Aufarbeitung Linde-Korpus - Fragen zu Unebenheiten und Finish

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chrima
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*edit: Titel präzisiert - ("Korpus" war suboptimal) - bitte hierzu einmal lesen -> KLICK*

Hallo,

ich möchte meine 20 Jahre alte Jackson restaurieren und wieder zum Leben erwecken. Im Zuge dessen soll der Body aufgearbeitet werden. Dieser hat zahlreiche Dellen und Kratzer (scheinbar nicht das härteste Holz), besteht aus Linde und ist rot lackiert. Dort wo der Unterarm aufliegt, ist die Farbe durch Schweiß bereits weg. Die Maserung ist zu erkennen. Auch um diese zur Geltung bringen habe ich gehört, man kann auch wachsen/ölen. Zudem würde mir ein "natürlicher" Look ohne viel Schnickschnack zusagen.

1. Der Korpus muss zunächst abgeschliffen werden, soweit klar. Aber wie verfahre mich mit Dellen und Kratzern? Kann man diese verfüllen? Da der Body nicht viel Substanz und Masse hat und ziemlich flach ist, möchte ich nicht viel Material abtragen.

2. Welche Verfahrensweise empfiehlt sich für einen natürlichen Look, Wachsen oder Ölen?

Danke für Tipps ;)
 
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Zu 1.: Wenn Du die Dellen verfüllst kannst Du nicht mehr ölen, da es keinen transparenten oder unsichtbaren Füllstoff gibt.

Du kannst versuchen die Dellen mit Hilfe von Wasserdampf wieder aufquellen zu lassen (feuchtes Tuch und Bügeleisen, oder punktuelle Erwärmung mit Lötkolben).

Zu 2.: Ich würde empfehlen zu ölen, da Du dann für die Zukunft die Option behältst doch mal wieder zu lackieren.
 
Zu 1.: Wenn Du die Dellen verfüllst kannst Du nicht mehr ölen, da es keinen transparenten oder unsichtbaren Füllstoff gibt.

Ich dachte da an Holzkitt oder Holz-Reparatur-Spachtel ...??

Du kannst versuchen die Dellen mit Hilfe von Wasserdampf wieder aufquellen zu lassen (feuchtes Tuch und Bügeleisen, oder punktuelle Erwärmung mit Lötkolben).

Klingt clever. Werde das mal probieren. Allerdings sind die Dellen zahlreich und stellenweise genau am Rand :(

Zu 2.: Ich würde empfehlen zu ölen, da Du dann für die Zukunft die Option behältst doch mal wieder zu lackieren.

Wie müsste man vorgehen um (annähernd) so ein Ergebnis zu erzielen? :
https://www.keymusic.com/de/produkt/jackson-js32-dinky-dka-natural-oil/

Danke
 
Also das mit dem Wasser hat tatsächlich funktioniert. Danke für den Tipp.

Bei dem Holz scheint es sich um sehr weiches Holz zu handeln. Mich wundert dass es als Klangholz zur Verwendung kommt, aber wie auch immer:

Gibt es irgendeine Möglichkeit den Korpus (nach Behandlung) widerstandsfähiger/ härter zu machen um nicht gleich wieder Dellen einzufangen?

Verstehe ich das richtig: wenn ich öle könnte ich am Ende noch deckend klar lackieren und wenn ich Wachs verwende nicht?

Danke ;)
 
Wenn du anstatt Wachs ein biologisches Hartöl verwendest, wie z.B. für Fußböden, ist die Oberfläche schon etwas härter als das Lindenholz ohne Behandlung.
 
z.B. dies:
https://www.osmo.de/navigate.do?id=85
das macht die Holzoberfläche wirklich widerstandsfähig. Und braucht nicht so lange zum Trocknen.
biologisch ist das:
https://www.auro.de/de/produkte/holzfussboden/oel-wachs-kombinationen/
da kenne ich die Nr. 129 gut, es braucht nur ziemlich lange zum durchhärten, der Geruch vom Orangenöl ist auch nicht so jedermanns Sache. Nicht so hart wie das Osmo. Zieht man seine Straßenschuhe aus, wenn man auf der Gitarre herumlaufen möchte :) , ist es aber völlig ausreichend. Und ist sogar für Kinderspielzeug geeignet. Also Du kannst auf der Gitarre herumkauen.
 
... zwischenzeitlich habe ich den Body abgeschliffen. Ging recht fix. Ich bin vom Ergebnis bereits begeistert! (siehe Foto) Die Maserung würde ich gerne betonen. Auch wäre mir daran gelegen, wenn das Ergebnis nicht zu dunkel würde.

Auch hätte ich gegen (Hoch-)Glanz nix einzuwenden. Kann man diesen irgendwie steigern, so dass es am Ende einer Lackierung ähnelt?

Wird das Holz durch die genannten Produkte dunkler? Das Osmo hatte ich bereits im Auge, gibt's bei Obi ...
 

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Ölen und Lackieren ist nun einmal etwas anderes. Ölen wird immer offenporig sein. Das Osmo wirkt "lackierter" als das Auro. wenn Du das Osmo (den Korpus 2-3 mal behandeln) nach dem finalem Trocknen noch ein wenig polierst und wachst, müsste das passen.
Sonst bleibt halt nur Lackieren oder Ballenmattierung
https://www.bondex.de/produkte/innen/ballen-mattierung
 
Ölen wird immer offenporig sein.

Wieso sollte das so sein?

Klassische Leinölfirnis polymerisiert, härtet also aus und kann durchaus eine Sperrschicht bilden. Denkt einfach mal an Ölmalerei und Jahrhunderte lang verwendete Ölfarben...

Und wenn man schon eine Ballenpolitur macht, kann man auch gleich klassischen Schellack nehmen.
 
Ich bin zunehmend verwirrt angesichts der Möglichkeiten ... es handelt sich ja um beides in einem: Öl + Wachs ??

1. Handelt es sich bei diesen Osmo/Auro-Produkten prinzipiell um die gleiche Produktklasse wie bei diesem Produkt: https://www.rockinger.com/index.php/de/Oel--und-Wachs-Set/c-WG182/a-09040-09049 ?

2. Das bedeutet dass bei der Öl-/Wachs-Verfahrensweise am Ende möglicherweise auch (unter Umständen maschinell) poliert werden kann?

3. Was gibt es über eine mögliche Abdunklung bei den Produkten zu sagen?
 
1. Ja. Rockinger stellt das ja nicht her. Die verkaufen es nur in kleinen Gebinden zum großen Preis.

2. Ja das geht. Geht aber auch wenn man auf Mischungen mit Wachs und sonstigen Additiven und Sikkativen verzichtet.

3. Ist bei allen ähnlich.

Ach ja und Dein Linde-Body sieht verdammt nach Esche aus!
 
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Klassische Leinölfirnis polymerisiert, härtet also aus und kann durchaus eine Sperrschicht bilden. Denkt einfach mal an Ölmalerei und Jahrhunderte lang verwendete Ölfarben...
Leinölfirnis ist kein Leinöl, damit wird auch nicht geölt, sondern gestrichen. Mit Pigmenten wirds farbig. Ölmalerei (mein Hobby seit vielen, vielen Jahren) und die Farben ist noch etwas anderes, aber sehr spannend.
Im Holzfach haben wir gelernt, das unter dem Begriff "Ölen" eine Oberflächenbehandlung mit Ölen gemeint ist, umeine offenporige Oberfläche zu erreichen. Also dünn auftragen, nach einiger Zeit abwischen, etc. (hinterher sich selber ein wenig ølen..)
Eine Ballenmatierung ist keine Ballenpolitur. Mit dem L2
https://www.clou-shop.eu/clou-heimwerker/holzlacke/l2-clou-ballen-mattierung.html
habe ich schon selber gearbeitet, geil aber aufwendig, und nur sehr gut belüftete Räume.

Auch von mir:
2. Das bedeutet dass bei der Öl-/Wachs-Verfahrensweise am Ende möglicherweise auch (unter Umständen maschinell) poliert werden kann?
ja, das geht, habe ich mit Auro und Osmo schon gemacht. Da das Osmo härter ist und ein wenig mehr das Holz verschließt, wird das, bei mir, glatter.
3. Was gibt es über eine mögliche Abdunklung bei den Produkten zu sagen?
Osmo und Auro feuern beide das Holz sehr schön an, also die Natürliche Maserung wird betont, etc. Falls Du beim Schleifen auch gewässert hast: so ungefähr wird es aussehen.
Ach ja und Dein Linde-Body sieht verdammt nach Esche aus!
sehe ich auch so. Und sieht richtig gut aus!
 
Ich bin kein Dendrologe, aber laut dieser Info: https://guitarinside.com/Jackson_Stealth_TH1_professional könnte es tatsächlich Esche sein. So gesehen kann ich auch nicht beurteilen ob die dunkle Zeichnung in der Maserung auf die industrielle Lackierung zurückzuführen oder tatsächlich charakteristisch für Esche ist. Ich finde diese auf jeden Fall ansprechend und möchte sie erhalten und wenn möglich betonen.

Das war mein erstes ernst zu nehmendes Instrument, sicherlich kein Custom-Shop-Boutique-Modell, aber im damaligen "Abriss-Geschäft" ein wirksames Werkzeug ;) In fabrikneuem Zustand hat sie auch tatsächlich mal so ausgesehen.

Könnte man noch Empfehlungen hinsichtlich der weiteren Bearbeitungsschritte geben?
Der Korpus ist bis jetzt mit 60er bzw. 80er-Körnung von der Farbe befreit worden. Zwischenzeitlich habe ich immer mittels nassem Schwamm den Staub entfernt und gewässert.

Bis zu welcher Körnung sollte man weiter schleifen?

Muss man vor so einer Öl-Wachs-Behandlung auch verfüllen oder grundieren?

Danke
 
Bei z.B. Osmo findest Du bei
https://www.osmo.de/navigate.do?id=85&name=Hartwachs-Öl+Original&lang=de
und dann bei Technische Information und dann unten Produktinformation die Arbeitsanweisung. Allerdings, Esche ist nicht so weich. Ob es da das Osmo sein muss? Mir ist das Auro https://www.auro.de/de/produkte/holzfussboden/oel-wachs-kombinationen/129-2-in-1-oel-wachs-classic/
lieber.
"Ergibt nach dem Polieren eine besonders tastsympathische, seidige und honiggetönte Oberfläche."
kann ich voll und ganz bestätigen. Die Haptik ist mir sehr wichtig.
weiteres beim Technischen Merkblatt. Bis 120 schleifen ist mir zu wenig, 240 - 300 gefällt mir besser. Ist beim Ölen aber nicht sooo wichtig. höre auf, wenn es Dir gefällt und sich gut anfühlt.
 
Leinölfirnis ist kein Leinöl, damit wird auch nicht geölt, sondern gestrichen.

Echt jetzt???

Eine Ballenmatierung ist keine Ballenpolitur.

Wirklich???

Also ich verstehe diese Aussagen nicht. Ich habe über die Jahre mit einigen industriellen Öl-Wachs-Mischungen gearbeitet und habe meine Gründe diese nicht mehr zu verwenden. Das beste mir bekannte dieser Produkte ist PNZ-Hartwachsöl. Das habe ich mal vor vielen Jahren auf einem Warwick-Bass der zufällig aus Esche war verwendet nachdem ich ihn von seiner originalen ekelerregenden Wachspampe befreit hatte. Von den mir bekannten Produkten ist es das das am wenigsten nachdunkelt und die am wenigsten klebrige Oberfläche erzeugt.

Ich kaufe diese Produkte allerdings auch deswegen nicht mehr weil sie nur begrenzt Lagerfähig sind.
 
... habe meine Gründe diese nicht mehr zu verwenden ...

Du bist also kein Freund der Öl-Wachs-Kombi ... welches Verfahren favorisierst Du?

Als absoluter Neuling der interessanten Materie und um meinen Grad an Verwirrung noch zu erhöhen bin ich auf folgendes Video gestoßen:



Da geht es zwar nicht explizit um Saiteninstrumente, aber es kommen einige neue Akteure ins Spiel:

Was ist von Tungöl, Danish und Tru Oil zu halten bzw. wie sind Erfahrungen damit? Den Glanzgrad von Tru Oil finde ich geradezu spektakulär. Allerdings scheint dieses recht teuer zu sein.
Des Wahnsinns Krönung wäre ja dann (theoretisch) erreicht, würde man mit Leinöl "anfeuern" und Tru Oil für Glanz und Schutz einsetzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In dem Video wird zum schluss ja auch gezeigt dass es ganz unterschiedliche Trockenzeiten gibt.

Auf einem Kunststoffuntergrund in größerer Schichtdicke aufgetragen kann das Leinöl nicht aushärten. Das würde auch nach Monaten da noch eine runzelige klebrige Kruste sein.

Viele der anderen Öle enthalten als Hauptbestandteile Leinöl, dem aber Additive zur schnelleren Trocknung zugesetzt sind.

Eine glänzende Schicht die aussieht wie ein Lack funktioniert mit Leinöl definitiv nicht. Ich persönlich würde aber wenn ich eine Lackschicht wollte auch einen Lack auftragen.

Ölen tut man Oberflächen ja gerade weil man eine seidig matte Oberfläche will und die erhält man gerade auf Esche schon nach einem einzigen Ölauftrag, den man nach Durchtrocknung mit einem Tuch polieren kann - auch maschinell, wenn man auf langsam rotierende Maschinen zugreifen kann um die Oberflächentemperatur niedrig zu halten.
 
Eine herrlich seidig matte Oberfläche erhälst Du auch, wenn Du den nackten Korpus mehrmals mit Holzgrund streichst und anschließend mit 600 - 1000er Papier nass schleifst. Holzgrund nimmt man üblicherweise als Füller zum Vorstrich, funktioniert aber auch als Endanstrich. Meine <-- Höfner habe ich so behandelt und eine Strat ebenfalls.
 
... Eine glänzende Schicht die aussieht wie ein Lack funktioniert mit Leinöl definitiv nicht ...

Was hältst Du von der Idee, mit einem Auftrag Leinöl "anzufeuern" und den Rest mit anderen Ölen zu machen?

Ölen tut man Oberflächen ja gerade weil man eine seidig matte Oberfläche will und die erhält man gerade auf Esche schon nach einem einzigen Ölauftrag, den man nach Durchtrocknung mit einem Tuch polieren kann - auch maschinell, wenn man auf langsam rotierende Maschinen zugreifen kann um die Oberflächentemperatur niedrig zu halten.

Werde demnächst erstmal den letzten Feinschliff durchführen und dann weitersehen.
Es wird wohl ein Öl-Finish werden. Ich weiß nur noch nicht, welches. Der Glanz überzeugt mich schon.

Gibt es Erfahrungen mit Danish Oil und Tru Oil?
 

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