Anfänger-Fragen zu Übungsheften und Noten

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Maik123
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Hallo,
hab kurz ein paar Fragen:
Ich hatte schon mal ein paar Klavierstunden, leider ist Unterricht zur Zeit aber nicht mehr möglich bzw. dauert noch etwas, deshalb wollte ich privat etwas vorankommen.

1. Ich hab jetzt endlich ein gebrauchtes Kawai Digi und da waren auch ein paar Übungshefte dabei:
Beyer 101, Burgmüller 100, Czerny 139 + 849 (und Chopin Walzer + Etüden Op.10, Bach Inventionen und ein Sonatinen-Heft)
Das Beyer hab ich früher schon mal etwas bearbeitet und ich fand es eigentlich ganz schlüssig.
Macht es Sinn, mit diesen Heften zu lernen und wenn ja, welche Reihenfolge wäre sinnvoll ??

2. Die zweite Frage klingt vielleicht etwas dämlich:
Bei mir klappt das auswendig spielen schon ganz gut, mit Noten vom Blatt habe ich aber extreme Schwierigkeiten.
Das Blattspiel funktioniert in meinem Kopf völlig anders und sehr langsam. Wenn ich auswendig spiele und die Noten vor mir habe, komm ich da in keinster Weise mit dem lesen hinterher.
Wie kann ich mir das denn vorstellen, wenn man als "Profi" Noten lesen kann, gibt es dann auch entweder - oder (also auswendig oder ablesen) oder fließt das irgendwann auch ineinander ??
Und wie ist das mit dem Fingersatz, "liest" man den dann aus den Noten, muss man den beim lesen "improvisieren", oder geht das bei schweren Stücken nur wenn man den vorher kennt ??
Kann mir das irgendwie noch nicht so richtig vorstellen, das Noten lernen klappt bei mir leider sehr langsam da ich nicht mehr der Jüngste bin...
 
Eigenschaft
 
Notenlesen wurde im Board schon mehrfach unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutiert. Mein Credo ist, dass man es am leichtesten in Verbindung mit dem Spielen und Erläuterungen ganz von Anfang an lernt. Diese ganz einfachen ersten Übungen der ersten Wochen und ggf. Monate bauen aufeinander auf und bei Sorgfalt hat man dadurch ein solides Fundament.

Letztlich ist Notenlesen eine Übungssache, von besonderen Schwächen 'mal abgesehen. Als Lerstrateegie würde ich mir vor dem Spielen die Noten der jeweiligen Übung in jedem System vorlesen.
Eine weitere wichtige Hilfe ist es, Noten auch von Hand aufzuschreiben, das vermittelt eine ganz andere Erfahrung als das Schreiben mit Tastatur und Apps.
Die YT Klavierlehrerin Allysia van Betuw (PianoTV) meint übringes, nach ihrer Erfahrung vergehen im Unterricht mit den meisten Schülern gut zwei Jahre, bis das Notenlesen flüssig klappt.

Was deine Lehrwerke betrifft, die Grundlagen lassen sich m.E. mit Heumann auch autodidaktisch gut erschließen, wenn ich mir im Vergleich deine Auswahl dazu anschaue.
Meines Erachtens ist die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg mit Heumann, die Erläuterungen gründlich zu lesen und jede Übung ernsthaft zu bearbeiten. Das bedeutet, sich auch die "ganz einfachen" Stücke vorzulesen, sie fehlerfrei mit und ohne Metronom spielen lernen und auf melodische Bögen sowie Ausdruck im Spiel zu achten.
https://www.thomann.de/de/schott_klavierspielen_mein_schoenstes_hobby_klavierschule.htm

Was Du an Literatur zitierst lässt sich nach und nach integrieren, bei Beyer, Czerny und Burgmüller würde ich ggf. nur ausgewählte Übungen und Stücke nehmen.
Für Bachs zweistimmige Inventionen und den Chopin Walzer A moll op. posth. B 150 fehlen im ersten Jahr noch Voraussetzungen, aber das ist wie alles im Beitrag nur (m)eine Meinung.
Man kann sich solche Stücke vermutlich trotzdem aneignen, nur sehe ich darin bei fehlenden Grundlagen weder den Nutzen noch Freude am Spielen.

Gruß Claus
 
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Wie kann ich mir das denn vorstellen, wenn man als "Profi" Noten lesen kann,
Es ist auch nicht anders als Text-Lesen. Wenn Du ein Wort siehst, überlegst Du ja (wahrscheinlich :D) auch nicht zuerst, was die einzelnen Zeichen wohl bedeuten und mit welcher Mund- und Zungenstellung bzw. -bewegung man jedes einzelne Zeichen nun zum Klingen bringt, um danach den Inhalt des Wortes zu erfassen. Normalerweise sieht man ein Wort und weiß sofort, welche Bedeutung es hat. Das hat man als Kind in den ersten Schulklassen in der Regel gründlich geübt.

Beim Notenlesen genau das gleiche: Man sieht eine Note, weiß genau, welcher Taste sie auf dem Klavier zugeordnet ist, wie der entsprechende Ton heißt und in welchem Verhältnis er zu den vorigen und nachfolgenden Noten liegt. Man erfasst daraus unmittelbar einen melodischen und/oder harmonischen Zusammenhang und hat idealerweise eine Klangvorstellung davon, wie das dann klingt. Gleichzeitig fügt man die Notenwerte zu einem rhythmischen Gefüge zusammen.

Mit zunehmender Erfahrung erkennt man aus den Noten auch gleich, welche Finger-, Arm-, Handgelenks- usw. Bewegungen man veranlassen muß, um den Notentext auf seinem Instrument zum Erklingen zu bringen.

Will man ein Stück zur Aufführungsreife bringen lernt man es ebenso auswendig wie ein Schauspieler, der seinen Text auf der Bühne ebenfalls nicht abliest.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hallo Kollege,

ich bin auch nicht mehr der jüngste und zudem durch Schlaganfälle kognitiv etwas eingeschränkt. Allerdings ist es bei mir genau andersrum: ich kann vom Blatt spielen, dafür hapert es mit dem auswendig lernen :)

Dass das Blattspiel zunächst langsam geht halte ich für normal, da hilft nur üben, üben und nochmal üben. Mit der Zeit wird das besser. Ich würde gerade am Anfang viel ins Blattspiel investieren, ich bin überzeugt dass sich das auf Dauer lohnt.

Der Fingersatz geht nicht automatisch mit beim Blattspiel, bei den ersten Durchgängen spiele ich mir da auch meist Knoten in die Finger. Die neuralgischen Stellen spiele ich dann halt nochmal einzeln und probiere verschiedene Fingersätze aus bis ich meine den für mich richtigen gefunden zu haben. Wichtig: gleich aufschreiben!

Gruß,
D.
 
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mit Noten vom Blatt habe ich aber extreme Schwierigkeiten
Wie @McCoy es bereits erwähnt hat, ist es wie Text-Lesen auch. Dann erinnere dich an deine Kindheit, welche Lektüre war damals für dich angesagt: "Krieg und Frieden" von Tolstoi oder doch "Märchen aus dem Zauberwald", schön mit Bilder und einfachen Texten, verfasst mit großen Buchstaben?

Meine Erste Stücke waren die Kinderlieder, dabei hielt ich mich und halte weiterhin an die "Fünf Punkte Strategie für Blattspiel" eines bekannten Klavierlehrers:
  1. Spiel jedes neue Stück vom Blatt
  2. Lies die Noten, analysiere das Stück
  3. Spiel in Zeitlupe
  4. Zähle laut mit
  5. Lerne "Blind" spielen
Vor allem das Mitzählen und das "Ertasten" der Klaviatur hat mich am Anfang wahnsinnig gemacht.
Habe dann mit Metronom geübt, erst eine Hand, dann die Andere, bevor ich mit zwei Händen mir es zugetraut habe. Was sehr geholfen hat, war das tägliche Üben! Jeden Tag eine halbe Stunde, dann kommen die ersten Ergebnisse schon bald. Viel Erfolg
 
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Hi Leute,
danke für die schnellen Antworten :)

@Claus ja Bach und Chopin hab ich ja eingeklammert, ich denke das sind auch keine wirklichen Stücke zum üben.
Ich denke da eignen sich nur Bayer, Czerny, Burgmüller.
Wie gesagt fand ich das Bayer-Heft ja ganz gut. Man kann aber nicht so allgemein sagen, daß wenn man dieses geradlinig durcharbeitet, fährt man ganz gut bis zum nächsten Klavierlehrer ???
Das Czerny sieht auf den ersten Blick halt gleich so aus als ob der Schwierigkeitsgrad zu progressiv ist und man dann eher zum auswendig lernen neigt.

@All
Danke, bitte nicht falsch verstehen ich werde auf jeden Fall das Blattspiel üben und suche nicht nach der Ultra-Methode :)
Ich versuche eher eine Vorstellung zu bekommen wo der Weg hingeht. Wenn man z.B. einen Text aufsagen muß, wäre vom Blatt ablesen ja viel einfacher als auswendig lernen.
Trotzdem habe ich das Gefühl, daß auch die Profis viel auswendig lernen, obwohl sie die Noten vor sich haben ??


Der Fingersatz geht nicht automatisch mit beim Blattspiel, bei den ersten Durchgängen spiele ich mir da auch meist Knoten in die Finger.

Genau bei den Durchgängen liegt mein Problem:
Bereits beim zweiten Durchgang schaltet mein Gehirn dann auf Wiedergabe dessen, was es sich gemerkt hat, weil es der schnellere Weg ist als das Ablesen.
D.h. beim Noten lesen üben kann ich immer nur sehr wenige Durchgänge spielen sonst ist es kein lesen mehr...
 
oder fließt das irgendwann auch ineinander ?
Hmm ... wenn ich jetzt wüßte, wie genau Du Dir dieses ineinander fließen vorstellst ...
In gewisser Weise ist wie beim Lesen langer unbekannter Wörter. Zuerst liest man sie langsam und probiert aus, wie sie wohl gesprochen werden. Nachdem man sich den Sprachklang gemerkt hat, buchstabiert man das Wort nicht mehr, sondern erkennt es am Gesamtbild.
Wenn ich mich mit einem neuen Notentext auseinandersetze, passiert etwas ähnliches. Zuerst analysiere ich was ich da lese, probiere aus, wie es sich spielen lässt und überlege mir dabei einen Fingersatz. Damit ich ihn konsequent übe, notiere ich mir bei Bedarf Gedächtnishilfen an die Noten. Das beantwortet vielleicht schon die nächste Frage:

Und wie ist das mit dem Fingersatz, "liest" man den dann aus den Noten, muss man den beim lesen "improvisieren", oder geht das bei schweren Stücken nur wenn man den vorher kennt ??
Es gibt Bewegungsmuster, die man im Laufe der Zeit verinnerlicht und mit bestimmten Formen des Notenbildes verknüpft. Damit das möglich ist, arbeitet man mit methodisch geordneten Übungsstücken. Dadurch vertraut gewordene Bewegungsmuster laufen irgendwann ganz automatisch, wenn man das entsprechende Notenbild sieht. Hat man etwas neues vor sich, muss man sich überlegen, wie Lagenwechsel am geschicktesten eingefädelt und gegriffen werden, damit man die Tasten sicher trifft, sich die Hände organisch bewegen können etc. Indem man sich den ausgetüftelten Fingersatz genau dort an die Noten schreibt, wo man aufpassen muss, dass man ihn nicht immer wieder ändert, stellt man sicher, dass man ihn konsequent übt und nicht ständig wechselt. Hierbei gilt der Grundsatz "Weniger ist mehr!" Also keinesfalls an jede Note eine Zahl schreiben, sondern nur dort, wo es wirklich notwendig ist.

Während ich hier unterbrochen wurde, kamen mir einige Antworten zuvor, die ähnliches schreiben, wie ich. :)

Gruß
Lisa
 
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Danke, bitte nicht falsch verstehen ich werde auf jeden Fall das Blattspiel üben und suche nicht nach der Ultra-Methode :)

Du haderst noch mit den unknown Unknowns.

Ich versuche eher eine Vorstellung zu bekommen wo der Weg hingeht. Wenn man z.B. einen Text aufsagen muß, wäre vom Blatt ablesen ja viel einfacher als auswendig lernen.

Ich habe vor sieben Jahren wieder angefangen regelmäßig Klavier zu üben und spiele jetzt einfachste Anfänger-Stücke unter höchster Konzentration ganz langsam prima vista vom Blatt.

Natürlich kann ich flüssig Noten lesen und finde mich längst blind auf der Tastatur zurecht, kann ein sorgfältig geübtes Stück mittleren Schwierigkeitsgrades auflegen und spielen. Aber das ist dann kein "Vorlesen", sondern Erinnerungsstütze. Richtig gut geübte Stücke laufen selbstverständlich komplett auswendig.

Trotzdem habe ich das Gefühl, daß auch die Profis viel auswendig lernen, obwohl sie die Noten vor sich haben ??

Profis spielen alles komplett auswendig, die Notenpulte werden gar im Konzertgeschäft gar nicht erst aufgebaut.
 
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Genau bei den Durchgängen liegt mein Problem...D.h. beim Noten lesen üben kann ich immer nur sehr wenige Durchgänge spielen sonst ist es kein lesen mehr...
Noten lesen kann man auch getrennt vom Spielen üben, damit es verfestigt wird. Benutzt Du denn die von mir erwähnte Methode, dir wenigstens vor dem Spielen erst die Tonbezeichnungen "vorzulesen"?
Als Beispiel dazu Beyer op. 101, 82. Tonart E. Dur.
re Hand: Auftakt: e fis, Takt 1: gis a h a gis, Takt 2....
li. Hand: Auftakt: Viertel-Pause, Takt 1: e gis h
Wie Du in der Notation siehen kannst, habe ich zur Beschleunigung die Notenwerte (Viertel, Achtel...) beim "Vorlesen" weggelassen. Die ließen sich bei rhythmisch schwierigeren Übungen natürlich dazu nehmen und dann auch klatschen.
beyer op 101 82.jpg


Anders herum kann man so eine Übung auch weiter vereinfachen und bei Schwierigkeiten mit Tonarten zuerst alles in "C Dur" vorlesen. Wenn das klappt, sucht man die Halbtonerhöhungen und -Erniedrigungen der jeweiligen Tonart und liest noch einmal in der jeweiligen Tonart.
Bereits beim zweiten Durchgang schaltet mein Gehirn dann auf Wiedergabe dessen, was es sich gemerkt hat, weil es der schnellere Weg ist als das Ablesen.
Das ist gut und sichert dir die Freude am Klavierlernen und Spielen.
Mein Tip ist, dass Du dich daran erfreust und das Notenlesen ggf. gesondert übst, z.B. zwei- bis dreimal am Tag zuerst nur 4 bis höchstens 8 Takte aus den Übungen und Stücken. Der Stoff soll einfach sein, aber dir noch unbekannt und dazu bietet Beyer doch eine Menge und Czerny auch.

Der nächste Schritt des Notenlesens ist nach den Tonbezeichnungen und Notenwerten m.E. das Erkennen von Intervallen, weil das für die Akkordbestimmung und Noten in entlegeneren Registern recht nützlich ist.

Gruß Claus
 
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Wie Du in der Notation siehen kannst, habe ich zur Beschleunigung die Notenwerte (Viertel, Achtel...) beim "Vorlesen" weggelassen. Die ließen sich bei rhythmisch schwierigeren Übungen natürlich dazu nehmen und dann auch klatschen.
Ich ziehe es zumindest bei einstimmig lesbaren Noten vor, die Leseübung rhythmisch zu formen. Dann können die Hände das Metrum übernehmen.
Profis spielen alles komplett auswendig, die Notenpulte werden gar im Konzertgeschäft gar nicht erst aufgebaut.
Vorsicht bei Verallgemeinerungen!

Gruß
Lisa
 
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Habe ich ein hartnäckiges Problem, dann zerlege ich mir die Aufgabe möglichst in Teile und Zwischenschritte. Das erleichtert schnelle Erfolge und diese vermitteln Sicherheit beim Lernen.
Ob meine Vorschläge auch für Maik solche Möglichkeiten bieten, das hängt natürlich von der konkreten Ausprägung des Problems und seiner bevorzugten Art des Lernens ab.

Ich bin davon ausgegangen, dass Maik etwas fester im Schlamassel steckt, sonst gäbe es ja kein Problem mit dem Lesen der Noten angesichts der relativ niedrigen Anforderungen seines Stoffs.
Deshalb habe ich ein anderes Lehrwerk für einen frischen Start empfohlen und verschiedene Vorschläge zur Vereinfachung durch Zwischenschritte gemacht.

Ebenso gut könnte er sich die Noten natürlich gleich in der jeweiligen Tonart und mit den jeweiligen Notenwerten vorlesen, wenn das besser funktioniert.
Ob Maik im Unterricht bereits in den Umgang mit dem Metronom eingewiesen wurde, das wissen wir nicht. Aus meiner "Schülererfahrung" würde ich nicht darauf wetten. :nix:

Gruß Claus
 
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Bleiben wir mal bei dem Notenbeispiel.
Ich würde mit einem Schüler, für den diese Aufgabe passend ist, als erstes überlegen, in welcher Tonart die Komposition steht und hinterfragen, woran man das erkennt.
Dann wird die Tonleiter und der zugehörige Fingersatz geübt. (@McCoy Du hast mal vor gefühlten Ewigkeiten Fingersätze für Tonleitern in verschiedenen Tonarten gepostet ... Aber wo?)
Als nächstes werden die Läufe betrachtet, wo sie starten und enden, welcher Fingersatz zur Länge der Läufe passt und dann zunächst ohne vorgegebene rhythmische Formung gespielt.
Beim Betrachten der Noten will ich in diesem Fall gar nicht wissen, wie jede einzelne heißt. Viel wichtiger ist als erstes, zu erkennen, ob die langen Notenketten mit oder ohne Sprünge zu spielen sind. Dabei wird dann in diesem Fall klar, dass es hier in der rechten Hand um Skalentraining geht. Dann verorte ich die wichtigsten Orientierungspunkte auf dem Klavier und markiere diese bei Bedarf mit verschiedenfarbigen Halmakegeln oder einem Papierstreifen hinter den Tasten. Auf dem Papierstreifen wird der Tonikadreiklang in mehreren Oktavlagen angezeichnet. Dafür nutze ich die Ampelfarben grün (1) - gelb (3) - rot (5). Mit Hilfe einer optischen Hervorhebung des Tonika-Dreiklangs wird viel deutlicher, was da in der Melodie passiert.
Beim Spiel mit der linken Hand gilt es in diesem Fall die Akkorde zu hinterfragen. Beim Abspielen der Noten richtet sich in diesem Abschnitt die Konzentration auf die wechselnde "Mittelnote". Da das Rahmenintervall gleich bleibt, muss ich das nicht jedesmal neu lesen. Ich achte vorrangig auf die Veränderung.
Das mal nur so als Einstieg.

Gruß
Lisa
 
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(@McCoy Du hast mal vor gefühlten Ewigkeiten Fingersätze für Tonleitern in verschiedenen Tonarten gepostet ... Aber wo?)
Wahrscheinlich meinst Du diese beiden Beiträgen:
https://www.musiker-board.de/threads/fingersatz-jazz-vs-classical.479237/post-5874523
https://www.musiker-board.de/thread...ezeichnung-von-tonleitern.579195/post-7040817

Der Beyer ist eigentlich schon gut, aber ich würde empfehlen, den mit Lehrer zu machen.

Profis spielen alles komplett auswendig, die Notenpulte werden gar im Konzertgeschäft gar nicht erst aufgebaut.
Das geht komplett an der Realität der Profis vorbei. Der Profi konzertiert ja nicht nur, sondern probt auch. Und da gibt es oft genug den Fall, daß z.B. die Sängerin sagt: "Laß uns mal dieses Stück hier probieren." Und zack, steht ein unbekanntes Stück auf dem Notenpult, und dann muß beim Pianisten irgendwas gehen. Gute Korrepetitoren reduzieren ganze Orchesterpartituren vom Blatt aufs Klavier.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Profis spielen alles komplett auswendig, die Notenpulte werden gar im Konzertgeschäft gar nicht erst aufgebaut.
Kommt auf die Art des Profis an ... sind die Mitglieder eines Sinfonieorchesters keine Profis? Denn die sieht man selten ohne Noten ...
 
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Hallo,
vielen Dank für eure sehr ausgiebigen Antworten, das gibt mir schon mal eine gute Vorstellung vom Ganzen :)

Ob meine Vorschläge auch für Maik solche Möglichkeiten bieten, das hängt natürlich von der konkreten Ausprägung des Problems und seiner bevorzugten Art des Lernens ab.

Ich bin davon ausgegangen, dass Maik etwas fester im Schlamassel steckt, sonst gäbe es ja kein Problem mit dem Lesen der Noten angesichts der relativ niedrigen Anforderungen seines Stoffs.

Die bevorzugte Art muss ich wahrscheinlich selber erst mal rausfinden :)
Ich weiß nur dass ich das Ganze bisher eindeutig zu sehr vernachlässigt habe, deswegen kann ich noch garnicht sagen wie tief ich wirklich im Schlamassel stecke. Das wird die Zeit zeigen :coffee:


Hmm ... wenn ich jetzt wüßte, wie genau Du Dir dieses ineinander fließen vorstellst ..

Ja das ist etwas blöd zu erklären. Wie gesagt, bisher kenne ich halt Auswendig -> recht schnell bei mir, und Ablesen -> ziemlich langsam bei mir.
Kann ich mir das so vorstellen, dass wenn man besser Noten lesen kann, dass man dann z.B. etwas weniger Auswendig lernt und dafür mehr beim Spielen mitliest ?
Oder ist es immer so, dass man das vom Blatt spielen eher zum Auswendig lernen nutzt und es am Ende aufs Auswendig spielen hinausläuft ?
Ich weiß, das klingt etwas seltsam 🤪
 
... etwas weniger Auswendig lernt und dafür mehr beim Spielen mitliest ?
Ich denke mal, dass das bei jedem im Detail ein wenig anders ist. Was ich nun beschreibe, sollte also nicht verallgemeinert werden.
Wenn ich ein Musikstück erarbeite, erfasse ich Sinnzusammenhänge und Bewegungsabläufe, die ich mit den entsprechenden Abschnitten im Notenbild verknüpfe. Ganz früher passierte das eher unbewusst. Es ist aber viel effektiver, das ganz gezielt zu machen. Man kann zum Beispiel "Übungsmarken" eintragen (z.B. große Buchstaben in rechteckigen Kästchen). Dadurch finden die Augen bestimmte Abschnitte in den Noten schneller wieder.
Wenn man einen Abschnitt intensiv übt, dann hat man ihn irgendwann so gut in Kopf und Fingern, dass die praktische Umsetzung am Instrument in gewisser Weise auswendig läuft. Aber bei mir wandern die Augen auf dem Notenblatt dann trotzdem noch (lange Zeit) mit, ohne jedes Detail zu lesen. Das Notenbild dient dann als Erinnerungsstütze. Es löst Erinnerungen verschiedener Art aus. Zum einen wird die Erinnerung an eine mehr oder weniger klare bzw. differenzierte Klangvorstellung geweckt. Zum anderen aktiviert der Anblick bestimmter "Notenmuster" die Erinnerung an damit verknüpfte Bewegungen. Außerdem gibt es eine Verbindung zwischen Klanggedächtnis und Muskelgedächtnis. Das Verfolgen der Noten erspart mir das Einpauken der kompletten Komposition, also in welcher Reihenfolge die verschiedenen Abschnitte zu spielen sind. Vor allem bei längeren Stücken, in denen man aufpassen muss, dass man nicht mit Wiederholungen, ähnlichen Teilen, verschiedenen Überleitungen oder Schlüssen durcheinander kommt, ist das Mitlesen der Noten eine große Hilfe. Ohne sie würde es für mich viel länger dauern, bis ein Stück funktioniert. Es gibt - so drücke ich das mal für mich aus - verschiedene "Level" des Ausweniglernens. Es beginnt mit kleinen Sinnabschnitten. Man liest Motive als Einheit und spielt sie, ohne über den einzelnen Ton nachzudenken. Dann kombiniert man die Motive zu allmählich größer werdenden Formeinheiten. Je besser die im Kopf und in den Fingern sitzen, um so mehr beginnen die Augen zu "surfen". Wenn Erinnerungslücken aufkommen, schaltet man vom "Surfen" wieder ins "Lesen" um. Wenn man sich durch die schwierige Stelle "durchgepaddelt" hat, steht man wieder auf und surft weiter. Es kann vorkommen, dass man beim Surfen ins Träumen gerät. Man hört seinen Fingern zu und die Finger folgen den im Kopf vorauseilenden Klangbildern. Doch plötzlich ruckelt es und man merkt, dass die Augen gar nicht da sind, wo man gerade spielt. Wenn die Klangerinnerung genügend stark ist, fangen sich die Finger schnell wieder. Die Augen suchen aber nun nach der Stelle, wo die Finger gerade spielen. Im Kopf entsteht Chaos, weil nun gleichzeitig durch Lesen und durch Erinnerung erzeugte Klangvorstellungen verarbeitet werden müssen. Wenn die Augen nun nicht ganz schnell einen Rettungsanker finden, kommt es zum Crash und man fliegt raus. Mit Übungsmarken kann man so einem Crash vorbeugen. Um die Augen an das Finden bestimmter Übungsmarken zu gewöhnen, spiele ich gut laufende Abschnitte mit geschlossenen Augen und stelle mir dabei vor, wo die auf der Notenseite stehen. Dann öffne ich zwischendurch die Augen und springe ganz fix an der Stelle auf, wo ich gerade spiele.

Wie sehr ich am Gesamtbild der Noten hänge fiel mir auf, als ich ein vertrautes Stück nach einer ungewohnten Notenausgabe spielen wollte. Es war grauenvoll. Es funktionierte nicht. Ich kam mir total bescheuert vor. Im gleichen Moment verstand ich aber auch, warum ein sich wiederholender Musikabschnitt bei mir nicht in jedem Fall sofort funktioniert, wenn er im Notenbild an einer anderen Stelle auftaucht und die Takte und Noten dann etwas anders in der Reihe angeordnet sind. Als mir die Wurzel des Problems klar wurde, änderte ich meine Übungsstrategie: ich übe seitdem von Anfang an abwechselnd nach den verschiedenen "Notenbildern". Meinen Schülern bringe ich diese "Taktik" auch bei.
Mit meinen Schülern übe ich Noten(mit)lesen unter anderem dadurch, dass ich spiele und sie lesen nur mit. Zwischendurch stoppe ich unvermittelt. Dann müssen die Schüler die Note zeigen, die ich als letzte gespielt habe. So lernen ihre Augen surfen und exakt zu stoppen, wenn es hakt. Das Notenlesen wird bei dieser Übung auf die Wahrnehmung der Tondauer plus Klangvorstellung reduziert. Das reicht fürs "Surfen".
Mit einem Notenschreibprogramm kann man das auch üben. Man gibt die Noten ein, die man lernen möchte und hört das Stück dann mit der Play-Funktion ab. Der mitwandernde Cursor unterstützt den noch untrainierten Notenleser und sorgt bei ausreichenden Wiederholungen für eine korrekte Verknüpfung von gelesener Note und Klangvorstellung. Die Verknüpfung von Lesen und Spielen ist ein separater Lernschritt. Die Verknüpfung von Lesen und Notennamen nennen ist noch ein anderer Lernschritt.
Oft wird versucht, alles gleichzeitig zu schaffen. Kann man machen, muss man aber nicht. Finde einen Weg, der zu Dir passt.

Gruß
Lisa
 
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Hallo Lisa,
danke für deine ausführliche Beschreibung.
Ich glaube das mit dem "surfen" beschreibt es wirklich sehr gut und verständlich :)

Ich habe mich bei dem Thema gefragt, ob ich nicht versuche, das Noten lesen praktisch "anders herum" zu lernen, also bei bekannten und auswendig gut beherrschten Stücken langsamer werden bis ich sozusagen "ins lesen können" komme.
Aber ich werds wohl doch etwas systematischer ganz von vorn versuchen :)

Mein früherer Lehrer hat mir teilweise auch vom zu vielen trockenen Lernen gewisser Dinge abgeraten, weil er meinte, das kommt später schon alles von alleine :giggle:
Ich glaub diese Einstellung hab ich dann doch zu sehr übernommen...
 
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Wenn man z.B. einen Text aufsagen muß, wäre vom Blatt ablesen ja viel einfacher als auswendig lernen.

Diese Analogie gibt einen guten Hinweis auf einen hier noch nicht erwähnte Kompetenz für das gute funktionieren des vom Blatt Spielens: Die Fähigkeit bewußt 'vorweg zu lesen'. Es geht beim Übergang vom "Buchstabieren" einzelner Noten zum Spielen nicht nur um die reine Geschwindigkeit des Erfassend des Notentextes für die Tasten die gerade gedrückt werden müssen, sondern im Detailablauf lese ich den Notentext der gleich zum spielen dran ist, während ich parallel mit den Fingern umsetzte, was ich schon einen Moment vorher gelesen haben. Plakativ also: Ich lese Takt 1, dann Spiele ich Takt 1 während ich parallel Takt 2 lesend erfasse, dann wird Takt 2 gespielt und gleichzeitig Takt 3 gelesen und so weiter.

Dieses vorausschauende Lesen ist sowohl für das gut artikulierte Aufsagen bzw. Vorlesen von Texten, als auch für ein Vortragsnahes spielen vom Blatt wichtig. Fehlt das, kommt man beim vom Blatt spielen eigentlich ständig wieder an Punkte, wo man stockt und die zu drückenden Tasten nicht schnell genug im Moment erfassen kann. Das Vortragsreife spielen von Stücken verschiebt sich dann zwangsweise mehr auf das auswendig Gelernte.
 
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Ich habe mich bei dem Thema gefragt, ob ich nicht versuche, das Noten lesen praktisch "anders herum" zu lernen, also bei bekannten und auswendig gut beherrschten Stücken langsamer werden bis ich sozusagen "ins lesen können" komme.
Wenn man ein Stück bereits gut spielen kann, dann ginge das Vorhaben mit teilweisem Ändern der bisher gebildeten Verküpfungen in Hirn und Motorik einher. Das Experiment könnte deshalb auch gut nach hinten losgehen (Verlernen).

Gruß Claus
 
Wenn man z.B. einen Text aufsagen muß, wäre vom Blatt ablesen ja viel einfacher als auswendig lernen.
Was @zido gesagt hat und:
Der Schlüssel für den Fluss und den Ausdruck ist das Verstehen.
Wenn man etwas vorträgt, was man nicht versteht, egal ob Text oder Noten, ist es fast egal ob vorgelesen oder auswendig, es wird nie den selben Effekt haben, als wenn man weiß worum es geht.
Die Analogie hinkt deshalb ein wenig, weil wir wenn wir "Text aufsagen" sagen, von einem Text ausgehen wo uns die Sprache bekannt ist - Notenschrift ist dir aber nicht bekannt (nicht in dem Maße wie deutsche Sprache). Wenn du einen Text in zB Schwedisch erarbeiten müsstest, wären es in beide richtungen die selben Probleme - Lesen hapert und stockt, auswendig lernen ist eine mühsame Arbeit und beschränkt sich auch auf nur den einen Text (neuer Text = neuer Aufwand). Erst das Verständnis führt zu einem optimalen und vor allem dauerhaften Erfolg. Ein guter Vortrag vereint dann alle der Punkte, das meiste wird man irgendwann auswendig kennen, hat dennoch ein Blatt als Rückfallebene und zur groben Orientierung und wenn man das auch noch versteht, was man da tut, kann man nicht nur den Ausdruck (Betonung, Hervorhebung, Pausen, Zusammenhänge, Gefühl, etc) optimieren, sondern hat auch eine offene Tür zur Improvisation (falls nötig / gewollt).

Ich denke diese drei Dinge sind untrennbar miteinander verbunden, wobei mMn das Auswendiglernen der letzte (und eigentlich mehr automatische) Schritt ist.

Wenn man ein Stück bereits gut spielen kann, dann ginge das Vorhaben mit teilweisem Ändern der bisher gebildeten Verküpfungen in Hirn und Motorik einher. Das Experiment könnte deshalb auch gut nach hinten losgehen (Verlernen).
Da bin ich anderer Meinung. Die Verknüpfungen im Hirn werden nicht geändert, sondern ergänzt. Und analog zum oben geschriebenen könnte es erleichtern zu verstehen, was man da eigentlich tut - da dürften sich viele "Aha"-Effekte einstellen.
Ich halte es dennoch nicht für die beste Methode, um es (von Grund auf) zu lernen, sondern nur als Ergänzung bzw. als Lese-Übung.
 

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