Schrubb_didubb
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Ich habe mir vor einigen Wochen eine neue Akustikgitarre zugelegt, eine Cole Clark AN1E-BM Angel, die ich Euch gerne vorstellen will.
Bei Cole Clark besteht die Modellbezeichnung aus Chiffren für die Bodyform, Baureihe und die Hölzer. Meine ist eine AN, also Angel, das ist die Bezeichnung der Korpusform, die ich sonst als Mini-Jumbo oder Grand Auditorium bezeichnen würde. Es gibt drei Baureihen 1, 2 und 3, die sich durch aufsteigende Güte und Optik der verbauten Hölzer und der Verzierungen unterscheiden. E bedeutet „mit Tonabnehmer“ und BM steht für Bunya und Maple. Die hier besprochene Gitarre ist also eine Angel in einer sehr schlichten 1-er Ausführung, mit Pickup und einer Bunyadecke mit Ahornzargen und -boden, alles massiv.
Cole Clark (CC) geht als Hersteller bewusst abseits von vorgegebenen Pfaden. Als relativ neue Company (2001 in Australien gegründet) hatte sie kein Erbe und keine alte Tradition im Rucksack und konnte sich neu erfinden. So gibt es ein paar Besonderheiten der Gitarren, die vielleicht nicht für sich allein, aber in der Kombination selten bzw. einzigartig sind.
Ein wesentliches konstruktives Merkmal ist der sogenannte spanische Halsfuß (spanish heel). Bei den meisten Herstellern werden Stahlsaitengitarren in der Weise hergestellt, dass der Korpus und der Hals getrennt gebaut und erst ziemlich spät im Herstellungsprozess „verheiratet“ werden, mittels Schwalbenschwanz- oder Schraubverbindung. Cole Clark baut die Steelstrings so wie traditionell Konzertgitarren gebaut werden. Der Halsfuß läuft in einem Stück zum Schalloch hin durch den Korpus. Zargen, Boden und Decke werden „um den Hals herum gebaut“. Es gibt also keine konstruktiv vorgegebene Nahtstelle zwischen Hals und Korpus. Das kann das Schwingungsverhalten der Gitarre schon beeinflussen, denke ich. Ob notwendigerweise zum Guten liegt im Ohr des Hörers.
CC macht keinen Hehl daraus, dass sie ausgiebig von CNC Maschinen Gebrauch machen. Im Gegenteil, sie dachten darüber nach, wie diese Technologie neben der üblichen Herstellung bzw. Vorbereitung von Bauteilen noch sinnvoll eingesetzt werden kann. Heraus kam, dass die Decke und der Boden intensiv bearbeitet werden. Die Decke ist z.B. nicht durchgehend einheitlich dick bzw. stark, sondern hat stärkere Gegenden um das Schalloch und am Stoß zur Zarge und schwächere dazwischen, ähnlich der Boden. Auch das soll das Resonanzverhalten der Gitarre beeinflussen.
Der extensive Einsatz von australischen Hölzern wie Bunya, Queensland Maple, Blackwood, Redwood, Silbereiche usw. ist ebenfalls typisch für CC. Meine hat eine Bunyadecke, die klanglich lt. CC so ungefähr zwischen Fichte und Zeder stehen soll und Ahornzargen und -boden. Der Boden meines Exemplars ist zweiteilig, oft wird auch dreiteilig gebaut, je nachdem, was das Brettchen hergibt.
Die aber wohl bedeutsamste Besonderheit ist der proprietäre 3-Weg Tonabnehmer samt Preamp, der inzwischen über alle Baureihen hinweg verwendet wird (früher war in der 1-er Reihe ein 2-Wege-System verbaut). Das ist nun wirklich ein zentraler Punkt, den CC schreibt auf der Homepage selbstbewusst: „einfach gesagt, wir haben einen Pickup entwickelt und bauen eine Gitarre darum herum“.
Das System besteht aus einem Piezo unter dem Sattel, einen Deckensensor (facesensor) und einem Mikrophon sowie einem Preamp mit verschiedenen Regelmöglichkeiten. CC beschreibt die Funktion analog einem Dreiwegesystem: der Piezo ist für Bass und tiefe Mitten zuständig, der Deckensensor für die Mitten und das Mikro für die Höhen. Der Preamp regelt die drei Systeme fast wie eine Frequenzweiche. Zusätzlich hat man ein Mastervolume und einen 3-Band-EQ zur Verfügung. Das Ganze kommt als Zargenradio, was aber relativ klein ausgefallen ist.
Meine Angel kam mit einem Gigbase/Softcase. Es ist der bislang beste und hübscheste Gigbag, den ich habe. Er ist passgenau und in hübschen Anthrazit gehalten, mit einem aufgesticktem Schriftzug. Er ist leicht, bietet aber mit den steifen Seiten und der Halsstütze einen guten Alltagsschutz. Auf eine Welttour würde ich damit nicht gehen. Wenn ich etwas nörgeln darf, dann darüber, dass die zwei Taschen schon ziemlich knapp bemessen sind. Da passt ein kräftiger Gurt nur mit Mühe rein und zwar ein paar Notenblätter, aber kein Realbook.
Die Verarbeitung ist der Gitarre einwandfrei. Die Bünde sind gut zugerundet, das Setup aus der Schachtel heraus bereits gut. CC Gitarren werden meines Wissens nach in der Fabrik geplekt. Ich habe etwas die Halskrümmung nachgezogen, jetzt passt es für mich. Sogar die Saiten habe ich erstmal direkt draufgelassen, es sind Elixir und noch einwandfrei.
Der Tusq Sattel ist gut gefeilt. Die Grover Tuner laufen geschmeidig und stimmsicher. Der Hals nicht zu dünn und hat ein leichtes D-Profil. Er fasst sich sehr holzig und angenehm an. Die Halsbreite ist 44 mm am Sattel.
Die Lackierung ist hauchdünn und matt, man fragt sich, ob das Ding überhaupt lackiert ist. Die Hölzer sind auch nicht oder nicht sehr eingefärbt, so dass die Gitarre einen sehr hellen holzigen Eindruck macht. Da sie ganz ohne Binding auskommt, erinnert sich mich an die Zigarrenkistchen auf dem Wohnzimmertisch meines Opas, die mich immer in ihren Bann zogen, was meine Eltern komischerweise nicht so begeisterte.
Nach meiner ausführlichen Recherche vor dem Kauf habe ich mich darauf eingestellt, dass der rein akustische Klang womöglich etwas verhalten, evtl. sogar enttäuschend ausfallen könnte. Vor allem, wenn, wie bei mir, das Klangideal einer Steelstring eindeutig in Richtung Martin geht. Also habe ich ohne große Erwartung losgespielt und war positiv überrascht. Sie klingt insgesamt etwas leiser als z.B. eine 000-18, die Bässe sind wesentlich tighter aber die Höhen kommen gut und strahlend. Das Klangbild ist etwas steifer, nicht so wunderbar weich wie die 000-18. Aber durchaus eigenständig und nicht unausgewogen.
Sie reagiert gut auf Fingerpicking. Die Pickings kommen knackig und direkt. Strumming geht auch, insbesondere verstärkt, aber ist jetzt nicht so das primäre Anwendungsgebiet der Korpusform Angel. Die Drednought von Cole Clark wird da besser vermutlich geeignet sein.
Verstärkt geht dann tatsächlich viel mehr und da spielt sie ihre Stärken aus. Soll ich sagen, da geht die Sonne auf? Ok, also da geht die Sonne auf. Getestet habe ich über eine Bose L1 Linearray und eine Bose S1 Aktivbox. Konventionelle Piezos neigen oft zu einer Überbetonung des Bassbereichs. Es ist, als ob plötzlich ein Bassist mitspielt. Das mag alleine noch gefallen, aber in einem Ensemble bzw. Band kann das mulmen und sich mit anderen Instrumenten überschneiden. Bei der CC Angel erfahren die Bässe auch einen leichten Boost, aber da sie akustisch tight angelegt sind, klingt sie jetzt ausgewogen im Gesamtklangbild.
Das bekannte Piezozirpen lässt sich durch das dazu blenden von Deckensensor und Mikro effektiv bekämpfen.
Bei meinen anderen akustischen Gitarren, auch hochwertigen, wie z.B. die Martin 000-18 mit L.R. Baggs Anthem muss ich im Bereich A2 (110 Hz) bis Cis3 (138 Hz) oft ziemlich heftig per Notchfilter gegen Rückkopplungen eingreifen. Die CC Angel ist da wesentlich robuster. Ich kann mich bei gehobener Lautstärke 2 m frontal vor die Box setzen. Da würden die anderen bereits loshupen. Das ist ein Vorteil der etwas steifen Bauart.
Mit dem Blendreglern und dem 3-Band-EQ lässt sich schnell ein überaus brauchbarer Livesound einstellen. Weitere Eingriffe per Notchfilter, Kompressor oder EQ machen das nicht unbedingt besser. Digitale Images oder IRs, die bei einem Einfach-Piezo zu passablen Ergebnissen führen, machen bei der CC den guten Direktsound sogar eher kaputt.
Um die Kirche im Dorf zu lassen: mit einer guten Gitarre und einem guten Pickupsystem und mit ein paar Helferlein und/oder einem fähigen Toni an der FOH bekommt man auch einen guten Sound hin, keine Frage. Nur ist die CC da viel mehr plug und play bzw. set and forget. Das ist für mich wichtig, da ich ja öfter mal im kirchlichen Umfeld unterwegs bin, in Kirchen und Gemeindehäusern auf den letzten Drücker schnell aufbaue, schnell mit Solisten oder Chören probe und anspiele und schon geht´s los (Sonntag 09:30, wer will da schon eine Stunde vorher da sein um aufzubauen…). CC Angel und eine Bose S1 (mit Akku) and I´m done.
Und natürlich hört man auch bei der CC Angel, dass da ein Pickupsystem arbeitet und kein hochwertiges Mikrophon. Über ein Mikro zur akustischen Gitarre geht nix drüber. Aber das geht auch nur manchmal live bzw. halt im Studio.
Ich hatte nur einen Kritikpunkt am Pickup-System und der wurde von Cole Clark ganz aktuell ausgeräumt. Der verstärkte Klang erschien mir manchmal zu weich, zu indirekt. Wunderbar für Akkordbegleitung aber beim Fingerpicking habe ich z.T. das Schnelle, das Direkte eines Piezos vermisst. Vor ein paar Tagen las ich, dass CC die Preamps mit einem Klangfilter versieht, der für diesen etwas „weichgespülten“ Sound verantwortlich ist. Wobei das jetzt schon wieder zu krass klingt. Es tönt nämlich sehr gut, könnte aber für manche Anwendung etwas direkter sein. Und siehe da, das wurde jetzt dadurch gelöst, dass in den aktuellen Preamps ein Minischalter diesen Klangfilter ein- und ausschaltet. Da mein Preamp ein ziemlich aktueller war, hatte der den Minischalter bereits als hidden feature eingebaut! Ich musste nur eine neue Faceplate einbauen, die mir ganz unkompliziert und kostenlos zugeschickt wurde. Super Service :thumbsup03: Jetzt habe ich beide Möglichkeiten und kann ganz nach Geschmack handeln.
Überhaupt ist der Customer Service bei CC sehr gut. Ich hatte eine technische Nachfrage und eben die Sache mit dem Preamp und meine Mails wurden binnen kurzem (Zeitverschiebung nach Australien beachten ) beantwortet und zwar nicht von irgendwem, sondern von Miles Jackson, dem CEO der Firma!
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Cole Clark Angel 1. Es stimmt, was man öfter über Cole Clark liest, sie haben einen hervorragenden verstärkten Klang. Überraschend war, dass ich den rein akustischen durchaus auch gut brauchbar und eigenständig finde.Sie ist mehr als nur ein Pick-up mit einer Gitarre drum rum, sie ist ein eigenes Instrument mit eigenem Klangbild. Ich werde wohl ein Martin-Man bleiben, aber die durchdachte, praxisnahe Cole Clark mit ihrem enormen Convenience-Faktor hat mich überzeugt. Wenn ich irgendwann nach Corona und dem Scheißkrieg mal wieder ein paar mehr Live-Einsätze mit ihr gehabt habe, werde ich berichten.
Danke fürs Lesen und bis bald, euer Beppo.
Bei Cole Clark besteht die Modellbezeichnung aus Chiffren für die Bodyform, Baureihe und die Hölzer. Meine ist eine AN, also Angel, das ist die Bezeichnung der Korpusform, die ich sonst als Mini-Jumbo oder Grand Auditorium bezeichnen würde. Es gibt drei Baureihen 1, 2 und 3, die sich durch aufsteigende Güte und Optik der verbauten Hölzer und der Verzierungen unterscheiden. E bedeutet „mit Tonabnehmer“ und BM steht für Bunya und Maple. Die hier besprochene Gitarre ist also eine Angel in einer sehr schlichten 1-er Ausführung, mit Pickup und einer Bunyadecke mit Ahornzargen und -boden, alles massiv.
Cole Clark (CC) geht als Hersteller bewusst abseits von vorgegebenen Pfaden. Als relativ neue Company (2001 in Australien gegründet) hatte sie kein Erbe und keine alte Tradition im Rucksack und konnte sich neu erfinden. So gibt es ein paar Besonderheiten der Gitarren, die vielleicht nicht für sich allein, aber in der Kombination selten bzw. einzigartig sind.
Ein wesentliches konstruktives Merkmal ist der sogenannte spanische Halsfuß (spanish heel). Bei den meisten Herstellern werden Stahlsaitengitarren in der Weise hergestellt, dass der Korpus und der Hals getrennt gebaut und erst ziemlich spät im Herstellungsprozess „verheiratet“ werden, mittels Schwalbenschwanz- oder Schraubverbindung. Cole Clark baut die Steelstrings so wie traditionell Konzertgitarren gebaut werden. Der Halsfuß läuft in einem Stück zum Schalloch hin durch den Korpus. Zargen, Boden und Decke werden „um den Hals herum gebaut“. Es gibt also keine konstruktiv vorgegebene Nahtstelle zwischen Hals und Korpus. Das kann das Schwingungsverhalten der Gitarre schon beeinflussen, denke ich. Ob notwendigerweise zum Guten liegt im Ohr des Hörers.
CC macht keinen Hehl daraus, dass sie ausgiebig von CNC Maschinen Gebrauch machen. Im Gegenteil, sie dachten darüber nach, wie diese Technologie neben der üblichen Herstellung bzw. Vorbereitung von Bauteilen noch sinnvoll eingesetzt werden kann. Heraus kam, dass die Decke und der Boden intensiv bearbeitet werden. Die Decke ist z.B. nicht durchgehend einheitlich dick bzw. stark, sondern hat stärkere Gegenden um das Schalloch und am Stoß zur Zarge und schwächere dazwischen, ähnlich der Boden. Auch das soll das Resonanzverhalten der Gitarre beeinflussen.
Der extensive Einsatz von australischen Hölzern wie Bunya, Queensland Maple, Blackwood, Redwood, Silbereiche usw. ist ebenfalls typisch für CC. Meine hat eine Bunyadecke, die klanglich lt. CC so ungefähr zwischen Fichte und Zeder stehen soll und Ahornzargen und -boden. Der Boden meines Exemplars ist zweiteilig, oft wird auch dreiteilig gebaut, je nachdem, was das Brettchen hergibt.
Die aber wohl bedeutsamste Besonderheit ist der proprietäre 3-Weg Tonabnehmer samt Preamp, der inzwischen über alle Baureihen hinweg verwendet wird (früher war in der 1-er Reihe ein 2-Wege-System verbaut). Das ist nun wirklich ein zentraler Punkt, den CC schreibt auf der Homepage selbstbewusst: „einfach gesagt, wir haben einen Pickup entwickelt und bauen eine Gitarre darum herum“.
Das System besteht aus einem Piezo unter dem Sattel, einen Deckensensor (facesensor) und einem Mikrophon sowie einem Preamp mit verschiedenen Regelmöglichkeiten. CC beschreibt die Funktion analog einem Dreiwegesystem: der Piezo ist für Bass und tiefe Mitten zuständig, der Deckensensor für die Mitten und das Mikro für die Höhen. Der Preamp regelt die drei Systeme fast wie eine Frequenzweiche. Zusätzlich hat man ein Mastervolume und einen 3-Band-EQ zur Verfügung. Das Ganze kommt als Zargenradio, was aber relativ klein ausgefallen ist.
Meine Angel kam mit einem Gigbase/Softcase. Es ist der bislang beste und hübscheste Gigbag, den ich habe. Er ist passgenau und in hübschen Anthrazit gehalten, mit einem aufgesticktem Schriftzug. Er ist leicht, bietet aber mit den steifen Seiten und der Halsstütze einen guten Alltagsschutz. Auf eine Welttour würde ich damit nicht gehen. Wenn ich etwas nörgeln darf, dann darüber, dass die zwei Taschen schon ziemlich knapp bemessen sind. Da passt ein kräftiger Gurt nur mit Mühe rein und zwar ein paar Notenblätter, aber kein Realbook.
Die Verarbeitung ist der Gitarre einwandfrei. Die Bünde sind gut zugerundet, das Setup aus der Schachtel heraus bereits gut. CC Gitarren werden meines Wissens nach in der Fabrik geplekt. Ich habe etwas die Halskrümmung nachgezogen, jetzt passt es für mich. Sogar die Saiten habe ich erstmal direkt draufgelassen, es sind Elixir und noch einwandfrei.
Der Tusq Sattel ist gut gefeilt. Die Grover Tuner laufen geschmeidig und stimmsicher. Der Hals nicht zu dünn und hat ein leichtes D-Profil. Er fasst sich sehr holzig und angenehm an. Die Halsbreite ist 44 mm am Sattel.
Die Lackierung ist hauchdünn und matt, man fragt sich, ob das Ding überhaupt lackiert ist. Die Hölzer sind auch nicht oder nicht sehr eingefärbt, so dass die Gitarre einen sehr hellen holzigen Eindruck macht. Da sie ganz ohne Binding auskommt, erinnert sich mich an die Zigarrenkistchen auf dem Wohnzimmertisch meines Opas, die mich immer in ihren Bann zogen, was meine Eltern komischerweise nicht so begeisterte.
Nach meiner ausführlichen Recherche vor dem Kauf habe ich mich darauf eingestellt, dass der rein akustische Klang womöglich etwas verhalten, evtl. sogar enttäuschend ausfallen könnte. Vor allem, wenn, wie bei mir, das Klangideal einer Steelstring eindeutig in Richtung Martin geht. Also habe ich ohne große Erwartung losgespielt und war positiv überrascht. Sie klingt insgesamt etwas leiser als z.B. eine 000-18, die Bässe sind wesentlich tighter aber die Höhen kommen gut und strahlend. Das Klangbild ist etwas steifer, nicht so wunderbar weich wie die 000-18. Aber durchaus eigenständig und nicht unausgewogen.
Sie reagiert gut auf Fingerpicking. Die Pickings kommen knackig und direkt. Strumming geht auch, insbesondere verstärkt, aber ist jetzt nicht so das primäre Anwendungsgebiet der Korpusform Angel. Die Drednought von Cole Clark wird da besser vermutlich geeignet sein.
Verstärkt geht dann tatsächlich viel mehr und da spielt sie ihre Stärken aus. Soll ich sagen, da geht die Sonne auf? Ok, also da geht die Sonne auf. Getestet habe ich über eine Bose L1 Linearray und eine Bose S1 Aktivbox. Konventionelle Piezos neigen oft zu einer Überbetonung des Bassbereichs. Es ist, als ob plötzlich ein Bassist mitspielt. Das mag alleine noch gefallen, aber in einem Ensemble bzw. Band kann das mulmen und sich mit anderen Instrumenten überschneiden. Bei der CC Angel erfahren die Bässe auch einen leichten Boost, aber da sie akustisch tight angelegt sind, klingt sie jetzt ausgewogen im Gesamtklangbild.
Das bekannte Piezozirpen lässt sich durch das dazu blenden von Deckensensor und Mikro effektiv bekämpfen.
Bei meinen anderen akustischen Gitarren, auch hochwertigen, wie z.B. die Martin 000-18 mit L.R. Baggs Anthem muss ich im Bereich A2 (110 Hz) bis Cis3 (138 Hz) oft ziemlich heftig per Notchfilter gegen Rückkopplungen eingreifen. Die CC Angel ist da wesentlich robuster. Ich kann mich bei gehobener Lautstärke 2 m frontal vor die Box setzen. Da würden die anderen bereits loshupen. Das ist ein Vorteil der etwas steifen Bauart.
Mit dem Blendreglern und dem 3-Band-EQ lässt sich schnell ein überaus brauchbarer Livesound einstellen. Weitere Eingriffe per Notchfilter, Kompressor oder EQ machen das nicht unbedingt besser. Digitale Images oder IRs, die bei einem Einfach-Piezo zu passablen Ergebnissen führen, machen bei der CC den guten Direktsound sogar eher kaputt.
Um die Kirche im Dorf zu lassen: mit einer guten Gitarre und einem guten Pickupsystem und mit ein paar Helferlein und/oder einem fähigen Toni an der FOH bekommt man auch einen guten Sound hin, keine Frage. Nur ist die CC da viel mehr plug und play bzw. set and forget. Das ist für mich wichtig, da ich ja öfter mal im kirchlichen Umfeld unterwegs bin, in Kirchen und Gemeindehäusern auf den letzten Drücker schnell aufbaue, schnell mit Solisten oder Chören probe und anspiele und schon geht´s los (Sonntag 09:30, wer will da schon eine Stunde vorher da sein um aufzubauen…). CC Angel und eine Bose S1 (mit Akku) and I´m done.
Und natürlich hört man auch bei der CC Angel, dass da ein Pickupsystem arbeitet und kein hochwertiges Mikrophon. Über ein Mikro zur akustischen Gitarre geht nix drüber. Aber das geht auch nur manchmal live bzw. halt im Studio.
Ich hatte nur einen Kritikpunkt am Pickup-System und der wurde von Cole Clark ganz aktuell ausgeräumt. Der verstärkte Klang erschien mir manchmal zu weich, zu indirekt. Wunderbar für Akkordbegleitung aber beim Fingerpicking habe ich z.T. das Schnelle, das Direkte eines Piezos vermisst. Vor ein paar Tagen las ich, dass CC die Preamps mit einem Klangfilter versieht, der für diesen etwas „weichgespülten“ Sound verantwortlich ist. Wobei das jetzt schon wieder zu krass klingt. Es tönt nämlich sehr gut, könnte aber für manche Anwendung etwas direkter sein. Und siehe da, das wurde jetzt dadurch gelöst, dass in den aktuellen Preamps ein Minischalter diesen Klangfilter ein- und ausschaltet. Da mein Preamp ein ziemlich aktueller war, hatte der den Minischalter bereits als hidden feature eingebaut! Ich musste nur eine neue Faceplate einbauen, die mir ganz unkompliziert und kostenlos zugeschickt wurde. Super Service :thumbsup03: Jetzt habe ich beide Möglichkeiten und kann ganz nach Geschmack handeln.
Überhaupt ist der Customer Service bei CC sehr gut. Ich hatte eine technische Nachfrage und eben die Sache mit dem Preamp und meine Mails wurden binnen kurzem (Zeitverschiebung nach Australien beachten ) beantwortet und zwar nicht von irgendwem, sondern von Miles Jackson, dem CEO der Firma!
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Cole Clark Angel 1. Es stimmt, was man öfter über Cole Clark liest, sie haben einen hervorragenden verstärkten Klang. Überraschend war, dass ich den rein akustischen durchaus auch gut brauchbar und eigenständig finde.Sie ist mehr als nur ein Pick-up mit einer Gitarre drum rum, sie ist ein eigenes Instrument mit eigenem Klangbild. Ich werde wohl ein Martin-Man bleiben, aber die durchdachte, praxisnahe Cole Clark mit ihrem enormen Convenience-Faktor hat mich überzeugt. Wenn ich irgendwann nach Corona und dem Scheißkrieg mal wieder ein paar mehr Live-Einsätze mit ihr gehabt habe, werde ich berichten.
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