Die Nebel

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Hallo Leute
Ich möchte auch mal etwas von mir vorstellen, ist schon ein etwas Àlterer Song (ca. 5 Jahre) den es in mehreren Fassungen gibt.
Das Thema ist sehr dĂŒster und traurig, deswegen ist es eher umschrieben als direkt.
Der Song wurde von der Band schon lĂ€nger nicht mehr gespielt, darum möchte ich jetzt fĂŒr mich an dem song weiter entwickeln.
FĂŒr Kritik bin offen und freu mich darauf.

Gruß Harry


Die Nebel

1.Str.
Die Nebel steigen hoch ĂŒber den dunklen Wald
Das rote Licht der Sonne ist schwach und schwindet bald
Das Grau der Nacht legt sich sanft auf dein Gesicht
Dein Leib so schön in des silber Mondeslicht

Ich hör sie kommen die dunklen Engel aus der Nacht
Nun kĂŒss ich Dich ein letztes Mal umarme dich ganz zart
Und eine TrÀne fÀllt herab im schönen fahlen Licht
Und leuchtet hell in deinem Waldesgrab


Ref.:
Denn du hast es getan, quÀltest mich sogar
Hast getötet meinen Samen, meine Seele, meinen Namen
Verkauftest unser Gut, unsre Liebe unsren Mut
Hast vergiftet all das Schöne, ich werd dir nie verzeihen
Diese grundauf böse Tat
ich werd dir nie verzeihen
Diese grundauf böse Tat

2.Str.
Ich kann sie sehen die Angst in deinem Gesicht
Und ich sing fĂŒr dich ein letztes Lied und ein Gedicht
Hab dir ein Bett gemacht aus tausend roten Rosen
Und bei einer Melodie tanze ich fĂŒr dich

Nun ist die Zeit gekommen da der Vorhang fÀllt
Die letzte TrÀne ist geweint in dieser kalten Welt
Unsre Herzen sind verblutet und ich bete fĂŒr uns zwei
Daß auf dieser Reise unsre Liebe ewig hĂ€lt

Ref.
 
Eigenschaft
 
Insgesamt finde ich's sehr stark. Bloß ein paar Verse find ich sprachlich noch nicht ganz ausgereift. WĂŒrde sich IMHO lohnen, noch etwas dran zu arbeiten. :great:

Meine Problemstellen:

Im zweiten Teil der ersten Strophe wird der Reim des ersten Teils fallen gelassen. Stört mich.

"Des silber Mondeslicht" find ich verquast. Das mĂŒsste sich ohne grĂ¶ĂŸere Probs umformulieren lassen.

"QuĂ€ltest mich sogar" - wirkt auf mich etwas paranoid und egozentrisch, als ob das LI die "grundauf böse Tat" ausschließlich auf sich selbst bezieht, und als ob das das Schlimmste sei. Zumindest das Wort "sogar" muss raus, am besten die ganze Zeile. Sonst wird die "gerechte Strafe", der das GegenĂŒber zugefĂŒhrt wird, bloß zu einer verletzten Eitelkeit degradiert.

"Hast getötet meinen Samen" - deutet auf ein totes Kind hin. Falls das so beabsichtigt ist, ist es unangemessen, dass das LI DANACH noch den Verlust seines Hab und Gut betrauert. "Du hast mein Kind getötet, und jetzt hast du auch noch meinen Porsche verkauft, du Böse." :eek:

"Ich sing ein Lied und ein Gedicht" - singst du wirklich beides?

"Und bei einer Melodie" - was fĂŒr eine, und wo kommt die plötzlich her? Wie wĂ€re es mit "Und zur letzten Melodie" oder so?

Hoffe, dass das hilft. :)

Alex
 
Stand der Text hier irgendwo im Board schon mal drin? Kommt mir so bekannt vor:confused:
 
Das Problem bei einfachen Worten wie beispielsweise zart ist, dass wenn du es singst - irrelevant von welcher Melodie begleitet - es schon sehr rasch nach Schlager klingt. Ich selbst meide diese subtilen Adjektive. Anstatt zart wĂŒrde ich vielleicht bewusst oder sogar innig verwenden. Das Problem bei solchen Schönheitsoperationen ist, dass man meist einen ersten Satz hat, dessen Endung mit dem zweiten, dritten oder vierten kompatibel werden soll, sprich - sich reimen.

"Hab dir ein Bett gemacht aus tausend roten Rosen"

Bett aus Rosen, egal in welcher Verwendung, - ich finde es absolut in Ordnung wenn Themen aufgegriffen werden die schon etliche male behandelt wurden - ich scheuhe Worte zu verwenden die in bekannten Liedern bereits Verwendung fanden. Bett und Rosen in einem Satz zu verwenden lÀsst die Leute sofort ihren Assoziationsmotor ankurbeln, ich dachte zum Beispiel sofort an Bon Jovi. Aber ist das gut? Es ist ja Dein Song.


"Nun ist die Zeit gekommen da der Vorhang fÀllt"

Der Vorhang fĂ€llt ist auch etwas kreativlos. Möchtest du einfach nur ein paar verstĂ€ndliche SĂ€tze aneinander reihen oder auch ein wenig zum nachdenken anregen? Ich wĂŒrde da eine andere Metapher verwenden. Auch "der Nebel lichtet sich" ist viel zu naheliegend, bring da etwas origineller. Beschreibe diese Realisierung einer Tatsache beispielsweise wie die trĂŒbe Wahrnehmung des Umfelds nach dem Aufwachen.

Mit trĂŒben Augen vernehm ich den Verlust,
Gewinn der Sehkraft macht mir bewusst.

Ist ein Vorschlag, den du natĂŒrlich grottig finden kannst. Ich wĂŒrde ihn so auch nicht stehen lassen, allerdings reizt mich da auch dieses Spiel mit Gewinn und Verlust.
Manchmal gewinnt man etwas - oder erringt etwas wieder - und es ist bloß die FĂ€higkeit einen bestimmten Verlust zu vernehmen.
Finde ich furchtbar interessant. Auch wenn es in deiner Situation und in diesem Fall nicht passt.


Am Ende möchte ich noch erwÀhnen, wenn das beschriebene tatsÀchlich geschehen ist, dann solltest du deinen Text nicht zur Kritik freigeben.
Wenn du jemandem ein Lied widmest, dann lass es einfach von Herzen kommen und beschreib es mit deinen eigenen ersten Worten die dir in den Sinn kommen. Sonst hast du am Ende einen Text der Spuren von Fremden in sich trÀgt, Intention, KreativitÀt, Assoziation die nicht von dir stammen.
Und etwas fremdes gehört nicht in einen Text, den du aus ganzem Herzen jemandem widmest, meinem Empfinden nach.

Besten Gruß
 
Hallo Harry,

ich lese deinen Text als den Abgesang eines Mörders an sein Opfer.

Nun gehöre ich allerdings zu denen, die der VerklĂ€rung eines Mordes noch nie etwas abgewinnen konnten. Weder Splatter noch Gore empfinde ich als amĂŒsant oder gar befreiend.

Und gerade heute lese ich die Reaktionen der Rechtsextremisten auf die Blutttat Breiviks und wenn mich etwas ekelt, dann der scheinheilige Tenor seiner Gesinnungsblocker, Brevik habe da "etwas falsch verstanden". -

Ich sehe handwerkliche SchwÀchen in Deinem Text. Zum Beispiel in der ersten Strophe die Gleichzeitigkeit von Abend und Nacht.

Aber nach den Ereignissen in Norwegen bin ich Deinem Text gegenĂŒber faktisch total verschlossen.

Betrachte das von mir aus als MEIN Problem: doch ich sehe in der VerklĂ€rung von Gewalt gleichzeitig auch eine BefĂŒrwortung von Gewalt.

Du nicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommt halt drauf an, was man draus macht. Nick Cave hat da in "Murder Ballads" ein ziemlich gruseliges Referenzwerk geschaffen, insbesondere durch den Einbezug von Dylans "Death is not the End" als Abschlussong. Johnny Cash hingegen hat in Songs wie "Delia's gone" auch in den Fokus gerĂŒckt, wie der VerzweiflungstĂ€ter im Nachhinein seine eigene Tat verkraftet. Das fĂ€llt hier weg, weil der TĂ€ter sich ja auch selbst richtet - zumindest verstehe ich's so.

Alex
 
Lieber Alex,

Nick Cave hat da in "Murder Ballads" ein ziemlich gruseliges Referenzwerk geschaffen, insbesondere durch den Einbezug von Dylans "Death is not the End" als Abschlussong. Johnny Cash hingegen hat in Songs wie "Delia's gone" auch in den Fokus gerĂŒckt, wie der VerzweiflungstĂ€ter im Nachhinein seine eigene Tat verkraftet. Das fĂ€llt hier weg, weil der TĂ€ter sich ja auch selbst richtet - zumindest verstehe ich's so.

Alex

Ich habe mich nicht pauschal gegen gruslige Balladen gewendet, sondern gegen eine VerklÀrung von Mord.
In diesem Zusammenhang hilft es uns zwei HĂŒbschen wohl kaum weiter, wenn Du lediglich erwĂ€hnst, dass Nick Cave 10 mörderische Balladen veröffentlichte. Ohne wenigstens anzudeuten, ob diese nun die Gewalt verklĂ€ren oder viel mehr erhellen.

Auch ich könnte einige bluttriefende Texte erwÀhnen, von Wedekind bis Hirsch.
Allerdings sind diese mMn eindeutig so geschrieben, dass sie sarkastisch oder komisch rĂŒber kommen.

Selbst Loriot watet in seinem Weihnachtsgedicht im Blut, ohne dass ich ihm Gewaltverherrlichung unterstellen wĂŒrde. Weil er so wunderbar ungerĂŒhrt am Weihnachtsfrieden rĂŒhrt. Was mich wiederum nachhaltiger rĂŒhrt als jedes andere zeitgenössische RĂŒhrstĂŒck.

Findest Du den vorliegenden Text sarkastisch? Oder komisch?

TatsÀchlich ist er wohl schlicht und einfach kitschig.
Und Kitsch bedeutet fĂŒr mich VerklĂ€rung.
Was mir unmittelbar nach dem Blutbad in Norwegen besonders auf die Nerven geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe deine Betroffenheit.

Peace and Love :)

Alex
 
Ui, doch so viel Resonanz, hab schon lang nicht mehr reingeschaut, Sorry :redface:
Zu Norwegen, da geht es mir nicht anders als euch, ich empfinde tiefe Trauer und auch Wut auf die TĂ€ter.
Mit irgendwelchen rechten Gedankengut hab ich (und hatte noch nie) nichts zu tun, sehe micht selber politisch eher leicht Links.
Zur Gewaltverherrlichung will und möchte ich eigendlich nichts beitragen, ich bin Pazifist.
Ich gebe offen zu das dass Lied in die Richtung von Nick Cave Murder Ballads geht, habe mich von Cave schon immer inpirieren lassen.
Ist eigendlich ein Gedankenfilm der bei einem ablÀuft, wenn ihm schlimmes passiert.
Ich bin euch aber sehr dankbar fĂŒr meine textlichen SchwĂ€chen die ihr mir hier aufzeigt, werde den Text auf jeden Fall nochmal ĂŒberarbeiten.
Dank euch.

Gruß Harry
 
Lieber Harry,

Mit irgendwelchen rechten Gedankengut hab ich (und hatte noch nie) nichts zu tun, sehe micht selber politisch eher leicht Links.
Zur Gewaltverherrlichung will und möchte ich eigendlich nichts beitragen, ich bin Pazifist.

Mir wiederum tut es leid, dass Du Dich offensichtlich genötigt siehst, Dich öffentlich politisch outen zu mĂŒssen..
Die Weltanschauung eines Autoren sollte seine Angelegenheit bleiben und steht hier fĂŒr mich nicht zur Diskussion.
Der Text allein spricht mMn fĂŒr oder gegen den Autoren.
(Außerdem fand ich unsere bisherigen Kontakte so nett, dass ich keinerlei böse Ahnungen hege.):)

Zum Text:

Ich finde, du beweist ein gutes GespĂŒr, AtmosphĂ€re auf zu bauen. Wenn auch spĂŒrbar im anachronistischen Gewand der Romantik
In der ersten Strophe stört mich die Gleichzeitigkeit von rotem Sonnenlicht und silbernen Mondlicht

Inhaltlich werde ich mich mal etwas mehr mit Nick Cave beschĂ€ftigen und mich ggf. noch mal hier melden, wenn ich wieder offener fĂŒr das Thema bin.

Alles Gute
 
Nein, genötigt fĂŒhlte ich mich keineswegs, zu diesem Statement steh ich öffentlich jederzeit. ;)

Das rote Licht der Sonne ist schwach und schwindet bald
Das Grau der Nacht legt sich sanft auf dein Gesicht

Ich verstehe was dich daran stört, ist mir so noch nicht aufgefallen.
FĂŒr mich war es einfach klar, nach einem Sonnenuntergang wird/ist es dann Nacht.
Aber vielleicht ist der Übergang in nur 2 Zeilen zu ruppig und schnell.

Vielleicht schaff ich es bis nÀchste Woche eine neue Fassung vorzulegen, dabei auch eure Tipps zu beherzigen.

Gruß Harry
 
Ich seh da zwischen Abend und Nacht auch keine Gleichzeitigkeit im Text. FĂŒr mich passiert das nacheinander, und das ist auch so lesbar. :gruebel:

Alex
 
nightman schrieb:
FĂŒr mich war es einfach klar, nach einem Sonnenuntergang wird/ist es dann Nacht.

und

jf.alex schrieb:
Ich seh da zwischen Abend und Nacht auch keine Gleichzeitigkeit im Text. FĂŒr mich passiert das nacheinander, und das ist auch so lesbar.

Könnte man durchaus Ansichtssache nennen.... aber es gibt da schon unsichtbare Regeln.

In einer ErzÀhlung finden vollendete und unvollendete Zeitformen ihre Anwendung;
werden ZeitsprĂŒnge mit AbsĂ€tzen markiert.
In einer Filmsequenz werden ZeitsprĂŒnge mit einem harten Schnitt oder eine Überblendung eingeleitet.
In einer Strophe sollte man mMn mittels Hilfskonstruktionen wie "dann" oder "eben noch....und nun"
oder einfach mittels wechselnder Zeitformen ZeitsprĂŒnge markieren.
(WĂŒrde mal behaupten, gerade die Romantiker haben sehr auf formale Aspekte geachtet.)

Und:

Aus vielen "Ach das geht schon" wird langsam ein dilettantischer Text . Aber das ist mir ein zu negativer Satz.
Ich wĂŒrde eher sagen wollen: aus einer flexiblen Sprachbenutzung erwachsen meistens - wie zur Belohnung - neue Wendungen.

Gruß
 
@Jongleur
Stimmt schon, gibt mir so auch einen guten Ansatz mittels Hilfskonstruktionen das Bild deutlicher, aber nicht weniger schön, zu beschreiben. :)

Gruß Harry
 
Vielleicht könntest du die ersten beiden Zeilen umstellen und ein bisschen umÀndern, in etwa so:

"Das rote Licht der Sonne war schwach und schwand sehr bald
Nun steigen die Nebel hoch ĂŒber dem finstren Wald"

Dann hĂ€ttest du die vom Jongleur vorgeschlagene Abgrenzung durch die Wechselnde Zeitform und hast vielleicht einen etwas "sinnvolleren" Zeitverlauf. Ich wĂŒrde dann vielleicht noch vorschlagen "dunkel" in "finster" zu Ă€ndern, damit der Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit noch etwas stĂ€rker raus kommt (Kann aber auch ein subjektives Empfinden sein, dass mir finster krasser vorkommt als dunkel).

Andererseits find ich grad den Einstieg mit dem Nebel und dem dunklen Wald ganz passend, da man direkt mit dem ersten Vers in die schaurige AtmosphÀre gezogen wird - andererseits bleibt der leichte "Zeitkonflikt". Ich find das zwar jetzt nicht so extrem unpassend, aber es ist tatsÀchlich nicht die perfekte Lösung.

Hmm... da beide Lösungen denk ich aber immer noch nicht perfekt sind, hast du vlt. schon mal darĂŒber nachgedacht den Vers mit dem Sonnenuntergang durch einen ganz neuen zu ersetzen? Auf Wald könnte man gut irgendwas mit "kalt" reimen, das wĂŒrde meiner Meinung nach noch ganz gut zur Stimmung passen.

Dann nochmal ein kurzes Statement zum Text selbst: Ich find, du hast ne gute AtmosphĂ€re aufgebaut, bestimmte Worte wie "Engel aus der Nacht" und "tausend rote Rosen" sind zwar kitschig, aber auch ziemlich passend fĂŒr diese Art von Text. Allerdings, aber das scheint mir dadurch dass du ein konkretes Vorbild genannt hast, auch nicht dein Anspruch gewesen zu sein, bietet der Text mir jetzt leider nicht die ganz großen neuen Überraschungsmomente.

Ps:
"Und eine TrÀne fÀllt herab im schönen fahlen Licht
Und leuchtet hell in deinem Waldesgrab"

An dieser Stelle wĂŒrde ich evtl. ein (vermutlich das erste) "und" streichen, kann aber sein, dass ich das gesungen gar nicht wahrnehmen wĂŒrde...

Schöne GrĂŒĂŸe,
Yannick ;)
 

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