DDR-Concertina in D/A, ist das eine gängige Stimmung?

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Hallo zusammen,
ich habe mir bei Kleinanzeigen eine sehr schöne, fast unbespielte Concertina "DDR" gekauft. Ich ging von einer Standardstimmung in C/G aus. Dem war nicht so. Sie ist in D/A gestimmt. Jetzt stellt sich für mich die Frage, wer braucht diese Stimmung? Irisch oder so? Ich möchte sie möglichst schnell wieder los werden, denn diese Stimmung ist nicht meins. Vor allem versuche ich nach Gary Coover zu lernen, und da hört sich das Ganze natürlich etwas anders an.
DDR-Concertina.jpg


Eine ähnliche Concertina habe ich bereits, auch in D/A gestimmt, UND mit liegenden Stimmstöcken. Weiß jemand, welchen Vorteil diese liegenden Stimmstöcke gegenüber den stehenden haben sollen?

Hier ein Bild der Concertina mit "liegenden" Stimmstöcken.
ddr-Concertina liegend.jpg
 
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Tja, jetzt habe ich festgestellt, dass beide Concertinae liegende Stimmstöcke haben ;-(. Scheint in der DDR Standard gewesen zu sein. Und ich bin von der Qualität der Instrumente nicht allzu überzeugt. Schauen wir mal....
 
Ich hatte bisher Concertinas von Stagi, ConcertinaConnection, McNeela. und da waren die liegenden Stimmstöcke der gehobeneren Klasse vorbehalten. Beginner-Instrumente waren alle mit stehenden Stimmstöcken :unsure:
 
Also, die 20-knöpfige DDR-Concertina, die ich in den 1960erjahren spielte, hatte stehende Stimmstöcke! Die gab es also sehr wohl im deutschen Osten!

Der Unterschied liegend/stehend ist historisch-technisch bedingt. In der "guten, alten Zeit" (definieren wir später) hatten deutsche und englische Concertinas grundverscheidene Zungenanordnungen: die deutschen hatten je 10 Zungen auf einer Platte, 5 auf Zug und 5 auf Druck ansprechend; die englischen einzelne Zungen, jede auf der eigenen Platte, die je nach Zug oder Druck so oder soherum montiert wurden. In beiden Fällen wurden die Zungenhalter flach montiert; das Brett, worauf sie befestigt waren, diente als Resonanzkörper.

Irgendwann - wahrscheinlich während der Renaissance der Folk Music nach dem 2. Weltkrieg - waren Concertinas gefragt, aber die alten handwerklichen und fertigungstechnischen Möglichkeiten zur Fertigung der Zungen waren z.T. verlorengegangen. Da besann man sich des immer noch populären Akkordions und nahm deren industriell gefertigten Zungen zur Herstellung der Concertina. Nun hatten sowohl DDR (wie meine erste) als auch englische und amerikanische Concertinas paarweise auf Plättchen montierte Zungen.
Und da es sich um Akkordion-Technologie handelte, ist man wohl dazu übergegangen, akkordionartige, stehende Stimmstöcke einzubauen. Erst später fand man heraus, dass Akkordion-Zungenpaare auch flach montiert werden können.

Übrigens, die Engländer behielten ihre Einzelzungen in den teureren Modellen bei, sowie die Deutschen die Mehrfachstimmplatten im Bandoneon der Oberklasse. Im Englischen wird eine Concertina traditioneller Form und Bauweise aber mit Akkordionzungen als "Hybrid" bezeichnet. So könnte man auch ein Bandoneon mit Akkordionzungen bezeichnen.

Cheers,
Jed
 
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Jed, vielen Dank für deine ausführliche Erklärung. Jetzt hab ich es verstanden. Ich habe immer gelesen, dass die flachen Stimmblöcke eine eigene Luftführung benötigen. Jedenfalls war ich bisher nicht so überzeugt von der DDR-Qualität. Wenn ich mir aber einige China-Instrumente anschaue, dann manchmal lieber DDR ;-).
 
Wenn ich mir aber einige China-Instrumente anschaue, dann manchmal lieber DDR ;-)
da würdest du nach meiner Erfahrung nix falsch machen! ... DDR klingt historisch mit Blick aus dem Westen immer n bissl hochnäsig nach DDR = Mangelwirtschaft= schlechte Qualität. Wenn man aber mal mit offenen Augen die Sachen anschaut, dann bleibt von dem Vorurteil nix übrig , außer dass man für weniger Geld oftmals sehr gute Qualität bekommt.

Schau mal nach bei Bandoneons welche legendären Ruf haben und wo die gebaut wurden.... Es ist nicht nur Zufall, dass die einzige Berufsschule im deutschen Raum, die Handzuginstrumentenmacher ausbildet in Markneukirchen ist.

.. um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen: ich bin aufgewachsen in Süddeutschland und groß geworden mit dem in Süd(west)deutschland ansässigen Hersteller von Akkordeons... habe aber inzwischen auch viel direkten Vergleich gehabt und öfters auch mal selber Instrumente "ostdeutscher Fertigung" gespielt. Und habe mir so zu den in den "Ostdeutschland" gefertigten Akkordeons meine Meinung, basierend auf eigenen Erfahrungswerten, bilden können....die wie man ja hier auch sieht deutlich von dem "üblichen" Vorurteil abweicht...
 
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Beginner-Instrumente waren alle mit stehenden Stimmstöcken
Stehende Stimmstöcke sind wegen des begrenzen Platzangebotes nur bis +- 20 Knöpfen möglich. Bei einer English concertina mit 48 Knöpfen ist es unmöglich. Da liegen die Stimmplatten schon seit Wheatstones Zeiten in radialer Anordnung ganz eng beieinander sind sehr schmal und konisch und die Kanzellen sind im Vergleich zu anderen Handzuginstrumenten ebenfalls sehr klein was für den speziellen Klang dieser Instrumente sorgt. Wenn man stehende Stimmplatten in größerer Zahl einbauen will kommt man nicht mehr mit dem kleinen hexagonalen Gehäuse und den im Verhältnis sehr tiefen Balgfalten klar.
 
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H
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: OffTopic

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