Bekannte Musik aus den 30er und 40er Jahre

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Guten Morgen,

Für eine Beobachtungsaufgabe in meinem aktuellen Praktikum in einem Seniorenzentrum müssen wir für die Schule eine Beobachtungsaufgabe machen - ganz langweiliges Zeug.
Nun habe ich meinen Lehrer gesprochen, und darf die Beobachtungsaufgabe für mich attraktiver machen. Ich werde nun 3 Menschen mit unterschiedlichen Graden der Dement in Bezug auf Musik beobachten.

Die Beobachtung soll in 4 Situationen stattfinden:

1. Musik in der Pflege:
Ich habe die letzten Wochen schon viele Weihnachtslieder in Pflegesituationen gesungen und dabei die Reaktionen beobachtet. War ganz erstaunlich, dass ein Mann, der an einer sehr schweren Demenz erkrankt ist, aufeinmal Blickkontakt sucht und ganz ruhig ist (obwohl er sonst bei der Pflege sehr nervös und unruhig ist).....

2.Einzelsituation mit Gitarre und Gesang:
Wie Reagieren die Menschen, wenn ich mit ihnen alte Volkslieder mit der Gitarre in 1zu1 Situationen vorspiele?

3.Gruppensituation mit Gitarre und Gesang:
Wie reagieren die 3 Personen, wenn in einer Kleingruppe die Lieder gesungen werden? Evtl. bringe ich auch dann noch Percussion-Instrumente mit.

4.Einzelsituation mit alter, bekannter Musik:
Und genau dabei brauche ich noch eure kleine Hilfe. Der Gedanke ist, herauszufinden, was für Musik die Menschen bevorzugt haben. Ich möchte in einer Einzelsituation 5 bekannte, aber sehr unterschiedliche Musik aus den 30er, 40er vorspielen und die Reaktion beobachten.
Die Musik sollte aus verschiedenen Richtungen kommen - Volkslied - Marschmusik - Klassik - Walzer -

Habt ihr Ideen - ich kenne ein paar Lieder aus der Zeit, aber auch nicht viel - evtl. kennt ja von euch wer mehr. Hier meine Liedauswahl:

Marsch: Alte Kameraden (der geht echt immer, und wird auch nicht so viel mit der Nazizeit verbunden - ich möchte ja keine schlimmen Erinnerungen mit der Musik wecken.
Volkslied: Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad
Walzer: Rosen aus dem Süden
Klassik: Orpheus in der Unterwelt, CanCan


und evtl. noch von den Comedian- Harmonists - Veronika der Lenz ist da. Oder den Wedding Marsch, da damit ja jeder fast schöne Erinnerungen hat.:confused:


Habt ihr noch bessere Ideen, oder evtl noch eine ganz neue interessante Situation?

Einen schönen Sonntag euch noch ;)
Drummerle
 
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... Volkslied: Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad ...
Das nimm raus, das ist Mundorgel-Machwerk, aber nicht alt.

Hier geht fast alles, was die Nazis nicht vereinnahmt hatten, z.B.
An Brunnen vor dem Tore
Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde
etc. eventuell auf regionale Besonderheiten achten (z.B. fröhliches Rheinland / pietistisches Altschwaben/...)


Eine weitere Beobachtung kannst Du noch dazu stellen: Alte demente Menschen haben absteigende Grenzen, bis wohin sie sich gelegentlich noch erinnern - erstaunlicherweise kann jemand, der seine Kinder nur noch bedingt kennt, die Texte aus der eigenen Kindheit AUSWENDIG und singt sogar mit.
 
Der Mond ist aufgegangen - kennen auch fast alle, ist zwar älter, aber war 1930 auch bekannt ;)
 
Ein beliebtes "Mitmach-Lied" ist

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach
- Der Dreiertakt lädt zum Schunkeln ein.
- Bei "klipp-klapp" wird geklatscht.

Es ist ein Wechselspiel/Echospiel möglich, das den etwas Fitteren möglicherweise Spaß macht:
Nach dem "Klipp-Klapp!" füllt der Singleiter die Pause mit 2 Schlägen auf einem Instrument aus: "Tick-Tick!"
Der Echo-Klang sollte sich deutlich von den vorauausgegangenen Klängen abheben.
Vielleicht stampft die Gruppe das Echo (sofern die motorischen Fähigkeiten das zulassen) oder patscht es auf die Oberschenkel.

Das Echo kann mit etwas Fantasie vom Singleiter genutzt werden, um kleine Späße einzubauen.
(Der Hund des Müllers bellt "wau - wau!". Der Esel des Müllers schreit "I-A!". Die Katze ... usw.)
Da muß man halt schauen, ob und wenn ja auf was die Menschen reagieren und wie.

Gruß
Lisa
 
tja Lisa, diesmal liegst Du daneben, es geht nicht darum, daß alte demente Menschen irgendwas "machen" - bitte verwechsele die nicht mit Kindergartenkindern.
Es geht eher drum Reste ihrer einstigen Welt zu finden und für die Menschen erlebbar zu machen, denen hilft es nicht zu klatschen an Stellen, an denen sie nicht auch schon vor 60/70/80 Jahren geklatscht haben. Wenn man was aufdecken kann aus Ihrer Kindheit, dann gibt ihnen das Vertrauen, Geborgenheit, Sicherheit, Momente des Wohlfühlens, vielleicht sogar des Glücks, in einer ansonsten total fremden (manchmal auch bedrohlichen) Welt.
 
Das ist mir schon klar. So war das auch nicht gemeint.
Ich habe viele Jahre Pflegestationen von Altenheimen regelmäßig mit meinen Kindergruppen besucht und erlebt, wie alte Menschen auf Kinder und Lieder reagieren, die sie an Spiele mit ihren eigenen Kindern erinnern. Das musikalische Programm war immer so ausgesucht, dass die Hoffnung bestand, dass die eine oder andere Erinnerung geweckt werden konnte. Demenzkranke Menschen von heute waren zumindest teilweise vor rund 60 Jahren die Eltern von Kindern, mit denen sie spielten, sangen, klatschten, tanzten und Späße machten. Das genannte Lied war immer sehr beliebt. Und wenn die Kinder wie angedeutet das Lied vortrugen, hob sich so mancher Blick und so manche müde, langsame Hand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wikipedia schreibt, dass "Es klappert die Mühle" 1824 erstmals veröffentlicht wurde.
Somit würden die Menschen evtl. gleich mehrfach "erinnert" über das Musik- und Bewegungsgedächtnis und durch die Verknüpfung, wenn wir davon ausgehen können, dass seit 1824 auch dabei geklatscht wird.
 
das ist leider nicht so.
Man braucht das ziemlich exakte Muster, den exakten Code - irgendwas Klatschen läuft ins Leere, erweckt vielleicht Irritationen, aber keine Erinnerungen.

Wenn ich das auf die Spitze treiben wollte, dann wäre bei weit mehr der Dementen das Aufstellen in Reihe, Bein zusammen, gerade stehen, Hitlergruß beim Singen, eine Gemeinsamkeit an die sich sicherlich die Hälfte einer Gruppe erinnert...

Ich habe drüber sinniert, es gibt so "Zwangsstücke", bei denen es vielleicht funktionieren könnte, z.B. beim Sportpalast-Walzer die berühmten drei Schläge - vermutlich habe die da früher aber nicht geklatscht, sondern mehrheitlich gepfiffen...?!


...und leider sind bei vielen Dementen auch ihre Kinder und deren Kindheit nicht mehr präsent, es geht vorrangig um die eigene Kindheit der Dementen selber.
 
Ich würde erwägen, noch ein Kirchenlied dazu zu nehmen. In dem Sektor waren meine alten Tanten bis zum Schluss richtig fit! Liegt wohl auch daran, dass diese Lieder oft ein Leben lang im regelmäßigen Gottesdienst gesungen wurden. Je nach Konfession und regionaler Herkunft gibt es da allerdings deutliche Unterschiede, bei uns im evangelischen Süden könnte ich den unsterblichen Sommer-Hit "Geh aus mein Herz und suche Freud" empfehlen, bei den Katholiken vielleicht eher "Großer Gott wir loben dich".
 
@ WilliamBasie
Da wir alle nicht in die Erinnerungen dieser Menschen hinein sehen können, bleibt uns nichts weiter, als vorsichtig auszuprobieren, zu raten und zu beobachten.

Aus der Rubrik traditionelle Kinderlieder würde ich folgendes Lied ausprobieren:
- Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh

Weitere alte Schlaf- und Wiegenlieder > klick <

Aus der Rubrik Wanderlieder sind diese vielen bekannt:
- Auf, Du junger Wandersmann
- Mein Vater war ein Wandersmann
 
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... Da wir alle nicht in die Erinnerungen dieser Menschen hinein sehen können, bleibt uns nichts weiter, als vorsichtig auszuprobieren, zu raten und zu beobachten ...
Das mach ich jetzt schon über ein Jahr vielfach täglich mit ernüchterndem Erfolg - das geht auch nur in "Einzel-Therapie" und nicht in der Gruppe. Die Kindheit war einfach zu individuell, erst ab Schulbeginn kam da etwas Struktur.
 
Jaha - das Thema ist echt interessant - den Teil der bekannten Lieder hab ich heute hinter mich gebracht - die Auswahl bestand nachher in:

Veronika der Lenz ist da,
An der schönen, blauen Donau (bekannter Walzer)
Ihr Kinderlein kommet
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach
Und den CanCan.
An Märsche habe ich mich dann doch nicht getraut, da einfach viel zu viele durch den dreck gezogen worden sind. :(

Die Bewohnerin, die noch sprechen kann, sang fast alles auswendig mit oder erzählte über ihre Erlebnisse zu der Musik (z.B. fragte sie mich beim Walzer, ob ich auch in der Tanzschule gewesen wäre und wir kamen darüber ins Gespräch).

Eine andere Bewohnerin, schon stärker an Demenz erkrankt, wechselte von stück zu stück ihre Stimmung. Bei dem einen schaute sie abwesend aus dem Fenster, bei dem anderen zeigte sie weglauf-Tendenzen, oder suchte das Gespräch.

Ganz besonders war der 3. Bewohner: Er ist so stark an Demenz erkrankt, dass er selbst die Sprache verloren hat. Da er momentan einen entzündeten Zahn hat, ist er sehr unruhig. Bei der Musik wurde er ganz entspannt, suchte den Blickkontakt, und war sichtlich am überlegen.

Die Musik hat auf jeden Fall bei allen etwas bewirkt. Leider geht das Praktikum nur noch 3 Tage, es wird gerade richtig interessant.

Morgen nehme ich mal die Gitarre mit, und singe/spiele mit ihnen Volkslieder/ Weihnachtslieder. Ich werde auch Schlittenglocken mitnehmen. Evtl. macht ja wer mit?
Ich denke, dass die Reaktionen schon noch anders sein werden, wenn richtige Instrumente mit im Spiel sind. Mal sehen :)
 
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Toller Beitrag !!! :great: vor kurzen Doku zu diesem thema gesehn :) In England ist das in vielen "SeniorenHeimen" mitlerweile tages Ordnung , das die Pfleger mit den Patienten einfach nur Singen !! meist reicht eine CD oder so mit alten Schinken aufzulegen und man sieht deutlich , Die musik ruft da irgendwas im schwer von Demenz betroffenen Neuronen netz ab .. Schon krass Die Menschen vergessen alles , Ihre Familien,Namen,Ihren Eigenen werde gang , usw ... aber Bei musik werden die wieder Aktiv ;) Können teilweise Ganze Strophen mitsingen .. und darüber hinnaus wenn man so ein Therapie länger Durchzieht fallen die Spuren der Demenz weniger auf ... Also so gut wie musik manchmal wirkt , kann es kein Medikament :D Mach bloß weiter was in die richtung ;) Dankbarer Beruf
 

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