Kennst du dich damit aus und kannst es für Laien kurz erklären ....?
Gerne. Eigentlich ist es ganz einfach. Der Antrieb eines Lautsprechers setzt sich aus Schwingspule und Magnetsystem zusammen. Das Magnetfeld des Magneten ist permanent, ändert sich also im betrieb nicht. Das Magnetfeld der Schwingspule verändert sich je nach Signal.
Mit welchem Material das permanente Magnetfeld erzeugt wird, ist egal. Ist es gleich stark und hat die gleiche Ausdehnung, verändert sich der Klang nicht. Sehr schön kann man das bei den Jensen P12R und C12R sehen. Der Eine hat ein Alnico Magnetsystem, der Andere einen Ferritmagnet. Der Rest ist identisch, die Abweichungen der Antriebe sind im Bereich der Serienstreuung. Ich habe beide und könnte sie rein akustisch nicht auseinander halten.
Weil ich Autovergleiche so mag:
Stell dir vor, du hättest zwei baugleiche Autos mit zwei unterschiedlichen Motoren. Haben beide Motoren genau die gleiche Leistungskennlinie, wird es beim Fahrverhalten auch keinen Unterschied geben.
Der typische Alnico Klang kommt von der typischerweise kleinen Schwingspule, der geringen bewegten Masse und dem recht schwachen Antrieb. Starke Alnico Antriebe wären sehr teuer, ich habe bei Gitarrenlautsprechern noch keinen gefunden.
Der Klang hängt also mit der Konstruktion des Lautsprechers zusammen, nicht mit dem verwendeten Magnetmaterial.
Betrachtet man die Umstände unter denen die Lautsprecher in den 50ern und frühen 60ern entwickelt wurden, lässt sich der Klang von Lautsprechern aus dieser Ära erklären.
Alnico war und ist teuer. Deswegen waren starke Antriebe nicht günstig zu produzieren, bis Ferritmagneten aufkamen. Deswegen bemühten sich die Entwickler, mit möglichst wenig Magnetmaterial auszukommen und trotzdem einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen, denn Verstärkerleistung war vor dem Transistorzeitalter auch teuer. Die Membran musste also möglichst leicht sein und große Schwingspulen hätten ein größeres Magnetsystem erfordert. Eine große Schwingspule zur Steigerung der Belastbarkeit war auch gar nicht nötig, man hatte es eh mit recht wenig Leistung zu tun. das Resultat ist ein recht schwacher Antrieb und damit eine hohe Gesamtgüte (Qts) des Lautsprechers. Deswegen sind die Boxen aus dieser Zeit auch offen, denn geschlossene Gehäuse erfordern niedrigere Gütewerte und waren daher eher selten anzutreffen.
Die kleinen Schwingspulen brachten eine geringe Induktivität mit, so dass der Frequenzbereich zu hohen Frequenzen hin sehr ausgedehnt war. Die leichten Membranen konnten die hohen Frequenzen auch gut umsetzen. Der schwache Antrieb sorgte für einen Buckel bei der Resonanzfrequenz und für eine Senke im Mittelton. Die leichten Membranen waren auch nicht sehr stabil, so dass sie viele länger nachschwingende Resonanzen hervor brachten. Das ist der typische Alnico Sound, der einfach den damaligen Umständen geschuldet war und nicht vom Magnetmaterial abhängig ist.
Modernere Gitarrenlautsprecher bringen eine größere Schwingspule mit, die mit ihrer hohen Induktivität die Abstrahlung von höheren Frequenzen behindert. Der stärkere Antrieb erlaubt auch den Einsatz von schwereren, stabileren Membranen, die sich nicht nur weniger für hohe Frequenzen eignen, sie bilden auch weniger Resonanzen aus. Typischerweise haben sie eine große Resonanzspitze am oberen Ende ihres Übertragungsbereichs. Das klingt moderner und weniger wintätsch.
Nimmt man also eine leichte Membran, eine kleine Schwingspule und einen schwachen Antrieb (egal mit welchem Magnetmaterial), kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit der typische Alnico Sound dabei raus.