Blastbeats: BPM-Grenze für Umstieg auf Heel Toe?

  • Ersteller Strato Incendus
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Bei den Lautstärkeschwankungen hilft im Metal entweder Retriggering (Gang und Gäbe) oder eben eine richtige, druckvolle Technik.

Ich spiele mit Heel-Up bis 200 Bpm. Es geht zwar irgendwann in mehr "Ankle-Motion" über, aber es bleibt Heel-Up. Ich halte es da ähnlich wie Mike Terrana.

"No shit techniques, no magic. Just hard practice and muscles, powerfull drumming. No pussy shit!" - hat er wohlgemerkt zu mir selbst gesagt, so in der Art. ;-)
 
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Ich höre aus deinem Post raus, dass du offenbar grundsätzlich eher kein Fan von Heel-Toe bist? ;)

Ich habe am Anfang auch gedacht, dass diese Technik nur eine Faullenzer-Lösung wäre, aber nachdem ich einige Drummer auf YouTube gesehen habe, die tatsächlich genau so spielen, denke ich mir: "Hey, ich habe doch schon ein großes Stück auf diesem Weg geschafft, ziemlich genau so mache ich es doch auch." Da würde ich das ungern alles über Bord schmeißen. ;) Wie gesagt, gibt auch Gitarristen, die es kategorisch ablehnen, Tapping oder Sweep Picking zu benutzen, aber es gibt mindestens genauso viele da draußen, die genau das halt tun und dafür dieselbe Anerkennung ernten. ;)

Vielleicht könntest du auf die Sache mit dem Retriggering noch etwas näher eingehen? Das höre ich nämlich zum ersten Mal. Ich tippe zwar fast darauf, dass es so ein spezieller Aufnahme-Kniff ist, wie Autotune bei Sängern, aber interessieren würd's mich trotzdem mal.

Ich habe meine Heel Toe-Spielweise mittlerweile zum Glück auch schon ein paar mal auf einem echten Drumset anwenden können, am Ende dann auch bei einem knapp anderthalbstündigen Live-Auftritt, und ich hatte das Gefühl, dass es da recht gut klang. ;) Dass es überhaupt noch Schwankungen gibt, ist mir wie gesagt erst jetzt beim Aufnehmen mit unserem E-Drum aufgefallen.
 
Nein überhaupt nicht, ich habe nichts gegen Heel-Toe. Ich bin nur ein fauler Hund wenn es zum Üben kommt und habe mich mit Heel-Up so weit hochgekämpft, dass ich im Moment keine Lust habe, eine neue Technik zu üben. Wobei ich auch gestehen muss, dass ich hin und wieder mit dem rechten Fuß anfange, diese Wipp-Bewegung zu üben. Aber so richtig Spaß an der Übung oder Ergebnisse gibt es nicht.

Ich wollte mit meinem Post eigentlich nur sagen, dass es keiner "besonderen" oder außergewöhnlichen Technik Bedarf, um schnell zu werden. Und das mit Mike Terrana war eher ein Spaß. Den habe ich mal gefragt, wie er so schnell spielt, ob sich seine Technik ändert oder so und er schien regelrecht genervt von der Frage und meinte, dass das einzig wahre ist, mit Kraft und viel Zeit/Geduld zu üben. ;-)

Retriggering ist ganz einfach.

Ich nehme an, du weißt, was Triggering ist? Falls nicht: Triggering bezeichnet einfach den Vorgang, nicht die Bassdrum per Micro abzunehmen, sondern per elektronischem (MIDI) Signal, sodass ein Sample angespielt wird. Du kannst dir das vorstellen, als würdest du E-Drums spielen, nur eben auf einem richtigen akustischen Set. Im Metal ist es nicht ungewöhnlich, das komplette Set zu Triggern. Das geht über Snare und Bassdrum bis hin zu sogar allen Toms.

Warum macht man sowas?

Naja, ganz einfach und die Wahrheit: alle Profis und noch so guten Drummer sind auch nur Menschen. Natürlich gibt es Ausnahmen, die auch alles richtig tight und perfekt einspielen, aber aus Zeit und Kostengründen wird natürlich immer "getrickst", wobei ich es nicht als Tricksen ansehe. Ist einfach ganz normal. Zeig mir eine CD oder sonst was, wo z.B. keine Gitarren bearbeitet wurden (heutzutage natürlich, die alten 8 Tracks mal ausgenommen).

Jeder Drummer haut mal einen Schlag daneben oder nicht so druckvoll, wie den davor und den danach. Vor Allem bei den Drums ist das ein großer Faktor.

Wie dem auch sei, ein Retriggering funktioniert ähnlich, und zwar, dass du nicht direkt das akustische Signal weg lässt, sondern später im Aufnahmeprogramm deine Aufnahme des akustischen Signals quantisierst und mit einem gegebenen Programm eben die Peaks durch Triggersignale ersetzt. Mit diesem Signal kannst du dann wieder dein Sample ansteuern und entweder das originale Signal komplett weglassen oder eben einen Mix der beiden benutzen. Ich benutze gerne einen Mix, einfach Geschmackssache. Mit Snares kann man das genauso machen, Toms, etc., alles dasselbe. Wobei bei Snares oft eine gut gespielte Snare gesucht wird und diese dann die anderen Schläge damit ersetzt werden (ja, per Hand gesetzt!).

Naja, das ist eben das Retriggering. Dadurch erreichst du, dass sich vor Allem die Doublebass und Snare einfach konsistenter anhören. Glaub mir, du findest keine moderne Metalproduktion, wo sowas nicht stattgefunden hat.

Liebe Grüße,
Bacchus
 
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Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Ja, das hat tatsächlich auch mal einer bei uns gemacht, da haben wir mit einer von einem Lehrer geleiteten Schülerband mal einen Song in einem kleinen Homestudio bei einem seiner Kumpels aufgenommen. Zu der Zeit hatten wir wohl den besten Drummer, den die AG insgesamt gesehen hat (und wir hatten viele Drummer, das war bei uns der "Schleudersitz"-Posten, weil die sich gerne mal von selbst verabschiedet haben - nicht ganz so spektakulär wie bei Spinal Tap, aber auf einem ähnlichen Tempo ^^). Und es war auch kein Metal-, sondern ein Disco-Song. Trotzdem hat der Produzent das gemacht, wei es seiner Meinung nach wohl ansonsten nicht sauber genug gewesen wäre.

Problem: Wenn ich mir die Aufnahme heute anhöre, habe ich das Gefühl, dass das Schlagzeug gerade dadurch ziemlich leblos klingt, da fand ich es viel besser, wie dieser Drummer "in vivo" gespielt hat, selbst wenn's dafür etwas mehr Schwankungen gehabt haben sollte, groovte einfach mehr. ;)

Von daher hört sich das so an, als wäre das Setzen der Schläge von Hand nicht nur mehr Arbeit, als das Schlagzeug-Einspielen an sich, sondern es klingt wahrscheinlich - wenn es nicht gerade von absoluten Profis gemacht wird - dann auch wieder "maschineller". Im Moment lasse ich noch das Garage-Band-Schlagzeug alles mitspielen und habe das mit diversen Effekten was fetter gemacht. Wenn ich ein echtes Schlagzeug so stark manipuliere, dass es wieder maschinell klingt, habe ich im Endeffekt womöglich gar nicht so viel dazugewonnen - für den Aufwand, den man dann da rein gesteckt hat.

Davon abgesehen spiele ich ja sogar tatsächlich auf einem E-Drum - wenn der von dir beschriebene Weg quasi ein "A-Set in ein E-Set verwandelt", dann müsste normales Triggering doch mit einem E-Drum sogar leichter fallen, oder?

Desweiteren, wäre ein Ansatz über Compression nicht auch denkbar? Schon klar, dass das nicht ganz so glattpoliert ist wie beim Retriggering, aber es soll ja nur schonmal was einheitlicher klingen als jetzt. Beim Gesang wird ja auch andauernd Compression angewendet und live muss man die Bassdrum bekanntlich auch oft im Verhältnis lauter einstellen als z.B. die Becken.

@Faulheit: Dann geht's dir so wie meinem Bruder ;D , der bleibt auch lieber durchgängig bei Heel Up. Mit Heel Toe zu spielen ist aber im Grunde genommen auch Bequemlichkeit, nur eine andere Art - klar muss man sich die Technik draufschaffen, aber dafür sitzt man nachher bei den Double Bass-Parts deutlich entspannter da :D .

In dem Fall sage ich dann gerne: "Ich bin nicht faul, ich bin Bewegungsökonom." XD
 
Das hat gar nicht wirklich was mit Profi zu tun, ob die Drums maschinell klingen. Das hat einfach mit Fleiß und dem Investieren von Zeit und Liebe zu tun. Ich produziere komplette Pop-Tracks mit programmiertem Schlagzeug, bei denen ein normaler Hörer wohl kaum auf die Idee kommt, dass da alles programmiert ist oder tot klingt.

Beispiel:
https://soundcloud.com/philipp-horst/louisa-jones-blue-eyed-girl-1

Klingt meiner Meinung nach (und der Meinung vieler anderer) einfach nach einem normalen Pop-Song. Ich würde da als Schlagzeuger nicht sofort sagen "alter die Drums sind programmiert!!!", zumal das ja auch nichts schlimmes ist, solange es gut klingt. Und wie gesagt, ein "normaler" Hörer auch nicht, kann mir keiner erzählen. ;-) Es kommt immer darauf an, wie man an die Sachen rangeht. Ich programmiere zum Beispiel annähernd jeden einzelnen Schlag einzeln und mache für jeden Schlag einzeln die Velocity, etc... Es darf einfach nicht perfekt klingen, wer will das schon, außer eben Bands aus gewissen Genres.

Kompression:

Natürlich ist Kompression denkbar. Aber was heißt denkbar? Ich habe noch nie einen Song produziert, bei dem ich keine Kompression auf die Bassdrum gegeben habe. Das lässt einfach alles fetter klingen, natürlich in Maßen benutzt. ;-) Aber ich bin auch kein absoluter Profi oder sonstiges. Ich benutze trotzdem immer Kompression auf der BD.

PS zu den E-Drums:

Naja, wenn du einfach die Signale aufnimmst, nein. Wenn du leise spielst, dann spielst du eben zu leise. Wenn du das ganze als Midi einspielst, kannst du einzelne Schläge ja in der Lautstärke anpassen. Macht man ja beim Retriggering auch.

Generell gilt: du wirst, wenn du nicht gerade echt ein Gott an den Drums bist (was einfach kaum jemand ist) immer nachbearbeiten müssen. Ob es Timing ist oder Konsistenz der Schläge (Stichwort Automation fahren!). Ist einfach ganz normal. Vielleicht stellst du es dir einfach ein bisschen zu leicht vor. ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
...oder habe zu hohe Ansprüche an mich selbst ;) , bezüglich dessen, was ich vielleicht meiner Ansicht nach schon allein durch das Einspielen der Drums selbst hinkriegen müsste (nach dem Motto: "Ach komm, das muss ich doch sauberer hinkriegen, ich probier's einfach nochmal und dann klappt das schon). Ist beim Gesang ähnlich, ich sing's lieber nochmal neu, als mit Autotune zu hantieren, und habe dann am Ende lieber vielleicht noch ein paar kleine Macken drin, als alles perfekt und dafür aber nur mit der Krücke geschafft ;D . Solange man das nicht kommerziell machen will, kann man sich diesen Stolz ja auch erlauben ^^. Klar frustriert das auch mal schnell, wenn man es eben durch die reine Instrumentalleistung nicht so hinbekommt, wie man es gerne hätte. Wenn man zu MP3s spielt, vergleicht man sich ja nun einmal ständig mit Studioaufnahmen - ist mir schon klar, dass das kein fairer Vergleich ist, aber es ist nun einmal der, den man am häufigsten zur Hand hat.

Ich habe eben nochmal eine Aufnahme gemacht und jetzt bewusst alle Schläge etwas stärker getreten - klingt schon deutlich besser und einheitlicher. Ich habe auf unserem E-Drum bisher auch immer eher vergleichsweise leise gespielt, zumindest was die Double Bass-Parts angeht, damit's nicht immer durchs ganze Haus wummert, irgendwer stört sich auch so immer schon dran. Jetzt bei den Aufnahmen ist der Vorteil, dass alle Schlagzeug-Sounds für mich ja nur über den Kopfhörer hörbar sein brauchen und alles, was man draußen hört, der Trittschall der Pedale ist. Da kann man dann auch schonmal noch was härter reinzimmern. ;) Ich werde wohl erstmal einfach gucken, wie weit ich damit komme.

Immerhin bin ich jetzt schließlich schon einmal beruhigt, dass ich nicht sämtliches Üben allein darauf konzentrieren muss, stets beide Füße exakt gleich laut spielen zu lassen, da dass ja offenbar auch selbst die meisten Profis nicht perfekt hinbekommen. Vielen Dank also schonmal für diese moralische Unterstützung! ;)

Das hat gar nicht wirklich was mit Profi zu tun, ob die Drums maschinell klingen. Das hat einfach mit Fleiß und dem Investieren von Zeit und Liebe zu tun. Ich produziere komplette Pop-Tracks mit programmiertem Schlagzeug,

Wenn man davon überzeugt ist, dass programmierte Schlagzeugparts grundsätzlich von Hand eingespielten überlegen sind, entwickelt man sicherlich auch eine viel größere Liebe zum Programmieren von Drums, und steckt dann entsprechend viel Zeit da rein. ;) Bei Popsongs ist es imho auch was anderes, da gehört ein programmiertes Schlagzeug oft einfach zum Sound dazu - d.h. es dürfte sich sogar explizit nach einem programmierten Schlagzeug anhören und klänge immer noch gut. Du strebst ja ganz offensichtlich an, dass auch programmierte Schlagzeugparts so echt wie möglich klingen sollen - und Popsongs mit echt klingendem Schlagzeug sagen mir persönlich auch immer gleich viel mehr zu als solche, die betont auf diese Drummachine-Klänge setzen, d.h. gar nicht damit hinterm Berg halten, dass sie künstliche Drumparts verwenden.

Meinem subjektiven Empfinden nach besteht der Großteil der Popsongs allerdings genau aus letzterer Art, d.h. aus solchen mit bewusst künstlich klingenden Drums. Daher wird im Pop-Bereich ein künstliches Schlagzeug imho auch viel bereitwilliger akzeptiert, während sich die meisten Metal-Bands ja gerne den Anstrich des "Handgemachten" geben - und wahrscheinlich dann nur heimlich am Schlagzeug herumtricksen. ;)

Ich habe wie gesagt auch für all meine bisherigen Aufnahmen erst programmierte Schlagzeug-Parts zugrunde gelegt - mit Guitar Pro geschriebene halt. Die habe ich dann auch oft mit ausreichend verschiedenen Dynamiklevels, verschiedenen Fills und anderen Unregelmäßigkeiten versehen, dass sie für eine erste Version eines Songs immer schonmal ganz gut klingen, und vor allem, damit man darauf schonmal Gitarren und Bass einspielen kann. Würde ich jeder meiner Aufnahmen mit dem Einspielen eines "echten" Schlagzeugs beginnen, hätte ich wahrscheinlich bis heute noch keine fertig ^^, weil es mir mit den leichten Schwankungen immer zu heikel wäre, mich beim Einspielen der Gitarren & Co. komplett nur an dem manuell eingespielten Schlagzeug zu orientieren.
Nichtsdestotrotz ist das "echte" Schlagzeug immer das Ziel, zu dem ich nachher hin will, die programmierten Parts sind bei mir halt wirklich immer nur als "Zwischenlösungen" gedacht.

Hat wahrscheinlich aber auch immer etwas mit der Frage zu tun "Bekommen wir das live auch so hin?" ;) Wenn man's auf der Aufnahme schonmal de facto hinkriegen musste und es eben nicht komplett programmieren konnte, hat man mEn für den Live-Auftritt auch gleich ein ganz anderes Selbstbewusstsein. Zumindest habe ich die Erfahrung beim Gesang gemacht: Da ich bei den Aufnahmen ohne Autotune auskommen wollte, musste ich's halt üben, bis ich den Großteil der Töne sauber getroffen habe, dafür hatte ich dann aber auch live weniger Sorgen davor, dass mir das dann auf einmal nicht gelingen würde.
 
Du hast auf jeden Fall eine gute und gesunde Einstellung zu der ganzen Sache.

Und du sagst es auch schon ganz richtig: wenn man kein Budget und Zeitdruck hat, soll man ruhig so viel und so perfekt aufnehmen, wie möglich. Im Studio auf Stundenbasis ist das dann schonmal schnell anders. Ich selbst liebe es auch, fette Drums einzuspielen.

Live ist immer noch so eine Sache. Live spielt man meist nicht (eigentlich nie) so sauber, wie auf CD oder sonst was. Man ist voll mit Adrenalin, geht ab, achtet nicht mehr auf alles. Kenne das zu gut. Aber deshalb ist Livemusik auch Livemusik. Es soll gar nicht perfekt klingen und wie von CD. Sonst finde ich die Band auf der Bühne langweilig.

Mach einfach weiter so und bleib dran. Kommt Zeit, kommen Drums. ;-)

Liebe Grüße,
Bacchus
 

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