Bruststimme nach oben erweitern?

[Tim]

Hallo,

kann mir jemand Übungen nennen, mit denen man die Bruststimme im oberen Bereich erweitern kann?

Ich habe verstärkt Tonleitern von B2-F5 gesungen, daneben eine Notationsapp auf dem iPad, aber es fällt mir schwer zu spüren, wann ich von der Bruststimme in die mixed-voice gehe und wann in die reine Kopfstimme.
Das C5 kann ich zum Beispiel, wenn ich es leise ansetze mir der reinen Kopfstimme singen, aber ich kann mit mehr Brustatmung, Atemdruck auch mehr Volumen reinbringen, dann klingt es nicht mehr so dünn und ist zugleich auch lauter. Nur weiß ich nicht, ob das dann reine Bruststimme oder mixed-voice ist oder trotzdem nur reine Kopfstimme, ich vermute mal es ist mixed-voice.

Weiß jemand ob gute Tenör im Contemporary oder Klassik das C5 oder D5 noch mit der reinen Bruststimme ohne Kopfstimmenbeteiligung singen?

Für Übungen, Ratschläge oder Links wäre ich dankbar!

Gruß
Tim

 

[broeschies]

Weiß jemand ob gute Tenör im Contemporary oder Klassik das C5 oder D5 noch mit der reinen Bruststimme ohne Kopfstimmenbeteiligung singen?

Diese Noten singt so ziemlich keiner mehr in der Bruststimme. Für das Hochziehen der Bruststimme gibt es eine harte anatomische Grenze, wenn der Kehlkopf unter dem Kinn anschlägt. Die liegt meistens um C5 herum. Der Kehlkopf ist dann aber so eklig hoch, dass es nicht mehr wirklich angenehm ist. Normalerweise ist A4 die höchste Note, die noch bruststimmig gesungen wird. Gute Tenöre verlassen die Bruststimme um F4 herum.

Eine einfache Übung für die Bruststimme:
- starte mit Summen auf NG
- hebe die Oberlippe in Richtung Nase
- zeige mit einem Finger auf deine oberen Schneidezähne
- singe in den Finger

In der Bruststimme und beim Belten (= Hochziehen der Bruststimme) liegt der Fokus auf den Singen durch die oberen Schneidezähne. Selbst auf geringer Lautstärker kannst du versuchen NG zu summen und den Fokus auf die oberen Schneidezähne zu legen. In dieser Einstellung wirst du auf einem bestimmten Ton eine harte Grenze spüren, wenn der Kehlkopf am Kinn anschlägt. Das ist das anatomische Ende deiner Bruststimme. In der Praxis wird deine Bruststimme aber etwa eine halbe Oktave früher zu Ende sein, weil es einfach irre anstrengend ist den Kehlkopf so hoch zu verankern.

CVT gibt das Ende für die allermeisten Männer mit C5 an. Bei mir stimmt das auch. In der Praxis komme ich maximal bis A4 ohne komplett zu überpressen. Aber selbst das ist mir viel zu eklig und normalerweise verlasse ich die Bruststimme um D4 herum.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Als Paradebeispiel für Kopstimme vs. Bruststimme verlinke ich immer gerne dieses Video. Ich denke welcher der beiden was macht ist recht offensichtlich.

 

[Tim]

In der Praxis wird deine Bruststimme aber etwa eine halbe Oktave früher zu Ende sein, weil es einfach irre anstrengend ist den Kehlkopf so hoch zu verankern.

Interessant finde ich dazu die Highnotes von Luciano Pavarotti, hab den Link gerade nicht, aber dazu gibts bei Youtube ein Video, wo Ausschnitte aus vielen Liedern zusammengefaßt werden und die Noten eingeblendet werden.
Sein D5 hört sich für mich noch sehr bruststimmig an, ist schon beeindruckend. F5 scheint er mir dann aber mit der Kopfstimme zu singen, was aber immer noch erstaunlich voluminös klingt.
Aber Pavarotti ist natürlich ein Ausnahmetalent gewesen, der sicherlich nicht in irgendwelche Regeln paßt.

 

[broeschies]

Ich glaube du verwechselst Bruststimme mit hoher Kompression. Hohe Kompression ist ein typisches Merkmal der Vollstimme, aber auch in der Randstimme kann die Kompression sehr hoch sein. Die Bruststimme hingegen ist definiert über eine bestimmte Resonanz, nicht über den Grad der Kompression. Was du bei Pavarotti hörst ist hohe Kompression, aber mit Sicherheit keine Bruststimme.

Der Wechsel von D5 auf F5 bei Pavarotti ist eine deutliche Reduzierung der Kompression, möglicherweise auch verbunden mit einem Wechsel von Vollstimme auf Randstimme. Aber die Klangänderung kommt durch die Kompression, nicht durch den Wechsel von Voll- auf Randstimme.