Bin ich aus der Zeit gefallen?

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So oder so ähnlich fühle ich mich sehr oft, wenn ich diverse Forenthemen hier lese. Ich oute mich mal, wegen Beruf und Familie habe ich den Griff in die Saiten vernachlässigt. Nun sind die Kinder soweit und alles war im Lot, so dass man wieder „Kind“ sein durfte und einfach wieder mich der Gitarrenspielerei hingeben konnte. Das geht jetzt schon ein Jahr so. Wohnungsbedingt brauche ich keine Kompromisse hinsichtlich der Lautstärke zu nehmen, also ein Idealzustand.

Sicher, die Zeit geht weiter. Gefühlt spielen über 70% über Plugins, Axe FX, Kemper, Helix oder was auch immer. Ich habe mich damit auch beschäftigt und versucht, aber ich werde damit nicht warm. Ich will weder miditieren, editieren und vorm PC über Kopfhörer spielen. Bei diesen Möglichkeiten fehlt mir einfach die Substanz, das Gefühl, die Greifbarkeit. Nebenbei, ich arbeite in der Automatisationstechnik und kann sehr wohl mit modernen Arbeitsmitteln um.

Wenn man die Anzeigen für gebrauchtes Instrumentenmaterial durchforstet scheint es so, dass die Preise auch für sehr exklusives Röhrenverstärkermaterial derzeit in das Bodenlose fallen. Ok, mich freuts aber wie wir wissen, Angebot und Nachfrage regeln den Preis.
Jetzt frage ich mich, wenn ich nur über klassische Röhrenverstärker spiele, ausschließlich über Old-Style-Strats spiele, mich weder mit Kemper, Helix, Axe oder was auch immer anfreunden kann, ob ich irgendwie komplett aus der Zeit gefallen bin?
 
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Kurz gesagt: Nö :)

Möglicherweise bin ich etwas jünger als Du, weil mein Sohn gerade mal 3 ist, aber ich spiele trotzdem „traditionell“. Nach wie vor viel und bis zur Pandemie auch sehr regelmäßig live.

Ich empfinde das gar nicht mal so heftig. Wenn man sich das Equipment der Kollegen, die auf Festivals u. ä. vor oder nach einem spielen, so anschaut, sieht man überwiegend konventionelle Waffen. Gut, Kemper ist live mittlerweile des Öfteren vertreten.

Ich hatte auch mal einen Helix, den ich live auch gespielt habe. War total komfortabel, aber ich kam doch wieder zurück. Ist halt Typfrage.

Wahrscheinlich ist der Markt für digitale Lösungen u. a. deswegen so groß, weil halt eher die wenigsten ganz viel und oft live spielen und nicht die Möglichkeit haben, zuhause aufzudrehen (ich schon :D).

Alle Geräte haben ihre Berechtigung für verschiedene Zwecke, finde ich. Aber nach wie vor sehe ich sehr viele Röhrenamps auf Bühnen. Ehrlich gesagt, überwiegend.

Wo Du allerdings ins Bodenlose gefallene Preise für exklusives Röhrenequipment findest, müsstest Du mir bei Gelegenheit mal sagen... find ich gar nicht. Für einen original 72er Deluxe Reverb (also nix Reissue) 3500 Ökken aufzurufen, empfinde ich in der Tat bodenlos, aber natürlich in anderer Hinsicht. Oder wir haben vielleicht einfach unterschiedliche Auffassungen von exklusivem Röhrenequipment...

Klar, vor 15-20 Jahren gabs noch keine Röhrenamps zu Preisen um die 200 Euro. Dass das heute so ist, spricht aber ja eher dafür, dass die Nachfrage hoch ist, weil entsprechende Mengen produziert werden.

VG
 
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Hey Knallcharge, Hey Steve S.,

mir (mitdreißiger) geht es genauso. Ich ziehe den klassischen Röhrenamp mit "limitierten" Einstellmöglichkeiten (vllt. 2-3 Kanäle), den Digitalkisten mit hunderten von Amp- und Cabinetsimulationen, etc. vor (obwohl ich beruflich im Techsektor arbeite). Ich habe es auch mehrmals versucht, aber werde damit auch nicht wirklich warm.
Mir sind die vielen Sounddesignoptionen oft einfach "too much" und das lenkt mich eher vom musizieren ab, anstatt mir bei der Selbstverwirklichung zu helfen. Außerdem mag ich es nicht, wenn ich etwas, um es einstellen zu können, extra an den PC anschließen muss. Ich vermisse dann da auch einfach das haptische Feedback, wie es bei einem klassischen Poti/Knopf stattfindet. Am schlimmsten sind die Kisten, wo man sich erst 1-2 Stunden in eine Anleitung durchlesen muss, um einigermaßen einen brauchbaren Sound herauszukitzeln.

Das ist aber bei mir eine generelle Sache. Ich mag auch "analoge" Schalter lieber, als per Alexa/Smart Home App lichter in der Wohnung einzuschalten. Habe auch manchmal das Gefühl, dass ich aus der Zeit gefallen bin. :p

Viele Grüße
 
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Ich spiele seit den frühen 70ern Gitarre und singe.
Ich finde alle Technologien ob Röhrentop mit 4x12 oder die Combo mit 2x10 oder Modeller mit Features bis zum abwinken das hat alles seine Berechtigung.

Es gibt für mich z.B. kein einfacheres Aufnehmen wie mit USB 2x2 aus einem Modeller in die DAW meiner Wahl.
Songs aufnehmen ist so sehr leicht zu bewerkstelligen

Das ist mit einem Röhrentop mit 4x12 drunter und Mikrofonierung sicher schwieriger.
Dafür hast du dort wiederum deinen Sound in null komma nichts eingestellt.

Mir macht sowohl das spielen über meine 2x10 Combo als auch über die Modeller spass.

Ich finde das ich sehr viel spiele und wenig einstelle.

Das war am Anfang bei den Modellern natürlich nicht so, ich musste mir zuerst suchen wie ich "meinen" Sound bekomme.
Welcher Amp will ich, welche Effektgeräte wann, wo, welche Reihenfolge das übliche halt.
Das kann verwirren und man glaubt man kommt nie zum spielen.

Bei mir hat das ca. 2 Monate gedauert bis ich merkte wie man vorgehen muss wenn man das organisert haben will.
Das Schema funktioniert dann aber bei jedem Modeller d.h. man lernt das nur einmal und wendet es dann immer wieder an.

Das hat man mit den Röhrenamps und Bodentretern aber genauso gemacht nur ist das schon lange her und man hats unterbewusst intus.

Alle meine Modeller lassen sich ohne Computer bedienen und der Editor am Computer dient bestenfalls dazu das Ganze als Backup abzuspeichern und vielleicht zum gelegentlichen drüberschauen für einen Gesamtüberblick der Sounds.

Aber ich will hier auf gar keinen Fall zwangsbeglücken.
Jeder Musiker hat so seinen Workflow und seine Werkzeuge.
Wichtig ist nur was am Ende dabei raus kommt.
 
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Ich würde auch behaupten, dass bist du nicht! =)

Mir wurde der Kemper von meinem Arbeitskollegen empfohlen, ich habe dort mein passendes Profil gefunden und spiele daran auch kaum rum.
Das Profile ist ein EVH 5150 III, dieser mit Boxen, wäre teurer gewesen als der Kemper, zumal ich keine Bodentreter besitze, die auch unmengen Geld kosten.
Ich kann in meiner Mietswohnung auch leider nicht aufdrehen und meine Nahfeldmonitore sind die perfekte Lösung für mich=)

Mein Arbeitskollege, mit dem ich gestern telefoniert habe, hat sich das Boss ME 80 bestellt, weil Ihm mittlerweile das ganze rumschrauben und drücken am Kemper auf den Keks geht oO
Er meinte, dass Ding soll ehrlich sein, nur drehregler, keine zig Untermenüs, dabei besitzt er eine Ordenliche Palette an Bodentretern.

Jeder wie er mag! =)
 
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Du bist nicht aus der Zeit gefallen, sondern du lebst in einer Zeit des Überflusses. Wir können uns doch glücklich schätzen, dass es so viel Auswahl gibt. Jeder kann nach seinen Vorlieben agieren wie er will. Alles kann, nichts muss. Ich spiele auch lieber mit Röhrenamps und ein paar Effekten als mit Modeller, da mir die Soundsuche bei den Dingern auf den Nerv geht und mich vom Spielen abhält. Alles schon gehabt und probiert. Aber ich kenne Leute, die können mit den Modellern sehr gut umgehen und holen tolle Sounds raus. Also, fühl dich einfach gut im Gitarristenparadies.
 
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Ich würde auch nicht sagen, dass Röhrenverstärker als veraltet angesehen werden sollten. Ich hab zwar keinen mehr un für mich macht Helix einfach "Sinn", aber ich ertappe mich selbst hin und wieder dabei, dass ich Amp & Pedalboard ein wenig vermisse. Und wohlgemerkt: Ich bin Jahrgang 90 und mein erstes eigenes Gitarrenrig war ein Pod 2.0. Ich bin also mit Modelling aufgewachsen. Aber die Einfachheit von rein oder überwiegend analoger Technik wird man mit Modellern nicht ersetzen, denke ich. In meinen Augen ist das (zumindest unter anderem) eine Sache des Workflows, wobei "work" vielleicht das falsche Wort ist, wenn es um eine so individuelle, emotionale Sache wie Musizieren geht. Deswegen glaube ich, Equipment der alten Schule behält seinen Platz, nicht nur in den Herzen, sondern auch im Besitz von Gitarristen. Ich glaube, aus der Zeit gefallen ist man damit erst, wenn irgendwann keiner mehr E-Gitarre spielt, oder sich das Instrument so gewandelt hat, dass es kaum mehr was mit einem heutigen Verständnis des Instruments zu tun hat. Das wird dann so sein, wie wenn jemand heutzutage ein Instrument aus der Antike spielt.
 
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Nichts ist authentischer, unmitelbarer und druckvoller als ein Röhrenamp.
Wenn Dir -wie etwa auch mir- der damit ermöglichte Sound gefällt und Du keine 25 Millionen Soundoptionen brauchst, bist und bleibst Du damit bestens bedient. Kein Modeller der Welt erreicht genau diesen Sound und Druck zu 100%.

Müsste ich von der Musik leben, wäre ich also etwa gewzungen, mit Top40 Bands in kurzer Zeit diverse sehr unterschiedliche Sounds aufrufen müssen, meinen Sound ferner ständig wechselnden Örtlichkeiten anzupassen und/oder die Nase voll haben vom Geschleppe, dann würde ich auf gute Modellingtechnik umsteigen.

Richtig interessant ist Modellingtechnik aber für Aufnahmen. Bedenke: Auch der Röhrenampsound kommt nicht unmittelbar "auf`s Tape", sondern über Mikros. Über Kopfhörer und Hifi-Anlagen kommt der druckvolle Sound eines 12"-Speakers also eh nicht unmittelbar zum Tragen. Da spielen die Modeller ihre Vorteile voll aus. Der über Mikros abgenommene Sound eines Röhrenamps wird von Modellern bereits jetzt herausragend simuliert, die Ergebnisse sind aus meiner Sicht eher besser (keine Nebengeräusche, kein Rauschen etc.), als bei Mikro-Abnahme.

Ich habe auch mit verschiedenen Modellern experimentiert. Ich sehe die Vorteile beim Gewicht und leisen Lautstärken. Beim Üben oder im Proberaum ersetzen sie demgegenüber einen guten Röhrenamp aus meiner Sicht nicht annähernd. Für mich ist das Feeling einer 4x12 oder 8x12 durch nichts zu ersetzen.

:great:

Lange Rede kurzer Sinn: Nein, Du bist nicht aus der Zeit gefallen! Aber es gibt inzwischen Alternativen, die in manchen Bereichen nützlich sind.
 
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Noch zu erwähnen wäre, dass der Kemper sogar das schlechte spielen fördert, da man vieles wegfiltern kann. =/
Wenn ich an einem Röhrenamp, mich mit meiner miserablen Spieltechnik hören würde, würde ich wahrscheinlich wieder zum Bass umsatteln =X
 
Zu Hause spiele ich nur über Kopfhörer, immer noch über einen Line6 X3. Im Proberaum spiele ich über einen Transistor (Attax 50, bleibt immer dort) und für live staube ich den PRS Sonzera 20 ab und schleppe den mit. Das Pod hängt immer davor, die 3 bis 4 Einstellungen, die ich brauche sind jeweils optimiert für Line-In und Vor-dem-Verstärker. In einer anderen Band spiele ich nur in die Anlage und höre mich nur über den Monitor. Geht auch gut.

Im Prinzip geht es einfach darum, wie man am besten klar kommt und nicht darum, was die anderen so tun, deshalb spielt es eigentlich auch keine Rolle, wie ich das so mache. Aber ich komme damit jedenfalls gut klar. :)
 
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Oh-oh... Eine Röhren vs. Modeller-Diskussion?

Die Frage ist, ob man damit "aus der Zeit gefallen ist", wenn man beim Modelling nicht mitzieht. Nicht, was besser ist.
 
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Als Vertreter der geburtenstarken Jahrgänge spielt für mich folgender Faktor der modernen Simulanten eine zunehmende Rolle, der da lautet Gewicht und Größe.
Nach Auftritten morgens um 0330 mehrere 4x12 Boxen und 25 Kg Röhrentops in das 2 OG eines ehemaligen Luftschutzbunkers zu tragen muss nicht als vorrangiger Spaßfaktor des Musizierens begriffen werden.
Die Simulanten wiegen weniger und sind schneller hochgewuchtet.
Könnte die Band sich Personal leisten, das vertrauensvoll diese ehrenhafte Aufgabe des Transportes übernimmt, dann sähe das möglicherweise anders aus.
Somit wäre die Abkehr vom klassischen Fullstack eher als Gang mit der Zeit aufzufassen.
 
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Jetzt frage ich mich, wenn ich nur über klassische Röhrenverstärker spiele, ausschließlich über Old-Style-Strats spiele, mich weder mit Kemper, Helix, Axe oder was auch immer anfreunden kann, ob ich irgendwie komplett aus der Zeit gefallen bin?
kurze Antwort: ja

längere Antwort: ja, aber das macht nix.

noch genauer: Kemper, helix etc. sind im trend. ich glaube, das steht ausser frage. trotzdem gibt es viele, die lieber röhre spielen, man muss ja nicht einen trend mitmachen, um trendy zu sein.
also röhre.
tue ich auch. brauche ich ein full stack? nein. spiele ich deshalb modeler? nein. sondern: die beste alternative für mich ist ein lunchbox-amp und ein 1x12 cab mit keramik-speaker.
bei den gigs wird sowieso abgenommen, da spielt es kaum eine rolle, beim proben reicht es meistens auch, und solange ich nicht bei rock am ring oder wacken spiele, langt mir das.

kleines topteil und 10 kg cabinet - das ist für mich "modern". wenn auch vielleicht nicht der letzte hype.
 
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ich finde auch dass du aus der Zeit gefallen bist. Aber das ist positiv zu sehen.

Ich spiele selbst seit Anfang 70ger, habe aber erst vor ca 10 Jahren mit eGitarre spielen angefangen. Ich spiele ausschließlich für mich zu Hause und bin nicht das größte Gitarrentalent. Aber hab viel Spaß.
Eine Röhrenverstärker hab ich nicht. Ich liebe es , mit verschiedensten Sounds zu experimentieren, deshalb hab ich auch eine Modelling Verstärker, Fender Mustang 100 und ein paar "Soundgeneratoren" wie z,.B. ein ZOOM3, alles nix hochpreisiges.
. Aber um ehrlich zu sein, inzwischen stelle ich den meistens clean eine und hör auf den Klang der Gitarre(n).

Das schöne ist doch, solange man nicht in der "exakt und genauen Cover Band" spielt ist Erlaubt was gefällt. Es soll einfach Spaß machen und soll nicht nicht richtig oder falsch, alt- oder neu-backen sein
 
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Ist Christopher Nolan aus der Zeit gefallen weil er noch analog Kameras nutzt?

Er macht es sich damit nicht leichter, aber die Filme sind dennoch geil :)
 
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Every Wave Is New ´Til It Breaks ( NEIL YOUNG)
Kemper . Helix oder auch Fractal Audio sind mega angesagt
und bestimmt auch hilfreich. Aber es tauchen auch schon wieder
Verkaufsanzeigen auf.
Bin sebst auch so ein alter Röhrenzausel (65) und habe mir wegen der
Pandemie für zu Hause noch mal den Engl25 mit 1x12 Box geholt
und im Einschleifweg hab ich das TC Electronic Plethora X5
macht die ganzen Modeling Effekte auf digitalem Weg
Ja ich oute mich auch als aus der Zeit Gefallener und es macht Spaß
denn ich verbringe die Zeit lieber mit spielen als mit Manual lesen
und am Computer etwas zurecht organisieren.

Grüße
 
Hallo Knallcharge, klingt für mich ehrlich gesagt ein wenig fatalistisch. Die Hauptsache ist doch der Spaß am Musik machen. .... es ist keineswegs eine Frage des Alters, ob man lieber mit digitalen Hilfsmitteln oder mit (neudeutsch) Vintage-Equipment arbeiten will. Ich bin vermutlich noch 'nen Ticken älter und freue mich über die aktuellen Möglichkeiten, auch zu Hause mit adäquaten Lautstärken Gitarre spielen zu können, ohne gleich die Nachbarn gegen mich aufzubringen. Und das geht mittlerweile auch mit Röhrenamps. .... by the way: es macht doch auch 'ne Menge Spaß, mit den derzeitigen Mitteln (Home-Recording) recht unabhängig seine eigene Musik zusammen stricken zu können.
 
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Alles hat seine Zeit. Manche Dinge sind von einander abhängig, bedingen sich, manches entwickelt sich quasi losgelöst.

Bezogen auf Deine private Situation (Vier Wände, Familie) hast Du ein Privileg, dass es Dir erlaubt, analog mit klassischem Verstärker Musik machen zu können.

Das Material habe ich dazu auch, jedoch führte mein Beruf und damit verbunden sehr viele Umzüge in Mietobjekte dazu, dass für mich das analoge - Kopfhörer-lose - Spielen eher in den Hintergrund gerückt ist.
Angefangen hat es bei mir laut ohne große Rücksichtnahme. Pubertäre Eigensinnigkeit.

Phase 1 - In der Pubertät (ab 1992): 20 Watt Transistorverstärker, 2 Kanäle.
Der Overdrive klang nicht gut, schon gar nicht nach Metal. Also ein Pedal gekauft. Ibanez Metalcharger.
Das reichte nicht. Ein WahWah musste her. Dunlop CryBaby. Das reichte auch nicht. Wo sind Chorus, Flanger, Hall, Delay?
Metalcharger weg, Korg G3 Multieffekt ran.
Dann ergab sich durch Zufall der Ankauf eines 100 Watt Vollröhrentopteils amerikanischer Herkunft samt selbstgebauter 1x12 Box.
Es wurde noch lauter. Das war mir bumms im Elternhaus.

Phase 2 - ziv. Studienphase (ab März 1999): Das Leben in einem Studentenzimmer forderte Einsicht- und Rücksichtnahme. Line 6´ POD erweckte meine Neugierde. Update auf 2.0 inkl. Floorboard. Start des rücksichtsvollen Spiels via Kopfhörer. Diese Phase ging nahtlos über in die Berufsphase.

Phase 3 - Berufsphase (Lehrgänge, Studium an einer militärischen Universität, Umzüge durch Versetzungen; ab Oktober 2000 bis heute).
Line 6 blieb ein treuer Begleiter. Zwei Auftritte erfolgten in der Phase. Bei der Lehrgangsabschlussfeier der Offizierschule ging die "Bohne" direkt in die PA. bei der Feier der Beförderung mit der Vorraussetzung bestandenes Vordiplom auf dem Lenzenkaser III (Reiteralpe) schloss ich einfach ein Logitech 2.1 Set an den Kopfhörerausgang.
Gegen Studienende stand ein Umzug an, vorher gab ich aber noch die Bohne ab und kaufte mir das Line 6 POD XT Live.
Im neuen Mietverhältnis war lautes Spiel auch nicht opportun, so dass das Spiel über Kopfhörer weiterhin der modus operandi war.
Dann kam wieder eine Versetzung. Weg von den Alpen an eine Stadt an der Donau.
"Die Jungs aus dem Reihenhaus" von Blumentopf beschreibt die neue Wohnsituation. Im Keller waren zwei beheizbare Räume. Einen davon nutzten wir als Arbeitszimmer, in dem ich meine Bibliothek einrichten konnte, aber vor allen Dingen auch mal ohne Kopfhörer Gitarrespielen konnte, ohne dass sich jemand mokierte. Das Vollröhrentopteil konnte wieder aus dem Flightcase genommen werden, ich investierte sogar in eine 4x12 Box (Hughes & Kettner Statesman). Das XT Live war schon vor dem Umzug vom POD HD 500 abgelöst worden. Das klang allerdings im Effectsloop vom Top nicht ganz so dolle. Cooler war da doch, sich von Line 6/Bogner einen Verstärker zu kaufen, der via L6 Verbindung perfekt mit dem HD 500 harmoniert. Ich kaufte einen DT50 212 Kombo. Und wenn ich ganz wirr war, schloss ich noch die 4x12 an und genoss einen 1 1/2 Stack. Der HD 500 wurde abgelöst vom HD 500 X.
Es kam dann wieder ein Umzug, wieder ein Reihenhaus. Auch hier konnte ich - wegen der Architektur mit etwas reduzierterer Lautstärke als zuvor - laut "mucken".
Es folgte wieder ein Umzug, weil die Distanz zwischen Reihenhaus und Dienstort zuviel Zeit beanspruchte durch eine nicht sehr leistungsfähige Verkehrsanbindung.
Neues Mietobjekt Mehrparteienhaus. Aufgrund von rund 40 m² Wohnflächenreduktion im Vergleich zum Reihenhaus, aber der Möglichkeit bei den im gleichen Landkreis wohnenden Schwiegereltern einen Raum im Keller nutzen zu können, wanderten die Bibliothek und die "großen Aggregate" dorthin aus. Ich könnte dort, wenn ich denn wollte, laut spielen.
Der POD HD 500 X wurde Ende 2018 abgelöst vom Helix.

Von der Klangqualität und der Möglichkeit kreativ aus dem Fundus schnell den eigenen Standardton zu definieren, bin ich nach wie vor begeistert. @OliverT kann ein Lied davon singen.
Wenn man Ideen konservieren will, habe ich den für mich perfekten Stereoklang.

Aber ich habe trotz der Situation auch wieder gefallen gefunden am Spielen über Verstärker und Box, statt nur über Kopfhörer.

Schuld war Thomas Blug mit seinem Amp 1. Ich habe mittlerweile die Mercury und die Iridium Edition, wobei mir die Iridium Edition wegen des Features Noise Gate aus, wenn man den internen Hall aktiviert, mehr gefällt. Ich kaufte mir dazu auch die hausinterne 2x12 Box (TwinCab). Der Platz in der Wohnung reichte aus um sie bei Nichtbenutzung getarnt unterm Überzug verschwinden zu lassen. Wäre mir Barefaced mit ihren Reformer 112 Cabs schon früher unter die Augen und Ohren gekommen, hätte ich mir ggf. nicht die 2x12 gekauft. Nun habe ich noch zusätzlich eine sehr leistungsfähige 1x12er (wegen des Neo 250 Copperback Speakers). Alle zwei Amp 1 verschwinden mit der 1x12er unauffällig in einer Holzbox im Wohnzimmer.
Ich habe schon gefallen am puristischen Spiel mit dem Amp 1 ohne weitere Peripherie. Er ist leicht, hochmobil, kleinformatig und kann mit der BluBox (IR-Box) auch praktischerweise mit Kopfhörer betrieben werden.
Aber manchmal fehlen mir ein paar Effekte. Natürlich kann ich mittels 4-K-M den Amp 1 mit dem Helix verbinden, aber a) kostet das immer Zeit, b) ist das ganze für meine Auswärtstätigkeit zu gewichtig und voluminös.
Insofern freue ich mich, wenn Thomas Blug nächstes Jahr mit dem Amp X etwas auf den Markt schmeißen wird, was für mich optimal ist: nämlich klassisches Verstärkerverhalten über ein normales Cab, aber auch Effekte inkl. WahWah gleich in der handlichen Bauform.
Das ganze aber genauso knorke für den Kopfhörerbetrieb. Damit kann ich das Ding unter der Woche in der Unterkunft an meinem neuen Dienstort betreiben. Vor allen Dingen erwarte ich weniger Gewicht und Volumen als beim Helix.
Den Helix über FRFR "normal" klingen zu lassen, war und ist keine Option.
In unserer Wohnung kann ich die Amp 1 zwar nur moderat aufdrehen, aber es ist vom Gefühl was anderes als über Kopfhörer.

Letzten Endes mag ich beide Welten. Reifer vom Verhalten und der Wohnsituation geschuldet, kann ich jedoch auch mit Kopfhörerbetrieb gut leben.
Boutique brauche ich bei Amps nicht, letztlich ist es diese Miniaturisierung mit der Nanotube, die mir sehr viel Freude am "Analogen" lieferte.
 
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jetzt muss ich doch mal nachfragen:

was meint ihr eigentlich mit "aus der zeit gefallen"?
für mich ist das sowas wie altmodisch. wenn man nicht jeden trend mitmacht.
wenn ein älterer herr auf seinem alten equipment rumklimpert, ist das doch charmant. aber sicher nicht modern.

und ist das unbedingt negativ?

für mich sind die e-gitarren-oldschool-dinosaurier tatsächlich aus der welt gefallen ich finde sie aber trotzdem oder genau deswegen cool.
 
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Die Wahrnehmung des TE ist, dass er eben nicht DEM Trend folgt nach Digitalisierung durch Plugins, Modeler, Profiler usw., sondern einem anderen Trend folgt, nämlich, dass der gute Gitarrenton nur mit entsprechendem (Röhren-)Verstärker und Cabinet ein guter Ton ist.
 
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