[Amp] Tonehunter Clear Water Combo - Review

stuehrenberg
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Es gibt viele Gitarristen, die den Großteil ihres Sounds mit Pedalen erzeugen. Das hat viele Vorteile, vor allem aber Flexibilität. Ich benötige immer viele Zerrsounds und da bieten mit Pedale einfach mehr Möglichkeiten als ein 2 oder 3 Kanaler.
Bei Fender Amps hatte ich immer das Problem, dass in Abhängigkeit von der Lautstärke Verzerrungen eintreten, die den Sound verändern. Ein Twin, bei dem man das Problem nicht hat, ist mir einfach zu schwer. Da kam mir das Konzept des Tonehunter Clear Water gerade Recht. Ein Amp, der dafür gemacht ist, den CleanTton so gut wie möglich abzubilden. Er bietet also die perfekte Leinwand um darauf mit Pedalen Soundlandschaften zu malen.

Der Clear Water besitzt zwei Kanäle. Silver orientiert sich am Blackface Klang also glasig brillant, wie ein Deluxe. Gold dagegen tönt er britisch nach Marshall, weniger glasige Höhen und mehr Mitten. Irgendwie erinnert mich der Sound an eine Mischung aus Bassmann und Bluesbreaker.
Die Klangregelung ist passiv aber recht effizient. Hier sind tatsächlich intensivere Soundverbiegungen möglich.

Der Amp ist mit 40 Watt laut genug für jede Situation und verfügt mit einem Celestion 75 einen sehr guten Speaker. Die bekannten Nachteile dieses Modells, nämlich die etwas harschen Höhen wurden durch eine spezielle Tonehunter Behandlung entfernt. Der Konus wird in einem speziellen Tauchbad behandelt und klingt daher ganz ähnlich wie alte lange eingespielte Celestions.
Wie klingt er nun? Zunächst einmal muss man sagen, dass dieser Amp gnadenlos ist. Er stellt den Ton derart direkt dar, dass es fast schon ein wenig beängstigend ist. So ein Konzept hat natürlich zwei Seiten. Zum einen legt der Verstärker jede spielerische Schwäche offen und entlarvt auch jede Gitarre bzgl. Ihrer Qualitäten. Kann man aber damit umgehen und besitzt eine hochwertige Gitarre, dann holt der Clear Water auch die kleinste Nuance aus Gitarre 8nd Spieler. Eine gute Gitarre klingt dann so, wie sie es verdient hat und der Ton perlt nur so aus dem Speaker.
Mit der Offenheit dieses Verstärkers einher geht eine vielleicht etwas auffällige Dominanz der Höhen und Presenzen. Daher spiele ich beide Regler je nach Gitarre zwischen 9 und 10 Uhr. Die Bässe sind absolut beeindruckend für ein 1x12 Gehäuse. Der Mittenregler könnte etwas tiefer ansetzen aber das ist Kritik auf aller höchstem Niveau.
Die Dynamik ist atemberaubend. Man ist mit den Fingern ganz direkt am Ton. Jedes Vibrato wird detailliert wieder gegeben und man kann den Ton von ganz leise bis laut in voller Schönheit aus der Box erklingen lassen.

Im Bandkontext erlebt man dann noch mal eine Überraschung. Ohne wirklich laut zu sein, setzt der Amp sich fantastisch durch. Es kommt einem fast so vor als wenn der Ton etwas um sich rum baut, dass ihn dreidimensional in den Raum setzt. Man hört ihn, er drückt und knallt, dass es eine wahre Freude ist. Dabei nervt er aber nie sondern ist nur unglaublich präsent.
Sehr schön ist der Anschlag. Er klingt wie mit einem sehr teuren Kompressor gespielt. Knackig im Attack und dann blüht der Ton auf. Fantastisch.
Einen Nachteil hat dieser Amp: Meine anderen Amps, mit denen ich eigentlich ganz zufrieden war klingen neben dem Clear Water irgendwie ein wenig flach und belegt. Man begibt sich also mit dem Tonehunter Produkt in eine neue Liga und es fällt schwer, sich aus der wieder zu entfernen.
Ich spiele den Silver Kanal mit Humbuckern und den Gold Kanal mit Strat und Tele. So klingt jede Gitarre optimal in den Höhen und Mitten. Der mitgelieferte A/B Schalter tut hier gute Dienste.
Was mir besonders gut gefällt ist die Möglichkeit, Tolex und Front Bespannung selbst zu wählen. Bei mir ist es Salt&Pepper und Black Purple tolex. Der Amp. schimmert dadurch schwarz mit tiefem Blau. Unglaublich schön und edel.

Meine Pedale funktiomieren alle wunderbar. auch hier gilt, dass man gutes Material vor den amp schalten muss, weil der Clear Water auch hier jede Stärke aber auch jede Schwäche überträgt. Auch angezerrte Sounds und sogar härtere Distortion kommt wunderbar über den amp. Er ist daher absolut vielseitig einsetzbar und klingt in jedem Kontext rund, warm und direkt.

Nach 30 Jahren habe ich das erste Mal das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Die Handverdrahtung gibt einem das gute Gefühl, dass selbst wenn sich der Geschmack mal etwas ändert, man einfach ein paar Kondensatoren tauschen kann. Das gleiche gilt für etwaige Defekte. So ein Gerät ist eine Investition für´s Leben.
Preislich ist der Clear Water angesichts der Qualität absolut in Ordnung. Durch die Herstellung in Deutschland wesentlich billiger als amerikanische Boutique Modelle.
Erwähnen möchte ich noch, dass Ralf Reichen, er Chef von Tonehunter ein super netter Mensch ist, der absolut weiß wovon er spricht. Wie schön, dass es in Deutschland so eine Ampschmiede gibt.
 
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Beim Solo spielen mit einem guten Distortion (bei mir Mad Professor Mighty Red) erlebt man ein deutlich verbessertes Anschlagverhalten. Der Ton knackt und quietscht. Man kann mit dem Plektron ganz viel machen. Blues Soli werden deutlich aufgewertet.
 
Jetzt ist es passiert: Aus Geldgründen muss ich den amp leider verkaufen. Also wer ein quasi neues Modell haben will für 1900 € statt 2420 € möge sich melden.
 
Hier mal ein paar Speaker, die ich mit dem Amp ausprobiert habe:
- Eminence Texas Heat ist zu eng im Ton
- Swamp Thang ziemlich gut aber auch sehr mächtig in den Bässen
- Celestion G12-65 ist nicht schlecht.
- G12H 75 noch besser.
Allerdings beide nicht so gut wie der werksseitige modifizierter Creamback, der ragt raus.

Spitze ist der Jense NEO 12 (nicht der Tornado) Er dämpft die Höhen und ist sehr schnell im Attack. Mein Favorit.
 

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