dr_rollo
Mod Keyboards und Musik-Praxis
Viel Mikrofon für wenig Geld - geht das?

Weil hier in den Diskussionen über Headsets mehrfach die Empfehlung für das Behringer BD440 gefallen ist, bin ich dann doch neugierig geworden, und bei dem Preis von 37 EUR kann man ja nicht viel verkehrt machen, wobei ich mir auch nicht wirklich viel davon versprochen habe. Also landete bei der letzten Bestellung eines in meinem Warenkorb, lag jetzt schon ne Weile hier rum, und letztes Wochenende kam dann die Gelegenheit, es mal im Livebetrieb einzusetzen.
Bei der Tanzmucke, wo ich einen Großteil der Songs singe, hat sich das Headset für mich längst durchgesetzt, weil es mir einfach deutlich mehr Bewegungsspielraum liefert. Als Keyboarder steh ich zwar in erster Linie im Gegensatz zu anderen Instrumentalisten und Vocalisten an einem festen Platz, bewege aber dennoch meinen Kopf viel nach links und rechts, muss auch viel auf meine Tasten achten, was es schwieriger macht, die feste Position eines Mikros auf Stativ optimal zu nutzen. Außerdem wechsele ich hin und wieder zur Gitarre, wo die Stativposition immer wieder angepasst werden müsste. Bei einem Headset ist das alles kein Thema. Also nutze ich dort seit vielen Jahren bereits ein AKG C520, das für mich bisher die beste Entscheidung war, da mich noch kein anderes Headset überzeugen konnte, weder vom Tragekomfort, noch vom Sound oder von der Feedback-Anfälligkeit.
Bei meiner Country/Blues/Rock-Band singe ich nur eine Handvoll Songs, und wenn ich auch dort neben meinem Hauptinstrument, dem Keyboard, hin und wieder zur Gitarre greife, nutze ich meistens ein Mikro auf Stativ. Jetzt wollte ich aber endlich mal das Headset testen. Das AKG nutze ich mit einer t.bone freesolo Funkstrecke, von denen ich zwei gleiche habe. Ein Empfänger im Rack für die Tanzmucke verbaut, ein weiteres zusammen mit einem Sennheiser IEM300 in einem 2 HE Rack, das ich u.a. auch für die andere Band einsetze. Das Behringer soll mit dem Bodypack des t.bone kompatibel sein – 3-Pol. AKG/t.bone stand in der Beschreibung -, hab ich zwar vorher nicht getestet, gehe aber mal optimistischerweise davon aus, dass das auch so passt.
Nachdem der normale Bühnenaufbau erledigt ist, incl. meines standard Mikro auf Stativ, schließe ich dann noch das Behringer an, lege es auf einen unbenutzten Kanal meines Allen&Heath CQ20B, das unser Hauptpult für kleine Gigs ist. Ohne viel Justiererei sitzt das Headset auf Anhieb ganz ok, sicher und fest. Etwas frickelig ist es, den Schaumstoff, der als Pop-Schutz dabei liegt, über das Mikro zu ziehen. Kurz ausgepegelt, und über in-Ear klingt es erst einmal ganz ok. Eine Korrektur im EQ sehe ich noch nicht als nötig, mach ich ggf. später. Es gibt auch keine Feedbackprobleme – ok, ich stehe auch rechts außen, hinter den PA Boxen, kein Wedge, auch der Bassist links neben mir nutzt in-Ear, also der nächste Wedge ist ne Ecke entfernt. Da nun alles voreingestellt ist, ab in’s kalte Wasser. Bei den meisten Songs singe ich nur Backings, und das klingt für mich wie gewohnt, Verhältnisse ausgeglichen – ich habe den Master-Out des Pultes auf dem Ohr – der Sound des Behringers ist sehr klar, gute Sprachverständlichkeit, unten herum könnte es etwas mehr Bauch haben (passend zu meiner Statue

Jetzt hätte ich mir gerne die Aufnahmen zu Hause angehört, hatte extra eine neue SD im Pult formatiert, um einen Multitrack-Mitschnitt zu machen, hab aber aus irgendwelchen Gründen das Recording nicht richtig gestartet, und somit keine Aufnahme. Ich hab aber eh schon länger vor, diverse Headsets zu vergleichen, daher folgen Vergleichsaufnahmen später und ich beschreibe hier nur mal die Eigenschaften.
Technische Eigenschaften und Ausstattung
Das BD440 ist ein Kondensator-Mikrofon mit Nieren-Charakteristik und daher eher für den Einsatz auf Live-Bühnen geeignet als das fast baugleiche BO440, das über Kugelcharakteristik verfügt. Daher verstehe ich nicht ganz, warum bei beiden Mikrofonen auf der Thomann Seite der selbe Einsatzbereich angegeben ist: „Broadcasting, Präsentationen, Vorträge oder Auftritte“. Allgemein muss man sagen, dass Mikrofone mit Kugelcharakterstik besser klingen, was man alleine bei dem größeren Frequenzbereich des BO440 vs BD440 sieht, nämlich 20-18.000 Hz gegenüber 80-16.000 Hz schon ahnen kann. Nichtsdestotrotz sind Mikrofone mit Kugelcharakteristik auf lauten Bühnen eher ungeeignet, da sie – wie die Bezeichnung Kugel schon bezeichnet - Schall aus allen Richtungen auffangen, während Mikrofone mit Nieren Charakteristik den Schall überwiegend nur aus einer Richtung auffangen. Auf der Bühne kommt es eher darauf an, dass sich ein Mikrofon gut durchsetzt, also hauptsächlich das vorgesehene Signal überträgt, weniger aus dem Umfeld, und deswegen spielt auch der etwas eingeschränktere Frequenzbereich gegenüber dem BO440 keine große Rolle.Da es sich um eine Kondensator-Kapsel handelt, benötigt das Mikrofon eine Phantomspeisung, das entweder durch ein Bodypack, wie es bei Funkstrecken eh gegeben ist, oder halt einen passenden Speiseadapter, wenn es direkt per Kabel in’s Pult gehen soll. Da für mich der Hauptgrund für die Nutzung eines Headset in der Bewegungsfreiheit liegt, ist für mich die Nutzung einer Funkstrecke sowieso gegeben. Das BD440 kommt mit einem Mini3-Pin XLR Anschluss oder auch TQG Stecker genannt, passt daher zu allen AKG Funkstrecken sowie auch zu den t.Bone, wie dem freesolo, das ich nutze.
Die 1,2m Kabellänge ist völlig ausreichend. Der beiliegende Windschutz verhindert in gewissem Maße die Atemgeräusche, ohne zu stark die Höhen abzudämpfen. Zusätzlich liegt noch eine Klammer dabei, um das Kabel am Hemdkragen, Knopfleiste etc. zu fixieren, von mir nicht benötigt. Bei mir geht das Kabel direkt zum Bodypack, das sich entweder in meiner Hosentasche oder am Gürtel befindet.
Verarbeitung und Design
Das BD440 Headset besteht aus einem dünnen runden Federstahl mit dem die Ohrbügel verbunden sind. Die Ohrbügel selbst sind mit einem Silikonschlauch überzogen und an den Enden jeweils mit einem Silikon-Stöpsel versehen. Der Mikrofonarm kann entweder links oder rechts am Ohrbügel befestig werden. Über 5 Doppelklammern wird der Arm fixiert, und die Länge kann flexibel eingestellt werden, sowie die Austrittsposition des Kabels festgelegt werden. Das Mikrofon kann über das Biegen des Arms positioniert werden.Alle Materialien sind in beige, oder auch hautfarbig angelegt, so dass es recht wenig aufträgt und damit auch weniger auffällt.