Das MB besucht die Steinway & Sons Fabrik in Hamburg am 20.11.2015

  • Ersteller MichaHH
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Für die Auswärtigen: am besten mit der U2 (Richtung Niendorf Nord) bis Christuskirche, von da sind es noch 5 Min. zu Fuß.
 
Du meinst das Lokal oder Steinway?
 
Sorry, meinte das Lokal für heute abend... ;) Steinway morgen: entweder per Auto, oder S-Bahn-Haltestelle Diebsteich (S3/S21).
 
Hallo
Sind ebenfalls in der Hansestadt angekommen.
Bis heute Abend
 
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Und wo ist jetzt der Livestream aus der Kneipe? :D

Spielt für mich ein paar Töne mit auf den Steinways ...

Viele Grüße vom anderen Ende der Republik,
McCoy
 
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Ich wünsche Euch viel Spaß und Erkenntnisgewinne in Hamburg und bei Steinway. Wäre gerne dabei gewesen, geht allerdings leider nicht. :weep:

Bin auf Eure Berichte gespannt und trinkt für mich einen mit. :prost:

Beste Grüße
Dita
 
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Bin gerade zurück von der Führung und muss sagen: Toll!

Vielen Dank an @Martin Hofmann , @MichaHH und Jörg Helmke für die Organisation - ausführliche Berichte folgen. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: ich werde noch lange sparen müssen, um meinen G.A.S.-Anfall befriedigen zu können - vor allem fehlt noch das Haus mit ausreichend großem Musik-Salon, um über die Anschaffung des Instruments überhaupt nachdenken zu können ;)
 
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Bin auch wieder gut Zuhause angekommen.
Die Führung war wirklich richtig schön und hoch interessant.:great: Mir hat es ja echt diese Stumschaltautomatik (silence heißt das ja bei Steinway nicht) angetan. Habe ich nun gar nicht mit gerechnet. War etwas das ich vor dem heutigen Tag eher belächelt habe... so kann es sich manchmal ändern.
Jetzt aber erstmal Beine hoch und ausruhen, war heut morgen doch recht früh für eine Rentnerin wie mich. ;)
 
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Bin auch wieder gut angekommen. Danke an alle, die den Besuch organisiert haben - sowas sieht man nicht jeden Tag. :great: Es war außerdem interessant, mal ein paar Board-User im Real-Life zu treffen.

Ein Bericht folgt dann bei Gelegenheit.

PS: Das mit den versprochenen Bildern hat leider nicht so wirklich geklappt. In der Fabrik selbst durfte nicht fotografiert werden, sondern nur im Steinway-Haus auf der anderen Straßenseite, wo dutzende Flügel und Klaviere zum Anspielen bereit standen.
 
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Du hättest doch zeichnen können ;) :D
 
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Wir werden mal zusehen, dass wir auch von der Fertigung noch von Steinway freigegebene Bilder bekommen - die hat dann halt jemand anders gemacht. Ich denke, das kriegen wir hin.
 
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ich wär so gern dabei gewesen, doch ich hab viel zu viel zu tun, lasst mich später weiterlesen... ;)

Ich freu mich auf die Berichte!
 
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Und ich komme einen halben Tag zu spät...:mad: Habe erst um 20:00 Uhr den Thread gefunden und dann durchgelesen...In 37 Minuten hätte ich da sein können :cool:

Aber ihr alle hattet sicher einen tollen Tag bei einer tollen Firma!
 
Vielen Dank für den tollen Tag. Hier ein erster Stimmungsbericht von heute (-ein Bahnfahrt hat auch so Ihre Vorteile...):

Auf dem Lagerhof liegt Holz zum Trocknen gestapelt, während von oben der Nieselregen zunehmend auffrischt - ein ganz typischer Novembertag in Norden also, an dem wir Einblick in die Entstehung von Klavieren und Konzertflügeln bei Steinway herhalten.

Steinway blickt auf eine gut 160 Jährige Klavierbautradition zurück und ist sichtlich und berechtigterweise Stolz, aufbauend auf einer langen Tradition von kleinen und Großen Innovationen nach wie vor den Maßstab vorzugeben, an dem sich die Konkurrenten messen lassen müssen. Über das von Steinway angestrebte Klangideal der Instrumente kann man sicher streiten, und gerade nach Jahrzehnten mehr oder weniger geglückter Immitationsversuche entdecken andere Hersteller zunehmend Ihre eigenen Wurzeln und Alleinstellungsmerkmale im Klang. Spätestens im Auswahlsaal am Ende der Besichtigungstour verflüchtigt sich aber jegliche Kritik, wenn man auf einem Traum von Tastatur - ausgewogen, leichtgängig aber nicht ohne Widerstand - die tragende und singende Qualität der erzeugten Klänge genießen darf. Eine Instrumentenqualität, die man als normalsterblicher Tastenquäler eher selten im Zugriff hat. Zudem hatten wir das Glück, quasi eine ideale Präsentation zu bekommen, da gerade einer der Steinway-Artisten zu Besuch war und ein wenig auf den Konzertflügeln 'herumklimperte' als wir hinzukommen dürften - es ist eben nicht immer nur das Instrument alleine, es will auch gekonnt bedient werden.

Doch zuforderst erst einmal tiefen Dank an Jörg Helmke, Vertriebsleiter von Steinway für Europa, der sich die Zeit genommen hatte, uns kenntnisreich und begeisterungsfähig durch die Hallen zu führen. Wir durften ihn bis zum Eintreffen des von ihm anschließend zu betreuenden Auswahl-Termins in Beschlag nehmen - so dass er wohl seine Mittagspause unseren neugierigen Fragen geopfert hat. Vielen dank - die Begeisterung für die traumhaften Instrumente hat sich übertragen...

Auf die Schnelle von mir nun noch ein paar Eindrücke dieses tollen Besuches, der uns - wenn auch nicht immer in ganz chronologischer Reihenfolge - durch die Stationen vom Brett zum Konzertflügel leitete. Holz spielt dabei über weite Strecken eine zentrale Rolle: Die Auswahl des passenden Materials - mal weichere, mal härter und mit engen Jahresringen, immer sorgfältig und mit viel Erfahrung in Hinblick auf ein ideales Zusammenspiel der einzelnen Instrumententeil hin zum Gesamt-Klangkörpers ausgewählt. So ist ein Gutteil der Fertigung des Instrumentenkörpers solide Tischlerarbeit. Auch wenn man das im Detail auf den ersten Blick kaum verstehen kann, spürt man dabei doch an allen Enden eine sorgfältige Detailliebe, die notwendig ist, um Instrumente in diesem Leistungsbereich zu erstellen. In den Werkshallen paaren sich dazu Maschinen und Arbeitsabläufe, denen der Charme von Industrieromatik anhaftet mit moderner CNC Fertigung, wobei die manuelle Detailarbeit im Zentrum steht. Insgesamt ist eine entspannt konzentrierte Arbeitsatmosphäre zu spüren. Wir werden überall freundlich geduldet auch wenn wir mal im Wege stehen. Ein gewisser Stolz, die eigene Arbeit zeigen und erklären zu dürfen ist überall zu vermerken.

Es ist faszinierend zu sehen, wie Stück für Stück in den aus verleimtem Hartholz gebogenen Rim die Flügel hineingebaut werden und aus einer Vielzahl einzelner Teile sich einige Stationen und Etagen in dem verwinkelten Gebäude weiter sich der gewohnte Anblick mächtiger Konzertflügel herausschält. Viel Detailarbeit und geduldiges Justieren ist notwendig auf dem Weg zum eindrucksvollen Instrumente. Am Ende können wir uns nur schwer von den Kolossen im Auswahlsaal trennen - doch noch ein paar Takte mehr spielen?

Nun, wir nutzen die Gelegenheit, gleich gegenüber im Ausstellungsbereich des Steinway-Hauses uns durch die Verkaufsausstellung zu spielen. Bei den Begrenztheiten moderner Wohnsituationen wird die Möglichkeit der Stummschaltautomatik genauer in Augenschein genommen. Da aber 'eh keine Kaufrationalität hindert, reizen dann doch eher die high-end Flügel zum Probieren. Da kann man dann schon mäkelig werden, auf der Suche nach dem idealen Spielgefühl. Jedenfalls ein anregender Spaß.

Nach diesem Besuch im Tastenolymp wollte ich dann doch im direkten Vergleich meinen derzeitigen Favoriten im digitalen Lager wirken lassen. Habe daher die Gelegenheit in Hamburg genutzt, gleich nochmal im Bunker bei JustMusic vorbeizuschauen und insbesondere das MP11 von Kawai anzuspielen.... Nun man sollte hier vielleicht nicht wirklich eine Konkurrenzsituation konstruieren, das MP11 ist für mich nach wie vor 1. Wahl bei klavierzentrierter Stage-Ausstattung: Tastatur sehr schön, wenn auch mit suboptimaler Repetierfähigkeit, Sounds eigenständig o.k. ohne wirklich überragend zu sein und mit der für elektronische Klangerzeugung typischer Begrenztheit im Dynamik-Bereich, im Band-Kontext hingegen sehr gut zu plazieren und mit schöner Durchsetzungsfähigkeit. Aber für den Piano-Puristen eben doch eine andere Welt als die der High-End Konzertflügel - doch das ist eine anderer Geschichte.

So, jetzt geht's ins Bett zum träumen :m_piano1:
 
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Hallo Tastenhauer ,
Die Werksbesichtigung der Firma Steinway &Sons war sehr gut.
Danke vorab an den Sales Manager Europe Jörg Helmke welcher eine gute Führung durch das Haus machte.
Aber von vorne.Einige Mb User trafen sich bereits am Vorabend im Restaurant vesper und stimmten sich schon auf den Haupttag ein. Hier ebenfalls ein dickes Lob für das Local welches gut war und danke an Martin für die Organisation .
Am Freitag trafen wir uns alle dann am Eingang der Firma Steinway und Jörg Helmke holte uns ab er verwies uns darauf das wir leider keine Videos und und Fotos in der Fabrik machen dürften. (Vlt.bekommen wir noch Material zur Verfügung ).Wir starteten im Holzlager wo Jörg uns die Einfuhr des Holzes erklärte welches 2 Jahre draußen und dann noch 1 Jahr in der Trockenkammer lagert.Jörg sagt uns das der Flügel von außen nach innen hergestellt wird.Der Rim besteht aus 18 Holzlagen welche unter Druck zusammen gepresst und verleimt wird. Im Anschluss darauf sind wir in die verschieden Hallen weiter gegangen wo uns gezeigt wurde wie die einzelnen Hölzer Ahorn Mahagoni Alaska Fichte und andere ausgesucht werden und weiter verarbeitet werden. Hierzu muss man festhalten , das ca 80% des Holzes Ausschuss ist Und somit für einen Bau des Flügels nicht geeignet sind und somit nur das Beste Holz 20% genommen wird. Die einzelnen Schritte zur Herstellung des Flügels sind beachtlich da hier das HANDWERK wirklich HANDARBEIT ist und Ca 85% von Menschenhand erledigt wird. Die Herstellung des Resonanzbodens war sehr interessant da man sehen konnte das die Mitarbeiter auf höchstem Niveau und Auge das Beste Holz aussuchen und mit dem sogenannten ,,Tierkleber'' verleimen.
Im Anschluss darauf gingen wir zur extra für Steinway entwickelten cnc Maschine welche den Resonanzboden exakt bearbeitet. Danach ging es weiter zur Bearbeitung der Gussplatte welche unter Handarbeit die Haltebolzen eingeschlagen bekommt. Danach ging es zur Halle in der die ,,Hochzeit ''gefeiert wird in dem die Gussplatte in den Rim eingebettet wird und fest gemacht wird. Danach folgte die Saiteneinarbeitung und Abstimmung der Klaviatur. Zum Schluss der Herstellung wurde uns noch die Lackier und Polierabteilung gezeigt in der unter höchster Präzision das gute Stück auf Hochglanz poliert wurde. Danach ging es in die heiligen Auswahlhallen wo wir das Vergnügen hatten einen Starpianisten zu hören. Natürlich durften wir nachdem der Star mit uns noch ein paar Worte gewechselt hatte und den Saal verlassen hatte auch noch einen Flügel antesten. Nach Ca 3 Stunden war dann die Führung zu Ende und wir durften noch einige Fragen an Jörg Helmke stellen. Zum Schluss der guten Reise gingen wir noch gegenüber zum Steinway Haus und durften dort noch die Tasten der Klaviere und Flügel ,,streicheln ''. Nochmals danke an das Mb für die Organisation und danke an Jörg Helmke welcher die Führung super präsentierte.
 
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Auch ich möchte ein wenig meinen Senf dazu geben.

Wir haben den Werksbesuch bei Steinway mit einem 3-Tages-Trip nach Hamburg verknüpft, was sich immer lohnt. Wir haben auch mal einen Blick auf die noch immer unfertige aber inzwischen 800 Millionen € teure Elbphilharmonie geworfen - diese Summe ist schon echt krank! Sollen jetzt auch die Entrittskarten 10x so teuer werden :bang: ?

Nach so einigen Werksbesuchen (Fender, Sonor, d&b Audiotechnik, Dynacord/Electro Voice, Peavey, SIEL, DPA, Meinl, Paiste, Amedia, Agop, JBL, Premier, Marshall, Warwick, PDP/Basix, Sennheiser/Neumann, Shure, mehr fallen mir im Moment nicht ein...) war der Besuch bei Steinway schon ein wenig anders. Das liegt daran, dass die Firma seit 1853 mehr oder weniger das gleiche Produkt herstellt.

Steinway_MB_IMG_4379.jpg


Klar, dass es dort inzwischen auch CC-Fräsen gibt, die vor allem aber Dinge herstellen, wo es eher unwichtig ist, ob und inwieweit Handwerkskunst dafür notwendig ist: z.B. die Beine der Flügel und so allerlei Feinarbeit, wie Löcher an bestimmten Stellen in Holz oder Metall bohren. Insgesamt überwiegt aber Handarbeit noch bei weitem.

Was unser "Reiseleiter" Jörg Helmke (laut Visitenkarte District Sales Manager Europe), den ich von seiner langjährigen Tätigkeit als Verkaufsleiter der Firma ROLAND/BOSS kenne, gut herüber gebracht hat, ist die Philosophie, die hinter dem Flügel- und Klavierbau bei Steinway & Sons sowohl in Hamburg wie auch am zweiten Fertigungsort in New York steckt:
  • Das gesamte Instrument klingt!
  • Und nur das beste Ergebnis zählt!
So sind einige daraus resultierenden Besonderheiten vielleicht nicht die günstigste Lösung, aber beim Hinhören scheinen doch sehr viele Pianisten weltweit einig zu sein: das Ergebnis stimmt, und es sorgt für einen hohen Werterhalt und langjährige Spielfreude bei denjenigen, die das Glück haben sich ein solches Instrument leisten zu können bzw. einmal auf so einem Instrument spielen zu dürfen!

Wir durften bei unserem Besuch nicht fotografieren, daher mag dieses Video geeignet sein, ein paar wenige Eindrücke der Werkstour wiederzugeben:



Heinrich-Engelhard-Steinway.jpg
Interessant ist, dass es bei Steinway & Sons zwei Werke gibt, bedingt durch das Auswandern der Familie und die spätere Rückkehr eines der Söhne (Theodore Steinway) des Firmengründers Heinrich Engelhard Steinweg (Bild links), der sich in den USA den Namen Henry E. Steinway gab, um nicht zuletzt die neue mit der alten Welt zu verknüpfen.

Insgesamt werden 7 verschiedene Flügel und 2 Klaviere in verschiedenen Designs (meist natürlich schwarz) hergestellt - 1400 Instrumente pro Jahr in Hamburg, das auch für den Vertrieb in Asien, Australien und Afrika zuständig ist. Weltweit gibt es ca. 100 authorisierte Händler.

Etwas neues gibt es auch in Kürze - wir konnten bereits ein paar Bauteile sehen: einen selbst spielenden Flügel, der via APP dazu benutzt werden kann, Klaviermusik aus einer künftig riesigen Library zu spielen - man besitzt bereits einige Pretiosen, darunter ein Klavierkonzert von Vladimir Horowitz, das dann mit der vollen Dynamik eines Konzertflügels D wiedergegeben werden kann - hübscher Luxus :D.

Und hier noch das obligatorische Gruppenbild, links ich, dann Jörg Helmke, die anderen outen sich dann besser selbst!

Ich liebe solche Werksbesuche!

Steinway_MB_IMG_4372.jpg


Steinway_MB_IMG_4375.jpg
 
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Eindrücke eines Nicht-Pianisten

Moin moin Leute,

dann will ich auch mal meine ganz subjektiven Eindrücke von unserem Werksbesuch bei Steinway am 20.11. wiedergeben. Subjektiv, weil ich als fachfremder Besucher mit dabei war, der nicht mal Klavier spielen kann. ;) Entschuldigt also bitte, wenn ich nicht allzu sehr ins Detail gehe, sondern eher einen allgemeinen Bericht abliefere. Dennoch war das ein sehr interessanter Rundgang, denn wahrscheinlich kann sich niemand dem Charme eines so komplexen und hochwertigen Instruments, wie einem Konzertflügel entziehen.

DSC_7717.JPG


Bei typischem Hamburger Schmuddelwetter trafen alle angemeldeten Besucher bis 9:30 Uhr bei der Steinway Fabrik ein. Nach einer kurzen Einweisung in der Cafeteria, bei der uns mitgeteilt wurde, dass das fotografieren in den Fabrikationshallen leider nicht gestattet ist, führte uns Jörg Helmke (Sales Manager für Europa) durch selbige. Zuvor machten wir jedoch einen kurzen Abstecher zu den auswärtigen Lagerhallen, in denen sich die unbearbeiteten Gussplatten und das Holz befand. Jörg erzählte uns dabei einige interessante Dinge über die Geschichte der Firma Steinway, während er einige Fakten über die Firmenphilosophie einstreute. Um dem selbstgesteckten Ziel („build the best piano possible“) gerecht zu werden, nimmt man beispielsweise lange Lagerzeiten in Kauf und verwendet das Holz erst, nachdem es zwei Jahre an der frischen Luft und ein Jahr in einer Trockenkammer gelegen hat.

Da es draußen nicht gerade angenehm war und zudem gerade zu regnen anfing, gingen wir recht zügig in die eigentliche Fabrik. Dort konnten wir live mitansehen, wie ein so genannter Rim gebogen wurde. Beinahe zwanzig Schichten verschiedener Hölzer wurden dabei mithilfe von heißem Leim und einer Maschine (deren Patent übrigens auch schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat) in die Flügel-typische Form gebracht.

Wikipedia.jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rim_biegen.jpg

Den genauen chronologischen Ablauf des Tages, habe ich leider nicht mehr im Kopf, aber ich gehe einfach mal auf ein paar weitere Punkte ein, die mir im Gedächtnis geblieben sind...

Wie schon beim Rim-Biegeprozess, kamen wir in den Räumlichkeiten, in denen die Resonanzböden gefertigt werden, genau in dem Moment an, als die Verleimung eines solchen anstand. Zuvor hatten die Mitarbeiter mit geschultem Auge die Sitka-Fichtenbretter ausgewählt, die einen optimalen Klang versprachen. Verläuft die Maserung nicht gerade oder eng genug, oder finden sich noch so kleine Astlöcher im Holz, wird dieses aussortiert. Steinway erreicht dabei eine Ausschussquote von sage und schreibe 80%! Holzreste werden übrigens noch auf dem Fabrikgelände verfeuert und sorgen so für die Heizung des Gebäudes.

Weniger verschwenderisch werden hingegen die Furniere gehandhabt, die in der „Crown Juwels“ Serie Verwendung finden. Dabei handelt es sich um besonders exklusive Flügel und Klaviere, die anstelle des einheitlichen Schwarz über „bunte“ Lackierungen verfügen. Dadurch kommen die edlen Furnierhölzer noch besser zur Geltung. Laut Jörg Helmke gehen die meisten dieser Instrumente (die immerhin 10% des gesamten Produktionsvolumens ausmachen) nach Asien. Ob einem die extravagante Optik gefällt sei mal dahingestellt – eindrucksvoll ist ein solches Instrument allemal.

Jörg führte uns immer weiter durch das Gebäude, sodass wir nahezu jeden Arbeitsschritt der Flügelproduktion sehen konnten (nur in die finale Endkontrolle haben wir es nicht geschafft). Unter anderem sahen wir einen Flügel, auf den gerade die Saiten aufgezogen wurden. Auch das Feintuning einer Klaviatur durften wir mitansehen. Gerade diesen Teil fand ich sehr spannend, da dieses Bauteil aus ca. 7500 Einzelteilen besteht, die alle aufeinander abgestimmt werden müssen. Die Instrumente mit denen ich sonst so zu tun habe (E-Gitarren), kamen mir im Vergleich dazu geradezu primitiv vor. :rolleyes:
Später kamen wir dann in den Bereich, in dem der Lack auf Hochglanz poliert wird. Neu war für mich in diesem Zusammenhang, dass das berühmte goldene Steinway Logo quasi aus dem Lack heraus geschliffen werden muss und nicht einfach nachträglich aufgebracht wird. Für eingefleischte Pianisten ist das wahrscheinlich klar, aber ich fand es interessant.

Zum Schluss gelangten wir zum so genannten Auswahlsaal. Dort war gerade ein norwegischer Pianist zu Gange (kann sich irgendjemand noch an den Namen erinnern?), der einen Flügel ausprobierte. Wir durften ihm ein paar Minuten lang zuhören und auch wenn er sich am anderen Ende des Raumes befunden hat, war es sehr imposant zu hören, was fähige Hände aus einem solchen Instrument herausholen können. Die Dynamik, die so ein Flügel erzeugen kann, ist erstaunlich- :eek: Nachdem er mit uns noch ein paar nette Worte gewechselt hat, durften dann auch die Klavierspieler unter uns noch ein wenig in die Tasten greifen.

Anschließend opferte Jörg noch seine Mittagspause, um uns bei Kaffee und Keksen ein paar Fragen zu beantworten, ehe er uns für eine Instrumentenauswahl verlassen musste. :great:

Insgesamt war es höchst interessant, die Entstehung der Steinway-Flügel „live“ mitzuerleben. Jörg machte seine Sache als Guide sehr gut und versuchte stets, uns zu demonstrieren, welcher Aufwand betrieben wird, um das perfekte Instrument zu erschaffen. Dabei merkte man ihm zwar an, dass er in erster Linie Verkäufer ist (und das ist an dieser Stelle auch gar kein Vorwurf :)), doch fällt es schwer, daran zu zweifeln, dass in Hamburg Flügel von höchster Qualität gefertigt werden, wenn man diese Fabrik mal von innen gesehen hat.

Den Abschluss meines Tages bei Steinway bildete der Besuch des sogenannten „Steinway Haus“ auf der anderen Straßenseite. Dort befanden sich ein paar Dutzend Flügel und Klaviere, die darauf warteten, von den Board-User getestet zu werden. Dort durfte man dann auch Fotos machen:

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