[Amp] Mesa Engineering Mini Rectifier Twenty Five

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Es wird mal langsam wieder Zeit für ein neues Review, und was böte sich da eher an als meine (fast) neueste Errungenschaft:

The mighty Mini Rectifier Head

Zunächst ein Bildchen:
2.MR25X.jpg

Sieht aus wie ein ausgewachsenes Top, ist aber winzig klein (32 cm breit) und sehr leicht (ca. 5 kg). Dabei sehr wertig verarbeitet (wie bei Mesa üblich), natürlich komplett in Vollröhrentechnik, und als Gimmick leuchtet das Teil natürlich in einem schicken Rot, wobei Mesa mittlerweile auch andersfarbige LEDs und Frontgrills anbietet. Leider kann man die Einstellung der Potiknöpfe gar nicht ablesen, die winzige Einkerbung, die nicht farblich gekennzeichnet ist, ist kaum zu erkennen. Mit dabei ist ein Fußschalter, um zwischen Clean (CH 1) und Overdrive (CH 2) zu schalten, sowie eine pracktische Umhängetasche. Thomann bietet für den Recti auch ein passendes Case an, sollte man ihn doch mal mit on the Road nehmen wollen. Die Rückseite bietet Anschlussmöglichkeiten für 8 oder 4 ohmige Boxen sowie einen seriellen FX Loop, der mit einem Kippschalter vollständig aus dem Signalweg genommen werden kann.

Die weiteren Specs erlaube ich mir vom großen T kurz zu kopieren:

25/10 Watt (schaltbar)
2 Kanäle, 3-Band EQ
Presence und Master für jeden Kanal getrennt regelbar
FX Loop
Hard Bypass Schalter für FX Loop
Endstufenröhren: 2x EL84
Vorstufenröhren: 5x 12AX7

Soviel dazu...

Das erste Anschließen!
Ich war natürlich heiß wie sonstwas, als ich den Amp endlich im Proberaum hatte. Natürlich hatte ich ihn einmal im Laden angespielt, aber man kennt das ja, es klingt "daheim" doch immer wieder anders. Da ich mir das Beste bis zum Schluss aufbewahren wollte, habe ich mit dem Clean Kanal und seinen Modi begonnen. Ich gehe hier nicht auf die Regelmöglichkeiten der EQ Sektion ein, die (teilweise) immens sind. Die einzelnen Regler sind auf jeden Fall sehr interaktiv, d.h. dass z.B. der Treble Regler bei weniger Gain mehr Effekt hat als bei höheren Gaineinstellungen u.ä. Die Schaltung zwischen 25 und 10 Watt bewirkt natürlich weniger Headroom, wodurch man sehr viel früher in die Endstufensättigung kommt. Dies ist v.a. im CH 1 sinnvoll, denn da die Preampsektion des CH 2 eh massig Gainreserven hat, wirkt sich hier das Umschalten lediglich in einem kleinen Volumedrop und geringfügigen tonalen Veränderungen aus.

CH 1/Clean

Also alles auf 12 Uhr, den Schalter auf 25 Watt und ran an die 2x12" mit V30. Der Sound ist in diesem Mode sehr clean, erst bei ca. zwei Uhr stellt sich eine erste Zerre ein. Der Sound geht (natürlich) deutlich in die amerikanische Ecke, nicht zu vergleichen z.B. mit meinem AC 30. Ich höre deutlich Fender Anleihen mit ein wenig mehr Kompression. Sehr schön für arpeggierte Akkorde, weniger was für Blues oder so.

CH 1/Pushed

Hier rotzt es schon mehr, v.a. mit Humbuckern kann man hier bei höherem Gain schon fast rocken. Single Coils bedienen den Kanal mMn jedoch besser, da sie ein differenzierteres Spiel mit mehr Dynamik erlauben. Natürlich kann man aber auch den Pushed Mode clean fahren, indem man Gain runterdreht und den Master des CH 1 dafür aufdreht. Ggf. noch ein wenig mit dem Volumeregler der Gitarre spielen und -Viola- hier cleant es doch schon eher auf britische Art. Mir gefällt dieser Mode besser als der Clean Mode, der etwas steril klingt.

CH 2/Vintage

Jetzt aber!!! Wir wollen Zerre! Und glaubt mir, die bekommt man. Mein lieber Scholli, bei 12 Uhr poltert es hier schon sehr gewaltig los. Dieser Mode komprimiert nur recht wenig, erlaubt dynamisches Spiel, das auch auf den Volumeregler reagiert. Dabei ist der Amp im 25 Watt Betrieb schon sehr (!) laut, für eine normale Probe reicht es definitiv, bei Gigs wird der Amp ja eh abgenommen, geht also auch.
Clean geht in diesem Mode selbst mit Single Coils nicht, das Gain reicht von Rock Crunch bis durchaus metaltauglicher Zerre, die vom Voicing her jedoch überraschend britisch klingt. Könnte sein, dass sich hier die EL84 auswirken, die klassischerweise ja eher in den britischen Amps verbaut werden, während die Rectis ja traditionell mit 6L6 betrieben werden.

CH 2/Modern

Schwupp, es wird erstmal lauter, also den Master des CH 2 etwas runter... Und da ist der Metal Recti! Gain regeln kann man hier effektiv eigentlich nur zwischen Null und etwa 11 Uhr, danach wird nur noch mehr komprimiert. Dynamisches Spiel geht kaum (für Solos bietet sich also eher der Vintage Mode an), dafür stechen Palm Mutes hier immer wie ein Messer ins Herz. Metalriffs kommen richtig tight daher, komplexere Akkorde verschwimmen dafür etwas (v.a. auf den höheren Saiten), was aber völlig ok ist. Insgesamt eine sehr stramme Zerre, da kann man kaum anders als auf die zwölf und möglichst schnell spielen. Eine wahre Freude, die ganzen alten Megadeth Riffs noch einmal auszupacken. Der britische Charakter geht in diesem Mode vollständig verloren, der Modern Mode bietet Zerre, wie man sie von einem Recti erwartet und bekommt.

Abschließend sei noch zu erwähnen, dass CH 2 insgesamt sehr basslastig ausfällt. Hier muss man auf jeden Fall die EQ Sektion bemühen, bitte, bitte, bitte, dreht den Bass etwas raus, sonst wird der fette Sound, den der Recti alleine bietet, im Bandkontext mit dem Bass kollidieren und versuppen. Wenn man das beachtet, setzt sich der Kleine sehr gut im Bandgefüge durch!

Ob das ganze nun 1348.- Euro wert ist, wie der Amp derzeit gelistet ist, muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, dass man viel Namen mitbezahlt, technisch ist das Ganze sicher auch günstiger anzubieten. Ich halte ihn für überteuert und habe ihn mir deswegen gebraucht gekauft.

Fazit:
+ Verarbeitung
+ Modes sehr unterschiedlich gevoiced
+ Tasche und Fußschalter im Lieferumfang
+ Sound (außer CH 1 Clean mMn)
+ FX Loop mit Hard Bypass
+ Klein und die Bandscheiben schonendes Gewicht

- CH 1 Clean etwas steril (für mich ;))
- Lesbarkeit der Potiknöpfe
- Bauartbedingt nix für Wurstfinger
- Lautstärkesprung bei Schaltung zwischen CH 2 Vintage und Modern
- Preis
 
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Gutes Review, zum Glück habe ich keine Wurstfinger, fällt schon ein minus Punkt weg ;)

Bereue den Kauf absolut nicht, genau das was ich wollte.
 
Schönes Review, Daumen in die Luft ;)

Habe den kleinen Recto selber schon angespielt mit seiner zugehörigen Box. Klang echt hammergeil. Dann sah ich aufs Preisschild und ich habe mich wieder den anderen Amps in der Auswahl zugewandt... :D

Den Sound hab ich trotzdem noch im Ohr. Der war wirklich DICK und drückend. Aber anders als die Rectis die ich kannte. Der kleine hatte eine schöne Transparenz im Sound, die mir sehr gefiel.

Um es nochmal klar zu sagen: Ein endsgeiles Teil, aber den Preis finde ich absolut überzogen. (Wie bei allen Mesa-Produkten eben...)
Aber falls man mir irgendwo her mal mehrere tausend Euro schenken sollte, dann wäre er fällig
 
Gutes Review, kann ich so unterschreiben!
Allerdings gefällt mir der Cleantone im CH 1 :p
 
Schönes Review, vielen Dank.

Bei Deinem CH2 Modern Soundclip hast Du dich aber sehr zurückgehalten. Es fehlt die richtige High Gain Keule des Mini's. Da könntest Du die Katze noc,al aus dem Sack lassen....


Btw: Wi kommst Du eigentlich auf diese ungewöhnlichen Settings ?
 
Sind die Settings so ungewöhnlich?!
 
Finde ich schon, ich schreibe mal meine zum Vergleich dahinter. (Wobei das schon ne derbe Keule ist, aber das ist der Recti-Sound in meinen Ohren)

Settings Rectifier Ch 2 Modern
Gain 1 = ca. 10-11
Treble 1 = 13
Middle 1 = 12
Bass 10 = identisch
Presence 2 = 12

Doch etwas anders, was nicht bedeuten soll das Deine nicht klingen. Aber doch ungewöhnlich für einen Recti Leadchannel..
 
Kommt hier gerade ein wenig was durcheinander? Ich habe die Angaben von SixStringAddict so gelesen, dass es sich ebenfalls um Uhrzeiten handelt.
1 Uhr oder 13 Uhr ist doch gleich.... und ob Mitten jetzt auf 12 oder 1(13 Uhr) sind ist doch auch nicht so der mega unterschied. Presence ebenfalls beide "mittags" und der größte Unterschied beim Gain ist ja jetzt auch nicht so immens (11 zu 13 Uhr...).
Sollte mit Treble 1 im Sinne von 1/10 gemeint sein, wäre das in der Tat ungewöhnlich. Aber in seiner Settingsbeschreibung verwendet er doch vorher auch nur Uhrzeiten.
 
:eek: Äh, ich Idiot!!!! Sollte dem so sein, vergesst alles!!! Ich dachte (warum auch immer) in der Tat an eine Skala von 1-10 und nicht an Uhrzeiten...;-)
 
:rofl:
Jetzt hab ich es auch kapiert. Ich meine natürlich Uhrzeiten, also z.B. 1=13 Uhr. Damit sind unsere Settings ja dann fast gleich.
 
Die könnten ihre Preispolitik mal anpassen... 1,4k für nen Mini Amp .. is klar ... ohne mich ... sonst find ich ihn super
 
Die könnten ihre Preispolitik mal anpassen... 1,4k für nen Mini Amp .. is klar ... ohne mich ... sonst find ich ihn super

Jo, vor allem da der für 999$ in USA gehandelt wird.
Bin mir grad nicht mehr so sicher, ob der Hersteller der böse ist oder die Händler ... Aber da auch bei anderen Produkten wie Netzteilen, die hier für 30€ statt für 10$ in USA angeboten werden und alle Händler dieselben Preise anbieten, schätze ich mal auf den Hersteller...
Fand Recti immer geil, aber bei mir isses dann für 700 nen Mark 3 bluestripe inklusive Case geworden das P/L ist für mich unschlagbar :)....

Ist der Recti EQ auch so krass "unkonventionell" wie die Mark-Serie ? Das heißt, Treble erstmal auf 7/10 und dann kommt der Rest so wie in den ausführlichen Manuals beschrieben?

lg
 
Bin mir grad nicht mehr so sicher, ob der Hersteller der böse ist oder die Händler ... Aber da auch bei anderen Produkten wie Netzteilen, die hier für 30€ statt für 10$ in USA angeboten werden und alle Händler dieselben Preise anbieten, schätze ich mal auf den Hersteller...
Weder noch... Das wird eher der deutsche Vertrieb sein, der da noch "ein wenig" draufschlägt.
Aber bitte nicht vergessen, dass die amerikanischen Preise Nettopreise sind.

Wird diese Diskussion eigentlich auch bei Jeans, Burgern und Benzinpreisen geführt?
 
Bei Jeans ja, wobei es hier in Deutschland auch solche und solche Händler und dementsprechend Preise gibt.
Burger unterliegen hier strikeren Qualitätskontrollen und -standards (Restaurant zum güldenen M sowie der King).
Bezinpreise werden immer diskutiert.

Es macht aber schon einen Unterschied, ob man 50 Cent mehr für einen Burger zahlt oder einfach mal 500 Euro mehr für einen Amp. Zumindest geht es mir da so. Und bei einem Vertrieb, der für 0815 Schrauben oder Kondensatoren (die Cent Artikel sind), gleich mal ein paar Euro verlangt, wundert mich die Preiskalkulation für die Mesa Amps auch gar nicht mehr.

Es bleibt beim alten: Wer einen Mesa will, muss sich halt einen kaufen (und leisten wollen). Kann es aber verstehen, wenn man sich angesichts der überzogenen Preise bei anderen Ampherstellern umschaut.

Der Rest ist Geschmackssache. Der Mini Rectifier ist ein echt cooler Amp. Wenn er 600 Euro kosten würde, hätte ich auch einen.
 

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