen 1972 und `75 auch eine E-Gitarren-Reihe namens Black Widow.
Der Gitarrist James Browns wird gerne als bekannter Spieler bedient.

In den 1980er Jahren machte man das Licht aus und die Türen zu, 2007 startete man unter dem Namen Acoustic Amplification neu. http://www.acousticamplification.com/index.cfm

Bekannte Gitarristen und Bassisten (zuerst genannt ist derjenige, der für die Verbreitung der Marke jeweils am wichtigsten war):
Gitarre:
- Robby Krieger, The Doors
- Albert King
- Chuck Berry
- Frank Marino
- Frank Zappa
- Pat Metheny

Bass:
- Jaco Pastorius
- Gary Thain, Uriah Heep
- John Paul Jones, Led Zeppelin
- John McVie, Fleetwood Mac
- John Deacon, Queen
- Flea, Red Hot Chili Peppers

Just to name a few...

Nun zu meinem Topteil

DSCN8738.jpg

Was ich herausfinden konnte, ist, dass das Top zwischen 1981 und 1983 gebaut sein muss, also kurz vor Ladenschluss.
Er wird also höchstwahrscheinlich irgendwann im Zeitraum 1981 bis 1983
produziert worden sein. Welche genaue Typbezeichnung er hat, konnte ich abschließend noch nicht ermitteln.
Die Seite http://www.pirk.estranky.cz/clanky/a...umbers-__.html mutmaßt 160. Ist allerdings auch nicht kriegsentscheidend.

Der Verkaufspreis war auf Dollar 799,- festgesetzt. Auf die drei Jahre bezogen lag der durchschnittliche Wechselkurs USD : DM im Durchschnitt der drei Jahre 1981 bis 1983 bei 1 : 2,41. Macht also DM 1.925,59.
Ohne Transaktionskosten wie Versand, Versicherung, Gebühren, Zölle.

2002 oder 2003 war in Münster bei Rare Guitars. Die hatten einen gebrauchten G60T, also den kleinen Bruder, für knapp 1.000 EUR in der Austellung. Vintage hat seinen Preis!

Der Verstärker selbst ist schon immer im Familienbesitz, wenn man so will. Mein späterer Schwager kaufte ihn Anfang der 1980er Jahre für teuer Geld. Er zog von zu Hause aus, seine Schwester hatte ihn dann als Möbel in ihrem Zimmer und übte darauf. 1994 stieß ich in die Familie, weil ich mich in die besagte Schwester verliebte, 1995 wechselte der Besitzstand von dem Bruder meiner Freundin auf mich über.

So viel zur Ätiologie...

Mit dem Top wechselten Flightcase, Footswitch zur Kanalwahl und eine 1x12 Box in meinen Besitz und verhalfen mir zu Ausdrucksvermögen in der Nachbarschaft...

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Was haben wir hier also?

Optisch - das lässt sich nicht verleugnen - gibt es eine große Nähe zur Mark-Serie von Mesa Boogie.
Das Aggregat ist ein Vollröhren Topteil mit 100 Watt, reduzierbar auf 50 Watt. Zwei Kanäle, 5-Band-EQ und Brightness-Push-Pull.

Seit ich es im Besitz habe hatte es einen einzigen Live-Einsatz im Rahmen meines Engagements bei der Abi-Band 1997.
Hierbei hatte ich als Untersatz eine 4x12 Marshall-Box meines Bekannten Hubertus "Hubsi" Eggeling von den Blues Guys.
Unmittelbar danach folgte ich dem Ruf zu den Flaggen, dann einem zivilen akademischen Intermezzo mit dem Ziel des Dipl.-BauIng und dann wieder mehr als ein Jahrzehnt Dienst unter der Flagge. Der Verstärker zog sang- und klanglos mit mir um aus Niedersachsen nach NRW, von dort nach Bayern, innerhalb Bayerns einige Male und letztes Jahr zurück nach NRW. Am letzten bayerischen Wohnort wurde er auch mal wieder aus der Kiste geholt, nachdem mir Leistung und Fleiß eine Geldprämie
auf´s Konto brachte, von der ich mir eine 4x12 Statesman-Box von Hughes & Kettner kaufte.
Aber aus Rücksicht auf mein familiäres Umfeld und die Nachbarschaft erfolgte das Gitarrenspiel über Kopfhörer mittels Line 6 Gerätschaften (aktuell HD500X). Ja, ich habe auch einen Line 6 DT50 212 Combo. Aber wie gesagt, meistens nur per Kopfhörer.

In Bayern merkte ich, dass nur noch über den Power-Amp eine Klangausgabe induziert werden konnte. Die normalen Gitarreneingänge Hi und Low waren taub.
War ja bumms, weil ich alternativen hatte.
Als sich abzeichnete, wieder nach NRW zurückzukehren, nahm ich mal Verbindung auf zu meinem Bekannten und Profi-Musiker (Genre Jazz) Nils Pollheide. Ich bin auf ihn aufmerksam geworden, weil er Combos von der Marke Acoustic verwendet und ich befragte ihn prophylaktisch nach einem geeigneten Amp-Doc.

Über den lieben Eggi wurde ich in einer anderen Reparaturangelegenheit (das Fishman-Tremolo meines Linus) aber auf die Vorzüge eines in Münster werkelnden Gitarrentechnikers hingewiesen. Da der Sound Ranger dort schon eine hervorragende Arbeit ablieferte und er im Gespräch signalisierte, auch Amps warten zu können, war also klar, dass ich ihm den Acoustic auch noch in die Werkstatt stelle.
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Und da war er nun einige Wochen. Aber nicht weil die Defektursache schwierig war zu identifizieren, sondern weil es schlichtweg so lange dauerte, ein bestimmtes hinreichend notwendiges Bauteil zu finden.
Octokoppler.jpg

Nämlich das hier: Ein Optokoppler. Der Gesuchte hörte auf den Namen Vactec 82 29; Vactrol; VTL9A10/2.
Dave konsultierte sein eigenes Netzwerk der Vintage-Amp-Doktoren, aber nüscht tat sich, keiner hatte was.

Ein bayerischer Freund von mir erkundigte sich nach dem Stand der Dinge, als ich ihm sagte, woran es hakte, bat er mich, ihm mal Fahdungsbild und Beschreibung zukommen zu lassen. Und schwupps, hatte ich eine positive Antwort. In den USA gab es auf einmal ein Angebot exakt dieses Bauteils auf ebay.com (Danke, MM!).
Dave bekam den link und bestellte sofort.

Zur Aufgabe eines solchen Optokopplers zitiere ich Wikipedia:

"Ein Optokoppler ist ein Bauelement der Optoelektronik und dient zur Übertragung eines Signals zwischen zwei galvanisch getrennten Stromkreisen. Er besteht aus einem optischen Sender, typischerweise ist dies eine Leuchtdiode (LED), und einem optischen Empfänger wie einem Fototransistor, welche beide in einem lichtundurchlässigen Gehäuse untergebracht sind."


Auch die Röhren verlangten nach Erneuerung, schleißlich waren noch die originalen Sylvanias und General Electrics drin. 30 Jahre hatten die allein schon fertigungstechnisch auf dem Buckel.

Am 04.07.2014 fuhr ich nach Münster, um bei Helliver und Sound Ranger in den Bungalow einzutreten. Der Sound Ranger bekam an diesem Termin gleich auch seinen Koffer zurück, den er mir für die PRS Aktion lieh (näheres dazu in meinem Messebericht Musikmesse 2014). Ich revangierte mich dafür mit einer Flasche Spätburgunder eines befreundeten VdP-zertifizierten Winzers aus Rheinhessen. Darüber freute er sich sehr.

Dann gingen wir in seinen Werkstattraum und ich durfte testen. Was für ein Klang der Acoustic hat, hatte ich ganz vergessen. Nebenbei durfte ich Sound Rangers Helliver spielen (auch sehr schöne Handwerkskunst).
Der Klang ist clean und mit Drive ein wirklicher Genuss, mit viel Schub und sehr ausgewogenen Frequenzen. Hier kann man zur persönlichen Einstellung wirklich noch viel Spielraum mit den üblichen Reglern und dem EQ ausnutzen.
Beim ersten Test war der EQ auf neutraler Einstellung - wohlgemerkt.
Drive rein, Volume an der Gitarre verändern. Gitarre - Kabel - Amp, vielleicht noch ein wenig Reverb, mehr bräuchte man nicht...

Rein von der Nettoarbeitszeit redend hätte der Sound Ranger 4,0 h an meinem Amp schrauben und löten müssen.

In der Summe hat das Top jetzt folgende neue Teile:
- ein Quartett TAD 6L6-GC
- eine TAD E83CC High Grade
- der Optokoppler

Ach, fast vergessen, der Griff musste ja auch noch erneuert werden.

Die Investition in diesen Oldtimer hat sich echt gelohnt. Ich werde in nächster Zeit mal wieder mehr analog spielen - und ohne Kopfhörer.

Bei ebay sind immer wieder Angebote zu den Acoustic Combos, z. B. Modelle 163, 164 oder 165. Wenn es nicht ein Boogie sein muss, sollte man auch nach Combos oder Tops von Acoustic Ausschau halten.


Ich schließe mit einem kleinen Augenzwinkern in die Richtung derer, die sich daran störten, dass ich MTBs und Whisky mit meinen Gitarren zusammen ablichtete.
Hier also ein hoffentlich versöhnlich gewähltes Sujet:

DSCN8752-.jpgDSCN8756.jpg
 
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Haste noch ein paar Gutshots? :hat:
 
Was verlangt denn nach dem Bauchschuss? Vielleicht habe ich aus der Session noch was passendes.
 
Ich kenne den Amp als Combo. Den hat ein Kollege gespielt, leider in einem ziemlich desolatem Zustand.
Der Sound, wenn denn mal keine Wackler oder sterbende Röhren zu hören waren, war ziemlich lecker. Hat mich an die Mesa Mark 2B erinnert.

Darf man erfahren, was du gezahlt hast? (oder hab ich es schlicht überlesen?)
Damals (also so vor 5-10 Jahren) wurden die für maximal 300€ verramscht. Aktuell finde ich sogar schon welche im vierstelligen Bereich.
 
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1994 stieß ich in die Familie, weil ich mich in die besagte Schwester verliebte, 1995 wechselte der Besitzstand von dem Bruder meiner Freundin auf mich über.

So kann's kommen :D
Schönes Review und natürlich wie gewohnt sehr tolle Bilder!
 
Grund: Font colour
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Da ich in einer DOORS-Tribute Band spiele habe ich immer mal wieder Ausschau nach einem Acoustic gehalten. Irgendwann stand ein Combo bei George Music Shop in Hamburg zum Verkauf.
Er hatte einen EV12 Speaker und war höllenschwer. Das war der einzige Grund weshalb ich ihn hab stehenlassen. Sonst ein geiler Amp.
 
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Der G100T als Combo (Model 164 bzw. 165):








Wo ich gerade das Panel sehe: Neben dem Push-Pull für mehr "Brightness" hat er auch noch ein Push-Pull für einen Bass-Booster.



Geht der Gitarrensignalweg über den Preamp, stehen einem Höhen, Mitten, Bass, Präsenz sowie der 5-Band-EQ zur Verfügung, schleift man das Signal über den Poweramp ein, bleibt einem nur der Equilizier.
 
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