Diatonisches Akkordeon lernen als Pianoakkordeonspieler???

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Gradient
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Liebe Forumler,

ich habe in meiner Kindheit das Spielen auf den Pianoakkordeon erlernt und bin heute mit 50 Jahren recht gut auf diesem Instrument.

Seit gut einem Jahr haben wir uns mit 4 alten Schulfreunden zusammengetan und eine Irish Folk Band mit der Besetzung Geige, Gitarre, Banjo/Mandoline und eben mich als Akkordeonisten gegründet. Da macht tierisch Laune und einige Auftritte hatten wir auch schon.

Auf youtube und bei einigen Liveauftritten anderen Bands sehe ich immer wieder, dass hier weniger Pianoakkordeone als vielmehr die sog. "Wiener Modelle" mit zumeist zwei Reihen gespielt werden. Diese Art Akkordeon zieht mich sehr in seinen Bann. Ich bin mir bewußt, dass es sich hierbei um diatonische Instrumente handelt.

Aus diesem Umstand ergeben sich diverse Fragen für mich:

Ich laß, dass für irische Musik die Stimmung G D am geeignetsten sei. Das kann ich grundsätzlich nachvollziehen, da auch die meisten von uns gespielten Stücke in einer dieser Tonarten gespielt werden. Sind auf der zweireihigen Harmonika zusätzlich zu den obligatorischen Tönen auch die restlichen Töne der chromatischen Instrumente vorhanden, oder muss man diese durch sogenannte "Zusatzknöpfe" (wie z. B. bei Saltarelle zu sehen) ergänzen? Sprich: kann man ein G D Instrument so konfigurieren, dass alle chromatischen Töne vorhanden sind und man somit auch in beliebigen Tonarten spielen kann? (Zumindest C und A Dur sollten spielbar sein.)

Ich möchte nicht nach irgendwelchen Griffschriften spielen, sondern schon bei den gewohnten Noten bleiben oder nach dem Gehör spielen.

Und abschließend:

Was würdet Ihr mir empfehlen, wie ich dieses Instrument an besten lernen kann? Ich wohne in NRW in der Nähe von Münster. Dort wird entsprechender Unterricht nicht angeboten. Kann man das Spiel im Selbststudium erlernen? Wäre mir eh am liebsten.

Das Spiel der Irischen Stücke auf youtube fasziniert nich sehr - es sieht so mühelos aus und außerdem finde ich die "Squeezebox" einfach super. Würde ich gerne spielen können........

Was meint Ihr? Ist das mit vertretbarem übungstechnischem Einsatz zu erreichen und welche harmonischen Beschränkungen muss ich im Verglich zum Pianoakkordeon hinnehmen?

Vielen Dank für Eure Antworten

Beste Grüße

Richard
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
.... Noch eine Ergänzung:

Auf einer Grifftabelle sehe ich das bei G D Stimmung die Töne f'', dis'', gis', und ais' (gleich b') auf den jeweils ersten Knöpfen der beiden Reihen vorhanden sind. Somit müsste doch das Spiel sämtlicher Tonarten zumindest auf dem Diskamt möglich sein, oder erliege ich da einem Irrtum.....

Grüße

Richard
 
Eigenschaft
 
Hallo Richard,

da auch die Whistles für gewöhnlich in D gestimmt sind, ist D schon mal eine gute Tonart. :)
Aber ich möche zu bedenken geben - vor allem, wenn Du gezielt irische Musik machen möchtest, - daß in Irland üblicherweise diatonische Instrumente benutzt werden, deren Reihen nicht eine Quarte, sondern eine kleine Sekunde (einen Halbton) voneinander "entfernt" sind.
Wenn Du also ohnehin neu einsteigen willst, wäre es eine Überlegung wert, ein C#/D-Instrument zu wählen. Da ist dann nebenbei naturgemäß im Diskant vollchromatisches Spiel möglich.

Diese Art von Musik lebt auch von den typischen schnellen (und häufigen) Balgwechseln, was mit den kleinen, leichten Instrumenten auch gut zu bewerkstelligen ist.

Viele Grüße
Torsten
 
Hallo Torsten,

vielen Dank für dir Antwort. Das mit der Möglichkeit des vollchromatischen Spiels bei C#/D Stimmung kann ich nicht ganz nachvollziehen, da die Töne C und F doch dann naturgemäß fehlen? Oder unterliege ich da einem Denkfehler?

Viele Grüße

Richard
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
...... Alles klar, Denkfehler selbst entdeckt....

Das kommt davon, wenn man unreflektiert die Grifftabellen nach C und F absucht und dabei übersieht, das ja E# gleich F und B# gleich C ist......

Grüße

Richard
 
Hallo Richard,

genau: Auf jeder Reihe kann man eine diatonische Tonleiter spielen, und wenn die beiden Reihen einen Halbtonabstand haben, ist der gesamte chromatische Bereich abgedeckt.

Übrigens ist in Irland das B/C-Akkordeon am verbreitetsten, aber da gibt es wohl ein paar abweichende Baßbelegungen.
Unter anderem auch solche, mit denen sich D-Dur usw. spielen läßt.
Aber bei der typischen Spielweise und in der Band erst recht spielt die Baß-Seite sowieso praktisch fast keine Rolle. ;)

Hier demonstriert Dáire Mulhem ein kleines Stück in A-Moll auf dem B/C-Akkordeon:



Viele Grüße
Torsten
 
Hallo Torsten,

na, bei C Dur Stimmung ist das spielen in A Moll (Paralleltonart) sicher unproblematisch. Wie würde es denn bei diesem Instrument z. B. spieltechnisch mit G Dur, D Dur oder A Dur aussehen?

Viele Grüße

Richard
 
Hallo Richard,

wie schön ist es doch das zu Lesen.Es gibt also tatsächlich noch mehr Leute,die passabel Piano-Akkordeon spielen,und trotzdem auch von dieser kleinen diatonischischen Squezzebox fasziniert sind.
Irish Tunes spiele ich zwar auch,allerdings nur auf dem Piano-Akkordeon.Eigenartigerweise lese ich zur Zeit immer wieder von vielen Irish-Squezzbox-Spielern,die immer häufiger zum Piano-Akkordeon gewechselt sind....
Meine Motivation zum kleinen diatonischen Instrument ist vor allem die unglaubliche Dynamik beim Wechselton -Spielen.Dazu das wunderbar leichte Gewicht,aber im Gegensatz dazu der volle 4-stimmige Ton bei der Hohner HA114!Dazu noch die Möglichkeit das typische Hohner Tremolo bei Bedarf auszulassen(dann fällt aber leider ein 8 Fuß Register weg,ist dann NUR" 3-stimmig.
Mittlerweile habe ich auch schon einige Typen ausprobiert,vom Einreiher bis zum 3-Reiher.
Am häufigsten schnappe ich ich mir mein einreihiges Hohner HA114,das in C-gestimmt ist.Damit kann ich wunderbar schnell nach dem Gehör viele einfache Melodien nachspielen.Mit der linken Hand begleite ich auf Druck mit der Tonika,also Bass C und auch C-Dur Akkord,der 3 stimmig ertönt.Auf Zug ertönt die Dominante,also G,dazu der G-Dur Akkord.Insgesamt also nur 4 verschiedene Knopf-Aktionen mit der linken Hand! Anfangs vermisste ich oft die Subdominante,also F ,mittlerweile aber gar nicht mehr so oft,weil Die Dominante mit F ja den Dominantseptakkord bildet und gut klingt.Mit den anderen Tönen von F-Dur,also A und C,gibt es dann eben manchmal ganz reizvolle Spannungen...;-)
Übrigens gibt es auch das Hohner HA114 in D,manchmal auch G,allerdings dann nicht so oft.

Diese Beschränkung auf nur eine Reihe bzw. eine Tonart schult unglaublich das Gehör,was wieder dem Training auf mehrere Reihen zugute kommt!
Übrigens nach Noten spiele ich mittlerweile auch fast vom Blatt,allerdings einstimmig...:)

@Be-3
der Hinweis auf den nur halbtönigen Abstand der beiden Tonreihen hat mich hellhörig gemacht.
Dann wäre doch solch ein Akkordion auch für meine geliebte Blues-Musik sicher auch vorteilhaft,oder irre ich jetzt....?

Grüße bluesy
 
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Wie würde es denn bei diesem Instrument z. B. spieltechnisch mit G Dur, D Dur oder A Dur aussehen?

Eigentlich kein Problem, diese Instrumente (sowohl B/C als auch C#/D) werden ja gleichermaßen eingesetzt und die Akkorde/Baßtöne sind sogar auch passend für die typischen Tonarten "rund um D-Dur" vorhanden, z. B. in diesem B/C-Layout sind auch in der Begleitung G-Dur, D-Dur und A-Dur nebst ihren (Sub-)Dominanten verfügbar:

BC23modernbass.gif


Das "alte Hohner-Layout" hat für die B-Reihe (deutsch: H) leider die "theoretisch zur Reihe gehörigen" Akkorde und Bässe, das ist für den "irischen" Anwendungsfall natürlich ziemlicher Mumpitz. :gruebel:


Im Diskant ist prinzipiell alles spielbar (abgesehen natürlich von Akkorden, bei denen die erforderlichen Töne nicht bei gleicher Balgrichtung verfügbar sind - aber "normalerweise" spielt man sowieso einstimmig).

Der Unterschied zwischen B/C-Layout und C#/D-Layout bei ein und demselben Stück (in ein und derselben Tonart) besteht darin, daß bei einer Belegung weniger Tasten gebraucht werden, dafür aber mehr Balgwechsel. Je nach Tonart mal so, mal so...


der Hinweis auf den nur halbtönigen Abstand der beiden Tonreihen hat mich hellhörig gemacht.
Dann wäre doch solch ein Akkordion auch für meine geliebte Blues-Musik sicher auch vorteilhaft,oder irre ich jetzt....?

Könnte ich mir vorstellen, kann aber nichts Definitives dazu sagen. :nix:
Da Bending im Gegensatz zur "Blues Harp" wohl eher schwierig wird, kann ja die eine oder andere chromatisch erzeugte (fast-)Blue Note nicht schaden... ;)

Viele Grüße
Torsten
 
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Hi,
darf ich fragen, was dich an der Button-Box so fasziniert? Mehr das Instrument an sich oder die Spielweise?

Ich selbst war auch mal an dem Punkt. Eigentlich habe ich mir ein Akkordeon angeschafft wegen Irish-Folk. In den modernen, bekannten Gruppen wird dort normalerweise chromatisch auf Tasten gespielt (z.B. Flogging Molly). Später ging mein Interesse aber mehr Richtung Traditional Irish Music. Dort werden normalerweise diatonische Button-Boxes gespielt. Und selbst die sind von den Puristen auf Sessions manchmal nicht so erwünscht (dazu empfehle ich die Diskussionen auf thesession.org).

Aber jetzt umlernen? Ich habe mich dagegen entschieden. Mit etwas Mühe kann man den Sound einer Button-Box (das klanglich passende Piano-Akkordeon vorrausgesetzt) durch Registrierung und Spielweise sehr schön imitieren. Dazu kann ich die CDs "A bunch of Keys" 1/2 und 3 empfehlen. Das ist ein Sampler mit Pianoakkordeonisten, entweder solo oder ein Begleitinstrument. Vorteil dabei ist, dass man nicht unbedingt ein extra Instrument benötigt und zudem, gerade auf der Bühne, auch mal schnell in andre Tonarten wechseln kann.

Hier ein Beispiel von Karen Tweed (wurde hier auch schon öfters genannt).

Schönen Gruß
Chris
 
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Ergänzung zum obigen Post:

Von Sandy Brechin gibt es auf Youtube einige Tutorials zu schottischen Sachen auf'm Tastenakko. Leider hatte ich noch nicht die Zeit, das zu überprüfen und tiefer zu graben, aber vielleicht möchtest du ja....?
 
Zunächst einmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten....

@chris: ich bin mir durchaus bewußt, dass ein diatonisches Akkordeon von den harmonischen Möglichkeiten her erheblich weniger Potential hat als ein Pianoakkordeon. Mich fasziniert ganz einfach die "Einfachheit" und Kompaktheit des Instruments und eben diese wechseltönige Spielweise hat ihren eigenen Reiz....... Ist eher eine emotionale Sache, rational nicht recht zu begründen. Vielleicht auch, weil es die Urform des Akkordeons ist...... Und ganz klar: es ist nur als Ergänzung zum Pianoakkordeon gedacht - das ist und bleibt mein Hauptinstrument allein schon wegen der Möglichkeiten. (Auch 4 Jahre Klavierunterricht haben mich nicht davon abgebracht.....:):bang:

Beste Grüße

Richard
 
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