DAWless als neue Kunstform?

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Es ist Sonntagabend und ich habe mal wieder Lust ein wenig zu philosophieren! Dafür möchte ich Euch an meiner bahnbrechenden Erkenntnis (ACHTUNG: Ironie!) teilhaben lassen.

Ich habe vor gut einem Jahr den YouTube Kanal von JAde Wii entdeckt, in dem es viel um Dawless Jammin' geht, als Form der Förderung der Kreativität oder Fokussierung auf die Musik.
Da ich selbst ein Hardware Junkie bin (auch wenn mein Geldbeutel nur VSTs zulassen würde), fand ich die Videos sehr interessant und spannend.

In den letzten Wochen beobachte ich im Netz einen regelrechten Hype an DAWless Videos und frage ich, ob ich allein Opfer des Google Algorithmus bin, oder es tatsächlich immer mehr Musiker gibt, die bewusst auf den Computer verzichten wollen.

Doch: warum sollte das so sein?
Und dann kam's mir heute: DAWless als neue Kunstform!

Auf der DAW auf Play zu drücken ist ja nicht wirklich spannend. Insbesondere wenn man live performen, oder YouTube Videos drehen will.
Und auch die vielen KI Erweiterungen erlauben sogar Leuten ohne musikalischen Hintergrund "irgendwie" mit der DAW Musik zu machen (automatisch Chord Progression, usw.).

Da ist es schon deutlich aufregender, nur mit verschiedenen Hardware Komponenten ohne Computer und in Personalunion live Musik zu machen.
Das könnte meines Erachtens ein Argument gegen den Algorithmus sein. Oder nicht?

Das ist doch dann fast wie ein Instrument spielen zu lernen und dies dann zu beherrschen.

Nur so ein Gedanke am Abend.
 
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Die DAW ist ein Instrument. :rolleyes:
 
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oder es tatsächlich immer mehr Musiker gibt, die bewusst auf den Computer verzichten wollen.

Wow, echt? Hab ich total verpasst diesen Trend?
Hat es wirklich schon mal Musiker gegeben, die ohne Computer musiziert haben?
Hat man die bei Ausgrabungen gefunden?
;-)

DAWless als neue Kunstform?
Zählt da auch das Furzen unter der Bettdecke dazu ???
:engel:
 
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Manch Kulturjournalist wird vllt drauf reinfallen.

jeder gute Komponist wird auch ohne daw was hinbekommen, kann aber mit daw zu Hoechstorm auflaufen.

wer ohne daw schlecht komponiert wird mit daw wohl eher noch inspiriert werden dank loops etc.
 
Scheißmusik ist mit und ohne DAW möglich - und der Verzicht auf dieselbe verdient nicht automatisch ein Qualitätsprädikat.
Aber so wähnt man sich wenigstens ein bisschen im selbstgezimmerten Rampenlicht.

Sachen gibts... :D
 
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Manche denken ja auch, oh, ein Kontrabass auf der Buehne, toll. Dabei fehlt einfach nur der Druck, den ein E-Bass stattdessen so schön hinbekommen wuerde.
 
DAWless habe ich zugegebenermassen noch nie gehört, finde ich wie die Vorposter etwas seltsam.
Ich nenne es mal einen pseudo-puristischen Hype.

Ich meine, es ist ja schon ein wahrer Kern dran - jede Band hat doch sicher mal festgestellt, daß die DAW im Proberaum nicht immer beflügelt, sondern gerne auch bremst. Und daß der Proberaum-Mitschnitt auch prima mit dem Kassenvierspurer (früher) oder mit dem Handy (heute) geht.
Aber deswegen muss man doch nicht gleich ein Etikett drauftun und so ein gewese drum machen ;)

In der Fotografie ist mir sowas auch schon mal begegnet, da wurde/wird manchmal auch die "Available Light" Fotografie als besondere Kunst angehimmelt, und von anderen gleichzeitig abgetan als dämliche Ausrede dafür, nicht mit professionelle Lichtquellen und -formern umgehen zu können....
 
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Ich kann DAWless Leute verstehen, würde aber so nicht gerne arbeiten wollen. Ich denke es *fühlt* sich direkter an auf 100 Geräte zu komponieren und das ganze live zu mischen. Man ist direkt mit den Kisten in interaction und kreiert in echtzeit seinen Beat. Das ist toll und produktiv.

Ich bin den Weg von schlechter no-daw technologie auf schlechte daw technologie bis hin zur heutigen alles-geht-daw technologie gegangen und würde nicht gerne wieder zurück. Das Momentum kann in der DAW sehr schnell abgewürgt werden weil man sich in features verliert und immer wieder editieren kann. Im schlimmsten Fall kommt nichts raus weil man das release immer wieder verschiebt. Dafür hat (mein) DAW Studio einen Vorteil: 90% total recall in hardware, 100% in Software. Damit kann ich an dem Projekt weiterarbeiten an dem ich gerade Lust habe oder das fertig werden muss. Bei vielen Geräten mit eigener Speicherverwaltung waere ich da echt lange beschäftigt.
 
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Mein philosophischer Beitrag:
All diese Geschichten mit oder ohne DAW, gerade auch bei den Keyboards wo manche nach dem integrierten Sequenzer verlangen, um das Gefühl zu haben, richtige Musik zu machen - denn es ist ja ein Himmel-und-Erde Unterschied ob man auf den Rec Taster auf der Keyboardoberfläche drückt, oder auf dem Laptop 10 cm weiter rechts oder links vom Keyboard, also all diese Geschichten sind für mich wie Mode. So laufen heute beispielsweise manche Frauen selbstbewusst und cool in der Straße in Gummistiefeln herum und fühlen sich dabei voll trendy und up to date. Meine Oma hat seinerzeit in denselben den Stall ausgemistet.
 
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DAW-less hatte ich bis dato auch noch nie gehört. Ist für mich auch nicht wirklich mit Musikalität verbunden, sondern eher eine praktische Sichtweise. Ich kann schon diejenigen verstehen, die auf den Rechner verzichten wollen und auch können, die dann ggf. auch keinen Aufwand scheuen, was sie da alles auf die Bühne stellen, was am Ende auch abgemixt werden muss. "Natur"-Instrumente - so fern man das bei Keyboards tatsächlich sagen kann, aber zählen wir mal Akkordeon, Klavier und von mir aus auch Rhodes/Wurlitzer und Hammond mit Leslie dazu - inspirieren sicher mehr, geben auch ein cooleres Gefühl auf der Bühne. Aber zu welchem Preis, wenn man mal vom Anschaffungspreis oder überhaupt Geldwert absieht. Ich nutze deswegen einen Rechner, weil es mir deutlich Aufwand spart und viel mehr Flexibilität verschafft, z.B. Proberaumschlepperei vs. Homestudio für die Proben-Vorbereitung.
 
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von einem Hype um DAWLESS performen habe ich nicht viel mitbekommen, wobei diese "Kunstform" beiweitem nicht neu ist, nur der Name taucht eben neu auf, ich hab einige Freunde und Musikerkollegen die seit den 90iger Jahren quasi DAWless ihre Musik mit diversen Hardwaregeräten erschaffen und das in mehr oder abgewandertelter Form auch heute noch so machen wie damals.
Es ist halt ein Workflow und eine Arbeitsweise, mehr nicht. und wie schon von vorrednern treffend gesagt, kein Qualitätsmerkmal ob die Musik nun gut oder weniger gut ist.

Ich denke auch, als so gegen 2005, also vor fast 15 Jahren man vermehrt gesehen hat das auch Live auf der Bühne Looper eingesetzt wurden um damit auch alleine oder in kleiner Besetzung sehr kreativ performen zu können, das das in gewisser Weise zu einer Vorreiter Rolle von DAWLESS performen, geführt haben kann. Und gerade die letzten Jahren hatten ja Looper-Solo Künstler eine Grosse Aufmerksamkeit in diversen Medien erlangt.
 
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DAWless habe ich zugegebenermassen noch nie gehört, finde ich wie die Vorposter etwas seltsam.
Ich nenne es mal einen pseudo-puristischen Hype.
das ist noch harmlos... durfte letztens über ein System lesen, das als DAWless DAW bezeichnet wurde...
(nein, keine Satire) :D
 
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Ich finds witzig; das grösstenteils mit musikalisch fähigen Muckern überschwemmte MuBo fährt die Debatte in die genau erwartete Richtung, die ich kommen sah, als mir vorher der Thread auffiel. Auf Sequencer.de wäre die Richtung ganz anders herauskristallisiert oder zumindest die Debatte sehr viel heisser.

Firstbutnotlast; natürlich teile ich eure pragmatischen Ansichten, Jungs, und gerade mojkarma hat es sehr onpoint getroffen.

Aber man muss die Sache mal aus der Sicht einer anderen Szene betrachten. Gerade die elektronische Szene hatte zwar schon immer ihre MPC, ihre Moogs und das Modulargebastel zur Verfügung. Aber sie wurde damals Ende 90er zuerst sehr schnell vom Rechner okkupiert - kein Wunder bei den Möglichkeiten - und dann aber zehn Jahre lang prä-Ableton von bemitleidenswerten Laptopmuckern durch den Dreck geschleift, die da mit ihren vorbereiteten Playbacks einen genau solchen Auftritt hinlegten. Erst die APC und das Launchpad zogen den Karren für die grobe Masse erst so richtig ausm Schlamm, aber da war der Schaden schon angerichtet und "Hardware gut, Laptop böse" stigmatisierte sich ungut durch die Szene - und im Folgenden in zwei Stränge.

Denn ja, der Rechner ist bei aller Stabilität immer ein gewisser Risikofaktor und auch ein Ablenkungsfaktor (ich als zugegeben ADHS-Betroffener sperre mir am Rechner bei konzentrierter Mucke-Arbeit auch gerne mal das WLAN).
Aber vor allem: der Rechner ist, egal wie sehr man sich darauf einarbeitet, eben immer auch noch der Universalknecht - das ist quasi dasselbe wie bei Nordstage und echter B3, nämlich die Limitierung durch Spezialisierung. Der Tapeziertischmucker denkt nicht in Verfügbarkeit, sondern in "die Kiste macht das und die Kiste macht dieses und ich weiss auch ganz genau was die Kiste kann und was die Kiste macht". Not forget to mention; ich bin derjenige, der seine ganzen Sets oft 100% über den Rechner fährt, egal ob Band oder Club. Aber auch ich ziehe dann und wann mit einer Korg X5D los, um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen, mehr zu machen als einfach nur monotimbral Hammond, DX-EP oder Strings (und hier und da mal n Synthsound).

Hatte ich auch letzte Woche sehr schön festgestellt, unter der Woche eine Ableton-Link-Jam, lauter Macbooks, iPads, Launchpads, Pushs, APC's und sonstiges Controllergeraffel. Von Leuten, die den Rechner und die DAW wirklich beherrschten. Klang geil. Am Wochenende dann Besuch bei den Modularsessions, kein Rechner, nur Kisten und davon viel zu viele, ein Mucker alleine mehr aufgefahren als alle bei der vorigen Linkjam zusammen. Aber eben auch ein ganz anderes Verständnis für den Kram, eine limitiertere und dadurch auch irgendwie befreitere Herangehensweise, ein seh und hörbarer Unterschied, selbst für jemanden wie mich der praktisch null Plan davon hat, wenngleich für unaufmerksame Zuschauer wohl nur in Nuancen.


Also ja, es ist Psychologie und Geschmackssache, eine Frage der eigenen Herangehensweise, aber es ist definitiv nicht egal und schon gar nicht dasselbe.
 
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DAWless Jammin' bezieht sich nicht auf Keyboards in Live-Bands, sondern nur auf rein elektronische Musik. Und damit meine ich nicht Rick Wakeman.

Die Idee dahinter ist, daß man sich im Studio seine Tracks nicht mehr in Cubase oder FL Studio oder Ableton Live zusammenklickt und nur noch über USB-Controller steuert, sondern daß man das alles nur mit Hardwaregeräten macht. Synthesizer? Hardware. Effekte? Hardware. Sequencing? Konsequent alles Hardware. Und das ist nicht der interne Sequencer einer japanischen Workstation, sondern, wenn's hochkommt, eine Electribe oder ein MPC, eher wohl noch eine Armada von Stepsequencern, gern auch analog. Recording? Überraschenderweise auch Hardware.

Warum? Weil es neu und hip ist und voll der hice Shice.

Problem: Auch dabei kommt genügend Kacke raus. Wer von Musik keine Ahnung hat, macht DAWless auch nichts besseres, als wenn er sich Tracks in FL Studio zusammenklickt – höchstens daß man sich für DAWless nicht so schön viele Vorlagen oder gar fertige Sequenzen runterladen kann.

Live hat DAWless Jammin' ja auch den charmanten Vorteil, daß man beim Musikmachen nicht aussieht, als würde man gerade seine E-Mails checken oder auf Instagram rumhängen. Statt dessen friemelt man kreuz und quer über den Tapeziertisch an Hardwaregeräten rum, so daß es zumindest grob wie Musikmachen aussieht.

Nur wird live schon sehr viel länger DAWless gemacht, das gab es da schon, als es noch gar nicht "DAWless" hieß. Die ganzen Berliner-Schule-Nacheiferer arbeiten fast alle DAWless mit reinem Hardware-Sequencing, und auch im Club sieht man das schon länger gelegentlich. Happy Knobbing und dergleichen Modular-Meetups waren ja auch schon DAWless, als es das Wort noch gar nicht gab.

Die Industrie hat anscheinend DAWless Jammin' schon als neuen Trend entdeckt und liefert passendes Equipment: den Akai Force, die "DAWless DAW". Im Prinzip Ableton Live in computerunabhängige Hardware gegossen. Man wird sehen, ob die DAWless Jammers das Ding als Nonplusultra-Gerät ansehen oder als Verrat an der Sache ansehen werden.


Martman
 
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Ich würde nun nicht gerade das DAW-less als eigene Kunstform heraufphilosophieren, viel zu oft ist die DAW einfach das Mittel der Wahl, spätestens beim Nachbearbeiten. Allerdings kann ich zumindest manchmal den Gedanken dahinter nachvollziehen: Ich nutze meist einen Yamaha MODX oder einen Roland FA, ersterer ist beim Recorden zwangsläufig auf die DAW angewiesen, selbst nach Aufnehmen einer kurzen Skizze ist ein erweitern derselben mit der Onboard-Lösung nicht mehr sinnvoll möglich. Der FA mit seinem kleinen Loop-Sequencer (klar, kann auch "klassisch" aufnehmen, nutz ich aber eher selten) macht abends auf der Couch im Wohnzimmer neben der Freundin, die ihr Buch liest einfach mehr Spaß, als wenn ich mich dafür nun vor den PC zurückziehen müsste. Logischerweise ist das qualitative dabei etwas völlig anderes, das dabei entstandene kann mit einem Arrangement einer DAW nicht mithalten, aber das ist ja auch gar nicht der Anspruch. Ist das gleiche, wenn ich mit Freunden zusammen jamme - dann ist es irgendwie doch etwas angenehmer, wenn aufm Tisch die RC505 liegt - easy to use, jeder in der Runde checkt, wie der Loop gestartet und gestoppt wird - als dass wir uns um den Monitor versammeln.
Jede dieser Arten hat seine Anwendungsberechtigung, und nichts kann das andere - zumindest für mich ersetzen. Ab ner gewissen "Editier-Notwendigkeit" oder produktionsreife komm ich um die DAW nicht herum, aber dieser Prozess ist für mich ein anderer als der, irgendwo aufm Balkon oder im Garten zu sitzen und die Keys zu spielen und Eindrücke festzuhalten. Ich denke, so hat jeder sein Steckenpferd und seine Schwerpunkte. Aber den Workflow meiner DAW kann ich auf keiner meiner Hardware auch nur halb so komfortabel oder effizient abbilden. Irgendwann ist halt ein Switch erforderlich.
Just my 2 Cent :),

LG, Daniel
 
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