Okay und wie merke ich als Sänger, ob ich mich in der Kopfresonanz oder Brustresonanz befinde? Ich frage deshalb weil ich die Resonanzen körperlich kaum wahrnehme..man redet zwar von Bruststimme aber ich spüre da nichts in der Brust resonieren..und bei Kopfstimme spüre ich auch nichts im Kopf..ist es vor allem klanglich ein Unterschied?
Zum Fake-Belt oder wie auch immer...das ist aber dennoch Vollstimme oder? Es scheint ja dennoch eine gewisse Power zu erfordern um in dieser Lage zu singen.
Schwer zu sagen, weil es auch individuell sein kann. Es gibt einen gewissen klanglichen Unterschied. Der Klang der Kopfstimme mit Belt-Klang wird häufig als "entfernt", "schwebend" oder ähnliches beschrieben, während der echte (bruststimmige) Belt sehr "direkt" und "in your face" oder eben "vordersitzig" ist. Manche beschreiben auch das Singgefühl ähnlich, bei dem der Belt sehr vorne an den Schneidezähnen im Mundraum gehalten wird, während der Fake-Belt/die Kopfstimme nach oben und/oder hinten weggeht und "abhebt" von der Resonanz her.
Für das Resonanzgefühl an sich ist für mich Jodeln auf einer Oktave am hilfreichsten. Der obere Ton muss dabei im Kopfstimmbereich liegen, am besten G4 oder A4. Der hohe Ton wird natürlich Falsett sein, aber es geht ja nur um die Resonanz. Versuch darauf zu achten wie die Resonanz hin und her "kippt". Referenzpunkt ist für mich immer der Gaumen. In der Kopfresonanz "kippt" die Resonanz in den Bereich oberhalb des Gaumens. In der Brustresonanz liegt sie im Mund oder eben (wie der Name schon sagt) in der Brust. Bei einem sauberen Übergang wandert die Resonanz quasi fließend von der Brust in den Mundraum (= unteres Passaggio) und dann über den Gaumen hinweg in die Kopfresonanz (= oberes Passaggio).
Bei technisch gutem Belting wird die Resonanz in meiner "Bildwelt" quasi unterhalb des harten Gaumens "festgehalten" und damit am Eintritt in die Kopfresonanz gehindert. Was dabei helfen kann ist der typische "Apfelbiss", bei dem der harte Gaumen angespannt, die Zähne gezeigt und die Nase gerümpft wird.
Fake-Belt kann, je nach Intensität, voll- oder randstimmig sein und das geht auch im Grunde fließend ineinander über, während es beim Belt eher so ist, dass man sich mehr und mehr von der Randstimme entfernt und ein sauberer Wechsel dann irgendwann gar nicht mehr klappt.
Soszuagen als Einstiegspunkt, um die unterschiedliche Platzierung zu erfühlen kannst du mal folgendes probieren:
Belt/Bruststimme:
- Du sagst zunächst einfach mal IIIIH, wie wenn du dich vor irgendwas ekelst. Dabei schön die Nase rümpfen, Zähne zeigen und Augen etwas zukneifen. Für viele ist das die typische "Gesichtsreaktion" beim ekeln
- halte dieses IH eine Weile kontrolliert auf angenehmer Tonhöhe und versuche zu spüren wie der harte Gaumen "vibriert".
- behalte die Gesichtsstellung bei und Wechsel von IH auf ÄH. Mund dabei schön weit auf und weiterhin den harten Gaumen vibrieren lassen
- Jetzt rufst du ein paarmal "HEY". Dabei weiterhin auf den harten Gaumen "zielen".
- Versuch dann mit dem "HEY" in der Tonhöhe hochzugehen. Du wirst merken, dass das immer anstrengender wird zur Höhe hin und dass du immer stärker "beißen" musst, um den Klang stabil am harten Gaumen zu halten
Fake-Belt/Kopfstimme
- Du hältst das Gesicht so entspannt wie möglich, Wangen hängen lassen, alles locker
- Dann öffnest du weit die Augen, hebst die Augenbrauen und machst das Gesicht "groß", also quasi das genaue Gegenteil von der IH-Stellung beim Belt
- Dann rufst du, wieder in angenehmer Lage, ein "HEY". Das sollte erstmal ziemlich ähnlich sein wie beim Belt, denn die angenehme Lage liegt ja eh noch in der Bruststimme
- Jetzt gehst du wieder höher von der Tonlage, hältst den Klang aber nicht vorne, sondern lässt ihn immer weiter nach hinten fallen. Stell dir dabei vor, dass du jemandem zurufst der 20m hinter dir steht und dass du in diese Richtung rufst
- Gefühlsmäßig sollte sich der Klang nach hinten aus dem Kopf heraus entfernen
- Wichtig ist, dabei sehr locker zu bleiben, der Klang sollte locker und leicht weit hinter dem Kopf "schweben"
In der ersten Koordination gibt es irgendwann keinen Übergang in die Randstimme mehr, dafür ist die Masse viel zu groß. Die zweite Koordination geht irgendwann in die Randstimme. Wann genau hängt v.a. von der Lautstärke ab. Bruce singt diese zweite Koordination halt mit sehr hoher Lautstärke. Sie kann aber auch wesentlich leiser gesungen werden, anders als die Belt-Koordination, die zur Höhe hin auf jeden Fall immer lauter wird.
Du kannst die gleiche Übung auch mit OH statt ÄH machen (ein "freudiges OH" rufen), und solltes dabei dann feststellen, dass der Vokal bei der Fake-Belt Koordination immer mehr in Richtung Ö geht zur Höhe hin.