Beschreibung einer Rauschkette

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Liebes Forum,

ich überlege gerade, welche Rauschelemente einer Signal-Kette das Gesamtrauschen ergeben. Ich habe hier versucht, eine Kette zusammenzufassen und würde gerne wissen, ob ich das so richtig verstanden habe:

- Tonabnehmer Gitarre / Mikrofon: produzieren Eigenrauschen und nehmen Umgebungsrauschen auf (z.B. durch eine Neonröhre)
- schlecht abgeschirmte Kabel zum Interface
- Interface: dieses verstärkt das Rauschen der vorherigen Elemente fügt dann durch Preamp und D/A-Wandler weiteres Rauschen hinzu
- verschiedene Plugins (z.B Amp-Simulation oder MakeUp Gain im Kompressor) verstärken dann das ankommende Rauschen noch weiter, fügen aber kein weiteres hinzu (?)

Und eine Frage zum Pegel hätte ich noch: es wird in diesem Zusammenhang immer vom Rauschabstand gesprochen. Wird der Pegel am Interface erhöht, so sollte auch der Abstand zum Grundrauschen (des Preamps?) größer werden. Daraus folgt: je höher der Pegel, desto weniger Rauschen. Aber: wenn man den Pegel am Interface erhöht, verstärkt man dann nicht auch das Grundrauschen (des Preamps?)?

Ich hoffe, ich habe mein Anliegen verständlich ausgedrückt. Viele Grüße,
comicbookguy
 
Eigenschaft
 
Und eine Frage zum Pegel hätte ich noch: es wird in diesem Zusammenhang immer vom Rauschabstand gesprochen. Wird der Pegel am Interface erhöht, so sollte auch der Abstand zum Grundrauschen (des Preamps?) größer werden. Daraus folgt: je höher der Pegel, desto weniger Rauschen. Aber: wenn man den Pegel am Interface erhöht, verstärkt man dann nicht auch das Grundrauschen (des Preamps?)?
comicbookguy

Ich habe das soeben selbst mal getestet und dafür KEIN Kabel/Mikro etc. an einen Interface-Kanal angeschlossen. Wenn der Regler aus ist, dann hat man ein Grundrauschen. Das steigt, wenn bis zur Hälfte aufgedreht, um gerade mal 1dB an - ab dann bis voll aufgedreht um über 10 dB. Demnach hätte ein höherer Pegel bis zu einem gewissen Grad auch einen positiven Effekt auf den Rauschabstand, oder?
 
Also Rauschquellen mit den unterschiedlichsten Frequenzchrakteristiken gibt es viele. Dabei kommt es auch darauf an, wo sie sitzt, denn das bestimmt ihre Auswirkung. In Deiner Aufzählung bin ich nicht sicher, ob Du da nicht auch (sehr schmalbandiges) Brummen dazuzählst?

Was ist der Hintergrund Deiner Frage?
 
Ja, du hast natürlich Recht! Da habe ich mich einfach missverständlich ausgedrückt. Am besten das Wort „Rauschen“ durch „Nebengeräusche“ ersetzen. Alle Fragen zielen darauf ab, diese Kette an Nebengeräuschen bestmöglich zu verstehen, um sie im Einzelfall zu optimieren und eventuell auch Kaufentscheidungen davon abhängig zu machen.
 
Ok. Dann hast Du eine ganz wesentliche Quelle bisher nicht benannt: Umgebungsgeräusche aller Art.

Der Tagesgang kann übrigens so um die 20 dB SPL oder mehr ausmachen, je nach Wohnlage.
 
Ich habe das soeben selbst mal getestet und dafür KEIN Kabel/Mikro etc. an einen Interface-Kanal angeschlossen. Wenn der Regler aus ist, dann hat man ein Grundrauschen.
Der Eingang muss abgeschlossen sein, sonst läuft der Vorverstärker ausserhalb seiner Spezifikationen.
Korrekt wäre ein Widerstand der die XLR Signalpins überbrückt, aber ein dynamisches Mikrofon mit Kissen drauf tut‘s auch (behelfsweise), wenn nicht sehr starke Wechselstrom-Magnetfelder in unmittelbarer Nähe sind. (Drosselspule in Leuchstoffröhren, Netztrafos von Gitarrenamps, etc).

Das Rauschen der Vorstufe steigt mit zunehmendem Gain - der Verlauf ist vom Design der Schaltung abhängig.
 
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Es ist evtl. generell sinnvoll, nach Art des Signals zu unterscheiden, denn viele potentielle Störgeräuschquellen wirken sich da unterschiedlich aus oder sind nur bei bestimmten Signalarten überhaupt relevant.

Was mir spontan noch als Ergänzung der Auflistung einfallen würde:
  • Stromversorgung. Ich habe mehr als einmal in kleineren Gemeindehallen Kühlschränke oder Spülmaschinen in der Küche als Verursacher von Knacksern, Brummen oder Rauschen entlarvt. Passiert gerne wenn die Elektrik im Haus schon etwas betagt ist oder wenn Stromleitungen sagen wir mal etwas kreativer verlegt werden als ISO und VDE das hierzulande allgemein vorsehen.

  • Körperschall. Schienen oder stark befahrene Straßen direkt vor oder unter dem Gebäude (U-Bahn, Tunnel) sind vermutlich für jeden Studioplaner ein Albtraum. Ebenso schwere Kirchenglocken in unmittelbarer Nachbarschaft.
Klassische Masse-Brummschleifen sind z.B. mit Mikrofonen so gut wie unmöglich hinzukriegen (es mag ein paar eher exotische Mikros mit eigenen separaten Netzteilen geben, mit denen wär das denkbar), mit Synthesizern oder anderen Line-Signalquellen sind die hingegen ganz leicht zu produzieren.

Umgebungsgeräusche sind für Synthesizer der meisten Bauarten, Audioplayer und dergleichen kaum ein relevanter Störfaktor (eigentlich würden mir nur Vinylteller einfallen die da empfindlich sein könnten), bei richtig eingepegelten Mikrofonen außerhalb extrem abgeschirmter Räume aber ohne Zweifel der dominanteste.

Magnetische Einstreuungen sind für symmetrische Signale weit weniger störend als für unsymmetrische und für die schwach gepegelten Mikrofonsignale deutlich schlimmer als für Line-Signale mit hohem Pegel.

Digitale Übertragung eliminiert zwar viele analoge Störquellen (z.B. Einstreuungen) weitestgehend, schafft aber auch neue Arten von Störsignalen wie Jitter und neue Formen von Ausfallmöglichkeiten wie Treiberprobleme.

Der Bediener ist ja im Prinzip auch immer eine potentielle Störquelle. Als Instrumentalist, wenn er Käse spielt oder als Techie, wenn er sich verschaltet oder vergißt, vor Umbauten Kanäle zu muten oder auch als DJ wenn er den falschen Titel anstartet.

Die Liste kann man quasi ewig fortsetzen. Es gibt fast nichts, was nicht in irgendeiner Form Störgeräusche verursachen könnte.

Ich halte es deshalb für sinnvoll, den Resourceneinsatz im konkreten Fall erstmal auf die dominantesten Störquellen zu konzentrieren und sich mit den anderen ggf. später zu beschäftigen.

Es wird z.B. keinen hörbaren Fortschritt bringen, eine mit Chinakracher-Qualitäten ausgestattete 30€-Kleinmembrane durch ein extrem rauscharmes knapp 900€ teures TLM-103 zu ersetzen, solange Dir die Lüftungsanlage einen konstanten Luftzug mit -30dB auf das Ding bläst. Außer Du willst das Störgeräusch möglichst akkurat dokumentieren. Stattdessen das Mikro unter Einsatz von 0 Euro einen Meter zur Seite zu stellen wäre aber vielleicht eine Idee. Oder den Haustechniker mit einem Bier zu bestechen, damit er den Quirl irgendwie abwürgt.
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Ja, du hast natürlich Recht! Da habe ich mich einfach missverständlich ausgedrückt. Am besten das Wort „Rauschen“ durch „Nebengeräusche“ ersetzen. Alle Fragen zielen darauf ab, diese Kette an Nebengeräuschen bestmöglich zu verstehen, um sie im Einzelfall zu optimieren und eventuell auch Kaufentscheidungen davon abhängig zu machen.

Die meisten wirklich relevanten Nebengeräuschquellen sind IMHO nur sehr bedingt mit Kaufentscheidungen beeinflussbar.

Natürlich gibts mehr oder weniger rauschende Interfaces, Mikrofone und Lautsprecher. Aber das sind auch bei Billigteilen sofern die nicht defekt sind meist eher graduelle Unterschiede. Die Nebengeräusche, die wirklich stören, kommen meistens wo ganz anders her. Ok, wenns brummt kann man eine DI-Box kaufen und einschleifen.

Aber ob Du sagen wir mal mit einem Rode NT1 oder einem T.Bone SC400 aufzeichnest wird wenn überhaupt den technischen Rauschteppich irgendwo im Bereich von -90dB um ein paar % verschieben, mehr nicht. Das wirklich störende Rumpeln von der Eisenbahnstrecke vor der Haustüre bleibt so störend wie vorher, da hilft höchstens ne Spinne gegen Körperschall.
 
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Ok. Dann hast Du eine ganz wesentliche Quelle bisher nicht benannt: Umgebungsgeräusche aller Art.

Der Tagesgang kann übrigens so um die 20 dB SPL oder mehr ausmachen, je nach Wohnlage.

Sind denn die Umgebungsgeräusche nur bei einem Kondensator-Mikro relevant oder auch bei einem dynamischen beziehungsweise wenn die E-Gitarre direkt ins Interface geht?

Das Rauschen der Vorstufe steigt mit zunehmendem Gain - der Verlauf ist vom Design der Schaltung abhängig.

Ich habe es noch einmal wie von dir empfohlen ausprobiert und komme im Prinzip zum gleichen Ergebnis: bis zur Hälfte kaum Anstieg des Rauchens (ca. 1 dBfs), danach stärker (über 10 dBfs). Auf der anderen Seite wird der Pegel des Mikrofon-Signals in etwa linear verstärkt. Heißt das im Umkehrschluss, dass man möglichst laut einpegeln sollte, um den Rauschabstand zu vergrößern d.h. wenig Rauschen auf den Aufnahmen zu haben? Ich hatte in manchen Foren gelesen, dass der Pegel im digitalen Bereich eigentlich egal ist, aber das ist nach der Messung wohl Quatsch?

Aber ob Du sagen wir mal mit einem Rode NT1 oder einem T.Bone SC400 aufzeichnest wird wenn überhaupt den technischen Rauschteppich irgendwo im Bereich von -90dB um ein paar % verschieben, mehr nicht. Das wirklich störende Rumpeln von der Eisenbahnstrecke vor der Haustüre bleibt so störend wie vorher, da hilft höchstens ne Spinne gegen Körperschall.

Herzlichen Dank für die vielen weiteren Anregungen - ich werde mich da mal durch denken! Verstehe ich den letzten Absatz richtig, dass teureres Equipment keine signifikanten Verbesserungen im Hinblick auf die Nebengeräusche mit sich bringt? Anders herum formuliert: sind das dann aber am Ende nicht vielleicht sogar die entscheidenden Prozente die - das entsprechende know-how vorausgesetzt - eine professionelle von einer nicht professionellen Aufnahme unterscheiden?
 
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Sind denn die Umgebungsgeräusche nur bei einem Kondensator-Mikro relevant oder auch bei einem dynamischen beziehungsweise wenn die E-Gitarre direkt ins Interface geht?
Beim Mikrofon ist dessen Richtkeule entscheidend: Alles aus der Richtung kommt auch irgendwie in die Aufnahme. Einfache Mikrofone haben eine Kugelchrakteristik, d.h. die nehmen in einem Kegel mit ca. 45 Grad Öffnung alles auf; zum Rand hin wird's natürlich immer leiser.

Mitunter haben Mikros auch eine doppelte Kugel, d.h. sie nehmen vorne (Gesang) und hinten (haltende Hand) gleichermaßen gut auf. Richtmikrofone schränken den Aufnahmekegel deutlich ein.

Richtig erkannt: Auch ein Pickup wirkt zusammen mit der Metallsaite wie ein Mikrofon. Dort wirst Du aber hauptsächlich "Kollisonen" mit dem Korpus aufnehmen, falls überhaupt ;-)

Anders herum formuliert: sind das dann aber am Ende nicht vielleicht sogar die entscheidenden Prozente die - das entsprechende know-how vorausgesetzt - eine professionelle von einer nicht professionellen Aufnahme unterscheiden?
Aus meiner Sicht: eher ja.

Denke neben der Bahnlinie auch an:
  • Autobahnen, Schnellstraßen
  • Flugzeuge
  • Kinder, Nachbarn
  • betriebene Gartengeräte aller Art
  • usw.
Diese Quellen kommen über das Mikrofon in Deine Aufnahmen, über die Gitarre praktisch betrachtet eher nie. Bodenerschütterungen könnten über eine geeignet wackelige Mikrofonhalterung oder ein wackeliges Stativ hörbar werden. Ach so: Je nach Boden können dann auch stampfende Gehbewegungen oder Dein engagierter Drummer eingehen (na ja, der über die Luft ja sowieso ;-) , aber dann hast Du außer "Chack" eben "Chack + Klapper" in der Aufnahme ...) .

Noch zu Bodenerschütterungen: Klapperfähige Ansammlungen, wie Geschirr, geeignete Metallteile usw., könnten natürlich dann auch hörbar werden. Meine Frau hat beispielsweise so allerlei auf dem Klavier stehen, und das hört man eben auch hin und wieder als Sirren.
 
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Herzlichen Dank für die vielen weiteren Anregungen - ich werde mich da mal durch denken! Verstehe ich den letzten Absatz richtig, dass teureres Equipment keine signifikanten Verbesserungen im Hinblick auf die Nebengeräusche mit sich bringt? Anders herum formuliert: sind das dann aber am Ende nicht vielleicht sogar die entscheidenden Prozente die - das entsprechende know-how vorausgesetzt - eine professionelle von einer nicht professionellen Aufnahme unterscheiden?

Ist wie bei Instrumenten: nicht der Steinway-Flügel macht das Superkonzert, sondern der Super-Pianist. Und wenn sich Lang Lang an ein Yamaha-Klavier oder an ein billiges Digital-Piano setzt und spielt, klappt uns allen trotzem noch die Kinnlade runter . Er wird natürlich den Steinway bevorzugen weil der ihm ein paar Dinge mehr ermöglicht, aber das ist nicht der Kern der Sache, sondern die Optimierung.

Ein erfahrener Tonmensch (egal ob Amateur oder Profi) kriegt auch mit billigstem Equipment noch eine sehr gute Aufnahme hin, die meistens jeder Kritik standhalten wird.
Und ein unerfahrener wird auch mit High End Material gute Chancen haben, es zu versauen.

Am wichtigsten ist, ein für die Aufgabe passendes Werkzeug zu wählen. Da gehts in aller Regel nicht um "High End" oder "Low End", sondern um die richtige Kategorie. Ob Du ein T.Bone MB60 oder ein Sennheiser MD421 an den Decca-Tree hängst, macht keinen Unterschied - beide sind dafür einfach nicht gut geeignet und dürften von der billigsten erhältlichen Kondensatorkugel um Größenordnungen getoppt werden. Umgekehrt wird selbst eine Neumann-Kugel am Leadgesang der Rockband niemanden so wirklich glücklich machen, das MB60 wäre an der Stelle meistens eine deutlich bessere Wahl. Merke: es gibt keine guten und schlechten Mikros, sondern nur passende und weniger oder gar nicht passende.

Der Unterschied vom MB60 zum MD421 beträgt zwar Faktor 30 im Preis, aber lange nicht im Ergebnis. Das MD421 wird sellbstverfreilich weniger zu Rückkopplungen neigen, die Stimme feiner auflösen, bessere Höhen liefern und wahrscheinlich auch langlebiger sein, man kann auch hinterher mit dem darüber aufgenommenen Material zweifellos etwas besser arbeiten. Aber wenn Du mit dem MB60 keine technisch brauchbare, saubere und gut klingende Abnahme hinkriegst, dann ist es m.E. zu über 90% wahrscheinlich daß das auch mit dem MD421, SM58 , Beta58 oder KM104 nichts wird.

Wichtiger als die Wahl des richtigen Mikrofonmodells ist eben die Wahl eines sinnvollen Mikrofonierungskonzepts, die richtige Positionierung des/der Mikrofone, deren richtige Aussteuerung (Gain-Struktur) und die richtige Aufstellung der ganzen Anordnung bis hin zur Platzierung von evtl. Monitorboxen. Und am allerwichtigsten ist natürlich das, was und wie dann da reingesungen oder gespielt wird. Faustregel: ein Mischpult ist _keine_ Kläranlage.

Mit günstigem Equipment zu arbeiten ist überhaupt kein Problem und hat noch keinen einzigen Top-Hit verhindert. Man sollte nur vermeiden, zu billig zu kaufen - sonst kauft man zweimal -, aber auch da ist es häufig nicht so daß das billigere Teil nix taugt sondern so, daß es einfach für einen anderen Zweck da ist. Das teure Zeug lohnt sich m.E. nur, wenn man weiß daß und wozu genau man es braucht.
 
Hi:hat:

Verstehe ich den letzten Absatz richtig, dass teureres Equipment keine signifikanten Verbesserungen im Hinblick auf die Nebengeräusche mit sich bringt?

Nebengeräusche, darunter versteh ich Geräusche die mit im Raum sind. (mal abgesehen vom Rauschen, was ich eine Störung nennen würde.)

Grundsätzlich kann ein Mikrofon nicht zwischen Haupt- und Nebengeräuschen unterscheiden. Es zeichnet einfach den Schall auf, der ankommt. Wie bereits erwähnt kann man mit der Richtcharakteristik unter Umständen etwas rausholen, wenn man eine Niere offaxis von der Störgeräuschequelle positioniert, wenn möglich.
Ansonsten nimmt das Mirkofon einfach auf, was ankommt, unabhängig ob das ein Haupt- oder Nebengeräusch ist. Es kennt schlicht den Unterschied nicht.

Wo du die Nebengeräusche massiv reduzieren kannst, ist mit dem Mikrofonabstand, zur Hauptquelle. Gehst du näher ran, hast du mehr Direktschall, und im Verhältnis dazu, weniger Einstreuungen von ungewollten Lärmquellen.

Dass zB dynamische Mikrofone den Ruf haben, wenigen Nebengeräusche einzufangen, hängt einzig und allein davon ab, dass man da im Normalfall näher an die Schallquelle ran geht, als mit einem Kondensatormikrofon.
 
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Herzlichen Dank für die vielen weiteren Anregungen - ich werde mich da mal durch denken! Verstehe ich den letzten Absatz richtig, dass teureres Equipment keine signifikanten Verbesserungen im Hinblick auf die Nebengeräusche mit sich bringt? Anders herum formuliert: sind das dann aber am Ende nicht vielleicht sogar die entscheidenden Prozente die - das entsprechende know-how vorausgesetzt - eine professionelle von einer nicht professionellen Aufnahme unterscheiden?

Ist wie bei Instrumenten: nicht der Steinway-Flügel macht das Superkonzert, sondern der Super-Pianist. Und wenn sich Lang Lang an ein Yamaha-Klavier oder an ein billiges Digital-Piano setzt und spielt, klappt uns allen trotzem noch die Kinnlade runter . Er wird natürlich den Steinway bevorzugen weil der ihm ein paar Dinge mehr ermöglicht, aber das ist nicht der Kern der Sache, sondern die Optimierung.

Ein erfahrener Tonmensch (egal ob Amateur oder Profi) kriegt auch mit billigstem Equipment noch eine sehr gute Aufnahme hin, die meistens jeder Kritik standhalten wird.
Und ein unerfahrener wird auch mit High End Material gute Chancen haben, es zu versauen.

Am wichtigsten ist, ein für die Aufgabe passendes Werkzeug zu wählen. Da gehts in aller Regel nicht um "High End" oder "Low End", sondern um die richtige Kategorie. Ob Du ein T.Bone MB60 oder ein Sennheiser MD421 an den Decca-Tree hängst, macht keinen Unterschied - beide sind dafür einfach nicht gut geeignet und dürften von der billigsten erhältlichen Kondensatorkugel um Größenordnungen getoppt werden. Umgekehrt wird selbst eine Neumann-Kugel am Leadgesang der Rockband niemanden so wirklich glücklich machen, das MB60 wäre an der Stelle meistens eine deutlich bessere Wahl. Merke: es gibt keine guten und schlechten Mikros, sondern nur passende und weniger oder gar nicht passende.

Der Unterschied vom MB60 zum MD421 beträgt zwar Faktor 30 im Preis, aber lange nicht im Ergebnis. Das MD421 wird sellbstverfreilich weniger zu Rückkopplungen neigen, die Stimme feiner auflösen, bessere Höhen liefern und wahrscheinlich auch langlebiger sein, man kann auch hinterher mit dem darüber aufgenommenen Material zweifellos etwas besser arbeiten. Aber wenn Du mit dem MB60 keine technisch brauchbare, saubere und gut klingende Abnahme hinkriegst, dann ist es m.E. zu über 90% wahrscheinlich daß das auch mit dem MD421, SM58 , Beta58 oder KM104 nichts wird.

Wichtiger als die Wahl des richtigen Mikrofonmodells ist eben die Wahl eines sinnvollen Mikrofonierungskonzepts, die richtige Positionierung des/der Mikrofone, deren richtige Aussteuerung (Gain-Struktur) und die richtige Aufstellung der ganzen Anordnung bis hin zur Platzierung von evtl. Monitorboxen. Und am allerwichtigsten ist natürlich das, was und wie dann da reingesungen oder gespielt wird. Faustregel: ein Mischpult ist _keine_ Kläranlage.

Dshalb ist es aus meiner Sicht auch überhaupt kein Problem, wenn Anfänger sich erstmal günstiges und solides Equipment zulegen und damit Erfahrung sammeln. Man sollte vermeiden, zu billig zu kaufen - sonst kauft man zweimal -, aber auch da ist es häufig nicht so daß das billigere Teil nix taugt sondern so, daß es einfach für einen anderen Zweck da ist.

Beim Mikrofon ist dessen Richtkeule entscheidend

Sagen wir mall, sie hat starken Einfluß.

Körperschalleinstreuungen interessieren sich allerdings für Richtkeulen gar nicht. Trittschall kriegst Du, wenn die Mikrofonkapsel nicht genug akustisch vom Boden entkoppelt ist - durch eine flexible Lagerung, durch eine Spinne oder weiche Klammer, durch ein klapperndes Stativ etc. - bei einer Kugel nicht weniger oder mehr als bei einer Hyperniere oder Keule.

Die Richtwirkung jedes Mikrofons ist zudem durchaus stark frequenzabhängig. Im Baß ist quasi jedes Mikrofon eine Kugel, bei 15 kHz wird eine "Kugel" meist zur Supernierre. Hier z.B. ein schnell ergoogeltes Diagramm wo man das sehen kann:
Bild7_M50_Richtcharakteristik.jpg

--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Dass zB dynamische Mikrofone den Ruf haben, wenigen Nebengeräusche einzufangen, hängt einzig und allein davon ab, dass man da im Normalfall näher an die Schallquelle ran geht, als mit einem Kondensatormikrofon.

Im Prinzip richtig, man muß aber berücksichtigen daß die meisten dynamischen Mikros für Gesang konzipiert werden und deshalb besser gegen Körperschall (Griffgeräusche) und
Luftzug (Ploppen) isoliert sind als die meisten Kondensatormikrophone, bei denen von einem Betrieb auf einem Stativ und weiterem besprechungsabstand ausgegangen wird.

Es gibt auch Kondensator-Gesangsmikrophone, da ist diesbezüglich dann kein Unterschied mehr.
 
Hallo,

und deshalb besser gegen Körperschall (Griffgeräusche) und
Luftzug (Ploppen) isoliert sind als die meisten Kondensatormikrophone...

...vielleicht besser "Studio-Kondensatormikrofone", das macht es deutlicher. Bühnenkondensatormics stehen schon lange ihren dynamischen Kollegen auf der Bühne in nichts nach, das trifft natürlich zu. Wobei die Grenze fließt - das Audio Technica AT5400 hat eine Großmembrankapsel drin und ist trotzdem ein Handmikrofon für die Bühne, auch das Electrovoice RE520 und seine Vorgänger liegen schon an der Grenze zum Großmembraner... so, genug OT.

Viele Grüße
Klaus
 
ühnenkondensatormics stehen schon lange ihren dynamischen Kollegen auf der Bühne in nichts nach, das trifft natürlich zu.

Kommt auf die Bauart an.

Die, die als Gesangsmikros konstruiert sind (z.B. Rode M2, Sennheiser E965, Neumann KMS 105, Shure Beta87A) sind in aller Regel diesbezüglich vergleichbar gut, wobei ich tendenziell wenns völlig auf maximale Rückkopplungsfestigkeit ankommt lieber zu dynamischen Pendants greife und wenns fein aufgelöste Höhen sein sollen lieber zum Kondenser.

Bei den kleinen "Stäbchen" genießt die Körperschallisolation oft geringere Priorität, die sind halt auch nicht für den Leadsänger gedacht. Da kann man sich ohne Spinne schon mal Rumpeln übers Stativ einfangen, und bei direktem Besprechen ist ein externer Ploppschutz an den Dingern bestimmt kein Fehler.

Im Notfall wenn man nix anders hat gehen die allerdings durchaus als Gesangsmikros. Man muß dann nur den Low Cut am Mischpult ziehen und möglichst wenig dran rumrubbeln. Auf nem Stativ oder Schwanenhals z.B. als Rednerpult-Mikros machen sie nicht zwingend eine schlechte Figur.

Eine Sonderstellung nehmen hier glaub ich die Schoeps Kleinmembrankapseln ein. Die werden ja auch durchaus für Lavaliermikros verwendet, und da ist Körperschall sicher ein Thema, das konstruktiv berücksichtigt wird. Jedenfalls können die das m.W. recht gut. Aber die sind auch preislich am oberen Ende der Skala. Bei Sängern sieht man sie eher im Klassik-Umfeld auf Stativen (siehe z.B. die drei Tenöre) unter einem im Verhältnis zum Mikro geradezu grotesk großen Schaumstoff-Ei.

Im Grundsatz gilt auch da: wähle das richtige Werkzeug für die Aufgabe. Redner oder Sänger mit Mikro in der Hand sollten möglichst auch ein dafür konstruiertes Mikro kriegen. Wenn das Rednerpult positionsbedingt ein Rückkopplungsproblem hat, ist natürlich ein MD441 oder Vergleichbares ideal (das kann einer der Fälle sein, wo sich der Geldeinsatz wirklich lohnt - _wenn_ man weiß was man wie tun muß). Oder man stellt einfach das Pult sinnvoller auf.

Abgesehen davon würde z.B. Shakira mit nem U87 am Nackenbügel auch optisch nicht unbedingt ideal aussehen, oder? :)

Und auch wenn die Schoeps Kleinmembranen tolle Teile und sehr flexibel einsetzbar sind, ersetzen sie nicht 30 Jahre Erfahrung beim Mikrofonieren. Auch die wollen an der richtigen Stelle stehen, richtig ausgerichtet werden, die richtige Aussteuerung haben und so weiter. Und auch die kategorisieren den an der Membrane eintreffenden Schall nicht in "nützlich" oder "störend".

Der Aalglatte Frequenzgang, die rasiermesserscharfe Richtcharakteristik und das geringe Eigenrauschen sind natürlich ein schöne Sahnehäubchen "on Top" und erleichtern manchmal die Arbeit, aber bis man das in der Aufnahme hören kann (wenn überhaupt), müssen vorher immer noch sehr viele andere Dinge richtig gemacht worden sein. Bei den meisten dieser Dinge muß man gar kein oder sehr wenig Geld in die Hand nehmen.
 
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