Enforcer / Diamonds / 2010 / CD

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Genre: Heavy Metal
Label: Earache Records


Und wieder eine dieser Bands, die einfach nicht verstehen wollen, dass die 80er vorbei sind, für diese ewiggestrigen Fans dies ebenfalls nicht schaffen... naja, zum Glück bin ich einer davon, und hätte Enforcer nach dem an sich ganz netten, aber mit Sicherheit nicht wirklich herausragenden Debut "Into The Night" von vor 2 Jahren sicher nicht so ein Hammeralbum zugetraut.
Mit "Diamonds" ziehen Enforcer mit durchgedrücktem Gaspedal an Langweilern wie Steelwing und Mittelmaß wie Cauldron vorbei, lassen auch die eigentlich ziemlich guten RAM hinter sich und machen sogar den großartigen White Wizzard (meinen bisherigen Favoriten auf diesem Gebiet) die Krone der "Retro-Kings" ziemlich streitig...
Das bedeutet: Spandex-Hosen, Lederjacken, lange Haare mit ordentlich Haarspray und Musik, die irgendwo zwischen alten Iron Maiden und Mötley Crüe galoppiert, double-leadet, doublebasst und rumscreamt.

Das schön shuffelnde "Midnight Vice" oder das punkige "Roll The Dice" eröffnen den Reigen, dann kommt der erste Oberhammer: "Katana" lehnt sich textlich an "Sun And Steel" von Iron Maiden an, und auch musikalisch ist man Harris und seiner Truppe nah auf den Fersen - Galoppbass, Mitsingchöre und Double-Leads inclusive!
"Running In Menace" bleibt textlich gleich mal in Japan, wandert musikalisch aber eher in die US-Hard Rock-Szene und schlägt eher dort an, wo die guten (guten!) Glam Rock-Bands der 80er aufgehört haben. Durchaus vergleichbar mit "Chained Up In Chains" von den Zeitgenossen von Cauldron...
Mit "High Roller" folgt ein Song, den viele sicher unscheinbar finden werden, für mich persönlich ist der Track jedoch das große Juwel des Albums... Spielfreude pur, treibendes Drumming, eine mitreißende Gesangsmelodie... der Song komprimiert das "mach dir ein Bier auf und genieß das Leben"-Gefühl, was Enforcer mit ihrer Musik vermitteln wollen, einfach perfekt. Die Nummer wird sich auf jeder guten Metal-Party etablieren, soviel propheziehe ich!
Ab hier bricht das Album etwas ein, denn weiter gehts mit dem Titelsong "Diamonds"... und "Diamonds" ist ein Instrumental. Ich hab den Sinn dieser Dinger noch nie verstanden, es gibt unter all den unzähligen Instrumentals auf Metalplatten vielleicht ein drei oder vier, die mich wirklich überzeugt haben. "Diamonds" gehört nicht dazu. Ganz nett, aber gut befreundet mit meiner "Skip"-Taste, die beiden kommen nämlich oft zusammen vorbei.
"Live For The Night" ist eine nette Speed Metal-Nummer, bleibt aber leider 0 hängen. Kein schlechter Song, hängt der Genialität der ersten 5 Tracks aber leider meilenweit hinterher, dafür ist der Song viel zu alltäglich, 1000 Mal gehört und vollkommen berechenbar.
"Nightmares" allerdings reißt den Wagen wieder aus dem Dreck, die Nummer schielt eindeutig Richtung Keepers-Helloween und macht wieder richtig Freude, auch wenn ich mir vorstellen kann dass der selbst für diese Metalart extrem hohe Gesang viele nerven wird... im Mittelteil groovts dann los, dass die Fetzen fliegen!
Und dann folgt mit "Walk With Me" nochmal das große Aufbäumen: Ein neuer Übersong, so muss das! Eher wieder Hard Rock-lastig und mit einem DER Refrains des Jahres!
Und bevor die CD uns wieder ins 22. Jahrhundert entlässt, gibts mit "Take Me To Hell" nochmal eine richtig gute Up Tempo-Nummer, die die letzten Reserven wegzerrt und nicht hinterlässt ausser etwas Nackenschmerzen und die Frage, wo man im Schrank noch gleich die Spandex-Hose hingehängt hat... damals, vor 20 Jahren.

Das Album brilliert insgesamt mit konstant gutem Songwriting, hoher Variabilität und einer hörbaren Spielfreude. Besonders hervorzuheben will ich die herausragende Bassarbeit von Tobias Lindqvist, dessen Spiel oft an den Großmeister Harris errinnert und selbst einem Jon Leon Konkurrenz macht - und ausserdem durch die druckvolle, aber immer transparente Produktion immer genug Luft bekommt um sich voll zu entfalten. Ausserdem singt Olof Wikstrand sich teilweise wirklich in Ekstase und errinnert stellenweise an einen jungen Bruce Dickinson! Das Coverartwork ist nicht das wahre, geht aber klar... sieht etwas "speziell" aus, trift absolut nicht meinen Geschmack, aber was solls, wems gefällt...

Es bleibt ein Album, das fast auf ganzer Linie überzeugen kann und ein klarer Anwärter auf den Titel "bestes Heavy Metal-Album 2010" wird. Ich emfehle jedem Fan klassischer Metal-Klänge, mal ein Ohr zu riskieren, hier wartet definitiv ein Diamant darauf, entdeckt zu werden!


Fazit:
Großartig!

Für Fans von:
Tygers Of Pan Tang, (alten) Iron Maiden, Pretty Maids, White Wizzard, Cauldron, Mötley Crüe

Anspieltipps:
High Roller, Katana, Running In Menace, Roll The Dice, Walk With Me

Songlist:


1. Midnight Vice
2. Roll The Dice
3. Katana
4. Running In Menace
5. High Roller
6. Diamonds
7. Live For The Night
8. Nightmares
9. Walk With Me
10. Take Me To Hell
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Joah, das Album steht auch noch auf meiner Liste. Habs auf Youtube schon ziemlich komplett gehört, klingt sehr geil, sehr beeinflusst von der NWOBHM und Speed Metal wie Savage Grace.
Die Band macht damit sicher nichts neues, das was sie macht, macht sie aber gut. Die Musik überzeugt aber durch Spielfreude, Lebendigkeit, Energie. Ich find die neuen Songs auch besser als die von "Into The Night", sehen aber auch viele anders.

 

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