Bass: In einen Song "reinkommen"!?

Graf_von_f-Strich
Graf_von_f-Strich
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
05.06.25
Registriert
28.02.15
Beiträge
581
Kekse
11.010
Hallo zusammen!

Die Ausgangslage: Inzwischen spiele ich jetzt schon ein paar Jährchen Bass. Quasi als unqualifizerter Quereinsteiger auch eine ganze Weile in einer Band. Das Spektrum an Songs, die ich mir in dieser Zeit draufgeschafft habe beinhaltet alle möglichen Genres - für die Band meist Classic Rock Cover, für mich daheim aber auch alle möglichen anderen Sachen von Radio-Pop bis Metal...auch eigene Sachen - von anderen oder mir selbst. Gezählt habe ich zwar nicht, es sollten aber schon deutlich über 50 Songs sein, für die ich mir neuronale Verknüpfungen angelegt habe, damit ich sie auswendig spielen kann.
Ich würde das noch unterscheiden in Songs, die ich mir draufschaffen muß und solche, auf die ich einfach Bock habe. Zumindest in dem Punkt, was die Herangehensweise betrifft, um sich einen Song draufzuschaffen. Aber eigentlich läuft das bei mir meist nach dem gleichen Schema ab - nur die zu investierende Zeit mag da variieren. Wenn ich einen Song schon kenne und ich ihn darüber hinaus vielleicht auch noch mag geht es meist leichter von der Hand, als wenn weder das eine noch das andere der Fall ist...naja, klingt halbwegs logisch, oder??

Okay, zurück zu meiner Frage: In einen Song "reinkommen"...und was genau ich damit meine!?

Am besten erkläre ich das aus meiner Sicht mal an einem konkreten Beispiel - jemand in der Band hatte den Vorschlag "Higher and higher" von Jackie Wilson....ich kenne den Song, mag ihn auch! Eigentlich gute Vorraussetzungen - ich muß aber auch gestehen, dass dies der erste Song seit 10 Jahren + ist, wo ich arge Probleme habe, dort reinzukommen. Warum? Keine Ahnung...ich kann den Song in so ziemlich jeder Stimme im Kopf abspielen...check...er ist ein bissel schneller, aber eigentlich nicht so, dass ich es technisch nicht hinbekommen würde...egal ob Finger oder Plek, es funzt beides in dem Tempo, was nötig ist / wäre.
Ich bin leider auch kein Profi was das angeht, aber bisher hat es immer gelangt, wenn ich mich als Bassist rein intuitiv an einem bestimmten Pattern entlang gehangelt habe....Bassdrum, Hihat, Snare, Gesang....Gitarre...es hat eigentlich immer gepaßt! Selbst wenn der Bass - wie hier - den "Ton" angibt war es eigentlich nie ein Problem.
Störfaktoren bei dem Song sind u.a. "Faith" von George Michael und die Tatsache, dass ich mir noch immer nicht sicher bin, an welchem Pattern ich mich jetzt ausrichten soll...also ich kann den Song durchspielen - auch so, dass es niemandem so wirklich auffallen würde, wie hart ich dabei "struggle"...für mich fühlte es sich aber auch nach Durchlauf Nr.100 so an, als würde ich in den Song nicht "reinkommen"!

Bis es gestern endlich mal "Klick" gemacht hat und mir eine Sache plötzlich klar geworden ist, die zwar eigentlich ein Automatismus bei mir ist, deren Wichtigkeit mir aber bis dato nie so wirklich bewußt war und die hier anscheined gefehlt hat:

Und siehe da - plötzlich geht es einem am Bass gleich wie von selbst von der Hand!

Was meine ich wohl?? Hat wer Ideen im Bezug darauf, was mir wohl gefehlt haben könnte, um in den Song zu finden??
 
Interessante Frage. Vielleicht liegt es bei "Higher and higher" ja daran, dass man beim Raushören zu kompliziert denkt. Die Basslinie ist ja sehr einfach, quasi Tanzmucke-Schema mit der typischen Gleichförmigkeit.

Was dabei aber ablenken kann (finde ich), dass die Basslinie keinerlei Bezug zur Änderungen der Melodieführung hat; die geht mit ihren 4 Tönen von vorne bis hinten konstant durch. Irgendwie denkt man bei der Erarbeitung aber, dass man sich dem Song mehr anpassen müsste - ist aber nicht vorgesehen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ja,
dass mit der Gleichförmigkeit ist definitiv eine Sache, auf die ich es auch ziemlich schnell versucht habe abzuwälzen. Aber ich mußte nicht lange überlegen um festzustllen, dass es dutzende Songs gibt, die - wie du selbst sagst - nach dem gleichen Schema ablaufen...also eigentlich nichts Neues. Wobei das bei dem Song in Sachen Monotonie tatsächlich auch immer noch das ist, was mich am meisten fordert!

Und auch die Geschichte mit dem "Anpassen" habe ich durchlaufen - wobei ich wie gesagt lange überlegt habe, wonach ich mich hätte richten sollen. Dabei erwarten die Leute in der Band, dass sie sich dem Bass anpassen können - ist bei dem Song vermutlich auch so vorgesehen!?

Dazu kommt noch, dass es eigentlich keine wirklichen Akzente zu geben scheint, was für mich ein erhebliches Problem darstellt?

Letztlich war es für mich eine reine "Kopfsache", aber vielleicht anders, als man jetzt erwarten mag?
 
Was meine ich wohl?? Hat wer Ideen im Bezug darauf, was mir wohl gefehlt haben könnte, um in den Song zu finden??
Naja, wie soll ein Außenstehender deine Lernwege kennen und dann vermuten, welcher andere Lernweg plötzlich funktioniert hat?

Lernwege gibt es viele, aber alle beruhen auf Sehen, Fühlen und Hören. Bisher hast du diese Sinne (so du sie alle hast) auf eine bestimmte Art und Weise verwendet, um musikalische Strukturen zu lernen, also Melodik, Harmonik, Grooves, Texte, Formabläufe, um das Muskelgedächtnis zu trainieren, um Strukturen zu entdecken, zu lernen, wiederzuerkennen etc. ... und wenn du mit bestimmte Lernwegen Erfolg hattest, wirst du den Lernweg eben wieder und wieder verwenden. Jeder Mensch kennt i.d.R. seine erfolgreichen Lernwege, beschreitet sie immer wieder und vernachlässigt dadurch andere ihm unbekannte.

Mit "in den Song zu finden" kann ja alles Mögliche gemeint sein: dass du z.B. die Dramaturgie eines Songs tiefgehender als vorher verstanden hast, dass dir Beziehungen zwischen Harmonien klar geworden sind, dass du rausgefunden hast, dass die Basslinie auf eine bestimmte Art und Weise gebaut ist - es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, was mit "in den Song finden" gemeint sein könnte.

Möglicherweise hast du dir jetzt mal Dinge bewusst gemacht, die vorher im Unbewussten waren. Das ist bei musikalischem Lernen ganz oft ein wichtiger Schritt. Falls das so war: super, alles gut (y)
 
Eigentlich wollte ich nach dem "Klick" auch schreiben, warum es bei mir letztlich "Klick" gemacht hat...es sollte jetzt auch nicht in die Richtung gehen: "....und 3x dürft ihr raten..."!

Ich fand die Idee, dass ihr mutmaßen würdet dann aber tatsächlich ebenso interessant... @HaraldS : yeay, du hast in deinem Post eigentlich so ziemlich alles angesprochen...

Okay, was bedarf es für euch im Wesentlichen damit ihr behaupten könnt, dass ihr in einen Song "reingekommen" seid??
 
Mein Prozess ist ein anderer, da ich nur eigene Stücke spiele. Der Basspart ist da zu 99% auf meinem Mist gewachsen. Für mich ist wichtig das reproduzierbar zu machen. Aus dem Grund notiere ich den Bass mit Musescore. Damit habe ich auch gleich die Grundlage die Parts zu üben bzw. zu verfeinern für Aufnahmen und Gigs.
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Spiele im Prinzip auch nur eigene Stücke - auch da ist es für mich als Multiinstrumentalist - aber auch nicht einfach, komplett in die "Denke" und das Herangehen eines Basses reinzufinden.
Mit unserer Hausband spielen wir eher cover - und da haben sich für mich (und die anderen) youtube-Tutorials als sehr praktisch erwiesen. Bei Eingabe von "how to play [Instrument XYZ] on [SONG XYZ] tauchen ein paar Videos auf, von denen immer ein oder zwei recht tauglich sind. Der ganze Song wird durchgespielt, die einzelnen Parts erklärt und gezeigt, danach Übergänge und Feinheiten. Mal mit Noten, mal mit TABS, mal mit "for beginners", mal für Fortgeschrittene ... eigentlich habe ich bis jetzt immer was gefunden, was mir einen Zugang zum Song erleichtert hat und Sachen, die ich durch Anhören nicht rausgefunden habe, zu erleuchten.

Bis der Song dann sitzt und bis man sich zusammen ein eigenes Arrangement erarbeitet hat (passiert ab und an, weil unser Ehrgeiz nicht das 1:1-Cover ist), dauert´s noch ne Weile, aber so prinzipiell ... funzt es. Aber ich bin ein echter Basis-Basser und vielleicht ist das zu simpel gedacht für jemanden, der schon deutlich mehr Erfahrung als Basser hat ...

x-Riff
 
Interessantes Thema @Graf_von_f-Strich

Da ich in 4 Bands spiele und die Zeit sehr sinnvoll einsetzen muss, habe ich mit verschiedenen Methoden experimentiert.
Dazu kam das ich für eine Band 5 Wochen Zeit hatte, ein Programm von 13 Songs draufzuschaffen, wo ich keinen einzigen Song kannte, um dann vor 7.000 Leuten zu perfromen.

Dabei hat sich bei mir folgendes bewährt:

Mein festes System für Coversongs und "Kopfspeichermodus" ist wie folgt:

1. Songanalyse
Ich schreibe mir auf, bei welchem Timestamp Intro, Verse, Bridge, Chrous usw. sind

Beispiel, was ich gestern für einer meiner Bands gemacht habe:

B / 140 bpm

00:00 Intro Melodie (RH1 Dom, RH2 Oli)
00:28 Bridge (RH1 Dom, RH2 Oli)
00:41 Verse (RH1 Oli, RH2 Dom)
01:37 Bridge (Addi Dom, RH1 Oli)
02:03 Chorus (Addi Dom, RH1 Oli)
02:30 Solo (Solo & Addi Oli, Dom RH2)
03:01 Verse (RH1 Oli, RH2 Dom)
04:24 Chorus (Addi Dom,RH1 Oli)
04:51 Outro (Addi Dom, RH1 Oli)

Da ich mir die Zeit nehme, das zu analysieren, ist schon die Struktur leichter zu verstehen. Macht die Halbe Miete.

2. Raushören der einzelnen Parts

Dazu nehme ich Riffmaster oder was ähnliches, wo ich schön mit dem Tempo runtergehen kann und höre mir dann in Taktparts, oder Sekunden Parts die einzelnen Noten heraus.
Danach notiere ich mir die Noten und Tabs.
Wenn ich Lust drauf habe mache ich mir noch die Arbeite und erfasse bei Guitar Pro

3. Song in den Kopf speichern
Am Anfang spiele ich den Song täglich damit er sitzt
Danach pro Woche 2-3 x
Irgendwann genügt 1 x pro Woche

4. Ziel erreicht – Song sitzt bühnentauglich
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben