Bassknöpfe im Weltmeister Stella versenkt

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Hallo ihr Lieben,

ich hatte mein Akkordeon (Weltmeister Stella mit 72 Bass - Siehe auch mein Profilbild) verkauft, im Koffer liegend, im Karton mit sehr viel Füllmaterial super verpackt und nach Süddeutschland geschickt. Dort ausgepackt bekam ich eine Info und Bild vom Käufer, dass die Bassknöpfe nach innen hereingerutscht sind.
Kann mir hier vielleicht jemand sagen was da passiert sein könnte? Ich würde gerne die Technik dahinter verstehen...

VG
Jürgen
 
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Hallo,

die Knöpfe haben nach unten einen Draht mit kleinen Hebeln,
die wie ein Kamm Wellen im Gehäuse bewegen, an denen die Klappen sitzen.
Diese Wellen haben einen Federdruck , der die Knöpfe nach außen drückt.
Wenn nun , durch den Transport oder zu stramme Polsterung (fast) alle Knöpfe gleichzeitig gedrückt werden,
reicht der Gegendruck der Federn nicht aus und die Knöpfe rutschen ins Gehäuse.

Das Dilemma ist hier gut beschrieben :
https://die-akkordeonwerkstatt.de/erste-hilfe/

Nun gibt es verschiedene Lösungen.
Bei machen Instrumenten fallen die Knöpfe komplett nach innen und klappern dort herum,
andre sind noch in ihrer Position, aber innen verkeilt.
Bei allen ist gemeinsam, daß man vorsichtig versucht, mit einer langen Pinzette Ton für Ton wieder einzufädeln.
Man schraubt den Bassboden, also meist die Füsse ab und klappt den Gurt weg ( nach Lösen über die Rädelschraube )
Dann dreht man das Instrument so auf einer weichen Unterlage, daß die Knöpfe nach unten zeigen.
Vorsichtig und gewaltfrei agieren !!!
Sollte alles hoffnungslos zerrüttelt sein, ist es am einfachsten Ton für Ton herauszunehmen.
Man reiht dieses auf einem separaten Tisch auf , daß man alles wieder zuordnen kann.
(Profis haben dafür eine Art Setzkasten mit 120 hohen Röhrchen.)
Bringt man da was durcheinander ( spielende Kinder im Homeoffice etc. ) sieht es ganz schlecht aus...
Die Führungen der Knöpfe sind recht unterschiedlich , zumeist schaut man auf eine Leiste mit Schrauben,
die man abbaut . Somit lässen sich dann die Sept Akkord - und verm.Sept.Akkordknöpfe entnehmen.
Oft reicht es schon diese beiden Reihen herauszunehmen, um den Rest mit der Pinzette zu sortieren.
Ich hatte noch kein Weltmeister am Bass geöffnet , die technischen Details sind sehr verschieden.
Oft sind dann die nächsten Knopfreihen noch einmal mit einem kleinen Plastikstreifen getrennt,
den man seitlich herausziehen muß. Bitte einfach mal Bilder googeln und evt. noch mal Detailfotos
von Deinem Unglücksfall hier einstellen.
Wichtig ist, das die Arme der Wellen wieder auf den Hebeln an den Knopfkämmen aufliegen,
sonst klemmt es trotzdem und die Töne werden nicht betätigt...


Bildschirmfoto 2020-06-18 um 15.50.46.png


Es sieht schlimmer aus, als es ist ,
beim ersten Mal schwitzt man noch Blut und Wasser ,
aber mit 72 Bässen ist das fast überschaubar.

Wenn's nicht klappt wäre die die Akkordeonwerkstatt von dem Link auch die erste Adresse,
die ich mit einer Reparatur beauftragen würde, da noch viele Weltmeisterteile vorhanden sind.

Viel Erfolg !
Ludger
 
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Hallo Ludger,

gaaaanz herzlichen Dank für deine ausführliche Erklärung :)
Mir geht es im wesentlichen darum zu verstehen was da passiert ist und was wir nun unternehmen. Das gute Stück ist ja derzeit beim Käufer und ich würde natürlich gerne vermeiden das Akko wieder auf den Weg zu geben um dann evtl. noch mehr Schaden entsteht. Wenn der Schaden eben einigermaßen gut zu reparieren ist und die Kosten zum Verkaufspreis adäquad passen, soll er Käufer das vor Ort beim Fachmann machen lassen. Ich habe zur Not in Krefeld einen Fachmann sitzen.
Na ja, warten wir es mal ab was der Paketdienst dazu sagt.

Vielen Dank nochmal.
Gruß
Jürgen
 
Hallo Jürgen,

bei dem Paketdienst würde ich mir nicht all zu große Hoffnungen machen...
Die Knöpfe wieder einzufädeln ist vor allem eine Fummelarbeit . Sachkenntnis ist natürlich von Vorteil,
trotzdem ist es zeitaufwendig - daher vermute ich, daß die Kosten einer Reparatur den Verkaufswert der kleinen Weltmeister
übersteigen ? Also vielleicht doch erst selbst mal reinschauen ?
Andereseits ist es für den Käufer nicht gerade eine vertrauensbildene Maßnahme , wenn der Verkäufer da selbst herumfingert ?

Gruss,
Ludger
offensichtlich selbst repariert.
 
Kann mir hier vielleicht jemand sagen was da passiert sein könnte? Ich würde gerne die Technik dahinter verstehen...

So ein Defekt passiert gerne mal bei ruppigerem Transport. Un dim Prinzip ist das weiter nix schlimmes - da ist nichts kaputt gegangen oder so - die Sache ist einfach nur lästig

Von einer Stella hab ich leider keine Bilder und kanns deshalb nur prinzipiell anhand einer Hoher Tango beschreiben - aber vom grundsätzlichen Aufbau kann man das genauso auf die Stella übertragen.

Die Bassknöpfe und daran befestigten Schieberstangen liegen an ihrem unteren Ende an gefederten Hebeln an und werden von denen nach oben gedrückt. Die ganzen Gestängeteile sind in den allermeisten Fällen in einer kompakten Kassette als Block zusammengefasst.

Tango IIM Bassgestaenge.jpg
So sieht das in etwa aus, wenn man die Bassplatte abschraubt - man kann gut die bassknöpfe sehen die mit ihren Schieberstangen in dem Mechanikblock zusammengefasst sind.

Und durch diese Federhebel (die braunen runden Dinger) werden die Stangen und Bassknöpfe nach oben gedrpückt:
Tango IIM Federhebel.jpg

Beim Transport kann es gelegentlich vorkommen, dass durch einen Stoß die Schieberstangen an den Federhebeln vorbeirutschen und dann ins Leere laufen... und dann werden die Bassknöpfe nicht mehr nach oben gedrückt und rutschen ins Bassgehäuse rein.

Wenn die Bassknöpfe nicht ganz in das Innere gerutscht sind, dann reicht es wenn man die Federhebel wieder richtig einhängt und alles ist gut. In deinem Fall siehts aber so aus, dass die Knöpfe ganz reingerutscht sind.
In dem Fall muss man die Mechanikkassette ganz rausschrauben (das geht als ganzes Teil raus) und dann die Knöpfe wieder einfädeln und die Mechanik wieder reinschrauben.

Da aus Gründen der praktischen Herstellung die Mechaniken meist als separater Block gefertigt werden, kann man die nicht nur als ganze einssetzen, sondern auch als Ganzes herausnehmen:

Bassmechanik TangoIIM.JPG


Mit etwas Übung geht das eigentlich relativ einfach - wenn mans aber noch nie gemacht hat, kann das bei den ersten Versuchen zu einer Nervenprobe werden, bis man den Trick raus hat wie man die Teile halten muss, dass sich die Knöpfe am einfachsten und fast von selbst wieder einfädeln. Deshalb würde ich hier empfehlen : Fachwerkstatt aufsuchen und wieder einhängen lassen. Das macht der Fachman schnell und unkompliziert und auch meist gleich, so dass man das Instrument gleich wieder mitnehmen kann.

Und beim Versand im Zweifelsfall eine Sicherungspappe einlegen, wie in dem Link den Polifonico weiter oben eingestellt hat - hilft zuverlässig gegen diesen Effekt.
 
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