[Amp] RedPlate TweedyVerb+

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Ich will euch schon mal etwas anfüttern, bevor nächste Woche das eigentliche ausführliche Review kommt.

Bin auf der Suche nach einem guten Tweedamp ähnlich eines 57er Fender Deluxe Tweed Combo (Originale liegen momentan so bei 5.000€ in optisch abgeranztem aber technisch okay Zustand) auf den TweedyVerb+ von RedPlate gestossen.

RedPlate ist ein Boutiqueamp Hersteller aus Arizona der mir bisher nichts sagte, aber man lernt auch nach über 40 Jahren als E-Gitarrist ja immer noch gerne dazu.

Eigentlich hatte ich so die üblichen Verdächtigen auf dem Schirm, d.h. Fender, Victoria, Cornell, Cream und Marble. Letztere war eigentlich der Grund für meine gestrige Fahrt nach Speyer/RhlPfalz.

Vergleichsweise teuer sind die Teile alle, so 1.500 bis 2.500 Euronen muss man anscheinend für ein solches one trick Pony anlegen damit es gut klingt.

Bei dem getesteten Marble handelt es sich um einen Blueprint, also die 15 - 28 Watt Version je nachdem, ob ich ihn mit 6V6 oder 6L6/5881 Röhren betreibe. Um es gleich vorweg zu nehmen, weder mit meiner Schindehütte Zeitgeist noch mit den, im Testraum vorhandenen Strats kam irgendein besonderer Funke rüber der mich dazu geführt hätte, den Amp zu kaufen.

Da der Besitzer von Guitarloop in Speyer mir wohl meine Enttäuschung ansah stöpselte er meine Klampfe in den genannten RedPlate TweedyVerb+ ein. Uiuiui, dachte ich nur, das ist mal soundmässig eine Offenbarung, vor allem weil der Amp kaum größer als ein Fender Champ ist. Ich bin schon verwöhnt, was Ampsound anbelangt, spiele ich doch in der Band einen Friedman (Small Box) mit einerm 412 Bogner Cab.

Vor allem, der Amp kann nicht nur Tweed, sondern auch Brown- und Blackface sounds reproduzieren und das alles auf Vollröhrenbasis, aber dazu im eigentlichen Review mehr.

Also Gemeinde, stay tuned, nächeste Woche gibt es nähere Infos wenn ich das Teil ausgiebig mit allen Klampfen die bei mir zuhause rumstehen getestet habe.
 
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redplate_tweedy.jpg


Erst einmal zu den Features des TweedyVerb, bevor ich etwas zum Sound und dem Handling sage.

Der Amp ist handwired und besteht aus entsprechend hochwertigen Bauteilen (z.B. Mercury Magnetics), als Speaker verrichtet ein CELESTION G12H-75 Creamback in der 8 Ohm Ausführung seinen Dienst.
Bestückt ist der Amp in der Endstufe mit 6L6 Röhren, wobei im "fixed bias" Modus 50W und im "kathod bias" Modus 40W Ausgangsleistung zur Verfügung stehen. Ein externer Speakeranschluss ist vorhanden, an Impedanzen können 8,4 und 2 Ohm (zu letzterem gleich mehr) angewählt werden.
In der Vorstufe verrichten drei 12AX7 und eine 12AT7 ihren Dienst, letztere Röhre dient dem eingebauten Federhall (two tube medium spring reverb)..

Der Amp verfügt über die Möglichkeit, beim Röhrenwechsel den Fixed Bias mit Hilfe eines Multimeters selbst anzupassen. Neben den besagten 6L6 Röhren können auch 6V6 Röhren ohne Anpassung verwendet werden, dies allerdings nur in der Kathodenbias Einstellung. Hierzu muss dann auch die Ohmzahl am Wahlschalter halbiert werden, d.h. bei eingebautem 8 Ohm Speaker dann auf 4 Ohm bzw. auf 2 Ohm wenn ich zu dem 8 Ohm Speaker noch eine weitere 8 Ohm Zusatzbox verwenden wollte. Bei 6L6 öhren wäre dies dann mit Zusatzbox die normale 4 Ohm Einstellung.

Gain und Volume regeln, wie üblich, die Lautstärke der Vor-bzw. Endstufe. Bei der einfachen, aber effektiven Tonregelung werden im Uhrzeigersinn die Höhen präsenter und die Bassanteile gehen zurück. Hier ist die Besonderheit, dass in der Nullstellung die Tonregelung komplett aus dem Signalweg genommen wird und das Gitarrensignal direkt auf die Lautstärkeregelung geht.

Reverb regelt die Stärke des Hallanteil und kann ganz ausgeschaltet werden, Decay regelt die Länge der Verzögerung des Halls. Auch Presence kann ganz aus dem Signalweg genommen werden und beinflußt, wenn eingeschaltet, den Anteil an Bässen im Signalweg.

Ein besonderes Feature stellt der Mode Selector da. Über ihn kann man jeweils 2 Grundsounds eines Blackface, Brownface oder Tweedamps ansteuern, wobei die letzte Position auch via des mitgelieferten Fußschalters direkt erreicht werden kann (Tweed). Daneben liefert der Fußschalter noch in der Boost Funktion eine Anhebung der Lautstärke um geschätzte 3dB.

Der Amp verfügt über einen Line Out, ein Effektweg ist nicht vorhanden.

Bevor ich über meinen ersten Eindruck mit dem TweedyVerb berichte, hier schon mal vorab ein Soundfile

http://www.redplateamps.com/tweedyverb.html
 
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Interessante Kiste. Besonders bemerkenswert finde ich die Wahl des Speakers. Leider hört man im Video sehr wenig Tweed, was mich besonders interessieren würde. Wäre mal sehr interessant zu wissen wie der Hersteller es geschafft hat einen 5E3 Sound mit Master/Gain zu verwirklichen, und ob das tatsächlich auch noch nach Tweed klingt wenn man den Amp mehr zudreht.
Ich habe mal einen Marble gegen einen Cornell gehört und da gab es auch keine Frage nach dem "Sieger" - eindeutig der Romany.
Bin gespannt wie es weitergeht.
 
Ui, interessanter Thread, hier klinke ich mich mal ein. Wie "raumfüllend" ist denn der Klang? Das ist ja ein relativ kleines Gehäuse. Kann mir vorstellen, dass das Teil ziemlich weit aufgedreht werden muss um nicht "boxy" zu klingen.

Habe schon vor längerer Zeit folgende Videos sabbelnd betrachtet. Das Ding scheint Teles zu lieben...



 
So unterschiedlich können Geschmäcker sein: Wenn das Ding so an meiner Tele klingen würde, hätte ich den Amp schon zurückgebracht. Ich finde beide Videos zu spitz, das erste sogar zu blechern.
 
Stimmt wohl, ein Glück sind die Geschmäcker verschieden ;)
Ich finde so sollte eine Tele klingen. Soweit man das über PC Lautsprecher bei den ohnehin schon komprimierten YouTube Videos beurteilen kann finde ich den Amp klanglich für mich ansprechend.
 
Stimmt, bei Videos ist das immer so eine Sache mit der Beurteilung der Qualität.
 
Das grelle kann auch an der Tele liegen, das ist aus der Ferne immer schwer zu sagen. Ich besitze auch eine sehr "grelle" Tele, aber mir gefällts halt so.

Ansonsten finde ich gear demos ohne Vergleich immer total nutzlos, also wenn muss man schon einen ähnlichen Amp dazu im Vergleich spielen ( gerne auch einen modeller ) sonst hängt das alles immer etwas in der Luft.
 
Was den Betrieb mit den 6L6 Röhren anbelangt, mit denen der Amp ausgeliefert wurde kann ich schon einiges mitteilen.

1. der Amp ist laut (auch in 40W Stellung fast keinen Unterschied zur 50W Stellung) und hat, trotz des kleinen Gehäuses (Tiefe beträgt ja nur 7") einen raumfüllenden Klang wie ich ihn so noch nicht von einem vergleichsweise kleinen Amp gehört habe (zur Info, ich besaß an kleinen Combos einen Marshall 4203 (30 Watt), einen Koch(50 W), einen Marshall Studio 15, einen MesaBoogie Mark III, einen Fender Princeton und noch so einiges in über 40 Jahren als Gitarrist). Anzumerken ist, das der G12H/75 Watt Creamback bei weitem besser transparenter klingt sein sein schwächerer 65 Watt Bruder.

2. Die Mode Schaltung mit ihren Blackface/Brownface/Tweedmodes lässt schon deutlich die Unterschiede hören, insbesondere wenn man die Tonregelung aus dem Signalweg nimmt. Wie weit dies einem echten, alten narrow pannel Tweed entspricht kann ich leider wegen fehlender 1:1 Vergleichsmöglichkeit nicht sagen.
Ich denke, das da eine Bestückung mit 6V6 Tubes dem ganzen noch etwas näher kommen dürfte, darüber dann aber mehr wenn ich welche zum Einbau habe.

3. Der Amp ist sehr pedalfreundlich. Alle verwendeten Effekte (MXR Carbon Copy, MXR Chrous, Digitec Luxe, Univibe) kamen hervorragend zur Geltung. Dies gilt auch für die verwendeten Overdrives (TS808, ToneKing 999, Fulltone OCD, Box of Rock, Tech 21 TriOD, MI Blues Pro) eine Fülle verschiedener Zerrsounds zulassen.

4. Bisher nicht so richtig erschlossen hat sich für mich die Gain/Volumenregelung. Bei voll aufgedrehtem Gain ist die Verzerrung doch eher mässig und damit weitaus schwächer als erwartet. Da der Amp laut ist (was sicherlich auch an dem Creamback mit seinen 100dB/1m liegt) und ich ihn bisher nur zuhause in der Mietwohnung getestet habe war die Lautstärke natürlich entsprechend begrenzt. Hier wird demnächst der Test im Proberaum zeigen, wie es sich hiermit verhält.

5. Ich bin mir nicht ganz sicher, on möglicherweise ein Alnico Speaker besser zu dem Amp passen würde.
Auch das werde ich demnächst mal durch einen Speakerwechsel ausprobieren, wobei der Celestion Alnico Gold für mich hier immer noch die erste Wahl ist.

Ach ja, an Gitarren wurden verwendet:

1. Schwarz St.Helens Summit Les Paul
2. Gibson Les Paul Junior
3. Fender Stratocaster
4. Riemer Stratocaster
5. Schindehütte Zeitgeist
 
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So, weiter geht's mit dem Review. Als erstes habe ich mal die 6L6 gegen russische 6V6 getauscht, was so wirklich keine Verbesserung war. Der Amp klingt dann halt irgendwie "kleiner" vom Headroom her, leiser wird er eigentlich auch nicht und er klingt vielleicht etwas weicher. was aber auch Einbildung sein kann weil man es so ja auch von 6V6 Tubes erwartet.

Also, wieder raus mit dem Zeugs und die ursprünglichen 6L6 eingebaut, dafür dann den G12H-75 Creamback durch einen Celestion Alnico Creamback ersetzt. Yip, und damit klingt der Amp im Tweedmode schon mehr nach "altem Tweed" so wie ich mir das vorstelle, nicht mehr so nach "modernem Tweed" wie mit dem G12H Creamback. Die Höhen sind beim Alnico logischerweise da, aber irgendwie nicht so scharf akzentuiert was sich insbesondere auf der Junior mit dem P-90 und der Tele bzw. Strat bemerkbar macht. Alles ist im Tweed Mode etwas mupfiger als mit dem modernen Creamback und auch die Brownface und Blackface Sounds kommen gut rüber. Noch nicht so optimal sind die Zerrer, die ich so als Bodentreter zuhause liegen habe, insbesondere wenn man einigermaßen Nachbarschaftsverträglich von der Lautstärke her spielen möchte.. Da bin ich gerade dabei, auf etwas neues aus den USA zu warten, nämlich einen OD von John Landgraff.
 
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Wirst du zusätzlich einen noch mehr Fender typischen Speaker testen?
 
Mich würde der Blackface Kanal interessieren und auch, ob der Amp auch bei geringen Lautstärken offen klingt, oder durch das kleine Gehäuse eher "boxy" rüberkommt. Vielen Dank auf jeden Fall für die niedegeschriebenen Erfahrungen.

Durch die Verwendung von dem Alnico Speaker ist da wohl nichts mehr mit glänzenden Fendercleanklängen oder?
 
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