Andreas KOCH Accordeon restaurieren

Akkordeonengel
Akkordeonengel
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
23.04.24
Registriert
18.01.16
Beiträge
1.068
Kekse
20.237
Ort
Westslowakei
Heligonkas in der Slowakei
Diatonische Akkordeons (Heligonkas) haben sich aus dem Tschechien, Österreich und Deutschland in die Slowakei ausgebreitet. Es geschah zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Unsere slowakischen Ethnologen geben an, dass diese Musikinstrumente bereits vor 1919 in der Slowakei selten waren. Dann breiten sie sich jedoch erstaunlich schnell im gesamten Gebiet aus und sind bis heute sehr beliebt. Heute zeugen nur noch Archivunterlagen und einige wenige Museumsstücke von der Geschichte des Instruments. Manchmal kann man aber auch eine große Überraschung entdecken:
Abb 1.JPG

Andreas Koch (Ands KOCH)
Andreas Koch war ein bedeutender Akkordeonbauer in Trossingen. Nach seinem Tod (1915) wurde seine Fabrik von Hohner (1929) übernommen. Die Straße, in der sich Hohner heute befindet, ist nach ihm benannt (Andreas-Koch-Strasse 9). Das Instrument auf dem ersten Foto kann in der Zeit von 1908 bis 1920 klassifiziert werden, da Herr Hoppe in seiner Sammlung ein sehr ähnliches Instrument aus dem Jahr 1908 hat und gleichzeitig ein sehr ähnliches Instrument im Katalog von 1920 zu finden ist:
Abb 2.jpg

Konstruktion:
Es ist ein zweireihiges diatonisches Instrument. Die Abdeckung vom Diskant besteht aus Holz:
Abb 3.JPG Abb 4.JPG

Der Korpus ist reich verziert:
Abb 5.JPG

Die Stimmplatten werden nicht durch Wachsen fixiert:
Abb 6.JPG ABb 7.JPG

Die tiefsten Bässe werden verdoppelt: Jedes der vier Löcher führt zu einer Kanzelle, die auf beiden Seiten Stimmplatten hat.
Abb 8.JPG Abb 9.JPG

Die Stimmplatten haben das typische Emblem des Herstellers:
Abb 10.JPG

Das Instrument wurde repariert (die Platte ganz links stammt wahrscheinlich von Dix).
Abb 11.JPG

Die Plattenlöcher haben auf der Ventilseite ein leicht bogenförmiges Ende anstelle einer Kante:
Abb 12.jpg


Gründe für die Bedeutung des Instruments:
-Einer der wenigen direkten Zeugen der "Invasion" dieser Instrumente in der Slowakei.
-Jahrzehnte gehört es zu einziger Familie, die es ehrfürchtig bewahrt. Es handelt sich also nicht um einen Basar, der aus dem Ausland gefunden oder importiert wird.
-Emotionale Erinnerungen sind damit stark gebunden, so dass es in der Familie weiter bleibt. Der einzige, der in der Familie ein wenig über diese Problematik versteht, bin ich. Deshalb haben sie mir das Instrument anvertraut.

Wiederherstellungsplan:
Meine Absicht ist es, das Instrument zu erhalten, aber mit den notwendigen Restaurierungsarbeiten. Ich möchte sie in einem professionellen HZIMM machen lassen:
Reinigung: kein weiter Kommentar, das ist auf den ersten Blick klar…
Bereinigung der Originalstimmzungen und wiederherstellen (im maximalen Umfang) deren Funktionalität. Ich möchte die aktuellen Stimmen nicht ersetzen, sie sind nicht so rostig, dass sie nicht gereinigt und dann angepasst werden können, um etwas akzeptable Töne zu erzeugen. (Natürlich keine Bereitstellung des Instruments in größerem Maßstab mehr).
Wiederherstellung von die Spielmechanik in beiden Halbkörper. Ersetzen von beschädigten Teilen (Gurte, Beschläge, ...).

Ich möchte, dass nächste - zweite Jahrhundert seiner Existenz, dieses Instrument wieder in einem würdigen Zustand beginnt wird. Daher bin ich für jeden Rat bezüglich der Restaurierung des Instruments dankbar...

Herzliche Grüße, Vladimir
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Ein tolles Instrument. Die Stimmzungen sind sogar unterschiedlich gestempelt/verziert.
Auf Bild 10 der vierten Stimmzunge erkennt man eindeutig eine ausgewachsene Gemse wie auf der Front des Gehäuses.
Auf Bild 12 links mit den großen Ohren ohne Hörner eher ein Reh.
Die anderen Tiere mit dem nicht so langen geraden Kopf ähneln jungen Steinböcken.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
-Jahrzehnte gehört es zu einziger Familie, die es ehrfürchtig bewahrt. Es handelt sich also nicht um einen Basar, der aus dem Ausland gefunden oder importiert wird.
-Emotionale Erinnerungen sind damit stark gebunden, so dass es in der Familie weiter bleibt. Der einzige, der in der Familie ein wenig über diese Problematik versteht, bin ich. Deshalb haben sie mir das Instrument anvertraut.

Das sind solche Geschichten, die ein Instrument zu was besonderem machen, die die Begründung liefern warum genau dieses Instrument es wert ist so aufwändig wieder aufgearbeitet zu werden - weil es ein Familienerbstück ist, weil viele Erinnerungen damit verbunden sind. Außerhalb der Familie ist es einfach irgendein altes Instrument, aber innerhalb der Familie ist es DAS Instrument mit seiner besonderen Geschichte.

Die Plattenlöcher haben auf der Ventilseite ein leicht bogenförmiges Ende anstelle einer Kante:

Soweit ich die Stimmplatten sehe, haben die eine Platte aus Zink - und das Zink ist noch in gutem Zustand (was bei vielen Akkordeons aus der "Kriegszeit durchaus nicht so der Fall ist). Das Zink dürfte auch mit ein Grund sein, dasss so wenig Rost an den Zungen ist.

Diese Vertiefungen sind mir auch aufgefallen... und weil die nur auf der Ventilseite zu finden sind, könnte ich mir vorstellen dass die eingefeilt wurden um die Stimmzungen leichter raushebeln zu können um die zu stimmen - je flacher man die Zunge hebeln kann, desto weniger muss die vorgespant werden um sie nach oben zu hebeln.

Das Instrument wurde repariert (die Platte ganz links stammt wahrscheinlich von Dix)

Ja das sind dann so die Geschichten die das Akkordeon im Laufe seines Lebens so erfährt. Aber die passt von der bauform und Größe recht gut zu den anderen - derjenige der die ersetzt hat hat also nicht nur irgendeine Stimmplatte mit dem Ton genommen scndern schon etwas genauer ausgewählt.

Die Stimmplatten werden nicht durch Wachsen fixiert:

Ich glaube das war zu der Zeit damals eher unüblich - da wurde eher auf Leder genagelt.


Schön ist auch , wie das "Branddekor" noch so gut erhalten ist.

Das war seinerzeit eine sehr weit verbreitete Methode bei einfacheren Modellen ein hübsches Dekor zu schaffen, ohne große Intarsieneinlegearbeiten und so erst mit viel Aufwand machen zu müssen. Da wurde mit Hitze ein Stempel auf die Deckhölzer gepresst und so ein Dekor "eingebrannt"
 
Verschiedene:


ja, tolle Beobachtung. Ich habe jetzt alle Fotos wieder durchgesucht. Die Ergebnisse meiner Forschung sind unten abgebildet. Es sieht aus wie ein Gedächtnisspiel für junge Kinder-Akkordeonisten. Einige der Reliefs sind da mehrmals, andere sind nur in einer Kopie. Die Anordnung der Reliefs auf den Platten scheint nicht zufällig zu sein. Ich erwarte (in dieser interessanten Angelegenheit) detailliertere Informationen nach Rücksprache mit meinem HZIMM, der die Kiste wiederherstellen wird. Die einzige Stimmplatte, die mit Sicherheit nicht zur Originalserie gehört, ist die mit dem Ring (Dix). Ihre Stimmzungen sind viel weniger korrodiert als die andere originale von Koch, so dass sie wahrscheinlich später hinzugefügt wurde.

KOCH-Tierpark.jpg


Herzliche Grüße, Vladimir
 
Zuletzt bearbeitet:
Da bin ich auch wirklich gespannt was es damit auf sich hat und ersetzlich durch andere sind diese Stimmzungen sicher nicht
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Natürlich denkt man erst daß es ein Stempel ist der durch unterschiedlichen Druck anders erscheint, das System scheint aber ein anderes zu sein und sei es auch nur :)daß man darüber nachdenkt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben